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Autor Thema: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)  (Gelesen 38745 mal)

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Arkos

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #15 am: 03. November 2007, 00:24:56 »
SUZAIL, 13. ELEASIAS 1374
Seit drei Tagen sind Alexander und ich nun hier. Sofort nach unserer Ankunft und der ordnungsgemäßen Meldung bei den Stadtwachen, bezogen wir Quartier im „Blinden Basilisken“. Abends trete ich vor dem recht gut situierten Publikum der Herberge auf, um unseren Aufenthalt hier zu finanzieren.
Ich bin aufgeregt und Alexander hat mindestens fünfmal meine Hand aus meinem Gesicht gehauen, weil ich wieder an meinen Nägeln kaute.
Nun sitzt er neben mir, wirft mir gelegentlich einen missbilligenden Blick zu und grunzt mich an, sobald meine Hand sich meinem Mund nähert, während er die Unmengen Essens auf den drei vor ihm befindlichen Tellern vernichtet.
***
Es war ein dunkler, kühler Abend in Suzail als sich die Tür der Taverne öffnete. Leise Schritte erklangen auf den alten Holzboden als ein hagerer Mann den rauchigen Raum betrat. Etwas, was diesen Mann umgab machte einen befremdlichen Eindruck auf den Wirt. Die unbewegte Mine dieses Mannes, der sichere Schritt seiner schweren Stiefel und das stetige Geräusch seines Stabes auf dem Holzboden war es nicht, nein. Vielmehr schien er förmlich Selbstsicherheit und Unerschütterlichkeit auszustrahlen.

Sein junges Gesicht war wettergegerbt und die lockigen Haare hingen ihm, durch den Wind der hinter ihm durch die Tür blies, wirr im Gesicht. Seine leuchtend blauen Augen musterten aufmerksam den Raum und glänzten leicht bei dem Blick des prasselnden Feuers auf. Zwar war es Eleasias, aber nichtsdestotrotz war es recht kühl an diesem Abend.
Die Roben, lila, und bestickt mit fremden Runen die dem Wirt ein frösteln über den Rücken jagten, berührten fast den Boden und schienen dem hageren Mann wie für ihn geschneidert zu passen. Doch das Wappen Cormyrs- eingearbeitet in das Symbol der Kriegsmagier schien nicht ganz zu dem Gesamtbild zu passen.
Der Magier war nicht die einzige schillernde Gestalt die Reinhard an diesem Tag zu Gesicht bekommen sollte. Er durfte zwei weitere schwer gerüstete Cormyrer in seinem Etablissement der Hauptstadt begrüßen. Da war diese Frau die er am liebsten aus seinem fröhlichen Haus geworfen hätte. In Platte gerüstet und mit den klerikalen Roben einer Kelemvor Priesterin bekleidet musterte sie die Anwesenden, ehe sie ihren Platz neben dem Magier fand, der sich zu der Bardin und ihrem Leibwächter an den Tisch gesellt hatte. Reinhard hatte nie eine spirituelle Beziehung zum diesem kalten Gott aufgebaut – er mied das Thema Tod in der Hoffnung lange vor Kelemvors Gericht verschont zu bleiben. Aus gutem Grund…
Und dann kreuzte dieser heruntergekomme Wachmann Cormyrs auf. Ohne Zweifel irgendwo draußen in den Dörfern stationiert. Er stank nach Erde, Schweiß und Dorfmief. Aber irgendetwas in den Augen des Mannes verriet Reinhard, dass dieser Besucher kein gewöhnlicher Milizkämpfer oder Reservist war. Und wie zu erwarten gesellte auch er sich zu der schillernd bunten Gesellschaft aus Kriegsmagier, Todespriesterin – wie Reinhard die Frau in Platte in Gedanken nannte – und der Bardin mit Leibwächter.
Es ärgerte den Wirt unheimlich, dass sein Haus zu diesem Zeitpunkt so gut besucht war. Es boten sich nur wenige Gelegenheiten den gedämpften Gesprächen dort am Tisch der 5 zu lauschen. Umso besser traf es sich als die kleine Gruppe nach einem Separee verlangte.
„Aber sicher ich werde alles vorbereiten lassen – nur einen kleinen Moment.“ versicherte Reinhard Utzel. Schnell leitete er alles in die Wege und war schwupps in seinem `Arbeitszimmer‘ in der ersten Etage direkt über dem Separee verwunden. Grade rechtzeitig öffnete der Wirt die winzige Augenluke im Boden um das Geschehen im festlich hergerichteten Separee zu verfolgen. Seine Augen und Ohren staunten nicht schlecht als er hörte dass die Fremden allesamt Nachfahren der legendären Greifen waren. DER Greifen… Gebannt verfolgte er die Konversation und als die Bardin die sich den anderen als Lily Weg vorgestellt hatte ein Relikt der Greifen hervorholte stockte Reinhard der Atem. Auf dem Tisch lag nun eine sternenförmige Metallplatte mit 9 Zacken. Sein Guckloch lag genau über der Metallplatte und in jeder Zacke konnte er einen eingravierten Namen erkennen. Mit geschickten Fingern klappte die Bardin die Zacken des Sterns nach oben und positionierte unter Staunen der anderen 4 einen schwarzen Stein auf der entstandenen Spitze.
Plötzlich blendete ein greller Lichtstrahl den Wirt und erschrocken warf er sich vom Loch zurück bis er rücklings auf dem Boden lag.
„Reinhard Utzel“ kreischte eine Stimme barsch hinter ihm und die Türklinge seines Zimmers wurde energisch herunter gedrückt. Zum Glück hatte er abgeschlossen. „Reinhard“ kreischte die Stimme erneut. Unverkennbar seine Frau. Er kroch über dem Boden und warf den Teppich zurück über die kleine Öffnung im Boden. „Aufmachen Reinhard, SOFORT!“ Hastig richtete er sich auf „Ja ich komme…“ antwortete er schnell. Schon war er an der Tür und drehte den Schlüssel um, da Flog die Tür auch schon auf. Mit hochrotem Kopf stand seine Frau dort und schaute sich misstrauisch um. „Verdammt – dort unten ist die Hölle los – was machst du HIER?“ wollte sie wissen. Er konnte nur stammeln. Schließlich wäre es sehr unvorteilhaft wenn seine Frau mitbekommen würde, dass Reinhard gerne mal heimlich die eine oder andere Liebschaft im Separee hautnah miterlebte. „Äh … ähm…“
„Runter mit dir, jetzt. Wir haben Gäste.“ Barsch zog ihn seine Frau die Treppe hinunter, die Arbeitszimmertür hinter sich knallend. Ohne Frage: Seine Frau hatte die Hosen an.
Das letzte was Reinhard von den 5 mitbekam war ein erzürnter Leibwächter namens Alexander und die Ziele der Gruppe, die sich fortan als Abenteuergruppe „Greifenbrut“ ordnungsgemäß anmelden wollten und nach Wheloon marschieren wollten. Er seufzte als die 5 sein Haus verlassen hatten. „Abenteurer…“
***
Am 16. Eleasias machen wir uns mit einer Karawane auf den Weg nach Norden. Um möglichst günstig zu reisen, heuerten wir als Leibwache bei einem reichen Kaufmann an, den wir bis Hilp begleiten. Ab dort werden wir allein und zu Fuß unseren Weg nach Westen fortsetzen.

REISE NACH WHELOON, 19. ELEASIAS
Unserer Reise wird ein vorzeitiges Ende bereitet, da die Brücke über den Fluss Werrawurm durch ein Hochwasser zerstört wurde. Zu beiden Seiten des Ufers campieren die Händler und Bauern, während erste Bemühungen die Brücke wieder instand zu setzen schleppend in die Gänge kommen. Ersten Informationen zur Folge müssen wir mit mindestens einer Woche Wartezeit rechnen, ehe die Brücke wieder passierbar wird.
Um Tumulten und Auseinandersetzungen vorzubeugen, wurde ein Trupp der Pupurnen am Ufer stationiert.
Wir überlegen, wie wir die einwöchige Verzögerung umgehen können. Garon schlägt magische Wege vor, welche Alexander und Evendur strikt ablehnen. Ich bin auch skeptisch, ob Garon tatsächlich genug magisches Potenzial in sich trägt um uns alle magisch über die reißenden Fluten zu bringen. Evendur beschließt erstmal das Ufer nach alternativen Möglichkeiten der Überquerung abzusuchen und verschwindet ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Ich habe vor, mit dem Anführer der Purpurnen hier zu reden. Der befehlshabende örtliche Kommandant gewährt uns nach einigem Debattieren eine Überfahrt außer der Reihe, wenn wir einige marodierende Orks für ihn zur Strecke bringen. Die primitiven Banditen sollen sich nördlich von hier aufhalten. Da unser Kundschafter nicht auffindbar ist, hinterlasse ich ihm im Lager eine Nachricht und mache mich mit der übrigen Greifenbrut auf den Weg am Ufer entlang Richtung Norden, wo wir nach einigen Kilometern auf eine schmale Holzbrücke stoßen. Rund um die Brücke finden wir Spuren von Orks. Wir untersuchen die Gegend genauer, Garon wirkt sogar einen Zauber, durch welchen er eventuell verborgene Kreaturen beziehungsweise kürzlich gewirkte Magie entdecken will. Weder er noch wir anderen können etwas Verdächtiges finden. Als wir die morsche Brücke betreten, geraten wir in einen Hinterhalt der Grünhäute, die uns mit einem Pfeilhagel aus dem Gebüsch heraus eindecken. Wie durch ein Wunder wird kaum jemand verletzt, und Garon kann sogar verhindern, dass uns weitere Orks in den Rücken fallen, indem er sie mir seltsamen Ranken an Ort und Stelle festsetzt. Nach dem ersten Schreck stimme ich sofort ein Schlachtlied an, dessen Melodie uns alle umfängt und uns den Schrecken aus den Gliedern treibt, so dass wir besser für den Kampf gewappnet sind. Nach zähem Ringen reiben wir sie auf. Sieben fallen uns zum Opfer, einer kann entkommen. Alexander ist übel zugerichtet. Während des Kampfes geriet er Raserei und bemerkte nicht, dass er über sein Vermögen hinaus gekämpft hatte. Dank Elenya und Kelemvors Gnade überlebt er. Ich bin stinksauer auf Evendur, der uns einfach sitzen ließ. Wäre er bei uns gewesen, hätten wir mit seinen Fähigkeiten gewiss den Hinterhalt rechtzeitig erkannt und unsere Ausgangsposition wäre weitaus günstiger gewesen. Alexander wäre entsprechend nicht so schlimm zugerichtet worden.
‚Den werde ich mir vorknöpfen, wenn wir wieder auf ihn treffen sollten!‘
Ich schäume vor Wut!
Tolle Basis für die weitere Zusammenarbeit.... Verdammt, so etwas ist doch echt das Letzte. Es hätte nicht viel gefehlt und mein getreuer Freund hätte Einzug in Uthgars Reich gehalten.
Wir geben den Kopf des Orkanführers beim Kommandanten ab, der Wort hält und uns mit einem seiner Boote ans andere Ufer übersetzen lässt.
Die nächsten Tage vergehen ereignislos. Es regnet, es ist kühl und wir alle hängen unseren Gedanken mehr oder weniger schweigend nach.
Ich frage mich, wo Evendur abgeblieben ist und bin hin und her gerissen zwischen Sorge um ihn auf der einen Seite und dem Wunsch er möge in den Abyss gestürzt sein auf der anderen Seite.
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Arkos

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #16 am: 03. November 2007, 00:26:22 »
WHELOON, 23. ELEASIAS 1374
Im geschäftigen Wheloon kreuzen sich die beiden wichtigsten Handelsrouten in Ost Cormyr. Handelskarawanen nach Sembia passieren jeden Tag den Mantikorweg und Schiffe auf den entlegensten Häfen des Sternenmeeres segeln den Lindwurmlauf hinauf, um ihre Waren nach Wheloon und weiter ins Herz Cormyrs zu verschiffen. Die Geräusche der Wagenräder auf Wheloons Strassen, die Tätigkeit von Arbeitern und die Hafengeschäfte erfüllen die Stadt bei Tag und bis tief in die Nacht.
Keinerlei Stadtmauern oder natürliche Barrieren umrunden sie Stadt, stattdessen sprießen die Häuser aus dem hügligen Gelände auf beiden Seiten des Lindwurmlaufs. Die verwinkelten Strassen folgen dem hügligen Gelände und die Häuser wurden ohne eine erkennbare Stadtplanung errichtet. Obwohl die Altstadt auf der westlichen Seite des Flusses liegt, wurde über die Jahre konstant auch auf der Ostseite gebaut. Dies liegt an den vielen Flüchtlingen die während der Zeit der Goblinkriege Arabel verlassen mussten.
Grüne Schieferdächer zieren die meisten Geschäfte und Wohnhäuser, was der Stadt den Namen „Stadt der Jadetürme“ einbrachte. Die charakteristische Farbe der Dächer stammt von Ziegeln die im Steinbruch unweit im Norden gewonnen werden und durch Sonnenstrahlen grün aufhellen.
Wenige Gebäude in der Stadt gelten als besonders prächtig oder besonders heruntergekommen. Unabhängig ob die Häuser aus Holz oder Stein sind – ihre Bewohner achten darauf sie in Schuss zu halten. Viele Wohnungen und Häuser Wheloons dienen sowohl als Privatgemächer und gleichzeitig als Werkstadt, allein deshalb, weil 90% der Bevölkerung ihren Unterhalt mit der Herstellung von Waren verdient.
Wenn man durch Wheloon geht bekommt man den Eindruck einer industriellen und beschäftigten Stadt. Nur wenige in der Handelsstadt sind wirklich reich, aber viele die körperlich arbeiten genießen ein erfülltes Leben mit den nötigen Münzen.

In Wheloon angekommen machen wir uns auf die Suche nach Amnik Basult, der gemäß der Botschaft des schwarzen magischen Steins, einen weiteren schwarzen Diamanten besitzen soll, welcher vermutlich eine weitere Botschaft unserer Eltern in sich trägt.
Außer seinem Namen und seiner Rasse, ein Zwerg, wissen wir leider nichts über ihn. Wir quartieren uns zunächst in der Taverne und Herberge „Zur Lindwurmwacht“ ein.
Während wir auf die Bedienung warten, hänge ich meinen Gedanken nach. Wieder einmal in Wheloon. Zuletzt war ich vor etwa vier Jahren hier. Ich habe keine gute Erinnerung an meinen letzten Besuch hier. Ich stand in Eiseskälte und strömendem Regen vor den düsteren Mauern meines – vielleicht unseres – Elternhauses. An Einlass war nicht zu denken, nicht ohne den richtigen Schlüssel. Woraus er auch immer geformt sein mag, welche Gestalt er auch haben mag. Ein normales Schloss war da nicht. Vielleicht hat der geheimnisumwitterte Amnik Basult einen Schlüssel zur Villa unserer Eltern. Wieder regnet es, obwohl es Hochsommer ist.
„Wisst ihr eigentlich, dass es hier in Wheloon eine Villa gibt, die unsere Eltern einst erbauen ließen? Ich selbst habe leider nur noch sehr bruchstückhafte Erinnerungen an das Leben vor dem Verschwinden der Greifen. Wie sieht es mit euch aus?“ , breche ich das bleierne Schweigen am Tisch. Alexander sieht mich geringschätzig an:
„Eine Villa?“
„Ja, eine Villa.“ , antworte ich ihm patzig. Er brummt: „Hmm und warum suchen wir uns dann eine teure Herberge, wenn wir kostenlos in einer Villa übernachten können?“ Elenya antwortet statt meiner: „Weil wir keinen Schlüssel zum Besitz unserer Eltern haben. Mein Bruder und ich zumindest nicht. Und Lily offenbar auch nicht, sonst hätten wir wohl sofort bei dem Anwesen vorbeigeschaut.“ „Ein fehlender Schlüssel ist doch kein Hindernis. Ich schlag die Tür kaputt, sollte es erforderlich sein.“ Diese Aussage unterstreicht Alexander durch das Knacken lassen seiner Halswirbel und seiner Fingerknochen. Garon legt dem Barbaren beschwichtigend die behandschuhte Hand auf den Unterarm, welche mein Freund unwirsch und mit wütendem Blick abschüttelt. Ich hätte ihm wohl besser gesagt, dass es Alexander nicht leiden kann, angefasst zu werden. So grinse ich jedoch einstweilen still in mich hinein. Der junge Magier lässt sich durch die Geste der Ablehnung seitens des Kämpfers jedoch nicht beirren und greift seelenruhig in das Gespräch ein.
„Nun, werter Freund...“
„Ob ich dein Freund werde, werden wir noch feststellen! Nenn mich nicht leichtfertig so!“ , braust der Barbar auf. Garon seufzt. Ich sehe ihm an, dass er mit seiner Geduld ringt. „Also gut, Alexander“ , fährt er in nun sehr knappem Ton fort, „Unsere Eltern sind Mitglieder einer legendären Abenteurergruppe. Zu ihnen zählten auch Tüftler und mächtige Magier. Wenn du nur ein wenig darüber nachdenkst, kommst du vermutlich, sofern es die Kapazität deines Hirnes zulässt, zum selben Resultat wie ich und die beiden anderen intellektuell talentierten Leute hier am Tisch: es ist normalen Leuten und Leuten wie uns unmöglich auf unrechtmäßige Art und Weise das Anwesen unbeschadet zu betreten.“
„Meine Kapa...was?“
Der Barbar wirft mir einen hilfesuchenden Blick zu, „Der hat mich doch grade schon wieder beleidigt, oder Lily?“ Die Ader an seiner Stirn tritt hervor und schwillt an. Gleich wird sie zu pochen und dann zu pulsieren beginnen...ich kenne meinen barbarischen Freund gut genug um zu wissen, dass nun rasch vermittelt werden muss. „Nein, Alexander, er hat dich nicht beleidigt. Es ist lediglich seine Art, Dinge sehr umständlich zu umschreiben. Wenn man nur das Wesentliche beachtet, hat er eigentlich nur gesagt... .“ „...Dass unsere Eltern das Haus so gut gesichert haben, magisch und nichtmagisch, dass wir nicht ohne Schlüssel reinkommen.“ , ergänzt Elenya den von mir begonnenen Satz. Ich werfe ihr einen kurzen dankbaren Blick zu und danach versuche ich Garon zu verstehen zu geben, diesmal einfach die Klappe zu halten. Was er wider Erwarten dieses eine Mal tatsächlich tut. Stattdessen fokussiert er seine Aufmerksamkeit auf ein neues Ziel, die Bedienung, welche nun an unseren Tisch tritt. Alexanders misstrauische Blicke entgehen ihm ebenso.
Während sich Garon unter den missbilligenden Blicken seiner Schwester Elenya an die dralle Schankmaid heranmacht, verwickele ich die andere Kellnerin in ein Gespräch. Sie berichtet mir, dass vor Kurzem ein Tempel Mystras erbaut und eingeweiht wurde, welcher in der breiten Bevölkerung auf wenig Gegenliebe stößt. Zum einen, weil die Priester des Tempel sich sehr geheimnisvoll geben und augenscheinlich kein Interesse daran haben, sich in die religiöse Landschaft Wheloons zu integrieren, und zum anderen, weil wohl des Nächtens seltsame Geräusche und Lichtspiele aus dem Tempel hinunter in die Innenstadt dringen. Die Purpurdrachen hätten zwar auf Drängen der Bevölkerung die Vorfälle untersucht, aber gemäß öffentlicher Stellungnahme nichts Verdächtiges im Tempel finden können.
Der Stadtpatron Lord Rotbart hingegen sei dem Tempel gegenüber mehr als positiv eingestellt. Er unterstützte den Bau des Tempels in erheblichem Maße und erhofft sich durch ihn weitreichende Geldflüsse aus der näheren und ferneren Umgebung, da es weit und breit keinen anderen Tempel Mystras gibt. Die Kellnerin erwähnt noch, wie seltsam sie – und damit steht sie nicht allein da – es findet, in welch kurzer Zeit das Heiligtum errichtet wurde. Dubiose magische Kräfte müssten am Bau beteiligt gewesen sein, davon sind die Bürger Wheloons überzeugt.
Mein Gespräch wird unterbrochen als Evendur die Lindwurmwacht betritt. Als wäre nichts gewesen schlendert er zu uns an den Tisch und bestellt sich etwas zum Trinken. Alexander geht ihn sofort wütend an und verlangt eine Erklärung für das schäbige, unkameradschaftliche Verhalten unseres Kundschafters. Jener zieht nur eine Augenbraue hoch, betrachtet seinen Halbbruder geringschätzig und beginnt in aller Seelenruhe zu essen. Nebenbei erwähnt er, während Elenya, Garon und ich uns Gedanken darüber machen, wie wir Amnik Basult finden könnten, dass er selbigen bereits gefunden habe, besser gesagt wisse, dass der Zwerg seinen Wohnsitz am östlichen Stadtrand habe. Bücherhändler sei er und dort befände sich sein Laden.
Nachdem ich Alexander etwas beruhigt habe, der weiterhin auf Evendur eingeschimpft und geflucht hatte, wende ich mich dem Kundschafter zu und möchte in sachlichem Ton erfahren, wo er sich herumgetrieben hat. Dieser arrogante Kerl! Emotionale Beschimpfungen sitzt er einfach aus, ich könnte kotzen! Nun gut, dann also auf die sachliche Art: „Hör mal zu, Kundschafter, so sehr wir es begrüßen, dich unversehrt – was man von manch anderem hier am Tisch bei weitem nicht behaupten kann, ein bedeutungsvoller Blick zu Alexander, - wieder in unserer Mitte zu sehen, so brennend interessiert es uns, wie du die letzten Tage zugebracht hast. Wir haben uns mit Orkgesindel herumgeschlagen, gerieten in einen Hinterhalt dieser Kreaturen und Alexander ließ beinahe sein Leben im Kampf. Also, verrätst du uns, was Du schönes gemacht hast?“
„Werte Lily, ich habe das getan, was mein Berufsstand von mir verlangt: ich habe gekundschaftet. Und augenscheinlich bin ich damit erheblich besser gefahren als ihr.“
Seine Rede wird kurz von Alexanders wütendem Abgang unterbrochen „So eine feige Sau! Das höre ich mir keinen Augenblick länger mehr an. Ihr findet mich an der Theke vorne im Schankraum!“ Mit diesen Worten springt er auf, reißt dabei beinahe den Tisch um und verlässt hastig den Raum, die schwere Tür deftig hinter sich zuknallend. Evendur schüttelt nur angewidert den Kopf. „Barbaren...kaum zu glauben, dass dieser Grobian mein Halbbruder sein soll. Ähm...wo war ich stehen geblieben, Lily?“
Ich schlucke meinen Zorn hinunter und erwidere zuckersüß: „Du wolltest uns gerade die Vorzüge deiner Art zu reisen schildern.“
„Ach ja, nun, wie ich bereits erwähnte, habe ich gekundschaftet, die Augen und die Ohren offen gehalten und auf diese Weise nicht nur einen Übergang über den Werrawurm gefunden, sondern auch die von uns gesuchte Person. Wollen wir nun weiter aufeinander rumhacken, oder sollten wir Amnik Basult nicht einen Besuch abstatten?“
Elenya ergreift das Wort: „Schon gut, natürlich werden wir diesem Zwerg sofort einen Besuch abstatten, aber du solltest Alexander nicht dauernd provozieren. Er hat tapfer gekämpft und ohne ihn wären wir wohl nun alle tot. Es ist später Nachmittag, lasst uns tatsächlich einen Gang in die östliche Altstadt machen.“
„Ich sehe nach Alexander... .“, sage ich und verlasse den Raum. Unter vier Augen an der Theke ziehen wir erst mal ordentlich über Evendur her. Eines Tages werden wir dem aufgeblasenen Kerl mal eine Lektion erteilen. Doch heute ist nicht der Tag dafür.

Durch das Treiben in den verwinkelten Gassen der Whelooner Oststadt bahnen wir uns unseren Weg zum Bücherladen, dessen schmiedeeisernes Schild behäbig in der frühabendlichen Brise schaukelt.
An der Tür hängt ein Schild, welches das Geschäft als geschlossen ausweist. Wir lassen uns nicht davon abhalten und klopfen lautstark an die Tür. Schließlich wird ein Fenster im ersten Stockwerk geöffnet und das runzlige Gesicht einer Zwergin schaut verängstigt zu uns hinunter. Ich spreche sie beruhigend an, stelle uns vor und erbitte Einlass in das Haus. Sie gewährt uns tatsächlich Einlass. Drinnen erzählt sie uns, dass sie Amniks Schwester Mela sei und bereits zwei Tage auf ihren Bruder warte, mit dem sie sich vor einem guten Zehnttag verabredet hätte. Seit dem Erhalt des Briefes und Bestätigung der Verabredung habe sie nichts mehr von ihrem Bruder gehört. Sie ist nun seit zwei Tagen hier und in großer Sorge, weil es überhaupt nicht Amniks Art entspricht, wortlos Verabredungen fern zu bleiben. Glücklicherweise hat Mela einen Schlüssel, denn die Reise von Arabel hierher war wohl nicht ganz unbeschwerlich für die ältliche Zwergin.
Wir machen uns daran Amniks kleine Wohnung zu durchsuchen. Zunächst fällt uns eine Truhe in die Hände, die er im Auftrag unserer Eltern für uns aufbewahren sollte.
Neben einigen Phiolen und etwas Bargeld finden wir ein kurzes Schreiben Aelithes, welches uns verrät, dass der Buchhändler wohl einen weiteren dieser von ihr magisch beseelten Diamanten besitzt bzw. uns den Weg dorthin weisen kann. In dem Stein sei eine weitere Botschaft an uns gespeichert.

Wir stellen förmlich die gesamte Behausung des Zwerges auf den Kopf. Zwischendrin verbreitet dessen Schwester abwechselnd Hektik und steht uns im Weg und andererseits ruft sich die ältliche Dame gelegentlich zur Räson und hilft uns bei unserer Suche – wonach auch immer. Nach einer guten Stunde geben wir die Suche entmutigt auf. Der Diamant ist nicht hier und Amnik hat keine persönlichen Aufzeichnungen bezüglich des Verbleibs unserer Eltern hinterlassen. Einzig und allein finden wir eine Notiz auf seinem Schreibtisch, deren Inhalt ich mit den lokalen Gerüchten kombiniere. Diese lässt mich vermuten, dass Basult etwas im Mystratempel untersuchen wollte. Ich weihe die anderen vier in meine Schlussfolgerung ein und wir beschließen, dieser Spur zu folgen. Mela versprechen wir, unser Möglichstes zu unternehmen, um ihren Bruder wohlbehalten zurückzubringen. Dies ist ja immerhin auch in unserem Interesse.
Während wir beratschlagen, welche Schritte wir nun gemeinsam unternehmen wollen, werde ich durch SEINE Stimme abgelenkt. Diese inzwischen verhasste Stimme, zu der ich mich einst so sehr hingezogen fühlte, wie eine Motte zum Licht.
Es ist empörend, wie er mir inmitten einer Diskussion im Kreise der Greifenbrut SEIN Gespräch aufnötigen will. Ich versuche ihn abzuwimmeln, aber er hört nicht auf mit mir zu reden. Garon wird misstrauisch und fragt mich, mit wem ich mich unterhalte. Glücklicherweise scheint niemand sonst (Alexander ausgenommen, der mir besorgte Blicke zuwirft und die Fäuste ballt) mitbekommen zu haben, dass ich „mit mir selbst“ gesprochen habe. Garon erzähle ich, er hätte sich verhört. Ich glaube offen gestanden nicht, dass er mir diese lahme Ausrede abnimmt.
Warum meldet ER sich gerade jetzt? Mein Herz schlägt bis in meinen Hals hinauf, ich spüre, wie meine Hände anfangen zu zittern. Wochenlang war es still. Ich wagte bereits zu hoffen, irgendeine noch größere Macht hätte IHN vernichtet. Warum jetzt? Ist das ein Zeichen? Oh bitte nicht...er soll mich vergessen. Zum tausendsten Mal stelle ich mir die Frage, was ein unbedeutendes Mädchen wie ich IHM bieten kann. Warum kann er mich nicht einfach wieder gehen lassen? Wie immer fühle ich nur dunkle Verzweiflung in mir aufwallen. Antworten jedoch bleiben aus.
Ich versuche die Verzweiflung und die in mir wabernde Schwärze der Gedanken nieder zu kämpfen und meine Gedanken auf den Diskussionsverlauf zu Fokussieren. „...soll es also so sein, dann packe ich ein Bündel und spreche im Tempel vor.“ – höre ich noch Elenyas Worte durch den dichten Nebel dringen, der meine Gedanken umschließt. „Statt Lily mitzunehmen, gehe ich besser allein.“, wirft Evendur ein. Garons Blick fixiert mich über den Rand seiner violett getönten Brille hinweg und mit einer Spur Sarkasmus in der Stimme fragt er: „Oder was meinst du dazu, Lily?“
Ich schlucke.
Mein Mund und mein Hals sind wie ausgedörrt. Ein Räuspern entringt sich meiner Brust, mein Blick sucht den Alexanders. Auch dieses Mal verstehen wir uns ohne Worte und er antwortet an meiner Stelle. „Lily wird mit mir kommen. Soll Evendur ruhig allein losziehen, wie es scheinbar seine Art ist. Lily und ich werden ebenfalls die Verstohlenheit der Nacht nutzen, um uns den Tempel aus der Nähe anzusehen.“ Flüchtig lächle ich in die Runde. In einem unbemerkten Augenblick werfe ich Alexander einen dankbaren Blick zu. Er winkt nur ab und murmelt ein „Lass gut sein.“

So machen sich also der Magier und unsere Kelemvor Priesterin auf zum Mystra Tempel, in welchem Elenya ein Obdach für die Nacht erbitten will, um aus dem Inneren heraus nachzuforschen, welche merkwürdigen Dinge darin vorgehen.
 
Alexander und ich beobachten den Tempel von außen, können jedoch von unserem Versteck aus nichts Verdächtiges feststellen. Ein nicht abreißen wollender Strom von Pilgern durchströmt das große Tor. Sie verlassen den Tempel, da die Torflügel nach Einbruch der Dunkelheit geschlossen werden und keine Fremden mehr Zutritt zum Tempel haben. Einer der Leute ist Garon, den ich kurz abfange und nach dem Stand der Dinge und dem Verbleib Elenyas befrage. Er teilt mir knapp mit, dass sich bisher nichts ereignet hätte, er seine Schwester jedoch mit einem Zauber belegt hätte, der sie „magische Augen“ weitergeben lässt. Im Inneren des Tempels wurden die beiden zwar in einer Art Vorhof empfangen, aber eine Möglichkeit innerhalb der Mauern zu nächtigen gibt es nicht, weil es keine Quartiere im Tempel gäbe. Kein Wunder, dass der Schutzpatron der Stadt so darauf erpicht ist, den Tempel nach Kräften zu unterstützen! Er verdient ja doppelt, denn wenn es keine Pilgerquartiere gibt, so werden die teils weitgereisten Leute sich eine Herberge in Wheloon suchen müssen.
Den Geschwistern wird jedoch verraten, dass etwa zur mitternächtlichen Stunde eine Zeremonie abgehalten werden solle, der sie gern beiwohnen dürften. Ein Schauspiel würde dem staunenden und gläubigen Publikum von den Priestern Kervin und Shan Thar geboten.
Garon hofft, Elenya könnte nach der Zeremonie einen der höherrangigen Kleriker berühren, durch dessen Augen Garon dann das Treiben innerhalb der heiligen, verbotenen Mauern betrachten könnte.
So ganz kann ich seinen Ausführungen nicht folgen. Ich habe aber immerhin verstanden, dass er in die Taverne geht, um dort in seinem Zimmer auf uns zu warten. Er darf nicht gestört werden.
Gegen Mitternacht sammelt sich erneut eine Menschentraube vor dem Tor, welche kurz darauf eingelassen wird. Ohne das Ende der Zeremonie abzuwarten, verlassen Alexander und ich unser Versteck und machen uns auf den Weg zurück in die Lindwurmwacht. Wenn Garon nicht gestört werden darf, sollten wir vielleicht dafür Sorge tragen, dass dies auch tatsächlich machbar ist.
Evendur weihte mich zumindest teilweise in seine Vorgehensweise ein. Ein erster Schritt in die richtige Richtung, denn wir müssen lernen einander zu vertrauen. Er beabsichtigt, sich über den Hügel, an dessen Fuße der Tempel liegt, in den Tempelhof hineinzuschleichen. Drei Wachen der Stadt patrouillieren auf dem Wehrgang, ein weiterer Wachmann steht am Tor. Dem Späher gelingt es verstohlen ins Innere des Gebäudes zu gelangen, wo er den Magier und seine Schwester sehen kann, die im Gespräch mit zwei in Mystras Farben gekleideten Männern sind. Auch bemerkt er, wie Garon den Tempel verlässt und wohnt aus den Schatten heraus der Zeremonie bei.
Durch Magie wird der Nachthimmel heraufbeschworen und die beiden Prediger erklären die Gestirne. Soviel also zu den seltsamen Lichteffekten, welche die Bevölkerung beobachtet haben will... . Wer besonders am Gewebe Mystras interessiert ist, der möge zu Shan Thar kommen, um den heiligen Segen Mystras zu empfangen. Als die Zeremonie sich dem Ende neigt, versucht sich Elenya in eine günstige Position zum Anrempeln eines der Priester zu bringen. Leider stößt sie bei diesem Versuch lediglich mit einer Wache der Purpurnen zusammen, durch deren Augen Garon nun sieht.
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Arkos

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #17 am: 05. November 2007, 21:50:46 »
UM MITTERNACHT IN DEN GASSEN WHELOONS, 23. ELEASIAS 1374
Darüber nachsinnend, wie wir tiefer in den Tempel eindringen können, um Nachforschungen über den Verbleib Amniks anzustellen, und hoffend, Evendur und Elenya könnten Hinweise zu Tage befördern, gehen Alexander und ich zurück durch die schwach beleuchteten Straßen Wheloons zur Lindwurmwacht. Außer den Stadtwachen, die ihre nächtlichen Kontrollgänge machen, ist keine Menschenseele unterwegs. Als wir eine dunkle Seitengasse nahe unserer Taverne passieren, tritt ein Mann aus den Schatten heraus auf uns zu.
Alexander zieht sofort sein Schwert und brüllt ihn an.
„Tretet aus dem Schatten! Wer seid ihr?“
Der Mann trägt die Roben eines Mystraklerikers und redet davon, dass er uns erkannt hat. Wir seien die Abenteurer, welche am Vormittag in die Stadt kamen.
Alexander bedrängt ihn.
Dies zieht die Aufmerksamkeit einer Patrouille auf sich, die sofort herangeeilt kommt und Alexander auffordert, sein Schwert niederzulegen. Ich flüstere dem Mann hinterher, dass ich ihn in einer Stunde am selben Ort wieder treffen würde, damit er sich erklären kann. Alexander schnaubt vor Wut und fängt an mit den Wachen zu streiten, die ihn auf das Cormyrer Waffengesetz aufmerksam machen. Innerhalb der Stadt ist es streng untersagt, die Waffe zu ziehen. Schnell springe ich mit einem verheult und erschreckt aussehenden Gesichtsausdruck hinzu und erzähle schluchzend eine Geschichte: „Oh bitte, Wachmänner, ihr tut diesem tapferen Mann unrecht! Seht, ich war auf dem Heimweg vom Mystratempel zur Lindwurmtaverne, als dieser Kerl mich aus den Schatten heraus ansprang. Er legte mir seine dreckige Pfote über meinen Mund und zerrte mich in diese dunkle Gasse hier. Dieser hünenhafte Mann hier kam aus der Taverne heraus und hatte wohl beobachtet, was passierte. Jedenfalls zögerte er nicht lange und zog sein Schwert, um mich vor dem Angreifer, vor einer Vergewaltigung oder Schlimmeren zu beschützen!“ Der eine der beiden Wachhabenden mustert mich skeptisch, der Blick des anderen wirkt mitfühlend. Der Skeptiker fragt mich nach dem Aussehen des flüchtigen Mannes. Ich beschreibe ihn als mittelgroß, kleine, eng zusammenliegende Augen, mit einer grünen Wolljacke bekleidet und hellen Hosen. Eine Mütze hatte er tief ins Gesicht gezogen und in seinem Mund fehlten trotz seiner Jugend schon drei Zähne. Scheinbar glauben sie mir, denn sie lassen meinen barbarischen Freund mit einer Verwarnung davon kommen und gehen ihres Weges. Sie empfehlen mir, Anzeige zu erstatten und wollen selbst noch mal nach dem Typen Ausschau halten, der aber vermutlich schon außerhalb der Stadt ist. „Verdammt, Alexander! Musste das sein? Was wir garantiert nicht brauchen hier ist die Aufmerksamkeit der Stadtwache!“, herrsche ich ihn ziemlich ungehalten an, sobald wir allein sind. Er grunzt nur etwas vor sich hin, was sich nicht nach einer einlenkenden Entschuldigung anhört.
Inständig hoffe ich, dass der Tempeldiener zur verabredeten Zeit wieder hier auftauchen wird.

Tatsächlich taucht der Mann mit dem gehetzten Blick zur vereinbarten Zeit am Treffpunkt auf. Alexander ist wachsam, er traut dem in der Kluft eines Mystrapredigers auftretenden Kerl nicht.
Selbiger stellt sich uns als Tunaster Dranik vor. „Ich bin ein Anhänger Mystras und erbitte eure Hilfe.“ „Eine merkwürdige Art uns um Hilfe zu bitten, indem man aus dunklen Gassen herausspringt.“, entgegne ich. Alexander gibt ein zustimmendes Grollen von sich, woraufhin Tonastar ihm einen nervösen Blick zuwirft. „Nunja...“, er räuspert sich, „möglicherweise habe ich mich auch in euch getäuscht. Ich ging davon aus, dass ihr zu der Abenteurergruppe gehört, die heute Vormittag in die Stadt kam.“
„Und wenn es so wäre?“, frage ich.
„Ich bin auf der Suche nach Leuten, die nicht von hier stammen, die nichts mit dem Mystratempel zu schaffen haben. Wenn dies auf euch zutrifft, so will ich euch erzählen, was mich beunruhigt.“ „Gut, wir gehören tatsächlich zu dieser Gruppe. Weshalb ist es von solch immenser Bedeutung für euch, Außenstehende zu treffen und diese um Hilfe zu bitten. Stimmt etwas nicht mit dem neuen Tempel?“ Um meinen Worten mehr Gewicht zu verleihen, wirft Alexander ein: „Nun komm rasch zur Sache! Und überleg dir gut, ob du auch die Wahrheit sagst, könnte sein, dass mein Schwert sonst noch mal frische Luft schnappen muss.“
Der sich immer wieder ängstlich umblickende Anhänger Mystras erzählt uns von seinem Besuch im Tempel, welcher auf Geheiß der Lady Arthas erbaut wurde und mit dubiosen Mitteln binnen kürzester Zeit auf den Ruinen einer uralten Zitadelle errichtet wurde. Er berichtet, wie er nicht weiter als bis in den Tempelhof gelangte, wo man ihn abwies. Die tieferen Mysterien seien ihm verwehrt. Tunaster ist darüber sehr empört gewesen, denn immerhin weist ihn seine Kleidung als Kleriker der Gottheit aus, was in seinen Augen natürlich die Berechtigung beinhaltet, das Heiligtum zu betreten. Als er auf seinem Recht bestand, wurde er von den Tempelwachen recht unsanft aus dem Gebäudekomplex entfernt. In seinen Augen ist etwas oberfaul an diesem Tempel. Möglicherweise handelt es sich nicht einmal um echte Kleriker Mystras! Er fürchtet nun um sein Leben, weil die falschen Priester einen Anschlag auf ihn verüben wollen. Noch heute Nacht will er in die Herzlande, in die Stadt Berdusk fliehen.
Seine letzten Worte an uns sind: „Entlarvt den falschen Tempel Mystras! Ihr werdet mit 200 Platin belohnt, wenn ihr diese Schriftrolle hier, zusammen mit einem Beweis über die Falschheit des Tempels, in einem beliebigen echten Tempel der Göttin abgebt.“
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Arkos

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #18 am: 05. November 2007, 22:03:03 »
Knapp 600 Aufrufe und keine weiteren Kommentare?
Wo stecken meine Spieler?

Habe den Startpost mal ein wenig übersichtlicher gestaltet  8)
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Gerthrac

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #19 am: 06. November 2007, 09:57:31 »
Denk dir nix wenn keiner was sagt. :D

Allgemein kommt eher wenig Feedback. Außer man heißt Berandor :wink:

Wichtiger ist eh, dass die SH gelesen wird.

Aber mir gefällt die Story gut. Ich bin immer noch überwältigt von den Charakterhintergründen. So was gibt es in meiner Gruppe in der konkreten Form nicht. Kompliment an deine Spieler. :)

Galmor

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #20 am: 07. November 2007, 11:02:28 »
Naja, ich würde ja was sagen, aber noch hat mich die Geschichte nicht eingeholt ;)
Und schon bin ich gestorben...zum Glück konnte man mich wiederbeleben...so in etwa zumindest. An diese Stummelbeinchen muss ich mich erst noch gewöhnen. Die Finger sind auch dicker als voher und diese ganzen Haare im Gesicht...mal schauen, wann ich das nächste mal zum Rasieren komme...

Arkos

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #21 am: 07. November 2007, 18:15:48 »
...oder WER dich rasiert, verbrennt, verätzt...  :twisted:

Aber ich kann dich beruhigen - den Anderen eures Zusammenschlusses wird es nicht viel besser ergehen - voraussichtlich. Kapitel 5 feuert bei den Gegnern aus allen Rohren!
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Galmor

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #22 am: 07. November 2007, 18:24:32 »
äh....*aufdieUhrschau*...ich muss weg ! ;)
Und als ich meinte, dass ich den Bart abnehme, wollte ich ihn eigentlich NICHT durch ein branding ersetzen... :P

Lily Weg

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #23 am: 08. November 2007, 22:00:50 »
huhu alle...

naja, was soll ich mich hier großartig äußern? Immerhin verzapfe ich ja die Story^^

von daher lasst hören, was unklar ist, damit ich es überarbeiten kann.
Oder erzählt, was euch gefällt. ;)

Arkos

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #24 am: 08. November 2007, 23:16:01 »
Mir persönlich gefallen natürlich immer die kurzen prägnanten Phasen der wörtlichen Rede  8)
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Arkos

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #25 am: 09. November 2007, 01:04:01 »
MORGEN DES 24. ELEASIAS 1374
Beim Frühstück erzählen Alexander und ich von unserer nächtlichen Begegnung mit Tunaster Dranik und unserem neuen Auftrag.
Evendur und Alexander beschließen einen Ausfalltunnel der ehemaligen Zitadellenanlage im Whelooner Hügelland zu suchen, durch welchen wir möglicherweise tiefer in den Tempel eindringen könnten. Letztlich scheint nach den Schilderungen Garons, Elenyas und Evendurs, welche sich bereits ein wenig im Tempel umsehen und umhören konnten, fest, dass wir jemanden dort einschleusen müssen. Die eingeschleuste Person soll vorgeben am Segen Mystras interessiert zu sein und höhere Weihen empfangen zu wollen. Recht schnell kristallisiert sich heraus, dass nur ich die Eignung für das Unterfangen habe.
Ich begleite Garon und Elenya in die städtischen Bibliotheken, wo sie Nachforschungen die alte Zitadelle betreffend anstellen wollen. Wir hoffen alte Baupläne zu finden, werden jedoch herb enttäuscht.
Ich nutze den Stadtgang mit den beiden dazu, eine religionswissenschaftliche Unterweisung rund um Mystra zu erhalten. Anschließend stelle ich mich mit einer gefälschten Identität im Tempel als Novizin vor.
Ich nenne mich Maria Crescara, gebe vor aus Halldale zu stammen und eine Tante Margot und einen Onkel Heinrich hier in der Stadt zu haben. Vom elterlichen Bauernhof sei ich geflohen, weil es doch noch irgendwas anderes auf der Welt geben muss, als Feldarbeit und Viehzucht. Ich gebe mich sehr jung und naiv, was mir scheinbar auch abgekauft wird. Alexander will während des dreitägigen Rituals in der Nähe der Tempelmauern im Gestrüpp ausharren, um im Notfall schnell bei mir sein zu können. Leider stellt sich in der Erprobung heraus, dass meine Fähigkeit, in Gedanken mit ihm kommunizieren zu können, nicht aus dem Inneren des Tempels bis zu ihm heraus reicht.
Der Kleriker Shan Thar erklärt mir zunächst, dass ich eine Aufnahmegebühr von 25 Goldstücken zu entrichten hätte. Wenn ich das Ritual nicht zuende durchlaufen würde, könnte ich das Gold wieder haben. Ich soll mich morgen gegen Abend im Tempel einfinden, wenn ich tatsächlich eine Novizin werden möchte. Zum dreitägigen Ritual, an dessen Ende ich Mystras heiligen Segen empfangen soll, gehört vor allem das Beten, das Buße tun und die rituellen Waschungen. Ich werde in einem Einzelzimmerchen untergebracht, welches vermutlich magisch ausgespäht werden wird. Vielleicht weiß Garon einen Rat, wie man einer solchen Ausspähung entgehen kann.

Zunächst tragen wir aber am Abend unsere Informationen zusammen.
Wir kommen überein, dass ich mich irgendwie besonders hervorheben muss, während meines Noviziats, da ich mithören konnte, wie Shantar etlichen jungen Leuten die selbe Offerte machte wie mir. Um tatsächlich zu Bereichen Zugang zu erhalten, welche ansonsten vor Blicken geschützt sind, muss ich mich irgendwie von der Masse abheben und die Blicke Kervins und Shantars gezielt auf meine Person lenken.
Während Elenya, Garon und ich überlegen, wie ich mich am besten als besonders würdig und wertvoll für den mysteriösen Mystra Tempel darstellen könnte, streift Alexander durch die Straßen Wheloons, um zu alten Bürgern Kontakt zu suchen. Er will mehr über die vor Äonen existierende Zitadelle erfahren, auf deren Ruinen der Tempel erbaut wurde. Evendur und Alexander halten es für zu zufällig, dass der neue Tempel ausgerechnet an diesem Ort erbaut wurde.
Nach Stunden kehrt er jedoch grummelnd in die Lindwurmwacht zurück, ohne neue Erkenntnisse gewonnen zu haben.
In der Zwischenzeit entwickeln wir den Plan, dass ich besonders talentiert im „Wunder“ wirken sein könnte. Der exzentrische Magier will mir auf die Schnelle einige magische Tricks beibringen, von denen Elenya jedoch behauptet, dass sie ungeeignet seien, Kleriker zu beeindrucken. Sie schlägt etwas wie besondere Heilfähigkeiten vor, um Bruder Shan Thar auf mich aufmerksam zu machen. Garon ergänzt diesen Vorschlag durch das Talent, Tränke analysieren zu können. Wenn ich diese beiden Dinge zeigen könnte und ein wenig schauspielerisches Talent an den Tag legen würde, so wären die Herrschaften gewiss beeindruckt.
Da mir keine göttliche Weisheit hinsichtlich des Wirkens von Heilung gegeben ist, suche ich Hannos Herbarien & Reagenzien auf, einen Laden für magische Tinkturen und Salben und Zubehör. Ich erfinde eine Geschichte, triefend von Herzeleid und Emotionen, um Hanno dazu zu bewegen, mir die Inhaltsstoffe diverser Tränke und Salben zu verraten, da ich einen jungen Magier durch mein in Wahrheit nicht vorhandenes magisches Talent  zu beeindrucken versuchen möchte. Ich lege mich richtig ins Zeug und verbringe einige Zeit im Laden. Letztlich für nichts und wieder nichts!
Dieser nichtsnutzige Scharlatan weiß ja nichtmal, wie seine magischen Tränke und Tinkturen zubereitet werden! Er lässt sie sich schicken! Ich fasse es nicht. Gerade noch vermag ich meine Contenance zu wahren. Immerhin verrät er mir die Ingredienzien einer Heilsalbe und woher er die Kräuter bezieht, welche er in seinem Geschäft verkauft. Schon ziemlich unter Zeitdruck suche ich die Göttergrotte auf. Hinter diesem Namen verbirgt sich ein Schrein des Silvanus. Abermals ist mir Tymora nicht wohlgesonnen und ich versuche mich mit der Möglichkeit zu arrangieren, dass unser Plan, die Mystrapriester auf mich aufmerksam zu machen, zum scheitern verurteilt sein könnte.
Kurz beraten wir uns noch in der Taverne, bevor ich abermals dem Tempel meine Aufwartung mache. Wir verbleiben so, dass ich nach Möglichkeit versuchen soll, viel durch Gespräche und meine bardischen Fähigkeiten herauszufinden.
Als ich am frühen Abend wieder im Tempel vorstellig werde, empfängt mich Bruder Shan Thar. Er führt mich zum Tempelvorsteher, dem Sternenweber Fembrys, der mir „Macht“ verspricht, wenn ich durchhalte. Er schließt seine kleine Rede mit den Worten: „Denke daran, bei allem, was du tust: vollende das, was dir die Göttin bietet.“ Danach zeigt er mir die Räumlichkeiten. Von einer großen Halle, deren Boden schwarz wie die Nacht gefliest ist, und deren Dach von vier mächtigen Säulen getragen wird, gehen fünf Türen ab. In der Mitte befindet sich ein Altar. Mir werden die Räumlichkeiten links und rechts dieses düsteren Altarraumes gezeigt. Die erste Tür auf der linken Seite ist die Tür zur Kammer der Novizen und Ritualempfänger. Die zweite Tür auf dieser Seite führt zum Quartier der Tempelwachen, von denen eine den Durchgang in die Besucherhalle bewacht. Gegenüber dem Wachenquartier befinden sich die Privatgemächer des Sternenwebers, welche zu betreten mir streng untersagt ist. Neben dem Gemach des Hohepriesters befindet sich das Bad und die Latrine. Die letzte Tür öffnet einen Vorratsraum. Gegenüber der doppelflügeligen Tür, welche in diese große Säulenhalle führt, befindet sich eine ebensolche Tür, welche in mir unbekannte Räume führt. In der Ecke hinten rechts ist der Opferstock aufgebaut, in welchen ich meine 25 Goldstücke legen soll. Nach dem Rundgang verabschiedet sich Fembrys und ich beziehe meine Kammer. Scheinbar bin ich zum jetzigen Zeitpunkt die einzige Novizin. Auf der Liege finde ich eine schwarze Robe, welche ich mir überstreife. Meine Kleidung verwahre ich in der schlichten Holztruhe, die vor meinem Bett steht.
Alexander harrt wie verabredet in einem Busch nahe des Tempels aus, wartend, lauschend, bereit sofort einzuschreiten und alles kurz und klein zu schlagen, sollte ich Hilfe brauchen. Mein Test ihm eine gedankliche Nachricht zu senden schlägt fehl. Der Ärmste...hoffentlich fängt es nicht an zu regnen. Mit der Gewissheit, dass das von mir ersonnene Mittel zur Kommunikation mit der Außenwelt fehlgeschlagen ist, bricht eine Welle der Einsamkeit über mich herein.
Zum selben Zeitpunkt, an dem ich meine erste rituelle Waschung durchführen darf, begeben sich die Kelemvor Klerikerin und ihr exzentrischer Bruder abermals in den Tempel. Entweder trauen sie mir nicht zu, die Ausspähung des Tempels und seiner Bewohner allein vornehmen zu können, oder sie haben Angst um meine Sicherheit. Doch von alldem merke ich nichts. Die Geschwister bewerben sich ebenfalls um einen Platz für das Ritual, werden allerdings auf den nächsten Tag vertröstet. Man lädt sie jedoch wieder ein, der Zeremonie beizuwohnen, was beide tun. Bei dieser Gelegenheit fällt Garon auf, dass etwas mit dem magischen Symbol Shan Thars nicht stimmt. Eine Art Illusion scheint über dem eigentlichen Symbol zu liegen, welches der Magier leider nicht erkennen kann.
Nach dem Bad erhalte ich meine erste intellektuelle – ich meine natürlich spirituelle Erleuchtung durch den Sternenweber Fembrys. Er hält einen langweiligen Monolog über religiöse Symbole, bla, bla, bla. Ich gebe mir Mühe, es so erscheinen zu lassen, als hinge ich förmlich an seinen Lippen und sei von religiösem Eifer erfasst. Irgendwann schickt er mich ins Bett.
Meine Güte! Wie soll ich bloß die drei Tage hier überstehen? Das Schlimme ist nicht nur die Einsamkeit, sondern auch die Sinnlosigkeit meines Unterfangens. Großartig ausspionieren kann ich de facto nämlich nichts, da der Wachmann ein wirklich wachsamer Wachmann ist. Vielleicht versuche ich es mal mit „Schlafwandeln“.

In der Zwischenzeit schleicht sich Evendur ohne das Wissen des Restes in die Privatgemächer Shan Thars und Kervins. Das Turmzimmer liegt etwas außerhalb des eigentlichen Tempels und ist geschmackvoll eingerichtet. Der Kundschafter will nach Beweisen für die Falschheit des Tempels forschen, stößt aber nur auf den dort friedlich vor sich hin schnarchenden Kervin, den er kurzentschlossen entführt. Eine oberflächliche Durchsuchung des Gemachs ergibt keine Hinweise. Der Priester wird in ein nahegelegenes Waldstück verschleppt und dort gefesselt versteckt und unser Kundschafter kehrt in die Taverne zurück, um Garon und Elenya zu holen, welche er zum bewusstlosen Kervin führt.
Nach einigen Diskussionen kommt man überein, dass Kervin nach Wheloon herein gebracht werden soll, um in der Lindwurmwacht einem Verhör unterzogen zu werden. Evendur reibt den Mystrapriester mit billigem Fusel ein, legt sich den vermeintlich volltrunkenen Penner über die Schulter und marschiert los Richtung Stadt. Garon, unser umsichtiger Magier mit dem Blick fürs Detail, trägt noch dafür Sorge, dass die Kleidung des Priesters durch einen kleinen Zauber verschmutzt aussieht. Elenya blickt dem Transport des Entführten skeptisch entgegen und sie soll recht behalten, denn dem geschulten Blick der Stadtwache kommt die nächtliche Prozession in den Gassen Wheloons merkwürdig vor. Die Gruppe wird angesprochen und soll sich ausweisen. Leider wurde der Ausweis des entführten Priesters nicht mit entführt, weswegen er von der Patrouille, nebst unserem Kundschafter zum Ausnüchtern in Gewahrsam genommen wird.
Den von Garon vorgeschlagenen magischen Austausch lehnt Evendur ab. Überhaupt scheint er magischen Dingen gegenüber eine große Abneigung zu hegen. Er bevorzugt es stattdessen, sich am nächsten Morgen beim Hauptmann der Stadtwache, Port Haera zu melden und ihm zu berichten, dass er Kervin zwecks Beschaffung von Informationen aus dem Tempel entführt hat. Der Magier und seine Schwester sind wenig erbaut von Evendurs Vorschlag, sehen aber, dass sie chancenlos gegen seinen Dickschädel sind und kehren in die Lindwurmwacht zurück.
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Arkos

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #26 am: 13. November 2007, 22:41:39 »
25. ELEASIAS
Der Morgen graut und ich werde zum Gebet und zur rituellen Waschung geweckt. Danach steht eine weitere Lektion von Fembrys an. Ich stähle meinen Willen, nicht einzuschlafen, während er zu mir spricht.
Tatsächlich ist dieser Monolog interessanter als der des Vortages. Ich erfahre, dass die Magie zwischen den Sternen geboren wurde und die Sterne das Zentrum der Magie darstellen. Zwischen den Sternen sei die Leere und die Dunkelheit und darin verberge sich viel mehr Wissen, als Mystra preisgibt. Immer wieder redet er von den Geheimnissen der Leere und der Dunkelheit. Irgendwann schwirrt mir der Kopf. SEINE Stimme holt mich aus dem fast meditativen Nebel von Fembrys Erzählung zurück in die Wirklichkeit. „Hör nur gut zu, kleine Lily und bleib wachsam. Gerade erzählt dir der Mann, der sich als Sternenweber bezeichnet, etwas über eine sehr mächtige Göttin. Und ich meine nicht Mystra. Das sollte sogar ein Laie wie du durchschauen. Höre gut zu und lerne. Eines Tages bist du hoffentlich auf dem Niveau angekommen, dich dieser Göttin zuzuwenden. Dann werden wir einander noch näher sein.“ Ich schaudere und schüttele unmerklich den Kopf. Das kann doch nicht wahr sein, oder? Aber ER hat vermutlich recht. Der dunkel geflieste Boden, das Gerede über die Leere und die Dunkelheit und alles... . Fembrys scheint mir nicht länger von Mystra zu sprechen, sondern von Shar! Nervös lecke ich über meine Lippen, glücklicherweise bemerkt der Priester meine innere Anspannung nicht, da er selbstverliebt seinen Worten lauscht. Irgendwie muss es mir gelingen, die anderen zu informieren, aber wie? Mein Blick schweift, wie ich hoffe, unauffällig umher und bleibt an der Wache hängen. Vielleicht ist der Wächter meine Verbindung zur Außenwelt. Ich werde versuchen, trotz des Redeverbots, mit ihm in Kontakt zu treten.

Während ich den Worten des Sternenwebers andächtig lausche, erfahren die anderen, dass auf den Gefangenen Kervin in den dunkelsten Stunden der Nacht ein Anschlag verübt wurde. Ein Halbling und ein Mensch waren in die Garnison eingedrungen. Beim Versuch sich dem Gefangenen, dessen Identität bis dato noch nicht offiziell feststand, zu nähern, wurde der Mensch getötet und sein Komplize zusammen mit Kervin weggebracht. Die Greifenbrut erfährt leider nicht, wohin man beide Personen brachte.
Zumindest können Garon und Evendur mit Hauptmann Port Haera, ein sehniger mürrischer Mann, Mitte 30, sprechen, dem sie ihre Vermutungen bezüglich der Unregelmäßigkeiten im Mystratempel schildern.
„Tatsächlich habe ich auch ein ungutes Gefühl, was diesen Tempel betrifft“, äußert er, „Baron Rotbarts Rolle in dieser Sache scheint mir zweifelhaft zu sein. Zwar hat der Stadtpatron vor kurzem eine offizielle Untersuchung der von den Bürgern Wheloons vorgebrachten seltsamen Dinge hinter den Tempelmauern angeleiert, aber erstens kam er diesen Forderungen der Öffentlichkeit nur sehr zögerlich nach und zweitens wurde die Untersuchung nur von seinen Leuten durchgeführt, nicht etwa von meinen Männern, wie es eigentlich üblich gewesen wäre. Die Soldaten unter meinem Kommando munkeln, die Untersuchung sei nur halbherzig durchgeführt worden.“ Der Magier und der Kundschafter wechseln einen beunruhigten Blick und Evendur richtet schließlich das Wort an den Hauptmann der Stadtwache: „Hauptmann Haera, da Ihnen augenscheinlich Seitens der Purpurdrachen und dem Baron dienstlich die Hände in dieser Sache gebunden sind, wäre es vielleicht in Ihrem Sinne, wenn unsere Abenteurergruppe sich der Aufklärung annimmt?“ „Nun ich will es mal so sagen“, antwortet der Hauptmann, „Offiziell möchte ich von einem derartigen Vorhaben nichts wissen. Inoffiziell werde ich meine Männer anweisen, euch weitgehend freie Hand zu lassen, bei dem, was ihr tut. Problematisch wird es nur sein, die Tempelwachen darüber in Kenntnis zu setzen, da sie für die Zeit ihres Dienstes meist abgeschottet sind von allen Informationen.“ „Lassen Sie die Tempelwachen mal unsere Sorge sein, Hauptmann!“, schaltet sich Garon großspurig in das Gespräch ein.
Nachdem man sich artig verabschiedet hat, sind sich der Kundschafter und unser Magier einig, dass Port Haera als vertrauenswürdig einzustufen ist, was man vom Baron und den ihm untergebenen Purpurdrachen nicht eben sagen kann. Garon hat sogar den hochfliegenden Plan, beim Baron vorstellig zu werden um ihn mit den Vorwürfen zu konfrontieren. Evendur holt den Intellektuellen auf den Boden der Tatsachen zurück, indem er ihn darauf hinweist, dass es Wochen dauern könne, bis man eine Audienz beim Stadtpatron bekäme. Doch Garon wäre nicht er selbst, wenn ihn diese Nachricht bedrücken würde, daher – ganz ein Mann der Tat – beschließt er, erneut den Tempel aufzusuchen. Vordergründig, um Schriftrollen zu erwerben und intellektuellem Geplauder zu frönen, hintergründig jedoch will er herausfinden, inwieweit man im Mystratempel über das Verschwinden Kervins, sowie den Anschlag auf selbigen informiert ist.
Ihm wird mitgeteilt, der Schriftgelehrte Kervin sei gestern Abend überraschend zu einer Reise aufgebrochen. Unser Magier mustert sein Gegenüber eindringend über den Rand seiner violett getönten Brille hinweg, rückt diese zurecht und lässt nebenbei, während er ein wenig in seinen Taschen kramt, eine Bemerkung bezüglich des Attentats auf Bruder Kervin fallen. Bruder Shan Thar wirkt ob dieser Nachricht sehr besorgt und unwissend. Aufgeregt bringt er hervor: „Du meine Güte! Das ist ja schrecklich. Kervin ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Magie. Wie sollen wir diese Lücken bloß füllen, wenn er nicht zurückkehrt?“ Woraufhin unser junger, ambitionierter Magier nur lapidar erwidert: „Oh, ich wüsste da schon jemanden, der seine Stelle einnehmen könnte.“ „Ach ja?“ Shan Thar, der sichtlich durcheinander wirkt, mustert ihn. „Oh ja! Mich zum Beispiel.“ Der Kleriker lehnt dankend ab und Garon trollt sich.

Ich versuche derweil mit den Wachen ins Gespräch zu kommen, was nicht einfach ist, da Sternenweber Fembrys es, euphemistisch ausgedrückt, nicht gerne sieht, wenn ich mit ihnen rede. Die Worte „nicht gerne“ hat er übrigens von einem bösen Blick, der mir fast das Blut in den Adern gefrieren ließ, begleitet ausgesprochen. Scheinbar zufällig führe ich Gelegenheiten herbei, die mir Gelegenheit zum Gespräch bieten. Einmal habe ich gar die Möglichkeit ausführlicher mit der Wache Ferrus zu sprechen, einem ortsansässigen Mann, dessen Familie am Stadtrand Wheloons in einem kleinen Häuschen lebt. Aus der leichten Unterhaltung heraus merkt Ferrus plötzlich an, wie merkwürdig er es findet, noch nie mitbekommen zu haben, was aus den Teilnehmern des Rituals, wie mir, wurde. Seltsamerweise würden immer kurz vor Ablauf des dreitägigen Rituals die Wachen ausgetauscht. Die frisch „Geweihten“ oder „Erleuchteten“ hat er nie mehr zu Gesicht bekommen. Auf Nachfrage bei Shan Thar, Kervin oder Fembrys würde ihm stets geantwortet, dass die Novizen nun andere Pflichten hätten und nicht mehr im Tempel verweilten. Ganz naiv geht er davon aus, dass sie wohl einfach nach Hause gehen. Während er dies erzählt, kriecht mir eine Gänsehaut über den Rücken und ein Kloß scheint auf einmal in meinem Hals zu stecken. Können Menschen tatsächlich so naiv sein? Ich glaube es nicht... . Ich bin schockiert. Sie verleugnen also nach Ablauf des Rituals ihre Novizen. Nach außen trage ich ein selbstbewusstes Lächeln zur Schau und bitte ihn, mir Glück zu wünschen, für das Ritual. Dann kommt Fembrys und ich husche rasch aus seinem Blickfeld.
In meiner Kammer atme ich erst mal durch. Ich muss hier raus! Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht. Was immer das auch für ein Ritual sein mag, etwas Gutes steckt da gewiss nicht dahinter. Allmählich legt sich die Panik, ich werde ruhiger und mein Verstand schaltet sich erfreulicherweise wieder ein, was einen klaren Vorteil für die zu planende Flucht bedeutet. In Gedankenspielen gehe ich die Möglichkeiten zu fliehen durch.
Gewiss scheint mir lediglich, dass ER schon dafür Sorge tragen wird, dass ich nicht zu Schaden komme.
Auch die anderen in der Lindwurmwacht gehen in Gedankenspielen durch, welche Informationen sie haben, welche Möglichkeiten sich bieten, welche ausgeschöpft wurden und an welcher Ecke angeknüpft werden kann.
Es kristallisiert sich heraus, dass wir damit rechnen müssen, es mit zwei Gegnern zu tun zu haben. Wenn der Tempel tatsächlich nichts über Kervins Verschwinden weiß, was ja unsere Aktion war, und wenn sie auch nichts über das Attentat wissen, dann wollte eine Partei, deren Identität momentan im Dunklen liegt, ihn entführen. Warum? Wer? Auch Baron Rotbarts Rolle in der ganzen Angelegenheit ist völlig nebulös. Über die Dame, die den Bau in Auftrag gab, wissen wir auch noch gar nichts, außer dass sie eine vermögende, adlige Lady sein soll – offenbar zugezogen, nicht aus Wheloon stammend jedenfalls.

Während ich eine weitere Lektion vom Sternenweber erhalte, kommt Elenya ein weiteres Mal zum Tempel. Hinter dem Vorwand, in den heiligen Hallen des Mystra Tempels ein Ritual zu Ehren Kelemvors vollziehen zu dürfen, verbirgt sich die Sorge um mich. Die Klerikern hofft, zumindest einen Blick auf mich erheischen zu können, um zu sehen, dass es mir gut geht, beziehungsweise ob ich überhaupt noch lebe.
Elenya bittet Shan Thar um diverse Reagenzien und Utensilien zur Durchführung ihres kleinen Rituals und schickt ihn dadurch immer wieder aus der Halle. Leider werde ich in diesem Moment von Fembrys unterrichtet und bin daher nicht in der Halle zugegen, in welcher sie sich aufhält. Um weitere Zeit zu schinden, beginnt Elenya ein religiöses Gespräch mit Shan Thar, dem sie sehr detailliert schildert, welchen Nutzen dieses kleine Ritual hat, was bei der Durchführung zu beachten ist und so weiter und so fort. Im Gegenzug möchte sie gerne etwas über die Rituale der Mystrapriester erfahren. Shan Thar zeigt sich sehr wortkarg. Er wirkt etwas unbeholfen und unsicher. Elenya wird nur abermals von ihm eingeladen, sich als Jüngerin aufnehmen zu lassen und Einblick in die tiefen Geheimnisse Mystras zu erlangen, was die in ihrem Glauben gefestigte Frau höflich ablehnt.
***
„Diese Hure von einer Kelemvor Dienerin!“ Finstere Blicke trafen Sternenweber Fembrys und dieses junge Ding vor ihm. Shan Tar war äußerst schlechter Laune als er durch den Tempel eilte um Kerzenständer zu besorgen die diese Elenya Ethethiel verlangt hatte. „Bei Cyric“, fest krallte er das Amulett um seinen Hals, „sobald diese beiden Schlampen, Elenya und Lily, unter dem Bann der Starry Gnosis stehen würden hätte er, Shan Tar eine Bitte an den Sharisten. Er würde Bruder Fembrys um etwas Spaß mit den beiden Grazien in der Folterkammer des Sternenwebers bitten. Verdammt diese Gedanken machten ihn geil!“ Die Miene Shan Tars klärte sich als er zurück in den Tempelhof trat und Elenya die Kerzen reichte. Die Priesterin blubberte aufgeregt vor sich hin. Er hörte nicht zu. Die Priesterin wies ihn an die Kerzen zu platzieren. Halbherzig gehorchte er, während seine Gedanken an einem ganz anderen Ort weilten. „Ich werde dich an die Decke hängen, nackt – wie ein Schwein zu ausschlachten. Du Stück Dreck - das werde ich mit dir machen, dich ausschlachten. Kopfüber! Ausbluten sollst du, Hure“ Elenya brabbelte. „Und während du an Ketten aufgehangen deinen Freier um Erlösung anbettelst werde ich dich aufschlitzen. Schön langsam – Schnitt für Schnitt. Du wirst dir einen schnellen Tod wünschen. Und während du mit dem Leben ringst – es aus die raus sprudelt werde ich diese Lily vögeln. Direkt unter dir. Wir werden in deinem Blut baden.“ Elenya stellte eine Frage und Shan Tar nickte eifrig. Sein Lächeln zeigte sauber geblichene strahlende Zähne.
„In deinem Blut werde ich baden, Hure und deine Schreie werden mich in Extase versetzten. Vielleicht wollte Sternenweber Fembrys auch etwas Spaß, der Sharist war eigentlich gar kein so übler Typ. Er müsste ihn nur überreden, dass Herrin Arthas nichts von der Aktion mitbekommen dürfe.“ Immer wieder wanderten die Blicke des Cyristen unauffällig an der Kelemvordienerin auf und ab.
***
Fembrys erzählt mir derweil davon, dass Mystra einst sterblich war und „Mitternacht“ genannt wurde. Zu ihren Verbündeten zählen Selûne und Kelemvor. Ich unterdrücke ein Gähnen, weil mir diese Informationen durchaus geläufig sind und mich der Sternenweber durch diese überflüssige Lektion am Voranschreiten meiner Fluchtplanung hindert. Plötzlich jedoch schwenkt er über zur Legende über Selûne und Shar (Mond und Dunkelheit). Fembrys schildert den Krieg sehr neutral. Innerlich bin ich nun hellwach, nach außen hin jedoch tue ich so, als käme mir diese neutrale Schilderung des großen Krieges nicht merkwürdig vor. Ich hatte also recht! Zumindest der Sternenweber scheint ganz klar Shar zu verehren und nicht Mystra! Warum aber dann einen Mystratempel bauen, mit all dem Brimborium, wenn man eigentlich einer anderen Gottheit huldigt? Vielleicht gab es die Subvention nur unter dieser Bedingung... . Sollte ich hier heraus kommen, möchte ich herausfinden, was es mit den Auftraggebern des Tempelbaus auf sich hat. Wer sind die Leute? Was wollten sie erreichen? Welche Ziele verfolgen sie?

Während ich meinen Gedanken nachhänge, treffen sich die anderen wieder in der Taverne. Die Stimmung ist gereizt. Dunkle Schatten aus Argwohn und Misstrauen legen sich über die noch junge Gemeinschaft.
Alexander trifft beunruhigt in der Herberge ein. Seit über zwei Tagen hat er nichts von mir gehört. Er hat vor, den Tempel zu stürmen und alles dort drinnen kurz und klein zu schlagen. Den anderen wirft er Nichtstun und Trägheit vor.
Da auch die anderen irgendwie das Gefühl nicht loswerden, sich in einer Sackgasse des Handelns zu befinden, kommen alle nach zähem Diskutieren, gegenseitigen Vorhaltungen, Beschuldigungen und Misstrauensbekundungen zu dem Schluss, dass die beste Idee wohl tatsächlich die Alexanders ist. Der Tempel soll gestürmt werden, jedoch müsse die Vorgehensweise bedächtig und vorausschauend geplant werden.
Ob dieser neuerlichen Verzögerung, bricht Alexander zornig auf: „In einer Stunde geh ich rein in den Scheißtempel. Ist mir Wurst, wo ihr dann seid. Ich werde handeln. Dumm rumsitzen könnt ihr, aber ihr habt mir noch nicht gezeigt, dass ihr auch in der Lage seid, mal was anzupacken, verdammt!“

Die Greifenbrut macht sich auf zum Tempel, wo Evendur auf seinem geheimen Weg über die Mauern klettert und die beiden Stadtwachenwachen Rüdiger und Bartholomäus in unser Vorhaben einweiht. Nachdem diese überzeugt wurden, dass wir in guter Absicht und von Hauptmann Port Haera unterstützt handeln, öffnet er den anderen das Haupttor. Im Inneren des Tempels kommt es zu einem kurzen Scharmützel mit den dortigen, noch unwissenden Wachen. Alexander knockt einen der Männer aus, welcher gefesselt und geknebelt vor das Tor bugsiert wird. In diesem Moment empfange ich eine magische Nachricht von Garon, der berichtet, dass sich die vier im Inneren des Tempels aufhalten und ich zu ihnen stoßen soll, sofern es mir gut geht. Ich komme seinem Aufruf nach und wir treffen uns in der großen Obsidian gefliesten  Halle, die an meine Kammer angrenzt. Nach einem knappen Informationsaustausch kommen wir überein, zunächst die beiden Wachen hier auszuschalten (ohne sie zu verletzen), um uns danach Sternenweber Fembrys anzunehmen. Seltsamerweise hält sich keine Wache in der Halle auf und auch im Quartier der Männer ist niemand zu finden. Nach und nach durchsuchen wir alle Räume, auch das Privatgemach des Sternenwebers, allesamt sind jedoch leer. Auch Elenya stellt fest, dass die hiesigen Bodenplatten und Einlegearbeiten viel eher auf Shar gemünzt sind, als auf Mystra.
Während Alexander unseren Rücken in der Obsidianhalle deckt, begeben wir uns kühn durch die große doppelflügelige Tür in den angrenzenden Raum. Dort finden wir einen finsteren Altarraum vor, in welchem Fembrys gerade dabei ist, ein unheiliges Ritual an einem der beiden Wachmänner zu vollziehen.
Ich stimme ein Lied an, dessen Töne sich mit Mystras Netz verbinden und unseren Willen gegen etwaige Bezauberungen stählen werden.
„Im Namen Kelemvors!“ ruft Elenya laut, „Fordere ich Euch auf, dieses unheilige Ritual unverzüglich zu beenden!“ Während sie noch spricht feuert Evendur einen meisterlich gezielten Schuss auf den falschen Mystrapriester ab, mit welchem er ihn augenblicklich an die Schwelle des Todes katapultiert. Seine Luftröhre ist durchbohrt und hellrotes Blut, welches sich in einer Lache um seinen Körper sammelt, pulsiert bei jedem Herzschlag aus der Wunde. Dem Tode nahe ruft Fembrys zwei dunkle Schemen zur Hilfe und rollt sich mühsam röchelnd ein Stück nach hinten, wo wir eine im Dunklen liegende Treppe entdecken, welche in die Tiefe führt. Der sterbende Sternenweber lässt im Fallen eine magische, in Schatten gehüllte Kugel fallen, die in die rechte Raumecke kullert. Ich erachte diese Kugel für sehr wichtig und versuche sie erreichen. Meine akrobatischen Fähigkeiten nutzend, versuche ich aus dem Bedrohungsradius der Schattenwachen heraus zu kommen, um zur Ecke zu gelangen. „Fass sie bloß nicht an!“, kreischt Elenya, die mein Vorhaben offenbar durchschaut.
Die schemenhaften Wachen wispern uns zu: „Wir haben das Schattentor durchquert, aber Mystra war es nicht, die wir am anderen Ende fanden. Und nun sterbt!“ Einer der Schemen springt mir in den Weg und führt einen gekonnten Schlag gegen mich aus, der mich schwer verletzt. Mir bleibt die Luft weg, von dem harten Schlag und ich kann mich nur mühsam auf den Beinen halten. Mein Blick irrt zur Kugel, die ich plötzlich nicht mehr sehen kann, weil mich Magie durchströmt, kurz Raum und Zeit um mich her verschwimmen, bis ich verstehe, dass Garon nun an meiner Stelle steht und ich an seiner. Er hat einen magischen Austausch unserer Körper vorgenommen und sieht sich nun selbst dem tödlichen Gegner gegenüber. Ich stehe tief in seiner Schuld. Hoffentlich war sein Opfer nicht närrisch, denn schon wird er von der Wache angegangen und ebenfalls schwer verletzt. Tränen der Erleichterung rinnen über meine Wange. Rasch wirkt Elenya einen notdürftigen Heilspruch auf mich. Durch den Tränenschleier sehe ich, wie das Blut aus Garons Körper rinnt. Sobald ich wieder klar zu denken vermag, konzentriere ich mich auf meinen Gesang und einen Zauber. Ich muss die Wache handlungsunfähig machen, damit Elenya Zeit hat, zu Garon vorzudringen. Evendur versetzt derweil Fembrys den Todesstoß. Die an Garon stehende Wache ist durch meinen Zauber bewegungsunfähig, eine weitere Wache erschieße ich mit meinem flammenden Kurzbogen. Evendur und Elenya schalten die noch übriggebliebene Schattenwache aus. Fieberhaft versuchen wir Garons Leben zu retten. Leider konnte sich die Schattengestalt zu früh aus meinem magischen Haltegriff befreien und stürmt auf mich zu. Dies verschafft der Klerikerin die nötige Zeit, um zu ihrem Bruder zu eilen. Ha! Dass er zu mir rennt, wird sein tödlicher Fehler, denn ich ziehe mich in die große Halle zurück, in welcher Alexander mit gezogenem Zweihänder auf Kundschaft wartet. Er teilt die Wache sauber in zwei Hälften, als sie auf mich zu springt.
Wir kommen alle im kleinen Altarraum zusammen und heilen unsere teils schweren Wunden mit Hilfe des Heilstabes unserer Eltern. Schon ist unser ambitionierter Magier wieder voll in seinem Metier: er stellt fest, dass es sich beim religiösen Symbol, welches Fembrys um seinen Hals trägt, um eine magische Täuschung handelt. Er nimmt das Amulett an sich und will dessen wahre Identität eindrucksvoll vor Publikum enthüllen. Zumindest weiß er bereits das geheime Wort, welches die Illusion aufheben wird: „Offenbare deine Geheimnisse niemandem“, lautet es. Elenya schlägt die magische Kugel vorsichtig in ein samtenes Tuch ein, welches wir in einer geheimen Schublade des Altars finden. Sie erzählt uns, dass es sich ein religiöses Artefakt der Göttin Shar handelt, mit welchem es möglich ist, den Geist von Kreaturen zu versklaven. Ich erinnere mich, eine Kugel wie diese schon einmal gesehen zu haben. In Kalimport ziert das Pendant zu dem von uns hier sicher gestellten Artefakt die Stirn einer riesigen Shar Statue. Garon vermutet, dass die schemenhaften Wachen mit dem Schattengewebe in Berührung gekommen sind oder von einer anderen Ebene berührt wurden. Mit all diesen Funden ist für uns nun definitiv klar, dass es sich um eine geheime Kultstätte der dunklen Göttin handeln muss. Mit diesen Erkenntnissen machen wir uns auf zu Hauptmann Haera, dem wir alles berichten wollen. Vielleicht kann er uns bei der weiteren Untersuchung dieser verderbten Stätte unterstützen. In den tiefen Gewölben des Tempels vermuten wir unter anderem das Schattentor, sowie den Buchhändler Amnik Basult, der hoffentlich noch am Leben ist.
Garon träumt laut vor sich hin, wie er die Lorbeeren dieses Unterfangens ernten wird, während die Stadtwache die Drecksarbeit verrichten darf. Seine Schwester bremst seinen Höhenflug aus, als sie daran erinnert, dass Fembrys nicht allein agiert hat. Bruder Shan Thar ist noch nicht gefunden und unschädlich gemacht worden. Evendur stimmt ihr zu, dass es in unserer Verantwortung liegt, diesem falschen Priester das Handwerk zu legen. Dennoch müssen wir einstweilen den Tempel verlassen, um neue Kräfte zu sammeln und Hauptmann Port Haera Bericht zu erstatten.
Während unser Kundschafter und mein Freund Alexander sich Gedanken darüber machen, wie wir möglichst leicht wieder Zugang zum Tempelinneren erhalten können, gibt der Magier seine neueste Idee preis: Ihn interessiert vor allem das Schattentor. Er vermutet, es sei ein Portal zu einer oder mehreren anderen Ebenen. Der manchmal etwas weltfremde Bücherwurm will es unbedingt studieren, bevor wir es zerstören. Für diese Äußerung erntet er von uns allen missbilligende Blicke.
Um Zeit zu sparen teilen wir uns in zwei Teams auf. Elenya und der Barbar gehen zum Schrein des Silvanus, um dort die Schattenkugel in Verwahrung zu geben. Die übrige Greifenbrut macht sich auf zum Hauptquartier der Stadtwache, wo Garon mit großem Tamtam die wahre Natur des Amuletts enthüllen will. Um einen besonders guten Eindruck bei seiner Vorführung zu machen, nutzt der eitle Gecke einen kleinen Illusionszauber dazu, seine Kleidung sauber und glatt erscheinen zu lassen. Evendur und ich rollen nur die Augen, weil wir beide nach wie vor blutverschmiert und demoliert ausschauen.
Da es tief in der Nacht ist, liegt die Grotte, welche den Silvanus Schrein beherbergt in völliger Dunkelheit und Einsamkeit. Unverrichteter Dinge lenken die Klerikerin und ihr massiger Leibwächter daher ihre Schritte zur Harvesthall, dem Schrein von Shauntea, welcher jedoch ebenso verlassen da liegt. Sie beschließen in der Taverne auf uns zu warten und die Kugel am nächsten Morgen in Verwahrung zu geben. Alexander ist zwar der Ansicht, dass das schattenhafte Artefakt besser zerstört werden sollte, lässt sich jedoch dieses eine mal noch von Elenya überzeugen, dass sie unbeschadet in kompetente Hände gegeben werden soll.
In der Zwischenzeit werden wir anderen von einer nächtlichen Patrouille angehalten, welche nach unserem Begehr zu solch später Stunde fragt. Evendur und Garon erklären ihnen, dass wir in einer wichtigen Angelegenheit, die keinen Aufschub duldet, mit Haera sprechen müssen. Die Wachen eskortieren uns unter skeptischen Blicken zum Haupthaus der Wache, wo geprüft wird, ob wir eine Berechtigung haben, den Hauptmann zu solcher Stunde wegen einer Audienz aus dem Schlaf zu reißen. Schnell findet sich eine Sondergenehmigung für uns in den Unterlagen, woraufhin einer der Wachmänner Port Haera weckt.
Der Hauptmann kommt wachen Blickes, jedoch unfrisiert in sein Dienstzimmer. „Ich hoffe es ist wirklich wichtig.“, sagt er barsch, anstelle einer Begrüßung. Garon lässt sich durch dieses distanzierte Auftreten nicht beirren und beginnt enthusiastisch und eloquent unseren Schlachtzug und unsere Funde im Tempel zu beschreiben. Ich grinse und denke mir, dass er durchaus Talent hat, im Geschichten erzählen. Als Höhepunkt legt der Magier schließlich das Amulett auf den Tisch und spricht pathetisch: „Enthülle dein Geheimnis niemandem!“, diese Worte unterstreicht er mit einer großspurigen Geste. Augenblicklich fällt die Illusion von dem Anhänger ab und enthüllt das religiöse Symbol der Göttin Shar. Der Hauptmann ist beeindruckt und will unverzüglich die „Drachen“ informieren. Er setzt ein Schreiben an Constal Tholl, deren Oberkommandanten auf und möchte, dass wir bei ihm vorsprechen und dort auch die Kugel abgeben. Ich erfrage noch, wer eigentlich offiziell dem „Mystratempel“ vorsteht, da ich eine kleine Wette mit Garon begonnen habe, welcher der Überzeugung ist, Shan Thar sei der Hohepriester, während ich auf Fembrys tippe. „Offiziell wurde Lady Arthas als Hohepriesterin des Tempels benannt.“, gibt uns der Hauptmann zur Antwort. Der Magier und ich tauschen einen enttäuschten, verwirrten Blick aus.
Als uns Haera das Empfehlungsschreiben aushändigt, richtet Evendur noch einmal das Wort an ihn: „Mit Verlaub, Hauptmann Haera, wie Ihr sehen könnt, ist unsere Gruppe stark gebeutelt von den bisherigen Begegnungen im Tempel. Wir müssen dringend rasten, uns erholen, einige aus der Gruppe möchten ihre magischen Fähigkeiten regenerieren. Ich erbitte daher Eure Hilfe bei der weiteren Durchsuchung.“ „Ihr möchtet also die Lorbeeren einheimsen und meine Männer sollen die übrige Drecksarbeit verrichten, indem ihr zu Tholl geht mit meinem Schreiben, es euch danach gemütlich macht und meine Leute dann aufräumen dürfen?“, donnert der Hauptmann. Garon nickt und lächelt scheinheilig. Ich trete ihm auf den Fuß, was sein Grinsen in einen schmerzverzerrten Ausdruck umwandelt und sein heftiges Nicken unterbricht. „Verehrter Hauptmann, nichts liegt uns ferner, als Ruhm und Ehre einzuheimsen, wenn sie uns nicht gebührt.“, erwidere ich entrüstet, „Vielmehr sieht es so aus, dass wir an unsere personellen Grenzen gestoßen sind und daher ungern allein weitere Abenteuer in den Katakomben des Tempels erleben wollen. Wir erwarten noch einige Widersacher dort unten und wären wirklich sehr froh über eine Unterstützung von Eurer Seite.“ „So hört es sich schon etwas anders an. Lasst mich kurz überlegen. Hmm, ihr sagtet, ihr bräuchtet Ruhe? Wie lange?“ „Acht Stunden wären wohl ausreichend.“, gibt Garon zur Antwort. „Nun gut, dann schlage ich eine andere Vorgehensweise vor“, sagt Haera, „Gebt mir das Empfehlungsschreiben!“ Evendur kommt der ungeduldigen Geste des Hauptmanns nach, welcher das Scheiben rasch an sich nimmt und zerreißt. Danach fährt er fort, uns seinen neuen Plan zu schildern: „Offiziell hat unser Gespräch nie stattgefunden. Offiziell werde ich morgen Mittag die Purpurdrachen um Unterstützung bitten, weil meine Wachen im Tempel angegriffen wurden. Veranlasst bitte sofort, dass die Gegenstände, welche ihr im Tempel gefunden habt, zu mir geschickt werden.“ Garon schickt eine magische Nachricht an seine Schwester, mit der Bitte, die Gegenstände zum Haupthaus der Wache zu bringen. Elenya kommt seinem Ruf nach, fügt dem Päckchen jedoch noch eine Notiz bei, mit allem, was sie bisher über das religiöse Artefakt herausfinden konnte.
Erschöpft kehren wir in die Lindwurmwacht zurück, wo uns die Klerikerin mit dem magischen Stab heilt. Danach schlafen wir selig bis zum nächsten Morgen.
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Arkos

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #27 am: 14. November 2007, 00:05:50 »
Völker und Klassen der Spielerchars dazueditiert (das meiste konnte man sich ja denken...)
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Lily Weg

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #28 am: 17. November 2007, 19:19:40 »
Schön, dass du die Rassen dazu editiert hast, aber eigentlich gehört hier mal ein update hin.
Den "hidden content" hast du ja schon gepostet - sprich die eine Rassenänderung. Was ja eigenlich auch etwas verfrüht war, da uns der gute Galmor noch gar nicht begegnet ist bis zum jetzigen update der Story hier. :P

Wenn du solche "teaser" schon reinschreibst, dann kannste auch erwähnen, was aus Elenya wurde.

Für die "out-sider" hier: Die Spielerin von Elenya zog Studiums bedingt in eine andere Stadt um und kann daher nicht mehr an den Sitzungen teilnehmen.
Die von uns gefundene Lösung dieses Problems finde ich sehr gelungen - fügt sich gut ein, in die gesamte Geschichte.

Und NEIN - wir haben sie NICHT einfach sterben lassen, das wäre ja null-acht-fünfzehn ;)

Aber das werdet ihr wohl erst in einiger Zeit erfahren, denn bis die Geschichte da angelangt ist, wird noch viel Wasser die Lahn runter fließen.

*kramt ein paar Sekt- und Bierpullen hervor* und nun lasst uns anstossen auf die vorerst fertig gestellte Geschichte der Greifenbrut. *PROST!*


P.S.: @Arkosr: In dem von dir eingefügten Teil (die Sternchen Passage, wo Shan Thar sich Elenya und Lily in der Folterkammer vorstellt), sind einige Zeichen- und Grammatik/Bezugsfehler. Schau nochmal drüber, ansonsten finde ich es klasse, dass du - wie wir es mal angedacht hatten - ab und zu Teile aus Sicht der Gegner reineditierst. Merci :)

Nakago

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Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #29 am: 18. November 2007, 12:26:40 »
Die Geschsichte ist gut geschrieben und macht Lust auf mehr. Aber ich würde es begrüßen, wenn zwischen den Abstätzen jeweils eine Leerzeile wäre, würde das Lesen am Bildschirm angenehmer machen.

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