Autor Thema: Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn  (Gelesen 10743 mal)

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Tigershark

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Bundestagswahl 2013
« Antwort #30 am: 31. August 2013, 13:06:35 »
1. Gehe ich eigentlich von einer Fehlannahme aus, wenn ich sage:
Der gesetzliche Mindestlohn wird viele (insbesondere kleine) Firmen entweder in die Miesen oder in den Bankrott treiben
-> Stellenabbau/Streichung
-> mehr Arbeitslosigkeit
Ich kann mir gut vorstellen (und sehe auch in meinem nahem Umfeld), dass es eben bei kleinen Firmen um jeden Hunderter im Monat ankommt, und da schlicht billige Arbeiter die einzige Möglichkeit sind, sich über Wasser zu halten. Diese Möglichkeit fällt durch den Mindestlohn doch flach.
Interessante Einstellung. Es muss Firmen erlaubt sein, die Arbeitskraft ihrer Mitarbeiter auszubeuten, indem sie Hungerlöhne zahlen, damit die Firma überleben kann? Weil sonst Arbeitsplätze verloren gehen und Menschen arbeitslos werden?

Das ist hierzulande aber auch ein echtes Phänomen. Mit dem Totschlagargument der angeblichen Vernichtung von Arbeitsplätzen kriegst du das deutsche Stimmvieh jedes mal auf's neue dazu, alle noch so absurden und menschenverachtenden Maßnahmen abzunicken, die angeblich zum Erhalt von Arbeitsplätzen getroffen werden müssen.

Ich sage: Eine Firma, deren Geschäftsmodell darauf beruht, dass sie ihre Mitarbeiter nicht vernünftig für ihre Arbeit bezahlen kann, die hat ein falsches Geschäftsmodell, und dabei kommt es auf die Größe der Firma nicht an. Eine Friseurkette, die einen Damenhaarschnitt, an dem die Angestellte mehr als eine Stunde arbeitet, für weniger als 15 EUR anbietet, die bietet ihre Dienstleistung schlicht zu billig an. Diese Fehlkalkulation auf die Mitarbeiter abzuwälzen, ist eine Unmöglichkeit.

Du formulierst das mit einem Elan so boshaft, unglaublich.
Also, zu allererst: Niemand ist gezwungen, sich so einen Job anzutun. Soweit ich weiß, zwingt dich niemand dazu, dass du einen solchen Job annimmst. Wenn Hartz IV das tut, dann ist das Problem bei Hartz IV, nicht bei der Arbeit.

Falsches Geschäftsmodell sagst du?
Meine Freundin arbeitet regelmäßig bei einer bekannten auf dem Marktplatz als Verkäuferin von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Marmelade, Schnaps, etc. Das Zeug kostet dort auf dem Markt ziemlich viel, also mehr als im Supermarkt. Die Herstellung dieser Waren ist für kleine Betriebe sehr aufwändig. Das kostet schlicht und ergreifend mehr Geld als die Massenabfertigung bei Schwartau. Wenn du jetzt Mindestlöhne von 10 Euro forderst und diesen Preis vollständig auf die Kunden ummünzt, verkauft sich das Zeug nicht mehr. (Oder kaufst du ein 200-Gramm-Glas Marmelade für >5€?) Du redest hier von Ausbeutung, Fakt ist: Es gibt Betriebe, die haben keine andere Wahl und krebsen am Existenzminimum und sind auf genau solche Stellen angewiesen.
Ich habe zudem gar nicht gesagt, dass ich prinzipiell gegen Mindestlohn bin, ich habe nur Bedenken, was z. B. mit der Stelle meiner Freundin passiert, wenn sowas eingeführt würde. Ich schätze, dann würde es entweder nicht oder schwarz weitergehen.

