Autor Thema: R001: Yspahan  (Gelesen 2643 mal)

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TheRaven

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R001: Yspahan
« am: 19. März 2007, 15:38:17 »


Spieldaten:
Name: Yspahan
Vertrieb: Ystari (2006)
Spieldauer: 90 Minuten
Spieleranzahl: 3-4
BGG Link: 22345

Um was geht es?
Ende des 16. Jahrhunderts ist die Stadt Yspahan das Zentrum des persischen Imperiums und somit auch eine kulturelle wie wirtschaftliche Hochburg. Die Spieler übernehmen die Rolle eines Händlers und versuchen zu Reichtum und Ehre zu gelangen. Dabei werden Waren in verteilt, Karawanen aus Reisen entsendet und Infrastruktur gebaut.


Wie sieht es aus?
Das Spiel verfügt über ein zentrales Spielfeld, welches die Stadt Yspahan mittels sehr plastisch wirkenden Gebäuden darstellt. Zwei weitere, kleinere Spielbretter stellen die Karawanen, sowie die verfügbaren Ressourcen dar. Jeder Spieler hat zudem ein eigenes, relativ kleines Spielbrettchen, welches seine kaufbare Infrastruktur anzeigt.

Markierungen, Gold und Waren werden durch zweckmässige Holzwürfel und Holzscheiben dargestellt, während die Kamele in der Tat kleine Holzkamele sind. Die Frauen stehen darauf sag ich euch, denn "die sind ja so süss". Gespielt wird mit einem Set von weissen und gelben Würfeln.

Wie spielt es sich?
Als Gelegenheitsspieler kann man sich im ersten Moment mit all den Möglichkeiten und Regeln überfordert fühlen, wobei man recht schnell erkennt, dass alles sinnvoll miteinander verbunden ist und schon nach der ersten Spielrunde (3 Wochen x 7 Tage = 21 Runden) fühlt man sich zuhause. Erfahrene Brettspieler werden im Handumdrehen die Regeln erfasst haben und an Taktiken arbeiten.

Herz und Niere von Yspahan ist die sehr gut ausgedachte und wirklich innovative Mechanik der Ermittlung von verfügbaren Ressourcen. Dabei werden bis zu 12 Würfel gleichzeitig benutzt, ihren Zahlen entsprechend Gruppiert und in aufsteigender Reihenfolge auf den Ressourcenplan gelegt. Die Menge der gleichen Würfel pro Feld bestimmt dabei die Anzahl der verfügbaren Ressourcen. Jeder Spieler entscheidet sich dann der Reihe nach für eine der Ressourcen. Eine äusserst interessante Idee das Zufallselement von Würfeln in einen logischen Zusammenhang mit wirtschaftlichen Aspekten zu bringen.

Der primäre Weg um an Punkte zu kommen und am Ende zu gewinnen ist das beliefern von Gebäuden mit Waren. Wenn man sich das Spielbrett ansieht, dann entdeckt man vier Gebiete mit Gebäudesets in bis zu vier Farben. Beliefert man innerhalb einer Woche jedes Gebäude derselben Farbe in demselben Gebiet mit Waren, dann erhält man eine damit verbundene Punktezahl. Dabei zählen die Gebäude im rechten, oberen Gebiet am meisten Punkte aber das ist auch das Gebiet, welches auf der Würfeltabelle an oberster Stelle steht und somit selten Waren erhält.

Als letztes gibt es noch den Aufseher, welcher genutzt werden kann um bereits verteile Waren aus den Gebäuden auf die Karawane zu verladen um somit den anderen Spielern ihre Punkte zu vermindern oder aber eigene, unvollständige Gebäudelieferungen noch in Punkte umzuwandeln.

Mit dabei sind dann noch Karten, welche es erlauben gewisse Regeln zu brechen, Ressourcen zu erhalten oder andere, spezielle Aktionen auszuführen, sowie die kaufbare Infrastruktur, welche einem gewisse Vorteile bei bestimmten Aktionen gewähren.

Mein Gesamteindruck?
Ich finde das Spiel ist sehr gelungen und man munkelt bereits, dass es ein heisser Kandidat für einen oder mehrere Spielpreise sein könnte. Das liegt daran, dass Yspahan es vermag einem viele Optionen und Entscheidungen zu bieten aber dabei sehr elegant die Regeln miteinander in Einklang bringt und niemals kompliziert oder umständlich wirkt. Das Spielmaterial ist von hoher Qualität aber trotzdem zweckmässig und wirklich weder übertrieben, noch billig.

Das Spiel bietet sehr wenig bis keine Interaktion zwischen den Spielern und das Thema ist Geschmackssache, wobei man das Thema auch gut ausblenden kann, denn es ist nicht sehr eng mit dem Spiel verbunden. Weiterhin mag das Spiel für Freunde von Action und Abenteuer etwas trocken sein, vergleichbar mit den Siedlern von Catan und ähnlichen Brettspielen.

Was ich mich momentan Frage ist, ob die unterschiedlichen Taktiken gleichwertig sind und ob das Spiel auch längerfristig motiviert. Falls ja, dann ist dies in der Tat ein sehr empfehlenswertes Spiel. Meiner Meinung nach natürlich.

Spielspass: 8/10

Nachtrag: Das Spiel hat bereits zwei Preise gewonnen und zwar "winner of the 2005 Concours International de Créateurs de Jeux de Société" und "winner of Tric Trac d'Or 2006". Inwiefern hier der Nationalstolz der Franzosen eine Rolle spielt sei mal dahingestellt.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich