Autor Thema: Die Geschichte des Minotauren  (Gelesen 1664 mal)

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Die Geschichte des Minotauren
« am: 16. Januar 2007, 11:35:05 »
Nachdem meine Gruppe endlich den ersten Teil unserer Kampagne hinter sich gebracht hat, sieht es so aus, als ob auch ich endlich mal wieder als Spieler starten könnte.
Eine böse Gruppe in Tay.
Dies ist zuerst die Vorgeschichte meines Charakters, der dann die Geschehnisse in Form einer SH folgen sollen.
Werte des Char folgen irgendwann.

Der Beginn
Die Nacht, in der meine Erinnerung und meine Geschichte ihren Anfang nehmen, war dunkel. Sternenlos, wolkenverhangen konnten Wesen ohne Nachtsicht keine drei Schritte sehen.
Mein Stamm, die Turak Dum hatte sich um ein großes Feuer versammelt. Es war unserem Anführer „Bulstar“ gelungen den Häuptling eines Ogerstammes im Zweikampf zu erschlagen und so feierten wir diesen Sieg.
Die Hordenländer aus denen ich stamme sind weiter als tausend Augen blicken können und größer, als dass je ein Minotaurus sie von einer zur anderen Seite durchwandern könnte. Sie sind wild, genauso wild wie wir.
Ich war zu diesem Zeitpunkt noch sehr jung. Ein unreifer schwacher Bulle ohne Erfahrung. Mit leuchtenden begeisterten Augen lauschte ich den Erzählungen, die unsere Krieger vom Kampf mitbrachten.
Als ich zwischendurch einmal zur Stätte unserer Ahnen, einem großen Steinkreis, schritt, hörte ich ein Flüstern. Eine mir bis zu diesem Zeitpunkt unbekannte Sprache wisperte mir verführerische Worte zu. Meine Sinne wurden vernebelt. Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren. Hinter einem Obelisken trat ein, in einen dunklen, verschwommenen  Umhang gehüllter Elf mit schwarzer Haut hervor. Seine gelben Augen starrten mich an und er hob seine Hand.
„Ich musste meinen Stamm warnen. Das waren Teufel aus der Erde!“
Der schwarze Teufel, ein Drow wie ich schon sehr bald durch die Peitsche lernen sollte, hob seine schwarze Klaue. Ich musste mit Entsetzen feststellen, dass er mich durch seinen Willen lenken konnte. Ich versuchte mit aller Kraft den gemeinen Zauber abzuschütteln, der mich befallen hatte. Und tatsächlich, es gelang mir, ich stürzte vorwärts auf den Teufel zu. Meine Hörner zum Angriff gesenkt, wie es mir die Krieger unserer Horde beigebracht hatten. Kurz bevor ich den Aufprall erwartete fühlte ich einen Stich, wie den Biss einer Schlange. Und ähnlich dem Gift im Angriff der Schlange begann ich zu zucken und stolperte vorwärts. Panisch bemerkte ich, wie mein Körper wie zu Stein wurde. Ich überschlug mich und starrte in den dunklen Himmel. Der schwarze Teufel sah mich von oben herab an, seine Fratze verzog sich zu einem gehässigen Grinsen. In der Nähe hörte ich die Schmerzensschreie der Krieger meines Stammes. Ich versuchte bei Bewusstsein zu bleiben, doch das Gift des dunklen Teufels nahm mir meinen Geist.
Als ich wieder zu mir kam befand ich mich in einer Höhle. Wohl tief unter der Erde. Ich lag festegekettet in einem Käfigwagen, der von vier Echsen gezogen wurde. Außer mir waren nur noch zwei unseres Stammes gefangen genommen worden. Hilkas und Kax, einer unserer stärksten Krieger. Sein Fell war zum größten Teil weggeätzt und seine beiden Arme schienen mehrfach gebrochen worden zu sein.
Unsere Peiniger ritten neben dem Wagen her. Es handelte sich um etwa fünfzehn dieser schwarzen Elfen. Auch sie ritten auf Echsen. Mehrere der Drow waren verwundet. Einem, der sich kaum noch im Sattel halten konnte, fehlte ein Teil aus der Schulter. Grimmig erkannte ich, dass es das Horn eines Minotauren gewesen sein musste, das ihn beinahe zu seiner verfluchten Göttin gebracht hätte. Lolth. Ich sollte diesen Namen in den nächsten Monaten noch fürchten lernen.
