• Drucken

Autor Thema: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)  (Gelesen 38719 mal)

Beschreibung:

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Lily Weg

  • Mitglied
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #105 am: 25. März 2008, 18:13:41 »
gleich mal editiert^^ merci!

Lily Weg

  • Mitglied
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #106 am: 31. März 2008, 11:52:42 »
Wir sehen uns um.

Wir stehen inmitten einer zerklüfteten Lavalandschaft, welche von hölzernen Stegen durchzogen ist. Die Stege ermöglichen dem Reisenden, sich hier verhältnismäßig ungehindert fortzubewegen. Die endlose Lavalandschaft erstreckt sich über den gesamten Süden. Im Norden hingegen scheint sich eine dunkle Schlucht zu befinden.

Sollte dies der von uns gesuchte „Schwarze Canyon“ sein?

„Ich frage mich, wo der Zwerg ist“, sinniert Garon, „Also nicht du...“, fügt er mit einem Blick auf Galmor hinzu, welcher empört erwidert: „Ich bin ja auch kein Zwerg!“ Und ich ergänze: „Er sieht nur so aus.“
Garon zieht verwirrt eine Augenbraue hoch „Natürlich bist du ein Zwerg, sieh dich an!“ Doch der Tempuskleriker schüttelt stur den Kopf und deutet auf mich: „Siehst du? Sie ist schlauer als du!“
Evendur und Garon tauschen wissende Blicke aus und Evendur ergreift das Wort: „Lasst uns erst mal in Ruhe rasten und uns wieder beruhigen. Alexanders Wunden sehen bedenklich aus. Und Lily wird uns erst mal ein bisschen was über einen gewissen Grafen und ihr Verhältnis zu ihm erzählen.“

Ich zucke zusammen.

Alexander setzt sich abseits von uns auf einen der zerklüfteten Lavasteine und weigert sich, die von Galmor angebotene Wundversorgung anzunehmen. „Haut einfach alle ab und lasst mich in Ruhe! Ich bin maßlos enttäuscht von fast allen hier. Nur Garon kapiert, was hier Sache ist.“
Diese Bemerkung versetzt mir einen tiefen Stich und ich wende mich von den anderen ab. Evendur kommt mir hinterher. „Ach komm, Lily, du weißt doch wie er sein kann. Der regt sich schon wieder ab. Und was seine plötzliche Zuneigung zu Garon betrifft, so fürchte ich, setzt er auf den falschen Gaul, da Garon sicherlich nicht aus Mitgefühl oder tiefem Verständnis heraus zu meinem Bruder gehalten hat.“

Zusammen bereiten wir ein karges Lager.

Ich mache mich daran Feuerholz zu beschaffen. Das einzige Holz, welches weit und breit zu sehen ist, ist das der Holzplanken, aus denen die Stege durch das zerklüftete, scharfkantige Lavagestein bestehen.
Einige der Bretter lassen sich recht leicht herauslösen und ich schleppe etwa ein Dutzend von ihnen zum Lagerplatz. Galmor zerkleinert sie mit seiner Axt und Evendur entzündet den Haufen mit seiner Zunderbüchse.

„So, Lily, nun lass mal hören“, fordert mich der Kundschafter unvermittelt auf. Ich zucke zusammen und schlucke schwer. „Hm?“, mache ich, doch mein Versuch unbeteiligt und nichtsahnend zu wirken scheitert kläglich.

„Rede schon! Was war das für ein Kerl, der meine Schwester verschleppt hat?“ Garon klingt mühsam beherrscht und die Erinnerung an Elenya schlägt schmerzhaft eine Saite in mir an, die mich reden lässt.

„Was soll ich erzählen?“, frage ich unglücklich.
„Am besten alles“, antwortet Evendur.
„Das ist nicht so einfach...“, beginne ich, als mich der Magier wütend unterbricht: „Hör auf dich herauszureden oder hier einen auf harmlos zu machen. Meine Schwester wurde entführt und du bist daran schuld! Also erzähl jetzt verflucht noch mal alles, was du darüber weißt!“
Ich schlage meinen Blick zu Boden und Tränen steigen mir in die Augen.
„Beruhige dich, Garon, es bringt uns nicht weiter, wenn du Lily so unter Druck setzt“, verteidigt mich Galmor.
„Dann soll sie endlich den Mund aufmachen! Am Ende steckt sie mit diesem Vampirfürsten unter einer Decke.“
Und zu mir gewandt ergänzt er mit einem Blick der Wasser gefrieren lässt „Ich schwöre dir, dass ich dich fertig mache, wenn dies der Fall sein sollte!“
Er explodiert gleich vor Wut, und ich habe Verständnis dafür, aber ich kann nicht reden. ER hört doch zu. Wie kann ich ihnen das begreiflich machen?

„Lily?“, höre ich Evendur durch meinen Gedankenschleier fragen. „Äh, ja...also...das ist nicht so leicht zu erklären. Ich bin da echt in einer schlimmen Position, da ich über diese Kette hier mit dem Grafen verbunden bin, versteht ihr?“
Ich blicke hilfesuchend zu Galmor, der mir ernst zunickt.
„Das ist mir scheißegal, Lily“, zischt Garon wütend.
Ich zucke zusammen, solche ätzende Kälte und Zorn habe ich noch nie bei ihm erlebt. „Mann, er kann hören, was ich euch erzähle...“ ich halte inne und greife mir mit beiden Händen an den Kopf. Da ist sie wieder: SEINE Stimme: “Wie niedlich! Sie schreit: bitte...bitte..., wimmert sie – wie überaus reizend. Ach, könntest du hier bei mir sein und das Zuckerschneckchen sehen! Beinahe wird mein kaltes Herz durch ihr Gnadenflehen erwärmt. Beinahe…” Und ER lacht.

Die anderen streiten sich über etwas – offensichtlich ereifert sich Garon gerade darüber, wie unnütz ich bin und Evendur greift ihn wegen seiner Hochnäsigkeit an.
Galmor versucht zu vermitteln.
Währenddessen schwappt eine Woge aus Emotionen Elenyas über mich herein, von IHM geschickt.
Dazwischen höre ich Galmor etwas sagen: „Jetzt hört auf euch zu zanken, ich denke jeder von uns hat sich gleichermaßen für die Gruppe eingesetzt.“

„Fakt ist dennoch, dass Lily eine Gefahr für uns darstellt, wie sie sich momentan aufführt. Solcherlei Hintergründe muss ein jeder von uns offen legen.“
„Viel interessanter ist meiner Ansicht nach die Frage, warum der Vampirfürst Elenya entführt hat“, unterbricht Evendur die Hasstiraden des Magiers.

Zitternd antworte ich: „Um sie zu quälen und dadurch Macht über mich und nun auch über Garon auszuüben. Er sprach eben zu mir und schickte mir Gefühlsbilder. Vielleicht stimmt es, vielleicht lügt er, denn als Elenya von uns fortgerissen wurde, war ihre Seele nicht in ihr und nun behauptet dieses Monster, dass sie um Gnade fleht. Ich glaube ihm irgendwie nicht ganz.“
Prompt höre ich ihn wieder in meinen Gedanken herumpoltern: „Das solltest du aber, kleine Lily, schließlich kannst du auch nicht das Gegenteil beweisen. Und du weißt, über welche Mächte ich gebiete!“

 Ich schließe die Augen und konzentriere mich darauf, ihn abzuweisen.

 „Wie hast du ihn getroffen? Wie kam es dazu, dass er nun Dank dieser schicken Kette da solche Macht über dich hat?“, will Evendur wissen.
„Das ist schon einige Jahre her, fünf oder bald sechs Jahre denke ich. Es war Winter, ich hatte kein Geld, ich hatte kein Heim, ich wusste nicht weiter. Ich saß in Arabel, an irgendeine Hausmauer gelehnt und fror. Den Leuten in den örtlichen Tavernen gefielen meine Lieder nicht. Gerade an diesem Tag hatte mich auch der letzte Wirt vor die Tür gejagt, weil ich ihm mit meiner Trauermusik die Gäste vergrault hatte. Ich war schrecklich hungrig. Meine Füße fühlte ich schon lange nicht mehr, meine Finger waren zu taub, um ein Instrument halten zu können. Und dann trat er vor mich hin und sprach mich an, mit samtener Stimme lullte er mich ein, legte seinen warmen Umhang um mich und führte mich fort. In seiner Wohnung war es warm, ich bekam Essen, ein Bett...na ja...“, ich seufze, „versteht ihr nun?“

-----------------------

So, ob die Gruppe "versteht" oder nicht und wie über Lily gerichtet wird, erfahrt ihr beim nächsten update.

Mutmaßungen können gern gepostet werden ;)

Lily Weg

  • Mitglied
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #107 am: 12. April 2008, 14:56:06 »
Galmor nickt mitfühlend, auch in Evendurs Augen schimmert Verständnis, aber Garon schnaubt nur verächtlich.
„Heute glaube ich, er hat mich nicht zufällig aufgegriffen, sondern mich gezielt aufgesucht, weil ich Rubinjas Tochter bin“, fahre ich fort.
„Ein durchaus interessanter Gedanke, Lily, aber was könnte er von dir wollen, oder von Rubinja?“, fragt der Kundschafter.
„Vielleicht hat er etwas mit dem Verschwinden unserer Eltern zu tun“, merkt Garon nun deutlich beherrschter an.
„Das glaube ich nicht, denn dann hätte er uns wohl frühzeitig aufgespürt und aus dem Weg geräumt, immerhin hat er mich gefunden, warum dann nicht auch euch? Oder als er Elenya holte, da hätte er uns alle vernichten können“, widerspreche ich.
„Dann muss er aber irgendeinen anderen Nutzen anstreben durch das Aufspüren unserer Eltern, denn das ist es ja, was wir vorhaben. Und was du schon seit vielen Jahren sehr aktiv verfolgt hast“, mischt sich plötzlich Alexander in unser Gespräch ein, der unauffällig näher an unser Lager herangeschlichen ist.

Wir diskutieren und philosophieren noch einige Zeit weiter über die Motive des Grafen Strahd van Zarovich und auch darüber, wie wir nach Barovia gelangen könnten. Ich entschuldige mich bei meinen Gefährten für mein bisheriges Schweigen, was mir der Vampirfürst mit einem siedenden Schmerz, verursacht durch ein heiß gewordenes Halsband, dankt, als Alexander ruckartig hochfährt und uns zuruft: „Pscht! Seid einen Moment still! Hört ihr das nicht?“

Fragend schauen wir ihn an, lauschen kurz in die Dunkelheit und schütteln den Kopf.

Der Barbar knurrt ungehalten: „Ich bin doch nicht bescheuert! Natürlich ist da was!“ „Erinnerst du dich noch an dieses Holzhaus beim Wasserfall, Brüderchen? Da war es doch ähnlich. Da hast du auch dauernd jemanden rumlaufen hören, in Plattenrüstung.“
 „Da war ja auch jemand.“, verteidigt sich der Hüne.
 „Nein, Alexander, da war rein gar nichts“, stellt Garon ernüchternd fest, „Genauso wie jetzt. Ich für meinen Teil habe ohnehin genug von solchen Fantasien und dem Gewäsch über mögliche Motive des Grafen. Ich werde mich nun schlafen legen und möchte nicht wegen solcher Nichtigkeiten gestört werden.“
Der Barbar wirft dem Magier einen bedrohlichen Blick zu. „Ich weiß, was ich gehört habe, Garon, aber schlaf du nur, wirst schon sehn, was du davon hast. Gute Nacht.“
 „Gute Nacht, Garon“, rufen wir nun alle.
„Da! Schon wieder! Hört ihr das nicht? Die Schritte nähern sich und kommen genau auf uns zu!“
Galmor gibt uns ein Zeichen, dass er nachschauen geht. Durch seinen neuen Körper hat er nun die Fähigkeit hinzugewonnen, im Dunkeln erheblich weiter als wir sehen zu können.

„Da ist weit und breit nichts“, sagt er, als er zu uns zurückkehrt.

„Aber nun habe ich es auch gehört“, merkt Evendur an und lauscht weiter angestrengt in die Dunkelheit.
„Glaubt mir, da vorne kommt nur eine weitere dieser Hängebrücken“, erklärt der Tempuskleriker.
„Davon möchte ich mich lieber selbst überzeugen, nichts für ungut, Galmor, aber das lässt mir keine Ruhe“, sagt Alexander in entschuldigendem Ton.
Galmor hebt hilflos die Arme und trottet resigniert neben dem Barbaren her, der mit großen Schritten losmarschiert.
Es scheint wie verhext zu sein; die Geräusche scheinen immer gerade so außerhalb des Sichtbereichs des massigen Kämpfers zu kommen, der immer ungehaltener wird. Galmor versucht den großen Mann davon zu überzeugen, dass dort nichts sein kann, weil er mit seinen Zwergenaugen erheblich weiter sieht als Alexander. Schließlich lenkt der Sturkopf ein und beide kehren zurück zum Lager.

Inzwischen haben wir Tee gekocht und ich biete Garon, der nicht einschlafen kann, an, von dem „besonderen“ Tee zu trinken, da ich fest an die beruhigende, Schlaf fördernde Wirkung dieses Krautes glaube. Er nimmt tatsächlich einen Becher des Tees zu sich und kuschelt sich, die Kapuze seiner violetten, reich bestickten Samtrobe, tief ins Gesicht gezogen, abermals zum Schlafen hin.

Eine Weile sitzen wir schweigend da, ein jeder hängt seinen Gedanken nach, als der Tempuskrieger sich alarmiert umblickt. „Hört ihr das?“, fragt er.
Alexander knurrt ihn an „Nein!“, sagt er patzig.
Auch Evendur und ich schütteln verneinend den Kopf.
„Doch, doch“, meint der Zwerg beharrlich, „Da singt jemand. Ein Frauenchor preist irgendeine Herrin der Nacht.“
 „Ich höre nichts. Vielleicht ist das dein Wunschdenken?“, fragt der Kundschafter keck.  

Galmor schnaubt verächtlich und hockt sich hinter sein in den Boden gerammtes Schild. Alexander tritt zu ihm hin und will ihm die Ohren zuhalten. Der kleine Mann wehrt sich gegen den barbarischen Übergriff, indem er seinen Ellbogen hart gegen Alexanders Knie stößt, woraufhin der riesige Mann ihm seine Faust auf den Kopf haut.
„Warum versteckst du dich?“, will er von Galmor wissen.
„Ich verstecke mich nicht. Ich bete.“
„Ooooh...“
Mit dieser fast nach einer Entschuldigung klingenden Bemerkung trollt sich der Kämpfer und schaut sich unruhig im Lager um. Da liegt Garon, tief und fest schlafend, die leere Teetasse auf seinem Bauch hebt und senkt sich sanft im Rhythmus seines Atems.

Alexander betrachtet die Tasse argwöhnisch. „Was war da drin?“
Ich schaue rasch in eine andere Richtung und tue unbeteiligt. Er nimmt die Tasse von Garons Bauch und schnüffelt daran. An seinen Augen sehe ich, was auf mich zukommt und hole Luft, um eine Rechtfertigung hervorzustoßen, doch Evendur unterbricht die Situation:
„Galmor hat Recht! Ich höre nun auch diesen Frauenchor. Und sie preisen tatsächlich eine Herrin der Nacht.“
„Du und deine Frauenfantasien“, winke ich lahm ab, „Lasst uns lieber versuchen zu schlafen. Wir sind alle erschöpft.“
„Ich stimme Lily zu“, meint mein barbarischer Freund, „Ich werde die erste Wache übernehmen.“

Mit diesen entschlossenen Worten tritt er an den Tempuspriester heran: „He, du da, Zwerg! Komm, heil meine Wunden, damit ich kämpfen kann!“
Der „Zwerg“ richtet betont langsam seinen Blick auf den Riesen vor sich gerichtet auf und fragt gedehnt: „Hast du gerade meinen Gott darum gebeten, dich zu heilen?“
Alexander blickt ihn verwirrt an, „Los! Mach schon!“
„Warum sollte ich? Was hast du vor?“
„Wirste schon sehn.“
„Nein, so geht das nicht. Du sagst mir zuerst, was du vorhast und dann bitte ich möglicherweise Tempus um die Gnade dich zu heilen.“
Die Ader an Alexanders Stirn tritt hervor. Seine Hände ballen sich zu Fäusten und er scheint sich mühsam zu beherrschen. Hinter seiner breiten Stirn arbeitet es.
„Ich halte Wache und will fit sein, sollten sich Angreifer unserem Lager nähern“, sagt er nun höflicher. „Aha. Na dann schaue ich mal, was mein Gott und ich für dich tun können.“

Die anschließende Diskussion der drei noch wachen Herren verfolge ich nicht mehr wirklich. Müdigkeit übermannt mich und der Tee trägt zu meiner Schläfrigkeit bei. Wie aus weiter Entfernung höre ich sie reden. Es geht um das Feuer...ob es vielleicht das Feuer sein könnte, welches diese Gegner anlockt, die sich unseren Blicken entziehen. Kurz schrecke ich noch mal hoch und murmele:
„Nun höre ich es auch, diese Frauenstimmen... . Eher schlechte Gesangsqualität meine ich...die Stimmen harmonieren nicht optimal... .“
„Hier, Lily, nimm.“ Evendur reicht mir zwei Bienenwachskügelchen, die ich verwundert betrachte. „Steck sie in deine Ohren, dann hörst du sie kaum noch singen.“
Ich lächele ihn dankbar an und tue, was er mir geraten hat.
„Ich hau mich auch aufs Ohr“, höre ich Galmor noch sagen, bevor ich einschlafe.

***

Mit entschlossenen Gesichtern sitzen Alexander, Evendur und Gathan im Feuerschein und versuchen die bleierne Müdigkeit zu überwinden, die auf ihnen lastet. Jegliches Zeitgefühl ist ihnen abhanden gekommen, allein daran, wie schnell das Holz herunterbrennt, können sie Mutmaßungen anstellen, dass gerade einmal zwei Stunden vergangen sind, als Gathan, vom Schlaf übermannt, einfach vornüberkippt und schläft.
Der Barbar verlagert seine Haltung etwas und reißt sich zusammen, doch unser Kundschafter merkt, wie auch seine Grenzen überschritten sind. „Ich wecke Galmor. Soll er für mich wachen, ich penn hier gleich im Sitzen ein.“ „Hmm“, macht Alexander schläfrig. Evendur steht auf und begibt sich zur Schlafstätte des Zwerges.

 „Ach du Scheiße, Alexander, komm her!“ „Hmmm, was denn?“, fragt der Hüne nicht sonderlich interessiert. „Mann, Galmor ist über und über mit frischen, blutenden Schnittwunden übersät! Schau dir das an!“ Und schon rüttelt er am Tempuspriester herum.

***

Eine graue, große Schattengestalt nähert sich ihm vom Rande des Lichtscheins des herunterbrennenden Feuers aus. Er stellt sich weiterhin schlafend, auch wenn die Gestalt offenbar mit ihm oder mit jemand anderem spricht. Er versteht ohnehin nicht, worüber geredet wird. Die Muskeln seines kompakten Zwergenkörpers spannen sich und er greift langsam und, wie er hofft, ungesehen, zu seiner mächtigen Streitaxt.

Als die Schattengestalt sich zu ihm herunterbeugt, um ihn zu erwürgen, richtet er sich mit einem Kampfschrei auf und schwingt seine tödliche Waffe in Richtung des Angreifers. Er hört panische Schreie, er hört dazwischen beruhigende Worte und im Hintergrund, ganz leise, den Chor aus Frauenstimmen. Nun ist er in seiner Bewegung eingeschränkt, weil ein weiterer Angreifer der Schattengestalt zur Unterstützung geeilt ist und ihm die Arme auf den Rücken biegt. Er windet sich hin und her, doch der Griff des riesigen Monsters in seinem Rücken ist unerbittlich.

Urplötzlich lüftet sich der Schleier aus Schatten vor seinen Augen und Galmor sieht, was tatsächlich um ihn her vorgeht. Seine Sinne haben ihn genarrt!

***

„Hast du ihn auch wirklich fest?“, ruft Evendur mit angestrengter Stimme seinem Halbbruder zu. „Jau, der kommt hier nicht mehr weg. Was ist bloß in ihn gefahren?“, antwortet ihm sein Halbbruder, dessen Atem vor Anstrengung und Müdigkeit nur stoßweise geht.
„Ihr könnt mich jetzt loslassen“, fordert der Kleriker die Gethac-Brüder auf.
„Nö“, sagt Alexander knapp und sein Halbbruder ergänzt:
„Du hättest mich um ein Haar einen Kopf kürzer gemacht.“
„Oh, das tut mir leid, ehrlich, aber mir wurde vorgegaukelt, ich würde von zwei Schattengestalten attackiert.“
Die Brüder wechseln einen Blick, nicken sich vielsagend zu und Alexander lockert daraufhin den eisernen Griff um Galmors Arme.
„Danke“, meint er, „Aber warum habt ihr mich angegriffen?“
Evendur, immer noch Galmors Axt in sicherer Verwahrung haltend, antwortet:
„Wir haben dich nicht angegriffen. Ich wollte dich wecken, weil ich fast im Sitzen eingeschlafen wäre und darauf hoffte, du könntest mich ablösen. Als ich an dich herangetreten war, sah ich das da.“
Er deutet auf Galmors Körper, der über und über mit blutenden Schnitten überzogen ist. Der Zwerg folgt der Handbewegung des Kundschafters und erschrickt.
„Woher kommen die?“
„Weiß ich auch nicht. Hier war niemand...“, seufzt Evendur.
„Leute, hier drüben!“, ruft Alexander, der zwischen Garons und meinem Lager steht, mit einer Spur von Sorge in der Stimme.
Die anderen laufen herbei. Ich reibe mir schlaftrunken die Augen und bemerke die frischen Schnitte an meiner Hand. Einen erstickten Schrei ausstoßend, springe ich auf und schaue mich um. Neben mir stehen meine Gefährten.
Galmor ist ebenfalls voller Schnittwunden, Gathan trägt wenige blutige Striemen an den Armen, Alexander und Evendur keine.

Arkos

  • Mitglied
    • Fotos
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #108 am: 24. April 2008, 18:08:47 »
Ich glaub gleich gehts weiter  :roll:
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Lily Weg

  • Mitglied
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #109 am: 24. April 2008, 18:11:14 »
„Was ist hier los? Warum bluten wir?“
„Keine Ahnung“, sagt Evendur resigniert, „Scheinbar verletzt irgendetwas hier die Schlafenden.“
Unser Blick fällt auf Garon, dessen Robe von Blut durchtränkt ist, auch in seinem Gesicht sind frische Schnitte zu sehen, doch der Magier schlummert. Neben der Teetasse liegt eine flüchtig verfasste Notiz auf seiner Brust:

„Unter KEINEN Umständen aufwecken!“

„Der kann mich mal mit seinem Zettel“, sagt Alexander aufmüpfig und beugt sich zu Garon hinunter, um ihn aufzuwecken.
Ungehalten und schlecht gelaunt sitzt der Magus nun zwischen uns und beklagt sich über den Zustand seiner Robe.
„Statt dich über deine Kleidung aufzuregen, die du mittels eines kleines Zaubers wieder sauber machen kannst, solltest du uns lieber mal ein wenig mehr über diese Schattenebene erzählen“, fordere ich ihn missmutig auf.
Er mustert mich intensiv und verärgert über den Rand seiner Brille hinweg, doch schließlich antwortet er mir:
„Die Paranoia, die wir hier erleben ist normal.“
„Was fürn Ding?“, fragt Alexander verwirrt.
„Verfolgungswahn“, flüstere ich ihm zu und er nickt zögerlich. Dann schubst er mich an und raunt mir zu: „Soll das heißen, dass ich mir die Geräusche nur eingebildet habe? Das glaube ich nicht, ich weiß doch, was ich gehört habe.“
„Doch“, erwidere ich leise.

Mit einem vielsagenden Blick auf Alexander fährt Garon betont laut fort: „Der Wahnsinn entsteht in eurem Kopf und dort wird er auch enden. Und nur dort!“
„Ich bin doch nicht verrückt!“, bricht es aus dem Barbaren heraus, „Da war jemand, ich bin mir hundertprozentig sicher.“
Nach Unterstützung suchend schaut er sich um, doch wir alle schütteln nur unmerklich den Kopf.
„Was ist mit den Schnitten?“, will Galmor wissen.
„Diese Schnitte werden nicht durch die Schattenebene selbst verursacht, sondern durch eine Kreatur, die hier irgendwo sein muss.“
Betroffen starren wir uns an. „Wir haben schon die Umgebung erkundet, bis zu einer weiteren Hängebrücke. Hier ist nichts“, wendet Galmor ein.
„Ich habe Möglichkeiten, mir einen umfassenderen Überblick zu verschaffen“, merkt Garon schnippisch an, „Nelde quanas hanas hor!“, intoniert er daraufhin einen Spruch und verwandelt sich in eine immer schneller wirbelnde Gestalt, welche sich schließlich quasi in Luft auflöst.
Wir blicken Garon dem Luftelementar nach.

Während seiner Erkundungstour heilen wir anderen uns. „Soviel ist mal klar, Leute, wenn ich durchgeschlafen hätte, wäre ich am nächsten Morgen nicht mehr aufgewacht – ich wäre schlichtweg verblutet!“, äußere ich.
Die anderen nicken und stimmen mir zu.
Ein starker Wind, der in unser Lager fährt, lässt uns hochschrecken, doch es ist nur Garon, der sich nun vor unseren Augen zurückverwandelt.
„Weit und breit gibt es hier keine Kreatur.“, eröffnet er uns, „Es muss sich also um ein Wesen handeln, welches irgendwo fernab von hier sitzt und uns mittels magischer Ausspähung am Schlafen hindert, um uns zu schwächen.“
„Oder schützt?“, frage ich zaghaft und ernte missbilligende Blicke von den anderen, „Naja, ich meine nur, denn wenn wir durchgeschlafen hätten, dann wären Garon und ich vermutlich tot und ihr anderen sehr schwer verletzt, bei dem massiven Blutverlust.“
       „So oder so ist es schlecht für uns. Wenn wir schlafen regenerieren wir zwar magische Fähigkeiten oder auch göttliche Zauber, aber wir verlieren Blut und unsere körperlichen Möglichkeiten sinken rapide auf einen Nullpunkt zu. Ohne meine Zauber bin ich nutzlos für die Gruppe und selbiges gilt für Galmor und eingeschränkt auch für Lily.“, sagt Garon nachdenklich. Wir nicken betreten.

„Und nun?“, fragt Evendur.
„Nunja, ich schlage vor, dass ich mich weiterhin zum schlafen hinlege und mich währenddessen Galmor mit dem Heilstab heilt. Auf diese Weise könnte ich vermutlich einen guten Teil meiner Zauber regenerieren.“, schlägt der Magier vor.
„Das bringt doch nichts“, meint Evendur, „Wir brauchen genauso Galmors und Lilys magische Fähigkeiten. Und es wird nicht möglich sein, dass die beiden auch rasten. Der Schaden, der uns zugefügt wird, ist größer als die Heilkraft des Stabes, den wir mit uns führen. Für mich steht fest, dass wir hier nicht rasten können.“
„Wenn wir nicht rasten und Zauber regenerieren, wird das unser Todesurteil sein“, wendet Garon warnend ein.
„Evendur, du solltest ihm mehr Gehör schenken, er versteht von solchen Dingen mehr als wir.“, kommt Alexanders unerwartete Unterstützung, welche jedoch von Galmors Einwand gebremst wird:
„Nach zwei Stunden schlechtem Schlaf und blutigen Schnittwunden? Vergiss es! Das überleben wir nicht. Wir müssen ohne Zauber klar kommen, oder mit dem, was wir haben.“
„Hmm da könntest du Recht haben.“, lenkt der Barbar ein.
„Wir stehen, so weit gehen meine Vermutungen und Thesen, vor folgendem Problem“, führt Garon aus, „Irgendein Wesen späht uns magisch aus. Durch den Augenkontakt ist es der Kreatur möglich, Einfluss auf uns zu nehmen. Wir sind verletzbar, solange wir im Sichtbereich der Augen sind“.
Wir schauen Garon anerkennend an, und er redet weiter:
 „Galmor, verfügst du über die Möglichkeit, einen Schutzkreis gegen Böses um uns zu ziehen?“
„Nein.“
Enttäuschte Blicke, treffen den Zwerg.
„Lily, versuche dein Boot zu rufen. In der Kajüte der <Necreme> sollten wir ebenfalls vor den verletzenden Blicken geschützt sein.“
Ich krame das Amulett hervor, lege es mir voller Hoffnung um den Hals und spreche „Necreme!“ – doch nichts geschieht. Hilflos blicke ich in die Runde.
„Was ist?“, fragt Evendur.
„Ich habe die <Necreme> gerufen...“
„...und sie kommt nicht. Verdammt.“, ergänzt der Kundschafter meinen angefangenen Satz.
„Lasst uns weitergehen“, fordert uns Alexander auf, „Bringt doch hier nichts. Lieber sterbe ich aufrecht und mit dem Schwert in der Hand, als elendig zu verbluten!“
Wir stimmen dem tapferen Ausspruch unseres Kämpfers zu und machen uns auf zur nächstgelegenen Hängebrücke.

Auch am Ende dieser Brücke erwartet uns ein Turm. Dieser hier ruht jedoch nicht auf einem imposanten Knochenberg, sondern scheint in schwarzen Schattententakeln zu schweben, die ihn auch ansonsten umgeben.
Garon meint, dass es sich bei diesen Tentakeln um eine mächtige Abwandlung des Zauberspruches „Evards schwarze Tentakeln“ handelt. Wenn man die schattenartigen Auswüchse berühren würde, so trüge man wohl einigen Schaden davon und vermutlich könne man sich auch nicht mehr bewegen, prophezeit uns der Gelehrte.

Einen Moment lang stehen wir ratlos vor dem Turm und versuchen ein Muster in den Bewegungen der Tentakeln zu erkennen, die sich inzwischen ein wenig beruhigt haben und sich nun sanft, wie Tang in einer leichten Unterwasserströmung hin und her wiegen. „Mir reicht´s“, bricht Evendur das Schweigen, „Lasst uns doch ganz einfach da durch gehen. Seht ihr die Regelmäßigkeit des Bewegungsmusters?“
Wir nicken.
„Also los, einfach ganz beiläufig dran vorbei gehen, Leute.“, fordert er uns auf und nähert sich bereits dem Turm.
Tatsächlich passiert er die unheilvollen Tentakeln unbeschadet und sie schwingen weiterhin entspannt um das Eingangstor herum. Wir folgen unserem Kundschafter in das beleuchtete Innere des Turmes.

Wir staunen, als wir eintreten, denn dieser Turm ist heimelig eingerichtet und sieht sehr bewohnt aus. In der Mitte des runden Raumes kniet ein Mann in schimmernd, schwarzer Plattenrüstung, ein Bastardschwert in beiden Händen haltend, auf welches er sich stützt. Von einer Empore aus führen zwei Durchgänge aus dem Turm heraus nach Westen und nach Süden.
Mit volltönender, nicht unfreundlicher Stimme, spricht der Mann uns an und erhebt sich dabei: „Lange habt ihr gebraucht.“
Alexander zieht seinen Zweihänder und baut sich vor uns allen zu seiner vollen Größe auf. Mit einem einschüchternden Unterton in der grollenden Stimme fragt er den Mann: „Wer seid Ihr? Was macht Ihr hier?“
Geduldig und unbeeindruckt antwortet uns der Bewohner des Turmes:
„Ihr sprecht mit der Stimme Despayrs. Und ich sage euch, dass Amnik Basult große Schmerzen erlitten hat.“
 Wir horchen alarmiert auf und sind sehr interessiert an dem, was diese Gestalt noch zu sagen hat:
„Despayr schlägt euch einen Handel vor: Euer Leben gegen seines.“
Unser Barbar antwortet sofort erfreut: „Wir sind einverstanden! Despayr leben lassen und dafür Amnik Basult mitnehmen, hört sich fair an.“
Evendur nickt ebenfalls begeistert.
Garon, Galmor und ich wechseln einen Blick: wir drei sind uns einig, dass man mit diesem Herren besser nicht scherzen sollte.
Der Kundschafter fragt sofort interessiert nach: „Wo ist Despayr?“ Und die Stimme des Drachen antwortet prompt: „Ich kann euch zu ihm führen.“
„Ihr sagtet gerade, dass Ihr die Stimme Despayrs seid...gibt es noch andere Diener?“, will Galmor wissen.
„In der Tat gibt es außer mir noch die Augen Despayrs. Sie sitzen in den anderen Türmen“, genüsslich lächelnd fügt er nach einem Wimpernschlag hinzu: „Sie sind es, die euch so beharrlich geschwächt haben.“
Garon unterbricht mit beleidigender Offenheit die Ausführungen des Mannes:
„Was ist dein Leben wert?“
Entsetzt blicke ich den Magier an und beginne sofort zu reden: „Stopp, Moment, verehrte Stimme – wie dürfen wir Euch ansprechen?“, versuche ich die Situation zu entspannen. Der aufgebrachte, feindselige Blick des plattengerüsteten Mannes in Richtung des Magiers richtet sich nun auf mich, doch blickt er mich freundlicher an.
„Jemand mit Verstand in dieser Gruppe“, sagt er zynisch lächelnd und ich atme erleichtert aus, „Mein Name ist Malcarion. Despayr möchte den Riss des Gewebes, der hier spürbar ist, auch auf den anderen Ebenen fassbar machen, dafür könntet ihr nützlich sein. Mein Meister ist an einem Austausch eurer Macht gegen die Macht Amnik Basults interessiert.“

Ich dränge Garon unauffällig ein wenig ab und trete an Malcarion heran.
„Ich bin mir sicher, dass wir einen Weg finden können, wie die Greifenbrut und Despayr handelseinig werden. Tatsächlich tragen wir wichtige Informationen bei uns, die Euren Herrn sehr interessieren dürften.“
„Welche Art Information soll das sein? Und woher stammt sie?“, unterbricht mich die Stimme Despayrs.
„Wenn Ihr möchtet, zeige ich Euch eine Kostprobe dessen, was wir herausfanden“, antworte ich selbstbewusst und krame den Brief hervor, welchen wir bei der Cyric-Dienerin Ethar fanden.
Mit dem Brief in der Hand trete ich näher an Malcarion heran: „Seht, dieses Schreiben hier offenbart, dass Euer Zweckbündnis mit den Cyric-Anhängern von Missgunst und Verrat überschattet wird. Lest es ruhig und ich bin mir sicher, Ihr werdet feststellen, dass es an der Zeit ist, sich neue Verbündete zu suchen. Uns zum Beispiel.“
Der Diener Despayrs mustert mich anerkennend und beginnt die Dokumente zu überfliegen, dabei sagt er:
„Soweit ich dies mit einem flüchtigen Blick zu sagen vermag, könnten diese Informationen wertvoll sein. Stärkt euch und ruht euch in meinem Gemach aus, während ich die Dokumente eingehend begutachte.“
Garon und Alexander flüstern etwas, was ich nicht genau hören kann. Ich schnappe etwas auf wie: „...traue ich keinen Meter“ und „...abgekartetes Intrigenspiel, Vorsicht hat Vorrang...“ , doch ich versuche mich davon nicht ablenken zu lassen, lächele gewinnend und denke, einen guten Abschluss für beide Seiten herbeigeführt zu haben. Gerade als ich dazu ansetzen will, Malcarion für seine Gastfreundschaft zu danken, überschlagen sich die Ereignisse und die Situation gerät außer Kontrolle.

Galmor

  • Mitglied
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #110 am: 25. April 2008, 11:24:11 »
Ein guter Cliffhanger :)
Ich hoffe du spannst unsere werten Leser nicht zu sehr auf die Folter, sonst müssen wir wohl den einen oder anderen Herzinfarkt behandeln :)

Arkos

  • Mitglied
    • Fotos
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #111 am: 27. April 2008, 15:09:14 »
Falls wer Fragen zu den einzelnen Begegnungen hat, ich bin gern bereit die Stats zu veröffentlichen!
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Lily Weg

  • Mitglied
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #112 am: 29. April 2008, 18:44:12 »
Aus dem Nichts heraus, für uns andere absolut unerwartet, attackieren Alexander und Garon die Stimme Despayrs. Fassungslos weiche ich rasch einen Schritt zurück, stopfe hastig die Schriftstücke weg und blicke zu Evendur, Galmor und Gathan, die auch nur mit entsetzt geweiteten Augen auf die eben noch fast friedliche, nun aber hasserfüllte Szenerie blicken.

Während ich überlege, ob ich mich aus dem Kampf heraus halten, oder meine Gefährten in ihrem Wahnsinn unterstützen soll, werden die ersten Schläge und Gegenschläge ausgetauscht.
Garons Feuersbrunst verpufft, fast sieht es aus, als hätten die Schatten das Feuer verschlungen, ohne dass es Malcarion etwas anhaben konnte.
Der Diener Despayrs greift Alexander an, welcher hart zurückschlägt.

Galmor wirkt irgendeine göttliche Macht auf sich, greift jedoch noch nicht aktiv in das Kampfgeschehen ein.

Inzwischen ist Despayrs Stimme schwer verletzt. Während ich unschlüssig bin, ob wir das Richtige getan haben, flieht er die Empore hinauf zum westlichen Durchgang. Sofort versperren die schwarzen Tentakeln, nun wütend wirbelnd die Öffnung, sobald der Herr dieses Turmes sie hinter sich gelassen hat.
Alexander jagt hinter dem Mann her.
Ich ringe mich dazu durch, meine Leute zu unterstützen: einer für alle, alle für einen – schließlich sind wir eine Gruppe, die sich Greifenbrut nennt.
Behände renne ich hinter dem fliehenden Malcarion her, die Tentakeln ignorierend, welche mich jedoch schließlich festhalten. Verzweifelt versuche ich mich loszureißen aus ihrem schmerzhaften, erdrückenden Griff.
Evendurs Pfeil saust an mir vorbei und tötet die Stimme.

Aus dem Körper des toten Malcarion erhebt sich eine leuchtend blaue Lichtgestalt, welche sich zu einem menschlichen Körper formt.
Auch Alexander hängt nun wütend um sich schlagend neben mir in den Tentakeln fest. „Gathan, willst du nicht auch noch hinterher springen, damit alle schön fest hängen?“, fragt Evendur sarkastisch.
Der Echsenhäuptling schaut ihn entgeistert an und antwortet lakonisch: „Dumm oder wassss?“

Dem Barbaren gelingt es mit einem schieren Kraftakt, sich frei zu reißen. Unterdessen versucht Evendur die Tentakeln, welche mich halten, kaputt zu schießen, da Garon uns zu verstehen gibt, sie seien verletzbar und würden über eher wenig „Lebenskraft“ verfügen.
Doch Evendurs Pfeile verschwinden in der schattenhaften Unendlichkeit.
Auch Garons Feuerzauber schlagen beharrlich fehl.
Die blaue Lichtgestalt hat das Aussehen Malcarions angenommen und greift zu ihrem Schwert, um sich Augenblicke danach zu verwandeln.
Wir werden Zeuge, wie sich das strahlend, blaue Licht zum Symbol Tyrs verändert: eine blaue, leuchtende Waage, die auf einem Hammer ruht.

Beeindruckt verfolgen wir, wie das Symbol zum Himmel auffährt.
„Das ist interessant“, merkt Galmor an.
Kein anderer ist im Stande, etwas zu sagen, zu überraschend ist diese Erscheinung für uns alle gewesen.
Endlich kann man auch mich aus den Tentakeln befreien, die jetzt wieder friedlich hin und her pendeln. Gemeinsam untersuchen wir das Gemach des Tyr-Paladins. Auf seinem Schreibtisch finden wir eine Notiz:

Falls ich nicht vom Gorgonentraining zurückkehre,
 bringt mich zu Despayr und benutzt diese hier,
um mir wieder Leben einzuhauchen.

Neben der Notiz liegt ein Schriftrollenbehälter, der dreimal den Zauber „Verwandlung brechen“ beinhaltet.
Beim Körper Malcarions finden wir außer seiner prachtvollen Rüstung noch drei Schlüssel, welche zu den drei Durchgängen hier im Turm gehören. In der Truhe liegt zeremonielle Kleidung und einige Edelsteine.
Wir schließen die Tore ab und hoffen, hier nun endlich ruhen zu können, denn soviel steht fest: in unserem derzeitigen Zustand können wir Despayr, dem schwarzen Drachen, unter keinen Umständen entgegen treten.

Irgendwann wache ich auf. „Guten ...ähm...Morgen oder so... .“ begrüße ich Evendur, der auch gerade aufsteht.
„Na, gut geschlafen, Lily?“
„Ja danke, so gut habe ich tatsächlich seit einer Ewigkeit nicht mehr geruht. Und selbst?“ „Ja, mir geht es genauso. Wobei ich zugebe, dass ich zunächst vor lauter Wut nicht einschlafen konnte“, er grinst und deutet auf Garons Lagerplatz.
Im Kissen des Magiers steckt einer der für unseren Kundschafter charakteristischen Pfeile.
Ich schmunzele: „Du hast auf ihn geschossen?“
Der Kundschafter nickt ernst. „Ich war stinkwütend und musste mich irgendwie abreagieren. Ich habe vor dem Schlafen gehen ein Weilchen mit mir gerungen und es ist letztlich meiner disziplinierten Ausbildung und meinem wahrlich gutmütigen Kern zu verdanken, dass Garons Hals nicht von meinem Pfeil durchbohrt wurde.“
„Ich verstehe...gutmütiger Kern, ja?“
Dann lachen wir beide schallend und laben uns an den Keksen und den Getränken, welche wir in Macarions Turm finden.
Die Nahrungsmittel stellen eine wunderbar köstliche Abwechslung zu unseren Rationen dar, die verdorben schmecken.

Durch unser Gelächter wachen auch Garon und Galmor auf, der Barbar hingegen wirft sich lediglich grunzend von einer Seite seines schmalen Lagers auf die andere und scheint vom Aufwachen noch weit entfernt zu sein.

Umständlich platziert der Magier seine Brille auf seinem zierlichen Näschen und beäugt den Pfeil, der gefährlich nahe seines Halses im Kopfkissen steckt. Er zieht eine Augenbraue hoch, zieht mit spitzen Fingern das corpus delicti heraus und händigt es dem Kundschafter aus: „Du hast hier scheinbar etwas verloren, Evendur.“
„Nein, habe ich nicht.“
„Bei diesem Objekt hier handelt es sich doch um einen deiner Pfeile, oder nicht?“, forscht Garon nach.
„Das stimmt, aber ich habe ihn nicht verloren, sondern ihn absichtlich dorthin geschossen.“
Galmor, sich noch den letzten Schlaf aus den Augen reibend, schaltet sich ein: „Du hast auf Garon geschossen und ihn verfehlt?“
„Verfehlt habe ich ihn nicht. Vielmehr habe ich absichtlich daneben geschossen.“
„Weil er so einen grundgütigen Kern in sich trägt“, ergänze ich, „brachte er es einfach nicht übers Herz, Garons Halsschlagader zu durchbohren.“
„Richtig.“, bestätigt der Kundschafter meine Aussage.
„Du hast mit dem Gedanken gespielt, ihn umzubringen?“, fragt der Tempuskleriker mit staunend weit aufgerissenen Augen.
„Ja, habe ich! Und es hat mich verdammt viel Überwindung gekostet, vorbeizuschießen!“

Dann wendet er sich direkt an Garon: „Hör mal zu, Freundchen, so eine beschissene Aktion wie gestern machst du nicht noch mal!“
Doch der Magier sieht unbeteiligt aus und richtet weiterhin sein Frühstück.
Der Kundschafter bleibt beharrlich und spricht den Gelehrten mit drohendem Unterton an: „Hörst du, Garon? Über gestern ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Noch ein Fehler und wir beide kriegen uns in die Wolle.“

„Ich weiß nicht, was du hast, Evendur. Alexander und ich haben gemeinschaftlich, in beinahe blindem Verständnis gehandelt. Unser Ziel, welches erfolgreich umgesetzt wurde, war es, den Feind zu schwächen.“
 „Ich bin mir noch nicht sicher, ob Despayr tatsächlich unser Feind ist“, werfe ich ein, „Er ist ein Gegenspieler, ja, aber ich bin der festen Überzeugung, dass Verhandlungen möglich sind“, etwas leiser füge ich hinzu, „zumindest bevor wir seine STIMME abgemurkst haben.“
Doch Garon bleibt stur: „Ist doch von Vorteil, dass seine Stimme tot ist, dann kann er nicht mehr reden.“
„So ein Quatsch“, fahre ich den Magier an, die Stimme Despayrs war mit Sicherheit ein wichtiger Vertrauter des Drachen. ICH wäre nicht sonderlich erbaut, wenn jemand einen meiner engsten Vertrauten töten würde.“
Galmor ergreift das Wort: „Garon, du bist nicht allein unterwegs“,
doch Evendur unterbricht ihn: „Vielleicht sollten wir Garons Zunge herausschneiden, damit....“, energisch, mit lauter gewordener Stimme, unterbricht ihn der Tempuspriester: „Ich bin zwar deutlich kleiner als du, Evendur, dennoch hast du kein Recht, mich zu unterbrechen, wenn ich rede!“
Respektvoll und beeindruckt nickt Evendur dem Zwergen zu und gibt ihm ein Zeichen, fortzufahren.
„Alleingänge gehen nicht!“, knüpft Galmor an seinen angefangenen Satz an, „Warum tust du das immer wieder? Denkst du, du bist klüger, weiser und besser als wir?“
Die Augen des Magiers verengen sich gefährlich: „Zumindest ist es für mich äußerst fragwürdig, ob alle von uns klug handeln. Lily zum Beispiel ist für mich unzuverlässig und unberechenbar geworden.“
„Bevor du das mit dem Grafen wusstest, hast du mich respektiert und meine Fähigkeiten nicht in Frage gestellt“, verteidige ich mich, „Außerdem habe ich euch noch nie im Stich gelassen, oder durch Alleingänge das Wohl aller hier Versammelten gefährdet.“
„Ach nein?“, fragt Garon zynisch, „Und was ist mit Elenya?“ Ich schweige betreten.
„Was Lily betrifft, so ist sie momentan nicht Gegenstand unserer Diskussion“, meint der Tempuskleriker. „Schön, dann betrachte ich diese Diskussion als beendet.“ Sagt der Magier mit einem Ton der Entgültigkeit in der Stimme.

„Dann solltest du dir überlegen, alleine weiterzuziehen“, wendet Galmor ein. Hochnäsig erwidert der Magier jedoch: „Ich bin mir sicher, dass Alexander mich begleiten wird.“ „Ja ja, eure neu gefundene Zuneigung“, schnaubt Evendur, „Weißt du was, Garon? Alexander weiß tief in seinem Inneren, dass du ein blasiertes Arschloch bist, das Leute gerne für seine Zwecke manipuliert und ausnutzt und sie dann nach Gebrauch wegwirft.“ „So kommen wir nicht weiter“, fasse ich die Situation beschwichtigend zusammen.

Lily Weg

  • Mitglied
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #113 am: 29. April 2008, 18:53:11 »
Tja...

Ist es Lily trotz ihres schlechten Standes in der Gruppe gelungen, alle zum gemeinsamen weiter machen zu bewegen?

Oder spaltet die macht der Schattenebene schließlich an dieser Stelle die Gruppe in zwei Parteien, die getrennte Wege gehen?

Arkos

  • Mitglied
    • Fotos
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #114 am: 08. Mai 2008, 09:25:48 »
Dani, hast du auch ein paar Zeilen zu Eurem aktuellen Abenteuer verfasst und beabsichtigst das hier weiter zu posten?
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Lily Weg

  • Mitglied
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #115 am: 08. Mai 2008, 17:46:40 »
Nee, da ich es leite, schreibe ich nicht mit.

Evtl. verfasse ich eine Zusammenfassung, wenn alles rum ist (aber ich glaube hier lesen eh nur Niels, du und ich!) ;)

Gerthrac

  • Mitglied
  • Archivist
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #116 am: 08. Mai 2008, 18:25:01 »
Ich rieche einen Trick um Kommentare zu erzwingen :wink:

Ich les auch mit.

Arkos

  • Mitglied
    • Fotos
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #117 am: 08. Mai 2008, 19:12:48 »
Glaub ich ehr weniger Dani, sobald du einen neuen Abschnitt veröffentlichst steigen die Views enorm an. Teilweise haben wir zwischen 2 Aktualisierungen sogar 500+ Views mehr.

 :roll:

Vielleicht hat Gerthrac aber auch recht  :wink:
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Lily Weg

  • Mitglied
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #118 am: 08. Mai 2008, 20:28:53 »
Naja, von den 500 views entfallen gewiss 480 auf mich! :P

(um zu schauen, ob irgendwer was geschrieben hat *fg* )

weitere 15 auf dich, 2 auf Niels, einer auf Gerthrac...bleiben noch 2 stumme Leser  :twisted:

Also, ich überlegs mir, ob ich noch mehr schreibe - wenn ohnehin nimmer mit dem Aufwand wie für "Das Zerreißen des Gewebes", denn da hab ich schon recht lange dran gesessen (und jedesmal, wenn ichs wieder durchlese denk ich mir:
"Schock schwere Not...wie holprig/linkisch ist DAS denn formuliert!?"
 
Bin gewiss zu selbstkritisch für diese welt :P *sich für nen Platz auf ner bequemen couch bei nem psychodoc anmeldet*

Neues update dieser story-hour dann am WE denke ich.

Arkos

  • Mitglied
    • Fotos
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #119 am: 18. Mai 2008, 21:37:23 »
Welches WE meintest du denn?  :twisted:
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

  • Drucken