Autor Thema: Zuviel Rollenspiel - geht das?  (Gelesen 1231 mal)

Beschreibung:

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Zendrig

  • Gast
Zuviel Rollenspiel - geht das?
« am: 02. Juli 2006, 14:18:18 »
Um Missverständnissen vorzubeugen: Es geht hier nicht darum, dass man seine Zeit auch mit anderen Hobbies füllen kann. Das ist selbstverständlich. Mir geht es um folgendes...

Der Spielstil in meiner seit vielen Jahren bestehenden Gruppe hat sich über die Zeit immer weiter vom eigentlichen D&D entfernt. Es wird immer weniger gewürfelt, immer weniger gekämpft  - manchmal gibt es nur einen Kampf und den dann vielleicht noch ohne Miniaturen. Ich würde mich nicht als Powergamer bezeichnen. Aber ich mag das Spielsystem und die Regeln und möchte es deshalb auch spielen, schließlich kosten ja die Bücher auch eine Menge Geld.

Ein typischer Abend sieht mittlerweile so aus, dass wir einmal die Woche von abends bis 5 Uhr morgens (manche hängen dann schon halb-komatös in den Seilen - also der Couch) spielen, wobei der jeweilige SL selten Zeit und Lust hat, Abenteuer vorzubereiten sondern eher stundenlange Gespräche (mit möglichst viel sentimentalem / emotionalem Tiefgang) mit weiblichen NSC improvisiert. Er will uns hauptsächlich dazu bringen, über unseren Schatten zu springen  und uns auf Flirts und Liebesgeständnisse einzulassen weil er meint, es wäre eine wunderbare rollenspielerische Erfahrung wenn man sich derart in die Rolle fallenlassen könne.

Wie fändet ihr das? Steht ihr auf diese Art von Spiel oder seht ihr D&D eher als quasi-normales Gesellschaftsspiel?

Xiam

  • Mitglied
  • Mörder der 4E
Zuviel Rollenspiel - geht das?
« Antwort #1 am: 02. Juli 2006, 14:43:35 »
Was hat das mit zu viel Rollenspiel zu tun? Meinst du, deinem SL sei die Lust auf's moschen vergangen, weil er zu viel gespielt hat?

Aber mal zu deiner konkreten Frage: Nirgends in den D&D-Regeln steht drinne wieviele Kämpfe, oder allgemeiner Würfelwürfe, pro Sitzung zu geschehen haben. Man kann D&D als Tabletop spielen (die Regeln implizieren es meiner Meinung nach auch zu einem guten Stück), man kann es aber auch weitestgehend würfelfrei spielen (und in allen Schattierungen dazwischen). Erlaubt ist alles, keine Art des Spieles ist schon mal von vornherein schlechter als andere Arten.

Offenbar gefällt es dir nicht, dass dein SL sich mittlerweile mehr Richtung letzterem bewegt. Du möchtest gerne eine Battlemap ausrollen, Minis verschieben und mit Hilfe komplizierter mathematischer Formeln Monster ins Jenseits befördern, zumindest lässt dein Post dieses vermuten (Bücher kosten viel Geld, mag die Regeln etc.). Nebebei beschwerst du dich, dass der SL keine Lust mehr hat, sich auf Abenteuer vorzubereiten - worunter du offenbar versteht Encounter zu entwerfen, NSC zu erstellen und mit Werten auszustatten usw. Das sehe ich übrigens ganz anders - dein SL bereitet sich vielleicht vor, nur merkst du es nicht, weil du andere Erwartungen hast. Dein SL entwickelt sein Spiel vielleicht einfach mehr Richtung Storytelling als Tabletop, das erfordert nicht weniger Arbeit und ist nicht weniger D&D als die Art Rollenspiel, die du bevorzugst. Langer Rede kurzer Sinn: Dein SL und du, ihr geht einfach nicht konform.

Jetzt gibt es mehrere Möglichkeiten: Vielleicht soltest du dich mal mit den anderen Spielern unterhalten und schauen, wie die das ganze sehen. Sind die auch unzufrieden und wollen lieber mehr taktieren als Characterplay machen, dann solltet ihr eurem SL das mitteilen. Ist er nicht willens oder in der Lage, sich an eure Wünsche anzupassen bleibt euch wohl nur, euch einen neuen SL zu suchen (oder einer voin euch übernimmt den Part).
Finden die anderen aber die Entwicklung, die euer SL mit seinem Rollenspiel anstrebt okay, dann hast du wohl leider die Arschkarte gezogen. Entweder du passt dich dann der Mehrheit an oder musst dir eben eine neue Runde suchen.

Und um nochmal auf deine Frage zu antworten: Ich bevorzuge einen guten Mix aus beiden Spielstilen. Es gibt auch bei uns Abende, an denen wir unsere Würfel kaum in die Hand nehmen und Abende, wo wir fast nur über der Battlemap brüten und mit komplizierten mathematischen Forleln... naja, ihr wisst schon ;)
1984 was not supposed to be an instruction manual.

Ferias

  • Mitglied
    • http://www.lichtfels.de
Zuviel Rollenspiel - geht das?
« Antwort #2 am: 02. Juli 2006, 14:53:23 »
Für mich ist DnD immer noch mehr ein Gesellschaftsspiel, denn eine Theateraufführung. Ich lege schon viel Wert auf den Charakterhintergrund und glaubwürdiges Rollenspiel. Bei meinem derzeitigen Kämpferurlaub tut man sich damit auch leicht, bei Magiern finde ichs schon wieder schwerer (fällt ja immer leichter einen blöden Halb-Ork zu spielen ;)). Aber irgendwelche Flirts mit existenten oder nichtexistenten Personen (ausser der eigenen Freundin) gehen mir dann doch entschieden zu weit, obwohl ich es ganz Lustig fand als mein Meister bei so einem "Flirt" rot wurde :D.
Meinen Meister würde ich dann einfach bitten, die Sache herunterzuregeln bzw. das Rollenspiel in eine andere Richtung verlaufen zu lassen.
Und wenn nach einigen Stunden die Gruppe wieder mal den geistigen Nullpunkt erreicht sorgt der Adrinalinschub eines Kampfes für neue Frische.

Ausserdem finde ich improvisiertes Rollenspiel kann genauso gut sein, wie wenn man sich vorher vorbereitet hat. Meistens nützt einem auch die beste Vorbereitung nichts wenn die Spieler nicht anbeissen und dann muss man sowieso wieder den Hasen aus dem Hut zaubern.
Lerne aus der Vergangenheit - und trage sie nicht wie ein Joch um deinen Hals.

Zendrig

  • Gast
Zuviel Rollenspiel - geht das?
« Antwort #3 am: 02. Juli 2006, 14:59:38 »
Danke Xiam. Du hast die Situation schon ganz richtig analysiert, obwohl ich absichtlich etwas polarisiert habe. Mir wäre eine gesunde Mischung aus beiden Spielstilen auch am liebsten.

Ich wollte hauptsächlich eure Erfahrungen und Vorlieben diesbezüglich kennenlernen. Vor allem den Umgang mit emotionalen Szenen. Findet ihr es gut, wenn sich ein Spieler / SL derart mit seiner Figur identifiziert, dass gespielte Trauer oder Wut plötzlich keine gespielten Gefühle mehr sind?

Xiam

  • Mitglied
  • Mörder der 4E
Zuviel Rollenspiel - geht das?
« Antwort #4 am: 02. Juli 2006, 15:01:48 »
Zitat von: "Zendrig"
Findet ihr es gut, wenn sich ein Spieler / SL derart mit seiner Figur identifiziert, dass gespielte Trauer oder Wut plötzlich keine gespielten Gefühle mehr sind?

Auch wenn man sich mit seiner Figur identifizieren sollte, so nah sollte es einem dann doch wieder nicht gehen. Immerhin bleibt es ein Spiel. Wenn es zu mehr wird, dann wird es gefährlich.

