Autor Thema: Die Wiedergeburt Der Lüge  (Gelesen 3846 mal)

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Alaak

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Die Wiedergeburt Der Lüge
« am: 16. November 2003, 12:01:46 »
 Das hier ist zwar keine Story zu einem Char den ich spiele, sondern entstand im Rahmen des Diablo2 Story Contest.
Da ich sie aber nunmal geschrieben habewill ich sie auch nicht einfach auf Halde liegen lassen. Vielleicht will ja einer von euch das lesen.

Die Wiedergeburt der Lüge
Klemens „Alaak“ Muthmann

„Sie haben ihn also tatsächlich besiegt.“, Zulam schüttelte verwundert den behelmten Kopf und starrte hinunter auf den Tempelplatz. Ein schabendes Geräusch ertönte als die Arbeiter etwas Gewaltiges an schweren Stricken über den grauen Steinboden zerrten. Mit Erstaunen und Enttäuschung hatte Zulam die Trümmer der Tempelstadt im Morgengrauen erblickt. Die Türme und Statuen waren mit den Zeichen der Hölle bemalt und von Ranken überwachsen. Die einstmals prächtigen Tempel waren nur noch eingefallene Ruinen und alle Zeichen des Lichtes waren zerstört oder auf grauenvolle Weise entstellt. Der Dschungel hatte die schlimmsten Verbrechen, die aus der Stadt des Lichts ein stinkendes Höllenloch gemacht hatten, bereits verschlungen und viele dachten dass es gut war.
Zulam war nur geschockt, doch die Zakarumpriester, die das Allerheiligste gesehen hatten, waren hysterisch fast wahnsinnig wieder herausgekommen. Ein tiefes brummendes Lachen erklang aus der Reihe direkt neben Zulam. Er wandte den Kopf zur Seite um denjenigen zu betrachten der in einer solchen Situation lachen konnte. Natürlich es war der Feuerwolf Imlidor.
Der Mann schien nichts wirklich ernst zu nehmen. Sogar sein schwarzer Spitzbart war ausgefranst. Disziplin schien dem Feuerwolf nicht zu liegen. Sicher seine Rüstung und sein Helm waren blank poliert und sein roter Uniformrock hatte keinerlei Falten, aber das war ja das mindeste was man von einem Eisenwolf in dieser Position erwarten konnte. Die kleinen Unordentlichkeiten konnten nur einem anderen Magier der Eisenwölfe auffallen. Sein Schwert war schief gegürtet und seinen Schild schien er ganz und gar vergessen zu haben. Zulam wurde fast wütend wenn er den Feuermagier betrachtete. Selbstverständlich nur fast, schließlich war es völlig unmöglich, dass ein Eiswolf Gefühle zeigte. So fragte Zulam ganz ruhig und höflich: „Was findest du so lustig, Bruder.“
Der größere Mann hielt kurz inne und betrachtete den Eiswolf mit einem schiefen Grinsen bevor er wieder schallend loslachte und seinem Waffenbruder so heftig auf die Schulter schlug das der Brustpanzer Zulams laut klapperte. „Erinnerst du dich nicht mehr an Sankekurs große Rede.“
Der Eiswolf kniff die Augen zusammen und schob genervt die Hand des Hünen zur Seite. „Natürlich, aber die war in keiner Weise komisch. Findest du es nicht respektlos vor dem Licht und allem was heilig ist über einen toten Mann zu lachen, dessen Seele von der Hölle vergewaltigt wurde und das noch dazu während sein entstellter Leichnam vor dir über den kalten Stein des Tempels gezerrt wird.“
Imlidor schien sich überhaupt nicht stören zu lassen. Schon aus Reflex schlug er Zulam erneut auf die Schulter und begann zu erklären, was der Eismagier überhaupt nicht hören wollte: „Er sagte ...“ Der Feuermagier stoppte kurz und schluckte etwas Speichel herunter von dem ihm wohl zuviel in den Mund geschossen war. „...das es nur eine Frage des Willens sei, sich den großen Übeln in den Weg zu stellen. Ein im Glauben gefestigter Mann könne niemals durch die Kräfte der Hölle verdorben werden.“
Zulam konnte noch immer nicht lachen. Er strich sich den weißen Spitzbart glatt und überlegte. Etwas Furchtbares war geschehen. Die Kirche des Lichts war von Mephisto dem Fürsten des Hasses verdorben worden. Der Hass hatte die Kirche besiegt. Zulam stellte sich mit einem Seitenblick auf Imlidor die Frage ob Respektlosigkeit auch ein Übel war. Wenn ja dann würde es sich wohl bald der Eisenwölfe bemächtigen und wie schwierig konnte das schon sein, denn entweder waren die Übel stärker als alle vermuteten oder einige der treuesten Diener des Lichtes allen voran der Priester Sankekur waren nicht gefestigt genug um sie zu stoppen.
