Das glaube ich immer noch. Auch wizards-Leute antworten ja freundlich in ihren Foren und auf ENWorld.
Naja, ich sehe da, vorsichtig gesagt, gewisse Unterschiede. Es gibt auch sehr nichtssagende Arten von Freundlichkeit. Und vor allem gibt es einen riesigen Unterschied zwischen Paizo und WotC im Umgang mit Kritik.
Zuerst erklärt er, warum es für WotC klug ist, die OGL zu portieren. Dann sagt er, beim nächsten Mal wird das vielleicht nicht mehr geschehen. Weil? Die Situation wäre dann doch exakt dieselbe.
Ich glaube, die Denkfigur geht ungefähr so:
Die 3rd Edition, war deswegen so erfolgreich, weil sie dem Spiel das klassische Feeling der ersten Edition zurückgab, ohne die Errungenschaften der 2nd Edition zu ignorieren. Mit der 4E aber geht WotC nun einen weiten Schritt vom klassischen D&D weg, um neue Kundengruppen anzusprechen (Stichwort: MMORPG usw.). Da ihnen bewusst ist, dass das einen größeren Teil der Altkundschaft vergraulen könnte, versuchen sie, über die OGL die Third-Party-Anbieter mit ins Boot zu nehmen, deren Fans (zumindest im Falle von Paizo, gilt analog wohl auch für Necromancer Games, Goodman Games, Green Ronin etc.) oft ältere Spieler, vor allem aber "ihrer" Firma gegenüber sehr loyal sind. Auf diese Weise hoffen sie zu erreichen,dasst auch die widerspenstigen Altkunden den Schritt nach 4E gehen. Hat man diese aber erst mal in der Tasche, kann man getrost bei der folgenden 4.5E den OGL-Hahn zudrehen, da es sich aus werbetechnischen Gründen für die Drittanbieter nahezu verbietet, zur 3.5 zurückzukehren.
Was WotC aber sicher nicht will, ist, dass sich (z.B. weil sie keine OGL anbieten), die Drittanbieter zusammentun, die 4E ignorieren und gemeinsam eine behutsam verbesserte 3.75 anbieten. Das könnte nämlich durchaus eine Anziehungskraft über den eigentlichen Kern dieser Firmen hinaus generieren, was WotC ganz sicher gar nicht recht wäre.
Ich wüsste nun nicht, dass Erik Mona sich genau so geäussert hätte, ich reime mir das aber aus verschiedenen Äußerungen verschiedener Personen so zusammen.
Nein, Erik Mona ist auch ein Geschäftsmann. Er kann nur nicht als Juggernaut agieren. Er hat eine kleine Firma, er muss über Kundentreue gehen. Das macht er. Sehr gut sogar.
Ich gebe dir vollkommen recht. Er und seine Kollegen machen das sogar so gut, dass man ihnen durchaus abnimmt, dass ihnen ihre Kunden mehr als das verdiente Geld bedeuten. Sie haben übrigens mehr als einmal ausdrücklich zugegeben, dass sie durchaus Geld verdienen wollen. Es ist also nicht so, dass Paizo sich die ganze Zeit als Rächer der Enterbten aufführt.
Natürlich ist es denkbar, dass er das alles ernst meint. Dass das wirklich seine Gefühle und Sorgen sind, die er da mit den Fans teilt – ein Vertrauensbeweis, der in uns die Reaktion nahelegt, ihm ebenfalls Vertrauen zu schenken: wie du mir und so. Reziprok.
Ich kann jetzt nur aus eigener Sicht sprechen, aber in den Jahren, in denen ich auf den Paizo-foren unterwegs bin, habe ich nie das Gefühl gehabt, dass Paizo mit den Fans dort anders als offen umgegangen wäre. Das begründet natürlich eine gewisse Vertrauenshaltung meinerseits. Die auch daher rührt, dass ich den Werdegang Eric Monas kenne. Sowohl bei der RPGA als auch als Editor der beiden Magazine war ein recht enger Kontakt zu den Fans (und damit potentiellen Kontributoren) essentiell. Ich glaube nicht, dass man das ewig durchhält, wenn man den Leuten nur eine Rolle vorspielt.
Dazu kommt, dass ich täglich das Verhalten der Paizo-Leute sehe. Die posten teilweise rund um die Uhr in den Foren, und sind den Fans weit über das normale Mass an Kundenfreundlichkeit hinaus behilflich. Sie nehmen regelmässig(d.h. wöchentlich) an Chats mit den Fans teil. Das alles erzeugt natürlich ein unglaublich enges Verbundenheitsgefühl (und hat für Paizo den schönen Nebeneffekt, dass sie ziemlich genau über die Wünsche ihrer Kunden informiert sind).
Die Ironie deiner Vermutungen liegt daher darin, dass Erik sich diesen Post hätte schenken können, wenn er ihn nur deswegen geschrieben hätte, um sich mit den Kunden gemein zu machen. Die Treue der Fans kann er sich eh gewiss sein. Ich (und viele andere) haben uns in der in diesem Thread folgenden Diskussion dahingehend geäußert, dass uns die Qualität der Produkte von Paizo viel wichtiger ist, als die Edition, in der sie erscheinen. Solange Paizo 3.5 bleibt, habe ich persönlich eigentlich keinen Grund, nach 4E zu gehen. Wenn Paizo aber den Schritt geht, gehe ich ziemlich sicher mit.
Unabhängig davon bin ich aber jederzeit in der Lage, mir die Kernidee eines Abenteuers in welcher Edition auch immer zunutze zu machen. Insoweit ist meine persönliche Haltung zu Paizo editionsunabhängig. Solange die Qualität liefern, geht mein Geld zu ihnen. Da könnte WotC sogar meinen vielgeliebten THAC0 wieder einführen.
Aber ganz persönlich hoffe ich, dass die Drittanbieter den Schritt nach 4E mitgehen. Eine Spaltung wäre auf Dauer für das Spiel insgesamt schlecht. Sollen sie sich lieber innerhalb einer Edition Konkurrenz machen, das treibt dann (hoffentlich) alle zu mehr QUalität an.