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Autor Thema: Der Test der Zeit  (Gelesen 111609 mal)

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Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #105 am: 26. Mai 2008, 13:56:23 »
Kapitel 3
Not Another Gather Information Check!  :lol:

19. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Früh schon gebe ich meine Kleine beim Kindergarten ab und reite dann zur Akademie. Ich benutze eines der vielen Labore, präge mir dann die notwendigen Zauber ein und säubere die Axt von Rückständen. Da ich der Sache etwas misstraue, spreche ich vorher noch ein Schutz vor Bösem, falls die Axt doch etwas mehr ist, als sie zu sein scheint. Aber meine Vorsicht erweist sich als überflüssig. Die Axt ist nur schwach verzaubert, aber nicht wirklich verflucht. Es müssen ureigene Kräfte des Bartteufels gewesen sein, welche die stark blutenden Wunden verursacht haben. Sieht so aus, als hätte Schlachtenrufer Dolon nun eine magische Axt. Da freu ich mich aber für ihn.

Also reite ich zurück in die Stadt, indem ich die nördliche Straße nehme. In der Außenstadt ist einiges los. Besonders am Tempustempel scheint gerade eine ganze Söldnerkompanie ihren Segen für den nächsten Kampf empfangen zu wollen. Sie scheinen in Westtor einen Kontrakt angenommen zu haben. Na, wenn das mal nur gut geht. Ich frage mich zu Dolon durch und erwische ihn schließlich. Glücksbote Ryan ist ganz zufällig auch da und bestürmt mich mit Fragen über die Axt. „Nein, sie ist wirklich nicht verflucht. Sie ist nur schwach verzaubert und sie schlägt auch keine ewig blutenden Wunden. Und ich finde, diese Axt ist bei Schlachtenrufer Dolon am besten aufgehoben.“ Der freut sich natürlich und wiegt die Axt prüfend in der Hand.

„Eine hervorragende Arbeit aus Westtor. Liegt gut in der Hand, der Schwerpunkt ist genau richtig für mich. Danke, Kaira!“
„Nichts zu danken, Schlachtenrufer Dolon. Möge diese Axt den Ruhm des Feindhammers mehren.“ Und den unseren dazu, füge ich in Gedanken hinzu.

Glücksbote Ryan meint, wir müssten das feiern und lädt uns zu einer Runde in die nächste Taverne ein. Schnell kommen wir auf unsere neuste Aufgabe zu sprechen. In die Pfennigfeste einzudringen wird nicht einfach werden. Ryan ist sogar der Auffassung, dass wir das nie gebacken bekommen werden. Ich sehe dagegen zwei Möglichkeiten. Die erste ist, wir kämpfen uns durch die Kavernen bis unter die Festung durch, töten den Behir, dringen ein, schnappen uns die Kugel und alles was nicht niet- und nagelfest ist und verschwinden wieder. Ist natürlich eine haarige Sache.

Als zweite Möglichkeit sehe ich die Option, wir schließen uns der Schildwacht selbst an, dienen uns schnell nach oben und deichseln die Sache von innen heraus. Dabei müssen wir dann besonders vorsichtig vorgehen und am besten eine andere Kugel mit Nystuls Aura platzieren, sodass später einfach angenommen werden wird, dass die Kugel niemals wirklich magisch war, sondern ein Schildwachtmagier einfach einem Betrug aufgesessen ist. Beide Pläne haben ihr für und wider. Aber wir haben bis jetzt einfach zu wenige Informationen, um wirklich Pläne schmieden zu können. Renya hat uns ja ein paar Namen genannt. Die sollten wir am besten erstmal befragen. Wir machen aus, dass wir uns zur Dämmerung am Brunnenhaus treffen werden.

So trennen wir uns und ich erledige einige notwendige Nachforschungen. Ich schleiche mich mal wieder ins Viertel der Adligen und zum Haus meines Ordens. Karn ist da und ich erzähle ihm die neusten Entwicklungen. Er rät mir, sehr vorsichtig zu sein, da die Klingenfeste ein stark geschützter Ort ist. Das ist mir klar, deswegen brauche ich auch jede Information, die ich bekommen kann. Und ich bekomme einige Informationen, die Klingenfeste wurde vom Talynstein Clan gebaut und zwar als Wohnort für sich selbst. Als Baumaterial nahmen sie keine Steine von hier, sondern welche aus einer anderen Ebene, denen antimagische Eigenschaften nachgesagt wurden. Allerdings hausten sie nicht allzu lange in dieser Feste und verkauften sie schließlich an die Stadt und bezogen ihre Festung auf der Insel vor der Stadt. Warum das so war, kann ich nicht herausfinden.

Die Schildwacht wurde vor einigen Jahrhunderten gegründet, als die eigentlichen Chondathanischen Einheiten wegen eines Krieges in die Heimat zurück gerufen worden waren. Die Schildwacht entwickelte sich von einem Söldnerhaufen zu einer funktionierenden Einheit, die für die Innere und Äußere Sicherheit in Chondathan und Umgebung zuständig ist. Es gibt hauptsächlich drei wirklich relevante Ränge. Ganz unten stehen die Schildwächter. Sie haben zwar mehrere Ränge untereinander, was aber mehr mit der Gehaltsklasse als mit etwas anderem zu tun hat. Über ihnen stehen die Hauptleute, die jeweils eines der fünfzehn Wachhäuser der Stadt anführen. Über den Hauptleuten stehen als höchste die Wachersten, welche jeweils fünf Hauptmänner unter sich haben. Darüber ist nur noch die Herzogin, die als theoretische Anführerin der Schildwacht gilt, aber das normale Tagesgeschäft den Wachersten überlässt. In der Festung selbst soll es noch einen erfahrenen Monstertrainer geben, der für den Behir und die ganzen anderen Viecher zuständig ist. Jetzt weiß ich schon etwas mehr.

Ich danke Karn für seine Hilfe, hole meine Kleine aus dem Kindergarten ab und geh mit ihr noch etwas spielen. Nach einem Abendessen bürste ich meinem süßen kleinen Fratz die Haare durch, bis sie glänzen und singe sie dann in den Schlaf.

Als ich im Brunnenhaus ankomme, sind Schlachtenrufer Dolon, Glücksbote Ryan und Lia schon da. Nur Xana fehlt und die fehlt auch noch nach über einer Stunde.
„Ich habe ihrer Mutter doch gesagt, dass sie sich zur Dämmerung hier einfinden soll“, rätselt Ryan über Xanas Ausbleiben.
„Was hast du ihrer Mutter eigentlich genau gesagt?“, hake ich mal nach.
„Na, dass wir uns bei einer guten Freundin treffen werden. Ich wollte ihre Mutter nicht mit Details belasten, wo sie doch so wenig von uns hält.“
„Ist ja auch kein Wunder. Aber Xana ist nun mal die Schönste von uns, aber nicht die hellste, wahrscheinlich irrt sie jetzt gerade durch die Stadt und klappert alle möglichen Adressen ab.“

Wie aufs Stichwort knallt die Türe auf und eine Xana mit hochrotem Kopf stürmt auf Glücksbote Ryan zu. „Du Idiot! Kannst du nicht Klartext reden? Wir treffen uns bei einer guten Freundin! Ich weiß doch nicht, wo Kaira wohnt und die gute Frau Erlann wollte es mir nicht sagten. Und Lia war auch nicht im Silberfisch! Nächstes Mal lässt du mir bitte mal ne vernünftige und verständliche Botschaft zurück!“ Ich blicke den verdatterten Glücksboten Ryan bezeichnend an. Er stammelt eine Entschuldigung und lässt es damit beruhen.

Wir haben von Renya ja zwei Namen bekommen. Zum ersten Schildwächter Kelan, einen für Spenden empfänglicher Veteran, der einige Zeit in der Klingenfeste Dienst hatte. Zum zweiten den zwielichtigen Helgo Bartner, der mehrmals als Insasse die Festung besucht hat. Na, dann mal los. Als erstes finden wir eine Spur von Schildwächter Kelan, müssen dabei aber einiges an Bieren spendieren und auch konsumieren. Oh, das Zeug steigt mir recht schnell zu Kopf. Ich bin soviel Bier einfach nicht gewohnt. Schon bald klammern Xana und ich uns aneinander und torkeln mehr durch die Gegend als wir laufen. Das letztendliche Gespräch zwischen Schildwächter Kelan und Glücksbote Ryan bekomme ich nur noch am Rande mit. Wir finden ihn in einer Taverne in der Nordstadt mit dem Namen zum „Müden Reiter“. Kelan hat gerade ein recht unerfreuliches Gespräch mit ein paar finsteren Gesellen mit hässlichen Tätowierungen im Gesicht, die behaupten, einer Baranischen Bruderschaft anzugehören.

Aus den Gesprächsfetzen kann ich wenigstens folgende Informationen destillieren. Normalerweise dauert es einige Jahre, bis man als erfahren genug gilt, um in der Klingenwacht Dienst tun zu dürfen. Es sind dort etwa zweihundert Mann stationiert. Da sie als taktische Reserve in Falle eines Überraschungsangriffs dienen, wohnen sie alle auch auf der Festung. Besonders die Quartiere der Hauptleute dort sollen sich sehen lassen können. Das Arsenal und die Asservatenkammer befinden sich an unterschiedlichen Orten. Die Asservatenkammer ist die ehemalige Schatzkammer des Talynstein Clans und mit guten Fallen gesichert, die erst letztens auf Befehl der Herzogin reaktiviert wurden. Zwei Wächter sind seitdem bei Unfällen mit den Fallen gestorben. Und das war auch schon alles Wissenswertes. Verdammnis!

Oh, für heute habe ich wirklich genug. Alles dreht sich und ich kann eigentlich nur albern kichern. Xana und ich torkeln so gemeinsam nach Hause, zu mir nach Hause, da Xana nicht will, dass ihre Mutter sie in diesem Zustand sieht. Leise schleichen wir uns in meine Wohnung, um Mili nicht zu wecken. Oh, was für eine Nacht.

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #106 am: 28. Mai 2008, 15:05:02 »
20. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

 „Mama! Sonne scheint schon! Aufstehen!“ Auf mir liegt im Nachthemd bekleidet mein kleiner frecher Schatz und kitzelt mich. „Mama hat Kopfaua!“ Prüfend schaut Mili mich an und meint dann „Mama keine Beule!“ Xana stöhnt laut neben mir und rollt sich dann einfach weiter zusammen. Tja, das Problem habe ich wohl selbst zu lösen. Mühsam rapple ich mich auf und versuche dann zum einen den Schwindel zu bekämpfen und zum anderen, meinen Mageninhalt zu behalten. Aber ich muss zuerst mal auf den Nachttopf. Danach geht es mir etwas besser und sich schaffe es nicht nur Mili anzuziehen, sondern auch mich. Mein faules Dienstmädchen hat heute frei, also muss ich selbst für Frühstück sorgen, was mir auch gelingt. Xana steht auch auf und bedient sich. Dann schaffe ich meine Kleine mit Xana in den Kindergarten. Auf dem Weg dorthin nehmen wir Mili links und rechts an die Hand und ziehen sie von Zeit zu Zeit hoch und lassen sie etwas durch die Luft wirbeln, was meiner Tochter sichtlich Spaß macht. Wäre mein nichtsnutziger Ehemann hier, könnte ich das jeden Tag mit ihr machen, so ist das eine einmalige Sache.

Danach gehen Xana und ich ein wenig einkaufen. Die hübsche Halbelfe hat wieder nur ein Thema, Serenius. Sie erzählt mir von ihren neusten Plänen, wie auch Ängsten, dass Serenius sie vielleicht gar nicht als Ehefrau haben will. Immerhin ist Xana ja in zweifacher Hinsicht ein Bastard, ein Halbblut, nirgendwo wirklich zuhause. Ich versuche sie zu beruhigen und beschließe bei nächster Gelegenheit mal Serenius aufzusuchen und ihn in die richtige Richtung zu stupsen. Wehe wenn nicht, dann gibt es Ärger! Verdammnis!

Nachdem Xana einige Geschenke für Serenius eingekauft hat, gehen wir in den großen Tempel von Auppenser, der Schutzgottheit von Serenius. Das Gebäude ist nur wenig kleiner als die Kathedrale der Triade. Der Hauptraum war sicherlich mal einst sehr prachtvoll, aber wie das gesamte Gebäude wirkt er nur alt und renovierungsbedürftig. Nach dem Untergang von Jhaamdath hat seine Anhängerschaft stark nachgelassen, zum einen weil die meisten Psioniker in den Fluten des Vernichtungswelle der letzten Hochelfenmagier von Nikkerymath ausgelöscht wurden, zum anderen, weil viele Auppenser die Schuld daran geben. Für was ist ein Gott denn gut, wenn er so was nicht verhindern kann?

In der großen Haupthalle steht nicht nur eine mächtige Statue von Auppenser, dem Göttervater des Jhammdathschen Pantheons, sondern auch seine Gemahlin Eldath und die seiner fünf Kinder, Murdan, Waukeen, Valigan, Lliira und Milil. Murdan und Valigan sind tot, die anderen Götter haben ihre eigenen Tempel in der Stadt. Nur ein sehr alter Priester mit einem langem weißen Bart um die Siebzig kümmert sich um uns.

„Habt ihr euch verlaufen?“, fragt er uns skeptisch, als wir zu ihm kommen.
„Nein, wir wollen hier sein“, meine ich und Xana stupst mich an, dass ich weiterrede, während sie sich eine wenig geniert. „Zum einen wollen wir ein heiliges Symbol von Auppenser erwerben, zum anderen die Konditionen für eine Hochzeitsfeier erfragen.“ Da wird der Alte doch gleich viel freundlicher. Er kennt sogar Serenius persönlich und erklärt uns die fünf Ausrichtungen der Psionik. In der Akademie habe ich das im Einführungsseminar kurz erläutert bekommen, nach fünf Minuten war das abgehandelt gewesen. Der Ausrichtung der Serenius folgt, ist die des Egoismus, dabei geht es um die Kontrolle und Verbesserung des eigenen Körpers. Das ist mit viel Askese verbunden. Xana kichert da etwas verschämt. Ich flüstere ihr ins Ohr, dass Askese nichts mit Ekstase zu tun hat, sondern eher körperliche Enthaltsamkeit verlangt. Das lässt ihr doch das Lächeln etwas gefrieren.

Wir werden in einen Nebenflügel des Tempels geführt, wo sich auf einem Teppich zwei meditierende Anhänger befinden. Im Zentrum kreisen einige Kristalle herum. Hier ist eh alles mit Kristallen verziert. Wo in der Kathedrale der Triade Blattgold vorherrscht, sind es hier eben Kristalle und Edelsteine. An der Wand sind nun in Nischenräumen die Sachen aufgehängt, die zum Verkauf angeboten werden. Die heiligen Symbole bestehen aus zwölf ringförmig angebrachten Klingen, die einen strahlenden Kranz bilden. Nicht gerade die Art Schmuck, die ich beim Sex beim Partner gern sehen würde. Aber Xana ist hin und weg und kauft die silberne Ausgabe davon. Dazu noch ein gelber Kristall, nachdem sie mich fragend ansieht, welche Farbe sie nehmen soll. Gelb, weil das die Farbe der egoistischen Ausrichtung ist, wie ich den Erklärungen des alten Priesters entnommen habe. Eine Hochzeitszeremonie würde übrigens gerade Mal eine kleine Spende von fünfzehn Goldmünzen kosten. Na, wenn das kein Schnäppchen ist?

Tja, was machen wir mit dem Rest des Tages? Badehaus! Ich schnappe mir noch mein kleines Töchterlein und rein ins nasse Vergnügen. Meine Kleine hat ihren Spaß und mit Tante Xana macht es noch viel mehr Spaß. Im tiefen Wasser stellen wir uns etwa fünf Schritt entfernt auf und lassen Mili hin und her paddeln. Schließlich ist sie richtig erschöpft und während sie in ein Badetuch gewickelt ein Mittagsschläfchen hält, lassen wir uns von einer schönen Massage verwöhnen. Ach, das Leben kann so herrlich sein.

Letztendlich geht auch dieser Tag vorbei und wir treffen uns wieder im Brunnenhaus. Jetzt beginnt die Suche nach Helgo Bartner. Ich wusste gar nicht, dass Chondathan so viele Kneipen, Tavernen, Gasthäuser, Bierstuben, Weingärten und Spelunken hat. Als wir nach langer Suche ins Brunnenhaus zurückkehren, wen finden wir da am Kamin sitzend vor? Ja, genau, Helgo Bartner! Wir spendieren ihm ein paar Biere und lenken sehr schnell das Gespräch auf seine Aufenthalte in der Pfennigfeste. Sieht so aus, als ob die Zellen der Gefangene nur über die Decke zu erreichen seien, was jede Art von Ausbruch recht einfach vereitelt. Dazu noch die zwergischen, miteinander verfugten Mauern, da kommt keiner mehr raus. Aber er berichtet uns, dass er den Geist eines gewissen Racardo dort getroffen hat, der in der Schatzkammer den Tod gefunden hat. Aha?

Wir sprechen dann gleich mal Renya auf Racardo an. Sie kann mit dem Namen was anfangen, dieser Racardo war ein gildenloser Meisterdieb, der hauptsächlich in den großen Städte der Kolonien, also Chondathan und Chancelgaunt sein Tätigkeitsfeld hatte. Die gute Frau weiß auch, wer zu seiner Bande gehört hat, Barko, das Messer, Marena, Lloyd, der Armbrustschütze, und Kordrek, der Halbling. Aber sie hat keine Ahnung, wo die sich herumtreiben. Nun ja, für heute ist es inzwischen zu spät. Xana ist genau so angeheitert wie gestern, wo es mir heute gelungen ist, mich etwas zurück zu halten. Also lasse ich sie wieder bei mir schlafen.

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #107 am: 30. Mai 2008, 14:38:52 »
21. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Mein kleines Spätzchen jagt mich zu viel zu früher Stunde aus dem Bett. Wenigstens bin ich diesmal nicht betrunken ins Bett gegangen, im Gegensatz zur armen Xana, die sich wehleidig einrollt und nicht ansprechbar ist. Als ich mit meinem Töchterchen am Kindergarten ankomme, treffe ich auf einen aufgeregten Glücksboten.

„Stell dir vor! Die Baranische Bruderschaft, diese elendigen Arschlöcher, haben mich vor dem Tempel der Tymora überfallen! Solche Bastarde! Und die feigen Hunde vom Tyrannostempel haben feixend zugesehen. Stell dir das mal vor!“ Vorsichtshalber halte ich Mili die Ohren zu, bevor Glücksbote Ryan sich vollständig vergisst. „Mäßige deine Sprache, Glücksbote Ryan, unschuldige Kinder könnten dich hören“, mahne ich an. Also bringe ich Mili erstmal rein und sorge dafür, dass sie ihre kleinen Freundinnen findet. Dann spreche ich noch mal mit dem immer noch aufgeregten Glücksboten und kann nach und nach seine Fragmente in eine verständliche Geschichte umsetzen.

So wie es aussieht wurde Glücksbote Ryan von drei Mitgliedern der Baranischen Bruderschaft in die Mangel genommen. Wahrscheinlich wollten sie ihn nur ein wenig zusammenschlagen, aber Ryan hat sofort über reagiert und sich mit dem Morgenstern gewehrt, kein Wunder, dass sie danach auch ihre scharfen Waffen eingesetzt haben. Ihre Botschaft hat gelautet, dass Schildwächter Kelan behauptet hat, dass Glücksbote Ryan ihm sagenhafte dreihundert Goldschwerter schuldet und sie doch seine Schulden mit denen von Ryan aufrechnen sollen. Und aus irgendwelchen Gründen haben sie das geschluckt. Und dann sind sie zu Ryan gelaufen, haben ihm vor dem Tempel aufgelauert und ihm ihre Forderung überbracht. Ryan hat die Forderung zurück gewiesen und dann gab es wohl ein Wortgefecht, in dem laut Ryan die Schändung des Tempels angedroht wurde. Da hat er dann rot gesehen und die Waffen haben gesprochen. Schwerverletzt haben sie dann vom Glücksboten abgelassen und sind geflohen. Tja, eine schlimme Geschichte. Da müssen wir wohl was unternehmen.

Also sammeln wir die üblichen Verdächtigen ein und gehen dann zu fünft auf die Suche nach Schildwächter Kelan. Wir fragen uns durch und landen schließlich an seinem normalen Posten am Westtor. Die wissen allerdings nicht, wo der Kerl steckt, da er nicht zum Dienst erschienen ist. Ich klage dem zuständigen Hauptmann mein Leid und er schickt uns mit einem seiner Leute zur Wohnung von Kelan. Die ist verschlossen und der Schildwächter holt vom Hausbesitzer den Schlüssel. Seine Wohnung ist leer, und damit meine ich nicht, dass Kelan nicht da ist, sondern dass sie bis auf den letzten Stofffetzen leer geräumt ist. Der Vogel ist ausgeflogen und wird nicht wiederkommen. Wahrscheinlich hat er die Stadt verlassen, da gibt es drei Richtungen und natürlich den Hafen. Ich tippe mal, dass er zu Fuß weg ist. Er dürfte einen halben Tag Vorsprung haben. Ich kalkuliere im Geiste durch, wie Erfolg versprechend so eine Suche ist, wenn wir uns aufteilen. Schätze mal, dass wir ihn eher nicht finden und unsere Zeit vertun. Auch die Anderen schließen sich meiner Ansicht an.

Wir bedanken uns beim Schildwächter und beraten dann, was wir am besten unternehmen sollen. Glücksbote Ryan ist dafür, dass wir die Sache direkt mit der Bruderschaft regeln. Was wissen wir eigentlich über diesen Haufen? Schlachtenrufer Dolon weiß, dass sich das Schiff der Bruderschaft seit zwei Wochen im Hafen befindet und noch kein Mitglied der Söldnergruppe im Tempusschrein aufgetaucht ist, was eigentlich nur einen Schluss zulässt, dass sie Garagos huldigen. Da uns nichts Besseres einfällt, gehen wir zum Hafen. Das Schiff liegt am Kai und es lümmelt sich einiges an finsterem Gesindel herum. Die Bruderschaft soll aus etwa zwanzig Mann bestehen. Kaum sind wir am Schiff, kommt uns ein alter Bekannter grinsend entgegen. Blutschnitter Vaslo von Garagos.

