Autor Thema: Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn  (Gelesen 10637 mal)

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Wormys_Queue

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Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #60 am: 01. September 2013, 22:19:39 »
Den wenigstens Arbeitnehmern macht Ihr Job Freude. Wenn man diversen Studien glauben mag, haben sogar 25% der deutschen Arbeitnehmer längst innerlich gekündigt.

Was die Gesellschaft zunehmend mit steigenden Kosten im Gesundheitsbereich bezahlt. Ich habe zum Beispiel (noch) sehr viel Freude an meinem Beruf, wundere mich aber nicht im geringsten, dass soviele Kollegen in den Pflegeberufen krank werden und viele schon vor dem eigentlichen Rentenalter aufgeben. Und das gibt es sicher nicht nur bei uns.

Das hat mit dem Mindestlohn nur mittelbar zu tun, aber wenn man darüber nachdenkt, dass die Wohlstandsschere in Deutschland immer weiter auseinanderklafft, halte ich die Argumentation mit Angebot und Nachfrage schon für ein bissl zynisch. Den Deutschen ihre "Geiz ist Geil"-Mentalität vorzuhalten, wenn viele davon das minderwertige Hackfleisch beim Discounter nur deswegen kaufen, weil sie sich das qualitativ hochwertigere Fleisch beim Metzger im Ort einfach nicht leisten können, halte ich für ziemlich heftig.

Wobei ich ausdrücklich anmerken möchte, dass ich Nightmoons Einstellung auch nicht teile. Wenn man (innerhalb eines gewissen Rahmens) eine bezahlte Tätigkeit ablehnt, nur weil sie nicht dem eigenen Traumberuf entspricht, gehört man deswegen ganz sicher nicht zu den sozial Schwächeren, denen der Sozialstaat unter die Arme greifen muss. Ein Tritt in den Hintern ist da durchaus angemessen.

Hilft nur leider den vielen Leuten nicht, die zu einer unglaublich miesen Entlohnung, mit der sie kaum ihr Leben fristen können, arbeiten gehen, gerade weil sie nicht als Schmarotzer abgestempelt werden wollen.
Think the rulebook has all the answers? Then let's see that rulebook run a campaign! - Mike Mearls
Wormy's Worlds

Speren

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Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #61 am: 02. September 2013, 00:04:48 »
Zitat
Den Deutschen ihre "Geiz ist Geil"-Mentalität vorzuhalten, wenn viele davon das minderwertige Hackfleisch beim Discounter nur deswegen kaufen, weil sie sich das qualitativ hochwertigere Fleisch beim Metzger im Ort einfach nicht leisten können, halte ich für ziemlich heftig.
Da hast Du mich falsch verstanden.

Ich halte diese Mentalität vielen Deutschen vor, allerdings unabhängig von ihrem Einkommen. Nehme mich da selbst dabei ja sehr oft nicht aus.
Nur sind wir da bei einer anderen Diskussion, Stichwort: Im Einzelhandel beraten lassen und im Internet einkaufen z. B..

Meine "Geiz ist geil"-Anmerkung ging in die Richtung, dass man sich etwas leisten könnte, aber nicht bereit ist, das Geld dafür zu investieren.
« Letzte Änderung: 02. September 2013, 00:06:50 von Speren »
No one touches the faerie!

Moira

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Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #62 am: 02. September 2013, 11:16:21 »
Den Deutschen ihre "Geiz ist Geil"-Mentalität vorzuhalten, wenn viele davon das minderwertige Hackfleisch beim Discounter nur deswegen kaufen, weil sie sich das qualitativ hochwertigere Fleisch beim Metzger im Ort einfach nicht leisten können, halte ich für ziemlich heftig.

Gerade den Vorwurf mit Lebensmitteln halte ich überhaupt nicht für heftig. Ich sehe hier eher dass die Leute auf Masse statt Klasse trainiert wurden, und auch gar nicht mehr einsehen wollen, dass das Leben zu kurz ist um Lebensmittel zu konsumieren, die nur noch mittels Geschmacksverstärkern, Aromen und Konservierungsmittel ansehnlich und schmackhaft sind, oder auch, dass sie nicht jeden Tag Fleisch essen müssen, oder wieviel vom Discounterobst oder -Gemüse weggeworfen wird, weil es nicht schmeckt, oder schon schlecht ist.
"Nur die Lügen brauchen die Stütze der Staatsgewalt, die Wahrheit steht von ganz alleine aufrecht!" Carl Theodor Körner

Durion-Gollor

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Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #63 am: 02. September 2013, 14:14:21 »
Sehe ich wie Moira.

