Autor Thema: Tagebücher eines Königs  (Gelesen 1117 mal)

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Rel

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Tagebücher eines Königs
« am: 26. Oktober 2008, 23:52:08 »
Moin moin,
Nach mehreren Kampagnenjahren auf den Vergessenen Reichen in Amn hab ich als Spieler dieser Kampagne angefangen, für meinen Charakter eine Art Tagebuch zu führen. Ich spiele dort einen Vampir, der sich im Land Amn, was in dieser Kampagne arg kriesengebeutelt ist, zum Herrscher aufgeschwungen hat, und dort mit den Tücken des Spielleiters und des anderen Spielers zu rechnen hat. Es treten recht viele bekannte Charaktere in der Kampagne auf, was ihr wohl beim anlesen schon bemerken werdet. Ich habe meinen Spaß an dieser Kampagne, und hoffe, dass sie noch viele Jahre andauern wird.
Und ich hoffe auch, dass ihr etwas Spaß beim Lesen haben werdet.

Diese Story ist verbunden mit der Storyhour vonGrindlorn,  der dort mein Spielleiter ist.
Wenn ihr inhaltliche Fragen habt, stellt sie gerne. Ich weiß grad nicht, was eine Erklärung bedarf, und was nicht, und was vielleicht auch gar nicht interessiert.
Wenn ihr den einen oder anderen Kommentar übrig habt, wäre ich dankbar, weil mir das Schreiben daran Spaß gemacht hat, und ich auch gerne wüsste, wie es außerhalb so ankommt. Aber genug der Worte, hier erstmal der erste Eintrag in die Tagebücher des Königs Rel Victor:

Memoiren des Königs Rel Victor Ryvanen:

