• Drucken

Autor Thema: Trilogie der Dunkelheit: Cormyr (Buch I)  (Gelesen 38779 mal)

Beschreibung:

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Nakago

  • Mitglied
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #30 am: 18. November 2007, 13:01:21 »
Die Geschichte ist gut geschrieben und macht Lust auf mehr. Aber ich würde es begrüßen, wenn zwischen den Absätzen jeweils eine Leerzeile wäre, würde das Lesen am Bildschirm angenehmer machen.

Lily Weg

  • Mitglied
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #31 am: 18. November 2007, 17:46:00 »
Stimmt, hier in der Foren-Version ist es recht unangenehm zu lesen. Meine Word-Fassung hat mehr Absätze und die PDF Version ist noch Augen freundlicher! :)

Solle Arkos am besten nochmal editieren hier - zuviel zusammenhängender text, ohne Absätze/Leerzeichen ist abschreckend.

*zwinkert* vielleicht haben wir deswegen bislang sowenig Rückmeldung *Arkos knufft*

Arkos

  • Mitglied
    • Fotos
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #32 am: 18. November 2007, 23:45:24 »
Ok, ab jetzt hier zu lesen: Das Ende von Kapitel I; ich versuche die Kritik zu beherzigen und setze Absätze (im doc hab ich größere Zeilenabstände...)

(Soblad ich es schaffe auch in PDF Version mit allen Bildern und Zusatzinfos!)
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Arkos

  • Mitglied
    • Fotos
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #33 am: 18. November 2007, 23:48:08 »
27. ELEASIAS 1374
Zeit für ein Frühstück bleibt nicht, weil Evendur zur Eile drängt. Notdürftig versorgen wir uns mit Bissen aus der Küche und verschlingen diese hastig auf dem Weg zum Tempel.
Heute ist ein sonniger Tag! Unsere Stimmung ist ob dieses guten Omens gehoben. Erfreut stellen wir bei unserer Ankunft fest, dass Haera die Wachen aufgestockt hat. Trotz der frühen Stunde sind bereits zwei Pilger anwesend, denen Alexander mit Drohgebärden nahe legt, diesen Ort, der nichts Gutes verheißt schleunigst zu verlassen. Der Griff zur Waffe, wenngleich noch in ihrer Hülle und von Friedensbändchen geziert, ruft den Unmut der Wachen hervor, welche ihrerseits dem Barbaren mit gespannten Bögen drohen. Ich halte alarmiert die Luft an, dränge mich an Alexander vorbei und hebe an zu sprechen, darauf bedacht, meinem Blick Schwere und Ernsthaftigkeit zu verleihen: „Verehrte Pilger, mein Name ist Lily Weg und ich bin die zuständige Kraft zur Einhaltung der Vorschriften auf dem Tempelgelände. Gibt es ein Problem?“ Einer der Pilger mit vor Zorn und Empörung hochrotem Gesicht fährt mich an: „Und ob es ein Problem gibt! Dieser ungehobelte Klotz hier verweigert uns das Betreten des Tempels!“ „Womit er absolut im Recht ist“, antworte ich, „denn innerhalb der Tempelmauern ist eine schreckliche Epidemie ausgebrochen. Eine hochansteckende Krankheit, welche wir einzudämmen versuchen. Wir bitten um Ihre Mithilfe. Bitte unterstützen Sie uns, indem sie Ihren Aufenthalt hier, auch in den äußeren Bereichen, so kurz wie möglich halten. Mein Kollege hier ist etwas angespannt, da wir den Tempel zu diesem Zeitpunkt bereits weiträumig abgesperrt haben wollten, jedoch auf Grund der frühmorgendlichen Pilgerzugänge mit unserer Arbeit arg im Verzug sind.“ Zu all dem setze ich ein möglichst seriös wirkendes Lächeln auf und begleite die Pilger, welche höchst verdattert dreinschauen, zum Ausgang. „Mystra segne euch für euren Besuch im Tempel! Und kehrt wieder, sobald ihr hört, dass die Epidemie bereinigt wurde.“ , ruft ihnen Elenya noch hinterher.
Nun wenden wir uns den Wachen zu und fragen sie nach dem Zustand des inneren Tempels. Wir sind ein wenig beunruhigt, als wir vernehmen, dass weder Bruder Shan Thar, noch der Leichnam des Sternenwebers, noch die körperlichen Überreste der Schattenwachen zu finden waren. Lediglich die Leiche des Wachmanns Ferrus liegt noch vor dem Altar, hinter welchem heute eine Wand anstelle der Tür und der in die tiefe führenden Treppenstufen zu sehen ist. Uns alle macht dieses Bild stutzig und Garon entlarvt die Wand als Illusion. Jedoch ist die Tür verschlossen. Nur Evendur glaubt fest daran, dass diese Wand existiert und es irgendwo einen Mechanismus geben müsse, der sie zur Seite fahren lässt. Während er noch fieberhaft sucht, betätigt sich Alexander als Abrissbirne. Die Tür bricht unter seinen brachialen Schwerthieben entzwei und die Treppe, die abwärts in die Dunkelheit führt, tut sich vor uns auf. Vorsichtig steigen wir hinab. Garon erleuchtet uns den Gang mittels eines einfachen Lichtzaubers, der bei ihm allerdings zugegebenermaßen sehr stilvoll wirkt. Mir fiel schon einige Male auf, wenn ich versuchte einen seiner Zauber mittels Zauberkunde zu erahnen, dass alle seine Effekte wie Totenschädel geformt sind. So auch der Lichtzauber: unser Weg wird erhellt durch einen leuchtenden Totenkopf, welcher über der Hand des Magiers schwebt.

Die Treppe mündet auf einem Podest, von welchem sie in zwei Richtungen, aber offensichtlich im selben Raum mündend, weiter geht. Evendur geht links herum um die Ecke, weil er verhindern will, dass uns jemand in den Rücken fällt. Wir anderen gehen, Alexander voran, rechts herum langsam weiter hinunter. Diese neue Treppe mündet in einem zerfallenen Altarraum, der von einer riesigen Statue dominiert wird, welche auf einer Art Podest steht. Rund herum liegen Trümmer aus Gestein und Holz. Kaum hat Alexander das Ende der Stufen erreicht, so wird er auch schon von zwei Schattenwachen angegriffen, die mit ihren Bögen auf ihn feuern. Aus einer Tür, die ich von meinem Standpunkt aus nicht einsehen kann, tritt Shan Thar heraus und sagt uns, dass es nun Zeit sei zu sterben. Als Antwort stürmt unser Barbar vor und überrennt eine der Wachen, um sie im Fallen mit einem gewaltigen Schwerthieb in zwei Hälften zu teilen. Als ich die Stimme des falschen Priesters höre, beginne ich damit, ein Lied anzustimmen, dessen Klänge sich mit Mystras Gewebe verweben und dessen Worte den Willen meiner Gefährten stärken soll, um sie widerstandsfähiger gegenüber Bezauberungen zu machen. Tatsächlich habe ich mein Lied nicht zu früh angestimmt! Shan Thar murmelt seinerseits magische Worte, leider kann ich ihn nicht sehen und ich verstehe seine leise gemurmelten Worte nicht.

„Verdammt! Wo ist er hin?“, höre ich Evendur fluchen. Im selben Augenblick hört man das hässliche Geräusch, welches ein von der Sehne gelöster Pfeil verursacht. „Au! Verdammt! Wo kam der Pfeil her?“, flucht der Kundschafter kurz darauf. „Ja genau, wo ist er hin?“, ist nun auch Alexanders Stimme zu hören. Garon antwortet ihnen: „Er hat sich unsichtbar gemacht. Er könnte fast überall sein. Moment, ich versuche was.“ Nun hört man ihn magische Worte rufen und ich sehe einen hellen Fackelschein das diffuse violette Dämmerlicht erhellen. „Hmm, hier ist er zumindest nicht.“

„Hey, Kuttenträger, pass nächstes Mal besser auf, wohin du deine Feuerwalze wendest! Sonst schiebe ich dir deinen Zauberstab in deinen Arsch. Mann! Um ein Haar wäre zumindest mal ein Teil von mir kross geröstet gewesen.“
„So ein Unsinn, Muskelprotz, das war alles berechnet.“
„Schon klar du Gehirnakrobat, aber ich sag´ dir... .“ Die Worte des Barbaren werden jäh von meinem Entsetzensschrei unterbrochen. Unmittelbar hinter mir, ist ein schattenhaftes Erdenwesen aus der Wand getreten und schlägt grob nach mir. Stark getroffen rutsche ich an der Wand ab und taumele einige Stufen nach unten. Ich muss versuchen Elenya, die nur wenige Schritte von mir entfernt im Zweikampf mit einer Wache steht, zu erreichen. Doch der Erdelementar zwingt mich in eine tödliche Umarmung, aus der ich mich nicht befreien kann. Mein Brustkorb kracht und knackt, ich drohe im Würgegriff zu ersticken. Vor meinen Augen beginnen funkelnde Sterne zu tanzen. Mein letzter verschwommener Blick, begleitet von einem Röcheln, sieht Garon, wie er beeindruckend die Schattenwache zu Asche zerfallen lässt. Ich lächle ihm zu.
„Lilyyyy!!!!“ Höre ich Alexander aus weiter Ferne, wie durch Watte rufen. Er kämpft sich zu mir durch, dennoch kann er nicht verhindern, dass das Erdenwesen seinen Griff um meinen Leib verstärkt. Als er hört, wie meine Rippen bersten und sieht, wie ein dünnes Rinnsal Blutes aus meinen leicht geöffneten Lippen läuft, gerät er in eine fürchterliche Raserei und zerstückelt alles, was in seinem Weg liegt. Seine Augen sind unnatürlich schwarz verfärbt, nichts Weißes ist mehr zu sehen, sein Kopf ist dunkelrot angelaufen und die große Ader auf seiner Stirn pulsiert rhythmisch im Takt zu den zerstörenden Hieben seines immensen Schwertes.

Ich weiß jedoch mit Sicherheit, dass Elenyas Heilung diesmal zu spät für mich kommen wird, als ich in tiefe Schwärze abgleite und im Nichts versinke. Ein Rauschen in meinen Ohren kündet vom Ende der Schwärze. Ich sehe nun alles grau um mich her. Schemen hetzen an mir vorüber. Es ist unwirtlich hier, aber ich fühle keine Schmerz mehr. Einen kurzen Augenblick lichtet sich der karge Nebel und ich blicke auf ein farbloses aufgewühltes Meer und ich in der Ferne einen hohen grauen Trum. Boote trotzen furchtlos den Wellen und eins von ihnen scheint sich mir zu nähern. Nein, ich will dieses Meer nicht befahren! Dann umhüllt mich der Nebel wieder.

Überrascht schlage ich nach für mich nicht klar definierter Zeit die Augen auf und spüre, wie ich auf den Treppenstufen des zerfallenen Altarraums liege. Elenya lächelt mir zu: „Hui, das war knapp! Leute, sie lebt, nun lasst uns diesen Abschaum zur Strecke bringen!“

Sie erntet einen dankbaren Blick Alexanders. „Tut mir leid Lily, ich kam zu spät“, schnauft er, „diese Ausgeburt des Abyss hat dich zerquetscht, bevor ich sie zermalmen konnte.“ Die große Ader auf seiner Stirn pulsiert, und obwohl seine Stimme mich besorgt und freundschaftlich anspricht, sehe ich einen Fremden vor mir, mit hochrotem Kopf, das Gesicht zu einer Fratze verzerrt und mit tiefliegenden schwarzfunkelnden Augen. Erst als sich der Hüne entspannt, nehmen seine Konturen wieder ihre normale Gestalt an und ich blicke in die besorgten Augen meines Freundes, in deren Pupille ich mich spiegele. Dafür, dass ich dem Tode nahe war, sehe ich recht frisch aus, finde ich und preise im Stillen Kelemvors Macht, welche durch Elenya kanalisiert wird.

„Shan Thar ist vermutlich da drinnen in der Bibliothek!“, ruft Evendur, auf die offene Tür zeigend, die der Priester für seinen Auftritt durchschritten hatte, „Ich habe ihn zwischen den Bücherreihen magische Formeln murmeln hören.“ Garon intoniert ebenfalls magische Worte und beginnt golden zu glänzen. Allmählich wird meine Wahrnehmung besser und ich beginne sofort damit, meinen Gesang wieder aufzunehmen. Auch lege ich einen Pfeil auf meinen Bogen und ziele auf die Tür, die unser Kundschafter bezeichnet hat. Noch immer in Rage stürmt Alexander hinüber zu Evendur.

„Pass auf Holzkopf! Da ist der Verräter Priester!“ heißt ihn sein Halbbruder willkommen, als sich genau zwischen den beiden der Priester materialisiert, während dieses Vorgangs unheilige Worte sprechend. Augenscheinlich ist Alexander das Ziel des Zaubers. Ich erhebe meine Stimme, um meinen Willen stählenden Gesang weithin hörbar zu machen und tatsächlich scheint der Zauber fehl zu schlagen. Zumindest wirkt unser aufgebrachter Kämpfer völlig unbeeindruckt von dem magischen Singsang des Klerikers, den wir uns nun mit vereinten Kräften vorknöpfen. Gegen die Macht der Greifenbrut ist Shan Thar nicht gefeit und so fällt er nachdem Zauber, Pfeile und Schwerter auf ihn einhageln schließlich unter Alexanders mächtigem Schlag zu Boden. Evendur trennt ihm den Kopf ab. „Nur zur Sicherheit. Man kann ja nie wissen. Dieser Fembrys ist schließlich auch irgendwie verschwunden. Wer weiß, was Shar mit ihren Gläubigen anstellt.“ , rechtfertigt er sich vor Elenya, die der Enthauptung missbilligend zugeschaut hat.
Abermals nutzen wir die Kraft des Heilstabes, jenes Geschenks unserer Eltern, um uns allen die teils schweren Spuren des Kampfes gegen den Shar Kleriker zu nehmen. Danach widmen wir uns den beiden Privaträumen Shan Thars. Ein schlichter fast quadratischer Raum, nur mit einem Bett und einigen Möbeln eingerichtet Raum, ähnlich einem Gästezimmer.

