Autor Thema: Der Krieg tobt - Zwischenspiele unserer Kampagne  (Gelesen 6217 mal)

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Der Krieg tobt - Zwischenspiele unserer Kampagne
« Antwort #15 am: 31. Mai 2007, 19:00:28 »
Die schöne Helena

Sie spürte die Anwesenheit der anderen schon sehr früh. Helena hatte gut gelernt und auch diesmal wusste sie wie zu reagieren hatte. Zuerst schwebte sie als Nebel an die Decke. Suchte sich einen Spalt und verharrte bis die drei Gestalten unter ihr nahe waren. Dann wurde  Helena wieder körperlich. Die drei Schatten zogen unter ihr vorbei.
Sie ließ sich fallen, das magische Doppelklingenschwert wirbelte herum. Die drei Vampire waren zu langsam. Das Schwert tanzte umher und verpasste jedem eine tiefe Wunde, dem letzten der Drei trennte es die Hand ab.
Die Vampire warfen sich auseinander um Distanz zwischen sich und der todbringenden Waffe zu bekommen.
Die Vampirin sank sacht herab. Ihr wunderschönes Gesicht war zu einer Maske des Abscheus verzogen.
Es waren Menschen. Sie konnte den Geruch Kosefs an ihnen riechen. Ihre Wunden begannen schon wieder sich zu schließen.
Helena sprang vorwärts, mit einem Seitwärtshieb riss sie einem der Drei die Seite auf und landete auf einem anderen. Ihr Kopf schoss vorwärts und mit einem Knacken brach ihr Kiefer. Ihre nun großen Zähne trafen den Hals des verdutzt blickenden Menschenvampirs und rissen seine Kehle heraus. Ein Stück Wirbelsäule hing noch zuckend an dem Stück, welches Sie in ihrem Maul hatte.
Während sie gerade zugebissen hatte war ihr Schwert schon nach hinten gezuckt und hatte den dritten Blutsauger direkt in die Brust getroffen. Sie spuckte die Kehle des Zweiten samt Teil der Wirbelsäule auf den Boden und drehte sich im Kreis. Zwei der Drei hatten schon ihre Nebelform angenommen und schwebten wieder in den Gang davon, aus dem sie gekommen waren. Der dritte kauerte vor ihr auf dem Boden und hielt sich die Brust, wo sich die  Stichwunde langsam wieder schloss.
Helena ließ ihr Gebiss wieder auf Menschengröße zurückschrumpfen. Ein stechender, bekannter Schmerz durchschoss ihren Kiefer als dieser sich selber heilte.

„Sag Kosef, ich werde nicht wieder kommen und jeden von euch Sklaven werde ich niedermachen und eure Gräber suchen und euch die Gnade erweisen euch zu töten.“
Der kauernde Vampir blickte lächelnd empor.

„Bitte Herrin. Wir haben keine Wahl. Kosef hetzt uns immer wieder ins Unterreich. Er will euch zurück haben.“
Die Stimme des Vampirs klang fast verzweifelt.

„Er hat mir den Anblick der Sonne genommen. Die Möglichkeit auf Erben, Nachwuchs. Er hat mich benutzt. Und nun habe ich die Möglichkeit Rache zu nehmen. Blutige Rache! Sag ihm, er wird bald gerichtet werden. Ein großer Schatten wird sich über den Mond legen und er wird den Schmerz spüren, den er mir gegeben hat! Alles was ich fühlte wird er tausendfach zurückbekommen! Sag ihm, ab jetzt wird die schwarze Dunkelheit sein Feind sein!“

Helena hatte die letzten Worte geschrieen und war dabei in ein donnerndes Brüllen verfallen, das unmöglich aus ihrer Kehle stammen konnte. Unwillkürlich war der kauernde Vampir zurückgewichen und hatte die Augen aufgerissen. Nun krabbelte er rückwärts und wurde immer schneller, bis er nur noch als dunkler Schatten durch die Gänge des Unterreichs raste. Wer war diese Frau? Woher hatte sie diese Fähigkeiten? Sie war keine normale Vampirin, soviel war klar. Aber wer war sie? Was war sie?

