Autor Thema: Rowen Gwenlayen  (Gelesen 1704 mal)

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Lord Nibbler

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Rowen Gwenlayen
« am: 03. März 2004, 21:20:27 »
 So, hier könnt ihr endlich die Vorgeschichte des Zwergenkriegers Rowen Gwenlayen lesen. Kurz zur Erklärung: Diese Vorgeschichte ist eine der Ausführlichsten die ich je geschrieben habe. Inspiriert haben mich dazu, das muss ich gestehen, mehrere Romane.
Im ersten Teil habe ich die Entstehungsgeschichte der Welt und vor allem des unbekannten Kontinents Na - Talin - orn ein wenig neu interpretiert. Da ich mich nicht wirklich in der Abfolge der DnD -History auskenne hoffe ich, niemandem auf den Schlips zu treten.
Der zweite Teil beschreibt dann die eigentliche Geburt und alle Umstände die damit zusammenhängen von Rowen.
Im dritten und letzten Teil habe ich dann noch einmal die gesamte Prophezeiung niedergeschrieben. Vielleicht inspiriert sie ja irgend jemanden zu einem neuen Abenteuer.
Also dann, viel Spaß beim Lesen.
Eure Never ( Shalima aus Lord Nibblers: four from Cormyr )

Die Geschichte von Na - Talin - Orn

Aus den mündlichen Überlieferungen von Nurdo dem Chronisten der Zeit

Versunken im Nebel von gestern und vom heutigen längst vergessen, schlummert das Wissen um das, was war, was ist und was sein wird, wenn die Zeit gekommen ist.
Einst herrschte Friede und unendliche Güte auf der Welt. Kein böser Gedanke störte das Gleichgewicht. Es gab nicht einmal Worte für Krieg, Hass oder Mord. Nur die Götter und ihre Wesen bevölkerten Wälder und Flure.
Nimand kann heute mehr sagen, was geschah. Vielleicht waren die Götter ihrem Sein einfach überdrüssig, vielleicht sind aber auch ihrer Ewigkeit nur eine gewisse Zeitspanne zugemessen. Sie gingen jedoch in die andere Welt, unsere Welt, hinüber.
Lange lebten sie auf der Hochebene von Malkar. Doch noch gab es weder Licht noch Dunkel in diesem Land. Weder Sonne noch Mond, weder Gut noch Böse. Die schufen dies alles. Den Gab und die Nacht, das Schöne und das Gute, und weil das Schöne nicht allen schön sein kann und das Gute nicht Gut, schufen die Götter auch das Hässliche und das Böse. Denn alle Dinge sind immer Zwei und können nur im Gleichgewicht bestehen. Der Gab wäre bald stumpf und schal, gäbe es die Nacht nicht. Das Schöne kann sich nur neben der Hässlichkeit zu seinem ganzen Glanz entfalten. Die Götter waren zufrieden mit ihrem Werk und erfreuten sich nun an all den neuen und  für sie fremden Wesen die sie schufen. Eines Nachts geschah es jedoch, dass eine er Göttinnen ein neues Wesen erblickte. War das schönste und sanfteste Ding, das sie jemals geschaut hatte. Sie verliebte sich in dieses Wesen, betörte es und zeugte mit ihm Nachkommen, die sie in die neue Welt setzte. Die anderen Götter betrachteten dies mit Wohlgefallen.
Sechs waren es. Und in ihnen schlummerten die großen Gaben von Wissen und Weisheit. Diese sechs wurden die Stammväter der sechs Reiche der Unschuld ( Na - Talin - Orn ). Ein jedes hatte seine Eigenart, keins war dem anderen gleich. Den einen war die Luft Heimat, anderen das Meer, wieder anderen das feste Land und manche besaßen sogar die Gabe, sich zwischen den Elementen zu bewegen.
Die sechs Geschwistervölker lebten in Wohlstand und Glück, ein jedes an seinem Platz. So wäre es geblieben, über Zeit und Äonen hinweg, bis ans Ende aller Dinge.
Doch ein Wesen war da, dem das nicht genügen wollte, in dem Neid schlummerte. Dieses wollte mehr sein als seine Brüder und Schwestern. Denn die große Mutter hatte in dieses Wesen und in sein Volk die Hässlichkeit geboren. Das hässlichste unter ihnen, ja, eben dieses neidgeplagte Geschöpf  nannte sich selbst Urran - den Einen und Ersten. Er schaffte es sein Volk unter sich zu einen und sich die Urranier zu nennen - die Einzigen und Ersten. Die anderen Völker sahen dies, wunderten sich ein wenig über ein solches Verhalten, doch gingen ihrer Wege. Ihnen war das Anstreben einer besonderen Stellung fremd.
Noch immer herrschte Heiterkeit und maßvolle Zufriedenheit in Na - Talin - Orn.
Vis es den Urraniern gelang, die friedlichen Malkari mit Unmut zu vergiften. Die Berge waren weit und hoch und jeder Malkari hatte seinen Platz darin. Doch die Urranier sagten ihnen, dass es noch etwas besseres gab. Etwas noch Süßeres, etwas noch Verlockenderes, und sie wollten plötzlich mehr. Die Berge genügten ihnen nicht länger. Sie sahen die grünen Wälder der Silgs, das wunderbare Spiel von Licht und Schatten, sahen die köstlichen Wurzeln und Beeren, die verborgenen sanften Teiche - und wollten auch dies.