„Wir haben gewonnen, Bruder. Du solltest feiern und nicht solch eine trübe Stimmung verbreiten.“, erklärte Imlidor und nahm endlich die Hand von Zulams Schulter. Der Eismagier sah sich in dem Chaos um in das die Tempelstadt Travincal verwandelt worden war und seufzte. „Wieso kommt es mir nur nicht so vor?“
Ein Ruf erschallte von den Ratshallen. „Imlidor, Zulam! Steht da nicht so untätig herum.“ Die beiden Eisenwölfe sahen sich um und begannen zu dem einstmals prächtigsten Bau der ganzen Stadt zu rennen. Jetzt war nur noch ein Trümmerhaufen von dem übrig was einst ein Gebäude war das den Dschungel überragte. Aschara die Anführerin der Magier stand mit einigen Paladinen und Priestern der Kirche des Lichtes in den Trümmern und winkte ihre beiden Leute heran. Die Frau war eine große starke Person und schien hier ganz eindeutig das Sagen zu haben. Die kleine Gruppe stand vor der schwarzen Treppe über die die Arbeiter den toten Körper Mephistos herausgezerrt hatten.
„Der Priester Ormus ist besorgt.“, begann die hünenhafte Frau als die Eisenwölfe sich vor ihr aufstellten. Ihre blauen Augen zeigten absolute Entschlossenheit und auch wenn sie in der Hitze von Kurast nur sehr leichte Kleidung trug wagte niemand auch nur einen lüsternen Blick auf ihren wohlproportionierten Körper zu werfen. Bei diesem Gedanken schlich sich selbst in Zulams kühlen beherrschten Geist der Anflug eines Lächelns. Paladine und Priester des Lichts sahen Frauenkörper sowieso nur als Objekte der Sünde und die Arbeiter hatten wahrlich genug zu tun. Für einen alten Kämpfer wie den Eismagier waren alle Gedanken über seine Anführerin lediglich von Respekt und Bewunderung geprägt. Bei dem Feuerwolf sah das wahrscheinlich anders aus. „Was können wir dagegen tun, Alpha Aschara.“, fragte Zulam mit gesenktem Kopf. Die Alphawölfin sah den Eismagier nun an und er sah auch auf. Doch richtig zu beachten schien sie ihn nicht. „Geht dort runter in den Kerker und schaut nach ob ihr etwas Seltsames findet. Ormus will sicher gehen das da keine Überbleibsel von Mephistos fauler Magie sind.“ Imlidor drängelte sich an Zulam vorbei. „Verzeih Alpha wenn ich respektlos erscheine, aber gibt es ein Portal?“, fragte er. Aschara lächelte. „Zu faul zum Laufen was.“ Der Feuerwolf nickte und lächelte zurück. Doch die Anführerin der Eisenwölfe schüttelte den Kopf. „Tut mir Leid, aber irgendetwas verhindert das wir durch die Portale treten können. Vielleicht wollen die Kräfte des Lichtes uns den einfachen Weg in Mephistos Kerker nicht gestattet. Aber ihr könnt ja auch mal ein bisschen laufen und der Horadrimwegpunkt ist direkt rechts von der zweiten Treppe.“
Imlidor verneigte sich fließend und warf seiner Anführerin einen viel sagenden Blick zu bevor er sein Breitschwert zog und in dem dunklen Loch verschwand. Zulam riss sein eigenes Langschwert aus der Scheide und beeilte sich um dem überheblichen Feuerwolf zu folgen. Er hasste es mit einem so unzuverlässigen Gefährten in dieses verfluchte Gemäuer vordringen zu müssen. Mephistos Kreaturen waren zwar besiegt aber er hatte trotzdem ein ungutes Gefühl. Eine Kälte und Dunkelheit von solcher Bösartigkeit das es nur schwer war sich hineinzubegeben strahlte aus dem dunklen Verließ.

