Autor Thema: Bundestagswahl 2013  (Gelesen 8067 mal)

Beschreibung: Prognose & Ergebnis

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Moira

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Bundestagswahl 2013
« Antwort #30 am: 26. September 2013, 12:33:10 »
Ich finde es eher das Eingeständnis der Niederlage gegenüber dem eigenen Intellekt, wenn man seine Wahl vom Wahl-o-Mat abhängig macht.

Das sehe ich auch so, aber ehrlich gesagt finde ich es genauso verwerflich seine Wahl von Plakaten, Parolen, Fernsehduellen, oder danach, wer auf dem Markt die größten Luftballons verteilt hat, abhängig zu machen.
"Nur die Lügen brauchen die Stütze der Staatsgewalt, die Wahrheit steht von ganz alleine aufrecht!" Carl Theodor Körner

Durion-Gollor

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Bundestagswahl 2013
« Antwort #31 am: 26. September 2013, 12:46:01 »
Ja, das stimmt.

Es ist sicher auch unrealistisch zu fordern, dass jeder sich zunächst "ausreichend" informiert, darunter versteht eh jeder etwas anderes. Mir würde ein ehrliches Bemühen, sich entsprechend des eigenen Interesses und Intellekts Mühe zu geben, sich eine eigene Meinung zu bilden, genügen. Diese darf sich gerne aus WoM, Fernsehsendungen, Zeitung und meinetwegen auch ein wenig Luftballons zusammensetzen. Das war schon immer so und wird immer so sein. Und letztlich nehmen wir ja alle sehr selektiv wahr, je nachdem, welcher Satz von wem gesagt wird.

Aber der WoM erhält scheinbar eine zu große Bedeutung, wenn das ein Hauptentscheidungskriterium wird. Viel zu eingeschränkt und vor allem fehlt der entscheidende Faktor, inwieweit welche Programmpunkte überhaupt realistisch sind.

Nightmoon

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Bundestagswahl 2013
« Antwort #32 am: 26. September 2013, 13:52:20 »
Ideal fände ich einen von Experten entworfenen Entweder-Oder-Volksentscheid-Zettel auf dem abgestimmt werden kann wofür mehr Geld investiert werden soll und wofür weniger. Das durchzukalkulieren, wo und bei wem man Einbußen machen kann und wo man dafür dann was draufpacken kann, das müssten aber eben Experten durchkalkulieren und die Entsprechenden Kombinationsmöglichkeiten dann zur Wahl stellen.
Z.B. die Wahl ob man 12 Millionen mehr in erneurerbare Energien investiert, dafür aber 12 Millionen durch erhöhte Benzinsteuer, oder aber die 12 Millionen eher in Kindergärten investieren,...
Wenn man so eine Vorauswahl nicht trifft, dann wollen die Menschen natürlich nur noch positive Effekte. Da aber auch jedem eigentlich klar ist, dass man auf der einen Seite was abziehen muss um auf der anderen ein + zu bekommen, kann man den Leuten finde ich einfach gut aufzeigen, dass man sich überlegen muss, wo man investieren soll. Das allerdings darf finde ich schon jeder Entscheiden. So müsste sich auch keiner über Parteiprogramme oder so informieren, was vielleicht auch den Anreiz wählen zu gehen erhöhen würde.
Bin also schon für Volksentscheide, diese müssten aber erst von Experten (echten, also das was viele in der Politik vorgeben zu sein) entworfen worden sein und so aufgebaut sein, dass am Ende +/- 0 rauskommt. So könnten die Bürger zumindest selbst entscheiden, was mit ihrem Geld geschiet, während Grundgesetz usw. unangetatset blieben.

Tigershark

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Bundestagswahl 2013
« Antwort #33 am: 26. September 2013, 13:58:00 »
Wie wär's denn anstatt einer Liste mit Parteien, von denen man eine ankreuzen kann, die man mag, eine Liste mit Parteien, wo man beliebig viele ankreuzen kann, die man nicht mag? Das würd mich mal interessieren, was da rauskommt.
Du hast nicht wirklich erwartet, dass ich dir Recht gebe, oder?

