@Heretic: Stimmt genau, es sind mehrere Andeutungen in Bezug auf die Großen Alten enthalten. Dabei ist es gewollt, dass nicht ganz klar wird, welche der großen Alten nun gemeint sind. Cthulhu, Dagon, Nyarlathotep, Shudde-Mel etc. kommen alle in Frage. Der Dichter wusste offensichtlich selbst nicht so genau, mit welchen Mächten er sich einlässt. Allerdings ist derjenige der schreitet keiner der Großen Alten sondern das lyrische Ich, in diesem Fall tatsächlich der Dichter selbst.
@Thor: Der Dichter bezieht sich auf Dantes Göttliche Kommödie, allerdings ist es für ihn eher eine Tragödie. Um Giotto geht es nicht, sondern um Giottino, einen frühmittelalterlichen Freskenmaler aus Florenz. Und eben der hat z.B. in der Kirche Sa. Croce in Florenz das Leben und Wirken von Papst Silvester I. illustriert. Silvester wurde nach seinem Tod in Rom beigesetzt. Deswegen ist der heilige Vater Giottinos niemand anderes als Silvester und "sein Grab" ist ein Hinweis auf Rom. Damit ergibt sich die nächste Beziehung zu Goethe und dessen italienischer Reise, die ihn ja auch nach Rom führte.
Die Charaktere werden im weiteren Verlauf des Abenteuers herausfinden, dass die Kommode zwar ursprünglich nicht Goethe gehörte, sondern für einen Barockdichter angefertigt wurde, dessen Name nicht mehr in Erfahrung gebracht werden kann, allerdings ist es möglich und wahrscheinlich, dass das Möbelstück irgendwann in den Besitz des Dichterfürsten übergegangen ist. Und genau dieser hat die Handschrift mit dem Gedicht unter dem doppelten Boden gefunden und sich für seinen Zauberlehrling daraus bedient. Allerdings hat der alte Banause den tieferen Sinn des Sonetts nicht erkannt bzw. nach seiner Ankunft in Rom schnell sein Interesse an den mysteriösen Hinweisen verloren und sich stattdessen Wein, Weib und Gesang gewidmet - was nur gut für ihn war.
Tatsächlich kann das Gedicht nicht eindeutig entschlüsselt werden, da der Dichter selbst seine geistige Gesundheit schon lange eingebüßt hatte, als er es schrieb. Allerdings enthält es genügend Hinweise darauf, dass dunkle Mächte die Welt bedrohen (der christliche Dichter setzt diese gleich mit der Apokalypse). Es geht gewissermaßen um ein Tor zu einer Welt jenseits von Raum und Zeit, das irgendwann einmal versiegelt gewesen sein muss - und das Siegel befindet sich in Rom im Grab von Papst Silvester.
Natürlich setze ich nicht voraus, dass meine Spieler mit all den Referenzen vertraut sind (was definitiv nicht der Fall ist). Stattdessen sollen die Charaktere all diese Informationen im Lauf des Abenteuers erhalten - bei Reisen nach Weimar, einem Gespräch mit einem Literaturwissenschaftler etc. pp. Schließlich sollte aber klar werden, dass sich in Rom irgend etwas unsagbar böses regt - woraufhin die Abenteurer dorthin reisen müssen und unter anderem den Vatikan besuchen. In Rom müssen sie dann weitere Nachforschungen anstellen, werden evtl. auf eine merkwürdige Sekte stoßen und schließlich das gebrochene Siegel finden. Und dann... tja keine Ahnung bisher - ich habe noch nicht viele Cthulhu Abenteuer geleitet, Kampagnen schon gar nicht (am Ende eines längeren Abenteuers sind die Charaktere ohnehin meistens tot oder wahnsinnig
)
Das ganze Abenteuer ist momentan noch eine ziemlich unstrukturierte Idee in meinem Kopf, aber grob beginnt sich der Plot zu entfalten - genau dazu habe ich übrigens auch diesen Thread eröffnet. Eure Interpretationen sind sehr gut und enthalten so einiges, was ich selbst gar nicht bedacht hatte.
Als Eröffnungsszene habe ich mir folgendes ausgedacht:
Einer der Charaktere wird von einem befreundeten Antiquitätenhändler kontaktiert. Dieser wird seid einiger Zeit immer wieder von einem fürchterlich entstellten Stadtstreichers "heimgesucht", der dem Händler mehr als unheimlich erscheint. Einige Tage nach dem Auftauchen des Vagabunden hat der Händler außerdem am Morgen ein Paket auf der Schwelle seines Ladens gefunden, dass eine frische Niere enthielt (tierischer Herkunft, eine Menschenniere fände ich übertrieben, außerdem reicht eine z.B. Schweineniere völlig aus um ihre Bedeutung als Drohung zu verdeutlichen).
Der Händler wendet sich also an die SC, und bittet sie ihm zu helfen, da die Polizei nichts unternehmen kann/will. Bei ihren Nachforschungen stellen die Abenteurer nun fest, dass der Händler vor kurzem bei einer Haushaltsauflösung eine Reihe alter Möbelstücke erstanden hat, darunter auch besagte Kommode. Wenn sie das Möbelstück genauer untersuchen, entdecken sie früher oder später den doppelten Boden und damit das Gedicht (das Goethe wohl wieder an seinen ursprünglichen Platz gelegt hat) - und damit kann das Grauen beginnen...