Der Fackelschein schien nicht so weit zu reichen, wie er sollte. Schon nach zwei Metern wurde er von der Dunkelheit verschlungen. Die Schwärze im Kerker des Hasses schien zu leben und das Licht wie totes Fleisch von den Knochen eines verwesenden Körpers zu schälen. Tentakel aus absoluter Bösartigkeit schienen aus der Dunkelheit zu kommen und sich ganz langsam den beiden einsamen Gestalten zu nähern. Kein Geräusch war zu hören, nur das leise Klacken der Kampfstiefel der Eisenwölfe. Es hallte durch die Säulenhallen, an den geschändeten Schreinen und den noch immer nicht verwesten Leichenhaufen vorbei und wurde tausendfach zurückgeworfen, bis es wie das Marschieren einer Armee durch die Hallen klang. Knochen erzitterten und klapperten. Wie eine wütende Bestie stürzten die wenigen Geräusche durch die Leere.
Zulam wischte sich den Schweiß von der Stirn und rümpfte die Nase. Die Hitze und der atemberaubende Gestank halb zersetzter Körper ließen den Mann schwer atmen. Er war nicht mehr der Jüngste, aber trotzdem hatte er den Kerker nicht als so schlimm erachtet. Überall lagen entstellte Kreaturen herum und das klacken und knacken unter den Füßen ließ ihn schaudern. Man lief über einen Teppich aus Knochen. Gebeine von Menschen und schlimmerem lagen hier herum. Die Überreste von Mephistos Schergen und von seinen Opfern.
„Wer ist da!“, rief der Feuerwolf in die Dunkelheit und seine Stimme kam wie als Antwort auf die Frage tausendfach von den uralten steinernen Wänden zurück. Sofort sah Zulam sich erschrocken um. Er hob Schild und Schwert, doch niemand war zu sehen oder zu hören. „Hier ist niemand, Bruder.“, bemerkte der Eiswolf und wollte seinen Weg fortsetzen. Doch Imlidor hielt ihn auf. Diesmal war es kein scherzhafter Klaps mit dem der junge Soldat Zulam auf die Schulter schlug, es war eine zaghafte Berührung wie von jemandem der Verzweifelt nach einem Stück einer beruhigenden Realität griff.
Seine Stimme war nunmehr ein heiseres Flüstern: „Hast du die Stimme nicht gehört?“, fragte er.
Zulam lauschte, doch er konnte nichts hören. Die bedrückende absolute Stille war alles was ihm Angst machte. Er spürte Adrenalin durch seinen Körper jagen und dann bemerkte er das sein Herz raste. Er schüttelte den Kopf und versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bringen. „Der Kerker wurde gesäubert. Hier ist nichts mehr. Ich schätze deine jugendliche Fantasie geht mit dir durch.“
Mit einem lauten Kampfschrei jagte Imlidor sein Schwert in die Dunkelheit. Funken zuckten um die Klinge und dann schoss ein Ball aus puren Flammen von der Spitze in die Tiefen des alten Verlieses. Er verschwand um eine Ecke.
Beide standen vollkommen reglos, bis der Knall vom Aufschlag des Balles an ihre Ohren gelangte.
