Wenn alle Jobs gleich entlohnt werden würden, würden viele nur die Jobs suchen, die möglichst einfach sind.
Nightmoon spricht ja nicht davon, dass alle Jobs gleich bezahlt werden sollen, sondern dass Jobs, die gleich "hart" sind die gleiche Entlohnung haben sollten. Wer also gleich viel leistet, der soll auch gleich bezahlt werden.
Das klingt im Prinzip erst einmal gut und richtig, scheitert aber bereits daran, dass man die "Härte" eines Jobs nicht messen kann und dass es sehr schwierig und äußerst subjektiv ist, zwei Jobs, die mal so gar nichts miteinander zu tun haben, miteinander zu vergleichen, was die Leistung angeht. Friseurin und Bankkaufmann, wer von beiden macht den härteren Job? Oder sind beide Jobs gleich hart?
Kfz-Mechatroniker: Hart? Nicht hart? Gibt Leute, die aus Spaß an der Freude an ihrem Oldtimer herumbasteln. Sollen die einschätzen, wie hart der Job ist? Oder soll das einer tun, der sich nur ungern die Finger schmutzig macht?
Nein, Nightmoon, so funktioniert das nicht. Der Arbeitsmarkt funktioniert (und man muss wohl fast sagen: leider) genauso nach dem Angebots- und Nachfrageprinzip, wie andere Märkte auch. Jobs, die jeder ohne großartige Qualifikationen machen kann--und mögen die auch noch so körperlich anstrengend sein--werden immer niedriger bezahlt werden, als solche, die hohe Qualifikationen erfordern, ganz einfach weil die Zahl der potentiellen Arbeitskräfte, die ersteren Job machen können, weit größer sein wird, als die der Arbeitskräfte für den zweiten Job. Das mag man ungerecht finden, aber anders kann es nicht funktionieren. Wer als einer der wenigen die Qualifikation hat, einen bestimmten Job zu machen, der kann dafür theoretisch jeden Preis verlangen (und z.B. in der Finanzbranche ist das ja auch so).
Der Niedriglohnsektor wird daher auch stetig anwachsen, einfach weil künftig immer mehr Jobs für Un- und gering Qualifizierte wegfallen werden (weil sie z.B. von immer ausgefeilteren Maschinen gemacht werden können) und so die Relation vom Angebot an Arbeitskräften zum Angebot an Jobs sich so verschieben wird, dass Arbeit in diesem Sektor billiger wird.
Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Wir haben bestimmte Branchen, in denen eigentlich ein Mangel an Arbeitskräften herrscht, und wo dennoch die Löhne in Relation zum Arbeitsaufwand relativ niedrig sind. Beispiel dafür wäre der Pflegesektor. Nur leider kann für die Pflege nicht mehr Geld ausgegeben werden, als in den Kassen dafür zur Verfügung steht, und so wird dann in manchen Branchen das Angebots- und Nachfrageprinzip ausgehebelt. Aber im Prinzip funktioniert der Arbeitsmarkt so und ich wüsste auch nicht, wie es anders gehen soll. Fordern kann man viel, aber wie genau stellt man sich die (gerechte) Umsetzung vor?