Xiam hat völlig Recht!
Als zaubernder Charakter, egal ob Priester, Magier oder Schamane, mußt Du Dich offen vor andere Leute hinstellen und Magie so darstellen, daß sie Dir
glauben, was Dein Charakter bewirken will, und daß sie
verstehen, was bewirkt werden soll. Du mußt laut und deutlich sprechen oder singen (nicht die Zauber herunterrattern oder -nuscheln), beschwörerisch gestikulieren, interessante Komponenten benutzen, auf Dich aufmerksam machen (damit der Krieger im Kampfrausch zwanzig Meter weiter auch
mitkriegt, daß gerade jemand einen Bann auf ihn gelegt hat) und, einfach gesagt, glaubwürdig den Kasper für die Allgemeinheit machen.
Du mußt in der Lage sein, für Rituale, Beschwörungen und Riten zur Not einige Stunden mit
interessanten und sinnvoll erscheinenden Tätigkeiten zu füllen (im Schneidersitz hocken und "Ommmm" machen ist meist nicht akzeptiert), darfst keine Angst vor Auftreten vor anderen Leuten haben und solltest nebenbei auch noch unterschiedliche Formeln auswendig können und die Regeln der zugehörigen Zauber im Kopf haben.
Ein Kämpfer, Händler, Handwerker, Schreiber, Barde, Strauchdieb, Knecht, Bauer, Tagelöhner, Knappe oder Bogenschütze muß nicht viel mehr wissen als wie er seine Waffe (in einer outgame ungefährlichen Weise) richtig benutzt, nach wieviel Schlägen er umfällt, und vielleicht noch ein, zwei wichtige Namen oder Fähigkeiten im Kopf haben. Das war's.
Gut dargestellte Magier oder andere Zauber erfordern enorme Vorbereitung, deshalb gibt es auch so wenige (und so viele "Mullu-Mullus", also Leute in komischer Klamotte, die irgendwas brabbeln wie. "Mullumullumullu...
FEUERBALL!!!" und Dich dann mit einem Softball bewerfen - deshalb heißen die Mullu-Mullus wink).
Spoiler (Anzeigen)Einer meiner Lieblings-Charaktere, der auch immer noch lebt, ist ein desertierter Waffenknecht, der sich - völlig mittellos - erst als Räuber über Wasser gehalten und dann an einen Händler geklemmt hat. Inzwischen ist er ein halbwegs wohlhabender Seifensieder und mit seinem Bauchladen auf allerlei Feldzügen dabei, wo er wohlriechende Seife und Waschöl an Bader und Söldner verkauft. Leider kursieren noch einige Steckbriefe aus seiner Räuberzeit, so daß er hin und wieder überstürzt die Kurve kratzen muß...
Ich spiele zwar auch ab und zu einen Magier, aber in dem steckt enorm viel Material- und Konzeptaufwand, und es ist "nur" ein Geselle. Magie ist nur dann interessant für die Mitspieler, wenn sie toll, anschaulich, flüssig und routiniert dargestellt wird. Und letztlich macht man LARP nicht zur Entwicklung des eigenen Charakters (wie bei P&P), sondern hauptsächlich zur Ergötzung der Mitspieler, denn die merken sich nur die ganz feinen und die ganz schlechten Spieler, und zu letzteren will man lieber nicht gehören.