1. Eintrag, 55. Tag des Jahres 1399 TZ:

Ab heute beginne ich, Rel, damit, meine Gedanken niederzuschreiben. Sollte mein Körper irgendwann vergehen, sollen diese Worte für die Nachwelt erhalten bleiben, um offene Fragen zu klären. Warum ich gerade jetzt anfange vermag ich nicht zu erklären, aber ich denke, dass die Ereignisse der letzten Tage etwas damit zu haben – das Erscheinen eines Toten, den der Abgrund besser bei sich gehalten hätte. Dort war er sicher vor meiner Rache.
Rache vor dem, was er mir angetan hat. Ich erfuhr davon über einen Mittelsmann. Über den, der letztendlich den perfiden Plan zum Mord an meiner Frau durchgeführt hat. Er selbst, Sharek De’Vir, zog es vor, in diesem Zeitraum durch den Tod Unsterblichkeit zu erlangen. Seit ich davon hörte, bin ich von einer inneren Leere ihm gegenüber erfüllt. Ich wusste nicht, wie ich mich rächen sollte. Schließlich lebte er zu diesem Zeitpunkt nicht, und damit fehlte mir das Ziel meiner Rachebemühungen. Auch wenn es vielleicht nicht geplant war, er brachte mich nicht nur um meine Frau, sondern auch um meine Rache. Ich musste meine Bemühungen also umverteilen. Was könnte ich ihm nehmen? Seinen Nachlass natürlich, die Überreste der Schattendiebe.
Also begann ich, die Schattendiebe, die er als Königsfedern eingesetzt hat, durch eigene Leute zu ersetzen, ohne, dass jemand es auch nur bemerkte. Außer den Königsfedern. Hat ihnen nichts gebracht – sterben mussten sie dennoch. Der springende Punkt jedoch ist: Es hat niemand bemerkt. Niemand hat sich bei mir beklagt von wegen wer sind denn die, die kenne ich nicht, wo sind unsere Leute? Ein ganz klares Zeichen, dass die Schattendiebe Meilen von ihrem alten Glanz, Lichtjahre vom aktuellen Einfluss von Shars Nacht, entfernt sind. Ihre eigenen Leute kümmern sie nicht, die Gesichter dieser nun wahrlich nicht vielen Leute sind nicht bekannt genug, dass man den Austausch bemerkt hätte. Welch ein Drama, seit Astagan, Harq und auch Vim verschwunden sind, haben die Schattendiebe nichts mehr, außer ihrer drei Tavernen. Misdrandor zieht es vor, sich anderen Gebieten zuzuwenden, Ratsch ist im Ruhestand, der Dorn ist alt. Andere Leute sind verschollen, oder es gibt sie einfach nicht mehr. Was hat der Schattenlord vor seinem Verschwinden nur getan?
Als Sharek wieder in der Stadt erschien – ich erfuhr es von den Verhüllten Magiern – hat auch er es nicht bemerkt. Doch das erscheinen meines alten Freundes hat dennoch für Aufregung gesorgt, und das nicht zu knapp. In einem kleinen Gespräch sprach er von rollenden Köpfen, und dass sich einiges ändern wird. Sharek, elender Tor, wie blind bist du?
Ich musste etwas unternehmen, durch unbedachte Handlungen – der alte Sharek ist wieder da, meinte er – könnte er das ganze Gefüge wieder aus der Bahn werfen. Ein falscher Toter, der nicht ersetzt werden kann, und wir haben ein Problem. Ich hatte außerdem noch eine Rechnung mit ihm offen. Ihm seine letzten Reste seiner Gilde zu nehmen und seine Ausrüstung, an der sehr zu hängen schien, zu entfernen, reicht mir nicht. Er tötete meine Frau, er nahm mir alles, was ich liebte. Dahlia, dein Andenken lasse ich nicht beschmutzen, es wird geehrt durch meine Rache! Er hat auch seine ach so wertvolle Seele verloren, um nicht zu sagen verschenkt oder gar verspielt, aber auch das reicht mir nicht, er hat noch zu viel! Tyche, vergib mir, doch ich kann deinen Worten nicht folgen, zu viel hat er mir angetan durch Intrigen, Morde, Vorenthaltungen von Informationen oder durch einfaches Ausgenutze!
Es ist Zeit für einen Schlussstrich!
Das Land Amn mit seinen Eigenheiten und Organisationen hilft mir dabei ungemein! Die Länder der Intrige tragen ihren Namen nicht zu Unrecht. Sharek erschien zurück, und er erhielt eine Magielizenz, weil er sonst seiner Aussage nach nichts machen könnte. Dieser Punkt würde in den nächsten 48 Stunden noch wichtig werden. Sharek verschwand mit der Lizenz. Dies sollte das letzte Mal sein, dass ich Sharek sah, bevor die Falle zuschnappte. Die Falle, die ich in der nächsten Nacht auslegen würde.
Alles beruht auf einer Nachricht, die ich eine Nacht später von meinen Königsfedern erhalten habe. Genau die Königsfedern, von denen Sharek denkt, es wären seine Schattendiebe. Er hat sie alle abkommandiert. Alle. Ohne mich zu unterrichten. Natürlich, in seinen Vorstellungen und nach dem Geheimvertrag, den die Schattendiebe mit der Regierung besaßen, mag dies durchaus stimmen, dennoch stehe ich den Königsfedern vor. Und ganz davon ab liefert er den Staat blank ans Messer ohne die verwaltende Riege. Um ihn nicht misstrauisch zu machen, schickte ich meine Königsfedern aus dem Umland Amns zu ihm. Außerhalb der Stadt würde zu lange dauern, da sie im ganzen Land verteilt sind.
Doch was wie ein guter Gedanke Shareks aussah, später sollte ich erfahren, dass er sie vor mir retten wollte, führte nur dazu, dass er sich mit 20 Feinden umgab, die auf die Befehle meiner selbst warteten.
Sharek also hinterging mich in diesem Moment ein weiteres Mal, zumindest versuchte er es, und hier sah ich den Zeitpunkt gekommen, ihm ein für alle Mal eine Lehre zu erteilen, die er so schnell nicht vergisst. Ich ging zu den Verhüllten Magiern, und ließ dort seine Lizenz zum ungestraften Wirken von Magie für nichtig erklären. Ebenfalls kündigte ich den Vertrag mit dieser Natter, er kostete mich eh nur Geld. Was hatte er mir schon noch zu bieten, als meine eigenen Männer zu befehligen? Das kann ich auch ganz gut selbst erledigen.