Die Silgs staunten ein wenig, rückten zusammen und hießen ihre Brüder, die Malkari, an ihren Schätzen teilhaben. Doch bald genügte den Makari die ihnen zugewiesenen Plätze nicht mehr. Sie wollten auch noch den Rest der Wälder.
Das Reich der Silgs war so  das erste der sechs, das starb.
Das Böse war mächtig in die Welt gekommen, und gleich einer Saat, einmal gesät, vom Winde weitergetragen, von den Flüssen aufgesogen und im Licht der Sonne mit jedem Morgen neu geboren.
Von den sechs Reichen der Unschuld waren noch fünf geblieben - und zwei von ihnen hatten ihre Unschuld bereits verloren
Die Berge waren längst leer und verlassen, weil alle Malkari hinab in die Wälder gezogen waren, die einst den Silgs gehört hatten. Die Malkari hatten die Haine und Täler bevölkert, es gab nichts mehr darin, was ihnen besser, süßer oder lockender erschien als das, was sie schon besaßen. Da begannen sie nach den Koron zu schielen.
Diese hatten mit Angst und fassungslosem Schrecken gesehen, was ihrem Geschwistervolk, den Silgs, widerfahren war. Und sie kämpften um das, was ihnen gehörte. So kam zu Neid auch der Krieg in die einst so friedliche Welt. Bald entstanden Wörter für Feind, Sieg und Niederlage, für Tod und Furcht.
Die Saat des Bösen hatte Früchte getragen. Und die Ernte war diesmal eine Reiche. Malkari und Koron vernichteten sich in einem Jahrhunderte langen Krieg gegenseitig. Und Urran und die Urranier frohlockten.
Von den sechs Reichen waren nur noch drei übrig. Die Silgs, die Malkari und die Koron hatten aufgehört zu existieren. Es herrschte nur Angst und Verzweiflung auf dieser Welt. Ein jedes Volk beobachtete seinen Nachbar voller Misstrauen. So vergingen Jahrhunderte - dunkle Jahrhunderte.
Alle harrten voller Furcht in ihren Elementen aus. Die Fiannis in den Meeren, die Anguli in ihren eigenen sanften Tälern und die Urranier in den Bergen und Sümpfen und Wäldern von Urra, Malkar, Silg und Koron. Sie waren es, über die der Einzige und Erste herrschte.
Doch Urran wurde ungeduldig. Die Meere, diese wunderbar weiten Flächen schillerndes Wasser, quälte ihn mit seinen Strahlen. So flüsterte er seinem Volk viele Versprechungen ins Ohr und rüstete sich zum Krieg. Es hieß die Fiannis wollten sie zerstören. Denn dies war die Botschaft Urrans gewesen. Und wieder ging die Saat des Bösen auf.
Die Fiannis waren die sanftesten Wesen von Na - Talin - orn. Sie trugen in ihrem Wesen die Tiefe und die Weite des Meeres, sie besaßen die Reinheit und Klarheit und waren munter und heiter wie die Wellen, die im Sonnenlicht die Felsen neckten und foppten - doch jetzt zeigten sie auch das andere Gesicht dieses gewaltigen Elements: seine Wildheit, seine Unberechenbarkeit, das grausame sich aufbäumen turmhoher Wasserberge, die mit zornbrodelndem Gischt verschlangen, verzehrten, vernichteten.
Doch gegen den Hass der Urranier konnten sie nicht bestehen. Der Dorn des Bösen war zu tief in das Fleisch der Kämpfenden gedrungen und die Fiannis waren das vierte Volk, das starb.
Von den sechs Reichen der Unschuld waren noch zwei geblieben. Urra und das sanfte Anuli. Doch Urrans Blick wollte auch noch das letzte unschuldige Reich verschlingen.
Doch er sah, dass die Kräfte der Anugula zu groß waren, als dass er sie in einem Krieg bezwingen könnte. So dachte er sich eine List aus.
Er vermochte sich ein Gewand von unvorstellbarer Herrlichkeit überzustreifen. Wer klein war, dem zeigte er wie groß er war, wer furchtsam war erschien er als Inbegriff von Stärke und Mut. Und wer selbst stark und mutig war, dem begegnete er als ein Wesen von unendlicher Tiefe und Weisheit. So zeigte er einem jedem Geschöpf das, wonach es sich aus tiefster Seele sehnte. Die Angula vertrauten diesem Trugbild. Nur wenige erkannten den Schwindel. Sie kamen zusammen um sich zu beraten. Zu ihnen gehörten auch Nuria und Olfos. Sie waren die ältesten der Angula. Doch auch sie wussten keinen Rat um der Vernichtung zu entgehen.
Doch eine gab es, die einen Weg kannte die Angula zu retten. Es war Ninigi. Eine kleine zierliche Angula. Sie besaß die Gabe mehr zu sehen als andere. Sie hatte gesehen, dass fünf Kinder geboren werden. Alle Kinder wären reinen Geblüts und könnten gemeinsam das sechste Kind des Bösen finden. In Vergebung geeint wäre es ihnen möglich die große Mutter zu finden um den Plan der Götter zu erfahren und vielleicht auch alles ungeschehen zu machen.
Von diesem Augenblick suchten sie nach den fünf Kindern reinen Geblüts um sie in die Welt hinauszuschicken, damit sie das sechste Kind finden und Na - Talin - orn retten.
Als Nuria schwanger wurde lag alle Hoffnung auf ihr, denn sie war eine der letzten reinen Geblüts und eine der wenigen die Urran widerstanden hatten. Als sie ihre Kinder gebar kam große Trauer und zugleich große Hoffnung in ihr Herz. Waren dies die fünf Kinder? ...


