Thema: Oscar 2004

[Schwertkämpferin]

 Der Oscar ist eine Veranstaltung, deren Preise nicht allein nach Können vergeben werden, sondern viel mehr nach Notwendigkeit, Prestige, taktischen Erwägungen und puren Launen heraus.
Das erklärt den Herrn der Ringe.

Und Johnny Depps Spiel in "Fluch der Karibik" war ausgezeichnet. Solch eine Rolle bekommt man vermutlich nur einmal geboten und sie so spielen zu dürfen und das auch zu tun, ist eine absolute Meisterleistung.

Und was Titanen angeht: Nicht jeder Schauspieler ist für jede Rolle geeignet, auch, wenn man meinne sollte, genau das macht einen Schauspieler gut. Sean Penn ist sicher nicht schlecht, aber Mr. Depp muß den Vergleich keineswegs scheuen. Ansonsten hätte die liebe Charlize zu 100% keinen Oscar gewonnen.

Allerdings ist anzunehmen, daß "Captain Jack Sparrow" sich nicht allzu sehr für diesen Oscar interessiert hat. Vor allem deshalb hätte ich aber gerne seine "Dankesrede" gehört.  

[Talwyn]

 

Allerdings ist anzunehmen, daß "Captain Jack Sparrow" sich nicht allzu sehr für diesen Oscar interessiert hat. Vor allem deshalb hätte ich aber gerne seine "Dankesrede" gehört.

Allerdings - und genau deswegen mag ich Johnny Depp als Schauspieler so gern. Er scheißt sich einfach nicht besonders viel um den ganzen Hollywood-Glamour-Dreck. Stattdessen zieht er sein Ding durch und bringt in so ziemlich in jedem seiner Filme absolute Glanzleistungen.

Die "Dankesrede" wäre aber mit Sicherheit ein Leckerbissen gewesen. Schade allein deswegen :rolleyes:

Sean Penn einen "charakterdarstellerischen Titanen" zu nennen ist meiner Meinung nach grob übertrieben. Penn ist wirklich super, keine Frage. In "Dead Man Walking" war er einfach brilliant. Aber für alle die es noch nicht gemerkt haben: Johnny Depp ist ebenfalls ein Gigant. Seine Rolle in Fluch der Karibik mag so manchem ein wenig lächerliche erscheinen (ich habe oft genug die Bezeichnung "Piratenschwuchtel" gehört bzw. gelesen).

Jedem der allein deswegen denkt, Depp wäre eine Witzfigur, dem kann ich nur empfehlen, sich mal Filme wie "Gilbert Grape" anzuschauen. Danach sollte eine solche Meinung eigentlich nicht mehr haltbar sein. Und eine weitere Empfehlung: Donnie Brasco. Ist seit neuestem einer meiner absoluten Favoriten. Depp kann einfach _jede_ Rolle spielen - was nicht jeder Hollywood-Darsteller (noch nicht einmal der gute Sean Penn) von sich behaupten kann.

[Berandor]

 Na ja, im Vergleich zu Sean Penn ist Depp ja schon fast ein Hollywood-Insider

Penn ist ja nicht mal zu Oscar-Verleihungen gekommen, in denen er nominiert war (bis gestern). Und Billy Chrystals Witz über Penns Gedanken, "Hey, hier bin ich noch nie rausgeflogen" ist auch halb wahr
Aber zwei sehr gute Leistungen in einem Jahr zzgl. vorherigen Nominierungen waren wohl zu viel für die Academy: "We will not rob you of your Oscar, Mr. Penn!"
Schade, da Penn und Depp wohl noch eine Nominierung bekommen können oder werden, Bill Murray aber wahrscheinlich das letzte Mal eine Oscar-Chance hatte.

Mein Lieblingsspruch des Abends: "Pussy Galore! I just got it! That's vulgar!"

[Blackthorne]

 Jack Nicholson als Gandalf hätte wohl nicht funktioniert. War aber lustig.

[Thersites]

 

Ich persönlich denke, daß genau dieses elitäre Denken die Oscars und die Filmwelt insgesamt keinen Zentimeter weiter bringt.

Das hat mit "elitärem Denken" nicht das geringste zu tun.
Der Academy Award ist wohl der letzten Filmpreis, welchem man einen elitären Charakter zuschreiben könnte - es sein denn, man verwendet Kategorien wie das Maß an Selbstinszenierung, finanziellem Gewinn oder (sicherlich am verachtenswertesten) "Glamour".
Abgesehen davon: Ich glaube nicht, dass die Welt der ernstzunehmenden Filme sich auch nur einen Deut darum scheren muss, ob eine lächerliche Veranstaltung wie die Oscar-Verleihung nun eine intellektuell elitäre oder sich rückgratlos an den Massengeschmack anbiedernde ist.