„Sieh an, sieh an. Schlachtenrufer Dolon von Tempus.“
„Die Welt ist klein, Blutschnitter Vaslo von Garagos.“ Beide Kleriker nicken sich respektvoll zu.
„Schätze mal, hier werdet ihr keine Abweichler finden“, meint der Garagospriester und weist hinter sich.
„Ich bin nicht hier um zu missionieren. Glücksbote Ryan wurde feige von Mitgliedern der Baranischen Bruderschaft überfallen. Wir sind hier, das zu klären.“
„He, da will sich jemand über eure Methoden beschweren!“, ruft der Blutschnitter auf das Schiff hoch. Ein gewaltiger Hüne mit einem langen Speer in der Hand läuft nach unten.
„Ah, ein Schuldner will seine Schulden begleichen!“
„Falsch! Ich bin hier, weil ich von euch überfallen wurde. Ich schulde euch kein Geld und werde euch nie Geld schulden.“
„Irrtum! Ihr habt die Schulden von Kelan übernommen und ich rate euch, zahlt lieber heute die 300 Goldschwerter oder es wird ungemütlich für euch werden.“
„Das ich nicht lache! Ist es bei euch üblich, dass man einfach behaupten kann, dass man Geld schuldet? Wo ist der Schuldschein?“
„Nun, Spielschulden sind Ehrenschulden und Papierkram ist hier überflüssig. Entweder ihr zahlt heute dreihundert Goldschwerter oder wenn wir wiederkommen, zahlt ihr noch die Zinsen.“
„Ihr seid ja verrückt! Nochmal zum Mitschreiben, ich werde nicht bezahlen, da ich euch kein Geld schulde!“
„Wie wäre es, wenn ihr das mit einem kleinen Duell aus der Welt schafft?“, schlägt Blutschnitter Vaslo von Garagos Hände reibend vor.
„Ja, ein Duell, ihr könnt auch mit Blut bezahlen!“, meint der Söldnerhauptmann grinsend.

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #108 am: 02. Juni 2008, 15:11:06 »
21. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Ryan hat einen hochroten Kopf und bevor jemand mäßigend eingreifen kann, erklärt er sich auch schon einverstanden. Der Kerl vor ihm ist mehr als ein Kopf größer und breit wie ein Schrank. Die nachgeformten eindrucksvollen Muskeln auf seiner Rüstung dürften bei ihm sogar mal mit dem Bild darunter übereinstimmen. Der Kerl ist ein Krieger durch und durch. Da kriegt Glücksbote Ryan nur eins aufs Dach! Verdammnis!

„Möge Garagos seinen Mann segnen!“
„Möge Tempus seinen Mann segnen!“

Und schon beginnt der Schlagabtausch. Der Anführer der Bruderschaft zeigt schnell, dass er ihm Gegensatz zu Ryan zu kämpfen versteht. Sein Speer zuckt so schnell vor, dass ich kaum mit dem Auge seine Bewegung verfolgen kann. Und schon ist Blut an der Spitze zu sehen. Ryan stolpert mehr hinterher, als dass es wirklich so aussieht, als wüsste der junge Kleriker, was er da tut.

„Möge Tymora dem Tapferen lächeln! Ryan, zeig dem Muskelberg, dass Hirn über Muskeln siegt!“, feuere ich den Glücksboten an. Aber meine Botschaft kommt nicht wirklich an. Anstatt Zauber zu benutzen, die ihm vielleicht einen Vorteil verschaffen könnten, heilt er sich nur und spielt weiter den Fleischsack. Das wird kein gutes Ende nehmen.

„Zehn Goldmünzen, dass mein Gläubiger gewinnt“, schlägt Blutschnitter Vaslo von Garagos vor.
„Zehn Goldmünzen dagegen. Glücksbote Ryan steht unter dem Segen von Tempus.“ Die beiden stellen sich nebeneinander und zählen schon mal die Münzen ab. Ich tänzle um die Kämpfer herum und bewege mich zuerst in Richtung Blutschnitter und dann zum Schiff hin, um im Notfall nachrückende Verstärkung etwas blocken zu können.

„Es ist keine Schande, seine Niederlage einzugestehen und zu zahlen, Jungchen“, meint der Söldnerhauptmann, nachdem Ryan aus einem halben Dutzend Wunden blutet und sich kaum noch auf den Beinen halten kann.

„Tymora lächelt den Tapferen!“, erklärt dickköpfig Ryan und einige Wunden schließen sich. Das kann sich ziehen. Der Söldnerhauptmann tänzelt um den jungen Priester herum und schlägt ihm eine weitere tiefe Wunde. Aber durch den Lärm der Anfeuerungsrufe kommen zwei Schildwächter angeeilt.

„Im Namen von Großfürstin Elorna Baljanar, hört sofort mit diesem illegalen Duell auf!“, befielt einer der Schildwächter und beide Kontrahenten trennen sich wirklich.
„Duelle sind hier illegal? Was für ein Unsinn. Aber wir können gerne das auf meinem Schiff weiter führen.“
„Chondathans Gesetze beziehen sich auch auf vor Anker liegende Schiffe“, meint der Schildwächter etwas säuerlich.
„Nun, dieser Mann schuldet der Bruderschaft dreihundert Goldschwerter.“
„Das ist nicht wahr! Zeigt doch den Schuldschein!“
„Nun gut, wir werden uns wiedersehen und dann werdet ihr mit Zinsen zahlen!“ Der Söldneranführer dreht sich um und geht. Mit einem säuerlichen Ausdruck zählt Schlachtenrufer Dolon Blutschnitter Vaslo von Garagos die zehn Goldmünzen in die Hand. „Wenn ihr Lust habt, könnt ihr gerne die Ausstellung im Tempustempel besuchen, dort sind einige schöne Exemplare von Rüstungen berühmter Helden zu sehen.“ Sofort vergeht dem Blutschnitter sein triumphierendes Grinsen. „Das letzte Wort in dieser Angelegenheit ist noch nicht gesprochen, Schlachtenrufer Dolon von Tempus. Bis sich unsere Schwerter wieder kreuzen.“
„Bis sich unsere Schwerter wieder kreuzen, Blutschnitter Vaslo von Garagos.“ Wenigstens die beiden trennen sich friedlich. Irgendwie ist die ganze Sache nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Glücksbote Ryan ist immer noch so rot wie eine überreife Erdbeere und lässt uns einfach stehen. Heute können wir wohl nicht mehr mit ihm rechnen. War auch wirklich nicht sein Tag.

Nun gut, dann gehen wir eben alleine Nachforschen. Recht schnell kommt heraus, dass Bako das Messer letztes Jahr gestorben ist und sein Schädel nun in einem der Gewölbe des Friedhofs ruht. Marena hat sich der freien Brigade angeschlossen und tut im Außenviertel Dienst. Ein kurzes Gespräch später wissen wir, dass sie nichts weiß, aber meint, Racardo wäre vor zwei Jahren ertrunken. Aha?

Schließlich bekommen wir ein Treffen mit Kordrek dem Halbling vermittelt. Der Halbling ist ein seltsamer kleiner Kerl. Seine Zähne sind alle spitz zugefeilt. Das muss doch wehtun! Er ist der Meinung, dass Racardo der Meisterdieb untergetaucht sei. Aber er wüsste, wo er zuletzt gewohnt hat, allerdings hätte er dessen Versteck schon leer geräumt. Wir wollen trotzdem nachsehen, was uns weitere zwanzig Goldmünzen kostet. Dem Mieter erzählen wir die Wahrheit und bestechen ihn mit vier weiteren Goldmünzen. Ich finde tatsächlich zwei Geheimverstecke, die aber leer sind. Finsternis!

Als letztes bekommen wir noch raus, wo sich Lloyd der Armbrustschütze befindet. Er passt nun auf einem Bottich der Trappbrüder auf, welche Papier herstellen. Den können wir nur am nächsten Morgen aufsuchen. Nun ja, irgendwie kommt es mir so vor, als ob die Spur zu Racardo eine Sackgasse ist. Jeden Tag den wir mit einer sinnlosen Suche vergeuden, fehlt uns später für Plan B, sich der Schildwacht anzuschließen. Finsternis!

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #109 am: 04. Juni 2008, 12:39:39 »
22. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Wir treffen uns zur zehnten Stunde am Tymoraschrein und brechen zur Senke auf. Das Areal der Papiermanufaktur ist umzäunt und ein stark vernarbter Halbork spielt hier Türwächter. Er führt uns zu Lloyd, der sich als nicht mehr so junger Mann entpuppt. Er ist recht einsilbig und ist der Meinung, dass Racardo tot ist, aber sein Bruder Felix würde in Westtor leben. Finsternis! Die Spur ist kalt. Aber es war ne Chance gewesen. Irgendwie bin ich frustriert.

Die ganze Herumlauferei für nichts! Wir haben zwar noch Monate Zeit, aber unsere Optionen sind endlich. Wer wagt, gewinnt. Aber so langsam kommt mir die Sache mehr als eine Nummer zu groß für uns vor. Und das ganz Schlimme daran ist, wir werden nie jemand erzählen können, was wir geleistet haben. Und was nutzt es, was zu tun, wenn die Barden nie darüber singen werden? Verdammnis!

„Nun gut, ich glaube, wir sind gerade in einer Sackgasse. Und da wir noch ein anderes Problem haben, das mit den Ratten in den Kavernen, sollten wir uns vielleicht erstmal darum kümmern. Und nebenbei können wir mal schauen, was für Viecher unter dem Adelsviertel herumlaufen. Falls wir erwischt werden, können wir ja sagen, dass wir nach den Ratten suchen.“ Die anderen haben nichts anderes vor, also auf in die Kavernen. Und diesmal werden wir die Viecher nicht unterschätzen. Ich kaufe mir noch einen handlichen Morgenstern und Xana einen Bauernstab. Außerdem habe ich den kleinen Todesschrei memoriert, das wird dem Schwarm Saures geben. So vorbereitet steigen wir in die Tiefe und nehmen Kontakt mit Sagrell auf. Er hat immer noch nicht herausgefunden, woher die Mistviecher eigentlich herkommen und wo ihr Bau ist. Das ist nicht gut.

„Ich schlage Folgendes vor, wir lassen uns von Sagrell zu der nächsten Ansammlung von diesen Mistdingern führen. Wir greifen sie an, töten alle bis auf einen, den wir scheinbar entkommen lassen. Diesem folgen wir und der führt uns zu ihrem Bau“, meine ich.

„Du glaubst wirklich, die Ratten sind so dumm?“, hinterfragt Glücksbote Ryan, der sich wieder eingekriegt hat.
„Ich weiß es nicht, aber ich würde sagen, ein Versuch ist es Wert. Wer wagt, gewinnt.“
„Wer wagt, gewinnt. Möge die Dame uns lächeln.“
„Und der Feindhammer wird uns die notwendige Stärke verleihen. Zeigen wir es dem Pack, wie Menschen zu kämpfen verstehen.“ So moralisch gestärkt und entschlossen, unsere Aufgabe zu erfüllen, lassen wir uns von Sagrell zu der nächsten Ansammlung von diesen Dingern führen. Ich spreche vorher ein Geschützt und Schild auf mich. Die Kleriker lassen ihre Muskeln wachsen und Xana schützt sich ebenfalls.

Diesmal sind es drei der großen Ratten und ein Schwarm, der wohl aus Jungtieren besteht. Als sie nah genug sind, hebt Schlachtenrufer Dolon zu einem Monolog an. „Tempus, Feindhammer, Zerschmetterer der Feigen, sieh, dein Kleriker und diese mutigen Krieger suchen den ehrenvollen Kampf. Möge dein Schutz sie stärken und unsere Feinde schwächen. Hier, jetzt und bis in alle Ewigkeit!“ Ich fühle mich gleich gestärkt, da kann ja gar nix mehr schief gehen. Ich gehe voraus und schon schwappt der Schwarm über mich und Dolon. Wir holen aus und ich schlage einige der Ratten zu Matsch, ändert aber nichts, dass sie mich schmerzhaft beißen und ich mich irgendwie komisch schwach fühle. Ich taumle aus ihnen heraus und schreie dann „Tod!“ Und siehe da, der Zauber tut ihnen wirklich weh, Dutzende der kleinen Mistviecher fangen an sich zu winden und Blut sprudelt aus ihren Körperöffnungen. Geschieht ihnen Recht. Glücksbote Ryan eilt nach vorne und nimmt die drei Ratten gebührend in Empfang. Lia lässt Pfeile in schneller Folge in die Leiber der Ratten fahren und Xana schickt Welle auf Welle grüner Geschosse in die Bälger der Ratten. Diesmal machen wir nicht so eine schlechte Figur. Mit kraftvollen Hieben zerschlagen Schlachtenrufer Dolon und ich schließlich den Schwarm.

Schließlich sterben hauptsächlich durch Pfeile und magische Geschosse zwei der Ratten. Jetzt gilt es die dritte entkommen zu lassen, ohne das sie Verdacht schöpft. Sie löst sich tatsächlich von Ryan, läuft ein paar Meter und schreit uns dann an. Die Sprache ist seltsam abgehackt, aber weder Drakonisch, Infernalisch oder eine sonst mir bekannte Sprache. Auf alle Fälle hört es sich wenig freundlich an. Aber dann passiert das wirklich Schreckliche. Auf einmal schlagen Flammen aus Mund, Nase, Ohren und auch aus den Augenhöhlen, nachdem die Äpfel verbrannt sind. Örks!

Vor unseren Augen verbrennt die große Ratte von Innen heraus. Verdammnis!
„Was war das jetzt?“, Frage ich erschüttert und blicke in ratlose Gesichter.
„Das war die Sprache des Unterreiches“, schaltet Sagrell sich ein.
„Unterreich? Und was hat das Ding gesagt?“
„Ich weiß es nicht, ich habe nur die Sprache erkannt, die Sprache unserer Feinde, der Drow und Duergar.“

Wir lecken erstmal unsere Wunden, aber Ryan hat nicht genug Zauber, um seine Schwächung auch auszugleichen. Mein Plan ist wohl fehlgeschlagen. Geht denn auch alles schief? Mir fällt erst mal nix weiter ein. Sagrell meldet uns, dass sich mehrere Gruppen zu uns in Bewegung setzten. OK, erstmal weg von hier. Ich frage, wo die Ratten zum ersten Mal aufgetaucht sind, das wäre unter der Weststadt gewesen. Aber da wir ja auch noch was anderes ausspähen wollen, gehen wir erstmal in Richtung Adelsviertel. Allerdings ist davor ein Schleim positioniert, in dem ein paar Rattenskelette schwimmen. Auch ein Griff ins Klo, da nach Aussage unseres zwergischen Freundes, alle ihm sichtbaren Zugänge so gesichert sind.

Als nächstes überprüfen wir den Zufluss zur Kanalisation. Der kleine Kobold Meppo, denn wir vor einem halben Jahr im Schatzhort gerettet haben, ist ja bekanntlich über den dortigen Wasserzufluss eingedrungen. Aber das Wasser schießt hier mit einer so hohen Geschwindigkeit hinein, dass dort nichts Lebendes durchkommen kann. Auch wieder nichts. Finsternis.

Im Westviertel finden wir schließlich eine gegrabene Kammer, die etwa drei Schritte lang und breit, aber bis auf Unrat leer ist. Was eindrucksvoll ist, dass die Ratten die Kammer durch die zwergischen Steine gegraben haben, und die haben keinen Sandstein verwendet. Es gibt weitere Nischen, in einer brennt ein Feuer. Weitere Ratten sind keine zu sehen, aber Sagrell meldet uns, dass sich eine Ansammlung von zehn Ratten zu uns hin bewegt. Wir gleichen ab, wie viel Zauberkraft noch übrig ist. Unser Offensivpotential könnte durchaus noch ausreichen, da Xana und Lia noch über mehr als die Hälfte ihrer Magie verfügen, auch ich habe erst einen Zauber verbraucht, aber unsere Kleriker haben schon viel Potential geopfert, Ryan ist immer noch geschwächt, weitere Schwächungen können sie ebenfalls nicht kurieren. Zehn gegen Fünf ist schaffbar, solange kein Schwarm in der Nähe ist. Aber doch mit einem gewissen Risiko verbunden. Wir haben weitere Erkenntnisse gewonnen, damit kann ich vielleicht was Anfangen, wenn ich in der Bibliothek meines Ordens bin. Also Rückzug, da ich im weiteren töten von Riesenratten keinen Sinn sehe. So nehmen wir den nächsten Aufstieg nach oben.

Jetzt lohnt sich ein Bad aber wirklich, auf ins nächste Badehaus. Diesmal lasse ich meine Kleine im Kindergarten und entspanne mich zuerst im Becken und dann bei einer Massage. Auch wenn mein Körper Ruhe findet, mein Geist tut das nicht. Diese komischen Ratten müssen was Besonderes sein. Ihre Koordination und dann diese Botschaft. Irgendetwas scheint sie zu steuern. Ich sage meinem Kindermädchen Bescheid, dass sie Mili vom Kindergarten abholen soll, ich werde wohl heute erst spät nach Hause kommen.

Ohne Probleme schlüpfe ich ins Adelsviertel und zu unserer Bibliothek. Schon bald werde ich fündig. Diese aufrechtgehenden Ratten nennt man Rylkar. Und sie sind ein großer Organismus, auf der untersten Stufe stehen die Schwärme aus Jungtieren, dann kommen die Krallen, die von so genannten Quälern angeführt werden, dass sind die mit den Hörnern. Und ganz an der Spitze steht eine Königin, die man Harydan nennt. Wenn ein Schwarm eine gewisse Größe überschreitet, wird eine zweite Harydan geboren, welche dann einen Teil des kompletten Schwarms übernimmt und in einen neuen Lebensbereich wandert. Im Unterreich sind dieses Viecher gefürchtet, weil sie eben wie ein Wesen kämpfen, immun gegen Feuer sind und gefährliche Krankheiten verbreiten. Ein Schwarm kann durchaus aus mehreren hundert ausgewachsenen Rylkar bestehen. Ein abgespalteter Schwarm hat immer noch etwas um die hundert Rylkar. Verdammnis!

Gespielt am 08.03.2008
Spielleiter: Stefan
SC: Dolon (Kleriker 5), Kaira ( Schurke 4/ Seher 1), Lia (Waldläufer 2/Kriegsmager 3), Ryan (Kleriker 5), Xana (Hexenmeister 5)
Schrein des Ruhmes:
Erfahrungspunkte:  950 für Stufe 5, Dolon 75, Kaira 75, Ryan 25, Xana 50, Lia 25,
Überwundene Gegner
1 Schwarm
3 Rylkar Ratten

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #110 am: 06. Juni 2008, 12:28:59 »
Kapitel 4
Wer anderen eine Falle stellt,…!


22. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Das sind keine guten Nachrichten, also trommle ich am Abend noch meine Leute zusammen, nachdem ich Mili aus dem Kindergarten abgeholt und sie dann zu Bett gebracht habe. Meine Kleine ist vom vielen Toben so müde, dass ich sie nicht mal in den Schlaf zu singen brauche. Ich küsse ihre Stirn und wünsche ihr eine ruhige Nacht.

Wir versammeln uns schließlich im Brunnenhaus und ich gebe meine Ergebnisse bekannt. Wir müssen diese Harydan aufspüren und vernichten, oder diese Stadt hat bald eine Rattenplage von nie gekanntem Ausmaß. Lia merkt mal wieder an, dass die wohl eher das Problem der Stadtwache ist. Wir sind aber vom Orden der Kavernenwächter und damit ist das schon unser Problem. Und in meinem Köpfchen manifestiert sich ein gewagter Plan.

„Kennt ihr die Geschichte, wie das Bogental seinen Namen bekommen hat?“ Alle gucken mich groß an. „Nun, einst in den Jahren als der stehende Stein errichtet wurde, als das Tal noch einen inzwischen längst vergessenen Namen trug, siedelten dort wagemutige Menschen. Aber sie waren in dem Tal nicht allein, denn dort herrschte der Goblinclan der Wolfsfänge, der so hieß, weil die Krieger dieses Stammes auf mächtigen Wölfen und Wargen in die Schlacht ritten. Diese Goblins setzten den Menschen schwer zu. Da kam eine Abenteurergruppe mit dem Namen die Bogner in das Tal und versprach den Menschen, ihnen im Kampf zu helfen. Da sie keinen langen Kampf mit den Goblins wollten, stellten sie diesen eine Falle. Die Bogner führten einen Angriff auf die Hauptsiedlung aus, töteten genug Goblins um die Restlichen wütend zu machen und zogen sich dann schnell zurück. Die Goblins ritten ihnen in gesamter Stärke hinterher. Die Bogner flohen in einen engen Pass, den sie vorher präpariert hatten. Als die Goblins ihnen nun dorthin gefolgt waren, lösten die Bogner eine Lawine aus und besetzten einen sehr schmalen Engpass. Die Goblins konnten nur noch nach Vorne. In diesem Flaschenhals konnten immer nur zwei Goblins gleichzeitig kämpfen und so zählte ihre Masse nicht. Von den Hängen wurden sie obendrein noch von Bogenschützen beschossen. Am Ende des Tages war kein Goblin mehr am Leben und das Tal war sicher. Zu Ehren dieser Abenteurer wurde das Tal zum Bogental. Und so was Ähnliches schwebt mir auch vor.“