Rowens Geburt und Geschichte

Der Mond stand hoch und voll am Himmel. Fast hätte man meinen können, es sei ein Zwillingsmond, denn er fand ein exaktes Spiegelbild im Meer. Dieses lag gespenstisch ruhig da - denn auch die Welt darum herum war in Reglosigkeit erstarrt.
Wie alle waren an die Küste im Westen von Anguli gekommen. All, die im letzten Mond mit ihr die Geburt ihrer Kinder gefeiert hatten, waren um sie versammelt. Schweigend erwartete Nuria zusammen mit ihren Gefärten - nicht Untertanen, denn kein Angula war dem anderen untertan - den Augenblick der Verwandlung.
Wie oft hatte sie diesem Moment entgegengefiebert, wenn der Mond aufging und ihr menschliches Ich ohne ihr Zutun ihren Körper übernahm. ...Nie wieder, das wusste sie, nie wieder werde ich diese Verwandlung mit derselben unschuldigen Freude empfangen wie früher. Von jetzt an wird sie unauslöschlich ein Teil dieses Kummers sein.
Sie spürte kaum, wie ihr Körper sich wandelte, als der Mond seinen höchsten Stand erreichte. Sie sah nur die Kinder. Vollkommene kleine Menschenwesen jetzt, mit dem gleichen daunenzarten Haar, das alle Angula  in ihrer Menschengestalt gemeinsam war. Aber das Haar war nicht weiß wie das der meisten Angula, sondern feuerrot, so wie die Strähne, die Nuria von allen anderen Frauen ihres Volkes unterschied.
„Bei Wind und bei Feuer“, hörte sie wie aus weiter Ferne Olfro`s Stimme. Er stand mit zum Himmel gestreckten Armen vor den Kindern. „Bei den Möchten des ewigen Gestern und der Hoffnung des neuen Morgens...“ . Olfros verharrte kurz und ein Raunen ging durch die Umstehenden. Die treuen Freunde trugen nun alle ihre Menschengestalt. Nuria sah einen nach dem anderen an, alle, die gekommen waren, um in dieser schweren Stunde zusammen zu sein. Keiner fehlte heute Nacht.
Ein Bann schien über den Klippen zu liegen, und die Stille schmerzte. Endlich räusperte sich Olfros. „Meine Kinder, Kinder von Nuria und Olfros. Hiermit weihe ich euch den Göttern des Schicksals. Ihr werdet andere Wege gehen. Weg, die keiner von uns je gegangen ist. So können wir euch keinen Rat mitgeben. Nur unsere Erinnerung, unsere Achtung und unseren Respekt, die euch begleiten werden, solange ihr lebt.“
Nuria hörte nicht die Wärme in seiner Stimme. Nur dass er von Achtung und Respekt sprach. Nicht von Liebe. Respekt? Achtung? Was sollen Säuglingen mit Achtung? Ein ungewohntes Brennen trat in Nurias Augen. Die kleinen Kinder, die in den kleinen Weidenkörbchen lagen, schliefen tief und fest.
„Meine Kinder“, fuhr Olfros fort. „Bei Wind und bei Feuer, Meer, Sand und Sturm, dies ist der Weg, den die Götter euch bestimmt haben. Geht und erfüllt eure Verheißung.“
Nuria sah den hilflosen Blick ihres Seelengefährten nicht. Olfros sprach die Worte die Nuria niemals hatte hören wollen und die das Ende der Angula bedeuteten. „Kraft meines Amtes al König von Angula, kraft der Macht der Schöpfung und des Rechts der Vaterschaft, banne ich euch in diesen Körper bis ihr gefunden werdet. Der Rasse des Finders sollt bei seinem Anblick auch ihr angehören. Die Gestalt und die Gaben der Angula soll euch für immer verwehrt bleiben. Um des Planes willen, den die Götter für unsere Welt ersonnen haben, werdet ihr sterblich sein, um als Sterbliche unter Sterblichen eure Bestimmeung leben. Ich erkläre euch für frei von der Bindung an eure Eltern und den Wurzeln an diesem Land.“
Ein unbekanntes Gefühl erfasste Nuria, eine Feuerspur schien sich über ihr Gesicht zu ergießen. Die begriff, dass das Feuer in ihrem Gesicht eine Träne sein musste. Verwundert und einen Augenblick von ihrem Kummer abgelenkt, berührte sie ihre Wange. Ein seltsames, filigranes Gebilde, das wie eine durchsichtige Schneeflocke aussah, schmolz auf Nurias Fingerspitze. Die war etwas was ihnen als unsterbliche Wesen eigentlich verwehrt blieb. Die Gabe der Tränen.
Als Olfros die Weidenkörbchen mit den Kindern hochnahm und vorsichtig mit ihnen die Klippen hinabstieg, schrie Nuria.
Noch während ihr Schrei bis in den letzten Winkel von Angula dran, schienen jedoch zwei Dinge gleichzeitig zu geschehen: Eine zweite Träne verwandelte sich auf Nurias Wange in ein schneeflockenartiges Gebilde und schwebte sacht zu ihren schlafenden Kindern hinunter, tanzte in der Luft und wuchs über den Kindern. Sie hüllte die Kinder wie eine unsichtbare Wolke ein, während sie von ihrem Vater ins seichte Wasser gesetzt wurden und von den Wellen langsam davongezogen wurden.
Nuria wusste, was sie zu tun hatte. Sie würde sich nicht einem fremden Willen unterwerfen, einer Gottheit, die sie schon lange nicht mehr verstand und an deren Weisheit zu zweifeln sie allen Grund hatte. Einen schnellen Blick zu den anderen - nein, nur sie konnte die Wolke sehen, als eine mächtige Welle die Körbchen bereits auf die Barbareninsel zutrieb. Ohne zu zögern wob Nuria aus ihrer Träne einen sehr alten Schutzzauber und fügte Olfro`s Worte eine eigene Beschwörung hinzu. Keine böse Macht sollte ihre Kinder entdecken bis zu die Zeit der Prophezeiung kommen sollte.
Und die Körbe aus jungen, frischen Weiden tanzten auf den Wellen, weg von Anguli ,hin zu anderen Frauen, die in dieser Nacht genauso heiße Tränen vergossen wie Nuria. Die Ströme der Meere trennten die 5 Weidenkörbchen und trug sie zu 5 unterschiedlichen Orten. Eins strandete an einem Felsen im Meer, drei wurden fortgetragen, schwammen von einer seltsamen Macht gezogen, in ein Flussdelta des Hauptkontinents und wurden an verschiedenen Stellen aus dem Wasser gefischt. Eins von freundlichen Wesen eines Waldes, eins von Weisen des Graslandes und eines von barbarischen Wesen der Wüste. Das vierte Körbchen jedoch nahm einen ganz anderen Weg und wurde in eine Grotte an der Küste der Barbareninsel gezogen. Lange dümpelte es auf den sanften Wellen des unterirdischen Flusses.