Damit die Maskerade meiner Leute nicht fällt, ließ ich nach ihnen suchen, hilflos und ahnungslos, und setzte einige fähige Leute meiner Freunde vom Tempel der Triade als kurzzeitigen Ersatz ein. Sharek war also seiner magischen Fähigkeiten beraubt. Und da ich seine Faulheit kenne, wird es keine drei Tage dauern, bis er sich in die Stadt teleportiert, oder sich raus teleporiert.
Es sollte eine Nacht dauern. Manche Leute sind einfach zu berechenbar.
Mitten in der Nacht wurde ich von meinem Bekannten Khollynnus benachrichtigt, dass sich Sharek in seinem Gefängnis befinde. Ich brauch auf der Stelle auf, und als ich ankam, sah ich den jämmerlichsten Haufen Dreck, der mir jemals untergekommen ist.
Ein halber Dunkelelf, gefangen in einer metallischen, elektrisch geladenen Entwöhnungszelle, aus der er nicht entkommen konnte. Er leistete Widerstand, natürlich, aber er wurde körperlich gebrochen. Seine Versuche, den Magier durch das zersplitterte Glas in die Zelle zu ziehen waren erbärmlich, und so erbarmte sich sein Gott ihm und ließ ihn ohnmächtig werden.
Als er erwachte, waren ihm seine Sachen bereits abgenommen worden. Er trug einzig einen Lendenschurz. Es sollte das wohl interessanteste Gespräch folgen, was ich seit Jahren belauschen durfte. Erst redete er gar nicht mit mir, er war sauer, entrüstet, und wohl auch in seiner Ehre gekränkt. Und er machte mir Vorwürfe. Er machte MIR Vorwürfe! Er! Dieser dreckige Balg einer Hure! Seinen sinngemäßen Wortlaut „Ich habe dich nach Strich und Faden verarscht die letzten Jahre, aber jetzt wollte ich es mal nicht tun, und da verarscht du mich ein mal! Und das nehme ich dir übel!“ kann ich nicht ernst nehmen. Ihr Götter, was habe ich verbrochen, dass ihr mir diese Plage zurück schickt? Jergal, warum hast du ihn nicht bei dir im Totenreich behalten, es wäre für alle besser gewesen. Für die Schattendiebe, für mich, für ihn und für alle Wesen auf dieser Welt. Und endlich hatte er den Anstand, zuzugeben, dass er meine Frau ermorden ließ. Doch nehme ich es ihm übel, wieso er es tat. Sie war eine potentielle Gefahr für mich. Klasse. Ist er auch, begeht er deshalb Selbstmord? Tötet er jeden, der eine Gefahr für mich darstellt? Davon gibt es genug, doch meine Frau ist das einzige Ziel seiner Mordlust. Dieser hirnlose Möchtegernheld soll mal seinen Verstand anschalten. Dahlia war machtgierig, und deshalb eine Gefahr für mich. Sie wäre Königin geworden! Wie viel Macht mehr kann man haben, dass man nach ihr zu streben versucht? Sie war meine Frau, sie lernte mich kennen, als ich noch ein niemand war, und doch liebten wir uns. Dahlia hat mich nie hintergangen. Warum sollte sie auch? Bin ich so blind, es nicht zu erkennen? Oder ist Sharek einfach nur paranoid? Paranoid, dass er noch mehr Anschluss verliert im Weltgeschehen, sollte Dahlia, eine der Eingeschworenen von Khollynnus mehr Macht erlangen und ihn damit indirekt stärken? Ich verstehe sein Handeln als nicht mehr als pure Bosheit und reinen Neid gepaart mit Paranoia! Und dafür hasse ich ihn, und dafür werde ich ihm auch noch seinen Rest nehmen! Dies waren meine Gedanken – und sind es noch immer – als ich mit ihm sprach. Ich hatte fest vor, ihn in diesem Gefängnis verrotten zu lassen, bis in alle Ewigkeit. Doch dann sprach er davon, dass er seine Leute vor mir retten wollte. Weil ich seine Gilde systematisch ausrotten und ins Verderben führen würde. Gut, damit hat er recht, aber er ist zu spät. Und das ist der Grund, wieso ich ihn frei ließ. Er soll das Ausmaß meiner Intrige im Ganzen zu spüren bekommen. Jede einzelne Facette Leid soll er erfahren in diesem Spiel. Wie ich erfuhr, war auch sein letzte Freund, Misdrandor, tot. Gestorben an diesem Abend, scheinbar bei einem Raubzug.
Sharek steht allein. Er hat niemanden mehr übrig. Seine Freunde haben sich abgekehrt, seine Mittel, die früher seine Freunde waren, sind tot. Die Schattendiebe bestehen aus einer Person. Seine letzte Anlaufstelle nehme ich ihm auch. Sharek ist Vorsitzender des Konzils der Sechs, der geheimen angeblich so mächtigen Untergrundorganisation. Der Händlerkönig Tolras führte diese vor Kurzem an, also denke ich, dass da noch eine Verbindung besteht.
Tolras wird in Kürze sterben.
So hat sich jegliches Blatt also gewendet. Sharek, einst erfolgreich, von vielen Verbündeten und einer gesunden Infrastruktur umgeben, steht alleine dar. Und ich, Rel Victor, stand einst alleine dar, ohne jegliche Freunde, ohne nichts, nur mit meiner damaligen Frau, die ein Verbündeter Shareks mir ebenfalls nahm. Heute bin ich König. Ich habe viele Freunde, viel, was ich benutzen kann, sprich viel Macht.
Im Grunde sollte ich Sharek dankbar sein. Er förderte meinen Aufstieg, in der Hoffnung, meine Stellung ausnutzen zu können. Doch er konnte das Spiel nicht kontrollieren, und so hat er verloren.
Damit ist auch meine letzte Verbindung in meine Vergangenheit gerissen. Nur zu Khollynnus existiert noch ein gutes Verhältnis, von meinen anderen Verbündeten höre ich nichts mehr. Sie sind tot, oder verschollen. Liegt vielleicht daran, dass es auch Shareks Freunde sind. Oder waren, vielmehr. Eine neue Ära in meinem Leben bricht also an, ein neues Kapitel, und ich denke, dass ich mit offeneren Augen durch das Leben wandern werde. Ich habe gelernt aus meinen Fehlern. Dadurch bin ich stärker geworden, reifer. Das haben andere nicht. Man lernt aus seinen Niederlagen, zumindest tun dies einige, die, die einen Überlebensinstinkt genießen.
Ich bin Rel Victor, der Sieger, und dies ist der Anfang meiner Geschichte.