Der Feuerwolf schüttelte den Kopf. „Das klang aber nicht wie eine Steinwand.“ So ungern er das tat Zulam musste seinem Gefährten recht geben. Der Aufprall hatte nicht den charakteristischen Klang von einer Explosion auf Stein gehabt. „Ich schaue nach!“, beschloss er und steckte sein Schwert in die Scheide. Er hob die Hände und deutete auf eine Wand, ihm gegenüber, die sofort zu frieren begann bis sie eine spiegelglatte Oberfläche war. Das Spiegelbild zeigte einen anderen Bereich des Verlieses. Ein kleines weißes Häufchen lag schwelend in einer Ecke. Man konnte den großen Runden Schädel noch erkennen. Nun war es für Zulam an der Zeit zu grinsen. Er unterdrückte jedoch den Reflex und meinte nur: „Da hast du dein Monster. Du hast nur einen von den Schindern erschossen der sich hier her verirrt hat. Nicht weiter tragisch. Komm wir gehen weiter!“
Zulam tat einen Schritt, doch Imlidor stand noch immer wie erstarrt. „Kommst du jetzt!“, forderte Zulam ihn auf und wurde zunehmend genervter. Er konnte keine Leute ausstehen die Gespenster sahen wo keine waren.
„Die Stimme, ich habe sie Laut und deutlich gehört. Hier ist jemand.“, erklärte der Feuermagier ohne seinen Blick auf Zulam zu richten. Der Eiswolf hatte mit vielen Rekruten zu tun gehabt die sich bei der ersten Gefahr einpissten; wortwörtlich. Aber ein ausgebildeter Eisenwolf der solch eine Panik in eigentlich ungefährlichem Gebiet hatte war selten. „Der ganze Kerker wurde gesäubert. Hier kann überhaupt niemand mehr sein.“, wiederholte er noch einmal etwas energischer aber trotzdem völlig ruhig. „Wen habe ich dann gehört?“, beharrte der Feuerwolf und jagte einen weiteren Flammenball in die Finsternis. Zulam schüttelte den Kopf über diese Sturheit. „Deine Phantasie ...“ Es knallte als die Flammen aufschlugen. Diesmal war es wirklich Stein. „...geht mit dir durch. Hier kann gar nichts mehr sein.“
Endlich beachtete Imlidor den alten Eiswolf und drehte sich ganz langsam, die Dunkelheit genau beobachtend, um. „Wieso, sollte Ormus dann wollen das wir hier noch mal nachsehen. Der war mir nicht der Typ für Panikverbreitung.“ In diesem Punkt musste Zulam zustimmen. Irgendetwas mochte wirklich noch hier sein. Der Eismagier erwartete zwar nichts in der Form einer gefährlichen Kreatur, beschloss aber trotzdem und sei es nur um den jungen Feuerwolf zu beruhigen, für etwas Schutz zu sorgen.
Der Eisblick hatte ihn nur etwas erschöpft, kaum nennenswert. Das was er nun vor hatte würde fast seine gesamten Reserven benötigen, aber Mephisto war tot und im Prinzip konnte nichts wirklich ernstes, dem er sich nicht auch mit seinem Schwert erwehren könnte passieren.
Er deutete auf einen Punkt im Zentrum der steinernen Halle, in der sie standen und zog seine Finger langsam nach oben. Eine trüb, bläulich schimmernde Form erschien und manifestierte sich zu einer grob menschlichen Gestalt. „Ich grüße dich Wächter des Eises.“, rief Zulam in die Richtung des Wesens und verbeugte sich übertrieben. „Bitte tu mir einen Gefallen und sorge dafür, dass mir und meinem Gefährten in diesen lichtlosen Gemäuern nichts geschieht.“ Mit lauten krachenden Schritten kam das Wesen aus Eis auf seinen Beschwörer zugestapft. Es glänzte obwohl es nur vom Fackelschein beleuchtet wurde. Doch das schien auszureichen. Die kalte spiegelnde Oberfläche erhellte fast die ganze Halle und kühlte die trockenheiße Luft fast auf ein annehmbares Niveau herunter.
Imlidor stand vor erstaunen vollkommen ruhig. „Wie hast du es geschafft einen Eiswächter von dieser Größe zu beschwören. Ich kenne solche nur aus alten Geschichten über die Vizirej.“ Zulam schmunzelte ohne, dass der Feuermagier es sehen konnte. Er schien also doch vor einigen Dingen Respekt zu haben. „Folge mir einfach. Wenn hier irgendwo noch ein Schinder ist dann wird mein Freund sicher in der Lage sein in zu beseitigen.“ Imlidor nickte noch immer erstaunt und ging jetzt wirklich mit dem alten Eiswolf mit, als dieser seinen Weg in die nun nicht mehr so furchtbar erscheinende Dunkelheit fortsetzte.