Man kann mit wenig Geld sehr gut essen, wenn man sich ein wenig Arbeit macht. Ich hab genug Geld um genug essen zu kaufen, trotzdem mache ich schonmal Krautsalat oder Rotkohl selber. Schmeckt besser und kostet einen Bruchteil von einer Dose/ einem Glas. Hätte ich weniger Geld (und dann vermutlich mehr Zeit) würde ich mehr Essen selbst komplett zubereiten.

Fleisch benötigt kein Mensch jeden Tag. Fleischlose Ernährung ist tendenziell sehr günstig, jedenfalls kann sie sehr gesund, gut und günstig sein. Für das bei den Beilagen gesparte Geld kann man problemlos auch qualitativ hochwertiges Fleisch kaufen. Und davon auch ein bisschen weniger, man verhungert schon nicht davon.
Dann mal hin und wieder ein Stück Wild beim örtlichen Jäger erwerben und man hat sogar bestes Biofleisch von völlig frei laufenden Tieren  :thumbup:

Moira

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Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #64 am: 02. September 2013, 15:55:42 »
Und zur Arbeitsdebatte: Letztendlich wird doch jedem Arbeitnehmer früher oder später bewusst, dass er sich im Grunde prostituiert, ob nun seine körperliche oder geistige Leistung, um im Kapitalfeudalismus bestehen zu können.
Kannst du hierzu mal deine Definition von Prostitution angeben?

Ich dachte der Satz wäre selbsterklärend.  :-\
Prostitution ist in meinen Augen, wenn du dich, deinen Körper, einen Teil deines Körpers, oder auch deiner Hirnleistung verkaufen musst, um von dem Ertrag leben zu können.
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Hautlappen

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Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #65 am: 02. September 2013, 16:53:05 »
Dann ist jedwede Arbeit die nicht auf Subsistenz beruht Prostitution. Aber ich denke ich weiss worauf du hinaus willst bzw. würde dir in der Tendenz zustimmen.
"I have no expression on my face" (Tuvok)

Nightmoon

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    • Schicksalsstreiter
Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #66 am: 02. September 2013, 17:49:40 »
@Wormy:

Zitat
Wobei ich ausdrücklich anmerken möchte, dass ich Nightmoons Einstellung auch nicht teile. Wenn man (innerhalb eines gewissen Rahmens) eine bezahlte Tätigkeit ablehnt, nur weil sie nicht dem eigenen Traumberuf entspricht, gehört man deswegen ganz sicher nicht zu den sozial Schwächeren, denen der Sozialstaat unter die Arme greifen muss. Ein Tritt in den Hintern ist da durchaus angemessen.

Hilft nur leider den vielen Leuten nicht, die zu einer unglaublich miesen Entlohnung, mit der sie kaum ihr Leben fristen können, arbeiten gehen, gerade weil sie nicht als Schmarotzer abgestempelt werden wollen.

Ich rede nicht von Traumberufen, sondern einer Arbeit mit der man auch gut Leben kann. Und dein letzter Absatz zeigt eben genau den Grund, weshalb viele solche Jobs machen: Weil sie Angst haben von Leuten wie Cyric als Schmarotzer bezeichnet zuwerden. Würde dieser externe Druck nicht bestehen, würden viel mehr Menschen auf bessere Jobs warten.
Davon abgesehen könnte man viel mehr automatisieren und den so Arbeitslosgewordenen vielleicht andere lebenserfüllende Tätigkeiten näherbringen. Richtig Lesen und Schreiben z.B., wenn man bedenkt, dass in Deutschland über 20% der Menschen funktionale Analphabeten sind, also nicht Fähig sind den Sinn aus einem komplexeren Satz zu ziehen. Aber aufgrund der bereits erwähnten christlichgeprägten Arbeitsmoral wäre eine solche Entlassung und ein Ersetztwerden durch eine Maschine eine Demütigung für diese Arbeiter. Was ich halt problematisch sehe, denn der Wert eines Menschen besteht nicht darin, ob er Steuern zahlt oder nicht, sondern wie er sich ganz allgemein verhält, insbesondere seiner Umwelt gegenüber.
Und so subventionieren wir z.B. den sinnlosen Abbau von Kohle um Arbeitsplätze zu erhalten, nur um der Arbeit willen. 

Sword of Cyric

  • Mitglied
Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #67 am: 02. September 2013, 20:32:11 »
Dann ist jedwede Arbeit die nicht auf Subsistenz beruht Prostitution. Aber ich denke ich weiss worauf du hinaus willst bzw. würde dir in der Tendenz zustimmen.
Wenn man es auf die Spitze treiben will sogar Subsistenz. Auch Sammler haben sicher nicht immer Bock zu sammeln und hätten lieber die gebratenen Tauben die ihnen in den Mund fliegen während sie schönere Dinge machen.
Dude, don't taunt the god-killing abomination.

Moira

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Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #68 am: 02. September 2013, 21:07:55 »
Dann ist jedwede Arbeit die nicht auf Subsistenz beruht Prostitution. Aber ich denke ich weiss worauf du hinaus willst bzw. würde dir in der Tendenz zustimmen.
Wenn man es auf die Spitze treiben will sogar Subsistenz. Auch Sammler haben sicher nicht immer Bock zu sammeln und hätten lieber die gebratenen Tauben die ihnen in den Mund fliegen während sie schönere Dinge machen.

Du hast den Begriff anscheinend anders vertanden als ich. Ich verstehe ihn im Zusammenhang mit Subsistenzwirtschaft, auch genannt Bedarfswirtschaft, welche allerdings laut Philosophie nicht nur auf den Eigenbedarf sondern auf den Bedarf einer Gemeinschaft ausgeweitet werden kann. Und wie man mit Sammlern umgeht, die sich die gebratenen Tauben lieber in den Mund fliegen lassen wollen, haben schon die Innuit gezeigt, indem sie halt einen zufälligen Jagdunfall verursacht haben.
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Sword of Cyric

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Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #69 am: 02. September 2013, 22:38:01 »
Und wie man mit Sammlern umgeht, die sich die gebratenen Tauben lieber in den Mund fliegen lassen wollen, haben schon die Innuit gezeigt, indem sie halt einen zufälligen Jagdunfall verursacht haben.
Aber das ist jetzt so gar nicht sozial gerecht. tss, tss, tss  :P Am Ende fordern noch die erfolgreichen Jäger und Sammler den weniger erfolgreichen nicht mehr soviel abgeben zu müssen und gründen ne Innuit-FDP
Dude, don't taunt the god-killing abomination.

Durion-Gollor

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Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #70 am: 04. September 2013, 10:05:44 »
Ich würde Moira jetzt -übertragen auf unsere Verhältnisse- so interpretieren, dass man arbeitsfähige Hartz4er versehentlich überfahren soll!?!?!?!?

Moira

  • Mitglied
Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #71 am: 04. September 2013, 10:33:53 »
Ich würde Moira jetzt -übertragen auf unsere Verhältnisse- so interpretieren, dass man arbeitsfähige Hartz4er versehentlich überfahren soll!?!?!?!?

Das muss ich dringend korrigieren. Auf die heutige Zeit übertragen, sind die Innuit, die wegen egoistischer Soziopathie Jagdunfälle erlitten,  nicht zu vergleichen mit Hartz-Empfängern, die arbeiten könnten, denn Tauben lassen sie sich auch nicht in den Mund fliegen, wenn man gleichzeitig die Tatsache bedenkt, dass viele Hartz-Empfänger Aufstocker, oder Alleinerziehende sind, oder gar durch unser Schulsystem demotiviert. Die arbeitsfähigen Empfänger, die im RTL oder auch von Sarazzin gerne als die Mehrheit der Sozialstaatsschmarotzer dargestellt werden, sind meiner Meinung nach eine Minderheit, die sich aber leider zum Aufhetzen gut eignen.

Ich sage auch nicht, man sollte versehentlich jemanden überfahren, denn allein das Wissen darum, dass Ausnutzer des Zinssystems die eigentlich sozialen Schmarotzer sind, würde denke ich schon reichen, hier eine Umkehr zu bewirken.

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Durion-Gollor

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Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #72 am: 04. September 2013, 10:42:50 »
Also mit laufendem Motor vor der Sparkasse warten  :twisted:

kalgani

  • Mitglied
Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #73 am: 04. September 2013, 11:27:44 »
In den meisten Nachbarländer gibt es einen Mindestlohn und es funktioniert recht gut, also warum sollte man diesen nicht auch hier einführen??? Grundsätzlich sollte jemand seinen Lebensunterhalt mit einem ~40 Stunden Job scahfen können. Für Gastro / Friseure uvm. ist das leider nicht der Fall.

Samael

  • Mitglied
Bundestagswahl 2013 - Thema Mindestlohn
« Antwort #74 am: 15. September 2013, 16:02:35 »
Grundsätzlich sollte jemand seinen Lebensunterhalt mit einem ~40 Stunden Job schaffen können.
+1
R: Each day our children will race around our home to see who is the fastest.
N: And what exactly will we be feeding these children?
R: The slowest.