In seinen Gemach finden wir Bücher über Mystra, jedoch vermisst Elenya die inhaltliche tiefe der hier stehenden Werke und Abhandlungen. „Das sind Bücher für Unkundige, für Leute, die sich ein grundlegendes Wissen über den Kult um Mystra aneignen wollen. Sowas ist eine Standardlektüre in jeder Ausbildung eines guten Klerikers!“, schnaubt sie verächtlich. „Dieser Shan Thar ist ein Hochstapler. Ein echter Kleriker Mystras ist der sicherlich nicht.“ Ich stimme ihr zu, nachdem ich die Bücherauswahl des „Bruders“ durchgesehen habe. In diesem Gemach befindet sich zudem noch ein kleines Laboratorium, mit einigen gefüllten Phiolen. Elenya steckt sie ein, wer weiß, vielleicht ist etwas Brauchbares dabei. Zudem entdecken wir einen Brief, in roter Tinte geschrieben, der in der Schublade seines Sekretärs liegt. Gemäß dieses Briefes, der von Lady Arthas unterzeichnet ist, gibt es augenscheinlich weitere Hintermänner, namentlich mit Esvele und Despayr benannt, die fordern, neue Rekruten für die Sache zu gewinnen. Vorsichtshalber nehme ich den Brief mit. Ein weiterer der von uns bei den Schergen des dunklen Portals gefundenen Schlüssel öffnet die andere Tür.
 
Ein stechender Gestank schlägt uns entgegen. Mich erinnert es entfernt an Balsamierungsflüssigkeit. Als ich Licht mache, erkennen wir an den Wänden insgesamt acht Trophäenköpfe. Im Lichtschein erkennen wir zudem eine Vitrine und einen Tisch, auf dem Präparierbesteck liegt. Angeekelt stoße ich leise hervor: „Welche perverse Sau schläft hier?“ Wenig später wissen wir es. Fembrys! Ich hätte es wissen müssen. In seinem Tagebuch finden wir einen Brief: [Bild fehlt]

Die letzte Ladung Gäste wartet auf Anweisungen unten am Fluss-Dock. Wag es nicht auch nur einen von ihnen für dein krankes Hobby zu benutzen, Fembrys, oder dein Kopf hängt schenller an der Wand, als dir lieb ist.

[Bild fehlt]
Arthas

Alexander sitzt, während wir die Räumlichkeiten dieses Trakts gründlich untersuchen, teilnahmslos und völlig erschöpft auf dem Boden. Welche Dämonen wohnen bloß in seiner Brust? Was quält ihn so? Auf mein besorgtes Nachfragen reagiert er nicht. Während Garon, seine Schwester und ich die Gemächer Shan Thars und Fembrys´ durchsuchen, macht sich Evendur daran, den verbleibenden Nebengang zu erforschen. Lautstark verkündet er, als er wieder zu uns stößt, dass es sich um die größte Latrine handelt, die er je gesehen hat. Sogar einen unterirdischen Zu- und Abfluss gäbe es. Wir kombinieren die neuen Erkenntnisse des Kundschafters mit den Informationen aus dem Brief in Fembrys´ Kammer und vermuten irgendwo jenseits des Säulenganges die im Brief erwähnte unterirdische Anlegestelle. Einen Moment lang beratschlagen wir uns, ob wir ohne Alexander den Säulengang erforschen sollen oder darauf hoffen, dass er baldigst wieder in sich wohnt. Garon und Evendur setzen sich mit ihren Frozzeleien gegen mich durch und so gehen wir ohne Alexander. Ich spüre heiße Wellen der Wut in mir hoch kochen. Dennoch bleibe ich äußerlich ruhig und füge mich dem Beschluss der Mehrheit.

Wir präparieren zunächst die Tür zum Säulengang mittels eines Gesteinsbrocken, damit uns der Rückzug nicht versperrt werden kann. Ich gehe zu Alexander und unterrichte ihn leise von unserem Vorhaben. Inständig flehe ich ihn an, möglichst rasch nach zukommen. „Lily, nun komm schon, der Holzkopf versteht ohnehin nicht, was du zu ihm sagst.“, dröhnt Evendurs Stimme inmitten meines leisen Gesprächs. Mühsam beherrsche ich mich, indem ich mir eine gedankliche Notiz mache: das war wieder ein Kommentar, werter Evendur, welcher dich an den Rand des Abgrundes bringt. Es wird der Tag kommen, das schwöre ich beim Leben meiner Mutter, an dem du für deinen Sarkasmus und deinen Hochmut büßen wirst! Zur Unterstützung der gedanklichen Notiz ritze ich den Zeigefinger meiner rechten Hand an Alexanders Schwertschneide an. Genüsslich lecke ich den hervorquellenden Blutstropfen ab, bevor ich mich zu den anderen herumdrehe. Vier kleine Kerben sind es nun... .

Der Säulengang, welcher sich vor uns erstreckt, ist beidseitig von je drei abstrakten Frauenstatuen gesäumt, die entfernt an die Göttin Shar erinnern. Der Gang mündet an einer schweren Holztür. Da sich unsere Klerikerin sicher ist, dass von den Statuen keine Gefahr ausgehen kann, weil es sich ansonsten um einen religiösen Affront gegenüber Shar handeln würde, beschließen wir die Zwischenräume zwischen jeweils zwei Säulen einer Seite als Versteck zu nutzen. Unseren Kundschafter schicken wir vor, um die Lage zu sondieren. In dem Moment, als Evendur die Klinke der Tür herunterdrückt, flucht er herzhaft: „Verdammte Scheiße! Leute, in Deckung, irgendetwas ist hier drinnen gerade zerrissen!“ In diesem Moment großer nervlicher Anspannung hört Elenya ein schleifendes, scharrendes Geräusch hinter uns. Sie fährt herum und beginnt im selben Moment göttliche Energie um sich zu versammeln. Glücklicherweise kann sie den Zauber gerade noch stoppen, als sie Alexander erkennt, der noch sehr mitgenommen aussieht und sein mächtiges Schwert hinter sich herschleifend in den Gang tritt. Schweigend stellt er sich in die hinterste Nische. Hörbar atmen wir alle auf. Nachdem sich der Schreck gelöst hat, öffnet Evendur vorsichtig die Tür am Ende des Ganges und tritt ein. „Komm zurück!“, wispert Garon ihm hinterher, „Lass uns zusammen reingehen. Hey, ich kann einen Zauber wirken, der... .“ „Lass ihn doch“, rät ihm Elenya, die beschwichtigend ihre Hand auf seine Schulter legt. Ich nicke ihr zu und grinse. Entweder hört der Kundschafter schlecht – was ich ernsthaft bezweifele – oder er will es nicht hören, dieser Eigenbrödler! Soll er halt alleine klar kommen. „Wenigstens hat er die Tür weit genug geöffnet.“, seufzt der Magier. Alexander schnaubt und verdreht die Augen. „So wird das nix.“, kommentiert er lakonisch die Lage. Wir blicken in einen langen, recht schmalen Raum, eigentlich sieht er wie ein weiteres Gangstück aus, nur ohne die Frauenstatuen. An der rechten Seite sind zwei große, verzierte Türen zu sehen und auf der linken Seite drei kleine, schmucklose Holztüren. An der Stirnseite des Raumes hängt eine riesige, runde Scheibe, die schwarz ist und von einem violetten Rand gesäumt wird. Neben und zwischen den Türen sind Fackelhalter angebracht, in denen seltsame violette Fackeln ihr unheimliches Licht verströmen.

Als unser Kundschafter in etwa die Mitte des Raumes erreicht, wird er von zwei Schattenwachen angegriffen, die sich aus den flackernden Schatten der magischen Fackeln heraus materialisieren. „Mann, ich sagte dir: Komm zurück!“ , brüllt Garon, während er schon beginnt, mit seinen Händen rhythmische Gesten zu vollziehen, welche die Luft um ihn zum Knistern bringen, begleitend murmelt er „AttaÙmbar Yello!“ und aus seinen Fingerspitzen schießen winzige Totenschädel in den Raum hinein, welche sich blitzschnell aufdröseln und zu einem klebrigen Netz werden, welches den Boden des Raumes binnen weniger Augenblicke vollständig bedeckt. Gerade noch rechtzeitig kann Evendur aus dem Raum fliehen (ich sage es ja: er will nicht hören, denn diese Worte hat er wohl offensichtlich gehört). Aber auch die Schattenwachen haben rasch reagiert und die Tür, welche uns von ihnen trennt zugestoßen. Alexander macht sich daran, sie einzuschlagen. Mit einer Fackel entzünden wir das Netz unter der Tür. Durch die Durchbrüche in der Tür sehen wir, dass der Raum nun scheinbar leer ist. Wir nehmen an, dass die verfluchten Wachen den Flammen zum Opfer gefallen sind.
Sobald die Öffnung es zulässt, quetscht sich Elenya in den Raum hinein. Noch bevor einer von uns seine Bestürzung über diese Handlung kundtun kann, wird auch sie von zwei Schattenwachen attackiert, welche sich abermals aus den Schatten der magischen, violetten Fackeln heraus materialisieren. „Wir müssen die Fackeln löschen!“, rufe ich. Im selben Moment schleudert die Klerikerin zwei gleißende Lichtkugeln auf die beiden Schemen, welche ihr Ziel jedoch knapp verfehlen. Die Situation gerät außer Kontrolle als plötzlich Leben in die, an der Stirnseite befindliche, schwarze Scheibe fährt. Aus der tiefen Schwärze springen drei große, pantherartige Kreaturen heraus, auf deren Rücken Tentakeln wachsen. Zudem tritt aus einer Tür an der rechten Seite eine hochgewachsene Frau heraus, deren Gesicht von einer Narbe, die über ihr linkes Auge verläuft, verunziert wird. Höhnisch begrüßt sie uns: „Soso, der Segen Mystras, dieser schwachen Göttin, war euch wohl nicht genug? Ihr werdet die Erleuchtung durch die Sterne schon noch erfahren!“ Noch während die Frau, die vermutlich Lady Arthas ist, spricht, singe ich einige Akkorde, die so disharmonisch klingen, dass es der Dame schwer fällt, sich zu konzentrieren. Der Rest ihrer Rede klingt abgehackt und zerstückelt. „Es w... ei...g....fehler, euch...m...entgeg....stellen! M....euer.... tament, oder w....ihr um... Gn... wins... u...d...wahren... Göt...beitreten?“ Sie lacht hämisch. Noch lacht sie, denke ich bei mir, denn ich weiß, dass sie nun größte Schwierigkeiten haben wird, Zauber zu wirken. Still lächele ich vor mich hin und stimme ich einen trotzigen Gesang an, welcher die Willenskraft meiner Gefährten stählt, um etwaigen Zaubern zu entgehen, die sich auf die Beherrschung des Geistes beziehen.

Wir ziehen uns in den von Stauen gesäumten Teil des Ganges zurück, um zumindest teilweise Deckung zu haben, denn schnell erkennen wir die Tücke unserer Gegner: die schattenhaften Wesen sind schwierig zu treffen. Garon vermutet, dass sie phasenweise aus Schattengewebe bestehen und phasenweise aus ihrer eigentlichen Essenz. Nur in der Phase ihrer Essenz sind sie zu verwunden. Der Kampf wird zäh und zusätzlich überschattet durch Anschuldigungen Garons und Evendurs, man hätte rasten müssen. Ich schüttele ob dieser Kommentare nur ungehalten den Kopf. Wer wollte denn so dringend weiter gehen? Ich wollte bei Alexander bleiben, sie haben gedrängelt. Inmitten des Getümmels bricht noch eine magische Dunkelheit herein. Irgendwo neben mir höre ich Elenya fluchen, als ein weiterer Zauber seine Wirkung nicht entfalten konnte. Alexanders Schwert schlägt hart oberhalb meines Kopfes in die Statue ein und verkeilt sich offenbar, denn ebenfalls wütend brüllend versucht er es wieder frei zubekommen um weiter die Panther attackieren zu können. Wertvolle Momente verstreichen, in denen wir unserer Fähigkeiten beraubt sind oder schlichtweg mit den unfairen Gegebenheiten zu kämpfen haben. Dazwischen immer wieder die Vorwürfe, man hätte rasten müssen. Laut erhebt sich immer wieder die Stimme der geheimnisvollen Frau über den Tumult hinweg, wenn sie versucht einen Zauber zu wirken. Schließlich bekommt Alexander sein Schwert frei und wirft sich heldenhaft in die Bresche, womit er der arg in Bedrängnis geratenen Elenya und Garon das Leben rettet. Dieser Gewaltakt geht über seine vorhandene Kraftreserve hinaus und lässt ihn nachdem er einige schwere Hiebe rund um sich austeilen konnte, unter den Prankenhieben der Panther und Schlägen der Schattenwachen zu Boden gehen. Die magische Dunkelheit löst sich und ich erblicke meinen Freund leblos am Boden liegen. So schnell ich kann eile ich zu ihm und es gelingt mir wie durch ein Wunder in all dem Chaos, ihn zu stabilisieren, indem ich die größte Blutung mit einem Lappen meines Hemdes stille. „Halt durch Alexander, bitte, lass mich nicht allein! Verdammt, du hättest dich nicht so sehr in Rage kämpfen sollen, du weißt doch, wie sehr du danach immer der Ruhe bedarfst.“ Sein Atem geht ruhiger und kräftiger, aber er ist totenbleich. Durch einen Tränenschleier tobt der Kampf um mich herum weiter. Wenn wir nicht bald siegreich sind, wird Alexander sterben, dessen bin ich mir gewiss. Ich stimme ein neues Lied an, eine Melodie, welche mitreißend und heldenhaft klingt, hoffend, dass dieses die Greifenbrut stärken wird. Ich richte mich auf, die Stimme laut und hell erhoben über das Getose des Kampfes und ziehe meinen Bogen. Gewissenhaft lege ich einen Pfeil ein und ziele auf den letzten verbliebenen Panther, der tödlich getroffen wird. Nun widmen wir uns mit neuem Mut der Dame, welche uns am Ende auch nichts mehr entgegen zu setzen hatte, nachdem ich sie eines Großteils ihrer Magie beraubt hatte.

Erschöpft sinken wir um Alexander herum auf den Boden. „Einen netten Spruch hast du da, Lily.“, sagt Garon mit vor Anerkennung hochgezogener Braue. „Sehr nützlich, in der Tat. Sonst wäre der Sieg vielleicht nicht unserer gewesen, denn immerhin verfügte ich nicht über das volle Sortiment meiner Sprüche. Wir hätten rasten müssen.“ Die Freude über das Kompliment weicht augenblicklich einem giftigen Gefühl der Rache, welches ich jedoch herunterschlucke, weil Alexander in diesem Moment das Bewusstsein wiedererlangt.

Nachdem wir unsere Wunden weitestgehend versorgt haben, befassen wir uns mit dem Symbol an der Stirnseite des Raumes. Der Kundschafter und Elenya vermögen hinter die schwarze Scheiben zu blicken. Ungläubig betrachten auch wir anderen die scheinbar undurchdringliche Schwärze. Tatsächlich! Auch der Magier und ich sehen durch das schwarze Wabern hindurch in einen riesigen Raum hinein. Mit wissenschaftlichem Sachverstand bricht Garon eine Diskussion von Zaun, ob es sich nun um eine Illusion oder ein Portal handelt. Währendessen erkunden wir die Räume auf der rechten Seite. Auf der linken Seite, hinter den drei kleinen Türen verbargen sich lediglich ein spartanisch eingerichtetes Quartier, ein Vorratsraum und ein Folterkeller. Hinter der ersten Doppeltür befindet sich ein verschwenderisch luxuriöses Schlafgemach mit einem immensen Bett in der Mitte. Alles sehr stilvoll und extrem teuer eingerichtet. Wir finden es nur gerecht, alles mitzunehmen, was tragbar ist, schließlich wurde uns übel mitgespielt. „Nun macht mal halblang, Leute, um all den Krempel hier raus zu transportieren brauchen wir inzwischen einen Wagen!“, merkt Garon oberlehrerhaft an. Evendur raunt mir grinsend zu: „Naja, den Esel für den Karren hätten wir schon mal.“, dabei nickt er in die Richtung des Magiers, der staunend irgendwelche Gegenstände untersucht. Als wir den zweiten Raum der Dame untersuchen, erhalten wir Gewissheit über die Identität der selben. Es ist wie vermutet Lady Arthas, soviel geht aus ihrer zahlreichen Korrespondenz hervor, unter anderem aus der für sie offenbar charakteristischen blutroten Tinte.

Indessen schickt unsere Kelemvor Priesterin ein tanzendes Licht durch das schwarze Loch und die zuvor fast undurchdringliche Schwärze weicht einem flüchtigen Lichtschein. Inmitten des Raumes befinden sich zwei massive Steinsäulen in dessen Zentrum ein Vorhang aus dunklen Schwaden weht. Durch den teils transparenten Vorhang hindurch, kommt dahinter ein Altar überhäuft mit Knochen zum Vorschein.
 
Wir vermeiden es, dem Vorhang aus Dunkelheit zu nahe zu treten. Garon erklärt uns großspurig, es dies ein gefallenes Schattentor sei. Durch seine hochgestochene Art des Erklärens versteht wohl keiner von uns so recht, was dies genau ist. Immerhin begreife ich soviel: wer durch dieses – augenscheinlich kaputte – Tor tritt, der stirbt entweder oder verwandelt sich in eines der Schattenwesen. Nun, dies würde zumindest den beachtlichen Knochenhaufen vor dem Obsidianaltar erklären. Diese Knochen sind übrigens nicht von Magie beseelt, wirft Elenya ein. Während des langweiligen Monologs des Magiers versuchen Evendur und ich weiterhin Alexander von der Existenz des Raumes hinter der schwarzen Scheibe zu überzeugen. Stur behauptet der Barbar weiterhin, es gäbe diesen Raum nicht und wir seien allesamt verrückt. Selbst Sprüche wie „Der Klügere gibt nach“ lassen die Wand nicht durchlässig werden. Garon bietet an, die Illusion zu bannen „Nelde Hen Cant Berio!“, ruft er pompös und untermalt diesen Zauberspruch mit einer weitausholenden Geste. „Und?“, frage ich gespannt. „Was und?“, brummt Alexander mürrisch. „Na, kannst du es nun sehen?“, will ich wissen. „Liebe Lily, könnte ich es sehen, stünde ich mit Sicherheit nicht mehr dämlich auf der anderen Seite, oder?“, donnert er ungehalten. Verletzt schlage ich die Augen nieder und krame in meinem Rucksack nach einem Seil. „Hier nimm!“, fordere ich ihn zerknirscht auf. „Was soll ich damit?“ „Nimm es einfach. Evendur, Elenya und ich nehmen das andere ende und ziehen dich einfach durch die Wand.“ „Ich verstehe das nicht.“, murmelt der selbstbewusste Magier plötzlich ungläubig, „Warum kann er es immer noch sehen? Ich habe doch die Illusion gebannt... .“ „Ach Bruderherz, komm gräm dich nicht, hier ist vermutlich sehr mächtige Magie im Spiel. Womöglich sogar böse göttliche Magie. Ist doch nicht schlimm.“ Grummelnd nimmt Alexander das Ende des Seils in seine mächtige Pranke und wir anderen, den immer noch verwirrt und ungläubig dreinschauenden Garon ausgenommen, ziehen mit aller Kraft, um den großen Barbaren durch die für ihn massive Wand zu ziehen. Leider ging es nicht so vonstatten, wie ich es geplant hatte. Viele Momente und etliche Blessuren später gelingt es Alexander dann aus eigener Kraft, die magische Illusion zu durchschauen und uns in den unheimlichen, nach Verwesung riechenden Raum zu folgen.

Vorsichtig untersuchen Garon und Elenya den Knochenberg vor dem Altar und kommen zu dem Schluss, dass es sich nicht um nekromantisch verzauberte Kreaturen handelt, die ihres schauerlichen Auftritts harren, sondern um die kläglichen Überreste jener Kreaturen, welche beim Versuch das gefallene Schattenportal zu durchqueren starben.
Mit dieser neu gewonnenen Sicherheit untersuchen wir die Tiefe des Raumes genauer, dabei jedoch den wabernden Schleier aus Schatten nicht berührend.
Linkerhand verbirgt sich im toten Winkel des Raumes eine unscheinbare hölzerne Tür, die wir öffnen. Ein langer, schmaler Gang liegt dahinter, welchem wir folgen. Schon bald vernehmen wir das Plätschern von Wasser und vermuten, in der Nähe der unterirdischen Landungsstelle zu sein. Eine weitere Tür trennt den langen Gang von einer großen Höhle, die tatsächlich eine Anlegestelle beherbergt. Wir erblicken mehrere Zellen, sowie einen schmalen Steg oder besser gesagt eine Art primitive, glitschige Brücke über brackiges Wasser und einen Katamaran, der halb an Land gezogen ist. Genau vor uns, über die Brücke hinweg, erblicken wir eine Menschenfrau, die in einer der rostigen Zellen liegt. Vor der Zelle stehen zwei Schattenwachen. Unser Magier reagiert in Windeseile, noch bevor die Wachen uns richtig wahrnehmen können, ruft er mit donnernder Stimme: „Atta´ Umbar Yello!“ Aus seinen Fingerspitzen schießen augenblicklich winzige Totenköpfe, welche sich auf dem Boden vor der Zelle mit der gefangenen Frau blitzschnell zu klebrigen Spinnenfäden entwirren und die Schattenwachen verstricken.

Bruchteile später stapft ein Mann mit blondem, struppigen Haar und Kapitänskleidung um die Ecke und schnauzt uns an: „Was macht ihr denn hier, ihr Freaks?“ Alexander taxiert ihn kurz, schätzt ihn nicht als Bedrohung ein und antwortet höflich: „Wir sind auf der Durchreise. Und Ihr?“ „Ich bin der Fährmann und es war ein Fehler hierher zu kommen, denn dies ist mein Revier.“ Unser Barbar zieht verächtlich eine Augenbraue hoch und baut sich bedrohlich zu voller Größe und Pracht auf, bevor er erwidert: „Wollt Ihr uns etwa drohen?“ „Niemand betritt mit gezückten Waffen die Kabine von Kapitän Mahir!“, antwortet der törichte Mann mit trotzig erhobenem Kinn. Im selben Atemzug zieht er seinen Säbel und attackiert Evendur. Glücklicherweise habe ich seine Handlung vorsehen können und wirke rasch einen Zauber, welcher den Kapitän inmitten seines Ausholschlages verharren lässt. Alle stoßen vernehmlich erleichtert die Luft aus. Doch eine Pause, um uns zu fangen und die Lage taktisch einzuschätzen bleibt nicht. Schon taucht aus den Tiefen des brackigen Wassers an dessen Ufer wir stehen eine scheußliche Gestalt auf. Es scheint eine art riesiges Tentakelwesen zu sein, welches mit einer Geschwindigkeit, die ihm niemand von uns zugetraut hätte, unseren Magier aus unserer Mitte reißt und mit ihm hinab in die Düsternis des trüben Wassers taucht. Entsetzt tauschen wir hilflose Blicke aus, bis Alexander den Bann bricht und den Kapitän Mahir mit einem geschmeidigen Coupe de Grace enthauptet. „So, den hätten wir schon mal.“ Gemeinsam wenden wir uns der Bedrohung aus dem Wasser zu. Aus Elenyas geöffneten, nach oben gerichteten Handflächen schießt ein Regen aus Schnee und Eis hervor, den sie auf die Kreatur im Wasser regnen lässt. Gleichzeitig versuche ich das Wesen zu blenden, doch beide Zauber zeigen nicht die erhoffte Wirkung. Mit einem wütenden Schrei springt Alexander in das brackige Nass, sein mächtiges Schwert zum tödlichen Schlag erhoben. Mit einem gewaltigen Hieb schlägt er die Bestie zu Brei, bevor sie Evendur, der einen Schuss nach dem anderen auf den Feind abfeuert, zu packen bekommt. Besorgt suchen wir die trübe Brühe nach Garon ab. Bange Augenblicke dehnen sich wie Stunden. Plötzlich kräuselt sich die Wasseroberfläche und Garon taucht auf. Wir folgen ihm mit Blicken, wie er an Land schwimmt, dort eine in flammen stehende Hand nach einer dort am Ufer stehenden Schattenwache ausstreckt, woraufhin diese sich in eine lodernde Flammensäule verwandelt, welche binnen weniger Augenblicke zu einem Häuflein Asche zusammenfällt. Die zweite Schattenwache geht uns hart an, doch mit vereinter Kraft gelingt es uns die tückischen Abwehrmechanismen der Kreatur zu überwinden. Elenya und Evendur sind frustriert, weil sie keine Treffer landen können, weil sich das schattenhafte Wesen im Moment des Angriffs stets dem körperlichen Angriff entzieht, indem es seinen Körper mit Schattengewebe verschmelzen lässt, wodurch seine Essenz nicht berührt werden kann. Doch endlich stirbt auch diese Wache. Sofort widme ich mich der in der Zelle liegenden Frau. Während ich feststelle, dass sie geistig nicht in unserer Welt weilt, trocknet, glättet und säubert Garon seine teure Kleidung auf magischem Wege. Danach stellt er lakonisch mit einem Blick auf die Frau fest, dass sie augenscheinlich unter dem Einfluss eines Banns steht. Seine Schwester geht sogar soweit zu vermuten, die Kugel sei für die Aufrechterhaltung des Banns verantwortlich. Willenlos wie die Frau sich uns darstellt, nehmen wir sie mit, um von fähigen Leuten den Bann brechen zu lassen, unter dem sie steht.
Akribisch durchsuchen wir die gesamte Anlegestelle, jedoch finden wir nirgendwo eine Spur von Amnik Basult. In der Kabine von Kapitän Mahir finden wir jedoch einige detaillierte Karten des Whelooner Umlandes. Die Interpretation dieses Kartenmaterials lässt uns schlussfolgern, dass einige geistig beeinflusste Gefangene über den Fluss ins östliche Cormyr verschleppt wurden. An einen Ort, der auf einer der geheimen Karten als „Verlassene Zuflucht“ gekennzeichnet ist.
 
Ob Amnik Basult unter den Verschleppten ist? Zumindest ist dies die einzige Spur, welcher wir momentan folgen können.
Garon lässt uns wissen, dass er gern den unterirdischen Fluss, sowie ein Stück des normalen Ufer- und Wasserverlaufs untersuchen möchte, um zu erkunden, wo der geheime Eingang ist bzw. ob dort vielleicht noch mehr Zellen oder Wächter sind. Als Evendur den Katamaran für diesen Zweck klar machen will, lächelt der Magier nur milde und sagt geheimnisvoll: „Lass mal, ich sagte doch, dass ich dies gern tun würde.“ Er erhebt seine Stimme und ruft seltsame Worte, in seiner für uns unverständlichen Sprache der Magier, dann beugt er sich zum brackigen Wasser, lässt eine kleine Menge Wasser durch seine Finger rinnen und verschwimmt fast im selben Moment vor unseren Augen. Irgendetwas (Garon?), das wie ein durchschimmernder, wässriger Humanoider aussieht, taucht in das Wasser ein, verbindet sich scheinbar mit den Fluten und entzieht sich unseren neugierigen Blicken. Mit offenen Mündern stehen wir am Ufer und starren der Kreatur nach. Alexander schnaubt verächtlich und mahnt uns zum Gehen. Evendur ist seltsamerweise nicht anderer Meinung und so machen wir uns auf, den Rückweg durch den Tempel anzutreten. „Was sollte das denn?“, raune ich Elenya, in Richtung des Wassers nickend zu. Doch diese schmunzelt bloß und ein gewisser Stolz zeigt sich in ihren Augen. Ich lasse nicht locker. „Das war doch dein Bruder gerade, oder? Ich meine...das sah verdammt noch mal so aus, als hätte sich Garon in irgendein, ich suche hilflos nach Worten, ...Ding verwandelt.“ Elenya winkt amüsiert ab. „Lily, entspann dich, mein Brüderchen hat lediglich einen neuen Trick gelernt und musste ihn uns unbedingt vorführen. Er kommt wieder und zwar bald. Lass uns gehen, Alexander und Evendur haben recht, wir haben hier nichts mehr zu suchen und diese Frau hier braucht dringend Hilfe.“ Seufzend trotte ich den anderen hinterher. Garon das Ding aus dem See...ich kichere in mich hinein.