In fast ganz Europa gibt es mittlerweile Mindestlöhne. Ausnahme sind Italien, Dänemark, Schweden und Finnland, wo es aber zumindest Gesetze gegen Lohndumping gibt, und Deutschland, wo es weder Maßnahmen gegen Lohndumping noch einen gesetzlichen Mindestlohn gibt. Selbst in den USA gibt es einen  gesetzlichen Mindestlohn. Zahlreiche internationale Studien--in Europa und in den USA--haben gezeigt, dass das von den Liberalen verbreitete Schreckgespenst der Arbeitsplatzvernichtung im Niedriglohnsektor durch Mindestlöhne ein Ammenmärchen ist.
"Andere haben das, wir brauchen das auch!" ist argumentativ ziemlich schwach.

2. Nur so als Information: Ich leben für 240 Euro warm inc. Internet. Es gibt mehr Leute, die günstig wohnen. (Nein, ich wohne nicht bei Muddern oder auf Vitamin B)
Schön für dich (und Mersharr), dass ihr so günstig wohnt. Ich nehme an ihr studiert.
Falsch angenommen.

Und ihr glaubt, euer Studentendasein lässt sich auch nur ansatzweise mit dem täglichen Leben eines Niedrigstlohnarbeiters vergleichen? Könntet ihr jetzt eine Familie ernähren? Hätten Frau und Kind in eurer Butze Platz?
Wie Mersharr sagt: Hätte ich Frau und Kinder, hätte ich aber auch andere Einkünfte. Einkommen der Frau, Kindergeld, usw. Ich kann nicht darüber reden, was wäre und wie viel Geld ich dann hätte, ich kann das schlicht nicht überschauen.

Ihr wisst beide, dass eure derzeitige finanziell klamme Situation vorübergehend ist und ihr irgendwann mal zu den Besserverdienenden gehören werdet und euch dann auch was leisten könnt.
Ich KANN mir mehr leisten, aber ich will nicht. Warum soll ich eine großartige 240€-Butze aufgeben, um mehr zu zahlen und mehr Wohnfläche zu haben? Ist nicht meine erste Wohnung und ich hatte noch nie das Problem, eine billige Wohnung zu finden. Dass der typische Mietnomade da anderen Problemen ins Gesicht sehen muss, ist klar.

Für Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen ist Endstation. Möchtet ihr in 30 Jahren im Alter von 50 bis 60 noch immer so leben wie jetzt?
Wer will das schon? ;)
Stagnation ist Rückschritt ;)
Du hast nicht wirklich erwartet, dass ich dir Recht gebe, oder?

Dinin

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Bundestagswahl 2013
« Antwort #31 am: 31. August 2013, 13:27:06 »
Zitat
Zitat von: Xiam am 30. August 2013, 09:13:51

2. Nur so als Information: Ich leben für 240 Euro warm inc. Internet. Es gibt mehr Leute, die günstig wohnen. (Nein, ich wohne nicht bei Muddern oder auf Vitamin B)
Schön für dich (und Mersharr), dass ihr so günstig wohnt. Ich nehme an ihr studiert.
Zitat
Zitat von: Tigershark am 30. August 2013, 08:28:15
Falsch angenommen.
Du hast mehr als einmal gesagt, dass du Student bist. Also hast du gelogen? Naja mich wundert es nicht.

Zitat
Zitat von: Xiam am 30. August 2013, 09:13:51
Und ihr glaubt, euer Studentendasein lässt sich auch nur ansatzweise mit dem täglichen Leben eines Niedrigstlohnarbeiters vergleichen? Könntet ihr jetzt eine Familie ernähren? Hätten Frau und Kind in eurer Butze Platz?
Zitat
Wie Mersharr sagt: Hätte ich Frau und Kinder, hätte ich aber auch andere Einkünfte. Einkommen der Frau, Kindergeld, usw. Ich kann nicht darüber reden, was wäre und wie viel Geld ich dann hätte, ich kann das schlicht nicht überschauen.
Junge wo lebst du denn? Andere Einkünfte? Welche denn? Ah ja die Frau, welche sich zu hause um die Wohnung und die Kinder kümmert geht ja auch noch 40h arbeiten und natürlich das Kindergeld, klar das ist Reingewinn, weil Kinder brauchen ja nix zu essen, keine Klamotten, keine Windeln, kein Zimmer, kein Strom, keine Möbel... Wieder nur Schwachsinn aus deiner Richtung.
Manchmal ist es besser den Mund zu halten, somit die anderen glauben zu lassen man sein dumm, als zu antworten und seine Dummheit zu bestätigen.