„Bauka! Wir wollen endlich fertig werden!“ Alarichs nörgelnde Stimme drang kaum in seine Gedanken. Bauka kniff die Augen zusammen um in der absoluten Finsternis mehr zu sehen. Er hielt den Atem an. Dort, bei dem Marmorfelsen, war ein liebevoll geflochtener Weidenkorb angeschwemmt worden. Und in dem Korb regte sich etwas.
Das Körbchen tanzte in den Wellen, die an den Felsen leckten und ihre gischtigen Finger nach dem durchnässten Korb ausstreckten. Wie durch ein Wunder hatte er sich in einem Felsspalt verfangen.
„Seht doch, dort“, rief Bauka seinen Arbeitskameraden zu und lief über die glitschigen Felsen vorsichtig zu dem Körbchen.
„Bauka, sei vorsichtig, sonst fliegst du noch ins Wasser“. Alarich, der eines Tages Baukas Nachfolger sein würde, sah jetzt ebenfalls, dass sich in diesem Korb etwas regte. Aber wenn er in seinem Leben etwas gelernt hatte, dann, dass man sich mit unnötigen Einmischungen nur Ärger einhandelte.
Bauka versuchte krampfhaft das Gleichgewicht zu halten. Denn plötzlich ging es um viel mehr al um einen mit blitzenden weißen Tüchern ausgelegten Weidenkorb zwischen den schroffen Felsen. Er spürte mit allen Sinnen, dass es die Mühe lohnte, diesen kleinen Korb zu bergen. Dass er ihn bergen musste.
Er wusste, was in dem Korb sein würde, noch bevor er Alarich das Weidengeflecht in den Arm legte, hatte es im selben Augenblick gewusst, als er das helle Leuchten zwischen den Leintüchern gesehen hatte. „Ein Kind.“