Siehe KodDT ;)
1984 was not supposed to be an instruction manual.

Kilamar

  • Mitglied
Zuviel Rollenspiel - geht das?
« Antwort #5 am: 02. Juli 2006, 15:09:47 »
Nun, niemand zwingt Euch die Gespräche zu führen.
Wenn Euch die holde Weiblichkeit nicht interessiert, macht was anderes.

Kilamar

Deus Figendi

  • Administrator
    • http://forum.dnd-gate.de/viewtopic.php?p=133284#133284
Zuviel Rollenspiel - geht das?
« Antwort #6 am: 02. Juli 2006, 15:20:31 »
Bin da ähnlicher Meinung, es sollte auch jedem Spieler überlassen bleiben wie sehr er so einen Flirt ausspielt und eine Errötung könnte ich verstehen.
Die SC-Gefühle sollten nicht (über ein bestimmtes Maß hinaus) zu den eigenen werden, man hörte schon von Gruppen, die Schändungen (gar Seitens der SCs) ausspielen, das muss ich mir nicht geben. Und auch als einer meiner Spieler in einem Anflug postpupatärer Gefühle plötzlich meinte unbedingt ein Bordell besuchen zu müssen handelte ich die Situation mit einem "Du vergnügst dich ausgibig" ab.
Was die Flirt-Bedürfnisse der Spieler betrifft würde ich mich immer nach eben jenen richten.
Ansonsten ist das wichtigste gesagt, sprich mit deinem SL/deiner Gruppe und äußere den Wunsch nach mehr Action.
Ach ja, die eigenen Vorlieben: Ich bin ansich auch ein Freund des Gemischten/Abwechselnden, aber ansich finde ich Kämpfe das ödeste was es im Rollenspiel (bzw. D&D) gibt. Das liegt einfach daran, dass sich dabei bei mir keine Bilder entwickeln. Im Spiel geschieht eigentlich
Zitat
Die Streitaxt des Klerikers saust mit einem Schwung geführt von $Gottheit Hand auf die Kreatur hinab. Schwer keuchend stürzt diese zu Boden, wärend ihr $Kleriker noch einen verachtlichen Blick zuwirft um sich dann seinem nächsten Gegner zuzuwenden
Aber ich sehe folgendes:
Zitat
1W20+7 = 18 vs. RK 15
trifft
4 TP minus 1W8+3 = 6
Liegt im sterben
Doppelschlag, nächstes Ziel.
Deshalb finde ich Kämpfe extrem öde, was aber mein Fehler ist (Phantasie reicht nicht aus). Außerdem finde ich Kämpfe erschöpfend, bei DungeonCrawls (leiten) werde ich recht schnell müde.
Wenn ich leite tendiere ich deshalb auch dazu wenig Kämpfe einzubauen (Tagesform), dafür haben sich die Spieler angewöhnt einfach mal darum zu bitten ("Wir wollen XP!") und dann kommt eben der "Random-Encounter".
Ebenfalls vorgekommen ist, dass ein Gastspieler einfach mal die Stadt verlassen hat, weil er endlich mal was zu verprügeln haben wollte... Wunsch erfüllt, draußen vor der Stadt wartete eine Begegnung auf ihn, den die ganze Gruppe mühelos geschafft hätte, er allein hatte es schon schwieriger (hat aber gewonnen).
DnD-Gate Cons 2007, 2008, 2009, Gate-Parkplatztreffen ICH war dabei!
SocialMedia: Status.net Diaspora BookCrossing

Zendrig

  • Gast
Zuviel Rollenspiel - geht das?
« Antwort #7 am: 02. Juli 2006, 15:26:19 »
@ Kilamar: Ja, das war auch meine anfängliche Herangehensweise. Aber die holde Weiblichkeit hat dann meist einen Hang zum Angepisstsein (und dazu, der wichtigste Kontakt zur Fortführung des meist irgendwie doch in Grundzügen vorhandenen Abenteuers zu sein).  :roll: