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Autor Thema: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)  (Gelesen 38687 mal)

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Arkos

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #45 am: 02. Dezember 2007, 20:00:57 »
2. ELEINT – VORMITTAGS IM LAGER DER ECHSEN
Evendur und Alexander schlafen noch immer, so ausgelaugt waren sie von den Strapazen der Schlacht und des Marsches. Also begeben sich Garon, Elenya und ich allein zu dem kräftigen Gefangenen, den uns Häuptling Kessessek zur Unterstützung auf unsere Mission mitgeben will.

Im schattigen Halbdunkel der Hütte liegt ein sehr hellhäutiger, blasser etwas überdurchschnittlich großer Mann in Ketten auf einer Matte aus Schilf. Als wir eintreten rührt er sich nicht. Garon geht zu ihm hin und tritt ihn in die Seite. Benommen kommt der Gefangene zu sich. Ich lächele ihn aufmunternd an und schelte Garon für sein unsägliches Benehmen, einen am Boden liegenden noch zu treten. „Was regst du dich so auf, Lily? Schau ihn dir an!“ und zu seiner Schwester gewandt kommentiert er die Lage „Na toll, ein Bauer! Wie kann der uns bitteschön von Nutzen sein?“ Doch auch Elenya zieht nur missbilligend eine Augenbraue hoch und schiebt den Magier zur Seite, bevor sie den kahlköpfigen Mann anspricht. „Wie heißt Ihr? Mein Name ist Elenya Ethethiel, dies ist mein Bruder Garon, der sich gleich für sein unerhörtes Verhalten entschuldigen wird und hier haben wir noch Lily Weg.“ Dabei tritt sie Garon auffordernd auf den Fuß. „Warum soll ich mich entschuldigen? Er ist ein Bauer!“, erwidert der eigenwillige Magier nicht kooperativ. Der Gefangene richtet sich mühsam ein Stückchen auf. „Mein Name ist Galmor, ich bin kein Bauer, sondern ein Priester des Tempus.“ Bringt er angestrengt hervor. „Ein Kleriker!“ ruft Elenya erfreut und neugierig aus. „Wisset, auch ich bin eine Klerikerin. Ich huldige Kelemvor. Was hat Euch in diese unwirtlichen Gefilde verschlagen?“

„Mein Mentor schickte mich auf eine Reise zum neu erbauten Mystratempel in Wheloon. Dieser wurde als Wunderwerk moderner Baukunst gepriesen. Doch eigentlich wollte ich weiter nach Suzail zu einem Familientreffen, auch wenn ich bis vor wenigen Monden nicht die leiseste Ahnung hatte, dass ich überhaupt eine Familie habe.“ Garon, Elenya und ich werfen uns bedeutungsvolle Blicke zu. „Erzähl weiter“, fordere ich ihn auf, „Was geschah in Wheloon?“ „Ich wurde einem Ritual unterzogen, gekidnappt und irgendwann gemeinsam mit weiteren Gefangenen mit einem Boot hierher gebracht. Bis die Echsen uns überfielen und mich mitnahmen wusste ich nicht einmal, dass ich unter einem Bann stand, der mich nichts Böses befürchten ließ von den Tempeldienern.“ „War außer dir noch ein Zwerg auf dem Boot?“, will Garon wissen. Galmor verneint. „Um auf das ursprüngliche Ziel deiner Reise zurückzukommen“, unterbricht Elenya ihren Bruder, „Du sagtest, du seiest auf dem Weg nach Suzail zu einem Familientreffen gewesen. Dieses Treffen fand nicht zufällig im ´Blinden Basilisken` statt?“ Der erstaunte Blick des Tempus Priesters lässt uns schmunzeln. „Woher wisst Ihr das?“ Ich erkläre ihm lachend, dass wir offensichtlich zum selben Treffen wollten und es ein wunderbarer Zufall sei, dass wir nun noch ein weiteres Mitglied der Greifenbrut gefunden hätten. „Von welchem Mitglied der Greifen stammst du ab?“, fragt Garon mit einer Spur von Neugier in der Stimme. Galmor druckst herum. „Lange Zeit wusste ich nichts über meine leiblichen Eltern. Ich bin ein uneheliches Kind gewesen und wurde vor dem Tempus Tempel ausgesetzt. Einen Brief hinterlegte meine Mutter zwar, doch hat mich mein Mentor erst kürzlich über die Hintergründe meiner Identität aufgeklärt. Offensichtlich stamme ich von Rubinja Weg ab.“ Der Tempus Kleriker schlägt seinen Blick nieder und errötet leicht, als er den Kopf  in meine Richtung wendet. Ich schlucke schwer und verlasse wortlos die Hütte, um allein zu sein. Welch Schock! Ich vergötterte meine Mutter! Stets war sie für mich der Inbegriff der Unfehlbarkeit, des Frohsinns, der Integrität... . Schwarze Wellen der Verzweiflung umfangen meinen Geist und ich höre IHN hämisch lachen. Mein Verstand versucht die Verzweiflung niederzuringen. Mein Verstand sagt mir, dass meine Mutter dennoch ein wundervoller Mensch war und ich sie finden muss. Mein Verstand sagt mir, nicht albern zu sein und weiterhin mein Ziel zu verfolgen. Doch hohe Wellen des Zweifels schlagen mächtig gegen die dünnen Mauern des Verstandes. Abermals ist es Elenya, die mich aus der Finsternis herausreißt und der ich mich anvertraue.

Schließlich betreten wir gemeinsam unsere Unterkunft und gesellen uns zu den anderen. Galmor hat sich bereits mit Alexander und Evendur, die endlich aufgewacht sind, bekannt gemacht. Er sieht viel besser aus nun, offensichtlich wurde ihm, wie ausgehandelt, das vorläufige Gegengift verabreicht. Endgültige Genesung darf er erst erwarten, wenn wir die Nestgefährtin Kessesseks finden und befreien. Wir verbringen des Rest des Tages damit, uns unsere bisherigen Erlebnisse zu erzählen, uns auszuruhen, zu stärken (mit unseren Vorräten, denn die Kost der Echsen ist sehr....gewöhnungsbedürftig) und unsere Reise zur ´verlassenen Zuflucht` zu planen.
Wir tragen zusammen, welche Kenntnisse und Fähigkeiten ein jeder von uns hat und wie wir einander in künftigen Kämpfen besser unterstützen können. Elenya beschließt den Abend mit einer Fürbitte bei Kelemvor für unsere Gruppe. Mit Kessessek haben wir vereinbart, dass uns sechs Scharfzähne und vier Giftgünstlinge auf dem Weg zur Festung begleiten. Evendur möchte von ihnen in Erfahrung bringen, ob es irgendwelche Schleichwege zur Festung gibt. Garon, der als einziger unserer Gruppe Drakonisch spricht, übersetzt: „Es gibt keine Schleichwege, nur Sumpf. Die Anlage ist von einer hohen Mauer umgeben. Es gibt ein Haupttor und mehrere Gebäude, unter anderem einen großen Turm auf dem Gelände. Die Traumwandler-Haaringen – er meint wohl die geistig Beeinflussten Gefangenen aus dem Mystra Tempel - werden innerhalb der Mauern als Zauberkundige eingesetzt.“
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Galmor

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #46 am: 03. Dezember 2007, 08:59:42 »
Nur um das mal festzuhalten...ich habe bis heute keine Entschuldigung für den Tritt n die Seite und den "Bauern" bekommen.
Und nu schiebt man mir auch noch die Schuld an Garons Tod in die Schuhe...*undschuldig lächel* ich würde doch nie einen Wehrlosen töten ;)
Außerdem hätte er mir ruhig sagen können...aber das soll Lily erzählen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.

Lily Weg

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #47 am: 03. Dezember 2007, 15:56:12 »
Arkos, du hast einen Teil vergessen!

Die Nacht, die wir mit den beiden Gefangenen (Gnom/Mensch) verbringen...und dann noch der Kampf im Sumpf.

Arkos

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #48 am: 03. Dezember 2007, 18:57:26 »
Zitat von: "Lily Weg"
Arkos, du hast einen Teil vergessen!

Die Nacht, die wir mit den beiden Gefangenen (Gnom/Mensch) verbringen...und dann noch der Kampf im Sumpf.


Vielen Dank, das hatte ich doch glatt in der Eile übersehen  :roll: Der fehlende Part ist nun hier in blau hinzugefügt: http://forum.dnd-gate.de/index.php/topic,16385.msg273392.html#msg273392
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Arkos

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #49 am: 07. Dezember 2007, 11:09:28 »
Hier der letzte Teil von Kapitel 2:

3. ELEINT:  AUFBRUCH ZUR VERLASSENEN ZUFLUCHT
Angespannt folgen wir unseren zehn echsischen Verbündeten durch die triste Sumpflandschaft. Die Minuten dehnen sich zu Stunden, Unmut und Langeweile machen sich breit. Einzig Elenya scheint in sich selbst zu ruhen. Schweigend, tief in Gedanken versunken begleitet sie uns.

Alexander schubst Evendur ein wenig vom Pfad, um zur Unterhaltung beizutragen, indem wir bewundern können, wie unser Kundschafter gekonnt dem Schlamm entrinnt. Wieder festen Boden unter den Stiefeln habend stichelt er: „Du musst dir ja immerhin keine Gedanken darüber machen, vom Sumpf verschluckt zu werden, Bruderherz.“ „Weshalb sollte das so sein?“, fragt der Barbar zurück. „Schau dich an! Bei deinem Anblick zieht sich sogar der Sumpf angewidert zurück.“ „Ich sollte dich packen und im tiefsten Loch untertauchen!“, faucht Alexander aufgebracht. „Ruhig Blut, es bringt doch nichts, wenn wir uns auf dem Weg zu unserem eigentlichen Ziel gegenseitig schwächen. Bei solchem Verhalten frage ich mich, wie ihr überhaupt so weit kommen konntet.“, mischt sich Galmor mit missbilligendem Kopfschütteln in den brüderlichen Zwist ein.

Die bleierne Stille wird irgendwann von einem resigniert klingenden Garon unterbrochen, der gestikulierend und murmelnd am Ende unseres Trupps gelaufen war. „Ach, am besten wir zünden einfach alles an und warten was beziehungsweise WER herauskommt.“ Fragende Blicke haften auf ihm. „Was denn? Ich mache mir nur Gedanken darüber, wie wir möglichst ohne eigene Verluste effektiv in der feindlichen Anlage agieren könnten. Daher finde ich es sinnvoll, alles anzuzünden und zu warten, wer  rauskommt.“ „Naja, wohl alle, außer den Gefangenen...“ , wirft Evendur tadelnd ein, „Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob du noch ganz bei Trost bist, Garon.“ Mit diesen ergänzenden Worten führt er seinen Stiefel durch eine Matschpfütze am Rand des Pfades und verdreckt dadurch absichtlich das teure Gewand des Magiers. „Du weißt schon, dass ich dich in ein hässliches Kriechtier verwandeln könnte, wenn ich wollte, oder Kundschafter?“ „Der blufft doch nur, oder?“, fragt Evendur mit einer Spur von Unsicherheit in der Stimme. Galmor und ich verdrehen nur die Augen.
Um die Mittagszeit erreichen wir die nähere Umgebung der Verlassenen Zuflucht und unsere echsischen Begleiter verlassen uns.

Als wir allein sind, wollen die Söhne Gethacs gemeinsam auf Erkundungstour gehen. Zuvor merkte Garon an, dass er ja glücklicherweise nicht nachtragend sei und daher für jeden aus der Gruppe einen sicheren Unterschlupf zaubern könnte. „Es handelt sich dabei um einen magischen Seiltrick.“ (fragende Blicke aus der Gruppe) „Nunja, man klettert an einem magischen Seit hoch und gelangt dadurch in eine andere Dimension. Man befindet sich gleichsam außerhalb Faerûns.“ (ungläubige Blicke aus der Gruppe) „Indem man das Seil hinaufklettert, verlässt man Faerûn und betritt zugleich eine andere Ebene. Natürlich müssen wir das Seil hochziehen, sobald wir oben sind, sonst würde es vielleicht jemandem auffallen, nicht wahr?“ (unsicheres, zustimmendes Nicken der Gruppe). Ich fange mich als erste wieder, schließe meinen offenstehenden Mund, schlucke kurz und rufe dann enthusiastisch aus: „Ein unsichtbares, magisches Baumhaus?“ „Nicht ganz“, korrigiert mich Garon streng, „Es ist nicht wirklich ein Baumhaus und es ist nicht wirklich unsichtbar, vielmehr befindet es sich auf einer anderen Ebene.“ „Aber man könnte es vergleichen mit einem unsichtbaren, magischen Baumhaus?“, frage ich zögerlich. „Eigentlich nicht..., weil es ja nicht unsichtbar ist, sondern...“ „Jaja, auf einer anderen Ebene, was auch immer das bedeutet, habs kapiert.“, unterbricht ihn Alexander unwirsch. Anerkennende Blicke richten sich auf den massigen Muskelprotz. „Was?!“ , grunzt er trotzig. „Nichts weiter, aber könntest du es mir vielleicht noch mal erklären?“, fordert Evendur seinen Halbbruder auf. Alexander verdreht genervt seine Augen, antwortet jedoch zuckersüß: „Freilich, lieber Bruder, ich werde es dir sogar aufschreiben! Lily? Gib mal was zum Schreiben her, mein sonst so gebildeter Halbbruder hat nicht geschnallt, was grade abgeht.“ Gehorsam reiche ihm die Schreibutensilien aus meinem Gepäck.

„Der tut doch nur so. Als ob DER wirklich schreiben könnte!“, raunt Evendur dem Tempus Priester zu, der nur missbilligend eine Augenbraue hochzieht und etwas lauter antwortet: „Man sollte ein Buch niemals nach dem Einband beurteilen.“ Insgeheim bin ich froh, dass unser neu hinzugewonnenes Mitglied vorurteilsfrei zu sein scheint und lächele ihn dankbar an. Auch ich sollte meinem Halbbruder vielleicht mit weniger Missgunst entgegen treten, schließlich kann er nichts für den Fehltritt unserer Mutter.
„Garon wird uns mittels eines Seils auf eine andere Ebene klettern lassen, die außerhalb Faerûns liegt. Dort sind wir sicher.“

Den sorgfältig geschriebenen Zettel reicht er feierlich dem Kundschafter. Dieser ergreift das Schriftstück pathetisch, verstaut es säuberlich in seiner Hemdtasche und bedankt sich voller Inbrunst: „Brüderchen, ich beginne dich wirklich zu mögen!“ Verlegen brummt Alexander, dem die Ironie des Gesagten möglicherweise entgangen ist „Komm, lass gut sein. Gehen wir lieber.“ „Einen Moment noch“, bittet der Magier, „Bevor ihr geht, sollten wir eine geeignete Stelle für meinen Zauber finden. Wie wäre es mit diesem Baum dort?“, er deutet auf eine markante, knorrige Weide. Wir sind einverstanden und kennzeichnen eine Wurzel des Baumes unauffällig, damit Gethacs Söhne zwar den richtigen Baum, samt herunterhängendem Seil finden, die „Leiter“ auf die andere Ebene jedoch möglichst unsichtbar für zufällig vorbeikommende Wesen ist.

„BLA BLA!“, sagt der Magier feierlich und ein unscheinbares Seil erscheint zwischen den dichten, tief hängenden Zweigen des Weidenbaumes. „Bevor wir in diesen magischen Raum eintreten, sollte jeder etwaige magische Utensilien an einem sicheren Ort außerhalb, also auf Faerûn, unterbringen, da diese Gegenstände vermutlich auf der anderen Ebene nicht existent sind und somit zerfallen.“ Ich weiß zwar nicht genau, was er damit meint, scheue mich jedoch davor, mir diese Blöße zu geben und vergrabe vorsichtshalber meinen magischen Rucksack zwischen den Wurzeln des Baumes. Gekonnt klettert Garon nach oben, ihm folgt Galmor, danach bin ich an der Reihe. Meine Hände sind rutschig vom Schweiß, der mir allein beim Gedanken an die Kletterpartie ausgebrochen ist. Nach drei vergeblichen Versuchen schnaube ich frustriert und den Tränen nahe: „Blödes Seil! Ich habe doch gleich gesagt, dass ich kein Äffchen bin!“ Schmollend setze ich mich auf den Boden. Alexander hebt mich hoch „Ist doch kein Beinbruch, Lily. Dafür kannste schön singen.“ Danach hebt er auch noch die von den Echsen als haarige Metallfrau bezeichnete Elenya hoch, anerkennend lobt er ihren wohlgeformten Körper, wohl wissend, dass sich die resolute Klerikerin momentan nicht gegen ihn zur Wehr setzen kann. Einem wütenden Tritt weicht er gekonnt und lachend aus. Zum Schluss klatscht er ihr sogar auf ihren Platten-Hintern. „Willst du weiter Frauen anmachen oder gehen wir auf Erkundungstour?“, ruft ihm Evendur zu. Immer noch lachend folgt Alexander seinem Halbbruder in Richtung der vergessenen Zuflucht.
Eine gute Stunde später kehren die beiden zurück und berichten, was sie ausgekundschaftet haben.

„Viel konnten wir nicht sehen, da die Mauern frustrierend hoch sind und mit Sicherheit auch bewacht. Da waren etliche Schießscharten in unmittelbarer Nähe des Haupttores.“ „der Weg, auf dem wir bisher gingen, führt direkt bis zum Haupttor.“, unterbricht Alexander seinen Halbbruder. Evendur setzt fort: „Im nördlichen Teil der Anlage befindet sich ein mächtiger, achteckiger Turm von seltsamen Ausmaßen, er ist breiter im Durchmesser, als er hoch ist. Ich schätze seine Höhe auf etwa zehn Meter und seine Breite sogar auf zwölf Meter.“ Alexander ergänzt: „Das Haupttor ist durch ein Fallgitter gesichert und es befinden sich Seen davor. Die Mauern sind bestimmt fünf Meter hoch, aber stellenweise scheint die Mauer brüchig zu sein und auch etwas niedriger.“ „Dann schlage ich vor, dass ich ein magisches Auge heraufbeschwöre, welches ich am Turm in der Anlage anbringen werde. Mittels des Auges sollten wir in der Lage sein, zu sehen, auf welche Gegebenheiten wir im inneren Burghof stoßen werden.“, wirft unser Magier ein. Unsere Diskussion wird jäh durch einen lauten Befehlsruf unterbrochen: „Aufbruch!“, schreit eine kehlige Stimme, aus Richtung des Haupttores der verlassenen Zuflucht. Wir beobachten aus unserem sicheren Versteck heraus, wie sich mindestens ein Dutzend bis an die Zähne bewaffneter skelettartiger Schattenechsenkrieger auf den Weg zu einem Raubzug machen. Außerdem führen sie eine merkwürdige Kreatur mit sich, welches mit der kreischenden Stimme eines Vogels spricht. Keiner von uns hat je so ein Wesen gesehen.
 
Doch uns allen ist klar, dass die Burganlage vermutlich für einige Stunden recht leer sein dürfte, da ein Teil des Personals auf Beutezug ging. Wir beschließen sofort das magische Auge in Position zu bringen, um den Vorteil schleunigst für uns nutzen zu können. Die magische Ausspähung gibt uns genauen Aufschluss über die baulichen Bedingungen. Inmitten der Mauern steht ein heruntergekommenes Gebäude. Im Norden daran angeschlossen liegt ein acht-eckiger Turm mit nur einer kleinen Schießscharte als Fenster. Der Burghof ist durch kleinere Mauern in Pazellen eingeteilt, die Wachgänge an den Außenmauern sind eingestürzt. Auch sehen wir eine vierköpfige Patrouille von Shadar Kai, von denen wiederum einer anders gekleidet ist als die übrigen drei.

Während wir noch grübeln, wie wir die fünf Meter hohen Mauern überwinden sollen, spricht Elenya heilige Worte und eine dunkle Brücke baut sich vor uns auf, welche sich über die Mauer in den Innenhof erstreckt. 
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Arkos

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #50 am: 07. Dezember 2007, 11:10:49 »
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Arkos

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #51 am: 09. Dezember 2007, 11:33:37 »
„Noch Fragen, Freunde?“ , fragt Elenya mit herausfordernd vorgestrecktem Kinn und funkelnden Augen. „Unauffällig ist das nicht gerade“, mosert Evendur. „Vergiss es, Evendur, oder scheust du den Kampf Mann gegen Mann?“ Mit diesen Worten betritt Alexander, sein mächtiges Schwert ziehend, selbstbewusst den magisch erbauten Weg über die hohen Mauern.  Die Kelemvor Klerikerin folgt ihm, einen triumphierenden Blick zurück auf Evendur werfend, der ihr noch hinterher ruft: „Schau lieber nach vorne, nicht, dass du stolperst!“, als sie auch schon merkt, dass Hochmut offensichtlich vor dem Fall kommt. Ihre Füße verlieren den Halt und wenig elegant rutscht Elenya in voller Montur ihren magischen Weg hinunter, um unsanft und recht laut scheppernd im Burghof zu landen. „Ohoh“, sagen wir im Chor und recken unsere Hälse, um durch den Krach angelockte Feinde frühzeitig sehen zu können. Doch es bleibt ruhig, vom unterdrückten Fluchen der Priesterin abgesehen, die sich mühsam aufrappelt, dabei Alexanders freundlich entgegengestreckten Arm wegschlagend. „Blöde Kuh“, murmelt der Barbar beleidigt und entfernt sich von ihr, um die Umgebung eingehend zu untersuchen.

Inzwischen sind alle außer Evendur über den von Elenya erschaffenen Weg ins innere der Burgumfriedung gelangt. Der Kundschafter zieht es vor, sich einen etwas abgelegeneren Ort zu suchen, an welchem er sich verstecken will. Aus seinem Versteck heraus will er den vorderen Burghof beobachten und herausfinden, mit wie vielen Gegnern wir es tatsächlich zu tun haben. Ich denke mir nur, dass es wohl besser ist, wenn unser aufbrausender Alexander nichts vom Vorhaben seines Halbbruders erfährt. Schließlich ist dies in seinen Augen Feigheit vor dem Feind, und hat somit keinen Platz in seiner Welt. Gemeinsam mit Galmor und Elenya schleiche ich meinem barbarischen Freund hinterher. Uns fällt zunächst nicht auf, dass Garon fehlt.

Ein animalischer Kampfschrei Alexanders lässt uns jegliche Vorsicht fallen lassen. So schnell es geht, versuchen wir zu ihm aufzuschließen. Wir kommen gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie der mächtige Kämpfer im Sturmangriff auf die von Garons magischem Auge ausgespähte feindliche Viererpatrouille zurennt. Die erste Schattenechse wird von unserem zwei Zentnermann einfach überrannt und liegt regungslos am Boden. Rasch versuche ich mir einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Ich zähle nur drei Gegner. „Wo ist die vierte Wache?“, frage ich Elenya und Galmor. Beide zucken nur ratlos die Schultern. Die Echsen schießen mit Pfeilen auf Alexander, der wütend hinter ihnen herläuft und mächtige Hiebe verteilt. Trotzdem hat er binnen kurzer Zeit etwas von einem Stachelschwein, so gespickt ist er von den Pfeilen der Gegner. Ein warnender Aufschrei Elenyas gellt über das Getümmel, doch der Barbar kann dem hinterhältig, aus den Schatten heraus geführten Angriff des bis gerade eben noch verborgenen vierten Mannes nicht mehr ausweichen. Sein Gebrüll ist eine Mischung aus Schmerz und Wut und wir sehen mit Besorgnis, wie frisches Blut aus einer tiefen Stichwunde seinen breiten Rücken hinabläuft. Nun tragen auch die zahlreichen Pfeile zur Schwächung Alexanders bei, dessen Bewegungen schwerfälliger erscheinen. Galmor begibt sich ebenfalls in den Nahkampf, seine Axt bereit, um den nächstbesten Feind erbarmungslos niederzustrecken. Elenya versucht unbehelligt in die Nähe unseres angeschlagenen Gefährten zu gelangen, um ihm notdürftige Heilung zu geben. Doch plötzlich, als ich gerade die ersten Töne eines Liedes zu unserer Unterstützung erklingen lasse, lösen sich die drei verbliebenen Schattenechsen in Luft auf. „Wo sind sie?“, donnert Alexanders keuchende Stimme. „Ich weiß es nicht und es gefällt mir nicht“, gibt ihm die Kelemvor Priesterin zur Antwort. „Anach teleyn!“, spreche ich und ein feiner Goldregen rieselt in meiner Nähe über das Schlachtfeld. „Dort!“, kreische ich, auf eine Nische in der Hauswand deutend, wo nun die durch den goldenen Glitzerregen sichtbar gewordenen Umrisse einer der Wachen zu erkennen sind. Kaum habe ich die Warnung gerufen, schnellen die beiden Kleriker vor und schlagen auf die Umrisse des Echsenanführers ein. Im selben Moment führen die beiden verbliebenen Schattenechsen einen hinterhältigen Angriff gegen Alexander aus, der nun sehr angeschlagen wirkt. „Fahrt zum Abyss ihr Feiglinge!“, brüllt er wütend und sein schmerzverzerrtes Gesicht wirkt fremd und entstellt, die große Stirnader fast zum Bersten angeschwollen und bedrohlich pochend, die Augen nur noch böse Löcher, angefüllt von einer Schwärze, die mich schaudern lässt, denn heißt es nicht, die Augen seien das Fenster zur Seele? Mich fröstelt. Doch Alexander scheint durch die Wut neue Kraft zu erlangen. Mit mächtigen Hieben seines Zweihänders streckt er den nächststehenden Gegner nieder, macht einen knappen Ausfallschritt und bedroht sofort die weitere, verdutzt und wie gebannt dastehende Echse, die ihre eigene Enthauptung vermutlich nicht einmal bemerkt hat.

Währendessen kümmern sich Elenya und Galmor um die Anführerechse, die kurz vor ihrem Tod ein Notsignal absetzen kann, indem sie in ein Horn bläst. Nun macht es sich bezahlt, dass Evendur und Garon einen anderen Weg als den unseren wählten. Denn kaum tritt der Verstärkungstrupp aus dem Haupthaus hinaus, schwirrt auch schon einer der todbringenden Pfeile des Kundschafters mit rasender Geschwindigkeit auf selbige zu. Eine der Kreaturen wird dadurch buchstäblich an die Wand gepinnt. „Atta Umbar Yello!“, ruft Garon, als er um die Ecke biegt. Die übrigen Leute des Unterstützungstrupps sind in seinem klebrigen Netz gefangen. Doch weitere Gegner erscheinen aus dem Haupthaus kommend. „Alexander!!!“ Ein gellender Schrei des Kriegsmagiers durchschneidet die Luft. Sofort eilen wir atemlos in die Richtung des Hilferufes. „Atta Estel Umbar“, hören wir gerade noch als wir um die Ecke biegen, wo wir nun vier in Garons klebrigem Netz verstrickte Echsen, sowie Evendur hinter dem Brunnen halb in Deckung kauernd sehen, als auch drei riesige, rot-schwarze Käfer, denen unser exzentrischer Magier offensichtlich Befehle erteilt.

„Bei Kelemvor! Wir haben es hier offensichtlich mit Untoten zu tun.“ „Kümmere du dich um die untoten Echsen, ich werde Alexander im Nahkampf unterstützen, wenn Tempus mir die Stärke verleiht.“ „Gut, machen wir es so. Meine Güte, es ist ewig her, seit ich das letzte Mal eine untote Kreatur vertrieben habe.“, wirft Elenya zögerlich ein. Galmor blickt sie überrascht und amüsiert an: „Sowas verlernt man doch nicht. Es sei denn, du zweifelst an der Stärke deines Glaubens.“ „Schon gut, schon gut... .“ Und mit diesen Worten konzentriert sie sich auf die mächtigen heiligen Worte, die sie gleich sprechen muss, um die Untoten zu verbannen.

Ich stimme eine heroische Melodie an, um unsere Moral gegen die zahlreichen Gegner zu stärken, zudem lege ich einen Pfeil in den Bogen ein, begebe mich in Evendurs Nähe und visiere einen der Kerle an, die uns allmählich einkreisen wollen. Durch ihre gute Tarnung hatten wir diese feindlichen Bogenschützen erst recht spät bemerkt. Ihre dunkelgrünen Umhänge lassen sie gut mit ihrer Umgebung verschmelzen. Die Schlacht wogt hin und her, Alexander wütet wie ein Besessener in den Reihen der Feinde, Evendur feuert einen Pfeil nach dem anderen ab, die seltsamen Käfer versprühen offenbar eine Art Giftwolke, die einige der Gegner außer Gefecht setzt, Elenya hat ihre heiligen Worte erfolgreich sprechen können und dadurch Galmor mehr Luft verschafft, der ein wenig in Bedrängnis geraten war. Rücken an Rücken kämpft er nun mit dem Barbar, als magische Verstärkung auf den Plan tritt. Zwei Mystra-Kleriker treten zu uns auf den Hof hinaus. Jemand brüllt aus dem Haupthaus heraus Befehle, die wir nicht verstehen. Garon fuchtelt wild mit seinen Armen herum und ruft dabei: „Nelde Naur Pilin Tulta!!!“ Ein mächtiger Feuerball detoniert inmitten des Haupthauses. Die erstickten, schrillen Schreie von mindestens drei Opfern schallen zu uns heraus. Doch einer der Männer im grünen Umhang ist bedrohlich nahe an den Zauberer herangetreten. Blitzschnell reagiere ich und schreie entsetzt: „Halte in deiner Bewegung ein!“. Augenblicklich erstarrt der Angreifer in seiner Bewegung und der sonst so selbstbewusste Magier begibt sich leicht zitternd aus dem Gefahrenbereich. Das war knapp. Ich begebe mich zu ihm herüber. „Meine Schuld dir gegenüber ist nun abgegolten, Garon.“ „Wir sind ein Team. Lily. Wer will denn da dauernd von Schuld sprechen und alles gegeneinander aufrechnen?“, antwortet er mit wackliger Stimme. Ich zucke nur die Achseln und wende mich dem Kampf wieder zu. Evendur streckt den Angreifer, der Garon in Kelemvors Reich schicken wollte, nieder. Alexander metzelt zwei weitere Schattenechsen um, bevor er mit einem animalischen Kampfschrei in Richtung des falschen Mystrapriesters stürmt. Im selben Moment senkt der Priester plötzlich Waffe und Schild. „Alexander ....nicht!!!“, schreie ich, doch der Barbar hört mich nicht und überrennt seinen anvisierten Gegner. Mit dem Schwert durchbohrt er dessen Herz. Röchelnd geht er zu Boden. Eine dunkle Blutlache bildet sich um ihn herum. Entsetzt blicken Elenya, Galmor und ich auf die Leiche. „Sein religiöses Mystra Symbol ist heilig – nicht falsch... .“, gibt Garon widerwillig zu. Evendur tritt zu uns herüber, nachdem er der letzten untoten Echse den Garaus gemacht hat. „Stellt euch nicht so an, Leute. Jeder Krieg fordert nun mal auch unschuldige Opfer. Aber genau wissen wir ohnehin nicht, ob er nun ein echter oder ein unechter Priester Mystras war.“ „Ich vermute, er hat unter einem Bann gestanden. Bestimmt hat er deswegen Schild und Waffe gesenkt.“, entgegnet Elenya mit belegter Stimme. „Ich kümmere mich um das Fallgitter am Haupttor“, sagt Evendur pragmatisch, „Nicht, dass wir eine unliebsame Überraschung durch den heimkehrenden Plündertrupp erleben. Komm Brüderchen, mach dich nützlich und hilf mir dabei.“ Alexander räuspert sich und folgt dem Kundschafter. Als er an mir vorbeikommt, murmelt er eine Entschuldigung. Ich nicke ihm zu und scheuche ihn in Evendurs Richtung.

Wir anderen vier betreten das Haupthaus. Viel ist nach Garons mächtiger Feuersbrunst nicht mehr übrig vom Eingangsbereich. Die anderen durchsuchen die Überreste der drei Flammenopfer. Ich nehme all dies nur am Rande wahr. Ein unangenehmes Rauschen füllt meine Ohren aus, alle Geräusche höre ich nur von Ferne. Die mir vertraute Schwärze breitet sich in meinen Gedanken aus und ich muss mich an die Wand lehnen, um nicht den Halt zu verlieren. „Du bist ein schlechtes Mädchen, Lily. Deine Mutter würde sich von dir abwenden. Einen unschuldigen Mystrapriester grundlos zu töten...“ „Ich habe ihn nicht getötet“, erwidere ich matt. „Aber tatenlos zugesehen hast du!“ Sein höhnisches Lachen füllt meinen Kopf aus. Ich halte mir die Ohren zu, jedoch bringt dies keine Besserung. „Du wirst mir immer ähnlicher, meine kleine schwarze Lilie. Bald wirst du mich verstehen und bereit sein, mit mir zu herrschen. Du bist nicht wie deine Mutter. Aber das merkst du ja gerade, nicht wahr?“ Mein Atem geht nur noch stoßweise. Schweiß tritt auf meine Stirn. Mein Mund ist zu trocken, als dass ich noch eine Antwort geben könnte.

Die anderen haben in der Zwischenzeit alle nicht verbrannten Hinweise bei den Magiekundigen Leichen im Eingangsbereich gesichert und verwahrt. Gemeinsam, auch mit Evendur und Alexander, durchstreifen wir vorsichtig das Gebäude, auf der Suche nach einem geeigneten Rastplatz. Weit gehen wir nicht hinein, da Garon nachhaltig darauf besteht sich zur Ruhe zu begeben. Einen weiteren Kampf, ohne sich zuvor regeneriert zu haben, könnte er nur unvollkommen bestreiten. Seine mächtigsten Sprüche seien aufgebraucht.
In der Nähe des Eingangstores finden wir vier heruntergekommene Quartiere. Wir beziehen das hinterste der vier, welches uns am solidesten erscheint.

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Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Galmor

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #52 am: 11. Dezember 2007, 10:34:21 »
Wenn ich bedenke, dass ich an der Stelle dieses Mystrapriesters hätte sein können....muss ich wohl dankbar sein, dass mich die Echsen vergiftet haben.
Wir hätten den Priester ja gerne seinen Glaubensbrüdern übergeben, aber...

Lily Weg

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #53 am: 12. Dezember 2007, 21:46:51 »
Es ist vollbracht!

Buch I ist fertig. :)

Amen...

Und es war kein total party kill^^

Galmor

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #54 am: 12. Dezember 2007, 23:16:16 »
He, ich HABS versucht, ok? ;)

Arkos

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #55 am: 13. Dezember 2007, 09:17:38 »
SUPER!

Ich lese es mir heute abend durch und bring es dann oder morgen auf Format - spätestens Morgen abend hast du das docx, das doc und das pdf für die Endüberarbeitung/Druckerei! 8)
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Lily Weg

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #56 am: 13. Dezember 2007, 17:38:33 »
@Arkos: merci! :)


@Galmor: nunja, genau genommen, hat Alexander sein Bestes gegeben, uns alle zu töten - auf Weisung Garons *kichert*

Der No-Brainer hat das böse Dingen kaputt gehauen... - doch nun sag ich ohne meinen Promotor nix mehr dazu

Arkos

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #57 am: 13. Dezember 2007, 21:06:10 »
4. ELEINT
Nach einem kargen Frühstück wollen wir uns daran machen, die Burg gründlich zu inspizieren, denn schließlich müssen die verschleppten Bürger, einschließlich Amnik Basults, und die Nestgefährtin Kessesseks irgendwo hier verborgen sein.

Wir diskutieren noch darüber, ob es sich nun um einen echten oder einen unechten Mystrapriester handelte. Evendur vermutet, dass er ein Spion gewesen sein könnte. Elenya bleibt bei ihrer Theorie des Banns, der ich mich anschließe. Wir erwägen beide, den Toten auf unserem Rückweg zum Echsendorf mitzunehmen, um ihn wiedererwecken zu lassen. Alexander wirkt ebenfalls etwas zerknirscht wegen des toten Priesters: „Naja...sagen wir...ich hatte zuviel Schwung, als dass ich noch hätte abbremsen können.“ Ich winke nur ab und murmele, dass es schon in Ordnung ist. Danach widme ich mich der Tür zu unserem Dienstbotenquartier. Ich habe das Gefühl, dass wir nun alle besser etwas tun sollten, da die Stimmung recht bedrückt ist. „Nanu? Hat jemand von euch die Tür verschlossen?“, will ich wissen, nachdem ich überrascht festegestellt habe, dass sie sich keinen Zentimeter rührt. Alle schütteln den Kopf.
„Hmmm. Geh auf!“, fordere ich die Tür mit einer flinken Bewegung meiner Finger auf, doch auch mein kleiner Zauber, mit welchem ich sonst Türen öffnen und schließen kann, ohne sie zu berühren, wirkt nicht. Evendur untersucht das Schloss: „Merkwürdig, das Schloss ist eigentlich unverschlossen.“ Er rüttelt an der Tür, annehmend, dass ich wohl nur zu schwach gewesen bin, die etwas verkeilte Tür zu öffnen. Doch auch er hebt erstaunt eine Augenbraue, als er feststellt, wie stark sie verklemmt ist. „Mach Platz, ich schlag sie ein!“, brummt der muskelbepackte Barbar. „Aber bitte leise, nicht, dass wir die ganze Burg aufwecken.“, fordert Elenya. Evendur deutet grinsend auf seinen Halbbruder und wendet sich der Kelemvor Priesterin zu: „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass so einer bewandert in Feinmotorik ist?“ Die Muskelberge an Alexanders Oberarmen und Schenkeln wölben sich, doch es gelingt auch ihm nicht, die Tür aufzuschieben.
„Verdammte Scheiße“, flucht er laut, „Was ist das?“ Galmor tritt neben ihn. „Scheinbar hat jemand etwas Schweres vor die Tür gerollt. Komm, wir versuchen es gemeinsam. Eins, zwei und drei!“

Unter größter Anstrengung können die beiden kräftigen Männer die Tür gerade soweit aufhebeln, dass sich Alexander hindurch quetschen kann. „Was zum Abyss...???“, hören wir noch von ihm und danach nur noch schreckliche Geräusche, ein kehliges Knurren, das Zuschnappen eines gewaltigen Mauls... . Galmor, der sich als zweiter durch den Türspalt schiebt, flüstert uns warnend zu: „Tempus gebe mir Kraft! Alexander wird gerade von einem riesigen Krokodil umarmt, welches auf zwei Beinen geht und annähernd den ganzen Gang vor diesem Raum ausfüllt.“
„Lebt er?“, frage ich besorgt.

„Schon, aber er kann sich nicht bewegen. Dieses Ding versucht ihn zu fressen.“

„Was machen wir nun?“

„Nicht diskutieren, Elenya, wir bekämpfen es einfach.“, unterbricht Evendur unwirsch, doch auch er wirkt sichtlich beeindruckt von der Beschreibung Galmors.

Ich stimme ein beruhigendes, mutmachendes Lied an und widme mich der Wand des Dienstbotenquartiers. Vielleicht gibt sie ja nach und wir können diese Monstrosität im Gang umgehen und Alexander von hinten zur Unterstützung kommen.  Inzwischen tritt Elenya mutig vor und stellt sich der Kreatur, ebenso wie der Tempus Priester. Zusammen schlagen sie auf die Kreatur ein, die durch die Hiebe der geheiligten Waffen wütend wird. Geschockt stelle ich fest, dass die Außenwand in dieser Zelle bedauerlicherweise unnachgiebig ist. Neben mir murmelt Garon irgendwelche magischen Worte, deren Sinn ich nicht verstehe. Die Tür zum unseren Quartier gegenüberliegenden Raum wird aufgestoßen und es stürmen vier der untoten Echsen in den Gang. Allmählich wird es unübersichtlich und zu eng für uns. Elenya handelt rasch und schleudert den untoten Kreaturen mächtige heilige Worte entgegen, welche zwei der Echsen von Furcht vor dem heiligen Zorn getrieben, zurück in den Raum weichen lässt.

In selbstmörderischer Absicht schiebt sich der Magier an uns allen vorbei in Richtung des Krokodils.

„Atta Estel Yello!“ , schreit Garon über den Kampflärm hinweg und in einem Nebel aus umherschwirrenden Totenköpfen erscheint ein celestischer Bär. „Er ´ En Yello“ In Windeseile tauschen der celestische Bär und Alexander die Plätze. Erleichtert stelle ich fest, dass mein Freund annähernd unversehrt ist. Mit einem triumphierenden Blick berührt der Zauberer die widernatürliche Krokodilskreatur und sie steht lodernd in Flammen, dem Zerbersten nahe. Gellende Schmerzensschreie durchdringen den Gang. Unter einem mächtigen Schlag Galmors, fällt das Wesen endlich zu Boden und die rote Glut in seinen bösen Augen erlischt. Elenya trennt vorsichtshalber den Kopf vom Rumpf. An ihr vorbei schleicht Evendur um die Ecke. „He, wo willst du hin?“ Seinen Zeigefinger auf die Lippen legend flüstert er ihr zu: „Einen weiteren Eingang suchen in den Raum dort.“ Er deutet auf die unserem Quartier gegenüberliegende Wand. Aus einer Tür in just dieser Wand bedrängen uns weitere untote Echsen. Mit brachialer Gewalt, drischt Alexander auf die beiden ein und tapeziert die Wand mit ihnen. Sein Blick fällt in eine riesige Halle, die einst gewiss sehr prunkvoll war und von Säulen umrahmt wird. In der Mitte dieser Halle schwebt eine große, schwarze Kugel, aus welcher unregelmäßige Schattenblitze herauszucken. Viele untote Echsen sind dort im Halbdunkel zu sehen, sowie eine Halbdrachin, ein Shadar Kai und eine in weiße Hautlappen gehüllte Kreatur. Mit schreckensgeweiteten Augen reißt Alexander die Tür zu. Auf unsere fragenden Blicke antwortet er stammelnd: „Da ist...gar nichts...Interessantes drinnen.“ Während unsere skeptischen Blicke dem Barbaren etwas mehr Information entlocken sollen, hören wir von drinnen eine zischende, kehlige Stimme rufen: „Nun meine Shadar´Kai, treibt sie aus dem Tempel!“ Die Stimme geht durch Mark und Bein. Mir stockt der Atem und mein Lied hat einige Takte lang einen Aussetzer.
 
Zahlreiche der untoten Echsen stürmen zur Tür, doch unser mächtiger Kämpfer steht wie ein lebendes Bollwerk zwischen ihnen und uns, unermüdlich auf die herannahenden Gegner einschlagend, von denen einer nach dem anderen zu Boden geht. Ein in Schatten gehüllter weiblicher Halbdrache zielt einen von Elektrizität erfüllten Speer auf Alexander, der ihm eine saftige Verbrennung einbringt. Wütend schnaubt der Barbar und schlägt umso heftiger auf die Echsen ein. Ich stimme ein anderes Lied an, da wir es offensichtlich mit magiebegabten Gegnern zu tun haben, sollten wir wenigstens gegen solche Zauber geschützt sein, die unseren Geist beeinflussen. Nicht auszudenken, was geschähe, wenn Alexander, in seinem jetzigen Zustand nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden könnte, denn einen blutigen Pfad der Verwüstung hinter sich herziehend, teilt sich Alexander seinen Weg durch die Flut der uns entgegenkommenden Echsen, deren Zahl immens ist. „Nelde Naur Pilin Tulta!“, ruft Garon, auf die Halbdrachin zeigend und ein lodernder Totenschädel schießt auf sie zu. Ob und wie schwer die Schattenschuppe durch den Feuerball verletzt wurde können wir nicht sehen, da sie im selben Moment eine magische Dunkelheit beschwört, die sich über uns alle herabsenkt. Garon und ich stehen am Rande der Dunkelheit und tasten uns heraus. Der Magier will außen um den Saal herum gehen und durch eine der anderen Türen angreifen. Ich jedoch ziehe es vor, mit meinem Geist stärkenden Gesang vor Ort zu bleiben. Unsere beiden Priester reichen sich die Hand und tasten sich gemeinsam in Alexanders Richtung vor, um ihn unterstützen zu können. Elenya gelingt es, den Barbaren zu heilen. Die drei bewegen sich weiter vor und treffen schließlich auf die Halbdrachin, welche von Alexander einen mächtigen Schwerthieb abbekommt. Doch die Schattenschuppe revanchiert sich mit einem ätzenden Säureatem, den sie über Elenya und Alexander bläst. Die Kelemvor Priesterin geht bewusstlos zu Boden. Evendur hat in der Zwischenzeit den Saal durch eine andere Tür betreten und befindet sich jenseits der magischen Dunkelheit, welche er nur als undurchdringlich schwarze Halbkugel wahrnimmt.

Er nimmt sich der durch Elenyas heilige Worte verängstigt fortlaufenden Untoten an, welche er eine nach der anderen erschießt. Hinter ihm betritt schließlich auch Garon den riesigen Raum. Gebannt blickt er auf die von Schattenblitzen umgebene große Kugel in der Mitte des Saales. Evendur räuspert sich: „Garon? Alles klar bei dir?“ „Wie bitte?“, fragt der Angesprochene geistesabwesend, „Ach ja...Evendur. Ich untersuche dieses Portal nur aus der Ferne.“ Während Galmor nach Elenya tastet, die irgendwo in der Dunkelheit zu seinen Füßen liegen muss, knüppelt Alexander weiter mit verzerrtem Gesicht und diesen unwirklich schwarzen Augen auf die Schattenschuppe ein.
Schließlich berührt der Tempuspriester seine Kollegin und stellt erleichtert fest, dass ein schwacher Puls vorhanden ist. Er spricht die Worte eines starken Heilzaubers und die Kelemvor Priesterin kommt zu sich. „Danke“, sagt sie knapp und noch recht benommen zu Galmor. Der Tempus Priester nickt ihr zu und zieht sie in Richtung der Tür, hinaus in den Gang, wo er sich ihrer Wunden weiter annimmt. Inzwischen konnte der wütende Barbar die schattengeschuppte Halbdrachin töten. Sofort löst sich die magische Dunkelheit auf. Mit einem lauten Knurren setzt Alexander hinter einem Shadar Kai her, den er mit einem einzigen entsetzlichen Hieb niederstreckt.

Evendur und ich nehmen mit unseren Bögen den letzten verbliebenen Obershadar Kai in die Zange. Wir fügen ihm schwere Verletzungen zu, dennoch weicht er zielstrebig zur schwarzen, pulsierenden Kugel zurück. Er scheint dem Tode nahe, nachdem Evendur einen gut gezielten Schuss auf ihn abfeuert. Rasch zieht er einen neuen Pfeil aus seinem Köcher und ich lasse meinen Pfeil auf den seltsam gewandeten Mann abschwirren. Doch ich verfehle ihn knapp. Der Shadar Kai flucht und springt mit einem verzweifelten Satz durch das Portal. Alexander ist nun auch nahe genug heran, noch immer in irrer Raserei macht er Anstalten, dem Anführer durch das Portal zu folgen. Mühsam halten Evendur und ich ihn davon ab.

„Lass gut sein, Brüderchen. Beruhig dich.“

Alexander schnaubt und versucht sich aus dem festen Griff Halbbruders zu befreien. „Alexander, bitte, hör auf ihn“, flehe ich meinen Freund an, „Elenya geht es nicht gut und auch du überschätzt dich. Schau dich an!“ Tatsächlich blutet der rasende Barbar aus zahlreichen Wunden. Endlich wird er ruhiger und sein Widerstand gegen Evendurs Haltegriff bricht. Erleichtert atmen wir auf. „Mann, lasst mich los! Schon gut, schon gut. Ich spring dem nicht hinterher.“

Der Kundschafter lässt ihn los und wendet sich Garon zu, der immer noch gedankenverloren die zuckende Kugel betrachtet, durch die gerade eben eine humanoide Kreatur verschwunden ist. „Hey, was hast du herausgefunden über dieses Ding hier?“
Garon schweigt.

„Garon?“ Ich schüttele ihn. „Antworte, Magier, oder beabsichtigst du, auch da durch zu hüpfen?“, fragt der Späher unfreundlich. Garon blinzelt kurz, blickt uns danach tadelnd an und erklärt, dass dieses spezielle Portal ein Weg auf die Schattenebene ist. „Mit herkömmlichen Mitteln und unserem Wissen ist es unzerstörbar.“ Resigniert blicken wir einander an. „Wir können es also nicht verschließen?“, fragt Galmor.

„Nein.“

„Und was jetzt?“, will Alexander wissen. „Jetzt suchen wir hier weiter nach den Gefangenen“, beantworte ich übertrieben fröhlich seine Frage, „Schließlich gibt es hier noch diesen großen Turm. Da finden wir bestimmt etwas.“ „Ach ja, das hier habe ich übrigens bei diesem grässlichen Krokodilwesen gefunden“, lässt uns Evendur wissen und wedelt mit einem Schlüsselbund vor unserer Nase. Alexander und ich sind bereits dabei, den Raum ein wenig zu durchsuchen. Auf einem kleinen Altar finden wir einen Brief.


Despayr,
Die Herrin des Verlusts hat Eure Hingabe bemerkt und wird sie belohnen. Ich sende Euch Thierraven, der dieses Schreiben mit sich führt. Er trägt die Mittel, die Passage des Dusklords ein weiteres Mal zu öffnen, um Euch dadurch ein ruhmreiches neues zu Hause zu geben und unsere Sache im beiderseitigen Einverständnis zuende zu bringen.
Wenn Ihr Euch durch das Portal begeben habt, so werdet Ihr Euch in einem schattenhaften Ebenbild dieser Burg wiederfinden. Von dort aus wird Euch ein anderer vom Volke Thieravens, ein Shadar-Kai, zum Kloster des Ebenholz Kloster geleiten. Ich erwarte Euch dort ungeduldig, da wir viel zu bereden haben.
Bewahrt Eure Geheimnisse sicher, denn ihr Gewicht wird eines Tages die Mysterien zu Fall bringen.


Auch die Schattenschuppe trägt ein Schreiben bei sich. Beide Briefe sind mit Esvele Graycastle unterzeichnet.


Kithlord Thieraven,
meine Herrin kann den Handel, der die Seelen deines Volkes an IHR reich bindet, nicht brechen, aber ich garantiere dir, dass sollten IHRE Pläne erfolgreich sein, du und deinesgleichen eine Heimat auf Faerûn haben werdet, wo ihr nichts von den Effekten des Fluches bemerken werdet.
Der verlassene Sumpf sollte eine perfekte Basis für dich und dein Volk abgeben, von wo aus ihr euch sammeln könnt, um eine echte Präsenz in der Welt aufzubauen. Niemand wird es vermuten, keine neugierigen, spionierenden Augen werden auf euch gerichtet sein. Nur einige primitive Echsenstämme, die ihr leicht abschlachten oder versklaven könnt, werden Notiz von eurer Ankunft nehmen. Der Erfolg dieses Unternehmens wird zu weiterem Erfolg in anderen Unternehmungen führen und schon bald wird dein Volk viele Plätze haben, an dem es leben kann, ohne den Verlust der eigenen Seele fürchten zu müssen.
Wie immer erlaubt sie euch Zugang zum Schattengewebe und ich biete ich weiteres Training in dessen Benutzung an. Wir bitten euch dringend, noch mehr eurer Art davon zu überzeugen, diese Gabe anzunehmen. Du selbst hast die positiven Aspekte bereits gesehen und in den kommenden Monaten und Jahren wird euer Volk seine Macht spüren lernen.
Esvele Graycastle


Mit angespannten Gesichtern lauschen wir Elenyas Worten, als sie die Briefe vorliest.
„Über diesen Dusklord habe ich mal eine Legende gehört. Wollt ihr sie hören?“ „Lass stecken, Lily, jetzt ist wohl kaum die Zeit für Ammenmärchen“, antwortet Evendur. „Von dir habe ich keine andere Antwort erwartet“, entgegne ich eisig. Garon gibt mir ein ermunterndes Handzeichen: „Doch, lass hören.“

„Also schön, dann lauscht der Geschichte des Dusk Lord von Sessrental“, hebe ich feierlich an, „Über 300 Jahre lang war das ruhige Tal zwischen den Donnerspitzen und dem Elfenland von Semberholme bekannt als die aufstrebende Gemeinde von Sessrental. Im Jahre 1232 DR, bezichtigten jedoch die militärischen Machthaber von Bogental den Dusk Lord zu Sessrental der Hexerei. Sie behaupteten, dass der düstere Lord das Land mit Nekromantie und anderer böser Magie verschmutzte. Folglich marschierten die Armeen Bogentals in Sessrental ein und überzogen das ruhige Tal drei volle Wochen lang mit einem Blutbad. Was auch immer dran sein mochte, an den Beschuldigungen seitens Bogental, gewiss ist nur, dass Sessrental äußerst mächtige Magie zur Verteidigung aufbot, so dass die Verluste auf beiden Seiten immens waren. Schließlich wurde der Dusk Lord niedergerungen. Sein Volk wurde vertrieben. Sie flohen mittellos nach Westen, hinein nach Cormyr. All ihre Habseligkeiten wurden von der siegreichen Armee Archentals als Kriegsbeute mitgenommen, ihre Häuser wurden verbrannt und das Land, welches sie bewirtschafteten wurde mit Salz überzogen und dadurch unfruchtbar gemacht. Heute erscheint Sessrental auf keiner Karte der Talländer mehr und scheint absolut in Vergessenheit geraten zu sein.

Das Schicksal seines ehemaligen Landesfürsten hingegen gibt Anlass zu einigen Spekulationen. Einige sagen, er wurde in einer blutigen Endschlacht erschlagen. Andere behaupten, dass seine Nekromantie ihn über den Tod hinaus lebendig hält. Viele Geschichten sind sich dahingehend einig, dass der Dusk Lord in Richtung Cormyr floh und sich im weiten Sumpf niederließ.

Annähernd 150 Jahre nach seinem Verschwinden, würden nur wenige behaupten, dass er noch immer dort ist, es sei denn, er wäre ein Leichnam, wie einige Versionen der Geschichten nahe legen. Eine der weniger populären Legenden den Dusk Lord betreffend, erzählt, dass er durch mächtige Magie zur Ebene der Schatten gelangte, wo er noch heute existiert. Die Magie, die ihm den Übertritt in diese fremde Ebene erlaubte, wird in den Geschichten als Dusk Lord´s Passage bezeichnet.“

„Ob das hier sein Durchgang zur Schattenebene ist?“, fragt Elenya.

„Das würde voraussetzen, dass dieses Märchen wahr ist“, erwidert Evendur.

„Zumindest sollte man diese Legende im Hinterkopf behalten, auch wenn ich nicht denke, dass es sich bei diesem Portal hier um jenen Durchgang des Dusk Lords handelt.“ meint Garon.

Während meiner Erzählung schlich Alexander weiter in dem großen Saal herum, ein schrilles Pfeifen lässt unsere Köpfe in seine Richtung fliegen. Er steht vor einer großen Eisentür an der Rückseite des Raumes. Auffordernd pfeift er abermals und winkt seinen Halbbruder herüber, energisch auf den Schlüsselbund in dessen Hand deutend. „Willst du, dass ich mir den Bund zwischen die Zähne klemme und schwanzwedelnd auf allen Vieren zu dir renne?“ „Mir egal, nur bring endlich den Schlüsselbund rüber, oder wollt ihr hier Wurzeln schlagen und weiterhin Geschichtsstunden abhalten?“ Gemeinsam gehen wir zu Alexander und Evendur schließt die Tür auf. Sie führt in Richtung des Turms. Wir stoßen auf weitere verschlossene Türen, die sich mit keinem der Schlüssel, die wir fanden, öffnen lassen. Garon verwandelt sich in einen Erdelementar, bei dessen Anblick ich noch immer zusammen zucke, und untersucht jene Räumlichkeiten, die wir nicht betreten können. Da der Turm auf der Rückseite ein Loch aufweist, rät uns Garon, außen herum zu gehen, von wo aus wir die Treppe nach oben problemlos erreichen könnten.

Wir setzen seinen Rat in die Tat um. Ganz oben im Turm finden wir vier männliche Scharfzahnechsen und ein Weibchen vor. Die Schlüssel vom Bund der Krokodilkreatur passen und wir befreien die stark angeschlagenen Gefangenen. Garon, als einziger von uns der drakonischen Sprache mächtig, beruhigt die Echsen und vergewissert sich, dass es sich bei dem Weibchen um Ashala, die Nestgefährtin des Häuptlings Kessessek, handelt. Galmor und Elenya wirken kleine Heilungen auf die fünf Kreaturen, die sich wahrlich in einem erbärmlichen Zustand befinden. Evendur und der Kriegsmagier verbieten es ihnen, die Gruppe vollends zu heilen, da sie befürchten, sie könnten sich gegen uns wenden. Durch Garon als Dolmetscher erfahren wir, dass es hier im Turm keine weiteren Gefangenen gibt, sondern dass die verschleppten Echsen und Haarigen meist in die Schattenkugel gingen. Nur wenige blieben zur Verteidigung zurück. Alle verschleppten Kreaturen standen unter dem Bann einer Frau namens Sternenweberin Bresta. Wir vermuten, dass sie Garons Feuerball in der Eingangshalle zum Opfer gefallen ist.

„In dem einen Turmquartier habe ich übrigens eine interessante Notiz auf einem Schreibtisch liegen sehen“, merkt Garon an. Leider konnte ich sie in meinem Zustand weder lesen noch mitnehmen. „Dann werde ich versuchen, diese eine Tür aufzustemmen“, bietet Alexander an. Doch selbst mit vereinten Kräften gelingt es ihnen nicht, die steinerne Tür aufzuhebeln. Evendur kehrt schließlich mit einem Keil und einem Eimer Wasser zur Tür zurück. Er schiebt den Holzkeil so tief es geht unter der Tür durch, bevor er ihn wässert. Alexander beäugt ihn misstrauisch. Garon schüttelt nur amüsiert den Kopf. Einzig Galmor scheint zu begreifen, was unser Kundschafter dort tut. „Durch das Wasser quillt der Holzkeil auf und wird ganz langsam aber stetig den Stein der Tür sprengen.“ „Aha“, macht Alexander nur. „In der Tat faszinierend wie effektiv primitive Mittel sein können – WENN sie funktionieren sollten“, stellt der Magier fest.

Elenya, Galmor und ich begeben uns , während das Holz quillt, in den Burghof, um den Körper des toten Mystrapriesters fertig zu machen für die Reise. „Was? Wo ist er hin?“, ruft Elenya erschrocken. Galmor blickt sich um. „Oh nein, das wirft unseren ganzen Plan durcheinander! Wir hatten doch so viele Fragen an ihn“, rufe ich enttäuscht. „Ich glaube hier ist noch ein Teil von ihm“, meint der Tempuspriester und winkt uns zu einem blutigen Stück Fleisch, was vielleicht einmal der Unterarm eines Menschen gewesen sein könnte. „Und hier ist noch ein Teil“, bestätigt Elenya angewidert. Tatsächlich finden sich an beiden Körperteilen noch Reste einer klerikalen Gewandung, wie sie der Mystrapriester getragen hatte. „Offensichtlich hat ihn etwas aufgefressen“, stellt Galmor lakonisch fest. „Und nun? Was wird aus unserer Befragung?“, will ich wissen. Elenya wechselt einen Blick mit Galmor. „Ich habe einen Zauber vorbereitet, der es mir erlaubt, mit den Toten zu sprechen“, sagt sie schließlich, „Allerdings hat die Sache einen gewaltigen Haken. Ich kann dem Toten lediglich drei Fragen stellen.“ Gemeinsam überlegen wir uns drei Fragen. Nachdem wir uns einig sind, drei gute Fragen ausgewählt zu haben, stellt die Kelemvor Priesterin eine Verbindung zur Ebene der Toten her. Ein Stöhnen und Wehklagen ist um uns her zu hören und auf meinen Armen bildet sich eine Gänsehaut. Endlich scheint sie den Kontakt hergestellt zu haben. „Wie ist dein Name?“, fragt sie den Geist des Verstorbenen. Eine ätherische Stimme, die von überall und nirgendwo zu kommen scheint, antwortet ihr in kryptischer Weise:
„Ich besitze keinen Namen mehr – ich erinnere mich nicht an ihn, aber er steht niedergeschrieben auf einem Dokument welches mir in Wheloon abgenommen wurde, es wurde in Illipur ausgestellt.“

Ich schaue Galmor ratsuchend an, doch der zuckt auch nur mit den Achseln. „Ich liebe dieses Faible für ausgefallene, rätselhafte Antworten!“, stöhnt Elenya. „Egal, frag weiter, wir grübeln später, was das alles bedeutet“, schlage ich vor. Seufzend wendet sie sich wieder dem Geist des Priesters zu: „Warum machst du gemeinsame Sache mit den Shar Priestern und den Untoten?“

„Ich wurde von der anderen dunklen Seite gebeten.“ Antwortet der Geist.
Wir blicken einander kurz ratlos an, doch rasch winke ich ab und signalisiere Elenya, dass sie nun auch die letzte Frage stellen soll. „Und was wurde aus dem Zwerg Amnik Basult?“

„Er folgte dem Ruf der Sternenweberin Bresta in seine neue Heimat.“
Mit einem Wegklagen zerreist das Band zur Ebene der Toten und wir drei stehen ratlos vor den kläglichen Überresten des Mystrapriesters. Während wir ihn notdürftig beerdigen diskutieren wir über den Sinn und Unsinn seiner mystischen Worte. „Also mir fällt gerade ein, dass wir doch im Whelooner Tempel einige Ausweise gefunden hatten. Da war tatsächlich ein Reisepass dabei, der in Illipur ausgestellt war. Ich meine mich zu entsinnen, dass der Name des Passinhabers Halish lautete.“ „Gut Lily, ich werde mir den Namen merken und wir sollten dafür Sorge tragen, dass ein Mystratempel vom Schicksal dieses Klerikers erfährt.“, meint Elenya. Schließlich kommen Garon, Alexander und Evendur zu uns nach draußen. Sie waren ebenfalls nicht untätig. Nach Durchsicht aller Briefe, Karten und Dokumente eruierten sie, dass wir wohl zwangsläufig auf die Schattenebene reisen müssten. „Doch zunächst kehren wir zu Häuptling Kessessek zurück“, endet der Kundschafter die Ausführungen des Magiers über die Schattenebene, „Galmors Schicksal muss zum Guten gewendet werden und dafür müssen wir Ashala heil ins Echsendorf bringen.“ Wir alle klopfen Galmor aufmunternd auf die Schulter. „Wird schon gut gehen. Wir bringen diese Nestgefährtin heim und du bekommst dein Gegengift“, ruft Elenya fröhlich. Sie blüht richtig auf, seit der Tempus Priester mit uns reist. Scheinbar verbindet ihre Seelen mehr miteinander als dies beim Rest unserer kleinen Schar der Fall ist. Manchmal diskutieren sie über die Sichtweisen ihrer Götter und über das Gefüge der Welt. Wahrlich ein Thema, bei dem außer Garon wohl keiner von uns mitreden möchte.

Wir verbringen die Nacht außerhalb der Zuflucht – alles ist auffallend ruhig. Auch Alexander ist auffallend ruhig. Besorgt betrachtete ich meinen großen Freund, der zusammengesunken, mit hängenden Schultern auf dem Boden kauert und offenbar nichts um ihn herum zur Kenntnis nimmt. „Welchen inneren Kampf kämpfst du nur, mein Freund?“, flüstere ich ihm zu. Eine Frage, auf die ich nicht wirklich eine Antwort erwarte. Ich ahne, was in ihm vorgeht. Es hat vermutlich etwas mit diesem dunklen Wesen in seinem Inneren zu tun, welches von Zeit zu Zeit Besitz von ihm ergreift. In letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass es häufiger als früher die Oberhand gewinnt und ich bin mir nicht sicher, ob das gut oder schlecht ist. Gerade sehne ich mich zurück nach der Zeit, in welcher Alexander und ich allein durch Faerûn zogen. Jeder konnte sich auf den anderen absolut verlassen, wir hatten keine Geheimnisse voreinander. Doch nun? Nun sind die Momente vertrauter Zweisamkeit rar, wenn nicht sogar überhaupt nicht mehr gegeben.

Dafür haben wir jetzt vier Gefährten, die grob das selbe Schicksal wie wir hatten. Irgendwie fühle ich mich ihnen verbunden, Elenya mehr als den anderen, aber wenn ich genau über all dies hier nachdenke, dann frage ich mich, woher diese Verbundenheit herrührt. Äußerlich betrachtet sind wir teils grundverschieden. Und dennoch scheint irgendein Band zu existieren, was uns ein Urvertrauen gegenüber den anderen gewährt. Ich wünsche mir, dass wir dieses Band stärken, so dass wir letztlich zusammen gesehen mehr sind als nur die Summe unserer einzelnen Mitglieder.
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Arkos

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #58 am: 18. Dezember 2007, 17:15:52 »
5. ELEINT
Früh morgens drängen die Echsen zum Aufbruch. Nach strammem Marsch erreichen wir gegen Abend den Hügel, auf dem das Echsendorf angesiedelt ist. Schon weitem sehen wir Rauch, sowie tote Echsen und Schattenechsen. Beim Anblick ihrer erschlagenen Brüder und Schwestern stürzen vier der von uns befreiten Echsen vor. Alexander, der inzwischen wieder in sich zu ruhen scheint, rennt augenblicklich hinterdrein. Auch wir anderen folgen zügig. Einzig Garon und der alte Häuptling, namens Gathan, bleiben am Fuße des Hügels zurück. Das Hämmern von Kriegstrommeln ist zu hören. Als wir ziemlich außer Atem auf der Hügelkuppe ankommen, stellen wir erleichtert fest, dass die vereinigten Echsenvölker augenscheinlich siegreich waren. Inmitten des Lagers hängt eine mit Pfeilen gespickte, abscheuliche Monstrosität, deren Erscheinungsbild entfernt an einen Augentyrannen erinnert. „Ein Grell!“, ruft Evendur erstaunt aus. Wir versuchen im herrschenden Chaos des Siegestaumels irgendwo Kessessek zu finden. Derweil führt Garon eine Unterredung mit dem alten Häuptling, den er jedoch nicht davon überzeugen kann, mit ihm ins Dorf seiner ehemaligen Stammesbrüder zu kommen. In seiner kehligen Sprache gibt er unserem Magier zu verstehen, dass er ein Ausgestoßener ist, der Schwäche zeigte. Ein würdigerer Mann sei nun Häuptling. Dennoch bietet er Garon seine Hilfe bei der weiteren Verfolgung unserer Forschungen an, da Leute seines alten Stammes, die in ihm noch den Häuptling sehen, durch das Portal gingen. Er gelobt, uns zu begleiten, bis er seine Leute gefunden hat. Gathan wird uns morgen früh am Fuße des Hügels erwarten.

Garon stößt schließlich wieder zu uns und erzählt knapp, was mit dem alten Häuptling ist. „Lasst uns rasch mit dem Anführer dieser Tiere hier kommunizieren und das Gegengift für den Bauern hier erwirken.“, schließt er seine Rede.

„Warum bezeichnest du mich als Bauern?“

Ungeduldig atmet Garon laut aus, mustert Galmor dabei nochmals abschätzig und antwortet dann: „Weil du bisher in etwa genauso nützlich warst wie ein Bauer oder eines dieser Tiere hier.“ Die Kiefermuskeln des Tempuspriesters zucken und er ballt die Hände zu Fäusten. Beschwichtigend legt Elenya meinem Halbbruder den Arm um die Schultern. „Komm besser mit, Garon ist manchmal nicht ganz dicht. Wahrscheinlich ist er zu schlau und da gibt es in seinem Kopf keinen Raum für nette Gedanken.“ Als Elenya und Galmor außer Hörweite sind, verlange ich aufbrausend eine Erklärung: „Warum bist du so überheblich? Du bezeichnest die Echsen als Tiere und sprichst abfällig über sie. Dabei sprichst du als einziger von uns ihre Sprache!“ Der Magier poliert gelangweilt seine Brillengläser an seiner lila Samtrobe. „Auch Hunde haben eine Sprache“, gibt er zu bedenken. Evendur hält meinen Arm mitten im Schlag fest. „Bringt doch nichts, Lily“, raunt er mir zu. Und zu Garon gewandt: „Dein Gerede über Hierarchien ist unsäglich schlecht, werter Garon. Warst du jemals in der Natur? Dort kann man viel lernen über Hierarchien, über Völker, über Tiere und auch über deren Sprache. Und vor allem lernt man, dass dort alles seine Daseinsberechtigung und seinen Sinn innerhalb des Kosmos hat. Nur deswegen kann ich Geschöpfen wie dir mit einiger Gelassenheit begegnen. Denn ich weiß auch mit Sicherheit, dass jede Spezies ihren ganz eigenen Feind hat.“ Bissig ergänze ich Evendurs Rede: „Es gibt wohl nichts für Garon in der Natur, was er nicht auch in einem seiner Bücher finden würde. Und das tolle an seinen Büchern ist: sie bewegen sich nicht, sie verändern sich nicht...man muss sich nicht anpassen...“ Doch Garon lässt uns einfach stehen. Als hätte er unsere Worte nicht vernommen, dreht er sich kurz zu Evendur und mir um, die wir ungläubigen Blickes hinter dem Magier herstarrten, und meint: „Wollten wir nicht Kessessek aufsuchen?“

Tatsächlich heilen die Echsen Galmor und geben uns sogar noch zehn weitere Rationen Gegengift, sowie eine Schriftrolle der Wiedergeburt für unser weiteres Unterfangen. Danach wird uns eine Gästehütte zugewiesen, in welcher wir die Nacht verbringen. Bei einem gemütlichen Lagerfeuer scheint aller Groll vergessen und wir genießen die letzten Stunden auf Faerûn. Zusammen mit Alexander musiziere ich. Wir denken uns einige lustige Lieder aus oder improvisieren neue Texte zu altbekannten Weisen. Am nächsten Morgen hoffen wir mit dem Häuptling sprechen zu dürfen.
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Lily Weg

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #59 am: 18. Dezember 2007, 21:09:28 »
Hach ja.... *seufz*


friedliche Idylle! Wie bald das in unendlich weite Ferne rücken wird...

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