Helena entspannte sich.
Ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle. Vor ihrem inneren Auge erschienen Bilder. Bilder die so endlos weit entfernt schienen. Bilder ihrer Kindheit. Von all dem Schmerz den sie erfahren hatte. All das Leid, das sie immer begleitet hatte.
Eine einzelne blutige Träne rann ihr die milchig weiße Wange hinab…
"die untoten Drachen werden die Welt beherrschen"

Der Krieg tobt - Zwischenspiele unserer Kampagne
« Antwort #16 am: 31. Mai 2007, 19:03:58 »
Verliebte Jungs

Wer zu lange in einen Abgrund blickt,
muss aufpassen, dass er nicht irgendwann selber einmal zum Abgrund wird…(Nietzsche)


„Sehr verehrter Herr, tretet herein in diesen Saal der Gleichheit und lasst mich euch diese edle Dame von adeliger Geburt vorstellen. Dies ist die Hohe Dame Alliella Aurilsdottir, eine ehrbare Bürgerin Sundabars.“

Die wunderschöne Blondine am Kopfende erhob sich und lächelte. Es war ein eisiges Lächeln, aber in ihren Augen blitzte Begierde auf und eine Aura der unvergleichlichen Anmut ging von ihr aus.
Richard II. war wie berauscht von dem süßen Duft der von der Frau in ihrem bläulichen Kleid ausging. Er verbeugte sich und nahm neben ihr an der langen Tafel Platz. Auf dem Tisch standen bläuliche, ohne Hitze brennende Schalen, die dem Raum zusätzliche Kälte verliehen.
Sein Leibwächter wartete in seinen Säbelzahntigermantel gehüllt neben der Tür. Auf der anderen Seite der Leibwächter des Gastgebers. Ein finster aussehender Bursche mit langen schwarzen Haaren und einem ebensolchem Bart. Er war ebenfalls in ein schweres Fell gehüllt.
Richard II. zog seinen schwarz-gelben Umhang fester und blickte in die wunderschönen hellblauen Augen seines Gegenübers.
Fast unbemerkt war der Gastgeber an den Tisch getreten. Wie fast immer hatte er seine Fingerspitzen aneinandergelegt.

„Und ihr Herrin Aurilsdottir. Lasst mich euch ein ehrbares Mitglied des Rates von Sundabar vorstellen. Dies ist Richard II. von Kelemvor, Rechte Hand des Großfürsten Davben Turmikos, Führer des gelben Ordens des Kelemvor von Yartar.“

Maernon nahm auf dem dritten Stuhl Platz.
Alliella deutete einen Knicks an.
Die Gedanken im Kopf des Kelemvor-Anhängers wirbelten wild umher. Die Augen und der Duft dieser Frau ließen keine Ruhe in seine Überlegungen kommen. Er musste diese Frau haben. Koste es was es wolle. Sein Mund war ganz trocken und sein Herz schlug bis zum Hals.

„Meine lieben Freunde,“

Maernons Stimme tropfte säuselnd in das Ohr des Kelemvorpriesters.

„ich habe euch beide heute hierher eingeladen, weil es etwas zu besprechen gibt. Es muss etwas geschehen. Wir müssen frühzeitig planen um handeln zu können wenn es notwendig wird.“

Alliella lächelte die beiden Männer an.

„Ja werter Bote Maernon. Ich sehe dies ganz genauso. Es wird Zeit ein wenig in die Offensive zu gehen. Auch ihr mein verehrter Richard. Lasst mich hören was ihr von der Idee haltet, die euch Maernon nun vorschlagen wird.“

Richard II. war wie gelähmt. Die Frau verströmte eine Kälte, die so betörend war, wie er sie noch nie erlebt hatte. Er versuchte sich auf das Antlitz seines Gottes zu konzentrieren, welches er immer vor seinem inneren Auge sehen konnte, wenn er sich nur entspannte. Er atmete tief ein und aus, sog den Geruch der Frau neben ihm ein und genoss ihn. Er blickte Maernon an und hörte zu.