Marte saß mit ihrem Kind auf dem Schoß in einem bequemen Schaukelstuhl. Sie drückte es an sich und lehnte sich erschöpft zurück. Als die Amme ihr den neugeborenen Säugling aus dem Arm nahm regte sich ihr Gesicht nicht.
Die Frauen im Dorf hatten ihr nachgesehen, als das Kind ihren Leib zu runden begann, viele mit mitleidigem Blick. Keine von ihnen verstand wieso die dieses Kind austragen wollte. Es war nicht ihre erste Todgeburt. Gewiss, Bauka ängstigte sich um sie . Sie konnte ihm nicht begreiflich machen, dass sie es so gewollte hatte.
Sie hatte schon so viele Sommer erlebt - und war jetzt in einem Alter, in dem die anderen Frauen im Dorf bereits ausgezehrt waren von den vielen Kindern die sie geboren hatten. Sie hatte sich Zeit gelassen und auf einen Mann gewartet, der sauber und freundlich war. In Bauka hatte sie ihn gefunden. Doch ihre Liebe wurde von dem Umstand überschattet, dass sie keine Kinder gebären konnte. Dies war ihre letzte Hoffnung gewesen.
Erschöpft und leer machte sie sich auf und machte sich an die Hausarbeit. Gerade als sie begann das Nachtmahl für ihren Mann zu richten trat Bauka durch die Tür. Er sah sofort, was geschehen war und schloss Marte in seine Arme. Lange standen sie so und bemerkten nicht einmal, wie Alarich hereingekommen war und den Weidenkorb auf den Tisch stellte. Erst als es leise aus dem Korb quäkte, löste sie sich aus seiner Umarmung. „Was war das?“
„Ein Kind,“ erklärte ihr Bauka und berichtete der fassungslosen Marte wie er es gefunden hatte. Marte jedoch hörte ihm nicht zu, bückte sich über den Korb aus dem jetzt ein zorniges Brüllen kam und legte sich das hungrige Kind an die Brust. „Er ist so schön,“ flüsterte sie. Das Licht des Kaminfeuers verfing sich im Haar des Kindes und ließ es leuchten wie die Flamme des Feuers selbst. „Hast du die Augen gesehen?“ Oh ja, das hatte er. Die Augen des Kindes, waren so grün, wie ein Smaragd wenn die Morgensonne darin brach.
Es grenzte an ein Wunder, dass dieses Kind zu Marte gefunden hatte. Und für die Leute im Dorf war es kaum zu glauben, dass sie in diesem Alter doch noch ein Kind geboren hatte. Denn die Amme sagte kein Wort. Genauso wenig wie Alarich, Bauka und Marte. Das Kind nannten sie Rowen. Und nach ihrer Sippe Gwenlayen. Auch über die Schriftrolle die das Kind neben sich liegen hatte wurde nie ein Wort verloren. Koch jeder kannte den Inhalt. Es war die alte Prophezeihung aus der Heiligen Chronik von Conall. In Kinderliedern wurde noch davon gesungen und am Bett der Kleinsten wurde noch von ihr berichtet, sonst war sie in Vergessenheit geraten. Sie lautete:

Fünf Kinder harren im Nebel der Zeit der Stunde
da die Welt ihrer am dringensten bedarf.
Alle Gaben und alle Irrtümer der Völker schlummern in diesen Kindern,
das Dunkle wie das Helle, die Kraft zur Liebe wie zum Hass.
Sie werden den Völkern geben, was sie wollen und nehmen,
was sie am wenigsten missen möchten.
Sie werden sähen und ernten,
oft in umgekehrten Reihenfolge.
Viele werden sie hassen,
doch die sie lieben, werden bereitwillig ihr Leben geben.
Die meisten aber werden sie fürchten.
Doch wehe!
Wer es wagt, die Kinder ihrer Bestimmung zu entfremden,
der wird den Untergang alles Lebenden herbeiführen.

Rowen wusste von alle dem nichts. Er wuchs wohlbehütet bei Bauka und Marte auf. Er fühlte sich jedoch nie wirklich wohl in dem Dorf. Sein flammend rotes Haar und seine strahlenden Augen waren den Zwergen immer unheimlich. Sie konnte ihn nie wirklich akzeptieren. Doch von seinem Vater und Alarich lernte er die Kunst der Steinmetze und der Schmiede. Als seine Mutter im ehrwürdigen Alter starb und sein Vater kurz danach am gebrochenen Herzen, gab es nichts mehr, was ihn in dem kleinen Dorf tief in den Felsen der Barbareninsel hielt. Er packte sein Zeug und zog hinaus. 10 Jahre lang durchkreuzte er die Barbareninsel, blieb hier und da eine Weile. Doch nirgends fühlte er sich wirklich zu Hause. Am Tag seiner Volljährigkeit kam er nach Carmeran. Zuerst wollte er auch dort nicht bleiben, doch um seine Reisekasse wieder aufzufüllen - um auf den Hauptkontinent zu kommen - nahm er eine Stelle bei der Stadtwache an. Schnell gewann er dort gute Freunde, lernte die Kriegskunst und fühlte sich bald heimisch. Er war noch jung und hatte noch genug Zeit um auf den Hauptkontinent zu ziehen.
Doch das Schicksal hatte anderes mit ihm im Sinn. Er lebte von einem Tag zum anderen, bis zu dem Tag, als er am Tor Wache schob und drei seltsame Gestalten Einlass in die Stadt begehrten. Ein Halbork, ein Kleriker und eine Gestalt, die er nicht einschätzen konnte, die ihm aber sofort unsympathisch war. Und hätte er gewusst, was von diesem Zeitpunkt an alles geschehen würde, wäre er mit Sicherheit in Carmeran geblieben.


Die Prophezeihung

Fünf Kinder harren im Nebel der Zeit der Stunde
da die Welt ihrer am dringensten bedarf.
Alle Gaben und alle Irrtümer der Völker schlummern in diesen Kindern,
das Dunkle wie das Helle, die Kraft zur Liebe wie zum Hass.
Sie werden den Völkern geben, was sie wollen und nehmen,
was sie am wenigsten missen möchten.
Sie werden sähen und ernten,
oft in umgekehrten Reihenfolge.
Viele werden sie hassen,
doch die sie lieben, werden bereitwillig ihr Leben geben.
Die meisten aber werden sie fürchten.
Doch wehe!
Wer es wagt, die Kinder ihrer Bestimmung zu entfremden,
der wird den Untergang alles Lebenden herbeiführen.

Ein Kind der Freundlichkeit der Natur,
Ein Kind der Wildheit des Krieges,
Ein Kind der Weisheit der Götter,
Ein Kind der Ausgeglichenheit der Elemente,
Ein Kind der Kraft der Völker,
In Liebe erzogen,
Dem Schicksal ausgeliefert,
Sollen sich finden, in Zeiten des Kriegs

Zu finden das Kind des Zorns,
Der Verachtung, des grausamsten Bösen,
Dies soll ihre Bestimmung sein.
Es zu vernichten, denn es zu brechen
Hieße die Finsternis siegt,
Bei Tag und bei Nacht,
Dies kann keiner verhindern,
Bis Vergebung und Rache zusammenstehen,
Neues Leben bringen und das Verhängnis lindern

In Vergebung und Toleranz vereint,
Sei es ihnen möglich den Nebel der Zeit
Zu durchbrechen um ihren Weg zu finden,
So soll es gelingen,
So sollen sie finden,
In den Grotten der Seelen den ewigen Stein,
Das Licht des Lebens, das Wissen allein,
Im Antlitz des Todes
Ein Opfer zu bringen liegt bei ihnen allein

Ein Kind wird gehen,
Um zu verstehen,
Warum die große Göttin schweigt.
Den Plan der Götter zu erfragen
Den einen Schritt zu wagen
Zurück ins Leben,
Um die Botschaft zu bringen,
Den Willen des goldenen Vogels zu verkünden
Um diesen zu tun.

Dies zu tun wird nicht einfach sein.
Sich richtig zu entscheiden liegt bei jedem allein.
Doch allein kann keine Entscheidung die richtige sein.
Gemeinsam und doch auf sich gestellt
Ist das Schicksal zu erfüllen
Um Na - Talin -Orn
aus den Nebeln der Zeit zu enthüllen.
Gelingt dies nicht, so sei die letzte Chance vertan
Und das Land wird versinken
Für immer in der Endlosigkeit der Zeit.
Und auch der goldene Vogel wird verschwinden.
Lift with the legs, Rogar, not the back.

hympel

  • Gast
Rowen Gwenlayen
« Antwort #1 am: 05. März 2004, 11:25:46 »
 also die storry ist echt nicht von schlechten eltern. respekt!

du musst umbedingt auch die erlebten abenteuer posten!  ;)  

hympl

Grunzer

  • Mitglied
Rowen Gwenlayen
« Antwort #2 am: 05. März 2004, 12:01:03 »
 ach komm schon hympl
wenns dir so gut gefällt dann schreib doch bitte mal die vorgeschichte deines eigenartigen kleriker/barbaren ermodin hympl oblok auf B)

*grunz*
pure and simple truth, is seldom pure and never simple

Guest

  • Gast
Rowen Gwenlayen
« Antwort #3 am: 06. März 2004, 22:14:21 »
 also bei dem fehlt mir momentan die inspiration. aber keine sorge das wird auch noch (obwohl ich nicht weis was das bei nem toten char. bringen soll.) mal sehn was du dann zu der vorgeschichte meines waldläufers Àlgain Bey`Limaset sagst.....