"die untoten Drachen werden die Welt beherrschen"

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Die Geschichte des Minotauren
« Antwort #1 am: 16. Januar 2007, 11:39:20 »
Schöne Geschichte! Bin gespannt, wie dein Char aus dem Unterreich frei- und nach Thay kommt.
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam

Duty Calls.

Die Geschichte des Minotauren
« Antwort #2 am: 17. Januar 2007, 15:30:12 »
Der Weg wird begangen
Wir kamen mit der kleinen Karawane mehrere Wochen später in der großen Drowstadt an. Die Wunden unserer Bewacher waren geheilt worden durch die dunkle Macht ihrer verdammten Göttin.
Einer der schwarzen Teufel hatte während der Reise begonnen mir Bruchstücke seiner Sprache beizubringen. Einer Sprache die so weich und kraftlos klang. Ich verstand als wir in der Stadt ankamen schon einiges wenn meine Bewacher langsam sprachen.
Der Drow, der sich mit mir beschäftigte schien mich als das schwächste Mitglied erkannt zu haben und damit beschlossen zu haben, das mein Geist am formbarsten sei.
Während unserer Reise durch düstere Kavernen und eisige Tropfsteinhöhlen war Kax immer stiller geworden. Seine Augen, einst wild und vom immer brennenden Feuer der Tundra-Sonne erfüllt, waren stumpf geworden. Er starrte vor sich hin.
Ich werde nie den Tag vergessen, an dem ich den Respekt vor dem einstmals großen Krieger verlor.
Unsere Karawane war gerade an einem See angekommen. Die Drow machten sich zur Rast bereit und einer der schwarzen Teufel, ein junger Wächter war für einen Augneblick unaufmerksam. Er kam nahe an den Käfig heran in dem Kax saß. Ich schaute zu Hilkas herüber, der ebenfalls wie gebannt die Szene beobachtete. Kax sah den Drow. Er schob sich langsam an das Gitter heran. Sein Fell zitterte, als er langsam die Muskeln bewegte. Doch dann sackte er in sich zusammen. Ich starrte ihn verwundert an, sah mich um. War einer der Magier im Spiel? Hatte die Priesterin, welche die Karawane begleitete den Geist von Kax unter ihre Gewalt gebracht? Nirgendwo war jemand zu sehen. Hilkas schnaubte, sein fell sträubte sich. Wut machte sich auf seinem Gesicht breit. Auch ich fühlte die Enttäuschung und die daraus resultierende Wut in mir aufsteigen, aber ich war zu jung um ihr eine Richtung zu geben.
Hilkas sprang auf und brüllte. Sofort waren drei Drow da und zielten mit ihren kleinen Armbrüsten auf Hilkas. Aber Kax sah dies nicht. Er hockte wie ein eingeschüchtertes Kalb in seinem Käfig und rührte sich nicht.
Ich blickte schnell umher. Der Magier war herbeigeeilt und sah sich die Situation an. In seinen Augen war Belustigung zu erkennen. Er schien zu verstehen, dass der Geist von Kax gebrochen war. Hilkas rüttelte an den Gitterstäben und brüllte. Der Magier blickte mich an und schien in mich hinein zu blicken. Ein Blick, den ich noch einige Jahre zu ertragen hatte.
An einem anderen Tag ließen die Drow Hilkas in einer Art Felsenkreis frei. Hilkas rannte umher und versuchte immer wieder die Felsen zu durchbrechen. Jedes Mal, wenn er es versucht hatte, erschien die Priesterin und peitschte ihn mit einer Peitsche aus, die vier Schlangenköpfe hatte. Dieses Spiel lief solange bis Hilkas zuckend am Boden lag und nicht mehr fähig war aufzustehen. Ich hatte die ganze Zeit wie gebannt zugesehen und eine Wut in mir gespürt, die zu wachsen schien, aber ähnlich Wasser in einem sich füllenden Fass nur langsam aufstieg.
Dann hörte ich die Stimme hinter mir. Der Magier war dort. Direkt hinter mir. Ich wollte ihn töten, zerreißen, sein Blut trinken und meinen Stamm rächen. Aber ich wusste ich würde nicht lange genug leben, wenn ich mich auf ihn stürzen würde.
„Du hast einen starken Geist. Das ist gut. Dann wirst du für die Arbeit in meinem Labor geeignet sein.“ Die Stimme zischte nahe meinem Ohr.
Vor mir blickte die Priesterin spöttisch auf den sie selbst im Liegen um mehrere Köpfe überragenden Hilkas. Kax saß apathisch in seinem Käfig.
„Du wirst mir dienen und du wirst gut darin sein. Und du wirst meine Befehle entgegen nehmen. Vielleicht werde ich dir dann auch irgendwann einmal die Chance geben eine Waffe zu halten und vielleicht sogar mit dieser zu kämpfen. So wie deine Vorväter und Ahnen.“
Ich konnte seinen süßlichen Gestank genau hinter mir wahrnehmen. Aber ich blieb ruhig.
„Der hier ist gut für die Arena, man muss ihn nur noch ein wenig zurechtstutzen.“ Die Stimme der Priesterin klang abschätzig. „Der andere Große ist nur noch als Lastsklave zu gebrauchen.“ Dann fiel ihr kalter Blick aus ihren violetten Augen auf mich. „Und das Kälbchen, kannst du meinetwegen für was auch immer haben, Kasurdrath.“
„Ich danke euch meine Herrin.“ Der Magier stand auf einmal vor meinem Käfig und deutete eine Verbeugung vor der Drowfrau an. Damit gehörte ich Kasurdrath.
"die untoten Drachen werden die Welt beherrschen"

Die Geschichte des Minotauren
« Antwort #3 am: 25. Februar 2007, 15:23:49 »
Undrek´Thoz
Wir kamen in Undrek´Thoz durch ein Portal auf einer Insel in einem riesigen unterirdischen See an. Die Stadt, so bekam ich erzählt, Kasurdrath war von den Leistungen seiner Rasse sehr angetan, war eigentlich nur ein Teil der echten Stadt. Diese echte Stadt bestand aus vielen Teilsiedlungen welche durch Portale miteinander verbunden waren.
Kasurdrath, mein „Meister“ oder „Herr“, wie ich ihn nennen sollte, brachte mich nach Jenn´Yxir. Der Siedlung, die wie ich erfuhr dafür verantwortlich war die anderen „Segmente“ von Undrek´Thoz  mit einem steten Zustrom an Sklaven zu versorgen. Ich wurde durch durch die Straßen der Stadt geführt,  Kasurdrath hatte mich für die Besichtigung der Stadt aus meinem Käfig gelassen und mich mit einem magischen Nasenring ausgestattet, der es mir verbieten würde mich weiter als fünfzig Meter von meinem Herren zu entfernen. Hilkas war immer noch in seinem Käfig und seine Wutausbrüche kamen nun weniger häufig, aber immer wenn die Priesterin sich nahe an seinem Käfig zeigte versuchte er alles sie in seine Hände zu kriegen. Ich glaube ich werde das Lachen dieser Hexe niemals vergessen, wie das Geschrei der Krähen über einem Kadaver.
Die Stadt war für mich tief beeindruckend. Diese schwarzen Teufel hatten sich die Natur untertan gemacht und eine ganze Stadt unter die Erde gebracht.
Es waren allerdings gar nicht so viele Drow zu sehen. Nur die Hälfte der Leute waren Dunkelelfen. Die andere Hälfte bestand aus Ogern, Orks, Zwergen, Menschen, Goblins und anderen Völkern. Sie alle schienen Sklaven zu sein. Auch wenn ich nur bei einigen Ketten entdecken konnte, so hatten viele den gebrochenen Blick wie der von Kax.
Mein Meister brachte mich zu einem hoch aufragenden schwarzen Gebäude vor dem einige Drow Wache standen. Einer saß auf einer Echse die in eine schwarze Rüstung mit Stacheln gezwängt worden war. Es stank nach Angst und Schweiß, nach vielen Leuten und Arbeit.
Die Drow am Tor musterten mich belustigt, vermieden aber jeden Blickkontakt mit meinem Herrn. Als sich hinter mir die schweren Eisentore schlossen und jeden Geruch und jedes Geräusch der Stadt verschluckten wusste ich noch nicht, dass ich dieses Haus erst ein Jahr später verlassen würde.
„Du wirst mir in meinem Labor helfen schwere Lasten zu tragen und einfache körperliche Arbeiten zu verrichten, die selbst ein dummer Ochse wie du tun kann.“ Kasurdraths gelbe Augen musterten mich. Ich überragte den Drow um mehrere Köpfe.
„Sehr gut. Du hast mich nicht angegriffen, obwohl wir alleine sind. Fast.“ Aus dem Schatten hinter mir traten zwei Drow, die mit kurzen Holzstäben bewaffnet waren von denen blitzende Klingen rechtwinklig abgingen.
„Du hast anscheinend die erste Lektion verstanden ohne dass ich sie dir einprügeln musste. Und dein Blick ist nicht tot. Auch das ist gut für deine Arbeit.“ Wir gingen weiter in das Haus hinein.
Nach einer ganzen Weile in der wir durch lange Gänge und große Säle gewandert waren, das Haus musste tief in den Felsen hineinführen, roch ich Schwefel. Mein Meister führte mich in einen großen kargen Raum mit einem Becken in der Mitte aus dem stinkende Blasen aufstiegen. Auf dem Boden lag ein wenig Stroh und in der Ecke hing die Hälfte eines wohl ehemals menschlichen Körpers.
„Hier wirst du die nächste Zeit leben. Vielleicht auch für immer. Mal sehen, wie du dich machst.“ Kasurdrath deutete auf das Becken mit dem Schwefelwasser.
„Davon kannst du ruhig trinken, es wird dich nur ein wenig schwächer machen. Aber solange du hier drin bist macht das ja nichts.“ Grinsend legte der Drow einen Finger an die Lippen. Hinter ihm erschien ein grünlich schimmerndes Portal.
“Ach ja, ich werde dich Kerakun nennen. Das heißt soviel wie kleines Rothé.“ Mit diesen Worten trat er durch das Portal und verschwand.
Ich sah mich um, hatte er vergessen die Tür zu schließen? War dies ein Trick? Ich untersuchte den Raum und bemerkte wie sehr mein Magen knurrte. Ich verspeiste das Fleisch und setzte mich vor die Tür. Nicht willens mich von einem Drow zu einem Fehler hinreißen zu lassen.
Nach etwa zwei Stunden kehrte Kasurdrath zurück. Er zog kurz eine Augenbraue hoch, als er mich stoisch vor dem offenen Durchgang sitzen sah.
„Du denkst du bist klug?! Denkst du das, unwürdiges Wesen?“ Aus seiner Hand fuhr ein Feuerstrahl der mein Fell auf meiner Brust versengte. Schmerz durchfuhr mich und keuchend entwich mir die Luft aus den Lungen. Dann wurde ich ohnmächtig.
Als ich wieder erwachte waren schwere Eisenringe um meine Handgelenke geschmiedet. Ich lag auf dem Boden in meinem Gefängnis. Eine Gittertür befand sich nun dort, wo vorher der freie Durchgang gewesen war.
„Du hast ihn verärgert.“ Vor der Tür tauchte ein jüngerer Drow auf. Sein Blick und sein Auftreten waren ganz anders, als das von Kasurdrath.
„Nicht schlecht für ein kleines, dummes Kalb.“
Ich erhob mich und ragte nun drei Köpfe über dem Drow auf. Nur getrennt durch die Eisentür, schnaufte ich laut. Ich überlegte lange und versuchte die Drowsprache schon in meinem Kopf zu Worten zu formen.
„Ich... bin… nur ein Diener meines Herren.“ Bei diesen Worten loderte ein Feuer in mir auf und meine Kehle wollte hinterherbrüllen, dass dies eine Lüge war und ich mich rächen würde.
Dies musste sich auch in meinem Ausdruck widergespiegelt haben. Der Drow zuckte erst zurück als ich seine Sprache sprach und dann als er meine Augen sah.
Dann wurde er wieder ruhig. „Na, sieh einer an. Vielleicht bist du ja doch nicht nur ein dummes Lasttier. Vielleicht kannst du mir gute Dienste erweisen.“ Ein diabolisches Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
„Hör mir zu. Du wirst alles tun was Kasurdrath will. Führe alles genau und gut aus. Verrate niemandem, dass du unsere Sprache sprichst. Gehorche immer und sei ein braver Ochse. Dann werde ich dir einen Wunsch erfüllen und vielleicht eines Tages deine Situation verbessern. Du musst mir nur helfen, wenn ich dies will.“ Ich nickte. Meine Augen fixierten ihn.
„Sehr gut. Was ist dein Wunsch?“ Ich atmete ein und wusste es.
„Ich… will… kämpfen lernen.“ Der Drow grinste.
„Das ist auch in meinem Interesse.“
Dann verschwand er um erst sehr viel später wieder aufzutauchen.
Ich begann meine Arbeit. Jeden Tag arbeitete ich die ersten zehn Stunden im Labor meines Herrn, wo ich schwere Fässer und Metalle tragen musste. Dann musste ich für weitere acht Stunden in dunklen Gängen des Hauses nach Erz schürfen. Meist alleine, nur manchmal von einem Wächter begleitet, der wie ich nach einer Weile feststellte mich ignorierte und seinen eigenen Dingen nachhing. Fast ein ganzes Jahr arbeitete ich, ich wurde kräftiger und muskulöser. Obwohl mich das Schwefelwasser schwächte bekam ich mehr Ausdauer und lernte meinen Hass zu unterdrücken. Ich verstand von all dem was mein Meister tat, nicht das Geringste. Er sprach mich am Anfang noch ein paar Mal an, aber mein Schweigen und mein Unverständnis ließen ihn bald aufhören. Ich war bald nur noch eine Arbeitsmaschine, die ohne eigenen Willen existierte.  
Doch dann geschah etwas, das alles änderte. Kasurdrath ließ mich nach meiner Arbeitsschicht in den Eingangssaal kommen. Grinsend wartete er dort mit einigen Wachen.
„Wir können gleich gehen. Wir warten nur noch auf meinen Bruder. Heute werden wir ein ganz besonderes Schauspiel erleben.“ Aus einem Nebengang kam der jüngere Drow, der mich an meinem Ankunftstag besucht hatte. Er ignorierte mich und lächelte Kasurdrath an.
„Dann mein werter Bruder lasst uns in die Arena gehen.“
Die Arena war ein riesiges, nach oben offenes Gebäude im Herzen von Jenn´Yxir. Viele hundert Drow, mehr als drei große Stämme der Tundra waren dort versammelt und beobachteten Wesen aller Art beim Kampf. Wir kamen gerade zum letzten Kampf an. Während mein Meister und sein Bruder auf breiten Sesseln Platz nahmen stand ich, von der Atmosphäre wie gelähmt, vom Geruch der vielen Personen elektrisiert und vom Duft des Kampfes berauscht, einfach nur dort und sah wie das Tor zur Arena aufging. Ein Raunen ging durch die Menge als ein Riese die Arena betrat. In seiner Hand hielt er ein riesiges flammendes Schwert und sein Körper war in eine hellrote Rüstung gehüllt.
Dann wurde es still. Ein einzelner Drow kündigte nun den Gegner des Feuerriesen an.
„Achat, der Immerwilde!“ Die Menge war geteilt. Ein Teil schrie auf und jubelte dem zu, der gleich die Arena betreten würde. Der andere Teil schien sich nicht sicher zu sein, was er von dem Kämpfer halten sollte.
Ein Minotaurus stürmte in die Arena. Nein, nicht irgendein Minotaurus. Hilkas! Sein Maul schäumte, seine Hand umklammerte eine doppelköpfige Streitaxt. Seine Augen verrieten den Wahnsinn, der ihn umklammert hielt.
Ich spürte wie Wut in mir hoch kochte. Hilkas stürmte mit leicht gesenktem Kopf auf den größeren Gegner zu. Dieser wich aus und erwischte den geifernden Minotauren mit seinem Flammenschwert am Rücken. Der Geruch von verbranntem Fell und verschmorendem Fleisch erfüllte die Luft. Hilkas warf sich herum und ließ die Axt weit herumwirbeln. Mit einem Krachen wie ein Donnerschlag traf die Axt das Schwert des Riesen. Dieser verlor kurz die Balance, lange genug um dem rasenden Minotaurus eine Öffnung zu bieten. Mit einem Brüllen hieb er seine Hörner in die Brust des Riesen. Ein Teil der Rüstung zerbarst, aber der Großteil des Treffers schien zu verpuffen. Der Riese hieb nach Hilkas und sein Schwert fand einen Weg zum Bein des Minotauren. Mit einem Zischen versengte die magische Klinge das Fleisch des Oberschenkels.
„Jammerschade, dass Achat heute stirbt. Nicht wahr Kerakun.“ Mit einem breiten Grinsen lehnte sich Kasurdrath zurück. Ich versuchte meinen Zorn zu beherrschen. Nicht dem Wahnsinn zu verfallen. Durch roten Nebel klangen die Geräusche des Kampfes wieder zu mir heran. Der Riese hatte anscheinend noch mehrere Treffer gelandet, während der tollwütige Minotaurus immer wieder in der Rüstung hängen geblieben war, die nun zerfetzt um seinen massigen Körper hing. Dennoch hatte Hilkas nur einen kleinen Teil seiner Geschwindigkeit eingebüßt. Er hob die Axt weit über den Kopf und stürmte vorwärts. Der Flammenriese warf sich seitwärts herum, scheinbar zu langsam als sich die Axt tief in seine Schulter bohrte und den Arm vom Körper trennte, aber das Schwert nun mit einer Hand führend, traf der folgende Vorhandschlag den Minotaurus in den Nacken. Das Blut spritzte fast bis auf die Zuschauerränge als der Bulle vor den Massen niederging. Langsam, fast wie in Zeitlupe kippte der Körper nach vorne. Mit seinem letzten Blick fand Hilkas vom Stamm der Turak Dum meinen. Er ging zu unseren Ahnen. Gefallen im Kampf. Endlich frei.
Kasurdrath wandte sich um und blickte mich an. Fast als ob er etwas von mir erwartete. Er verstand es nicht. Er hatte mir und Hilkas einen Gefallen getan. Ich erwiderte seinen Blick ohne eine Regung zu zeigen. Seiner verhärtete sich und Zornesfalten traten auf seine Stirn.
„Wir verschwinden. Komm, Bruder.“ Als sich Kasurdrath wegdrehte, konnte ich das Gesicht seines Bruders sehen. Ein breites Lächeln zeigte sich. Seine Lippen formten einen Satz.
„Wir beginnen.“
In den nächsten Nächten fand ich in meinem Gefängnis immer einen großen Schlauch gefüllt mit reinstem Quellwasser. Das Wasser nahm mir die Schwäche, die ich von dem Schwefelwasser verliehen bekommen hatte.
Dann nach etwa einer Woche, ich konnte meine neuerliche Stärke durch meine Adern pulsieren spüren, erwartete mich ein älterer, kräftigerer Wächter nach meiner Arbeit im Labor. Es war der größte und kräftigste Dunkelelf, den ich je zu Gesicht bekommen hatte.
In einer verlassenen Kaverne begann er mich mit dem Kampf mit der Kette zu unterrichten. Er brachte mir die Kampfweise mit dieser Waffe bei und bald sobald ich diesen beherrschte, sogar mit einer Stachelkette. Bei diesen Unterrichtsstunden sprach nur er. Ich war stumm. Der Drow lehrte mich mit dieser todbringenden Waffe umzugehen. Unser Unterricht dauerte etwa ein Jahr. Am Ende war ich ausgewachsen und kraftvoll wie ein Drache.
"die untoten Drachen werden die Welt beherrschen"

Die Geschichte des Minotauren
« Antwort #4 am: 25. Februar 2007, 16:06:51 »
Das Ende und der Anfang
Am Ende meiner Kampfausbildung tauchte der junge Drow bei unseren Übungskämpfen auf. Er beobachtete mich und schien meine Bewegungen zu studieren.
Dann, eines Tages weihte er mich in seinen Plan ein.
„Mein Bruder, Kasurdrath war lange genug der Kopf unseres Hauses. Es wird Zeit, dass ich an seine Stelle trete.“ Der Dunkelelf grinste mich an.
„Zuerst werde ich dir deine magischen Fesseln nehmen. In ein paar Tagen wird mein Bruder dich zu sich rufen. Ich werde seine Leibwache abziehen, unterhalb der schwarzen Säule wirst du eine Stachelkette finden. Du wirst dich zu uns begeben, während ich ihn in einen Streit verwickele.“ Ich nickte und blickte dem Drow tief in seine mandelförmigen Augen.
„Du wirst dich uns nähern, wenn er die Stachelkette entdeckt wird es bereits zu spät sein.“

Drei Tage später war es soweit. Ich war auf dem Weg zurück aus dem Labor, als ich unterhalb der schwarzen Säule eine Stachelkette fand. Ein bläuliches Leuchten überzog ihre einzelnen Glieder. Ich hob sie auf und fühlte meine Rache war nah.
Aus der Nähe vernahm ich erregte Stimmen. Ich ging langsam auf das Gespräch zu.
Das Blut rauschte durch meine Adern, mein Fell bebte. Vor mir in einem Torbogen standen Kasurdrath und mein Mitverschwörer in einen hitzigen Streit vertieft. Ich machte keinerlei Geräusch als ich mich näherte. Doch Kasurdrath schien mich bemerkt zu haben. Er blickte auf und sein Gesicht wurde zornig. Als er die Stachelkette in meiner Hand wahrnahm, verengten sich seine Augen zu Schlitzen und wandte sich mir ganz zu.
Gerade als sich seine Hände zu den Gesten eines Zaubers bewegen wollten, suchte sich ein langer gezackter Dolch den Weg durch seinen Körper. Blut quoll über die Lippen meines Meisters.
Verständnislos blickte er die Waffe an, die durch seinen Körper drang. Seine Finger gingen zu seinem Gürtel und lösten einen kleinen Stab. Meine Stachelkette begann zu kreisen. Kasurdrath hob den Stab, als meine Waffe krachend ihr Ziel im Gesicht des verhassten Drow fand.
Der andere Drow lächelte gehässig. Dann zerbrach Kasurdrath den Stab und um uns herum explodierte die Luft.
Die Umgebung wirbelte um mich herum und Lichter erschienen aus dem Nichts. Ich fiel durch eine Art magisches Portal.
Luft und Untergrund veränderten sich und als sich meine Augen wieder an normales Sehen gewöhnt hatten stand ich auf einer weiten Ebene. In einigem Abstand wuchsen dürre Sträucher. Am Himmel ging der rot glühende Feuerball unter, den ich so lange nicht erblickt hatte.
Am Boden neben mir keuchte mein Mitverschwörer. Halb blind rollte er herum und versuchte die Abenddämmerung wegzublinzeln.
Ich sog die Luft tief in meine Lungen, die so lange nur noch die verpestete Luft des Unterreiches genossen hatten. Aber irgendetwas war hier.
Ich suchte meine Stachelkette, sie war weg. Mit den Augen suchte ich die Umgebung ab. Dann nahm ich mehrere Personen wahr.
Krieger in schweren Rüstungen, welche mit Stacheln versehen worden waren. In den Händen Zweihänder. Über mir in der Luft sah ich die skelettierten Überreste eines geflügelten Rosses heran fliegen. Im Sattel ein Mann in einer roten Robe, dessen Gesicht mit dunklen Tätowierungen überzogen war.
Dann erschien aus dem Nichts, nicht weit von mir ein Oger mit einem Netz.
Neben mir jammerte der Drow und hatte seine Augen immer noch nicht ganz an das helle Licht der Abenddämmerung gewöhnt.
Ich ging in Kampfstellung, wohl wissend, dass ich keine richtige Chance hatte.
"die untoten Drachen werden die Welt beherrschen"