„Nun, ich habe da folgende Idee. Vielleicht könnt ihr, werter Herr Richard, euren Großfürsten  davon überzeugen, dass aufgrund der vermehrten Aktivität des Drachenkultes in Yartar die Anwesenheit unseres verehrten Bürgermeisters dort von enormer Wichtigkeit ist. Es wäre schön, hier in Sundabar für einige Zeit ein wenig,  nun ja sagen wir, unbeachteter zu agieren.“

Bei diesen Worten lehnte sich der ehemalige Bote des Rates zurück.
Richard II. sog wieder begierig den Duft der Frau ein.
„Was meint ihr schöner Mann?“
Alliella beugte sich ein wenig vor und präsentierte der Rechten Hand des Kelemvor Ordens von Yartar ihr prächtiges Dekolletee.

„Ja, ja. Ich denke dies kann ich bewerkstelligen. Ihr habt Recht. In Yartar kam es tatsächlich in letzter Zeit immer öfter zu Aktivitäten des Kultes. Sogar ein Drachenleichnam wurde nahe der Stadt gesichtet. Ein Grund für einen solch erfahrenen Söldnerführer sich die Sache einmal näher anzusehen. Insbesondere, da die Orks nun wohl erst einmal zurückgeschlagen sind.“

Richard II. hob seinen Blick wieder. Um den Hals trug die Frau ein Amulett in Form eines Eiskristalls. Was bedeutete dies noch einmal? Es war egal, sein Blick traf ihre Augen und er versank in dem unendlichen Blau.

„Wollt ihr mit mir heute zu Abend speisen? Ich kenne da ein hervorragendes neues Restaurant nahe den Hallen. Dort spielt auch ein sehr guter Barde.“

„Es wäre mir ein wirkliches Vergnügen werte Dame.“

Einige Augenblicke später war Maernon allein. Wenn man von seinem Schatten und Leibwächter Mulduin absah.
In seinem Becher in seiner Hand kreiste teurer Wein aus Calimhafen. Sein Blick glitt über die Wände und die dort hängenden Bilder von berühmten Künstlern aus den ganzen Reichen. Sein Tisch war eine Arbeit des berühmten Zwergs Askvivar von Tiefwasser.
Aber er war noch nicht fertig. Er war noch nicht dort wo er hingehörte. Wo er immer schon hingewollt hatte. Aber er würde dort schon noch hinkommen. Es war sein Recht. Er würde es einfordern, zur Not mit Blut und Feuer. Aber besser mit Tücke und List.

„Mulduin, schick mir doch bitte unseren nächsten Gast herein. Aber bitte sorg dafür, dass er etwas Anständiges zu trinken bekommt. Mach den Wein aus seiner Heimat auf. Ja, mach den Tayanischen Feuerlorbeer auf.“

Sein Plan nahm langsam Gestalt an. Und er hatte immer noch zwei Trümpfe in der Hinterhand, die er für den Fall ausspielen konnte, dass ihm jemand dazwischenfunkte.
"die untoten Drachen werden die Welt beherrschen"

Der Krieg tobt - Zwischenspiele unserer Kampagne
« Antwort #17 am: 10. Juni 2007, 19:47:55 »
Schwärze trifft Schatten

Ein Muskelzucken. Eine kurze Bewegung im rechten Hinterbein. Die riesige Klaue riss einen Teil des Steinbodens auf.
Sie spürte, dass irgendetwas geschah. Sie konzentrierte sich und nahm Bewegungen wahr. Vibrationen, einige hundert Meter entfernt. Mehrere Stiefel. Sie sog die Dunkelheit in ihre mächtigen Lungen. Fuhr mit ihrer Zunge über die Rasiermesserartigen Zähne. Um sie herum pulsierte die Finsternis. Dann beschwor sie ein paar ihrer Diener herauf. Aus der wirbelnden Schwärze formten sich zwei vage humanoide Gestalten. In Gedanken gab sie ihnen ihre Befehle. Die Schatten verschwanden.
In der unterirdischen Halle sammelte sich in allen Ecken Dunkelheit. Wabernde Finsternis, von der Ebene der Schatten. Der lange Schwanz mit den gefährlichen klingenartigen Auswüchsen bewegte sich langsam hin und her.
Plötzlich nahm sie eine weitere Existenz wahr. Macht strömte in die Halle. Wütend ob des Frevels, sie in ihrem Lager aufzusuchen erhob sie sich und suchte mit allen Sinnen die Halle ab. Dann sah sie ihn…
Der andere überragte sie noch um zwei Köpfe. Für einen Schwarzen war er wirklich groß und mächtig wie sie an seinem Geruch wahrnehmen konnte. Sie rief sich mehrere Zauber ins Gedächtnis. Spürte wie sich negative Energie in ihrem Hals sammelte.
Direkt vor ihr stand nun der Schwarze. Seine beiden Hörner rahmten seine rot glühenden Augen ein. Am Hals hatte er eitrige Wunde, die scheinbar erst vor kurzem geschlagen worden war. Grollend formten sich Worte aus der Kehle des Schwarzen.