„Wir haben hier aber keine Schlucht“, wirft Lia ein.
„Natürlich nicht, aber wir haben die Kanalisation. Mein Plan wäre, wir machen die Rylkar richtig wütend, indem wir uns eine ihrer Gruppen schnappen, sie töten und dabei ihre Schwarmmutter beleidigen.“
„Ja, wir nennen sie eine Hure!“, meint Xana enthusiastisch.
„Es gibt in diesem Stamm nur ein Weibchen, ich glaube nicht, dass sie die Bedeutung des Wortes überhaupt begreifen kann.“
„Och, stimmt auch wieder, dann nennen wir sie eben eine schlechte Mutter!“
„Ja, dass schon eher. Nachdem wir sie wütend gemacht haben, lassen wir uns auf eine Position zurückfallen, die wir vorher vorbereitet haben. Zum einen sollte der Gang trocken sein, da Wasser für diese Viecher kein Hindernis darstellt, zum anderen nicht zu breit, damit wir ihn leicht verteidigen können. Wir sollten Cormyrische Reiter als Barrikade aufstellen und lassen Platz, damit nur einer durch kann.“
„Wieso willst du ein Pferd da unten rein stellen?“ Xana schaut mich groß an.
„Ein cormyirscher Reiter ist eine Barrikade aus Speeren, die links und rechts über kreuz um einen Mittelbalken angebracht sind. Cormyrische Reiter wurden zum ersten Mal in Cormyr eingesetzt, um Lager oder Flanken kleiner Einheiten zu sichern“, doziert Schlachtenrufer Dolon auswendig wie aus einem Lehrbuch. Nachdem das geklärt ist, fahre ich weiter fort.
„Wir kaufen uns zusätzlich noch Murmeln und Krähenfüße, die wir in mehreren Beuteln an die Decke hängen. Mit einem Seil kann ich sie dann öffnen, so ist das Schlachtfeld gut präpariert. Zusätzlich wirken unsere Kleriker eine Stille in den Bereich, so dass diese nervenzerfetzenden Schreie uns nicht mehr behindern, welche die Rylkar ausstoßen. Mit dem Zauber Ausdauer des Ochsen können sich unsere Kleriker stärken, sodass sie mehr Treffer einstecken können.“
„Dieser Plan hört sich verwegen an, des Feindhammers würdig, auch wenn eine offene Feldschlacht sicherlich ehrenvoller und ruhmreicher wäre, aber man muss eben auch in der Lage sein, sich der Niedertracht des Feindes anpassen zu können.“

Nach diesem Gespräch begeben wir uns zu Sagrell in der Kaverne. Er hört sich meinen Plan und meint, er könnte funktionieren. Eine geeignete Stelle wären jeweils die Zugänge der Wachhäuser. Die sind trocken, etwa sechs Schritt breit, haben eine Rückzugsmöglichkeit nach oben und sind nach fünfzehn Schritten durch ein Tor blockierbar. Es würde sich der Zugang unter dem Westtor anbieten, da sich hier auch viele Ratten herum treiben. Nun gut, morgen werden wir mal dort nachfragen.

Nakago

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« Antwort #111 am: 09. Juni 2008, 13:00:46 »
23. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Ich stehe früh auf und bringe meine verbrauchten Zauber zurück in mein Gedächtnis. Zu meiner großen Überraschung muss ich gestern neue Einblicke in die Kunst gewonnen haben, denn ich kann mir auf einmal zwei Zauber mehr merken. Das ist natürlich toll! Meine Kleine ist heute Morgen besonders quirlig. Sie hat etwas, und zwar eine Überraschung! Aber die will sie mir nicht verraten, jedenfalls erst heute Abend. So was auch. Und wie spitzbübisch mein Töchterchen dabei grinst! Über beide roten Wangen. Ich gebe sie beim Kindergarten ab und will Glücksbote Ryan gleich mal mitnehmen, aber der will nicht, Tempeldienst. Ja, klar, ist wichtiger als die Sache vorzubereiten.

Gehe ich halt alleine. Ich kaufe in einem Laden mehrere Beutel mit Murmeln und Krähenfüßen. Das dürfte die Ratten etwas verlangsamen. In einer Schreinerei bestelle ich dünne, aber stabile Bretter, um die Zwischenräume in dem Gittertor zu verschließen, da die Viecher sich da ja durchdrücken könnten. Ich treffe eine überaus aufgedrehte Xana am Tor, sie war mit Serenius zusammen gewesen und hat ihm von der Sache erzählt. Wahrscheinlich hält er sie jetzt für etwas verrückt, denn so wie sie das alles erzählt, ergibt das nicht wirklich Sinn. Und sie hat vergeblich versucht, einen Sprachexperten für das Unterreich aufzutreiben. Tharador würde jemand kennen, der sich dort unten auskennt und die Sprache spricht, will aber diesen Kontakt nicht mit dieser Lappalie belasten. Dann versuche ich es eben. Ich habe da ja auch noch gewisse Kontakte.

Aber zuerst kommt Lia auch noch und zu dritt fragen wir einen der Schildwächter, ob wir seinen Hauptmann in einer wichtigen Angelegenheit sprechen könnten. Er schaut uns kritisch an, meint dann aber, dass wir ihm folgen sollen. Er führt uns geräuschvoll in eine Amtsstube und gibt so seinen Hauptmann die Möglichkeit, noch aufzuschrecken und nicht ganz so verschlafen auszusehen. Motivation sieht anders aus. Ich übernehme das Reden, mache kurz und prägnant klar, dass Rylkar sich in der Kanalisation herumtreiben und wir die zuständigen Kavernenwächter sind. Und um die Rylkar zu vernichten, wollen wir ihnen einen Hinterhalt legen, und zwar genau unter dieser Wache. Der Hauptmann sieht uns groß an. Mit diesem Blick gemustert zu werden entwickelt sich so langsam zu einem ungeliebten Dauerzustand.

„Ihr seid Abenteurer, nicht? Habt ihr wenigstens auch Männer dabei, die Waffen tragen und Kämpfen können?“, fragt mich der Hauptmann tatsächlich. Ich zähle gequält lächelnd innerlich bis drei, um nicht zu explodieren.
„Nun, wir haben noch Glücksbote Ryan von Tymora und Schlachtenrufer Dolon von Tempus in unseren Reihen. Unsere Kampfkraft steht außer Frage, da Lia eine hervorragende Bogenschützin ist, die auf dreißig Schritt einer Fliege ein Auge ausschießen kann, während Xana hier mit Arkaner Macht gesegnet ist. Ebenso wie ich auch.“ Der Hauptmann schaut mich immer noch kritisch an.
„Von Schlachtenrufer Dolon habe ich schon gehört. Ein tüchtiger Mann, aber ein Vogel macht noch keinen Frühling.“
„Xana, hier ist es kalt, mach doch mal Feuer.“ Xana schaut mich kurz irritiert an und grinst dann breit.
„Brenne!“ Mit einem beeindruckenden Flammenstrahl zündet sie das aufgestapelte Holz in dem Kamin an.
„Nun gut, ihr scheint euch ja zu wehren können. Aber heult nicht herum, wenn die Ratten euch den Hintern versohlen und glaubt ja nicht, dass wir euch zu Hilfe kommen.“
„Wenn alles klappt, wird es hier unten nur nach toten Ratten stinken.“ Das Restliche lasse ich ungesagt.

Einer der Soldaten zeigt uns den Weg nach unten und wir inspizieren unser Schlachtfeld. Der Gang ist ganz normales Segment, sechs Schritt breit, fünfzehn lang, drei hoch. Sagrell kann uns hier gut verstehen und das Gitter lässt sich von ihm steuern. Wir schauen uns kurz die Umgebung an, ein perfektes Gebiet für unser Vorhaben. Also ran ans Werk.

Zuerst laufen wir schwatzend zum Kollegiat. Xana kennt wieder nur ein Thema, Serenius. Die Sache wird so langsam wirklich ernst. Allerdings frage ich mich, ob die beiden wirklich so zueinander passen. Gegensätze ziehen sich an, meinte meine Mutter immer. Aber ob das reicht, um bis ans Lebensende glücklich zu sein? Und ich sehe es eben auch als Problem an, dass Xana eine Halbelfe ist. Nein, ich bin nicht rassistisch, aber wenn Serenius ein Greis sein wird, ist Xana immer noch eine Frau im besten Alter sein, mit Bedürfnissen, die ein so alter Mann nicht mehr erfüllen kann. Aber vielleicht sehe ich ja auch zu schwarz. Von ganzen Herzen gönne ich der hübschen braunhaarigen Halbelfe alles Glück mit ihrem geliebten Serenius.

Wieder mal muss ich an Jondan Rea denken, diesen Mistkerl! Wüsste wirklich zu gerne, wo der sich herumtreibt, wenn meine Beherrschung der arkanen Kunst mit der gleichen Geschwindigkeit steigt wie bisher, werde ich vielleicht noch in diesem Jahr einen entsprechend mächtigen Zauber lernen können. Und dann, Jondan Rea, werde ich mit dir ein Hühnchen rupfen!

Nakago

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« Antwort #112 am: 11. Juni 2008, 11:36:40 »
23. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Wir kommen schließlich am Kollegiat an und werden vom mürrischen Türsteher eingelassen. Wir gehen schnurstracks zu Direktor Lewarn. Der macht einen erkälteten Eindruck, meinte, es würde am kühlen Frühling liegen. Ich mache ihn vorsichtig darauf aufmerksam, dass wir inzwischen Spätsommer haben.

„Oh, wie schnell die Zeit vergeht, was kann ich für euch tun?“ Ich erzähle ihm, dass wir einen Sprachkundigen brauchen, der die Handelssprache des Unterreichs spricht. Er verweist uns an Lehrer Kessev, der mich in meiner Scholarenzeit unterrichtet hat. Wir finden ihn in seinem Arbeitszimmer, dass so gar nicht wie das eines Nekromanten aussieht, sondern eher dem eines Lehrers gleicht. Was ja eigentlich kein Wunder ist. Ich erzähle ihm von den Rylkar und unserem Plan, einen ihrer großen Trupps in eine Falle zu locken. Er erklärt sich bereit, uns ein paar überaus beleidigende Schimpfwörter aufzuschreiben. Und das kostet uns noch nicht einmal etwas. Ich erzähle ihm noch ein paar unverfängliche Dinge und verabschiede mich dann.

Xana hat die gute Idee, erstmal Essen zu gehen, was wir dann in einer Taverne im Westviertel auch machen. Auf dem Rückweg prägen wir uns die Wörter so gut wie möglich ein. Dann holen wir die bestellten und inzwischen zugeschnittenen Bretter ab. Dolon hatte die gleiche Idee mit den Brettern gehabt, sodass wir jetzt viel zu viele haben. Und er hat die Cormyrischen Reiter dabei, die er vom Tempel ausgeliehen hat. Wir schaffen das ganze Zeug nach unten und bauen erst einmal die Barrikade auf, die wir mit einer Decke tarnen. Dann halten wir Frauen Wache, während die Männer den unteren Bereich des Gittertores mit den Brettern soweit vernageln, dass kein Rylkar unserem Zorn entgehen kann. Verdammnis!

Als letztes steige ich auf Ryans Schultern und befestige oben mit Kletterhaken drei Säcke mit Murmeln und Krähenfüße. Der Hinterhalt wäre vorbereitet. Schlachtenrufer Dolon hält eine kleine aufbauende Rede, ebenso Glücksbote Ryan. Ich bete still zu Tymora küsse mein heiliges Amulett und führe es an Stirn und Herz. Möge mir die Göttin den notwendigen Mut, die Cleverness und Stärke geben, diesen Kampf zu gewinnen. Wir sind gut vorbereitet und alle Trümpfe liegen in unserer Hand. Trotzdem schlägt mein Herz viel zu schnell und die Innenflächen meiner Hände sind schweißnass. Wir spielen hier mit großem Risiko. Aber wer wagt, gewinnt!