Speren

  • Lektor
Bundestagswahl 2013
« Antwort #32 am: 31. August 2013, 13:31:07 »
@ Tigershark:
Schon mal die falsche Annahme.
Denn Deine Freundin hat bei der Beschreibung keine Vollzeitstelle inkl. Sozialabgaben durch den Arbeitgeber.
Wenn der Produzent der Waren kalkulatorische Fehler macht, ist das zwar durchaus schade, wenn er dadurch insolvent gehen sollte, aber leider sein Problem. Entweder erschafft die Arbeit ohne Angestellte oder stellt jemanden ein, dem er keine Dumping-Löhne zahlt.

Außerdem kommt hier die Lohn-Preis-Spirale ins Spiel, diesmal allerdings mit positiven Auswirkungen:
Höhere Löhne lassen es nämlich zu, dass auch mehr Menschen darüber nachdenken können, sich teurere Produkte zu leisten. Abgesehen natürlich von der "Geiz-ist-geil"-Mentalität vieler Deutschen; die wird man wohl nie ganz rausbekommen.

Zitat
Ist nicht meine erste Wohnung und ich hatte noch nie das Problem, eine billige Wohnung zu finden. Dass der typische Mietnomade da anderen Problemen ins Gesicht sehen muss, ist klar.
Dies ist, sorry, populistischer Quatsch.
Denn ein "Ich habe nie Probleme mit einer billigen Wohnung gehabt" zeugt nur davon, dass Du schlichtweg Glück mit der Gegend hast, in der Du wohnst. Und ja, 45qm² Single-Wohnungen sind tatsächlich leichter zu haben (bzw. waren es; in Studentenstädten sieht das auch wieder ganz anders aus) als Familienwohnungen ab 60qm²+.

Das hat nichts mit Mietnomadentum zu tun, sondern schlichtweg damit, dass in vielen Gebieten es keine bezahlbaren Wohnungen für einige Einkommensschichten gibt.

Ich habe jetzt bis letzten Monat 6 Monate lang eine Wohnung mit meiner Lebensgefährtin gesucht. Größere 3 - 4-Zimmerwohnungen waren häufig kaum vorhanden bzw. Kernschrott (sprich: Mussten vom neuen Mieter saniert werden) oder schlichtweg zu teuer für viele Menschen. Und wir reden hier vom Ruhrgebiet/Niederrhein mit noch relativ moderaten Mietpreisen.

Edit:
Moderatere Sprache.
« Letzte Änderung: 31. August 2013, 13:53:12 von Speren »
No one touches the faerie!

Xiam

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  • Mörder der 4E
Bundestagswahl 2013
« Antwort #33 am: 31. August 2013, 13:41:10 »
Zitat
Zitat von: Xiam am 30. August 2013, 09:13:51

2. Nur so als Information: Ich leben für 240 Euro warm inc. Internet. Es gibt mehr Leute, die günstig wohnen. (Nein, ich wohne nicht bei Muddern oder auf Vitamin B)
Schön für dich (und Mersharr), dass ihr so günstig wohnt. Ich nehme an ihr studiert.
Zitat
Zitat von: Tigershark am 30. August 2013, 08:28:15
Falsch angenommen.
Du hast mehr als einmal gesagt, dass du Student bist. Also hast du gelogen? Naja mich wundert es nicht.
Vielleicht hat er abgebrochen, weil es aussichtslos war... würde mich bei den Milchmädchenrechnungen auch nicht weiter wundern.

Also, zu allererst: Niemand ist gezwungen, sich so einen Job anzutun. Soweit ich weiß, zwingt dich niemand dazu, dass du einen solchen Job annimmst. Wenn Hartz IV das tut, dann ist das Problem bei Hartz IV, nicht bei der Arbeit.
Achso, ist das Problem von HartzIV, nicht von Arbeit. Ja, wenn das so ist, dann ist das hier
Meine Freundin arbeitet regelmäßig bei einer bekannten auf dem Marktplatz als Verkäuferin von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Marmelade, Schnaps, etc. Das Zeug kostet dort auf dem Markt ziemlich viel, also mehr als im Supermarkt. Die Herstellung dieser Waren ist für kleine Betriebe sehr aufwändig. Das kostet schlicht und ergreifend mehr Geld als die Massenabfertigung bei Schwartau. Wenn du jetzt Mindestlöhne von 10 Euro forderst und diesen Preis vollständig auf die Kunden ummünzt, verkauft sich das Zeug nicht mehr. (Oder kaufst du ein 200-Gramm-Glas Marmelade für >5€?) Du redest hier von Ausbeutung, Fakt ist: Es gibt Betriebe, die haben keine andere Wahl und krebsen am Existenzminimum und sind auf genau solche Stellen angewiesen.
wohl auch nicht das Problem von zu teuren Arbeitskosten sondern von zu geizigen Kunden, die nicht mehr bereit sind, den Wert der Arbeit auch zu bezahlen.
In fast ganz Europa gibt es mittlerweile Mindestlöhne. Ausnahme sind Italien, Dänemark, Schweden und Finnland, wo es aber zumindest Gesetze gegen Lohndumping gibt, und Deutschland, wo es weder Maßnahmen gegen Lohndumping noch einen gesetzlichen Mindestlohn gibt. Selbst in den USA gibt es einen  gesetzlichen Mindestlohn. Zahlreiche internationale Studien--in Europa und in den USA--haben gezeigt, dass das von den Liberalen verbreitete Schreckgespenst der Arbeitsplatzvernichtung im Niedriglohnsektor durch Mindestlöhne ein Ammenmärchen ist.
"Andere haben das, wir brauchen das auch!" ist argumentativ ziemlich schwach.
Zu antworten, dass ein Argument ziemlich schwach sei ist natürlich bedeutend tiefsinniger  ::)

Dann erkläre mir doch mal stichhaltig, wieso ein Mindestlohn bei unseren europäischen Nachbarn nicht die Auswirkungen hat, von denen uns die neoliberale Lobby gebetsmühlenartig eintrichtert, dass er sie hätte, wenn wir ihn auch in Deutschland einführen würden. So sehr unterscheidet sich unsere deutsche Arbeitswelt und Wirtschaft nun auch nicht von der in anderen westeuropäischen Ländern. Aber du hast sicher eine Erklärung.
« Letzte Änderung: 31. August 2013, 13:45:12 von Xiam »
1984 was not supposed to be an instruction manual.

Zechi

  • Globaler Moderator
Bundestagswahl 2013
« Antwort #34 am: 31. August 2013, 13:42:28 »
Bislang verlief die Diskussion hier weitestgehend vorbildlich :thumbup: Bitte denkt aber daran, dass politische Themen manchmal heikel zu diskutieren sind, weil man schnell emotional wird und andere leicht provozieren kann. Also achtet bitte sehr genau auf eure Wortwahl.

By the way würde ich davon abraten, einzelne Beiträge immer so zu zerpfücken. Das macht das ganze unübersichtlich und zudem hängt man sich zu sehr an einzelnen Aussagen auf, die dann häufig aus dem Kontext gerissen sind.

Ich habe zudem das Theme gesplitted, da sonst zu sehr durchmischt diskutiert wird, weitere Themen des Wahl-o-Mat sollten ebenfalls in neuen Threads gestartet werden.
« Letzte Änderung: 31. August 2013, 13:44:46 von Zechi »
Planen ist alles, Pläne sind nichts.

Mersharr

  • Mitglied
Bundestagswahl 2013
« Antwort #35 am: 31. August 2013, 14:03:07 »
Zitat
Zitat von: Xiam am 30. August 2013, 09:13:51
Und ihr glaubt, euer Studentendasein lässt sich auch nur ansatzweise mit dem täglichen Leben eines Niedrigstlohnarbeiters vergleichen? Könntet ihr jetzt eine Familie ernähren? Hätten Frau und Kind in eurer Butze Platz?
Zitat
Wie Mersharr sagt: Hätte ich Frau und Kinder, hätte ich aber auch andere Einkünfte. Einkommen der Frau, Kindergeld, usw. Ich kann nicht darüber reden, was wäre und wie viel Geld ich dann hätte, ich kann das schlicht nicht überschauen.
Junge wo lebst du denn? Andere Einkünfte? Welche denn? Ah ja die Frau, welche sich zu hause um die Wohnung und die Kinder kümmert geht ja auch noch 40h arbeiten und natürlich das Kindergeld, klar das ist Reingewinn, weil Kinder brauchen ja nix zu essen, keine Klamotten, keine Windeln, kein Zimmer, kein Strom, keine Möbel... Wieder nur Schwachsinn aus deiner Richtung.

Na also wenn das dein Frauenbild ist....
Ich weiß ja nicht wo du lebst, aber ich lebe in einem Land mit (annähernder) Gleichberechtigung, wo beide Partner Hausarbeit, Kinderbetreuung und auch das Geldverdienen übernehmen (zumindest in der jüngeren Generation).
Aber ich hab ja keine Ahnung, ich habe weder Interesse an Frauen, noch daran, meine Gene weiterzugeben.
« Letzte Änderung: 31. August 2013, 14:11:48 von Mersharr »

Dinin

  • Mitglied
Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #36 am: 31. August 2013, 14:11:32 »
Na jetzt versteht du mich aber absichtlich falsch und lenkst vom Thema ab. Darum geht es doch gar nicht. Von mir aus bleibt auch der Mann zu Hause, Gleichberechtigung will ich gar nicht in Frage stellen. Es geht darum, dass ein Elternteil nicht unbedingt in Lage ist nach der Geburt des Kindes weiterhin 40h arbeiten zu gehen, weil nun ganz andere Verpflichtungen auf einen zukommen. Es muss doch klar sein, dass nach der Geburt eines Kindes das Geld nicht mehr wird, sondern weniger.
Zitat
Junge wo lebst du denn?
Damit solltest auch nicht du dich angesprochen fühlen.
Manchmal ist es besser den Mund zu halten, somit die anderen glauben zu lassen man sein dumm, als zu antworten und seine Dummheit zu bestätigen.

Mersharr

  • Mitglied
Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #37 am: 31. August 2013, 14:36:11 »
Na jetzt versteht du mich aber absichtlich falsch und lenkst vom Thema ab. Darum geht es doch gar nicht. Von mir aus bleibt auch der Mann zu Hause, Gleichberechtigung will ich gar nicht in Frage stellen. Es geht darum, dass ein Elternteil nicht unbedingt in Lage ist nach der Geburt des Kindes weiterhin 40h arbeiten zu gehen, weil nun ganz andere Verpflichtungen auf einen zukommen. Es muss doch klar sein, dass nach der Geburt eines Kindes das Geld nicht mehr wird, sondern weniger.
Dass das Geld nicht mehr wird ist klar, die Frage ist, ob es zum Leben reicht.
Da mit Kindern zu argumentieren finde ich in der Debatte um Mindestlohn fehl am Platz. Mindestlohn soll Lohndumping verhindern und arbeitenden Menschen einen Mindest-Lebensstandart garantieren. Er soll weder ein Standard, noch die Verhandlungsgrundlage der Arbeitgeber sein.
Damit ausreichend Geld für Kinder da ist sollten stattdessen das Elterngeld erhöht (oder zumindest die Berechnungsgrundlage verändert) und kostenlose KiTa-Plätze garantiert werden.
« Letzte Änderung: 31. August 2013, 14:37:46 von Mersharr »

Moira

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Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #38 am: 31. August 2013, 15:07:32 »
Zitat
Ist nicht meine erste Wohnung und ich hatte noch nie das Problem, eine billige Wohnung zu finden. Dass der typische Mietnomade da anderen Problemen ins Gesicht sehen muss, ist klar.

Als betroffener Mietnomade melde ich mich einmal zu Wort. In unserem Städtchen hat sich innerhalb der letzten 5 Jahre eine Baufirma aufgeschwungen (damals noch von Bürgermeister gelobt, heute als Immobilienmafia betitelt), welche erstens einen kompletten Stadtteil "besitzt", Häuser baut, und diese für 10 € Kaltmiete pro m² aufwärts vermietete, wodurch der Mietspiegel zwangsläufig anstieg. Neuerdings bauen sie aber nur noch aufgekaufte Quelle-Häuser, und Grundstücke, oder andere Häuser drum herum auf, bauen sie um, sodass 1-2 Zimmerwohnungen entstehen, verkaufen sie als Anlageprojekte, und die Wohnungen werden dann ebenfalls am 10€ aufwärts vermietet.

Nun haben wir das Problem, dass wir zu viert sind, und es kaum noch Wohnraum mit 4 Zimmern gibt, und wenn, dann können wir uns diesen mit an den Mietspiegel angepasster Miete nicht bezahlen, oder Kinder und Haustiere sind nicht erwünscht. Klar, ohne Kinder brauche ich ja auch eine 4 Zimmerwohnung. Und diese Situation hat sich auch auf die Vorörtchen ausgebreitet.
Du siehst hoffentlich das Dilemma?

Ich arbeite auch ab und zu auf dem Wochenmarkt, und kann nicht erwarten, dass mir hier ein Mindestlohn gezahlt wird, weil ich ja gar nicht voll angestellt bin. Übrigens bekomme ich gar keinen Lohn dafür sondern eine Kiste mit Obst und Gemüse, welches ich mir aussuchen kann.
"Nur die Lügen brauchen die Stütze der Staatsgewalt, die Wahrheit steht von ganz alleine aufrecht!" Carl Theodor Körner

Mersharr

  • Mitglied
Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #39 am: 31. August 2013, 15:23:27 »
Übrigens bekomme ich gar keinen Lohn dafür sondern eine Kiste mit Obst und Gemüse, welches ich mir aussuchen kann.
Guter Punkt, darüber muss man mal nachdenken.

Nightmoon

  • Mitglied
    • Schicksalsstreiter
Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #40 am: 31. August 2013, 16:36:18 »
@Speren:
Wenn 8€ Mindestlohn gelten würde, würde man ja lieber gelernte Kräfte einstellen als Schüler, was demnach halt negativ für die Schüler wäre, welche derzeit die Jobs der gelernten Verkäufer machen.

Zum Thema:
Hab da einfach ne etwas andere Sicht drauf, da ich die gesamte christlich geprägte deutsche Arbeitsmoral fragwürdig finde. Niemand sollte in meinen Augen nen Job machen müssen, den er ätzend findet, nur um seinen Wert für die Gesellschaft zu demonstrieren und zu verteidigen. Wenn sich aber jemand schon dazu bereit erklärt nen Job zu machen den keiner will, dann sollte er auch entsprechend gut bezahlt werden. Es wäre aber für mich auch kein Grund sich zu schämen weil man arbeitslos ist und nach einem Job sucht, der einem auch Spaß macht.

Speren

  • Lektor
Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #41 am: 31. August 2013, 16:55:21 »
Zitat
@Speren:
Wenn 8€ Mindestlohn gelten würde, würde man ja lieber gelernte Kräfte einstellen als Schüler, was demnach halt negativ für die Schüler wäre, welche derzeit die Jobs der gelernten Verkäufer machen.
Wieso zum Henker sollten sie eine gelernte Fachkraft anstellen?
Wie kommst Du darauf?  :blink:
No one touches the faerie!

Moira

  • Mitglied
Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #42 am: 31. August 2013, 17:11:06 »
Zitat
@Speren:
Wenn 8€ Mindestlohn gelten würde, würde man ja lieber gelernte Kräfte einstellen als Schüler, was demnach halt negativ für die Schüler wäre, welche derzeit die Jobs der gelernten Verkäufer machen.
Wieso zum Henker sollten sie eine gelernte Fachkraft anstellen?
Wie kommst Du darauf?  :blink:

Ich glaube, er meinte "Wenn nur 8€ Mindestlohn........"