Moira

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Bundestagswahl 2013
« Antwort #34 am: 30. September 2013, 22:03:15 »
@ Durion: Dann bräuchten wir noch eine echte Demokratie, in der nichts verheimlicht wird, niemand verdummt wird, und in der jeder die Konsequenzen seines Handelns (auch Politiker) tragen muss, dann wäre es für mich ein perfekteres System.
"Nur die Lügen brauchen die Stütze der Staatsgewalt, die Wahrheit steht von ganz alleine aufrecht!" Carl Theodor Körner

Durion-Gollor

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Bundestagswahl 2013
« Antwort #35 am: 01. Oktober 2013, 11:13:59 »
Ja, das ist ein nettes Utopia, aber da können wir ja alle mal bei uns selber anfangen und gut drüber nachdenken, welche Konsequenzen die eine oder andere Forderung am langen Ende für uns alle hat.
"Wasch mich, aber mach mich nicht Nass" hat ja mittlerweile "Geiz ist geil" als Leitmotiv der Gesellschaft abgelöst. Jedenfalls in einigen Kreisen.

Zechi

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Bundestagswahl 2013
« Antwort #36 am: 01. Oktober 2013, 14:53:26 »
Aber der WoM erhält scheinbar eine zu große Bedeutung, wenn das ein Hauptentscheidungskriterium wird.

Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das so ist. GIbt es dazu valide Erhebungen oder woher stammt deine Annahme?

Zitat
Viel zu eingeschränkt und vor allem fehlt der entscheidende Faktor, inwieweit welche Programmpunkte überhaupt realistisch sind.

Sorry, aber das wäre völlig falsch und auch gar nicht machbar. Wer kann schon beurteilen was "realistisch" ist. "Realistisch" ist erstmal jede politische Forderung, denn wenn eine entsprechende Partei die nötige Mehrheit erhält, um diese durchzusetzen bzw. andere Parteien sie aufgreifen, kann sie umgesetzt werden. Viele Forderungen aus Parteiprogrammen, die früher "unrealistisch" erschienen, sind (viel) später dann umgesetzt worden (Atomaustieg, Gleichstellung homosexueller Paare, Wiedervereinigung Deutschlands, Abschaffung der Wehrpflicht um ein paar Beispiele zu nennen). Klar können einige Forderungen mit Sicherheit nicht sofort nach einer Wahl umgesetzt werden, selbst wenn eine Partei an die Regierung kommt oder im Bundestag sitzt, aber darum geht es beim Wahl-O-Mat nicht, sondern es ist eine Abfrage von Positionen aus den jeweiligen Parteiprogrammen und befassen sich nicht mit deren "Machbarkeit", die ja sowieso vom Wahlausgang bzw. der weiteren Entwicklung abhängig sein kann. Es ist in einer Demokratie völlig legitim eine Partei zu wählen, die Forderungen erhebt, deren Umsetzung in der nächsten Legislaturperiode völlig unwahrscheinlich erscheinen.
Planen ist alles, Pläne sind nichts.

Hautlappen

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Bundestagswahl 2013
« Antwort #37 am: 01. Oktober 2013, 15:56:48 »
Sehr guter Beitrag. Zudem wird die Behauptung, ein bestimmtes Konzept seie "unrealistisch", auch nicht selten als Totschlagargument gegen unliebsame polit. Forderungen verwendet um dann unbegründet im Raum stehen bleiben zu können.
"I have no expression on my face" (Tuvok)

Durion-Gollor

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Bundestagswahl 2013
« Antwort #38 am: 02. Oktober 2013, 09:26:31 »
@Zechi:
Mir geht es darum, dass man in ein Programm zunächst reinschreiben kann was man will. Oft wird das auch in dem Wissen gemacht, dass es niemals zur Umsetzung kommen wird, manchmal möglicherweise gar nicht soll, es soll Klientel bedienen. Ich habe auch schon oft gehört, dass politisch völlig unverdächtige Menschen plötzlich hohe Prozentwerte bei Rechts- oder Linksextremen Parteien hatten. Deren Forderungen hören sich ja auf den ersten Blick auch oftmals toll an, so lange man sich nicht damit beschäftigt, wer da was wie durchsetzen will und wo das hinführen mag. Auch wird mehr oder weniger nur abgefragt, was man gut oder schlecht findet. Um danach eine Partei auszuwählen ist aber auch eine Beurteilung wichtig, wie das Ziel erreicht werden soll, wie gegenfinanziert werden soll, auf wessen Kosten die Forderung geht, etc. ...
Ich habe durchaus nichts gegen den WoM. Aber er kann/sollte eine Ergänzung im Rahmen der politischen Meinungsbildung sein. Der WoM allein ist dazu sicher nicht geeignet.
Der WoM gibt eine tendenzielle Übereinstimmung mit einem Programm wieder. Nicht mehr und nicht weniger. Das auch nur auszugsweise. Das ist nicht genug, dafür benötige ich eigentlich auch keine valide Erhebung.
Mir geht es im Übrigen nicht um legitim oder illegitim. Klar ist das legitim, aber nicht alles, was legitim ist, ist wünschenswert. Politische Meinungsbildung ist mehr als WoM, das möchte ich zum Ausdruck bringen, als Anmerkung. Dachte auch, mich diesbezüglich recht klar geäußert zu haben...?
« Letzte Änderung: 02. Oktober 2013, 09:51:16 von Durion-Gollor »

Hautlappen

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Bundestagswahl 2013
« Antwort #39 am: 02. Oktober 2013, 17:29:27 »
Zitat
Mir geht es darum, dass man in ein Programm zunächst reinschreiben kann was man will. Oft wird das auch in dem Wissen gemacht, dass es niemals zur Umsetzung kommen wird, manchmal möglicherweise gar nicht soll, es soll Klientel bedienen.
Politik ist immer zu einem guten Teil Klientelpolitk. Es gibt Menschen die werden stärker, und Menschen die werden weniger stark belastet.
Eine Politik die alle rundum zufriedenstellt ist nicht möglich. Wir sollten langsam aufhören uns darüber zu beschweren dass überhaupt Klientelpolitk betrieben wird, wir sollten uns Fragen welche Klientelpolitik wir wollen und wem sie nützt und wem sie schadet.
Zitat
Ich habe auch schon oft gehört, dass politisch völlig unverdächtige Menschen plötzlich hohe Prozentwerte bei Rechts- oder Linksextremen Parteien hatten. Deren Forderungen hören sich ja auf den ersten Blick auch oftmals toll an, so lange man sich nicht damit beschäftigt, wer da was wie durchsetzen will und wo das hinführen mag. Auch wird mehr oder weniger nur abgefragt, was man gut oder schlecht findet. Um danach eine Partei auszuwählen ist aber auch eine Beurteilung wichtig, wie das Ziel erreicht werden soll, wie gegenfinanziert werden soll, auf wessen Kosten die Forderung geht, etc. ...
Die Aussage finde ich ein wenig populistisch. Ersteinmal gefällt mir nicht die implizite Gleichsetzung linker mit rechter Parteien. Man mag deren polit. Zielsetzungen beide aus guten Gründen ablehnen, aber gerade im linken Spektrum finden sich durchaus wissenschaftlich saubere Analysen ökonomischer Prozesse (gerade die Entstehungen und Auswirkungen der sogenannten "Finanzkrise" sind dort schon lange vorausgesehen worden). Dort finden sich auch durchaus Finanzierungsvorschläge für dere polit. Forderungen.
In rechten Kreisen ist das ideolog. Fundament ein gänzlich anderes. Es beruht auf dem Schüren von Angst gegenüber dem scheinbar "fremdartigen".
Zitat
Der WoM gibt eine tendenzielle Übereinstimmung mit einem Programm wieder. Nicht mehr und nicht weniger. Das auch nur auszugsweise. Das ist nicht genug, dafür benötige ich eigentlich auch keine valide Erhebung.
Mir geht es im Übrigen nicht um legitim oder illegitim. Klar ist das legitim, aber nicht alles, was legitim ist, ist wünschenswert. Politische Meinungsbildung ist mehr als WoM, das möchte ich zum Ausdruck bringen, als Anmerkung. Dachte auch, mich diesbezüglich recht klar geäußert zu haben...?
Da bin ich ganz bei dir. Das hat aber weniger mit der Durchführbarkeit/Nicht-Durchfürhbarkeit der Programme zu tun (es ist sogar zu beobachten dass eine, mittlerweile recht ungesunde, Skepsis gegenüber Forderungen besteht die sich vorteilhaft anhören) sondern damit, dass der WoM Parteien lediglich als eine Ansammlung von Forderungen begreift und ein polit. umfassenderes Selbstverständis gar nicht erfassen kann.
Eines muss man dem WoM allerdings zugute halten: Er deckt Rassismus recht deutlich auf. Wer eine Wahlempfehlung für die NPD bekommen hat der darf mit Fug und Recht von sich behaupten rassistisch zu sein.
"I have no expression on my face" (Tuvok)

Durion-Gollor

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Bundestagswahl 2013
« Antwort #40 am: 02. Oktober 2013, 18:32:10 »
Hautlappen, alle meine Äußerungen standen im direkten Zusammenhang zum WoM, um den es bei mir und Zechi zuletzt ging. Alle Antworten von dir auf scheinbar politische Inhalte wie die impliziete Gleichsetzung rechter- und linker Parteien stehen nicht zur Debatte. Auch möchte ich nicht grundsätzlich über Kientelpolitik oder dergleichen diskutieren, jedenfalls nicht hier. Es geht um den WoM und seine Schwachstellen aus meiner Sicht. Um diese zu erläutern habe ich Beispiele "aus der Praxis" angeführt, ohne dass ich nun die Beispiele diskutieren möchte. Es handelte sich auch nicht um Beschwerden über Klientelpolitik, ich habe lediglich festgehalten, warum sich der WoM wegen dieser, sofern vorhanden, möglicherweise nicht eignet.
Du antwortest auf Fragen, die nie gestellt wurden (im übertragenen Sinn). Typisches Gate-Problem ;-)

Dein letzter Satz ist im Übrigen eine ungehörige Frechheit.
« Letzte Änderung: 02. Oktober 2013, 19:46:25 von Durion-Gollor »

Hautlappen

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Bundestagswahl 2013
« Antwort #41 am: 03. Oktober 2013, 02:13:18 »
Zitat
Dein letzter Satz ist im Übrigen eine ungehörige Frechheit.
Nein, es gibt Fragen die ganz deutlich zur NPD führen.
"I have no expression on my face" (Tuvok)

Speren

  • Lektor
Bundestagswahl 2013
« Antwort #42 am: 03. Oktober 2013, 09:24:44 »
Zitat
Dein letzter Satz ist im Übrigen eine ungehörige Frechheit.
Nein, es gibt Fragen die ganz deutlich zur NPD führen.
Na und?

Selbst wenn man diese nicht NPD-konform beantwortet, kann man durchaus eine hohe Empfehlungswertung für die NPD bekommen, alleine durch die anderen Fragen.

Edit:
Gerade mal schnell den Test gemacht: 47,5 % NPD, 51,3 % Die Linke.

Man sollte nämlich durchaus die Gewichtung mit einbeziehen, die NPD liegt bei nicht wenigen Fragen auf gleicher Wellenlänge mit anderen Parteien.

Edit2:
Wenn ich ein wenig mit dem WoM spiele, schaffe ich es, MLPD und NPD auf nahezu den gleichen Prozentsatz zu bringen.
« Letzte Änderung: 03. Oktober 2013, 10:20:05 von Speren »
No one touches the faerie!

Nightmoon

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    • Schicksalsstreiter
Bundestagswahl 2013
« Antwort #43 am: 03. Oktober 2013, 11:27:15 »
Der Wahlomat sollte auch eine Art No-go Funktion haben, also Parteiziele aufzeigen zu denen man sagen kann: Das geht gar nicht, selbst wenn ich der Partei in anderen Punkten zustimme.

Speren

  • Lektor
Bundestagswahl 2013
« Antwort #44 am: 03. Oktober 2013, 12:18:27 »
Der Wahlomat sollte auch eine Art No-go Funktion haben, also Parteiziele aufzeigen zu denen man sagen kann: Das geht gar nicht, selbst wenn ich der Partei in anderen Punkten zustimme.
Hat man das nicht, wenn man die These einfach überspringt?
No one touches the faerie!