Auf dem Weg nach draußen durchsuchen Evendur und ich noch den Altar. In ein Geheimfach passt der Schlüssel von Lady Arthas. Dort finden wir ein in Schatten gehülltes, magisches Shakram, welches Elenya zur Verwahrung an sich nimmt. Kurz darauf holt uns Garon ein. Ich betrachte ihn misstrauisch, denn seine Kleidung ist trocken und sauber. Er bemerkt meinen Blick „Magie, Lily, Magie.“, grinsend streicht er sich über sein edles Gewand. „Achja, für diejenigen, die es interessiert“, fährt er fort, „der unterirdische Kanal kommt unmittelbar hinter dem Tempel raus. Eigentlich hätte man von außen einen Zugang entdecken müssen (tadelnder Blick zu Alexander und Evendur, welche ja dort alles abgesucht hatten). Nunja, sei es drum, lasst uns weiter gehen.“ Alexander ballt drohend seine mächtigen Fäuste. Evendur schüttelt nur den Kopf.
Es ist gegen Mittag, als wir durch das illusionäre Scheibensymbol treten. Auf der anderen Seite treffen wir auf Stadtwachen, die den Raum gerade durchsuchen. Überrascht drehen sie sich zu uns um „Halt! Was ist das für ein fauler Zauber, der euch ungesehen durch die Wand treten lässt?“ In mildem Tonfall erklärend spricht Garon zu ihnen: „Eine Wand und keinen Durchgang nehmen nur diejenigen wahr, die lediglich mit ihren Augen sehen.“ Als ich den verwirrten Gesichtsausdruck des Anführers sehe, schubste ich den Gelehrten unsanft zur Seite und trete vor. „Entschuldigt bitte, dass wir uns unbeabsichtigt angeschlichen haben. Wir gehören der Greifenbrut an und waren jenseits dieses magischen Durchgangs unterwegs, um die Fäulnis aus diesem Tempel zu vertreiben. Mein Name ist Lily Weg und dies sind meine Gefährten. Wir möchten nun rasch zu Port Haera, um Meldung zu machen, wie wir es verabredet haben.“ Verwirrung weicht Erkenntnis und so spricht uns der Kommandant nun freundlicher an: „Und ist die Greifenbrut auf der Flucht, oder war sie siegreich?“ Alexander wirft ihnen die Köpfe der Rädelsführer dieser falschen Priesterschaft vor. Ich versuche charmant zu lächeln. „Aha...und wer ist das hier?“, will der Wachmann wissen, wobei er auf die unter Bann stehende Frau zeigt. „Diese Frau fanden wir in diesem bedauernswerten Zustand in einer der Zellen dieses Ortes dunkler Macht.“, antwortet Elenya. „Ebenso eine Reihe wichtiger, magischer Gegenstände, die wir unverzüglich Hauptmann Haera zeigen müssen.“, drängt Evendur. Der Wachtrupp geleitet uns aus dem Tempel und durch die Stadt zum Haupthaus der Wache, wo wir augenblicklich zu Port Haera vorgelassen werden. In der Stadt trennen sich Elenya und Garon von uns, weil sie sich eilig um die Erweiterung ihrer Lizenz kümmern müssen, anderenfalls ist es ihnen untersagt, mächtige Magie wirken zu dürfen, worauf wir natürlich nicht verzichten möchten. „Kommt herein, kommt herein! Gerade rechtzeitig, gerade wollte ich Meldung an den Marschall machen.“, empfängt uns Haera,

„Was habt ihr gefunden?“

Bildhaft und theatralisch schildere ich das gefundene, gefallene Schattenportal und die Kreaturen, welche aus seiner Tiefe entspringen, von nichts anderem beseelt als der Lust zu töten... – doch meine Schilderung wird jäh durch Evendur unterbrochen, der sich räuspert, mich sanft zur Seite schiebt und selbst das Wort ergreift: „Hauptmann? Ich denke Ihr könnt lesen.“ Mit dieser Feststellung legt er ihm die im falschen Tempel gefundenen Briefe vor. Haera überfliegt alle drei Schriftstücke und schickt unmittelbar danach jemanden aus, um Marschall Tholl zu informieren.

Wenig später findet sich die gesamte Greifenbrut in der Altsteinhalle, dem Sitz des Fürsten, wieder. Wir fühlen uns reichlich unwohl in unserer zerfetzten, blutigen Kleidung und der geschundenen, teilweise von zahlreichen Wunden übersäten Haut. Nur Garon blickt der Aufwartung gelassen entgegen, mittels eines seiner kleinen Taschenspielertricks, war er in der glücklichen Lage, seine Robe zu flicken und allem einen sauberen, ordentlichen Anschein zu verleihen. Ich knirsche mit den Zähnen, als ich den Lackaffen sehe. Wir werden gebeten in einem Vorzimmer platz zu nehmen, während Port Haera zunächst allein mit dem Marschall redet. Nach wenigen Minuten bittet man uns in die Audienzhalle. Dort treffen wir auf den Fürsten Rotbart, welcher zu beiden Seiten von Kampfmagiern flankiert wird. Neben ihm steht außerdem sein Marschall, der ein hünenhafter Mann ist fast so groß wie Alexander, der seinen Konkurrenten in Sachen Größe misstrauisch mustert. Da sich so etwas nicht in Gegenwart solch hoher Herren schickt, stoße ich den Barbaren an und erinnere ihn flüsternd daran, wo wir sind, wer wir sind und dass er aufhören soll, den Marschall so anzustarren. Zur Antwort bekomme ich nur ein kehliges Knurren. Ich finde den Marschall recht ansehnlich, er macht zumindest eine Menge her, mit seiner runenverzierten Adamantitrüstung, seinem weißen mit einem Drachenwappen bestickten Cape und seiner aufrechten Haltung. Elenya und ich tauschen fachfrauliche Blicke aus und nicken anerkennend.

Zudem flankieren gewiss ein Dutzend Purpurdrachen die Halle, welche wohl der Leibgarde des Fürsten angehören.

„Tretet ein und erzählt abermals, was ihr im Mystratempel erlebt und gesehen habt“, richtet Fürst Rotbart das Wort an uns, „Nehmt platz und wisset, dass Lügen in dieser Halle keinen Platz finden.“ Geschickt nickt er einem bis eben im Hintergrund stehenden Kleriker zu. Elenya raunt uns zu: „So einen Zauber beherrsche ich auch. Unser jeweiliger Gott gewährt uns die Erleuchtung Lüge von Wahrheit unterscheiden zu können und zudem können wir durch unsere von den Göttern gegebene Aura dafür Sorge tragen, dass ein jeder in einem bestimmten Umkreis die Wahrheit sagen muss.“ Evendur erwidert: „Ich für meinen Teil hatte ohnehin nicht vor, die Unwahrheit zu sagen.“
Recht selbstbewusst setzen wir uns und Garon, Alexander und Evendur bedienen sich reichlich am bereitgestellten Essen und Trinken. Währendessen beginne ich unsere Erlebnisse zu erzählen. Während meiner Ausführungen nimmt sich der persönliche Heiler des Fürsten unserer Wunden und Blessuren an.

Ich beginne mit der Erzählung unseres Abenteuers mit dem Verschwinden Amnik Basults, wessen Auffinden für uns eine persönliche Motivation darstellte, den Tempel zu betreten und Nachforschungen anzustellen. Auch die Episode mit Tunaster Dranik, dem echten Mystrapriester lasse ich nicht unerwähnt. Ich erzähle, wie Garon die Falschheit des Mystrasymbols um Shan Thars Hals entlarvte und wie ich mich zu Spionage Zwecken in den Tempel einschleuste. Ich gebe möglichst genau den Wortlaut der Predigten des Sternenwebers wieder. Garon erläutert in einem wissenschaftlichen Diskurs das gefallene Schattentor. Evendur beschreibt unseren Weg durch die Katakomben, bis hin zum unterirdischen Fluss. Ich weise nachdrücklich darauf hin, welche Gefahr dieses Schattentor für Cormyr hat, da den Kreaturen von der Schattenebene ein Zugang in unsere Ebene gewährt wird und sie unser Land überrennen könnten. Evendur klärt die Anwesenden über die Hintermänner dieser Gefahr auf. Zunächst nennt er die Hohepriesterin Lady Arthas, welche hier vor Ort die Macht inne hatte, danach erwähnt er die Hintermänner, welche wir aus den gefundenen Unterlagen entwirrt haben: Esvele und Despayr. Er zeigt dem Fürsten und seinen Beratern zudem das bei Kapitän Mayhir gefundene Kartenmaterial. Elenya schließt unseren Bericht mit dem Hinweis auf die unter einem Bann stehende Frau. Sie spricht die Vermutung aus, der Bann sei durch die magische Kugel hervorgerufen. Fürst Rotbart hält die Kugel hoch: „Wisst Ihr etwas über den Gegenstand?“ „Man sollte sie nicht zu lange halten, wenn man nicht an Shar glaubt.“, antwortet unser Magier. Der Fürst weist einen seiner Kriegsmagier an, den Gegenstand in seiner Stadt zu zerstören. Zudem soll der zweite anwesende Kriegsmagier den Bann von der Frau nehmen. Dieser murmelt einige Worte, welche er durch komplizierte Gesten unterstreicht und deutet schließlich auf das teilnahmslos dastehende Weib, welches kurz blinzelt, um dann zu Boden zu fallen. Alle Augen ruhen auf ihr. Elenya und ich helfen ihr auf. Verwirrt schaut sich die Frau um. Als sie den Fürsten und die Purpurdrachen erkennt, tritt Schamesröte in ihr Antlitz und leise fragt sie: „Was ist geschehen?“ Fürst Rotbart antwortet: „Alles wird sich mit der Zeit erklären, doch nun nennt zunächst Euren Namen.“ „Ich heiße Weera Wavecrest. Ich komme von der Schwertküste. Ich bin...Schiffsmeisterin.“
„Sie lügt!“, donnert einer der Kriegsmagier.

Doch der Fürst winkt ab: „Egal, lasst uns fortfahren. Erzählt weiter.“ Sie berichtet, dass auch sie Gast im Tempel war, bis der Tag kam, an dem Sternenweber Fembrys nach Beendigung des Rituals die Kontrolle über ihren Geist erlangt hatte. Sie fand dies in Ordnung, weil sie ja Einsicht in das große Wissen der Sterne erhalten sollte und ihr Geist ohne Fembrys Hilfe vielleicht nicht bereit für solche Größe wäre. Außer ihr waren noch sieben weitere Reisende im Tempel, unter ihnen auch Amnik Basult, der Bücherhändler. Drei der insgesamt acht Novizen besaßen nicht die magische Gabe – was auch immer das sei – und kamen in der Folterkammer ums Leben. Weera sah keine Schande darin, solange sie unter dem Bann der Kugel und des Rituals stand. Die anderen fünf wurden in Zellen gebracht (sie auch), um auf das nächste Schiff zu warten, was sie nach Osten bringen sollte, zur verlassenen Zuflucht. Es war aber nur Platz für vier Leute und den Kapitän, weswegen Weera gebeten wurde, bis zum nächsten Termin zu warten. Dies alles sei vor acht Tagen gewesen.

Acht Tage! Besorgt werfen wir uns Blicke zu und werden unruhig.

Während Weera Wavecrests Erzählung rauft sich der Fürst die Haare. Schließlich sagt er wütend, dass Weera eine Entschädigung bekäme, und er sich dafür schäme, auf die süßen Einflüsterungen der Lady Arthas hereingefallen zu sein. Zu uns gewandt sagt er: „Ich biete euch einen ruhmreichen Eintrag ins Suzailer Buch der Abenteuer, sowie 50 Platin pro Person im Voraus an, wenn ihr die Personen aus den Fängen der Shar Priester zurückholt, die noch zu retten sind!“ Garon lächelt den Fürsten an und winkt großzügig ab: „Wir wollten ohnehin Amnik Basult aufspüren, der für unser persönliches Schicksal wichtig ist. Die Bezahlung ist von daher nicht so...“ Alexander unterbricht ihn unwirsch, nachdem ich ihn hilfesuchend und zu Garon nickend angeschaut hatte. „Genug geschwafelt. Wir haben noch einiges zu erledigen, bevor wir aufbrechen. Los geht´s!“
Oh Mann! Dieser weltfremde, verwöhnte Magier muss über Verhandlungen wegen Entlohnungen echt noch viel lernen! Ich schlucke ein kleines in mir aufwallendes Zörnchen hinunter und lächele den Fürsten artig an. „Falls Ihr beabsichtigt – wie Ihr angedeutet hattet – den Tempel noch einmal gründlich zu untersuchen, so empfehle ich Euch dringend jemand zum Bannen von Illusionen mitzunehmen, ansonsten könnten wohl einige Eurer Männer Blessuren davon tragen, weil sie gegen Wände rennen.“ Elenya und ich grinsen verschwörerisch, doch ein wütender Blick Alexanders, dem diese Spitze gegolten hatte, reicht aus, uns das Vergnügen für heimlichere Momente aufzusparen. „Apropos Magie bannen“, richtet Garon das Wort an Fürst Rotbart, „Wäre es wohl möglich, wegen unserer dringenden Mission eine Ausnahmeregelung bezüglich der Lizenz zum Ausüben von mächtigerer Magie zu erhalten? Wenn Elenya und ich erst bis Suzail reisen müssten wegen der Genehmigung, dann würde kostbare Zeit verstreichen.“ Er unterstreicht seine Frage mit einem höchst bedauernswerten Blick. Ob es der Blick oder die Worte des Magiers waren, oder beides ist letztlich egal, wichtig für uns ist nur, dass der Fürst tatsächlich der Ausnahmeregelung zustimmt. Er fordert den Magus und die Klerikerin auf, einen Antrag zu unterschreiben, welchen er selbst nach Suzail schicken wird. Nachdem die beiden den höchstkomplizierten Antrag ausgefüllt haben, verabschiedet uns der Fürst: „Möge der große Drache über eure Gruppe wachen und sein Segen euch bei euren Taten unterstützen.“

Wir verlassen den fürstlichen Hof.
Ich gehe zu Amniks Schwester, um sie über unsere Nachforschungen zu informieren. Anschließend gehen wir alle in die Stadt, um einzukaufen. Unsere Reise wird uns über Land führen, bis zu einem großen, wenig erforschten Sumpfgebiet, welches wir durchqueren müssen. Entsprechend viele Rationen müssen beschafft werden.
Wir decken uns reichlich mit Tränken, Schriftrollen und neuer Ausrüstung ein. Anschließend gönnen wir uns noch eine letzte erholsame Nacht im Luxus der Zivilisation, bevor wir unsere Expedition in die Wildnis antreten. 
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Arkos

  • Mitglied
    • Fotos
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #34 am: 18. November 2007, 23:53:26 »
Spoiler (Anzeigen)
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Nakago

  • Mitglied
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #35 am: 21. November 2007, 17:44:04 »
@Dani/Lily

Ein schönes langes Upbdate. Gefällt mir. Wie viele Notizen machst du dir eigentlich während der Sitzung? Und wie lange sitzt du an einem Update bzw. wieviele Seiten hat so was im Wordformat? Und bekommst du irgend eine "Vergütung" oder "Belohnung" für die ganze Arbeit, so einen Mitschnitt auf die Beine zu stellen?

Arkos

  • Mitglied
    • Fotos
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #36 am: 21. November 2007, 19:54:14 »
Kurz vor Ende des Abenteuers hat das PDF fast 200 Seiten. Werde mich jetzt mal daran machen Intro, Prolog und Kapitel 1 zum PDFs zusammenzufassen und zum DL anzubieten. (Gibt es da Probs mit den WotC oder anderen Künstlern von denen ich Bilder im PDF habe?)

Zum Umfang ihres docs muss Dani selber antworten ;) Lily bekommt jedenfalls schön Xtra EP  von mir und ist jetzt als erster Char Stufe 8 :wink:
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Arkos

  • Mitglied
    • Fotos
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #37 am: 22. November 2007, 09:51:54 »
Jetzt sind auch die ersten 3 PDFs online, während es hier bald weitergeht mit:

Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Arkos

  • Mitglied
    • Fotos
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #38 am: 22. November 2007, 09:55:13 »
28. ELEASIAS 1374
Ein ausgiebiges Frühstück, bei dem wir das Kartenmaterial, welches wir bei Kapitän Mayhir gefunden haben, sichten, läutet den Tag ein.
Bevor wir uns alle zusammensetzen, ziehe ich Alexander unauffällig beiseite. „Hey, ich habe da gestern was gefunden...am Bootssteg. Ist dir wohl im Eifer des Kampfgefechtes aus der Tasche gefallen...“ Ich erröte schuldbewusst, weil ich die Zettel natürlich gelesen habe. Mein Freund betrachtet mich misstrauisch. „Welche Zettel?“ „Naja....DIE hier“, stammele ich und reiche sie ihm, noch tiefer errötend.

Dies ist die Geschichte meines Leidens, meiner Last, meines Fluchs. Seit der Flucht aus dem Lager der Orks damals, plagen mich jeden Tag diese Alpträume, diese düstere Stimme. Seit Beginn unserer Reise habe ich das Gefühl, als ob ein Feuer in meinem Inneren brennt. Ich weiß nicht, ob ich gegen das Wesen, das in mir ist, bestehe, jedoch gebiete ich derzeit noch allein über mein Handeln. In manchen Situationen, wie Kämpfen, mache ich mir diese neue Stärke zu nutze, aber sie ist sehr stark und wird täglich stärker.
Das Mal an meinem Hals brennt, so scheint es mir. Ich habe des Öfteren Angst, die Kontrolle zu verlieren. Diese innere Stimme ist sehr verführerisch. Sie lockt mit Stärke und wilder Macht. Doch diese Vorzüge haben ihren Preis wie mir scheint. Die anderen – bis auf Lily – haben offenbar noch nicht bemerkt, was mit mir los ist. Lily hört auch eine Stimme, aber dies sei ein Blutzauber, sagte sie mir.
Es ist wohl auch besser so, dass sie nichts vermuten, denn ich weiß ja selbst nicht genau, was das da in meinem Inneren ist. Ich weiß nur, dass der Hass und der Zorn die Kraft nähren, wenn ich nicht aufpasse. Ich muss versuchen diese Kreatur oder den Geist zu kontrollieren.
Es brennt so sehr!!!
Diese Stimme...:“ich bin der, der inne wohnt. Wehre dich nicht Alexander. Nimm meine Macht an“ , säuselt sie beschwörend und endet stets mit den Worten: „Schon bald sind wir auf ewig Eins!“

Etwas stimmt nicht. Dieses Wesen in mir versucht seit einer Weile nicht mehr aggressiv, sich meiner zu bemächtigen. Ich glaube es spürt, wie ich langsam Gefallen an dieser Macht finde. Mit seiner Hilfe werde ich alle zerschmettern, die sich mir in den Weg stellen. Auch wird mir diese Macht helfen, Lilys Schicksal zum Guten zu wenden. Ich weiß zwar noch nicht wie und sie würde es ablehnen, klar, das weiß ich wohl, aber so wird es sein. Ich werde diese Kreatur der Nacht, dieses weder tote noch lebendige Geschöpf aus ihrem Leben verbannen, damit sie Frieden findet.
Und schon höre ich sie wieder diese Worte seltsamer, fremdländischer Macht:
Ego sum qui intus habitat...

„Gibs zu, du hast es gelesen!“ schnauzt er mich an. Hilflos zucke ich mit den Achseln, leugnen hätte ohnehin nichts gebracht, also nicke ich.
Unwirsch reißt mir Alexander seine Zettel aus der ausgestreckten Hand und stopft sie in seine Hosentasche. „Da sind sie letztes Mal bestimmt auch rausgefallen“, merke ich leise an. Zur Antwort schnaubt er bedrohlich, doch kramt er die Zettel wieder hervor, um sie letztlich in seinem Rucksack verschwinden zu lassen. Danach begeben wir uns zu den anderen an den Tisch, wo bereits Karten auf dem Tisch liegen.

Evendur, der die Karten am eingehendsten studiert hat, berichtet uns, dass wir weit nach Osten, an die Staatsgrenzen Cormyrs reisen werden. Auf dem Weg zu unserem Ziel, der „verlassenen Zuflucht“, gäbe es einige markante Wegpunkte, welche wir zur Orientierung und als mögliche Raststätten nutzen könnten. Zunächst sei „der namenlose Schrein“ genannt, welcher etwa zwanzig Kilometer östlich von Wheloon läge. Bei den zu erwartenden Wegverhältnissen, müssten wir mit einem neunstündigen Fußmarsch bis dort hin rechnen. Der „namenlose Schrein“ lässt eine Erinnerung in mir klingeln, ich konzentriere mich kurz und schon fällt es mir wieder ein: „Der namenlose Schrein, so geht die Legende, war wohl einst dem Gott Amaunator geweiht. Eine Ruine aus längst vergessenen Zeiten, über deren Fall man nichts Genaues weiß.“ „Amounator war in früheren Zeiten Lathander gleichzusetzen, in gewissem Maße sein Vorgänger“, ergänzt Elenya mein Wissen, „Vereinzelt finden sich wohl auch noch heutzutage Anbeter dieses toten Gottes, denen angeblich sogar Zauber gewährt werden.“ „Zumindest hört es sich für mich dann so an, als sei dies ein günstiger Ort zum Übernachten“, schließe ich unsere Anmerkung mit einem nach Zustimmung heischenden Blick in die Runde. „Darüber sprechen wir später, lasst mich euch erst mal in Ruhe unsere Route erläutern.“, würgt Evendur meine unausgesprochene Frage ab. „Vom namenlosen Schrein aus ist noch mal dieselbe Entfernung und Zeit zu veranschlagen, bis wir den nächsten markanten Punkt erreichen können: Chonis Kammer. Von dort bis zum Sumpf sind es weitere sechs Stunden Fußweg. Die verlassene Zuflucht liegt inmitten des Sumpfes, was meinen Berechnungen zufolge abermals sechs Stunden Weg sein sollten. Im Grenzgebiet des Sumpfes liegt übrigens der „Schädelspieß“, eine grässliche Hommage der Orks, welche vor etwa 100 Jahren als Gebietsmarkierung aufgestellt wurde.“ Fragende Blicke seitens des Rests der Gruppe beantwortet er seufzend
„Also schön, ich merke ihr habt eine Schwäche für blutige Details. Die in diesem Gebiet lebenden Orks haben die Köpfe ihrer erlegten Feinde in der Nähe eines großen, abgestorbenen Baumes aufgespießt beziehungsweise aufgehängt und der langsamen, stinkenden Verwesung überlassen. Der Boden ist getränkt vom dicken Blut von Heerscharen armseliger Wanderer oder Krieger, die den Orks zu nahe kamen. Noch heute quietschen die rostigen Ketten, die an den nackten Ästen des Baumes befestigt sind im Wind und singen ihr Klagelied. Warst du auch schon da, um dich inspirieren zu lassen, Lily? Klingt zumindest fast so, als hättest du dir dort ein paar Ideen für deine Melodien geholt.“, feixt der ignorante Kundschafter. Ich rümpfe die Nase und mache eine geistige Notiz, dass dies ein weiterer Affront war. Unauffällig nähere ich mich Alexanders Schwert, ziehe es ein Stückchen aus der Scheide und ritze mir in den rechten Zeigefinger. Fünf kleine Kerben sind es nun. Das Blut ableckend nuschele ich: „Haste noch mehr zu erzählen, großer Kundschafter? Oder können wir nun los?“ „Insgesamt also 30 Stunden Weg, wenn nichts dazwischen kommt.“, unterbricht uns Garon halb abwesend. Seine linke Hand spielt in Gedanken verloren mit seiner violetten Brille als er fortfährt zu sprechen: „Drei bis vier Tage wird die Reise dauern. Mir scheint, die erste Rast am namenlosen Schrein zu machen, wäre sinnvoll. Andererseits hätte ich da wohl auch noch die Möglichkeit eines magischen Unterschlupfes, den ich...“ „Danke Garon!“, unterbricht ihn Evendur „Zu den Details der Etappen und etwaiger Übernachtungsmöglichkeiten wollte ich später kommen. Zunächst wollte ich euch noch etwas über die Bewohner des Sumpfes erzählen. Der Sumpf wird beherrscht von drei Echsenstämmen, die untereinander rivalisierende Kriege führen. Sie verlassen den Sumpf im Normalfall nicht und umgekehrt fürchten sich die Cormyrer davor, den Sumpf zu betreten, weswegen wir im Grunde nichts Genaues über die Bewohner und das Terrain wissen.“ „Also halten wir fest, dass wir feindliches Terrain betreten!“, stellt Alexander mit lebhaft aufleuchtenden Augen fest.

Endlich brechen wir auf. Was heißt endlich? Zumindest für einige von uns...ich für meinen Teil bin schlechter Dinge, da ich Reisen in solch unwirtliches Gelände nicht leiden kann.

Evendur führt unsere kleine Schar über den Lindwurmlauf durch das Hügelland des östlichen Cormyrs. Gelegentlich beraten sich Alexander und der Späher, welcher Pfad nun der günstigere sei. Missmutig stapfe ich am Ende der kurzen Reihe und kollidiere mit Garon, der abrupt stehen geblieben war. „Mann, pass doch auf!“, fauche ich ihn an. „Warum so ärgerlich, Lily? Behagt dir das Reisen nicht?“, will der Kuttenträger wissen, „Dann behagt dir dies hier vermutlich noch weniger“, grinst er mich an und deutet auf den steilen Abhang vor sich. Evendur und Alexander sind schon unten. Elenya macht sich gerade ungeschickt auf den Weg dorthin. Ein Ausrutscher ihrerseits wird von der Plattenrüstung abgemildert. Herzhaft fluchend erreicht sie den sicheren Grund. Meine Augen weiten sich und mein Herz beginnt unangenehm stark zu hämmern. „Ich hasse Schluchten, ich hasse Höhen, ich hab keine Lust mehr weiter zu gehen! Macht euren Scheiß doch allein!“ Ich will mich gerade herumdrehen, als Garon mich in Richtung des Abgrundes schubst. „Lily ist die nächste, ich komme als Letzter hinunter.“ Alexander lächelt mir aufmunternd zu. Evendur streckt mir helfend eine Hand entgegen. Kalter Schweiß tritt auf meine Stirn. „Nee, ich....ich kann nicht.“ „Nun komm schon Lily, schau ich lebe auch noch.“ , ermutigt mich Elenya. Ich fasse mir ein Herz und beginne wacklig mit der Kletterpartie. Zitternd verfehle ich einen Vorsprung und rutsche hinab, nur Evendurs raschem Eingreifen ist es zu verdanken, dass ich unbeschadet ankomme. Während mir noch halb schwarz vor Augen ist, lachen Evendur und Garon über mein Missgeschick. Wütend kicke ich Steine nach ihnen und fluche über die Natur. Den Rest des Tages verbringe ich in eisigem Schweigen. Mit einer Grabesmiene trotte ich in einigem Abstand hinter den anderen her.

Gegen Abend taucht die Silhouette eines runden Gemäuers auf einer Hügelkuppe auf. Als wir näher rankommen duftet es köstlich nach gewürztem Hasenbraten. Welch köstlicher Duft! Gepriesen sei die Zivilisation! Meine Grabesmiene lichtet sich und ich eile in Richtung des wunderbaren Duftes. Evendur begleitet mich, während die anderen sich etwas abseits verbergen.
Inmitten der Ruinen, welche einst der „Namenlose Schrein“ waren, sitzen ein gutgekleideter Felsengnom und ein Mensch. Als wir recht nahe heran sind, ruft der Gnom uns zu: „He da! Freund oder Feind?“ Unisono antworten der Späher und ich „Oder!“ und grinsen dabei. Wir treten näher an die beiden heran. Der Gnom, scheinbar der Wortführer der beiden, kichert:
„Oder? Haha, das ist gut, nicht wahr, Norri? Oder ist gut! Jaja, woher sollten wir auch wissen, wie wir zueinander stehen, wenn wir uns nichtmal kennen! Das sollten wir ändern, danach könnt ihr noch mal antworten!“ Er deutet auf seinen Begleiter und stellt ihn uns als Norri Waywocket vor.
„Und mein Name ist Corbert Ruffwood. Wir sind Händler. Wollt ihr euch zu uns setzen und uns verraten, wer ihr seid?“
Ich raune Evendur zu, dass die Namensgebung der beiden Kerle etwas befremdlich für mich ist, ich sie jedoch als harmlos einstufe. Er nickt mir zu und richtet das Wort an die Händler: „Dies ist Lily Weg und ich bin Evendur Taurendil. Dort hinten im Gebüsch warten noch drei Freunde auf unser Zeichen, dass hier alles in Ordnung ist.“
„Also Freund oder Feind?“, will Corbert hartnäckig, einen misstrauischen Blick mit Norri wechselnd, wissen.
„Freund.“, antworte ich schnell und winke den anderen zu, welche aus der Deckung kommen um zu uns zu stoßen. Als sie oben angelangt sind, stelle ich ihnen die beiden Händler vor. Gemeinsam nehmen wir das Abendessen ein und erzählen ein wenig, woher wir kommen und wohin wir gehen. Als die beiden Reisenden hören, dass wir in Richtung Chonis Kammer unterwegs sind, werden sie hellhörig und werfen ein, dass es dort gefährlich sei. Norri wird spezifischer in seinen Ausführungen:
„Da lungern bewaffnete Goblins und Kobolde rum, kein guter Ort um dort zu verweilen sag ich euch! Noch ein wenig Tee? Tee haben wir nämlich reichlich! Nicht wahr, Corbert? Tee haben wir immer reichlich. Kann man nie genug von haben. Ist doch so, Corbert, he?“
Der Gnom nickt bestätigend.
„Ich würde wohl etwas von eurem Tee trinken.“, werfe ich in den Redeschwall Norris ein. Dieser strahlt mich an und füllt mir Tee in einen Becher.
„Wisst ihr, wenn ihr zu Chonis Kammer geht, dann könnten wir mitgehen. Könnten wir doch, Corbert, oder? Die sehn doch vertrauenswürdig aus, oder?“
Corbert nickt.
„Denn in der Kammer befindet sich unser Lager.“
„Euer Lager?“, Garon wirft den beiden einen zweifelnden Blick über den Rand seiner dunkelvioletten Brillengläser zu, „Ich dachte ihr seid reisende Händler? Von welchem Lager sprecht ihr?“
„Huuuuu, Corbert, der Magier ist misstrauisch, nicht wahr?“ Norri kichert. „Aber woher soll er uns auch trauen? Wir haben es ihnen ja noch nicht erklärt! Sollen wir es ihnen erklären, Corbert?“
Der Gnom nickt.
„Das Lager ist unser Warenlager. Wir lagern da sozusagen unsere Waren. Hab ich das gut erklärt, Corbert?“
Corbert schüttelt den Kopf.
Der Mensch namens Norri blickt ihn enttäuscht an und fährt dann hastig fort: „Chonis Kammer liegt für unsere Zwecke günstig etwa in der Mitte unserer Handelsroute, aber genügend abseits um nicht entdeckt zu werden.“
„Warum mietet ihr euch kein Lager in Wheloon?“, will Evendur wissen.
„Hast du gehört, Corbert? Er will wissen, warum wir uns kein Lager in Wheloon mieten! Sollen wirs ihm verraten?“
Corbert schüttelt den Kopf, doch Norri fährt trotzig fort:
„Na weil es Geld kostet, deshalb! Und außerdem liegt es nicht so hübsch zentral wie Chonis Kammer.“
Ich wechsele einen Blick mit Alexander und merke, dass auch ihm diese Unterhaltung zu anstrengend wird. Schon tritt die Ader auf seiner Stirn bedrohlich hervor. Beschwichtigend lege ich ihm die Hand auf den Unterarm. „Machst du die erste Wache, Alexander? Mit Kontrollgängen und so? Ich werde dich dann ablösen.“ Alexander nimmt meine Ausrede dankbar an und verschwindet außer Hörweite. Unterdessen brabbelt der Mensch munter weiter. Ich ziehe Elenya etwas beiseite und raune ihr zu, wie seltsam ich es finde, dass der Gnom einen typischen Menschennamen trägt und ebenso misstrauisch und schweigsam ist und der Mensch im Gegenzug einen gnomischen Namen trägt und soviel sabbelt, wie man es sonst nur von Gnomen gewöhnt ist. Elenya stimmt mir zu und ist darüber auch etwas beunruhigt. Am Ende des Abends haben wir zumindest ausgehandelt, das Lager der beiden Irren von den Banditen zu befreien. Dafür versprechen sie uns eine reiche Belohnung. Mit Blick auf die gute Ausrüstung und gepflegte Erscheinung der beiden Händler freuen wir uns auf die Bezahlung. Immerhin führen sie ein gutes Pferd und ein edles Pony mit sich. Der Haken an der Sache ist, dass die beiden uns zu ihrem Lager begleiten wollen.
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Lily Weg

  • Mitglied
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #39 am: 22. November 2007, 16:19:17 »
Zitat von: "Nakago"
@Dani/Lily

Ein schönes langes Upbdate. Gefällt mir. Wie viele Notizen machst du dir eigentlich während der Sitzung? Und wie lange sitzt du an einem Update bzw. wieviele Seiten hat so was im Wordformat? Und bekommst du irgend eine "Vergütung" oder "Belohnung" für die ganze Arbeit, so einen Mitschnitt auf die Beine zu stellen?


Freut mich, dass unsere Geschichte Anklang findet. *strahlt*

Im Wordformat (Arial 12 im Wesentlichen) mit großzügigen Absätzen sind es denke ich etwa 100 Seiten (habe es einige Male gestückelt, um Arkos was fürs PDF zu schicken).

Notizen mache ich nicht soooo viele: es sind nun etwa 75 Seiten DinA5 Büchlein. Inzwischen (seit ich es als "Roman" schreibe) ist es auch eher wie ein Stichwortprotokoll, davor war es schon ausführlicher, als ich noch dachte, dies würden die einzigen Erinnerungen an die Runde bleiben. ;)

Bin aber glücklicherweise mit der Gabe "GUTES GEDÄCHTNIS" ausgestattet, so dass es wenig bedarf, um mich wieder erinnern zu können.

An den updates sitze ich unterschiedlich lang. Kommt drauf an, wieviel Lust und Zeit ich gerade habe. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wann genau ich anfing es auf dem PC zu verfassen, weil Arkos meinte, das wäre doch ne coole Sache. :P

Vergütung sagte er bereits: ich bekam 1500 EP - genauso wie "Evendur", der unsere Miniaturen gestaltete, sowie sonstiges battlegrit Zeugs bastelte (Schattenportal, Bäume, Brunnen, einen riesigen Skelettdrachen, jede Menge Echsenkrieger...).

Joa,l denke mal, das war es erstmal zu den Fragen.

Falls noch irgendwas ist, ruhig sagen.

Achja...das Schlimmste am Schreiben ist eigentlich, dass man das Gefühl hat, es ist unvollkommen. Jedes Mal, wenn ich mir einen eigentlich fertig gestellten Teil durchlese, dann fallen mir noch Verbesserungen auf. *seufz*

Und das Schöne am Schreiben ist, dass man den ganzen Kram nochmal erlebt, mit dem kleinen - aber feinen - Unterschied, nun die Geschehnisse in gewisser Weise "einfärben" zu können. ;)

Nakago

  • Mitglied
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #40 am: 23. November 2007, 17:41:46 »
Zitat von: "Lily Weg"
Freut mich, dass unsere Geschichte Anklang findet. *strahlt*


Yup, sie ist wirklich gut. Großes Lob!

Zitat von: "Lily Weg"
Notizen mache ich nicht soooo viele: es sind nun etwa 75 Seiten DinA5 Büchlein. Inzwischen (seit ich es als "Roman" schreibe) ist es auch eher wie ein Stichwortprotokoll, davor war es schon ausführlicher, als ich noch dachte, dies würden die einzigen Erinnerungen an die Runde bleiben. ;)


Das ist recht viel. Ich schreibe ja auch die Geschenisse unserer Gruppe auf, ich schreibe mir meist nur die Namen auf und skiziere ein Strichmännchen mit den Merkmalen der Person daneben. Den Verlauf halte ich meist mit ein paar Skizzen und Stichworten fest. Etwa eine Notizbuchseite pro Abenteuer.

Zitat von: "Lily Weg"
Bin aber glücklicherweise mit der Gabe "GUTES GEDÄCHTNIS" ausgestattet, so dass es wenig bedarf, um mich wieder erinnern zu können.


Das ist die Vorraussetzung für so ein Projekt. Vor langer Zeit hat mal ein Spieler bei mir versucht auch so was zu machen. Er hat laufend Notizen gemacht und hat den Spielfluss dauernd unterbrochen, um etwas Nachzufragen, weil er durch die ganze Schreibrerei nebenher nicht mehr alles mitbekommen hat. Ich war deshalb gar nicht so traurig, als sein Char meinte, alleine Frontal eine Armee angreifen zu müssen.   :P

Zitat von: "Lily Weg"
Vergütung sagte er bereits: ich bekam 1500 EP - genauso wie "Evendur", der unsere Miniaturen gestaltete, sowie sonstiges battlegrit Zeugs bastelte (Schattenportal, Bäume, Brunnen, einen riesigen Skelettdrachen, jede Menge Echsenkrieger...).


Das sind dann etwa 15 EP pro Seite . Muss mal meinen SL anhauen, ob er mir meine SH auch so vergütet.

Zitat von: "Lily Weg"
Achja...das Schlimmste am Schreiben ist eigentlich, dass man das Gefühl hat, es ist unvollkommen. Jedes Mal, wenn ich mir einen eigentlich fertig gestellten Teil durchlese, dann fallen mir noch Verbesserungen auf. *seufz*


Das kenne ich, man ist nie wirklich fertig. Es gibt immer ein Wort, dass ersetzt werden muss. Eine Formulierung, die einfach nicht gut genug ist. *megaseufz*

Zitat von: "Lily Weg"
Und das Schöne am Schreiben ist, dass man den ganzen Kram nochmal erlebt, mit dem kleinen - aber feinen - Unterschied, nun die Geschehnisse in gewisser Weise "einfärben" zu können. ;)


In der Tat.  :D Einige Figuren gehen ja Lily richtig auf den Wecker und kommen deswegen nicht besonders gut weg. Stört das die betreffenden Spieler?

Lily Weg

  • Mitglied
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #41 am: 24. November 2007, 21:09:46 »
*grinst* mit "Garon" lebe ich seit vier Jahren zusammen in "eheähnlicher" Gemeinschaft^^ und auch mit "Evendur" bin ich seit etwa diesem Zeitraum befreundet.

Ist halt Rollenspiel - da gibt es glücklicherweise die Möglichkeit mal einen Char zu spielen, der so ganz anders ist als man selbst...*fg*
Von daher hats unserer Freundschaft keinen Abbruch getan....und Evendur und Lily kommen nun - gegen Ende des Abenteuers - auch besser miteinander klar.
Garon ist halt immer noch ein Spinner - findet Lily.


wobei mein Herzblatt mir grad über die schulter schaut und meint: kannst ruhig hinschreiben, dass ich mich RL nicht wirklich von Garon unterscheide^^ 8)

Arkos

  • Mitglied
    • Fotos
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #42 am: 26. November 2007, 17:29:24 »
Falls wer Probleme hat die PDFs im Browser zu öffnen (wie ich), dem sei mit einem Rechtsklick und dem Befehl "speichern unter" geholfen.
Weis wer ob das so mit den verschiedenen Bildern in Ordnung geht, oder muss ich die rausnehmen?
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

Lily Weg

  • Mitglied
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #43 am: 30. November 2007, 18:16:44 »
29. Eleasias

Frühnebel hängt tief über dem Boden, als wir gemeinsam mit den beiden schrägen Vögeln vom Namenlosen Schrein in Richtung Chonis Kammer aufbrechen. Unglaublich, wie man am frühen Morgen schon so viel reden kann, wie Norri Waywocket! Fröhlich plappert er dauernd vor sich hin, wie wir großen Helden das Lager vom Ungeziefer befreien, wie schon bald die Geschäfte florieren...und, und, und.

Gegen Ende des Tages geht uns das Geplapper dermaßen auf die Nerven, dass Alexander sehr energisch wird: „Maul halten!!! Sofort!“ Er zieht sein Schwert und fährt mit düsterer Miene fort: „Wenn einer von euch bis Sonnenuntergang auch nur einen Mucks macht, rutscht mir verdammt noch mal diese Klinge aus und wird euch nen Kopf kürzer machen! VERSTANDEN????“ Ganz doof sind die beiden Händler zumindest nicht, denn sie halten danach tatsächlich für mehr als eine Stunde ihre Klappe. Ein zaghafter Versuch Corberts Luft zu holen, um zum Reden anzusetzen, wird jäh durch ein tiefes, bedrohliches Knurren Alexanders unterbrochen.

Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir den Hügel, auf dem sich Chonis Kammer befindet. Aus einigen Hundert Schritt Entfernung möchten wir zunächst die Lage sondieren. Evendur schleicht sich an und erkundet den Eingangsbereich für uns. Er kehrt zurück und berichtet uns, dass eine echsenartige Schattenwache vor dem Torbogen steht. Auf dem Torbogen stünden in Stein gemeißelt, in der uralten Sprache Thoras, die Worte „Chonis Kammer“.
Die beiden bekloppten Händler erwähnen einen Graben hinter dem Eingang und berichten voller Stolz, dass sie eine Hängebrücke hinüber gebaut hätten. Sie wollen auf mein Bitten hin eine Skizze des Inneren der Kammer anfertigen, geraten jedoch darüber in Streit, wer dieses wichtige Stück nun anfertigen darf. Ich vermittle und sie einigen sich darauf, beide, jeder für sich, eine Skizze zu zeichnen, die sie dann miteinander vergleichen wollen. Tatsächlich pinnen beide meisterlich voneinander ab, so dass Evendur hinter vorgehaltener Hand zu uns sagt, dass diese Karten wohl nur bedingt verwendbar seien.

30. Eleasias

Bei Tagesanbruch brechen wir zur Grabkammer auf. Da wir gegen die Sonne blicken, nehmen wir einen Umweg in Kauf, um im Bogen auf den Hügel zuzulaufen. Der Umweg hat sich gelohnt, denn mit einem gezielten Schuss streckt Evendur die Schattenwache am Eingang nieder. Unsere unliebsamen Reisegefährten warten draußen auf unsere Rückkehr.
Bevor wir reingehen ziehe ich die schicken rosa Samtpantoffeln an, die wir im falschen Mystratempel in Lady Arthas Gemach fanden. Sie ermöglichen es mir, wie eine Spinne Wände hochzuklettern.
Auf diese Idee hätte ich mal früher kommen können, dann wäre mir der peinliche Augenblick beim Überqueren der Schlucht erspart geblieben. Kurz hinter dem Eingang, gleich hinter der von den Händlern gebauten Hängebrücke, kommt eine monströse, riesige Steinfratze in unser Blickfeld.
Drei gut gezielt Pfeile aus dem Maul des steinernen Gesichtes, durchtrennen die Verankerungsseile der linken Seite der Brücke, noch bevor wir einen Fuß darauf setzen können. Gewarnt gehen wir in Deckung und lauschen. Auf der anderen Seite des Mauls vernehmen wir das Geräusch kleiner, huschender Füße.
Evendur zielt geduldig auf die Steinfratze. Offenbar hat er eine Art Schießscharte entdeckt, die sich meinem Blick entzieht. Ein ersticktes Röcheln kündet davon, dass er einen der unsichtbaren Schützen getroffen hat. Garon wirkt derweil einen beeindruckenden Zauber auf Alexander, dessen Größe und Waffe sich verdoppelt. Der Barbar nimmt sein nun monströses Schwert, überquert die Hängebrücke und deckt mit der Breitseite der Waffe alle sechs für uns sichtbaren Schießscharten annähernd ab.

Unser selbstverliebter Magier intoniert feierlich und laut magische Worte und führt uns seinen neuesten Trick vor: die Verwandlung in einen Erdelementar. Ich finde diese Verwandlung geschmacklos, erinnert sie mich doch zu lebhaft an mein beinahe tödliches Erlebnis im Whelooner Tempel. Nachdem er die bewundernden Blicke genug genossen hat, streckt der Wahnsinnige sein irdenes Gesicht in die Steinfratze hinein und glotzt auf die andere Seite. Scheinbar droht von dort keine Gefahr mehr, denn schließlich verschwindet Garon der Erdelementar gänzlich in der Wand.

Wir anderen tasten uns vorsichtig tiefer in die Grabkammer hinein und vernichten alle Schattenechsen, die unseren Weg kreuzen. Alexander gerät mächtig in Rage, weil er trotz seiner enormen Größe kaum Schaden an den schattenhaften Wesen anrichtet. Wir haben teils harte Kämpfe zu überstehen, vor allem, weil von Garon jegliche Spur fehlt und Alexander ein Fluch anzuheften scheint, der es ihm versagt, mit seiner Kraft gegen die Kreaturen vorzugehen.
Erschwerend kommt ein seltsamer, schattenhafter Nebel im Herzstück der Grabkammer hinzu. Beinahe gehen wir gegenseitig mit Waffengewalt auf einander los. Schließlich haben wir alles durchkämmt und jegliche Gegenwehr zerschlagen, doch vom Lager der beiden Händler ist nichts zu sehen.
Akribisch suchen wir Zentimeter um Zentimeter der Grabkammer nach geheimen Mechanismen ab. Schließlich findet Evendur eine winzige, geheime Kammer, welche kaum mehr als einen mal einen Schritt misst. Sie ist leer. Im Augenblick größter Verwunderung und Ungläubigkeit streckt Garon der Erdelementar seinen unförmigen, irdenen Kopf durch die Stirnseite des Kämmerchens.
Schließlich tritt er ganz zu uns hindurch und verwandelt sich zurück: „Ich habe das Lager der beiden Irren gefunden. Es befindet jenseits dieser Wand.“ „Schön, und wie kommt man dorthin, ohne sich in ein Erdenwesen zu verwandeln?“ , will ich wissen. „Das hier ist keine Wand, sondern nur eine Illusion.“, kontert der Magier. Mit diesem Wissen ausgestattet gelingt es uns, die Wand zu überwinden.
Im jenseitigen Lagerraum befindet sich ein buntes Sammelsurium an Waren. Kaum zwei Dinge scheinen zueinander zu passen. Uns schwant Übles, was Elenya schließlich für uns alle ausspricht: „Ich fresse einen Besen, wenn dies alles hier (sie deutet auf die Waren) rechtmäßig erworben wurde! Schaut euch das an...das sieht ja wohl so aus, als wären dies alles Habseligkeiten von reichen Reisenden oder Geschäftsleuten, die von den beiden Gaunern um ihre Sachen gebracht wurden.“
Wir pflichten ihr stumm bei. „Das werden wir bald genauer wissen.“, meint Garon kryptisch. „Was meinst du damit?“, frage ich ihn. „Nunja, ich werde die beiden einer Prozedur unterziehen, um herauszufinden, was sie umtreibt.“ Wir schauen ihn skeptisch an und jeder von uns fragt sich argwöhnisch, was genau das Wort „Prozedur“ in diesem Zusammenhang bedeuten mag.
„Ich bin dafür, wir lassen einen Großteil der Waren verschwinden und schauen, wie sie reagieren.“, schlägt Evendur vor. Alexander hilft ihm dabei, die meisten Waren zu verstecken, während ich die zwei Gauner herbeihole. Als diese das ohnehin leere Kämmerchen vor dem eigentlichen Lager sehen, beginnen sie mit großem Wehklagen: „Oh nein!“ „Oh weh! Alles ist fort!“ „Genau, alles ist fort! Diese widerlichen Kreaturen haben alles gestohlen!“ „Die Kreaturen haben alles gestohlen! Nun können wir euch nicht bezahlen.“ „Genau, jetzt können wir euch nicht bezahlen.“
Elenya und ich tauschen einen wissenden Blick aus. Genau, wie wir es uns dachten: die beiden „Geschäftsmänner“ wollten uns um unsere Gage prellen. Wir verlassen offensichtlich die Grabkammer und überlassen die beiden Diebe ihrem Wehklagen. Allein ich bleibe unerkannt, im Spinnengang an der Decke klebend, zurück, um die Szene zu beobachten.
Wie zu erwarten betreten die beiden Gauner den Geheimraum hinter der verborgenen Kammer und dann ist ihr Geschrei echt. Ich grinse. Geschieht ihnen recht! Leise entferne ich mich.
Draußen erwartet Garon bereits die Halunken. Rasch fesselt er sie und spricht in zackiger, militärischer Manier zu ihnen. Doch die beiden beteuern ihre Unschuld, beteuern selbst die Geschädigten zu sein. Das Gejammere ist zuviel für uns und wir knebeln sie.

Am späten Vormittag reisen wir mit ihnen im Schlepptau ab in Richtung Sumpf. Unser Magier schlug zwar vor, hier in Chonis Kammer zu rasten, doch wir anderen sind dagegen, weil es noch früh am Tag ist und jeder Tag für uns kostbar ist, wenn wir den Auftrag Fürst Rotbarts erfüllen wollen. Zudem steht auch das Wohl Amnik Basults auf dem Spiel.
Als wir abends in der Nähe des Sumpfes unser Lager aufschlagen, will Garon einen arglistigen Zauber auf die Gefangenen wirken, der sich stilvoll „kristallisierte Erinnerung“ nennt.
„Was genau bewirkt dein interessant klingender Zauber, Garon?“, möchte ich erfahren. „Ich werde durch den Zauber in der Lage sein, die Erinnerung unserer beiden Freunde hier in kristallisierter Form aus ihrem Hirn heraus zulösen.“
Ich schlucke: „Und ...ähm...welche Auswirkung hat das Ganze Spektakel auf die jeweilige Person, auf die es angewendet wird?“ „Darüber gibt es unterschiedliche Aufzeichnungen.“, antwortet er mir ausweichend. „Als da wären?“ , schaltet sich nun Evendur in unsere Unterhaltung ein. „Gedächtnisverlust wäre wohl das harmloseste, was sie erhoffen können. Weiterhin könnte es im Extremfall passieren, dass der eine oder andere möglicherweise diese Prozedur nicht überlebt.“ „Dann ist diese Option für mich nicht akzeptabel!“, mischt sich seine Schwester ein. „Uns Klerikern stehen sanftere Wege zur Verfügung, wie wir die Wahrheit erfahren können. Ich muss lediglich eine Nacht darüber schlafen und Kelemvor morgen früh um die Gunst dieses Zaubers bitten.“ „Aber meine Prozedur ist viel eindrucksvoller und ich muss hier schließlich die Macht der Cormyrischen Kriegsmagier repräsentieren!“, versucht der Magier seine entschlossene Schwester halbherzig zu überzeugen. „Nichts da! Das ist unnötige Grausamkeit. Schluss mit solchen Hirngespinsten!“
Evendur versucht Elenya zu unterstützen: „Wir wissen, dass du ein Spinner bist, Garon, aber WEN willst du hier in der Wildnis repräsentieren?“ Garon geht voll auf diese Provokation ein und beginnt pathetisch über seine Heimat Cormyr zu lobhuddeln und heroische Anekdoten der Kriegsmagierzunft zu erzählen, bis Alexander ihn böse anknurrt und ihm droht, ihn unangespitzt in den Boden zu rammen, wenn er nicht gleich still ist.

Beleidigt begibt sich Garon zur Ruhe, etwas abseits von uns anderen und dem Feuer. Mit schreckensgeweiteten Augen verfolgten unsere beiden „Geschäftsmänner“ die Diskussion um ihr Schicksal. Schließlich teilen wir noch die Nachtwachen ein und legen uns nieder.

Arkos

  • Mitglied
    • Fotos
Cormyr - The Tearing of the Weave
« Antwort #44 am: 02. Dezember 2007, 19:59:19 »
neuer Part:
Während Alexanders Nachtwache schreckt unser Magier, der sich mit einem Weckzauber, der bei Gefahr anschlägt, belegt hat, plötzlich aus dem Schlaf hoch. Er ist sich sicher, dass sich etwas Bedrohliches in unserer Nähe aufhalten muss, wenngleich er weder etwas sieht noch hört. Er signalisiert dem Barbaren, dass Gefahr im Verzug ist, aber auch unser hünenhafter Krieger hört und sieht nichts Verdächtiges. Doch Garons Nackenhaare stehen zu Berge, was für ihn ein untrügliches Zeichen ist, deswegen wirkt er leise flüsternd einen Zauber auf sich. Zwei leuchtende Totenschädel kreisen fortan um ihn herum. Trotz des relativen Lärms wachen wir übrigen Kinder der Greifen der Dämmerung nicht auf. Vielleicht liegt es am Tee? Auf magische Weise tauschen Alexander und Garon die Plätze, da es dem Magier an seinem exponierten Lagerplatz nicht mehr geheuer ist.

Der eigentlich fest verzurrte Norri Waywocket steht urplötzlich vor Alexander, der augenblicklich seine Waffe zieht. Erstaunlich schnell turnt der Gauner jedoch aus der Reichweite des Barbaren heraus, noch bevor das tödliche Schwert ihn erwischen kann. Heiße Wut wallt in unserem Kämpfer auf und er stürmt rasend auf Norri zu...der diesmal nicht ausweichen kann und sauber in zwei Hälften gespalten zu Boden klappt. Durch den barbarischen Kampfschrei wachen wir wenigstens alle auf. Benommen versuche ich mich zu orientieren. Garon steht leuchtend und blutverschmiert einige Meter von mir entfernt. Alexander steht noch immer vor Wut schnaubend über einem verstümmelten Körper. Corbert Ruffwood ist verschwunden, stelle ich fest und im gleichen Moment dämmert mir, wer wohl der Tote vor Alexanders Füßen ist. Evendur begibt sich schleunigst auf Spurensuche, doch kurz hinter dem Lagerfeuer verlieren sich die Spuren des Gnoms. Kurz darauf hören wir ein Knacken und ein unterdrücktes Fluchen Corberts, einige Schritt entfernt im Unterholz. Währenddessen filze ich den Leichnam des Menschen. Garon schleudert einen Feuerball in Richtung des Geräusches, doch der verstohlene Gauner kann vollkommen unentdeckt entkommen. Vor Wut schäumend durchkämmt unser barbarischer Freund die Gegend. Die Besitztümer des Menschen Norri Waywocket, dessen wahre Absichten und Hintergründe wir nun nie erfahren werden, können sich sehen lassen. Er führte einen Zauberstab, ein magisches Kettenhemd und einen magischen Umhang mit sich, zudem reichlich Schmuck, Edelsteine und bare Münzen. 50 Beutelchen des seltsamen Tees stecke ich heimlich ein, ebenso zwei Statuen aus Elfenbein: eine Katze und ein langgezogenes Gesicht mit Füßen. Bei Gelegenheit muss ich sie mal untersuchen lassen. Merkwürdig ist, dass der Mensch Norri Waywocket zwei Ausweise mit sich führte, beide auf seine Person zutreffend, nur ausgestellt auf Norri Waywocket und und auch auf Corbert Ruffwood. Evendur, Elenya und ich begraben Norri auf mein unaufhörliches Bitten hin. In der Nacht plagten mich schlimme Träume wegen des Grafen, so dass ich nun sehr darauf bedacht bin, Gutes zu vollbringen, weil ich mir einrede, mich durch gute Taten von ihm distanzieren zu können. Alexander kickt währenddessen missmutig Steine und Stöcke durch die Gegend und unser Magier zieht es vor, in aller Seelenruhe zu frühstücken, bis die Arbeit getan ist. Nach dem Frühstück brechen wir auf und erreichen gegen Mittag den unheilvollen Ort, den man Schädelspieß nennt.

Die Nebelschwaden scheinen um diesen Ort herum dichter zu sein, eine bedrückende Stille lastet auf der Umgebung. Inmitten der Nebelschwaden steht ein knorriger, toter Baum, wohl am Blute derer ertrunken, die hier ihr Leben ließen. Die Luft ist stickig und es riecht nach Jahrhunderte altem Blut und Fäulnis. Um den im blutigen Boden stehenden verkrüppelten Baum sind Speere in den Boden gerammt, deren Spitze von humanoiden Schädeln verunziert sind. Zwischen den knorrigen, nur noch rudimentär vorhandenen Ästen des einst beeindruckend großen Baumes hängen an rostigen Ketten weitere Schädel. Gelegentlich wird die bleierne Stille durch das herzzerreißende Quietschen und Rasseln der Ketten in einem nicht fühlbaren Windhauch unterbrochen.
 
Schweigend betrachten wir diese Stätte des Todes, dieses Mahnmal der Vergangenheit. Selbst Garon und Evendur scheint kein überflüssiger Kommentar einzufallen. Leise beginne ich ein Klagelied anzustimmen, um die Seelen der hier zu Tode gekommenen Kreaturen zu besänftigen und uns gegen ein Eindringen böser Schwingungen in unsere Gedanken zu schützen.

Urplötzlich wird unsere Lähmung durchbrochen, als sich uns aus dem Nebel ein halbes Dutzend kleiner Echsenwesen nähert. „Giftgünstlinge!“, ruft Evendur noch, bevor wir uns der vollen Auswirkung des Hinterhalts bewusst werden können, und er schnell reagiert, indem er den ersten Angreifer mit einem sicher geschossenen Pfeil durchbohrt. Alexander löst sich als zweiter aus dem tranceähnlichen Zustand und stürmt auf einen weiteren Angreifer zu, den er mit einem animalischen Schrei mittig spaltet. Doch schon kündigt sich weiterer Besuch an. Sechs Scharfzahnechsen nähern sich dem Schädelspieß und versuchen Elenya und Evendur einzukreisen und vom Rest zu trennen. Irgendwie kommt es mir so vor, als hätten diese Echsen keine Tötungsabsicht, doch ich bin ihrer gutturalen Sprache nicht mächtig. Sie rufen sich etwas zu, doch nur Garon ist des Drakonischen mächtig. Wo ist der Magier? Suchend blicke ich mich um.

Schließlich erblicke ich ihn am Rande des Schädelspießes, wie er magische Worte schreit und sich vor meinen Augen in einen riesigen Luftelementar verwandelt, der nun ätherisch inmitten des Chaos steht. Das letzte, was ich bewusst wahrnehme sind drei der mächtigen Schwarzgeschuppten Echsen, die sogar größer als unser Barbar sind. Auch sie umzingeln uns und wieder nagt etwas in mir, was mich an ihrer Angriffslust zweifeln lässt. Verdammt! Warum spreche ich ihre Sprache nicht? Evendur scheint auch verwirrt zu sein, die drei eigentlich rivalisierenden Echsenstämme hier offensichtlich vereint zu sehen, doch dann spüre ich nur noch ein irritierendes Pieksen an meinem Hals und Augenblicke später, versinke ich in einer tiefen Bewusstlosigkeit. Am Rande des Hinweggleitens bekomme ich noch mit, wie Garon der Luftelementar majestätisch rund um den Schädelspieß schreitet und dabei einen entsetzlichen Wirbelsturm entfacht, welcher zwar nicht ausreicht, jemanden von den Füßen zu reißen, jedoch Unmengen Wasser und Matsch aufwirbelt. Die Sichtverhältnisse sind gleich Null. Als ich auf dem Boden liege, sehe ich Elenya neben mir liegen, auch sie ist nicht mehr bei Bewusstsein.
Eine samtene, dunkle mir allzu bekannte Stimme tritt in meine Gedanken. „Ach, kleine Lily, nun kannst du deine Gedanken nicht gegen mich abschirmen. Du wirst bald erkennen, dass es ohnehin müßig ist, dich zur Wehr zu setzen. Glaubst du ernsthaft, deine neuen Freunde könnten dir das Leben bieten, welches du führen möchtest? Glaubst du tatsächlich, deine neuen Freunde seien stark genug dem zu trotzen, was schon bald diese Welt betreten wird? Es ist an der Zeit, sich auf die richtige Seite zu stellen, törichte Lily!“ Mein Unterbewusstsein wehrt sich gegen SEINE Einflüsterungen und ich erlange meine Sinne wieder. Jedoch kann ich mich nicht bewegen und bekomme panische Angst zu ersticken. Ich spüre, wie mich einer der Pfeilwerfer verschleppt, er zieht mich mühsam aus dem Chaos aus Schlamm und Wind und einem Netz heraus. Alexander taucht verschwommen in meinem Blickfeld auf, er erreicht die Echse, die mich gerade verschleppen will; in Sicherheit bringen will?, und tötet sie. Ich versuche zu sprechen, aber ich kann nicht. Alexander zieht mich noch ein Stückchen weiter, doch in Garons Netz ist jeder Schritt hart erkämpft. „Lauf nicht weg, Lily, bin gleich wieder da.“, ruft der Barbar mir grinsend zu. Ich ringe um Luft und entgleitende abermals in die Süße Schwere der Ohnmacht, kurz spüre ich Hitze zu mir her wallen, die von einem Feuerball herrührt, den Garon mitten in das Gemetzel hinein geworfen hatte.

Mit einem fürchterlichen Gebrüll reißt Alexander die klebrigen Stricke des Netzes entzwei und gerät in Rage, weil er durch den Matsch und das Wasser nichts sieht und das Feuer ihn angesengt hat. Er versucht sich mit wild umherkreisenden Schwert dem nächsten schwarzgeschuppten Riesen entgegenzustellen. „Ja, komm nur näher! Dein Ende wird schnell und schmerzvoll sein!“ Begleitet werden seine Worte durch den melodischen, magischen Singsang Garons „Elirdal Yello!“ „Wenn du mir noch mal den Pelz verbrennst hau ich dich kaputt, Kuttenträger!“, schreit mein barbarischer Freund dem Magier zu, während er seinen großen Gegner scheinbar mühelos nieder streckt. Doch der von Garon ausgesprochene Zauber sollte lediglich dafür sorgen, dass der Untergrund noch schlüpfriger wird, als er ohnehin schon ist.

Irgendwann tauchen meine Sinne aus der dumpfen Schwärze auf. Ich blicke in Alexanders besorgtes Gesicht. „Oh Mann, Lily...was ist denn mit dir?“ „Kann mich nicht bewegen, kann nicht richtig atmen...“, krächze ich mühsam hervor. Er schaut verständnisvoll. „Meiner Schwester scheint es genauso zu gehen. Evendur ist verschwunden und einer der Echsen konnte entkommen.“ „Und was nun?“, will der erschöpfte Barbar wissen. „Ingole thirit!“, ruft Garon. “Was soll das?“, fragt Alexander ärgerlich, „Wir sollten besser hier verschwinden und meinen Halbbruder suchen, sobald wir besser beieinander sind.“ „Ich suche bereits nach ihm.“, gibt Garon kryptisch zurück. „Aha. Und wo ist er?“ „Jedenfalls nicht in unserer Nähe, zumindest lässt er sich nicht durch meinen Zauber aufspüren.“ „Magie entdecken?“, bringe ich mühsam hervor. „Exakt.“ „Und jetzt?“, drängelt Alexander. Garon seufzt genervt. „Jetzt gehen wir zu dem Hügel dort.“ Er deutet auf einen in einigen hundert Schritt Entfernung liegenden Hügel, auf dem eine Trauerweide ihre Äste bis auf den Boden hängen lässt. „Unter dem Baum werden wir uns verstecken und schauen, dass wir Elenya und Lily wieder auf die Beine stellen können. Also steh nicht so nutzlos rum! Schultere meine Schwester und ich werde Lily irgendwie da hoch befördern.“ Alexander wirft ihm zwar einen kurzen, wütenden Blick zu, doch dann beschließt er, nicht mit dem Magier zu diskutieren, weil dringendere Dinge anliegen. Er schultert Elenya und deren Habseligkeiten, sowie seine eigenen und Garons Gepäckstücke und stapft die kleine Anhöhe hinauf. Garon zerrt Lily, die schwach protestiert, an den Armen hinterdrein.

Als alle schnaufend unter dem dichten Blätterdach der Weide sitzen, schlägt Alexander vor, zunächst auszuruhen. „Ich werde drei Stunden ruhen, um von meinem Wutanfall zu entspannen. Danach weckst du mich und ich werde bis zum Morgengrauen wachen.“ „Nein. Ich muss acht Stunden schlafen! Du wachst zuerst, damit ich danach acht Stunden schlafen kann.“, fordert der Magier. Alexander schüttelt nur hilflos den Kopf und verdreht die Augen. „Gut, dann machen wir es so, hab keine Lust weiter mit dir über Sachen zu verhandeln, die scheinbar eh allen klar sind. Bis später.“ Mit diesen Worten rollt er sich auf seiner Bettrolle zusammen und schließt die Augen, bis ihn Garon, wie verabredet nach drei Stunden weckt.







ERSTER ELEINT
In den frühen Morgenstunden des ersten Eleint erspäht Alexander in der Dunkelheit eine Echse mit einer Fackel. Er weckt Garon und beide hören Evendur rufen „Garon? Alexander? Liiiiilyyyy? Elenya! Los, zeigt euch!“.
„Das könnte eine Falle sein.“, raunt der Barbar uns zu. Garon nickt und beide beschließen einmütig, sein Rufen nicht zu beantworten. Indessen wird der Angriff geplant: Alexander soll einen Stein weit weg werfen und sobald Evendur und die Echsen dem Geräusch folgen, wollen Garon und der Barbar ihren eigenen Angriff starten. Gesagt, getan... Alexander stürmt nach dem Steinwurf vor, Garon flüstert magische Worte und seine Silhouette wird von zwei ihn umkreisenden Totenschädeln erhellt. Evendur stellt sich mutig seinem anstürmenden Halbbruder in den Weg: „Halt!“, doch dieser kann seinen Schwung nicht mehr bremsen. Im letzten Augenblick gelingt es dem Kundschafter, zumindest teilweise auszuweichen und statt überrannt zu werden, rammt er den Griff seines Schwertes gegen die Schläfe des Barbaren, der sich etwas benommen taumelnd, grunzend Evendur zuwendet. Die Echsen schießen Pfeile auf Garon und Alexander. Der Magier gleitet bewusstlos zu Boden. Inmitten des Getümmels schreit Evendur seinen Halbbruder an: „Mann! Sei vernünftig, Alexander! Glaubst du nicht, dass sie uns längst hätten töten können?“ „Es hätte eine List sein können.“, entgegnet der Barbar, „Was paktierst du auch mit dem Feind?“ „Wir sind nun verbündet. Lange Geschichte, ich erzähle sie euch, sobald wir alle zusammen sind.“ Alexanders Gesichtszüge drohen zu entgleiten und angewidert äußert er „Echsen? Verbündet? Würgs!“ „Vorsicht, sie sprechen unsere Sprache.“, warnt Evendur. Doch sein Halbbruder schnaubt unbeeindruckt „Und gebildet auch noch... ! Egal, Lily und Elenya sind schwer verletzt. Wo ist Garon? Sollen deine neuen Freunde sich besser mal nützlich machen und sie wieder auf die Beine stellen.“ Evendur nickt einer der Echsen zu, welcher daraufhin Alexander bittet, die von Giftpfeilen getroffenen Haarigen zu ihm zu bringen. Uns wird eine Phiole mit Gegengift verabreicht und wir erlangen allmählich unsere Kräfte zurück.

Evendur berichtet während des raschen Genesungsprozesses, dass die Echsenvölker sich gegen eine größere Macht, die in ihren Sumpf eingedrungen ist, verbündet hätten. Sie wollten uns keineswegs töten, sondern im Gegenteil sogar retten. Sie hielten uns für „Traumwandler“, die in die Festung der Haarigen und Schattengeschuppten gehen. Wir schließen uns Evendur und den Echsen an, die zurück zum Lager der Echsen gehen.
Im Lager werden wir dem Stammesoberhaupt, Häuptling Kessessek vorgeführt, der uns schildert, was hier im Sumpf seit einigen Monden an Ungereimtheiten und Gefahren vor sich geht. Mit zischender, etwas gutturaler Stimme beginnt Kessessek zu erzählen. „Vor ungefähr drei Monden kamen die Haarigen aus der Fessstung im Sssumpf und nehmten viele Mitglieder unssserer Ssstämme mit. Die gefangenen Ssstammesbrüder wurden gezwungen durch ein Schattentor zu gehen. Alsss sssie zurückkehrten, waren sssie nicht tot und nicht lebendig, sie wurden zu Schattenechsen, die ssseitdem den Haarigen dienen. Die Haarigen ssseien Untertanen eines Drachen und wir glauben Blut von Drachen fliesssst in den Anführern sssseinen Adern. Drache hat Namen Dessspayr. Ein mächtiger, schwarzer Drache. Sssind alle der Dunkelheit anheim gefallen. Ihre Sssseele issst tot. Können nun nur noch töten und erobern. Darum haben wir uns zussssammengeschlossssen. Alle drei Ssstääme des Sssumpfes zu einem, um mächtig zu sssein, gegen die Haarigen Drachlinge.“ „Wenn ich kurz unterbrechen dürfte, Häuptling?“ schaltet sich Garon ein. „Ich möchte Euch kurz etwas über dieses Schattentor erzählen. Dieses Tor stellt ein Portal zur Ebene der Schatten dar. Es ermöglicht Kreaturen der Schattenwelt, in diese Welt einzudringen. Diese Portale werden von mächtiger Magie erschaffen und sind nur durch ebenfalls mächtige Magie zu zerstören. Wir fanden ein schadhaftes Schattentor in Wheloon und sind nun im Auftrag des Fürsten Rotbart unterwegs, um dem Eindringen der Schattenwesen Einhalt zu gebieten.“ „Sssso schlage ich euch einen Handel vor, Haarige, die auch den Schatten bekämpfen wollen. Vor einigen Wochen befreiten wir einige Haarige, die wie euch auf Weg gewessssen seien zur Fessstung, vom Traumwandeln. Unter denen isssst auch ein ssssehr sssstarkes Männchen. Halten den nun gefangen, weil Schattengeschuppte alten Häuptling und meine Nestpartnerin Ashala gefangen nehmen und verschleppen in die Festung. Ihr befreien Ashala und dafür ssssoll das sssstarke Männchen frei sssein euch zu unterstützen.“

„Das klingt nach einem fairen Handel“, meint Elenya, „Und was soll mit dem alten Häuptling geschehen? Sollen wir den nicht befreien?“ „Was ihr machen mit Gathen isssst mir egal.“ Knurrt Kessessek. „Geht nun, Haarige. Schlaft. Morgen früh werden wir euch den Gefangenen zeigen.“ Einige Echsen geleiten uns in eine leerstehende Hütte, die uns offenbar als Unterkunft dienen soll.

Bevor wir aufbrechen will Garon die Stadtwache Wheloons, allen voran Port Haera, über die Unregelmäßigkeiten im Sumpf informieren. Er fertigt einen Brief an und möchte, dass ein Echsenbote ihn nach Wheloon transportiert.

Meine Gedanken überschlagen sich... ein schwarzer Drache. „Ich kann euch Geschichten über Drachen erzählen – vor allem über schwarze Drachen - die euch eine Gänsehaut an einem knallheißen Hochsommertag auf die Haut zaubern“, hebe ich mit bedeutungsschwangerem Blick und beschwörender Stimme zu sprechen an. „Lass mal lieber, Lily, nichts für ungut, aber jetzt ist keine Zeit für Märchen.“, unterbricht mich Evendur. Dieser Banause! Verletzt nage ich an meiner Unterlippe und stelle mich mit verschränkten Armen etwas abseits. „Siehst du?“ höre ich, wie SEINE Stimme abermals in meine Gedanken eindringt, „Schöne Freunde hast du dir gesucht, kleine Lily. Noch hast du Zeit, die richtige Seite zu wählen. Noch...“ „Schweig und verschwinde! Ich habe meine Wahl getroffen!“, zische ich und merke zu spät, wie alle Augen auf mir ruhen. „Ich denke, du hast deine Wahl noch nicht getroffen, mein Goldkehlchen.“

„Lily?“, Elenyas besorgter Blick versucht in meine Seele einzudringen. „Was?“ Ich erröte, als ich merke, wie immer noch aller Blicke auf mir haften. „Das ist...nur ein Freund, der... auf magischen Wege mit mir in Kontakt tritt. Es ist... nichts.“ Während ich diese Worte spreche, spüre ich, wie das Halsband aus Obsidian um meinen Hals heiß wird. Er ist zornig... . Hastig kritzele ich mit einem Stöckchen eine kurze Erklärung für Elenya auf den Boden der Hütte: Bin selten allein, stehe unter dem Bann einer mächtigen Kreatur. Kann jetzt nicht reden. Die Klerikerin nickt mir verstehend zu. Evendur ist bereits völlig erschöpft eingeschlafen. Die mehrstündigen Märsche durch die Sumpflandschaft raubten ihm jegliche Kraft. Auch Alexander schläft. Als auch Garon sich hingelegt hat, schnappe ich mir die Kelemvor Priesterin und erleichtere meine Seele, indem ich ihr erzähle, welch dunkles Geheimnis ich seit Jahren mit mir herumtrage und wie ich Alexander kennen lernte, der ebenfalls eingeweiht ist.

Viele Stunden später legen auch wir uns hin. Es tut gut, sich jemandem anvertrauen zu können. Während ich den nächtlichen Geräuschen des Sumpfes und des Lagers lausche, lächele ich still in mich hinein und gleite in einen wohltuenden Schlaf ab, wie ich ihn seit Wochen nicht kannte.
Die GREIFENBRUT in CORMYR & SCHATTENTAL

  • Drucken