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Autor Thema: Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht  (Gelesen 26773 mal)

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Berandor

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Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
« Antwort #105 am: 10. Februar 2008, 13:08:26 »
Mühsam, Eichhörnchen und so.

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Die Tür zum Roten Hirschen hätte nicht schneller aufspringen können, wäre sie aufgebrochen worden. Die ersten Gäste stolperten und fielen mehr in den Schankraum, als dass sie liefen, von den Nachdrängenden vorwärts gestoßen und nur mühsam auf den Beinen bleibend. Es schien, als habe ganz Rotschlucht vor der Tür gelauert. Im Nu waren die Stühle besetzt, und immer noch drängten sich Menschen, Halbelfen und alle möglichen anderen Völker durch die Türe, um irgendwo Platz zu finden. Minimax sah sogar einen Zentauren – Waukeen allein wusste, wo der herkam – der sich nur dadurch Zutritt verschaffen konnte, dass er zwei weitere Besucher auf seinem Rücken sitzen ließ.

Minimax hatte nur kurz Zeit, das Schauspiel zu beobachten, dann musste er sich darum kümmern, dass die ungewohnte Gästeschar etwas zu trinken bekam. Für die nächsten Minuten waren er, Pellir und Shae vollauf beschäftigt. Endlich, nachdem Minimax zum zweiten Mal ein neues Fass angestochen hatte, ließ der Trubel und der Lärm etwas nach, und er hatte Gelegenheit, sich den Schweiß von der hohen Stirn zu wischen und sich umzusehen.

Der Schankraum war voll. Die wenigsten Gäste hatten überhaupt Platz, um ohne Verrenkungen ihren Humpen zu heben, geschweige denn frei ein- und auszuatmen. Männer, Frauen, sogar Kinder waren gekommen, und vor der Tür und vor den Fenstern drängten sich noch mehr Schaulustige. Und alle sahen ihn an.

»Also?«, rief eine Stimme aus dem Hintergrund. Minimax glaubte, dass sie dem alten Jorn gehörte, aber in dem Getümmel war er sich nicht sicher.

»Ja«, stimmte ein anderer ein, »erzähl schon!«

»Was wollten sie? Was haben sie gesagt?«

»Ging es um die Dunkelheit über Cauldron?«, rief ein anderer.

»Natürlich ging es darum, du Vollpflaume«, gab einer zurück. »Was denkst du denn?«

Ein kurzer Streit entbrannte, der sich aber genauso schnell wieder auflöste, als eine Frau – war das die Witwe Borker? Die hasste doch Wirtshäuser wie die Pest! – sich lauthals Gehör verschaffte: »Haltet die Klappe und lasst ihn erzählen!«

Es wurde merkwürdig still im Roten Hirschen. Minimax sah in die Masse erwartungsvoller Gesichter, und seine Kehle war plötzlich wie ausgedörrt. Jemand rülpste, und ein leises Lachen ergriff die Menge und löste die Spannung etwas.

»Nun«, begann Minimax, wurde aber sofort unterbrochen.

»Hast du sofort gewusst, dass es Götter waren?«

»Sch!«

»Na  ja,« sagte Minimax, »es war schon eine komische Gesellschaft: eine ältere Dame reist vielleicht mit einem gepanzerten Leibwächter, und vielleicht auch mit einem gestandenen Krieger, aber mit einem Waldelfen oder einem Hundemenschen? Außerdem hatte der Krieger dieses goldene Licht um sich herum...«

»Der alte Angeber«, lachte einer.

»Sprich nicht so von Tyr«, ermahnte eine andere.

»Ruhe!«, rief ein Dritter.

»Ein paar von euch haben ja selbst erlebt, wie sie aus dem Nichts erschienen sind«, fuhr Minimax fort, und zustimmendes Gemurmel bestätigte, dass jeder Anwesende diesen Teil der Geschichte schon mehrere Male gehört hatte. »Siamorphe hat euch rausgeschickt, und sobald die Tür verschlossen war, stand ein Festmahl da hinten auf dem Tisch. Dann haben sie da gesessen.«

»Und?«

»Und nichts. Es sah aus, als würden sie warten. Natürlich war der Elf – Solonor, nehme ich an – unruhig und saß sowieso nur halb auf seinem Stuhl und weit von den anderen entfernt, und der Wolfskopf packte sich einen Schinken und begann zu fr- zu essen, meine ich. Aber sonst – nichts.«

Minimax legte eine Pause ein und war erstaunt, dass keiner dazwischenrief. Jetzt hörten sie ihm zu –  ein unangenehmes Gefühl. Er räusperte sich.

»Na ja... ähm. Ich hab dann gedacht, wen ich rufen soll. Und... da sind mir halt die Ketten... also die Brecher eingefallen. Ich hab also mein Tuch zerrissen und sie gerufen. Das... dieses magische Spültuch, das ich hab. Hatte. Also, weil es zerrissen ist.«

Es wurde unruhig im Publikum. Jemand kircherte. Plötzlich schlüpften leise Harfentöne durch die winzigen Lücken zwischen den gedrängten Gästen hindurch und zupften an seinen Ohren. Sofort fühlte Minimax sich ruhiger und entspannter. Er nahm sich vor, dem Wahrsänger dafür einen auszugeben.

»Jedenfalls hatte ich gerade erst die Nachricht abgeschickt, da standen die Kettenbrecher schon im Raum. Die waren wohl ebenso verblüfft wie ich, aber die Gesandten der Götter-«

»Avatare«, hustete eine Stimme.

»sahen eher so aus, als hätten sie schon Tage gewartet. Ungeduldig. Die Kettenbrecher sind natürlich sofort hin und haben mit denen geredet. Und dann sind sie wieder verschwunden. Und danach die Götter auch.«

Für einen Atemzug herrschte Stille. Dann brach das Gezeter los. »Und darum sind wir hergekommen? Das soll die Geschichte sein? Dafür haben wir so lamge gewartet?«
Minimax ertrug die Anschuldigungen stoisch. »Was soll ich machen?«, entgegnete er. »Ich hab nicht verstanden, was sie gesagt haben.«

»Ich aber!«
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Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
« Antwort #106 am: 10. Februar 2008, 15:28:19 »
Ui...
Gespannte Stimmung allenthalben...
"die untoten Drachen werden die Welt beherrschen"

Topas

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Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
« Antwort #107 am: 11. Februar 2008, 11:42:37 »
Da geht es endlich weiter und ich versteh kein Wort, ganz wie der Wirt. :blink:
Dennoch: Super das es endlich weitergeht.
Immense harm is caused by the belief that work is virtuous.
- Bertrand Russel

Hedian

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Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
« Antwort #108 am: 12. Februar 2008, 06:27:32 »
Sachen gibt's...
Jetzt darfst du uns aber nicht weiter hängen lassen, Berandor, steht so in den Genfer Konventionen!

Wormys_Queue

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Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
« Antwort #109 am: 12. Februar 2008, 11:29:30 »
Zitat von: "Topas"
Da geht es endlich weiter und ich versteh kein Wort, ...


"Ich aber!"

 :jester:
Think the rulebook has all the answers? Then let's see that rulebook run a campaign! - Mike Mearls
Wormy's Worlds

Berandor

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Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
« Antwort #110 am: 12. Februar 2008, 14:50:07 »
Ich wollte euch wenigstens etwas geben. Momentan wirklich wenig Zeit.
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Berandor

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Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
« Antwort #111 am: 12. Februar 2008, 19:36:41 »
Avatar (II)

Minimax kam es vor wie ein frischer Luftzug, als sich die Aufmerksamkeit von ihm weg und dem Jungen zuwandte, der sich auf die Theke gestellt hatte. Pellir grinste ihn an.

»Als die Götter auftauchten, da wollte ich genau wie ihr den Raum verlassen. Aber plötzlich hörte ich eine Stimme im Kopf, die mir zuflüsterte, dass ich mich unter dem Tisch vestecken soll. ›Vielleicht lernst du noch was‹ hat sie gesagt.«

»Was für eine Stimme war das?«, fragte Minimax.

»Wen interessiert denn das?«, rief es aus der Menge. »Was hat der Junge gehört?«

»Ich weiß nicht«, sagte Pellir. »Es war eine weibliche Stimme, aber ich glaube nicht, dass es die Frau war, die am Tisch saß. Jedenfalls habe ich mich unter dem Tisch verkrochen, ohne das die Götter das gemerkt haben. Als die Kettenbrecher auftauchten, wäre ich fast aus meinem Versteck gekommen, weil ich den Herrn Dirim so lange nicht mehr gesehen hatte. Aber ich bin dann doch sitzen geblieben.«

»Nun sag schon, was du gehört hast, verdammt!«

Pellir reckte den Hals. »Ruhe, Bern Gerngroß, sonst spucke ich dir demnächst in deinen Humpen!«

Die Leute lachten. Minimax konnte es nicht fassen, aber der Junge machte das tatsächlich besser als er.

»Es war natürlich schwierig, alles zu hören – schließlich haben die alle gleichzeitig mit ihren Schutzgöttern gesprochen. Aber was ich hörte, war folgendes: Tyr hat gesagt, dass die Götter bereits einmal nur zugesehen haben, und sich diesen Fehler nicht noch mal erlauben wollten. Dann hat er Dirim gefragt, ob er einen Wunsch habe, also etwas brauche. Und dann hat Tyr ihm zuerst einen Heiligen Umhang geschenkt, der ihn schützen soll, und dann hat er gesagt, dass der Rest der Belohnung im Tempel sei. Boras hat eine neue Axt bekommen und einen Stirnreif der Unsterblichen, keine Ahnung, was das heißt. Aber das war eine Axt, die von den Barbaren im Norden geschmiedet worden war und angeblich echt mächtig sein soll.«

»Langsam, Junge«, sagte Minimax.

»Ach wo«, meinte Pellir, »das ist doch nicht wichtig. Auch nicht, dass Jørgen sein Geschenk irgendwie schon gekriegt haben sollte, oder dass Thamior Bogenschützenarmschienen bekam. Das interessiert doch keinen. Was aber Leute interessiert...« Er machte eine Pause.

»Was denn?«, fragten mehrere der Anwesenden.

Pellir räusperte sich. »Ich muss erst was trinken.«

Sofort regnete es Kupferstücke auf den Tresen. »Gib ihm schon was zu trinken, Mann!«, riefen die Zuhörer durcheinander. Minimax verstand die Welt nicht mehr. Aber er zapfte Pellir einen Krug Dünnbier.

Pellir nahm einen tiefen Schluck. Er wischte sich den Mund mit seinem Hemd ab. »Schon besser. Also. Zwei Sachen waren komisch. Erst Mal war ja der Elfengott sowieso nicht so richtig am Tisch. Das war schon seltsam. Und dann hat er Thamior gefragt, was der sich wünsche. Thamior hat sofort gesagt, er wollte, dass seine Tochter aus dem Bogen befreit würde und wieder lebte.«

»Also ist es wahr«, murmelte Minimax, und er war nicht der Einzige. Der Geist Annastriannas war also in den Seelenbogen gebannt worden.

»Daraufhin hat der Elf was Komisches gesagt. Er hat gesagt, dass Anna wieder leben könnte und ein ganz normaler Halbelf wäre. Und dass sie nach ihrem Tod wieder in die Mauer von Kelemvor müsste.«

»Aber die gibt es doch nicht mehr«, rief der alte Wernholm, der sich in diesen Dingen gut auskannte und aufgrund seiner ketzerischen Vergangenheit viel zu verlieren hatte.

»Tja«, sagte Pellir triumphierend, »hier kommts nämlich. Der Elf hat Thamior gesagt, dass der Seelenbogen dafür verantwortlich sei, dass sich das Jenseits geändert hat. Das war irgendwie eine Lücke in den heiligen Texten oder so. Weil Kelemvor eine Seele verloren hat ist das passiert. Thamior musste sich also entscheiden: er konnte seine Tochter befreien und ihr ein Leben schenken, aber dann würde er das Jenseits wieder so werden lassen, wie es früher war, und Anna wäre nach ihrem Tod wieder in Kelemvors Folterkeller.«

»Und... was hat er gemacht?«, flüsterte es.

»Gezögert«, sagte Pellir ruhig. »Thamior hat gesagt, dass er darüber erst Mal nachdenken muss. Das hat ihn natürlich auch ziemlich erstaunt.«

Für einen Moment hingen alle Anwesenden ihren eigenen Gedanken nach. Der alte Wernholm nahm sich vor, den Rest des Tages zu Thamior zu beten und zu hoffen, dass der Elf keine Dummheit machte.

»Was war noch?«, kam endlich die erwartete Frage. »Da waren doch zwei komische Sachen.«

»Ja«, sagte Pellir. »Das zweite war, als Thargad und Helm gesprochen haben. Thargad hat sich nämlich gewünscht, jemanden wiederzuerwecken. Eine Frau namens Arlynn. Helm hat gesagt, das wäre nicht so einfach, denn über Arlynn müsse gerichtet werden. Ob Thargad wirklich willens sei, sie zu verteidigen? Thargad hat ja gesagt, und dann hätte ich schwören können, dass die Kettenbrecher kurz verschwanden. Jedenfalls gab es eine Pause, und dann sagte Helm, dass Thargad seinen Wunsch habe. Thargad hat gefragt, was das Urteil sei, aber Helm hat nichts geantwortet. Und dann haben die Götter gesagt, dass die Kettenbrecher sich kampffertig machen sollten und darauf vorbereiten, Embril zu stoppen und die Nacht zu beenden. Die Kettenbrecher haben gesagt, dass sie bereit sind. Der Elfgott hat ›Endlich‹ gesagt, und dann sind alle verschwunden und ihr seid reingekommen. Das wars.«

Pellir sprang wieder von der Theke, und die Musik des Wahrsängers erstarb. Der Schankraum leerte sich etwas, aber es blieben noch genug Anwohner zurück, um Minimax einen arbeitsreichen Tag zu verschaffen. Aber während er die Tische abwischte, musste er die ganze Zeit an das denken, was Pellir gesagt hatte. Ein Gerichtsurteil. Ein Prozess. Um eine Menschenseele. Da wäre er gerne dabeigewesen. Das hätte er gerne erlebt. Wenn sich der Junge das nicht nur ausgedacht hatte – er musste wirklich mal mit dem Wahrsänger reden. Pellir hatte ja das Zeug zu einem Barden...

-------

»Erhebt Euch!«

Reflexartig stand Thargad auf, noch während er sich umsah. Das letzte, woran er sich erinnerte, war der Blick, den Helm und Tyr ausgetauscht hatten.

»Das heilige Gericht Tyrs wurde einberufen und hat seine Vertreter bestimmt. Den Vorsitz hat Dirim Gratur, Richtschwert von Tyr.«

Er stand in einem Gerichtssaal, wie er sie eigentlich nur aus Erzählungen kannte. Der ganze Raum schien aus Marmor ausgeschlagen zu sein, einschließlich der Gerichtsbank.

»Beisitzer sind Thamior Amastacia und Boras Breda.«

Die drei Genannten thronten vor ihm, etwa vier Meter über dem Boden. Von seiner Position aus konnte er gerade mal die Schultern aufwärts erkennen.

»Angeklagte ist Arlynn Somberwein, auch bekannt als ›Jil, die Katze‹.«

Thargads Blick schwang herum, und wo vorher nichts gewesen war, erhob sich nun eine marmorne Anklagebank, hinter der eine starr geradeaus blickende Arlynn saß. Sein Herz schlug höher bei ihrem Anblick.

»Vertreter der Anklage ist Jørgen von Velbert.«

Neben ihm räusperte sich der hochgewachsene Paladin. Thargads Gedanken rasten. Wenn Jørgen der Ankläger war, und seine anderen Gefährten die Richter, dann war er... er schloss die Augen.

»Vertreter der Verteidigung ist Thargad, Sohn des Hexers Kheyne und der Sukkubus Celeste.«

Thargad sank auf seinen Stuhl. »Helm, steh mir bei.«
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Hedian

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Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
« Antwort #112 am: 12. Februar 2008, 20:23:03 »
Braver Berandor. Uni wird eh gnadenlos überschätzt.

Kylearan

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Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
« Antwort #113 am: 13. Februar 2008, 10:58:36 »
Welch ein netter Abend das war...

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Kylearan
"When the going gets tough, the bard goes drinking."

Dirim

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Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
« Antwort #114 am: 13. Februar 2008, 11:12:54 »
Zitat von: "Berandor"
Avatar (II)

»Vertreter der Verteidigung ist Thargad, Sohn des Hexers Kheyne und der Sukkubus Celeste



Holla, die Waldfee, das ist mir neu.

Dirim

Kylearan

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Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
« Antwort #115 am: 05. März 2008, 11:49:56 »
In Anbetracht des nahenden Spielewochenendes könnte es auch gerne weitergehen ;-)

(Wobei es mir ja reicht, wenn es am Samstag bei uns weitergeht. ;-) Wichtige Entscheidungen stehen an. Da bin ich Berandor noch etwas schuldig.)

Kylearan
"When the going gets tough, the bard goes drinking."

Berandor

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Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
« Antwort #116 am: 05. März 2008, 12:10:28 »
Dank eines Zugunfalls, durch den ich nicht wirklich entspannt arbeiten konnte, bin ich mit einigen Dingen im Rückstand. Mal sehen, was ich tun kann. Ich habe zumindest die Abenteuervorbereitung zu großen Teilen fertig.

Kylearan: kannst es auch gerne spannend machen und erst am Samstag verraten. Kein Problem.
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Berandor

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Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
« Antwort #117 am: 15. März 2008, 13:15:49 »
Dirims brennendes Auge richtete sich auf Thargad. »Nun?«

Thargad blinzelte. Was sollte er tun? »Ähh... ja?«

Dirim rieb sich den Bart, ein untrügliches Zeichen von Ungeduld. »Was machen wir hier? Worum geht es?«

»Um sie«, sagte Jørgen und wies auf Arlynn. Er fragte Thargad: »Oder nicht?«

»Doch«, sagte der Assassine. »Es geht um eine zweite Chance für sie. Ein neues Leben.«

Dirim hob eine Augenbraue. »Eine zweite Chance? Für eine Mörderin? Das ist doch der Racheengel, oder?«

»Das war sie«, beteuerte Thargad. »Aber-«

»Der Fall scheint klar zu sein«, sagte Dirim.

Boras legte ihm eine Hand auf den Arm. »Lass ihn reden.« Dirim zuckte mit den Schultern und bedeutete Thargad, fortzufahren.

Thargad trat vor die Anklagebank. Er hatte überhaupt keine Ahnung, wie es vor Gericht zuging, noch, was er tun sollte. »Sag uns bitte, wie du heißt.«

Arlynn wirkte, als wolle sie eine scharfe Erwiderung geben, aber ein Zauber hinderte sie daran und zwang sie, die Wahrheit zu sagen. »Arlynn Somberwein.«

»Woher kennst du die Kettenbrecher?«

»Von einem Treffen hinter dem Krummen Krug.«

»Du warst das«, entfuhr Thamior, der sich an die Ereignisse zur Flutzeit erinnerte.

Thargad hob die Hand in Richtung des Elfen. »Und woher kennst du mich noch?«, fragte er weiter.

»Der Hofnarr hat mich auf euch angesetzt, und ich habe dir eine Geschichte vorgespielt.«

»Weiter?«

»Wir waren zusammen auf dem Flutfest, und...?«

»Und was?«

Arlynns Mundwinkel zuckten und ihre Stimme wurde eiskalt. »Du hast mich umgebracht.«

»Ach«, machte Dirim. »Das ist ja interessant.«

»In der Tat«, sagte Thargad. »Ich habe dich umgebracht, weil ich wusste, dass du für das Letzte Lachen gearbeitest hast.«

»Das möchte ich genauer hören«, drängte Dirim.

»Lass ihn weiterreden«, mahnte Thamior. »Du hast auch schon mehr als eine Person getötet, weil sie eine Gefahr darstellte.«

Thargad schloss die Augen. Was jetzt kam, war schwer. »Hättest du uns verraten, wenn ich dich nicht getötet hätte?«

Arlynn öffnete den Mund, sagte aber nichts. Sie schloss ihn wieder und überlegte. »Das weiß ich nicht«, sagte sie schließlich. »Vielleicht. Vielleicht nicht.«

»Wie habe ich dich umgebracht?«

»Du hast mich im Schlaf erstochen.«

»Das habe ich aber noch nicht getan«, sagte Dirim.

»Du verfütterst Gefangene nur an Mimics oder lässt sie für dunkle Rituale zurück«, sagte Boras.

»Das war falsch«, sagte Dirim, »und trotzdem noch kein Meuchelmord. Ich finde-«

»Ich finde«, unterbrach ihn Jørgen, »dass das nichts zur Sache tut. Wir sind nicht wegen Thargad hier.« Er blickte Helms Hand an. »Mach weiter.«

»Warum bist du zurückgekommen?«, fragte Thargad.

»Um Rache zu nehmen.«

»Wer hat dich zurückgelassen?«

»Hoar.«

Thargad drehte sich um. »Seht ihr?! Hoar hat sie ins Leben zurückgeholt, oder in den Untod. Sie unterstand Hoars Befehlen, Rache zu üben. Sie hatte keine Wahl. Sie musste der Racheengel werden. Dafür können wir sie doch nicht bestrafen. Sie war auf dem richtigen Weg.«

Er setzte sich. Dirim blickte zu Jørgen. Der Paladin studierte Thargads metallenes Gesicht, sah immer wieder zu Arlynn. Schließlich stand er auf. Wenn er kurz gezögert hatte, so merkte man es ihm nicht mehr an. Er tat seine Pflicht.

»Arlynn«, sagte er, »was genau hast du für das letzte Lachen getan?«

»Erpresst, gestohlen und getötet.«

»Wurdest du dazu gezwungen?«

»Nur durch Armut.«

»Also nicht. Wie viele Menschen hast du getötet?«

»Nur Menschen?«, fragte Arlynn. »Ein Dutzend oder so.«

»Im Kampf?«

Arlynn lächelte. »Nein.«

»Bereust du diese Taten?«

»Nein.«

Jørgen betrachtete die Richter. »Nein«, wiederholte er. Er wandte sich wieder an Arlynn. »Als Hoar dich zurückholte, standest du unter seinem Befehl?«

»Nein.«

»Also hattest du einen freien Willen?«

»Ich musste Rache nehmen.«

»Gut. Und vorher? Im Jenseits? Wurdest du gezwungen, zurückzukehren?«

»Nein.«

»Warum wolltest du zurückkehren?«

»Um Rache zu nehmen.«

»Aus freien Stücken?«

»Ja.«

Jørgen seufzte. »Eine Mörderin im ersten Leben, eine Mörderin in zweiten Leben, jeweils aus freien Stücken. Was bleibt dem hinzuzufügen?« Er setzte sich.

Thargad schlug die Augen nieder. Jørgen hatte Recht. Und trotzdem, trotzdem musste er Arlynn wiederhaben.

»Wenn ich mal was sagen darf?«, meldete sich eine weitere Stimme von der Richterbank. Es war Annastrianna, der Seelenbogen. Thamior legte den Bogen vorsichtig vor ihm hin. »Warum willst du ihr eine zweite Chance geben?«

Thargad zögerte nur kurz. »Weil ich sie liebe.«

»Würdest du dein Leben für sie geben?«

»Ja.«

»Gut. Arlynn, du hast gesagt, du wüsstest nicht, ob du die Kettenbrecher verraten hättest. Warum nicht?«

»Weil die Zukunft ungewiss ist.«

»Wolltest du sie denn verraten?«

»Die Kettenbrecher wären mir egal gewesen.«

»Und Thargad?«

»Thargad nicht.«

Der Bogen schwieg für einen Moment. »Liebst du ihn?«

Arlynn öffnete den Mund, aber wieder wurde die Erwiderung in Wahrheit verwandelt: »Ja.«

Anna seufzte. »Meine Pflicht ist erfüllt. Ihr seid dran.«

Dirim beugte sich vor. »Arlynn, wärest du bereit, dein Leben in Zukunft dem Guten zu widmen?«

»Das weiß ich nicht«, antwortete Arlynn.

Jørgen schüttelte den Kopf. »Darum geht es nicht. Es geht darum, ob sie eine zweite Chance erhält. Was sie daraus macht, tut nichts zur Sache.« Er sah Thargad an. »Verdient hat sie die Chance nicht. Selbst wenn sie auf dem Weg war, sich zu ändern, starb sie, bevor es soweit war. Es tut mir leid.«

Thargad sagte: »Verdient? Haben wir alle Chancen verdient, die wir bekommen? Hatten wir es verdient, als der Basilisk uns alle auf Occipitus versteinerte? Man verdient sich das Böse und das Gute nicht, das man erlebt. Es passiert einfach. Ist es richtig, ihr eine zweite Chance zu geben? Lohnt es sich, eine böse Seele zu retten?« Er stockte. Schüttelte den Kopf. »Eure Entscheidung.«

Als er sich setzte, neigte sich Jørgen zu ihm herüber. »Gut gesprochen. Und gut, dass der Seelenbogen da war.« Thargad musterte den Paladin. Jørgen wollte, dass Arlynn zurückkam? Er spürte große Bewunderung für das Pflichtgefühl des Paladins und für sein großes Herz.

»Nun«, sagte Thamior. »Für mich ist die Sache klar. Wir machen diesen ganzen Mist nicht, um reich zu werden oder berühmt. Nicht nur jedenfalls. Wir machen es für die Elfen, Menschen und Zwerge, die sich nicht helfen können. Ich will Arlynn helfen. Ich bin dafür, ihr eine zweite Chance zu geben.«

Thargad frohlockte. Wenn jetzt noch Boras dafür wäre, dann konnte Dirim so böse und hartherzig sein, wie er wollte – Arlynn würde wieder leben! Er wagte kaum daran zu denken.

»Ich finds auch klar«, sagte Boras. »Ich bringe Erpresser, Mörder und Räuber nicht zurück ins Leben. Ich töte sie. Keine zweite Chance.«

Thargad sackte auf seinem Stuhl zusammen. Das durfte doch nicht wahr sein. Fast hätte er es geschafft; er war so kurz davor gewesen. Er bekam kaum mit, wie Dirim aufstand und seinen üblichen Sermon ablieferte. So kurz davor.

-

Plötzlich war er wieder in der Schenke und stand Helm von Angesicht zu... Helm gegenüber.

»Dein Wunsch wurde erfüllt«, sagte der Avatar.

»Können wir jetzt endlich los?«, fragte Solonor unruhig. »Es gibt da eine Jagd, die auf mich wartet.«

Tyr hob die Hand, und die anderen Avatare schwiegen. »Es geht nicht nur um Cauldron. Die Käfigmacher versuchen, viel mehr an ihre Kette zu legen. Werdet ihr diese Ketten brechen?«

Die Freunde sahen sich an. Dirim sprach für sie. »Das werden wir.«

Tyr nickte. Er machte eine Handbewegung, und die Wunden der Kettenbrecher schlossen sich. Zauber kehrten wieder ins Gedächtnis zurück. Ein jeder atmete unwillkürlich tief ein und aus. Dirim erkundigte sich vorsichtig: »Jetzt?«

Tyr nickte, und in diesem Moment wirkten seine Augen leer, schwarz und grimmig. »Jetzt.«

-

Schwärze. Kälte. Schmerzhafte Atemzüge. Dann fanden sich die Kettenbrecher auf einem kleinen Platz wieder. Vor ihnen ragte die große Säule lebender Nacht in den Himmel, die den Finger umschlossen hatte.

»Jetzt«, wiederholte Jørgen. Er zog Läuterung, das kurz in gleißendem Licht erstrahlte, als freue es sich auf die bevorstehende Schlacht. Die anderen taten es ihm gleich und machten ihre Waffen bereit.

Boras trat in die Schwärze, wo vorher die Tür in den Tempel gewesen war. Er verschwand im Inneren der Schattensäule. Thamior folgte ihm, danach sofort Dirim und schließlich Jørgen. Thargad blieb als letzter vor der Tür. Er blickte an der Säule empor. Keine zweite Chance für diejenige, die ihn vor gar nicht allzu langer Zeit an eben dieser Stelle getötet hatte. Keine zweite Chance.

Er lächelte grimmig. »Embril, wir kommen.« Er trat in den Schatten.
Heute würde er der Racheengel sein.
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Hedian

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Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
« Antwort #118 am: 15. März 2008, 17:07:50 »
Kaltherziges Pack.

Wie weit seit ihr denn mittlerweile gekommen? Großer Vorsprung zur SH?

Berandor

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Berandors Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht
« Antwort #119 am: 15. März 2008, 18:47:37 »
Da wir eine lange Spielpause haben, ist der Vorsprung nicht so groß. Wir spielen allerdings am 29. wieder, und da wird sich der Vorsprng vergrößern.

Ich werde versuchen, ihn vorher zu verkleinern. Mal sehen,
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