„Furchtbare Meisterin der Dunkelheit. Beherrscherin der Schatten. Ich bin hier um mit euch einen Handel abzuschließen und Informationen über die Schattenmagie zu erhalten.“

Ihre Lungen entspannten sich ein wenig. Wäre es zum Kampf gekommen hätte sie nicht gewusst ob sie dem Schwarzen gewachsen war.

„Hier nehmt dieses Amulett als Zeichen meines Vertrauens und meiner guten Absichten.“

In der Klaue des Schwarzen baumelte ein Anhänger. Fünf verschiedenfarbige Drachenköpfe, die ineinander verschlungen waren. Von dem Anhänger ging eine Aura der Kraft aus.
Ihre Augen fixierten gierig das Amulett.

„Beherrscherin der Schatten, erzählt mir alles was in eurem Revier in den letzten Wochen vorgefallen ist und ich werde euch sehr dankbar sein.“

Mit Gedanken an den Aufruhr, der seit einigen Tagen in der Nähe ihres Lagers herrschte, begann sie dem Schwarzen Bericht zu erstatten…
"die untoten Drachen werden die Welt beherrschen"

Arssuums Besuch - Happy Birthday Arssuum
« Antwort #18 am: 13. Juli 2007, 19:23:36 »
Schatten krochen die Wände empor und schlugen an der Decke zusammen wie eine Woge in einem Sturm.
Das Licht der einzigen Kerze in dem Zimmer war unnatürlich gedämpft und vermochte es nicht, die Dunkelheit zurückzudrängen. Es war, als ob sich die Schatten von selber bewegen würden, als ob sich Klauen, Gliedmaßen und Gesichter in ihnen bildeten und wieder verschwanden.
Der junge Mann auf dem Bett warf sich hin und her. Unruhig wälzte er sich in seinem Alptraum gefangen von einer auf die andere Seite. Schweiß rann ihm seinen kahl geschorenen Schädel hinab.
Der schwarze große Rabe am Fußende des Bettes betrachtete seinen Meister mit schief gelegtem Kopf. Fast schien es so, als ob er einen Teil des Alptraumes seines Herrn mitfühlen würde.
Auf dem Nachttisch lag die juwelenverzierte Augenklappe seines Meisters, das erste magische Stück, das er fertig gestellt hatte.
Diese glich den Verlust seines rechten Auges aus, mehr als das, sie erlaubte es ihm unsichtbares zu entdecken. Sein Auge hatte er auf dem Hochplateau eines Berges verloren, ein Fey´ri hatte es ihm herausgerissen, während er durch einen Zauber gefesselt worden war.

Arssuum schreckte hoch.
Sein linkes Auge weit aufgerissen, die rechte Augenhöhle mit tiefem Schatten erfüllt. Sein drahtiger Oberkörper war mit Tätowierungen versehen die über die Seite seines Halses über seine rechte Gesichtshälfte bis hinauf auf die Stirn gingen.
Kurz holte er tief Luft, dann beruhigte sich sein Atem wieder. „Die Schatten…“ Sie suchten ihn jede Nacht, versuchten seinen Geist zu zerstören und ihn zu verlocken.
In ganz seltenen Momenten dachte er über die Entscheidung nach die er einst getroffen hatte.
Das Schattengewebe hatte ihn willkommen geheißen und es hatte sich so gut angefühlt.
Es war ja auch nicht so, dass er eine Wahl gehabt hätte. Hätte er nicht diesen Weg gewählt, hätte ihn sein Meister getötet, oder die Schatten hätten seine Seele verschlungen.
Aber manchmal wünschte er sich die Ruhe die er als Kind gefühlt hatte, als sein Geist noch unbefleckt gewesen war. Nun ließ ihn sein Weg keine Nacht mehr durchschlafen. Aber das war der Preis.

Er musterte Deco, fast liebevoll glitt sein Blick über das nachtschwarze Gefieder seines Vertrauten, es schien ihm fast so, dass je machtvoller seine Magie wurde, das Gefieder des Raben schwärzer wurde, nahezu schattenartig.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Er streckte seine Hand aus und ließ den Raben mit einem telepathischen Befehl auf seinem Handgelenk Platz nehmen.
Arssuum genoss die Nähe des einzigen Wesens dem er vertraute. Der Vogel rieb seinen Schnabel zärtlich an den Fingern seines Meisters.
Der glatzköpfige Mann lauschte in das Zwielicht hinein.
Unten aus dem großen Schankraum drangen die fernen Klänge einer Flöte. Zweifellos Pfeifer, der seltsamste Elf, den Arssuum je kennen gelernt hatte. Ein fröhlicher, vom Wesen her fast zwergenhafter Barde, den Bash angeschleppt hatte.
Im Heim und Herd hatte er seine Heimat gefunden, wobei seine Auftritte im Schwarzen Krug nun mehr und mehr zunahmen. Das Etablissement in dessen Führung Bash irgendwie verstrickt war, lief mehr als gut.
Egal, das waren Sachen die ihn nichts angingen und sollte Bash doch damit seinen Spaß haben. Er hatte wirklich Wichtigeres, Größeres vor.
Der Blick seines verbliebenen Auges fiel auf seine Rote Robe die neben der Tür an einem Haken hing.
 
„Eine Enklave. Eine Enklave hier in Sundabar. Und er wäre der Leiter. Leider nicht der uneingeschränkte, Morg der Zähe war ja noch da, aber vielleicht konnte man den ja…“ Arssuum zuckte zusammen,
„Ich muss aufpassen. Mein Schatten-Ich wird wieder stärker.“

Er würde gar nichts mit Morg anstellen. Der Nekromant war aus Tay angereist um ihm bei dem Aufbau seiner Enklave zu helfen und ihm zur Seite zu stehen.
Allerdings würde er versuchen einige Nachforschungen über den dürren Mann mit der lederartigen Haut anzustellen. Nicht, das die Schatten der Vergangenheit ihn einholen würden. „Die Schatten der Vergangenheit, wie passend.“