So rücken wir geschlossen in die Kanalisation vor, Sagrell meldet uns, dass sich sehr bald eine große Ansammlung von Ratten zusammenrottet und versucht, uns einzukreisen. Sieht so aus, als ob sie uns erwartet hätten. Nun, da haben wir die Schimpfwörter wohl umsonst gelernt. Finsternis! Wir haben unser Ziel ohne große Schwierigkeit erreicht und ziehen uns so nun schnell zu unserem vorbereiteten Schlachtfeld zurück. Hinter uns die kichernden Laute der Ratten, die schnell aufschließen. Gerade so erreichen wir den Gang und sprechen unsere Zauber. Ich schütze mich durch ein Schild und erhöhe meine Widerstandskraft gegen magische Effekte. Ryan und Dolon machen sich zäher und stärker und beschwören den Segen ihrer Gottheiten auf uns. Drei Schwärme aus diesen Jungtieren, acht Krallen und eine brennende Rylkar Ratte stürmen auf uns zu. Ich hatte auf mehr gehofft, aber besser als gar nichts. Nur die Jungtierschwärme waren so nicht geplant. Und der brennende Rylkar irritiert mich doch etwas. Von so etwas stand in meinem Buch nichts.

Wie eine Welle rollen sie auf uns zu. Xana jagt kurz hintereinander zwei Schwärme ihrer grünen Geschosse in den Balg der brennenden Ratte, was ihr sichtlich zu schaffen macht, auch wenn einige der Wunden sich schließen. Ich lasse derweil zuerst zwei der drei Beutel nach unten regnen, welche aufplatzen und ihren Inhalt an Krähenfüße und Murmeln über den Boden verteilen. Nur beim dritten Beutel scheint sich was verhakt zu haben. Allerdings bremst diese Maßnahme weder die Schwärme noch die Krallen wirklich aus. Sie sind einfach zu geschickt für solch eine Falle. Dolon erschlägt eine vorwitzige Kralle, worauf sich sofort der brennende Rylkar vordrängelt. Aber bevor der irgendetwas wirklich Fieses tun kann, wird er von Schlachtenrufer Dolon und Glücksbote Ryan erschlagen, der neben ihm steht. Die Schwärme schwemmen in unsere Stellung und umspielen unsere Füße, schnappen nach uns, was ganz schön weh tut. Im Gegenzug zermatsche ich mit meinem Streitkolben ein halbes Dutzend von diesen Mistdingern. Ich versuche meinen Todesruf zu schreien, aber der Zauber entgleitet mir, weil das Gewusel doch recht ablenkend ist.

Die Rylkar überraschen uns, indem sie anfangen, an der Wand hochzuklettern und sich so an den Barrikaden vorbei zu arbeiten. Verdammnis! So war das nicht geplant! Einen kurzen Moment wallt Panik in mir hoch, aber ich beiße die Zähne zusammen und verschaffe dann meiner Frustration mit einem lauten Schrei Luft. Der Schwarm unter mir zerplatzt Regelrecht, Innereien und abgetrennte Gliedmassen verteilen sich zu einem schmierigen Matsch um mich herum. Auch der andere Schwarm ist schwer angeschlagen und wird dann durch weitere Hiebe von mir, Ryan und schließlich von Dolon  zerstört, der gleich noch mit einem Rückhandhieb eine weitere Ratte von der Wand pflückt. Aber jetzt sind die Krallen um uns herum geklettert und attackieren uns von oben. Dabei schreien sie immer das gleiche Wort: „Treme!“ Meine gute Rüstung und meine Magie halten sie ab, dann kommt der dritte Schwarm zu uns gekrabbelt. Iiiks!

Nakago

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« Antwort #113 am: 13. Juni 2008, 12:42:05 »
23. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Es wird überaus mühsam, diesen Schwarm zu erschlagen, da die Ratten sich als furchtbar flink erweisen, wenn ich ihre Masse hineinschlage. Dazu wird noch Xana in die Treppe zurückgedrängt und kann so keine der Krallen mehr mit ihren magischen Geschossen beschießen. Wir geraten langsam aber sicher in immer stärkere Bedrängnis. Lia ist schwer gehandicapt, da sie immer, wenn sie ihren Bogen spannt, gleichzeitig aus mehreren Richtungen attackiert wird und für jeden Treffer, den sie verursacht, selbst etwas abbekommt. Zeit, das Tor zu schließen, was Sagrall dann auch tut. Mehr Rylkar wären unser Tod! Ich heile mit einem „Alles wird gut!“ kurz Lia, die schon vor dem Umkippen steht.

Schließlich gelingt es uns, den letzten Schwarm totzuschlagen und ich wechsele auf mein Rapier, mit dem ich besser umgehen kann, als mit so einer ungeschlachteten Waffe wie einem Streitkolben. Ich eile Xana zur Hilfe, die von zwei Krallen schwer bedrängt wird. Lia geht inzwischen zu Boden und der Weg zu ihr ist von einer weiteren Kralle blockiert. Ryan versucht sich durchzuschlagen, aber diese Mistviecher sind verdammt gut darin, auszuweichen. Und sie lassen sich nicht mal flankieren. So eine dunkle Finsternis!

Aber trotzdem findet mein Rapier zielsicher den Weg durch Fell, vorbei an Knochen zu den wichtigen Organen. Die erste Ratte bricht zu meinen Füßen zusammen und dann kümmere ich mich um die letzte Ratte, die ich mit einer mächtigen Entladung meiner Handschuhe der Zerstörung zum Zerplatzen bringe. Dolon hat inzwischen alle anderen Rylkar erschlagen. Das ist der Sieg. Aber um welchen Preis? Lia kann gerade so noch von Glücksboten Ryan gerettet werden.

Xana setzt sich zitternd auf eine Stufe und ich lehne mich an die Wand. So wird das nichts. Wir waren gut vorbereitet und trotzdem war das trotz viel geringerer Anzahl von Gegnern als geplant ein Kampf auf Leben und Tod. Ich dachte, ich könnte so einen entscheidenden Schlag machen, um die Rylkar zu schwächen. Wir brauchen eine andere Taktik, um der Viecher Herr zu werden. Darüber werde ich nachdenken müssen. Vielleicht bringt uns ja dieses Wort „Treme!“ weiter. Der einzige, der jetzt noch gute Laune hat, ist Schlachtenrufer Dolon. Obwohl er schwer verwundet wurde, ist er guter Dinge und hat nichts Besseres zu tun, als dem Hauptmann des Westtores über uns das Schlachtfeld zu zeigen und die einzelnen Schritte des Gefechtes nachzustellen. Wie ein kleiner Junge, der seinem Vater erzählt, wie er beim Fellball ein Tor geschossen hat. Männer!

Nun, wir machen grob sauber, indem wir die Überreste einfach in den nächsten Abwasserkanal schieben. So, jetzt ist erst mal eine Runde baden angesagt. Ab zum Badehaus! Wir werden schräg angesehen, als wir dort auftauchen, aber wir zahlen mit Gold und lassen auch gleich noch unsere Kleidung waschen. Inzwischen ist es Zeit, um die kleine Mili abzuholen. Mein kleiner Schatz kommt mir strahlend entgegen und schwenkt ein Bild, das sie gemalt hat. Vier Strichmännchen sind darauf zu sehen. Das kleinste davon ist Mili, dann komme ich, die sie an der Hand hält. Daneben steht Glücksbote Ryan, der meine Hand hält. Sagt sie jedenfalls, als ich sie danach frage.

„Und wer ist das?“ Ich zeige auf die vierte Gestalt, die schwarz ausgemahlt ist, keine Augen hat, sondern nur einen grinsenden Mund hat.
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„Das ist Herr Fröhlich!“
„Aha, kenne ich den?“
„Nö.“
„Und woher kennst du den?“
„Och, der besucht mich manchmal daheim.“
„Aha?“
„Hmm!“ Mili nickt eifrig.
„Und was macht der dann so?“
„Er ist immer fröhlich und erzählt mir lustige Sachen.“

Diese komische Figur erinnert mich fatal an einen Schatten. Diese Masche mit ihren unsichtbaren Freunden ist ernster als ich dachte. Sehr viel ernster. Finsternis!

Nakago

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« Antwort #114 am: 16. Juni 2008, 12:12:52 »
23. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Ich schnappe mir Mili und eile mit ihr zum Mietstall, wo Pferdchen steht. Damit reite ich geschwind zum Kollegiat. Ohne Probleme komme ich zu Lehrer Kessev. Er freut sich, die Kleine zu sehen und auch Mili quietscht vergnügt. Ich lasse sie mit Quak Quak herumlaufen und zeige Kessev das Bild. Und ich teile ihm meine Sorge mit, dass Herr Fröhlich ein wirklicher Schatten ist. Er erzählt mir das, was er über Schatten weiß. Immer, wenn jemand mit einem Geheimnis stirbt, entsteht auf der Schattenebene ein Schatten. Sie gelten als Informationsquelle, die aber nicht sehr zuverlässig ist. Meist versuchen sie den Beschwörer in die Irre zu führen. Nur magische Waffen können ihnen wirklich was tun. Man kann sie zwar beschwören, wenn man ihren Namen kennt, oder einfach auch einen generischen, aber Herr Fröhlich dürfte kein wahrer Name sein. Manche Menschen sind in der Lage, die Schatten zu sehen, die sich im schattenhaften der realen Ebene aufhalten und können mit ihnen dann kommunizieren, so wie Mili es wohl scheinbar kann. Wirklich schützen kann man sich kaum dagegen. Einen guten Tempel können sie nicht betreten, wenigstens etwas.

Das sind keine guten Nachrichten. Kessev untersucht sie auf magische Art und nimmt ihr etwas Blut ab, um zu sehen, ob es eine Bindung gibt. Mili ist dabei sehr tapfer. Aber das muss er erst untersuchen. Ich bin ganz hibbelig. Ein Schatten hat sich an meine Tochter herangemacht. Ich dachte, ich hätte noch ein paar Jahre Zeit, bevor ich was abwimmeln muss, was etwas von ihr will. Finsternis!

Ich kaufe mir im Kollegiat noch einen Zauber, der es mir ermöglicht, meine Waffe magisch zu machen und damit einen Schatten verletzen zu können. Und beinahe hätte ich noch vergessen zu fragen, was „Treme“ bedeutet. Kessev meint, es würde sich ähnlich wie das Wort für Dieb anhören. Dieb? Hm, bis jetzt habe ich die Motive der Rylkar nicht hinterfragt, bis jetzt war ich davon ausgegangen, dass sie nach neuem Lebensraum für ihren Schwarm gesucht haben. Ob sie etwas suchen, was ihnen gestohlen wurde? Aber was soll das sein? Sie haben bis jetzt nie etwas dabei gehabt, weder Kleidung, Rüstung noch irgendetwas sonst. Darauf kann ich mir jetzt beim besten Willen keinen Reim machen.

Mit Mili reite ich zurück nach Hause, das ich mit ganz anderen Augen betrachte.
„Ist Herr Fröhlich da?“
„Nö!“, meint Mili, nachdem sie sich kurz umgeschaut hat.
„Sagst du mir, wenn du ihn siehst?“
„Hm!“ Na, dann.

Irgendwie bin ich zu hibbelig, um Ruhe zu finden. Nein, Mili wird heute hier nicht übernachten. Ich packe ein paar von ihren Sachen und schaffe sie zum Tempel. Sie guckt etwas groß, weil ich um diese Zeit noch nie mit ihr dort war. Dort finde ich Glücksbote Ryan und setze ihn ins Bild. Heute noch müssen wir das Problem beseitigen. Ich bringe meine Kleine ins Bettchen, nachdem wir noch zu Abend gegessen haben und lerne den neuen Zauber und übertrage ihn in mein Zauberbuch. Herr Fröhlich wird sich bald wundern, das ist sicher!

Leider kann ich ihn noch nicht einsetzen, aber ich trommle die anderen zusammen, Xana nimmt ihren geliebten Serenius mit und das sollte reichen, einen Schatten dahin zu prügeln, wo er meiner Mili nichts mehr tun kann.

„Probleme ohne Ende. Wir müssen die Kugel beschaffen, diese längste Nacht verhindern, was denn noch alles?“, lametiert Glücksbote Ryan auf dem Weg zu meiner Wohnung. Inzwischen ist die Sonne untergegangen, die Zeit der Schatten ist gekommen.
„Könntest du dich bitte auf die wichtigen Sachen konzentrieren, wie diesen Schatten zu verbannen?“ fahre ich ihn an. „Welt retten können wir später auch noch!“ Man muss wissen, wo man Prioritäten setzen muss. Und meine Tochter hat für mich immer die oberste Priorität.

Als ich an meiner Wohnung ankomme, höre ich ein Scheppern aus der Küche. Da mein Hausmädchen für alles ihre freien Tage hat, ihre Mutter ist angeblich ja so krank, kann sie es nicht sein. Und ich dachte immer, Schatten wären leise. Glücksbote Ryan poliert schon mal sein heiliges Symbol auf Hochglanz und stürmt dann als erster in die Küche. Aber nicht ein Schatten schaut uns drohend an, sondern Dutzende von roten Augenpaaren glühen in der Dunkelheit. Was ist nun los?

Nakago

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« Antwort #115 am: 18. Juni 2008, 10:57:53 »
23. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

„Licht!“, befehle ich und wirke den Zauber auf mein heiliges Amulett. Aus der Dunkelheit schält sich ein Schwarm von diesen kleinen Rylkar Ratten heraus. Verdammnis! Wie bei den Neun Höllen haben die meine Küche gefunden? Was geht hier vor? Dann beginnen sie zu reden. Ein Chor aus viel zu hohen piepsigen Stimmen.

„Ich werde verstehen!“ Mit diesen Worten wirkt Glücksbote Ryan einen Zauber und hört konzentriert zu. „Sie sagen, dass ihnen etwas gestohlen wurde und dass sie das wieder haben möchten, oder sie werden die Stadt und seine Bewohner Stück für Stück auseinander nehmen. Aber sie sagen nicht, was ihnen gestohlen wurde, sondern wiederholen einfach immer wieder die gleichen Sätze. Leider erlaubt mein Zauber nicht, ihnen zu antworten.“

Wie auf das Stichwort kommt Leben in den Schwarm und sie wuseln in die Nische, wo sich der Abort befindet. Darin verschwinden sie wieder. Ich steh ganz verdattert in meiner Küche. „Verschwindet bloß, ihr Mistviecher. Wenn ich euch noch einmal in meiner Küche erwische, werde ich wirklich brutal werden“, schreie ich ihnen hinterher und stelle dann was Schweres darauf. Zum Glück haben sie mir nicht alles vollgeschissen, wäre ja noch mal schöner gewesen. Toll, was sich hier in diesem Haus alles herumtreibt, Schatten, Rattenschwärme, was kommt als nächstes?

Ich beruhige mich und wir versuchen den Schatten aufzustöbern, was uns aber nicht gelingt. Und nun? Ich spendiere eine von meinen Weinflaschen und wir bereden, was wir tun sollen. Einen wirklichen Plan habe ich nicht. Serenius räuspert sich lautstark. Alle schauen ihn fragend an.

„Nun, eigentlich sollte ich nicht davon reden, aber Tharador ist vor einigen Wochen eine Harydan angeboten worden.“
„Wer in aller Welt tut so was? Bei den Göttern, wer kauft so was? Warum?“
„Nun, mit der Königin kann man einen Schwarm kontrollieren und hat die perfekten Wächter, weil ja alle mit der Königin in Kontakt stehen. Eine Wache auszuschalten bringt einen Eindringling nicht weiter.“ Das stimmt natürlich.
„Wie viel würde so eine Harydan kosten?“, frage ich mal.
„Der Händler wollte zehntausend Goldmünzen haben.“
„Das ist eine Menge Holz. Aber wenigstens wissen wir, was die Rylkar hier wollen. Aber ich verstehe nur eines nicht, wenn sie ihre Harydan suchen, wer steuert sie dann? So wie ich das verstanden habe, brauchen die eine Königin. Auch haben wir diese Bruthöhlen gefunden, wer hat die dann benutzt?“ Da weiß auch keiner eine Antwort. Aber das ändert einiges. Nun gut, wir sollten vielleicht den offiziellen Kanalwächtern das mitteilen. Also nix wie hin.

Wir finden die vier Gardisten beim Würfeln in ihrer Wachstube am Rallardsplatz und versuchen sie zu informieren. „Ja, ja, wir wissen Bescheid, die suchen was, aber das ist nicht euer Problem. Lasst in Zukunft solche Mätzchen wie am Westtor. Wir haben einen wirklich großen Monsterschleim in Stellung gebracht, was das Thema von selbst erledigen wird. Und jetzt geht schlafen, Bürger, die Schildwacht und Kanalwacht haben alles im Griff. Und sollten wir euch dort unten noch mal herumlungern sehen, dann könnt ihr mal die Pfennigfeste von innen ansehen. Und jetzt raus!“

Na so was auch! Wir werden unfreundlich auf die Straße gesetzt und die Tür knallt eine Haaresbreite vor meinem Stupsnäschen ins Schloss. Kann ja wohl nicht sein. Nun gut, mit denen sind wir fertig. Aber was nun? Wir bekommen von Serenius mitgeteilt, dass der Händler mit dem Namen Graldor sich am alten Bruch aufhält. Die Priesterin im Ibrandulschrein müsste wissen, wo er genau zu finden ist. Nun gut, dass werden wir wohl morgen tun. Rechtschaffen müde wanke ich nach Hause, blicke mich vorsichtig um, ob mir noch Schatten oder Rylkarschwärme auflauern und falle dann mit griffbereiten Waffen ins Bett. Das war ein langer und blutiger Tag gewesen. Langweilig ist mein Leben zurzeit wirklich nicht. Eher das Gegenteil.

Gespielt am 22.03.2008
Spielleiter: Stefan
SC: Dolon (Kleriker 5), Kaira ( Schurke 4/ Seher 1/ Unseen Seer 1), Lia (Waldläufer 2/Kriegsmager 3), Ryan (Kleriker 5), Xana (Hexenmeister 5)
Schrein des Ruhmes:
Erfahrungspunkte:  1430 für Stufe 6, 1640 für Stufe 5,
Überwundene Gegner
3 Schwärme
8 Rylkar Ratten
1 brennende Ratte

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Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #116 am: 25. Juni 2008, 10:14:58 »
Kapitel 5
Wer zu früh kommt, den bestraft das Leben!

24. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Mein kleiner Schatz ist etwas säuerlich, als ich sie im Kindergarten besuche. Hat ihr gar nicht gefallen, hier übernachten zu müssen. Aber für ihre eigene Sicherheit ist mir das lieber. Inzwischen habe den Zauber auswendig gelernt, der meine Waffe magisch werden lässt. Ich hoffe, dass ich bald in der Lage sein werde, eine richtige magische Waffe zu führen. In letzter Zeit sah es ja nicht gerade rosig aus, was wir an Beute gemacht haben. Eine Nullnummer nach der anderen. Kein Wunder, dass ich langsam aber sicher pleite gehe. Verdammnis!

Ich muntere Mili etwas auf und lasse mich von Glücksbote Ryan von den gestrigen Schwächungen endgültig heilen. Da fühle ich mich doch gleich wieder wohler. Nach und nach trudeln alle ein, bis auf Dolon, der sich entschuldigen lässt, da er eine Söldnerkompanie nach Norden begleiten muss. Na prima. Dann müssen die Wagemutigen wohl auf ihren stärksten Kämpfer verzichten. Wir besprechen eine grobe Strategie und machen uns dann gemeinsam auf zum alten Bruch. Es ist ein schöner sonniger Tag und Xana plappert die ganze Zeit über Serenius, ihre Planung für Serenius Geburtstagsfeier und für die Hochzeit. So was will gut durchdacht sein. Schließlich erreichen wir den kleinen Ibrandulschrein. Eine alte Priesterin kniet vor dem Altar und nimmt uns erst wahr, als ich mich leise räuspere.

Sie begrüßt uns freundlich und wir kommen nach ein paar Floskeln zum Kern unseres Anliegens. Sie kennt in der Tat den Händler Graldor, bei dem es sich um einen Dunkelzwerg handelt, der seine Privatsphäre liebt. Normalerweise tritt er an seine Kunden heran und nicht umgekehrt. Aber nach etwas hin und her und den obligatorischen Warnungen vorsichtig zu sein, beschreibt sie den Weg zu seinem Stollen.

Es ist nicht weit von hier, aber der Aufstieg ist steil und doch etwas anstrengend. Schließlich stehen wir vor dem Stolleneingang und spähen hinein. Kein Wächter zu sehen. Wir überdenken noch einmal unsere Strategie und beschließen, den Dunkelzwerg direkt auf das Problem mit den Rylkar und der Harydan anzusprechen. Ich finde kurz hinter dem Eingang eine Alarmfalle, die wir bewusst auslösen und uns rufend weiter in den Stollen hinein bewegen. Ich belege mein Amulett mit einem Lichtzauber und wir können so gut sehen. Nach etwa sechzig Schritt hören wir komische Geräusche aus einem anderen Stollen, der hier hinein führt. Auch sehen wir direkt vor uns, wie der Stollen sich in einen Raum weitet und zwei unbewegliche gerüstete Zwerge ein steinernes Portal bewachen.

Die komischen Geräusche hören auf und stampfende Schritte kommen auf uns zu. Ein paar Herzschläge später zwängt sich ein riesiges Wesen aus dem Stollen. Es ist etwa drei Schritt hoch, hat einen flachen Kopf mit vier Augen und ein mit mandibelartigen Zangen bewehrtes Maul. Sein Körperbau ist grob humanoid. Ich habe von diesen Viechern schon gehört, das muss ein Erdkoloss sein. Finsternis!

„Wir möchten Graldor in einer wichtigen Angelegenheit sprechen“, sage ich und zeige meine leeren Hände. Das Ding mustert mich aus vier Augen, sagt etwas in einer Sprache, die ich nicht kenne und dreht sich einfach um und geht zurück in den Stollen. Einen kurzen Moment hören wir eine Stimme in den Raum schallen.