Dann wäre es für mich zumindest logisch, dass man lieber gelernte Billigarbeitskräfte, statt Schüler einstellt.
Ehrlich gesagt haben bei uns zumindest die Schüler ein extrem schweres Los einen Ferienjob zu bekommen, da sie bei So Sachen wie Zeitung oder Werbung austragen oft noch mit Rentnern konkurieren müssen, und Konzerne wie Siemens oder Bosch wollen lieber Studenten.
"Nur die Lügen brauchen die Stütze der Staatsgewalt, die Wahrheit steht von ganz alleine aufrecht!" Carl Theodor Körner

Tigershark

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Bundestagswahl 2013
« Antwort #43 am: 31. August 2013, 21:51:53 »
Zitat
Zitat von: Xiam am 30. August 2013, 09:13:51

2. Nur so als Information: Ich leben für 240 Euro warm inc. Internet. Es gibt mehr Leute, die günstig wohnen. (Nein, ich wohne nicht bei Muddern oder auf Vitamin B)
Schön für dich (und Mersharr), dass ihr so günstig wohnt. Ich nehme an ihr studiert.
Zitat
Zitat von: Tigershark am 30. August 2013, 08:28:15
Falsch angenommen.
Du hast mehr als einmal gesagt, dass du Student bist. Also hast du gelogen? Naja mich wundert es nicht.
Du kannst mir ja unterstellen, was du willst. Aber ich habe mein Studium vor fast 2 Jahren (erfolgreich) abgeschlossen. Schau mal, ob du seitdem irgend eine andere Aussage findest.

Aber solche Aussagen von dir wundern mich nicht.

Zitat
Zitat von: Xiam am 30. August 2013, 09:13:51
Und ihr glaubt, euer Studentendasein lässt sich auch nur ansatzweise mit dem täglichen Leben eines Niedrigstlohnarbeiters vergleichen? Könntet ihr jetzt eine Familie ernähren? Hätten Frau und Kind in eurer Butze Platz?
Zitat
Wie Mersharr sagt: Hätte ich Frau und Kinder, hätte ich aber auch andere Einkünfte. Einkommen der Frau, Kindergeld, usw. Ich kann nicht darüber reden, was wäre und wie viel Geld ich dann hätte, ich kann das schlicht nicht überschauen.
Junge wo lebst du denn? Andere Einkünfte? Welche denn? Ah ja die Frau, welche sich zu hause um die Wohnung und die Kinder kümmert geht ja auch noch 40h arbeiten und natürlich das Kindergeld, klar das ist Reingewinn, weil Kinder brauchen ja nix zu essen, keine Klamotten, keine Windeln, kein Zimmer, kein Strom, keine Möbel... Wieder nur Schwachsinn aus deiner Richtung.
Na also wenn das dein Frauenbild ist....
Ich weiß ja nicht wo du lebst, aber ich lebe in einem Land mit (annähernder) Gleichberechtigung, wo beide Partner Hausarbeit, Kinderbetreuung und auch das Geldverdienen übernehmen (zumindest in der jüngeren Generation).
Aber ich hab ja keine Ahnung, ich habe weder Interesse an Frauen, noch daran, meine Gene weiterzugeben.
+1

@Moira: Mein Nebensatz zu Mietnomaden sollte absolut nicht offensiv sein. Tut mir leid, wenn du dich da angegriffen fühltest.


