Mein SL startet demnächst eine neue Gruppe. Seine neuste Auflage ist eine schriftliche Ausführung der Vorgeschichte.
Da ich weiß, dass meine Kreativität und vor allen Dingen meine schrifstellerischen Fähigkeiten zu wünschen übrig lassen und ich keine simple Aufzählung wie: "Er ging da hin, lernte klettern, dann machte er dies und deshalb bin ich jetzt ein Kleriker des X" wollte, schrieb ich ein bisschen mehr.
Ich würde gerne Erfahren, ob diese Vorgeschichte stilistisch aber auch inhaltlich vernünftig ist. Es wäre nett wenn ihr dies bewerten könntet.
Die Welt an sich in der wir spielen werden, ist mir nicht bekannt, doch zumindestens wird es wohl etwas mit Ebenenwechseln zu tun haben und wahrscheinlich in Greyhawk starten. Dementsprechend wählte ich die Götter.
Also los gehts:
Er hatte noch keinen Namen, als seine Augen die Welt erblickten. Er sah aus wie ein fast jedes Elfenkind und dennoch lag eine Bedeutung in dieser Geburt, die nur Wenige wahrhaftig erfassen konnten.
Die stechenden blauen Augen suchten die Umgebung ab, während der kleine Mund sich öffnete und sein Schrei die Gesundheit des Kindes bestätigte. Glück und Zufriedenheit waren fast greifbar, denn eine Geburt bei den Shiya' Sha ist selten und wertvoll.
Seinen Namen hatte er sich noch nicht verdient, darum lag Rallion mit seiner Schwester Dialya am Boden des Waldes. Sie beide bereiteten sich auf das Erwachsen werden vor und halfen sich gegenseitig.
Dialya kam äußerlich ganz nach ihrer Mutter. Wunderschönes, langes, braun-rotes Haar hing ihr bis zu den Schultern. Auch diese strahlenden Augen, in denen stets der funken eines Lachens lag – außer natürlich sie bebte fast vor Zorn. Rallion hingegen hatte die rauen Züge seines Vaters und dessen stechenden Blick geerbt. Nicht dass er unansehnlich war – um der Wahrheit die Ehre zu geben, vielleicht ein bisschen – dennoch verblasste er in Gegenwart seiner Schwester zu einer Distel während sie selbst ein wunderschöne Rose war. Eine Rose mit Dornen, wie seine ältere Schwester mehr als einmal gezeigt hatte.
Jetzt jedoch konnte man die beiden kaum auseinander halten, denn beide waren von Kopf bis Fuß mit Schlamm, Dreck, kleinen Ästen und aber Millionen kleiner Tiere verziert.
Sie beide hatten Jagdinstinkt eines Leoparden und bewegten sich zielsicher durch das hohe Grass, ohne auch nur die kleinsten Geräusche zu verursachen. Das der arme Hirsch, der ihr Ziel war, früher oder später von der Sippe verspeist werden würde, war eine Frage der Zeit.
Der Tag seiner Reifeprüfung. Lange hatte er auf diesen Zeitpunkt warten müssen und ein eigentümlicher Stolz lag in seiner Brust. Er hatte den Hirsch erlegt und als Zeichen seiner Mannbarkeit der Sippe gebracht. Es war ein leichtes für ihn gewesen und er hatte bewiesen, dass er die Sippe mit versorgen kann.
Nun musste er nur noch beweisen, dass er die Sippe verteidigen konnte. Er musste Feinde seiner Heimat aufspüren und vernichten. Es war nicht schwer gewesen welche zu finden. Etliche Meilen war er durch den Wald gestreift, bis er ihre Spuren gefunden hatte.
Sie bewegten sie ohne die Anmut seines Volkes durch den Wald und für einen Spurenleser wie ihn wäre es eher eine Kunst gewesen, die Spuren nicht zu bemerken. Dennoch waren sie gefährlich. Anpassungsfähiger als die meisten anderen Völker, gerissen und stets gierig. Eine gefährliche Kombination, wenn man ihre Rücksichtslosigkeit und ihre starke Vermehrung beachtete.
Vor ihm lag ein Holzfällerlager und Menschen mit großen Äxten schlugen die Bäume. Er konnte die Bäume trauern fühlen und fast wünschte er sich, dass seine Schwester hier wäre, aber sie hatte ihren Namen schon vor ihm erhalten. Dialya Mandara von der Sippe der Shiya' Sha. Stolz glühte in seiner Brust, als er daran denken musste was sie vollbracht hatte. Nicht nur eine Frau war sie geworden, doch hatte sie auch so gut abgeschnitten, dass die Druiden des großen Zirkels sie jetzt persönlich ausbildeten. Seit sie dort war, war es unklug sie zu verärgern. Sie lernte schnell und diesmal wäre der es vielleicht nicht der junge Elf der ihren Unmut auf sich gezogen hätte. Es wären die Menschen gewesen und ihre Augen hätten wieder angefangen strahlend grün zu leuchten, als ob man einer Rachegöttin des Waldes gegenüberstehen würde. Und dann würde sie die Macht der Natur rufen und all die Menschen mit den Äxten würden …
Aber sie war nicht hier und es war seine Aufgabe diesen Feind zu bezwingen. Er war sich sicher, dass keiner der Menschen ein Waldläufer oder Krieger war, dennoch war es gefährlich. Vielleicht ein Dutzend Holzfäller waren im Lager. Rallion unterdrückte die Furcht und konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Er leerte seine Gedanken und sprach unwillkürlich in dieser Sprache, die er nie erlernt hatte, bewegte den Pfeil in seiner linken und spürte die Macht der Bewegung und mit ihnen spürte er die Magie in seinem Inneren hell aufleuchten.
Der Pfeil, der den Tod eines der Menschen bedeuten würde, wurde langsam eingespannt, während die Zeit still zu stehen begann und Rallion die Flugbahn des Pfeils in seinem inneren Auge sah. Er spürte innerlich schon den Aufprall des Pfeils, wie sich der Pfeil durch die Haut des Menschen bohren würde und dann das Herz erreichen würde. Dann flog der Pfeil und mit einem *Plog* schaute der Mensch erstaunt einen letzen Herzschlag auf den Pfeil in seiner Brust. Ein zweiter Pfeil traf einen weiteren Baummörder, bevor dieser auch nur realisiert hatte, dass sein Gefährte den Tod gefunden hatte.
Rallion zog sich mit sicherem Schritt durch das Unterholz zurück, in die Sicherheit der Bäume. Er wusste dass er jetzt eigentlich schon ein Mann war, dennoch würde er die Zehn, die jetzt von der Beute zum Jäger geworden waren ebenfalls töten müssen. In Gedanken wählte er schon seinen Namen und ließ ihn auf seiner Zunge zergehen:
Rallion Eldarion von der Sippe der Shiya' Sha, Bruder der Dialya Mandara … er würde den Bogen seines Vater bekommen. Elmindil, in der alten Sprache hieß dies Herzsucher.
Er war noch immer ein Jüngling. Es war nur wenig Zeit seit seiner Mannbarkeit vergangen. Er stand auf der Lichtung, die dereinst die Heimat der Shiya’ Sha war. Jetzt war er womöglich einer der letzten seiner Sippe. Seine Schwester lebte wohl noch, doch sie war fern bei den Druiden des großen Zirkels.
Er hatte die Schreie schon von weiter ferner gehört, doch er kam zu spät. Einer vom Blute der Dämonen, ein Mensch mit dem Blute der Unsagbaren (Halffiend) war das letzte was er sah. Er sah das blaue Tor das er geschaffen hatte. Er würde sich an die Kreatur erinnern, wie es höhnisch gelacht hatte, als sein Pfeil sich in die Haut der Kreatur gebohrt hatte. Zuerst hatte es wohl gedacht, einen weiteren Sklaven zu finden, doch Emindils Pfeile durchschlugen die sagenhaften Schutz der Dämonenhaut und kurz bildete sich der Ausdruck von Schmerz auf dem Gesicht des Dämons, dann schritt er durch das Tor, lies es sich schließen als er Rallion verhöhnend die Lichtung verließ.
Rallion zählte die Leichen. Er begrub sie einzeln. Seine Familie war nicht darunter. Weder sein Vater, noch seine Mutter.
Mehrere Orks, Menschen und Goblins hatte seine Sippe getötet. Seine Sippe hatte die Angreifer bluten lassen. Eine Träne rann über seine Wange, als er vor Zorn, Hilflosigkeit und Trauer einen Schwur leistete:
„Oh ihr Götter höret mich und meinen Schwur! Obad Hai, Ehlonna, Corellion Lorethian, Elebrin Liothiel, Hanali Celanil und Sehanine Moonbow! Ich schwöre euch ab, die ihr unfähig wart meine Heimat und meine Sippe zu retten. Vandria Gilmadrith gehört meine Treue. Schwöre dem Bogen in meiner rechten und den Pfeil, der das Herz meines Feindes findet, in meiner Linken die Treue. Der Krieg soll mein Weib sein, der Bogen mein Bruder und der Pfeil mein Kind!“
Mit dem kleinen Zeremonien Dolch beendete er den Schwur.
Später, als er den Spuren der Mörder suchte, fand er seinen Vater. Er war verletzt, doch er war sich sicher, dass er überleben würde. Er half ihm auf die Beine und sein Vater beschwor ihn zu seinem Onkel zu reisen. Es war seine letzte Bitte und er gehorchte, während sein Vater seine Feinde suchen sollte. Wie könnte Rallion auch den Schwur einhalten, wenn er sich unerfahren wie er war, von diesen Monstern abschlachten ließe? Er trauerte um seine Mutter, trauerte darum, dass sein Vater ein einsamer Krieger bleiben würde und trauerte um seine Schwester, die so fern unerreichbar bei den Druiden des großen Zirkels war. Sie würde ihn finden, das wusste er.
In der Abtei seines Onkels lebten Elfen, Menschen und Halbblüter. Den Gerüchten und Aussagen Rallions Vater zu Folge lebte Quallion schon seit über zwei Jahrhunderten in der Abtei. Er lehrte dort den Weg der Naturverbundenheit, des Kundschafters und des Waldläufers. Manche behaupteten er wäre so bewandert in der Kampfkunst, dass er selbst Waffenlos einen Feuerriesen im bloßen Zweikampf niederringen konnte, doch das konnten auch Gerüchte sein. Quallion schien davon überzeugt zu sein, dass der Krieg unumgänglich sei.
Er war jung gewesen, kaum älter als Rallion, als Quallions Frau und seine beiden Kinder von einem Untoten von großer Macht getötet wurden. Sie wurden zu Untoten wiedererweckt und jagten Quallion Jahre lang, bis er ihnen entkommen war. Was aus ihnen wurde weiß niemand, und wenn es Quallion selbst bekannt ist, so verrät er es keinem. Fest steht, seit diesem Zeitpunkt lernte er selbst zu kämpfen und später lehrte er dies und die Fähigkeit mit Anderen zusammen zuarbeiten. Auch er hatte die Kriegsgöttin als Patron gewählt.
Die Abtei an sich war ein Ort der Harmonie und nie hatte ein Feind diesen Ort betreten. Die Mauern selbst bestanden aus lebenden Bäumen und Ranken und im Inneren dieses wunderbaren Ortes lebten wilde Tiere zusammen mit den Bewohnern.
Quallion nahm den jungen Elf gerne auf und großes Mitgefühl lag in seinen Augen als Rallion vom Ende seiner Sippe erzählte.
Rallion indes gelang es nur schwer seine Abneigung gegenüber den Halbblütern und den Menschen zu überwinden und noch schwerer fiel es ihm, mit ihnen zusammen zu arbeiten, ob bei der Jagd oder Anderem. Dennoch lernte er auch dies langsam und wurde ein hervorragender Bogenschütze welcher schier mit der Umgebung des Waldes verschmelzen konnte. Er wartete auf den Tag, an dem er endlich seinen Schwur erfüllen konnte.
Seine Ausbildung war fast abgeschlossen und er spürte, dass er bald diesen Ort verlassen würde und auch sein Onkel war sich dessen bewusst. Einen so guten Schüler hatte er selten gehabt und irgendwie erinnerte Rallion ihn an seine eigene Jugend. Dennoch fürchtete er, dass der Zorn und der Kampfeswille des Jungen ihn vielleicht das Leben kosten könnte.
Wie ein Vater seinem Sohn seine Erbstücke überreicht, gab auch er drei Gegenstände von großem Wert weiter.
Handschuhe die seine Hände stets zum rechten Ort führen würden und Armschienen, die jeglichen Schaden von ihm abwenden würden. Zu guter Letzt überreichte er ihm ein strahlendes Goldamulett von Vandria Gilmadrith. Er behauptete, dass der richtige Träger die Fähigkeiten des Amulettes irgendwann finden würde, doch dass er selbst sich als nicht gläubig oder mächtig genug erwiesen hätte.