Depp ist ein ganz großer, und seine Rolle in Fluch der Karibik ist eine komödiantische Meisterleistung.

Ich sehe keine komödiantische Meisterleistung in einer Kanonade aus abgedroschenen Witzen, affektiertem Gestus und oberflächlichem Clowns-Gebaren.
Vielleicht bevorzuge ich aber auch lediglich eine andere Art von fimischem Humor - besagte Jerry Bruckheimer-Produktion konnte mich zumindest nicht zum Schmunzeln bewegen.
Solltest du diese Auffassung jetzt als "elitär" abtun, kann ich dir leider auch nicht mehr helfen.

Unabhängig von "Fluch der Karibik" steht für mich fest, dass Johnny Depp ein talentierter Filmschauspieler ist.

Murray wäre schön gewesen ...

Sehe ich genau so.

Ausserdem weiss ja wohl jeder, dass die Oskars absolut kein cineastisches Qualitätsmerkmal sind.

Hoffentlich.

Sean Penn einen "charakterdarstellerischen Titanen" zu nennen ist meiner Meinung nach grob übertrieben.

Sean Penn ist derzeit einer der besten Charakterdarsteller Amerikas.

Seine Rolle in Fluch der Karibik mag so manchem ein wenig lächerliche erscheinen (ich habe oft genug die Bezeichnung "Piratenschwuchtel" gehört bzw. gelesen). Jedem der allein deswegen denkt, Depp wäre eine Witzfigur, dem kann ich nur empfehlen, sich mal Filme wie "Gilbert Grape" anzuschauen. Danach sollte eine solche Meinung eigentlich nicht mehr haltbar sein. Und eine weitere Empfehlung: Donnie Brasco. Ist seit neuestem einer meiner absoluten Favoriten. Depp kann einfach _jede_ Rolle spielen - was nicht jeder Hollywood-Darsteller (noch nicht einmal der gute Sean Penn) von sich behaupten kann.

Ich habe keineswegs Johnny Depps lächerliche Rolle in einem lächerlichen Film auf die Person oder den Schauspieler Johnny Depp im allgemeinen übertragen.
Dass Johnny Depp ein bemerkenswert wandlungsfähiger Schauspieler ist, würde ich so unterschreiben.

Mein Beitrag besagte lediglich, dass ich es eben lächerlich finde, Johnny Depp für seine Hauptrolle in "Fluch der Karibik" neben Sean Penn (für "Mystic River") oder auch Ben Kingley (für "House of sand and fog") und Bill Murray (für "Lost in translation") zu stellen.
Dabei interessiert mich weder Johnny Depp "der Rebell", Johnny Depp "der sexiest man alive", Johnny Depp der "Hollywood-Verachter" oder Johnny Depp "der ansonsten durchaus talentierte Schauspieler".

[TheRaven]

 

Mein Lieblingsspruch des Abends: "Pussy Galore! I just got it! That's vulgar!"

Auch gut:

*Gesungen* "You're boring, look at Catherine Zeta Jones, she's snorring."

Mein Lieblingspruch war jedoch beim Best Foreign Language Film:

"We're so thankful that "Lord of the Rings" did not qualify in this category. We'd like to thank the Academy."

[Schwertkämpferin]

 Oh ja, es gab da einige lustige Momente.

Ich fand es nett, daß Crystal den Longislandern so lieb gedankt hat.
Und das Zwigespräch zwischen Williams und ihm war auch nett zu verfolgen.

Wie findet ihr, hat sich "uns Änkchen" geschlagen?

@Thersites: Es ist leicht herauszulesen, daß du etwas gegen Bruckheimer hast, was man dir an sich nicht verübeln kann.
Aber ich möchte hier einmal aus "Shakespeare in love" zitieren:
"Who are you?!"
"I am the money."
"Then you may stay."

Was sagt uns das? Er ist nur der Produzent. Dieser Job ist nicht kreativ und für das Kunstwerk an sich absolut unerheblich.
Nun wissen wir ja, daß Bruckheimer sich gerne als Regisseur und Drehbuchautor versucht, indem er mit der abgeschmackten Drohung hantiert, er würde die Mittel streichen.
Das ist sogar noch niveauvoller, als die Oscarverleihung an sich, aber zumeist effektiv - mal wieder - effektiver als der Oscar.
Im Falle der Figur des "leicht schwulen Piraten" jedoch kaum. Bruckheimer hat sich gegen Depps Darstellung gesträubt und verloren.
Eine Selbstverständlichkeit für so oft fehlenden Anspruch.
Ergo sollte man es doch als groben Unfug erachten, einen Film aufgrund des Produzenten zu scheuen.

Was den Klamauk angeht, so mag man, wie ich eingestehen muß geteilter Meinung sein, auch wenn das nichts an der beeindruckenden Zurschaustellung von Mimik, Gestik und eines beeindruckenden Bewegungsrepertoires des Darstellers ändert.

[Talwyn]

 

ch habe keineswegs Johnny Depps lächerliche Rolle in einem lächerlichen Film auf die Person oder den Schauspieler Johnny Depp im allgemeinen übertragen.

Hatte auch gar nicht dich gemeint, sondern Thersites

[Luvlein]

 

Hatte auch gar nicht dich gemeint, sondern Thersites

Äh...
Thersites = Thersites
oder nicht?

[Thersites]

 

Äh...
Thersites = Thersites
oder nicht?

Ja.  

[Talwyn]

 Blubb, jetzt hab ich's Ich hatte den langen Beitrag von Thersites irgendwie für Raven's gehalten. Vielleicht, weil beide mit "Ther" anfangen :rolleyes:

[Thersites]

 

Was sagt uns das? Er ist nur der Produzent. Dieser Job ist nicht kreativ und für das Kunstwerk an sich absolut unerheblich.

Jede große Produktionsfirma behält sich vertraglich vor, das Drehbuch zu verändern.
Jede große Produktionsfirma behält sich vertraglich vor, den Endschnitt zu bestimmen.
"Kreativ" ist das (im eigentlichen Sinne) zwar nicht, hat aber ganz erheblichen Einfluss auf den jeweiligen Film.

Sinngemäßer Dialog zwischen Dennis Hopper und einem Produzenten von Warner bros. (um 1960):
P: Was hast du bisher so gespielt?
DH: Theaterrollen. Shakespeare und solche Sachen.
P: Scheiße, dann müssen wir dafür sorgen, dass du diesen Kram wieder verlernst.
DH: Fuck off. B)

Im Grunde genommen stimme ich dir aber zu - habe auch schon Jerry Bruckheimer-Produktionen im Kino angesehen und krieche deshalb nicht in Sack und Asche umher.
Was nicht heißt, dass ich ein großer Freund von Filmen wie "Pearl Harbor" bin.  

[Blackthorne]

 

Der Academy Award ist wohl der letzten Filmpreis, welchem man einen elitären Charakter zuschreiben könnte - es sein denn, man verwendet Kategorien wie das Maß an Selbstinszenierung, finanziellem Gewinn oder (sicherlich am verachtenswertesten) "Glamour".

Alles richtig, aber es ging hier eher um deine Denkweise. Daß der Oscar herzlich wenig elitär und aussagekräftig ist, ist mir auch klar.

Ich sehe keine komödiantische Meisterleistung in einer Kanonade aus abgedroschenen Witzen, affektiertem Gestus und oberflächlichem Clowns-Gebaren.

Ein Großteil der Filmkritiker (auch der "ernstzunehmenden", scheint ja ein beliebter Begriff bei dir zu sein) und des Publikums sah das anders.

Mein Beitrag besagte lediglich, dass ich es eben lächerlich finde, Johnny Depp für seine Hauptrolle in "Fluch der Karibik" neben Sean Penn (für "Mystic River") oder auch Ben Kingley (für "House of sand and fog") und Bill Murray (für "Lost in translation") zu stellen.

Und mein Beitrag besagte, daß es mir reichlich abgehoben erscheint, einer guten Leistung im Bereich der "leichten Unterhaltung" jegliche Qualität abzusprechen, nur weil die Leistung eben im Unterhaltungsfach erfolgte.
 

[TheRaven]

 Nur so nebenbei. Wer den Film nur auf Deutsch gesehen hat, verliert automatisch das Mitspracherecht. Ich habe ihn zweimal gesehen und einmal davon in Deutsch und es war wirklich furchtbar. Aber auf Englisch kommt der Charachter von Depp viel besser rüber. Der Dialekt, die Stimmlage und die Satzgebilde wirken einfach besser und irgendwie auch glaubwürdiger.

Den Film selber fand ich persönlich sehr enttäuschen und Mittelklasse aber die Leistung von Depp war wirklich gut.

[Talwyn]

 In Bezug auf die Originalfassung hast du auf jeden Fall Recht. In der englischen Version spricht richtig schönen Piratenslang, was in der deutschen Fassung irgendwie untergeht.

Genial finde ich die Wortspiele in Fluch der Karibik.

"Me, I'm a dishonest man. For dishonest man ye can be sure he's dishonest. Honestly, it's the honest ones ye must be careful about, cuz ye never know when they do something incredibly stupid."

oder

"Who invented this Parler-Crap?"
"The French. With Latin origin of course"



Da könnte ich mich jedesmal wieder wegschmeißen. Das ganze kombiniert mit der Gestik und Mimik ist einfach zum Schreien. Wenn man sich selbst und den Film nicht allzu ernst nimmt muss sich schon arg anstrengen um da nicht zu schmunzeln.