Glatte Marmorwände, goldene Verziehrungen an Säulen und Wänden und der stellenweise spiegelblanke Boden ließen erahnen welch ein Meisterwerk hinter der Konstruktion von Mephistos Kerker steckte. Die Decke schien dicht. Nichts war, in den Jahren in denen der Hass hier gefangen gewesen war, hinein oder heraus gekommen. Nichts bis auf die faulen Gedanken die der Hass, Mephisto in die Köpfe des hohen Rates der Zakarum und ihrer Anhänger gepflanzt hatte. Nur wer reinen Glaubens war konnte sich diesem Hass entgegenstellen. Zulam wollte wie so viele noch immer nicht wahrhaben, das es nur einen einzigen gegeben hatte der stark genug in seinem Vertrauen in das Licht war um sich Mephistos Gewalt zu erwehren. Der Que’Hegan Kahlim, der von seinem Ratgeber und Freund Sankekur verraten worden war, weil er das Übel bekämpfte welches die Horadrim vor so langer Zeit hier eingekerkert hatten. Doch selbst die mächtigen Magier hatten die drei Brüder unterschätzt. Ihr Geist konnte nicht von ein paar Mauern, auch wenn sie magisch versiegelt waren eingesperrt werden. Wie viele hatte dieser Irrtum das Leben kosten und wie viele mochte er noch fordern. Boten aus den Landen der Barbaren hatten die Kunde von der Niederwerfung Diablos und Baals gebracht. Sieben mutige Helden waren bis zum legendären Weltenstein vorgedrungen um den Schrecken und die Zerstörung zu beenden. Doch hatte all das etwas gebracht. War es so einfach. Wieso hatten die Horadrim sie dann nicht gleich getötet. Zulam zweifelte daran. Er war schon sehr lange Magier. Lange genug um zu wissen, das die Kräfte der Hölle sicher nicht von ein paar Zaubersprüchen und verzauberten Waffen vernichtet werden konnten.
So wie das Kunstwerk dieses Kerkers zerstört worden war, so erging es auch den Ländern der Menschen. Sicher sie hielten die Übel in Schach aber dabei verloren sie zunehmend an Glanz und Schönheit bis eines Tages nichts mehr übrig sein würde.
Ein grässlicher Gestank überschattete Zulams Grübeleien und umnebelte seinen Geist. Der Eiswächter setzte unaufhaltsam einen seiner massiven Füße vor den anderen während die beiden Magier mehr wankten als liefen.
„Was ist das?“, keuchte Zulam. „Riecht wie Verwesung.“, antwortete Imlidor und keuchte ebenfalls. Die beiden stolperten vorwärts, passierten einen Eingang und standen in der zentralen Halle des Kerkers. Ein unheimlicher roter Glanz erfüllte den Raum. Er ging von einem wabernden roten Kreis im Zentrum der Halle aus. Tentakel aus purer roter Energie züngelten von dem Portal nach außen und eine tiefe das Licht aufsaugende Schwärze drang aus dem inneren. Die Höllenpforte, stand auf einer Insel aus Knochen in einem See aus Blut der Rund um den Steg verlief auf dem die beiden Magier standen. Zulam keuchte und hustete noch immer. Es war als würde der beißende Geruch sich seinen Rachen hinunter in seinen Körper brennen. Jeder Atemzug stach in seiner Lunge und sein Mageninhalt lag einige Meter hinter ihm auf dem von getrocknetem Blut besudelten glatten Boden aus schwarzen Steinen. Zulam viel und kroch nur noch auf allen Vieren vorwärts.
„Hörst du die Stimme Bruder?“, fragte Imlidor erschrocken. Zulam schüttelte nur angestrengt den Kopf. Klappernd viel sein Helm auf den Boden und rollte mit einem platschen in den Blutsee. Der Magier spürte seine Kräfte schwinden als er die magischen Wirkungen des einfachen Halbhelmes verlor und nun mit heftigen Hustenanfällen endgültig am Boden blieb. Er sah auf. Der Feuerwolf schien keinerlei Probleme zu haben. Mit langsamen aber entschlossenen Schritten ging er zum Rand des Steges.
„Bleib stehen!“, keuchte Zulam und versuchte sich vorwärts zu ziehen. „Hörst du ihn nicht? Er bittet um Hilfe. Wir müssen ihm helfen.“, erklärte Imlidor und ging auf den Blutsee zu. Sein Schwert hatte er bereits fallen gelassen. Er starrte wie ein besessener. Zulam hustete wieder. Hysterie breitete sich in ihm aus. Nackte Angst ergriff ihn, Panik und Furcht. Er wollte schreien doch nur ein ersticktes Röcheln drang aus seiner Kehle. Mühsam zog er sich mit den Armen vorwärts denn seine Beine gehorchten ihm nicht mehr. „Nein, du darfst hier nichts befreien. Wir wissen überhaupt nicht was hier noch eingesperrt ist.“
Imlidor ließ sich auch durch die erstickten Warnungen des Eiswolfs nicht aufhalten. „Es ist die Seele Sankekurs. Er ist im Blutsee gefangen. Ich muss ihn befreien.“, rezitierte er vollkommen untypisch gefühllos. „Nein!“, krächzte Zulam.
Der Eiswächter hatte sich in Bewegung gesetzt, doch der Feuerwolf, verschwand bereits in der ekligen Brühe aus Lebenssaft und Leichenteilen. Ganz langsam tauchte er ein und verschwand dann vollständig. Der Eiswächter griff in den See und erstarrte in dem Moment als er die Oberfläche berührte. Feine Risse bildeten sich in seiner Oberfläche, wurden größer und breiteten sich aus. Mit lautem Krachen zersprang die glänzende Kreatur in tausende Trümmer, die in der Hitze sofort zu schmelzen begann.
Ein furchtbarer Schrei, der aus der Tiefe der Hölle zu kommen schien erfüllte die Halle und die Oberfläche des Blutsees begann sich zu kräuseln. Immer höher Schlugen die Wellen und aus ihrer Mitte trat eine Gestalt. Mit klackenden Schritten ging sie auf Zulam zu.
Der Eiswolf sah auf. Die Gestalt Imlidors überragte ihn. Aber es war nicht der Feuerwolf. Eine kalte harte Klaue legte sich um Zulams Hals und zerrte ihn auf die Beine. Der alte Eisenwolf war starr vor Entsetzen als er in die grün glühenden Augen seines Gefährten sah. Auswüchse und kleine Knochenkämme zogen sich über das Gesicht und sein dämonisches Grinsen enthüllte messerscharfe Zähne. Eine tiefe Stimme wie aus den Abgründen der Hölle erschallte durch die ansonsten stille Halle: „Ich danke dir Sterblicher. Nein, ich danke euch allen Sterblichen. Ich danke euch dafür, dass ihr die drei Brüder vernichtet habt und ich danke euch für die Zerstörung des Weltensteins, ja ich kann seine Abwesenheit spüren.“ Der dämonische Feuermagier ließ Zulam knallend auf den harten Boden fallen und trat auf die Höllenpforte zu. Er betrachtete sie ausgiebig und lachte dann schallend; das wohl grauenhafteste Lachen welches Zulam je vernommen hatte, auch wenn er halb bewusstlos war. „Nun Tyrael, mit deiner Tat hast du den Kräften des Lichts den Weg auf diese Welt ebenso versperrt wie denen der Hölle. Ich danke dir, denn nun ist diese Welt mir ausgeliefert.“, wieder drehte er sich zu Zulam um und grinste. Er flüsterte fast als er fort fuhr und trotzdem stachen die Worte wie tausend Nadelstiche durch den Körper des Menschen: „Los, renn kleiner Mann und berichte deinem Volk von meiner Ankunft. Ich will schließlich etwas Spaß haben. Sag ihnen das Belial der Herr der Lügen nun auf Erden wandert, euer neuer König.“
Trotz seiner Schwäche hechtete Zulam, von dem irren Lachen der Kreatur begleitet, davon.
Ich mag D&D 4 und bin stolz drauf. :P