In fast ganz Europa gibt es mittlerweile Mindestlöhne. Ausnahme sind Italien, Dänemark, Schweden und Finnland, wo es aber zumindest Gesetze gegen Lohndumping gibt, und Deutschland, wo es weder Maßnahmen gegen Lohndumping noch einen gesetzlichen Mindestlohn gibt. Selbst in den USA gibt es einen  gesetzlichen Mindestlohn. Zahlreiche internationale Studien--in Europa und in den USA--haben gezeigt, dass das von den Liberalen verbreitete Schreckgespenst der Arbeitsplatzvernichtung im Niedriglohnsektor durch Mindestlöhne ein Ammenmärchen ist.
"Andere haben das, wir brauchen das auch!" ist argumentativ ziemlich schwach.
Zu antworten, dass ein Argument ziemlich schwach sei ist natürlich bedeutend tiefsinniger  ::)

Dann erkläre mir doch mal stichhaltig, wieso ein Mindestlohn bei unseren europäischen Nachbarn nicht die Auswirkungen hat, von denen uns die neoliberale Lobby gebetsmühlenartig eintrichtert, dass er sie hätte, wenn wir ihn auch in Deutschland einführen würden. So sehr unterscheidet sich unsere deutsche Arbeitswelt und Wirtschaft nun auch nicht von der in anderen westeuropäischen Ländern. Aber du hast sicher eine Erklärung.
Wieso sollte ich das erklären, ich hab doch nirgendwo gesagt, dass ich Mindestlohn unsinnig etc. finde. Davon weißt du es eh besser. Ich habe die Tür in dieses Thema mit einer Frage aufgestoßen, weil ich bei dem Thema Bedenken habe. Und diese Bedenken führe ich hier weiter aus. Wenn du mir sinnvoll erklärst, warum das so sein muss und warum es in anderen Ländern besser läuft, kannst du das gerne tun, ich kann es nicht.
Auf den Rest deines Posts antworte ich mal nicht. Da soll mir mal noch mal jemand vorwerfen, ich wäre immer der, der die Angriffe startet...

@ Tigershark:
Schon mal die falsche Annahme.
Denn Deine Freundin hat bei der Beschreibung keine Vollzeitstelle inkl. Sozialabgaben durch den Arbeitgeber.
Wenn der Produzent der Waren kalkulatorische Fehler macht, ist das zwar durchaus schade, wenn er dadurch insolvent gehen sollte, aber leider sein Problem. Entweder erschafft die Arbeit ohne Angestellte oder stellt jemanden ein, dem er keine Dumping-Löhne zahlt.

Außerdem kommt hier die Lohn-Preis-Spirale ins Spiel, diesmal allerdings mit positiven Auswirkungen:
Höhere Löhne lassen es nämlich zu, dass auch mehr Menschen darüber nachdenken können, sich teurere Produkte zu leisten. Abgesehen natürlich von der "Geiz-ist-geil"-Mentalität vieler Deutschen; die wird man wohl nie ganz rausbekommen.

Zitat
Ist nicht meine erste Wohnung und ich hatte noch nie das Problem, eine billige Wohnung zu finden. Dass der typische Mietnomade da anderen Problemen ins Gesicht sehen muss, ist klar.
Ein "Ich habe nie Probleme mit einer billigen Wohnung gehabt" zeugt nur davon, dass Du schlichtweg Glück mit der Gegend hast, in der Du wohnst.
Mag sein. Ich kann nur von meiner Erfahrung sprechen.
Du hast nicht wirklich erwartet, dass ich dir Recht gebe, oder?

Sword of Cyric

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Bundestagswahl 2013
« Antwort #44 am: 31. August 2013, 21:58:37 »
wohl auch nicht das Problem von zu teuren Arbeitskosten sondern von zu geizigen Kunden, die nicht mehr bereit sind, den Wert der Arbeit auch zu bezahlen.
Der Wert einer Ware ist nicht das was die Herstellung gekostet hat, sondern das was der Kunde dafür zu zahlen bereit ist.

Wenn die Herstellungskosten die Zahlungsbereitschaft überschreiten, dann hat man schlicht Wert vernichtet.
Niemand sollte in meinen Augen nen Job machen müssen, den er ätzend findet, nur um seinen Wert für die Gesellschaft zu demonstrieren und zu verteidigen.
Und wenn er das eben nicht tun will, wieso sollte er dann einen Anspruch auf Waren und Dienstleistungen haben die andere in ihren Jobs herstellen?
Dude, don't taunt the god-killing abomination.