Im - in meinen Augen zu Unrecht - viel gescholtenen Herr Der Ringe Rollenspiel von Decipher (auf deutsch von Pegasus[Rezi dazu hier im Gate]) gibt es eine sehr gelungene Ausführung zum Einsatz von Magie auf Mittelerde, ihrer Existenz und ihrer Bedeutung. Da wird schon dargelegt, was ich versuche im nachfolgenden in eigene Worte zu fassen.
In Mittelerde ist subtile Magie beinahe allgegenwärtig: Alles was die Elfen machen zum Beispiel, angefangen bei Lembas Brot oder den Umhängen Lotloriens bis hin zu der Tatsache, dass das Bruchtal den Augen des Feindes verborgen bleibt, all das ist magisch.
Die Magie Mittelerdes wird häufiger angetroffen, in Dingen die hergestellt werden, denen dann besondere magische Fähigkeiten zu Teil werden, als in gezielten Zauberhandlungen.
Ein Beispiel hierfür ist das Schimmern von Stich, wenn Orcs in der Nähe sind.
Magie in Mittelerde ist subtil und nicht so wuchtig. Sehr gelungen kann man das sehen, wenn Gandalf sich aus Minas Tirith begibt um den Nazgul Einhalt zu gebieten, die die zurückkehrenden Truppen belästigen. Er wirkt keinen Flammenstrahl, er zaubert ein gleissendes Licht und vertreibt damit die Häscher des Bösen (ähnlich übrigens wie Aragorn das Feuer nutzt, um die Nazghul zu vertreiben).
Überhaupt ist Gandalf ein Magier des Lichts. In Moria setzt er ein magisches Licht auf seinen Stab, er entzündet mit seiner Macht ein Feuer, wo die Gefährten keines entfachen können. Er ist nah an der Natur, an den Dingen, die Leben, wenn er zB cht mit dem König der Adler Gwahir spricht.
Dies alles sind in einer düsteren Welt wie Mittelerde bedeutende Aktionen, auch wenn sie im Vergleich zu einem Rollenspiel wie D&D sehr, sehr lasch erscheinen.
Sehr gut hat mir beispielsweise gefallen, dass auch Saruman einen Sturm wirken muss, um den Gefährten den Weg über den Caradras zu verwehren und einen Steinschlag zu erzeugen. Das ist angewandte Magie auf dem richtigen Level.
Das angesprochene Magierduell zwischen Gandalf und Saruman in Orthanc hat mich persönlich jetzt weniger überzeugt; es wäre aber eine fatale Fehlumsetzung gewesen, wenn hier mehr Feuer und Blitze zum Einsatz gekommen wären.
Wir sind ja nicht bei Star Wars.
Dagegen hat mir die zweite Auseinandersetzung Gandalfs mit Saruman, bei der Befreiung König Theodens von Grimas und Sarumans Einfluss sehr gut gefallen. Diese Begegnung war gut umgesetzt und zeigte ein Magierduell einmal anders.
Alles in allem ist der Einsatz der Magie in den Filmen von Jackson eine der Sachen, wo er der Romanvorlage am treuesten geblieben ist, und das ist auch gut so.
Tatsächlich kann ich es nachvollziehen, wenn man sich vorstellt, dass man mit dem größten Magier Mittlerdes unterwegs ist, dass man es sich als Zuschauer wünscht, dass er einen Balrog, einen Höhlentroll oder zumindest ein paar Orcs vor Helms Klamm mit etwa mächtig magischem bekämpft, aber das ist eben eine kindliche Haltung (die ich übrigens beim ersten lesen des Buches auch noch geteilt habe) die aber überhaupt nicht zum Setting passt.
Ausserdem wirkt vieles, was Gandalf (oder auch Elrond) wirken, einfach magisch, rührt aber aus der Umsetzung ihrers großen Wissens her. So verehren Gandalf die Hobbitkinder im Auenland für sein Feuerwerk, etwas, dass er nicht unbedingt mit Magie an den Abendhimmel zaubert. Elrond heilt mit seinen ihm innewohenden Fähigkeiten und seinem Wissen um heilende Dinge schlimme Wunden.
Überhaupt ist die Rolle der Fünf Zauberer, zu denen Radagast, Gandalf und auch Saruman gehören, nicht die als Kämpfer in der ersten Reihe, sondern die der wissenden Berater, die den Kräften des Guten zur Seite stehen, mehr mit Rat und nur selten mit Tat. Nur in höchster Not greifen diese denn dann doch zum Schwert.
Heute finde ich das alles sehr stimmig und bin dankbar, dass Jackson nicht der Versuchung erlegen ist, die magiebegabten Figuren noch und nöcher Special-Effects wirken zu lassen.