Arssuum zog sich die Augenklappe über den Kopf und griff nach seinem Zauberbuch.
Liebevoll strich seine Hand über den Einband. Schmerzvoll dachte er an die kurze Zeit zurück, als er von ihm getrennt gewesen war. Es war zwar nicht lange gewesen, aber er hatte sich so schwach gefühlt ohne seine Folianten.
Er musste noch einige Nachforschungen anstellen.
Berem, ein Mitglied der Dämonenjagd, der er auch angehörte, hatte eine alte Verbündete an die Schatten verloren.
In Ascore, einer Ruinenstadt am Rande der großen Wüste war sie einer alten Zwergenfalle zum Opfer gefallen. Nun ruhte ihr Geist auf der Schattenebene und Berem war davon besessen ihn zurückzuholen.
„Als ob ich nichts Besseres zu tun hätte.“ aber ein Ausflug auf diese Ebene würde ihn schon reizen. Arssuum dachte über die Möglichkeiten eines Ebenenwechsels nach.
„Vielleicht könnte der Kleriker ja auch mal was machen.“ Kopfschüttelnd dachte der Magier an Melarn Silbersturm, Kleriker des Kelemvor und unbrauchbar.
„Reiß dich zusammen. Sie sind deine Freunde, sie helfen dir.“ Arssuum holte tief Luft.
Jeden einzelnen Augenblick musste er kämpfen.
Kämpfen, dass er selber die Oberhand behielt und nicht seine dunkle Seite empor kroch. Manchmal hatte der Magier aus Tay das Gefühl die Kontrolle zu verlieren.
Oft wenn er einen mächtigen Zauber wirkte schien es ihm, als ob er sich selbst von oben sah und den Schatten beobachten konnte, der in seinen Körper hinein trat und Machtquellen anzapfte, die nie ein Sterblicher nutzen sollte.
Jedesmal wenn er einen Zauber wirkte, musste er sich beherrschen um nicht die herkömmliche Quelle der Magie anzuzapfen. Mystras Gewebe. Er durfte es nie wieder nutzen.
Das Schattengewebe war zwar mächtiger, aber die Gefahr war viel größer.
Wenn seine Gefährten wüssten wie nahe er beim Wirken seiner Zauber schon einige Male an der Katastrophe vorbei geschrammt war.
„Sie würden ihm glatt die Hände abhacken.“ Arsuum grinste bei der Wiederholung der Drohung die Azhamon schon oft gegen ihn ausgesprochen hatte.
Er musste nur schnell genug sein und der Paladin wäre kein Problem mehr für ihn.
„Nein. Er war ein Freund. Und die Schatten seiner Seele würden ihn nicht in Versuchung führen.“
Azhamon war sogar der erste, der ihm vertraut hatte. Ein Wunder bei dem Misstrauen das sein elfischer Gefährte gegen alles und jeden erst einmal an den Tag legte.
Aber als Arssuum mit Hilfe eines Zaubers, einen Teil seiner Lebenskraft abgegeben hatte um ihn zu heilen hatte er sich sein Vertrauen erarbeitet.
Arsuum wusste nicht mehr, warum er das damals getan hatte, er hatte einfach ohne zu überlegen gehandelt.
Ein Kopfschmerz stellte sich ein.
Arssuum betrachtete die zuckenden Schatten welche die Kerze an die grau getünchten Wände warf.
In ihnen offenbarten sich Kreaturen, Gestalten, Gedanken, sie waren der Schlüssel und der Weg, das Tor zu einer anderen Welt.
Sein Körper war durch den Kontakt mit dem Schattengewebe immer mehr verändert worden.
Er konnte nun in der Dunkelheit sehen als wäre es Tageslicht und seine Augen waren mittlerweile tiefschwarz.
Seine Tätowierungen, Symbole seiner Zugehörigkeit zu den Roten Magiern von Tay, waren zu Streifen Schattens geworden.
Wenn man sie betrachtete, schien es fast so, als ob sie mit der Schattenebene verbunden waren.
Die Veränderungen würden weitergehen. Arssuum war klar, dass er den Weg, den er eingeschlagen hatte, nicht eher würde verlassen können, ehe ihn die Schatten verschlingen würden oder er die Spitze der Macht erklommen hatte.
Man kannte ja die Geschichten von Magiern, denen ihr Machthunger zum Verhängnis geworden war.
„Aber mir ist ein anderes Schicksal beschieden!“
Eines Tages würde er den Tod selber überlisten. Arssuum Tharaum würde mächtiger werden als alle vor ihm. Wieder schüttelte er den Kopf, kämpfte sein anderes Ich nieder und konzentrierte sich auf  seine Aufgabe.
In einigen Büchern die er sich von Sadur, dem Magier vom Nordturm geliehen hatte, suchte er nach Möglichkeiten und Hinweisen die Schattenebene mit seinen Gefährten zu betreten.
Er forschte nach Mitteln seine Freunde auf die Gefahren die einen dort erwarten würden vorzubereiten.
Sie würden ihn brauchen. Sie würden von ihm abhängig sein. Ohne ihn wären sie vollkommen aufgeschmissen. Ein falscher Schritt und die Bewohner der Schattenebene würden sie ergreifen und zu welchen der ihren machen.
Arssuum wühlte sich mehrere Stunden durch seine und Sadurs Bücher bis er endlich einen Hinweis darauf fand wie sie vorzugehen hatten. Befriedigt stand er schwankend auf.
 
Die Schatten um ihn herum krochen auf ihn zu.
Seine Nackenhaare stellten sich auf.
Krächzend schlug Deco mit seinen Flügeln.
Arsuum rief sich die Worte eines Zaubers ins Gedächtnis und warf unruhige Blicke in die Schatten.
Es war, als ob die Dunkelheit sich in Seen sammelte und langsam auf ihn zufloss.
In den Schatten schien sich ein Gesicht zu bilden. Es erinnerte an das eines Menschen, doch zwei kleine Hörner wuchsen auf seiner Stirn. Arssuum kannte dieses Gesicht. Sein Atem beruhigte sich wieder. Das Gesicht suchte mit seinen Augen die Kammer nach dem Roten Magier ab.
Arssuum duckte sich hinter den Tisch und wirkte flüsternd einen Zauber, der ihn vor der Ausspähung schützen würde.
Grimmig beobachtete er den Versuch seines alten Mitschülers ihn auszuspionieren.
Tr´enso.
Der Tiefling war in derselben Klasse wie Arsuum gewesen und auch ihm war es gelungen den Kontakt mit dem Schattengewebe zu meistern. Jahre später hatte Arsuum ihn dann mit seinen Gefährten in einem unterirdischen Raum in einem Tempel wieder getroffen.
Zu diesem Zeitpunkt war der Tiefling damit beschäftigt irgendetwas in der Kammer, die einen Knotenpunkt zur Schattenebene darstellte, herzustellen.
Er hatte Arssuum und seine Gefährten mit der Illusion eines Schattendrachens genarrt.
„Was wollte der Bastard mit Teufelsblut?“
Arssuum beobachtete die kläglichen Versuche seine Position festzustellen. Die Lippen des Schattengesichts murmelten etwas.
„Das war kein arkaner Zauber!“ Tr´enso wirkte göttliche Magie!
Arssuum wurde nun doch mulmig zumute.
Götter waren nichts mit dem er etwas anfangen konnte. Sie behinderten einen nur in der Entfaltung seiner Macht. Hinderten einen mit Ritualen und Pflichten am Lernen.
Tr´enso schien nun sein Vorhaben aufzugeben. Er blickte noch einmal durch den Raum, und blieb an dem Zauberbuch hängen. Ein Grinsen bildete sich auf dem nur aus Schatten bestehenden Gesicht.
Ein Teil der Schatten um das Gesicht floss vorwärts, sammelte sich und schoss in die Höhe.
Arssuum fluchte innerlich.
Tr ´enso war mächtiger als er vermutet hatte. Einen Schatten zu beschwören, nur mithilfe eines Ausspähungszaubers erforderte einiges an Können.
Der Schatten glitt geräuschlos über den Boden. Direkt auf das Bett und damit Arssuums Zauberbuch zu.
Arssuums Hände beschrieben einige Gesten, seine Lippen formten arkane Worte, er fühlte wie sein Körper das Schattengewebe anzapfte. Sein Geist öffnete sich für die Dunkelheit die dankbar und wohlig kühl in ihn hineinströmte.
Er erhob sich leise. Aus den Fingern seiner Hand schossen fünf dunkle Geschosse die in kurzer Reihenfolge bei dem Schatten einschlugen.
Der Schatten zuckte umher, zwei gelbe Punkte fokussierten den Magier, dann zerfloss er zu einer Pfütze Dunkelheit.
Ohne zu stoppen formulierte Arssuum den nächsten Zauber, wieder spürte er das Ziehen, seine Seele wollte mehr, sein Geist begann das Gewebe anzuzapfen, mit Gewalt zwang er ihn auf das negative Gewebe zuzugreifen.
Arssuum wurde schwindelig.
„Es wäre so einfach jetzt Mystras Gewebe zu nutzen.“
Nein, er durfte nicht. Um seine Hände herum sammelte sich Schatten, sein Körper wurde mit Schwärze überzogen, seine Augen wurden schwarz.
Hätten ihn seine Freunde in diesem Augenblick gesehen, sie hätten vermutet, er wäre von einen Schattendämon besessen.
Arssum trat taumelnd auf das Gesicht zu. Tr´enso konnte nicht durch die Barriere aus Schatten sehen die Arssuum geschaffen hatte.
Wie als ob Arsuum negative Energie sammeln würde und sie auf die Manifestation Tr´ensos zuschieben würde drückte der tätowierte Magier eine schwarze Wand vorwärts.
Als die Wand das Schattengesicht erreichte zerplatzte dieses in hundert Teile. Die Schatten flossen hinab und lösten sich auf.
Hinter Arssuums linkem Auge pochte es.
Vor Anstrengung zitternd ließ er sich aufs Bett fallen.
Alles drehte sich.
Von nun an würde er vorsichtiger sein. Er musste Verteidigungsmaßnahmen ergreifen. Sich vor unliebsamen Beobachtern und Besuchern schützen.

Erschöpft ließ sich Arssuum Tharaun in die wohlige Dunkelheit eines Alptraumes fallen.
"die untoten Drachen werden die Welt beherrschen"