Es waren nur noch wenige Tage bis zum Ende seiner Ausbildung, als Rallion Eldarion einer der letzten Shiya' Sha Zeuge einer Karawane wurde. Einer Sklavenkarawane. Es war später Nachmittag und sie durchquerten die sachten Ausläufer des Waldes mit hoher Geschwindigkeit. 50 Menschen waren es, die sie einer nach dem Anderen durch den Wald reisten und mit sich 4 gefangene Elfen, in große eiserne Käfige gesperrt. Alle waren beritten und es fiel Rallion schwer im Unterholz mit den Pferden mitzuhalten und ohne die Wagen wäre es ihm wohl nicht geglückt. Erst spät in der Nacht hielten die Sklavenhändler an, erschöpft vom harten Ritt. Der Elf wusste, dass er besser sehen konnte und hatte nicht vor die Elfen in Gefangenschaft zu lassen und doch wusste er auch, dass er 50 Menschen nicht bekämpfen konnte. Zu seinem Glück waren die Augen der Menschen nicht nur schlecht, nein, die Wachen waren unerfahren und schauten in die Feuer und waren somit geblendet von ihrem eigenen Licht.
Wehmütig überlegte Rallion, dass vielleicht 10 Krieger diese Sklavenhändler aufreiben könnten, und doch war er alleine und schlich sich an den Wachen vorbei. Er öffnete die Käfige und konnte nur schwerlich schlucken. Die Körper der Elfen waren mit Wunden und blauen Flecken übersäht. Dennoch waren es tapfere Seelen, welche schnell, aber leise in den Wald flüchteten. Als er am letzten Käfig ankam, blieb Rallions Herz stehen.
Im inneren befand sich eine Elfin, kein Elf, und im Mondlicht sah sie trotz der Wunden wunderschön aus. Leise flüsterte er mehr zu sich selbst: „Hanali Celanil muss sie erschaffen haben, zu schön ist sie, als dass sie eine normale Elfin sein könnte.“ Im Unterbewusstsein ahnte er schon, dass man den Schwur, den Krieg als Frau zu wählen vielleicht doch nur im übertragenen Sinn verstehen sollte…
Er lebte das erste Mal in einer Stadt und es war wegen ihr. Nicht das es ein Vorwurf war, denn sie lebte seit Jahren hier und war glücklich wieder hier zu sein, während er seine Sippe verloren hatte. Sie hieß Anabella Brani aus der Sippe der Amasta el Cia. Er gewöhnte sich schnell an diese Stadt der Menschen, dennoch war er froh, dass es keine reine Menschen Stadt war und einige Elfen hier lebten. Reumütig dachte er an den wunderschönen Körper, den Hanali Anabella geschenkt hatte, und welches Glück er hatte sie gefunden zu haben. Nachdem die Prellungen und Wunden verschwunden waren, war sie sogar noch schöner, als er im ersten Augenblick erkannt hatte.
Zwei Jahre lebte er jetzt hier mit ihr, und dennoch war es eine seltsame Beziehung. Sie waren nicht durch ihre Riten, aber auch nicht durch seine Riten zusammengehörig. Die Menschen selbst nannten sie Geliebte und Geliebten, was wohl am nächsten an die Wahrheit herankam.
Manchmal fragte er sich, ob sie ihn verhext hatte, denn nachdem er sie befreit hatte, war sein Kopf seltsame Wege gegangen. Er wusste, dass sie subtile Magie wirken konnte, das hatte sie nicht nur auf der Flucht bewiesen.
Er spürte eine ungewisse Zukunft, was vielleicht diesen Zauber brechen würde. Eine Zukunft, welche vielleicht Quallion, vielleicht Dialya Mandara, die ihn manchmal besuchte, vielleicht auch seinen Vater und wie er vor allen Dingen hoffte auch Anabella mit einschloss. Auf jeden Fall jedoch, waren diese Leute in der Stadt mit einbegriffen, diese Abenteurer, mit denen er manchmal umherzog.
Ansonsten wusste er nur eins. Er war ein Elf und Elfen lebten lange. Selbst wenn es Jahrzehnte dauern würde, so wäre es immer noch nur ein Bruchteil aller ihrer Leben und danach würde er zu Dialya Anabella und dem Rest zurückkehren. Vielleicht würde dieses Band ihn zu fernen Welten bringen, doch sein Herz war stets bei seiner Sippe, den Leuten die er liebte und dem Heim, das er verloren hatte.
Sein Herz war bei dem Schwur den er geleistet hatte und das Band des Schicksals forderte diesen Schwur langsam ein. Pflicht und Liebe kämpften in seinem Inneren, als eine Zeit des Sturms kam, der Himmel sich verdunkelte und Hoffnung sich veränderte, als sich Rallion an den Mann erinnerte, der seine Familie verschleppt und seine Sippe vernichtet hatte, an sein dunkles Lachen, bevor er seiner Rache entkam…