„Ihr wollt also reden? Nun gut, Schwört bei den heiligen Gesetzen der Gastfreundschaft, dass ihr keinen Kampf wollt.“ Das tun wir dann auch und das ist ja auch die Wahrheit. Rumpelnd geht die Tür auf und eine gedrungene Gestalt in einer dunklen Rüstung marschiert heraus. Ein schwarzer Bart quillt aus dem Helm heraus und eigentlich ist kaum was von dem Träger zu erkennen. „Ich bin Meister Graldor, was führt euch her?“

„Nun, um ohne Umschweife zum Punkt zu kommen, wir wissen, dass ihr eine Harydan in euren Besitzt habt und wollten fragen, ob ihr sie uns geben könntet.“
„Warum sollte ich so etwas Dummes tun?“
„Nun, die Harydan ist die Anführerin eines Rylkarschwarmes, der die Stadt hier bedroht. Es könnte viele Tote und Verletzte unter den Bürgern der Stadt geben, wenn die Rylkar nicht das bekommen, was sie wollen.“
„Aha, diese Viecher sind ja richtig stur. Dabei habe ich doch so gut meine Spuren verwischt. Nun ja, die wollen wohl ihre zweite Königin zurück haben. Wenn ihr zwanzigtausend Goldmünzen bezahlt, könnt ihr sie haben.“
„Zwanzigtausend?“, keuche ich überrascht.
„In der Tat. Andere Leute sind bereit, diese Summe zu bezahlen. Aber wenn ihr sofort bezahlt, könnte ich sie auch euch verkaufen. Um die Stadt zu retten.“ Das letzte klingt nicht sehr aufrichtig.
„Nun, wir haben leider keine zwanzigtausend Goldmünzen.“
„Damit ist dann das Gespräch beendet.“
„Wartet noch, was sind das für Gestalten.“ Glücksbote Ryan zeigt auf die Statuen, die sich inzwischen links und rechts neben Graldor aufgebaut haben. Es scheint sich um Dunkelzwerge zu handeln, aber da sie große Löcher im Schädel haben, können sie nicht mehr Leben.
„Das sind Laduguers Kinder. Sie haben im Leben gut gedient, nun dürfen sie im Namen Laduguers weiter arbeiten.“
„Laduguer?“
„Laduguer ist meine Schutzgottheit, die mich lehrte, dass das Leben aus harter Arbeit besteht und nur der Tüchtige es verdient, zu leben.“

24. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Aha! Wir verabschieden uns und ich versuche noch einen Blick in den Bereich zu erhaschen, wohin der Zwerg wieder verschwindet. Dahinter ist ein Raum zu sehen, von dem drei weitere Türen abzugehen scheinen. Vorsichtig ziehen wir uns zurück und erst als wir draußen sind, atmen wir wieder auf.

Auf dem Rückweg zur Stadt gehen wir unsere Optionen durch. Letztendlich bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als dieses Problem gewaltsam zu lösen. Der Erdkoloss macht mir am meisten Sorgen, da ich schlimme Geschichten über sie gehört habe. Aber es wäre interessant zu wissen, ob diese Geschichten überhaupt stimmen. Da werde ich wohl in der Bibliothek der Ungesehenen Seher nachschauen müssen. Gut vorbereitet werden wir wohl den Kampf überstehen, aber was dann? Wie verständigen wir uns mit der Harydan und wie stellen wir sicher, dass sie und ihr Volk sich dann verziehen?

Als erster Schritt müssen wir da verhandeln. Und da fangen schon die Probleme an. Xana merkt an, dass es so genannte Sprachperlen gibt, und ich meine, da gibt es auch einen Zauber, der es einen erlaubt, mit fremder Sprache reden zu können. Eine Schriftrolle würde ich auf alle Fälle im Notfall besorgen können. Aber so ne Perle wäre natürlich praktischer. Kann man mehrmals verwenden, im Gegensatz zu einer Rolle. Also trennen wir uns, um etwas nachzuforschen und nach Sprachperlen für die Sprache des Unterreichs zu forschen. Wir machen aus, dass wir uns etwa zur fünften Stunde beim Brunnenhaus treffen werden.

Ich schlage den Weg ins Adelsviertel ein und komme ungesehen an den Wachen vorbei. Eine gute Übung. In der Bibliothek der Ungesehenen Seher finde ich in der Tat einiges über diese Erdkolosse. Sie stammen ursprünglich aus der Ebene der Erde, sind aber inzwischen auch auf der normalen Ebene heimisch geworden. Oft werden sie von finsteren Völkern versklavt und zu schweren Erdarbeiten oder für Kämpfe eingesetzt. Ihre Haut gilt als sehr hart. Sie sind sehr kräftig und können einem ziemlich wehtun. Als ob das nicht schon reichen würde, können sie einen wie die kleinen Rylkarschwärme in Verwirrung stürzen. Und das für einen recht langen Zeitraum. Das ist nicht gut. Über Dunkelzwerge erfahre ich kaum was, leben im Unterreich, sind mit den anderen Zwergen verfeindet, mehr ist da nicht heraus zu finden. Bei der Gelegenheit lese ich auch noch mal alles über Schatten nach, wenn sie denn was darüber da hätten. Finsternis!

Aber sie hätten eine Sprachperle auf Lager, die ich für nette 600 Goldmünzen kaufen könnte. Glück gehabt! So gehe ich um einiges Wissen reicher erstmal zum Tymora Schrein und halte ein inniges Gebet an die Göttin und bitte sie, meinen kleinen Schatz vor bösen Einflüssen zu schützen. Mili ist doch noch so klein! Mili ist gar nicht erfreut, als ich ihr eröffne, dass sie noch eine weitere Nacht bei Tante Thalia im Tempel verbringen muss. Sie fängt an zu weinen. Ich tröste sie so gut ich kann und versuche ihr zu erklären, warum sie heute nicht nach Hause kann. Neben dem Schatten wären da noch gewisse Rylkar, die jederzeit auftauchen könnten. Ne, solange nicht wenigstens das Rylkar Problem vom Tisch ist, bleibt sie besser mal hier.

Im Brunnenhaus stellt sich heraus, dass die anderen mehr oder weniger erfolglos waren. Lia und Xana haben getrennt alle einschlägigen Läden der Stadt durchsucht und nur festgestellt, dass jeweils eine andere Frau ebenfalls danach sucht. Glücksbote Ryan hat sich etwas über Laduguer kundig gemacht. Die untoten Zwerge scheinen wohl nichts weiter als Zombies zu sein. Aufgrund dieser Informationen entwerfen wir einen Plan, wie wir am besten vorgehen und sprechen ab, welche Zauber da wohl am Nützlichsten sein werden. Lia erklärt sich bereit, die Perle für sechshundert Goldmünzen zu kaufen. Das ging ja recht flott. Zurück im Tymoraschrein singe ich meine immer noch eingeschnappte Miliandra in den Schlaf. Träum was Süßes!

Dann geht es zurück zum Adelsviertel und meiner Gilde. Ich lege die sechshundert Goldmünzen auf den Tisch und bekomme die Sprachperle. Dann eile ich wieder nach Hause. Meine Wohnung erscheint mir so leer ohne meine Tochter. Rylkar oder Schatten lassen sich wieder mal nicht blicken. Nun gut, auf die Rylkar kann ich verzichten, aber Herrn Fröhlich hätte ich mir doch zu gerne vorgeknöpft. So ein verdammter Schatten! Wenn ich den erwische, kann der vielleicht mal was erleben! Da hat er sich an das falsche kleine Mädchen herangemacht. In mir ist eine Wut, ich könnte platzen! Mit finsteren Gedanken bette ich mich schließlich zur Ruhe.

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Nakago

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« Antwort #117 am: 02. Juli 2008, 11:14:22 »
25. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Diese Nacht verläuft ruhig, weder Rylkar noch Schatten suchen mich heim. Die Wohnung ist so still ohne meinen kleinen Wirbelwind, der seine kleine Ente hinter sich herziehend durch die Zimmer läuft. Hoffentlich beenden wir heute das Rylkarproblem. Ich präge mir die notwendigen Zauber ein und laufe dann zum Tymoratempel. Ich muntere meinen Spatz etwas auf, indem ich mit ihr was Feines in einer Taverne frühstücke. Glücksbote Ryan sieht gar nicht glücklich aus.

„Meine Tempelvorsteherin hatte eine Vision. Mir droht Gefahr von einem blauen Ritter. Sagt euch das etwas?“
„Blauer Ritter? Ich habe mal die Ballade vom Blauen Ritter gehört, mein Mann hat sie öfters vorgetragen. Aber dieser blaue Ritter ist schon seit Jahrhunderten tot. Einige Söldnerkompanien tragen blaue Wappenröcke, aber schätze mal, die haben damit nichts zu tun.“

Auch die anderen können mit einem blauen Ritter nichts anfangen. Ich verabschiede mich von meiner Kleinen und drücke sie ganz fest an mich. Hoffentlich sieht sie mich heute nicht zu letzten Mal. Wir sprechen auf dem Hinweg mehrmals durch, wie wir uns verhalten werden. Hoffentlich geht alles gut. Dieser Erdkoloss macht mir Angst! Vor dem Höhleneingang spreche ich ein inniges Gebet an Tymora, küsse mein heiliges Symbol und führe es an Stirn und Herz. So schleichen wir uns im Licht von Ryans heiligen Symbol in den Schacht. Ich deaktiviere die Alarmfalle, indem ich mit einem metallenen Stäbchen etwas an der Seite des Bereichs kratze und so die Magie harmlos abfließen lasse. Wir dringen leise weiter vor, bis wir etwa dreißig Schritt vom Erdkoloss entfernt sind. Dann rattert Ryan mehrere Zauber herunter, darunter auch einen der mich zäher und stärker macht. Ich sorge dafür, dass ich mich mit einem Schild schütze und meine Waffe magisch wird. Das sollte reichen.

Leise arbeiten wir uns nun weiter bis zur Abzweigung vor. Ich wedle noch mit dem kleinen Puppenumhang herum und spreche leise die Formel „Geschütz ich bin“. Leider scheint das der Erdkoloss zu hören, denn die Grabgeräusche hören auf. „Angriff!“ Mit fliegenden Fingern lege ich einen Pfeil auf und laufe ein paar Schritt in den Stollen hinein. Mächtig ragt der Koloss vor mir auf. Ich suche mir einen Punkt zwischen zwei der Panzerplatten aus, ziele gut und treffe perfekt. Der Pfeil verschwindet fast bis zur Fiederung in der Wunde. Das tut dem Koloss sichtlich weh. Lia bewegt sich an meine Seite und feuert ebenfalls erfolgreich einen Pfeil ab.

„Tymora! Lächle diesen tapferen Recken!“ Ein wahres Glücksgefühl durchfließt mich. „Beeilt euch!“, ruft Xana und meine Muskeln zucken vor Bewegungsdrang. Dann kommt der Erdkoloss auf mich zugewalzt. Riesig ragt er über mich auf und holt mit einer seiner langen Pranken aus. Verzweifelt reiße ich mein Schild hoch, aber der Aufprall fährt mir durch Mark und Bein. Na warte! Irgendetwas tastet nach meinem Geist, aber ich bin viel zu wütend, als dass mich so was aufhalten könnte. Ich husche zwischen seinen dicken Beine hindurch, komme hinter ihm hoch, lasse den Bogen fallen und reiße mein Rapier heraus, um es ihm von hinten in eine Spalte seiner Rüstung zu drücken. Wütend brüllt er auf. Lia geht zwei Schritte zurück und schießt einen weiteren Pfeil ab. Glücksbote Ryan rückt nach vorne und haut dem Koloss seinen Morgenstern auf das Knie. Xana eilt herbei und feuert zwei Feuerstrahlen auf das Wesen aus der Erdebene ab. Qualmend bricht er zusammen. Das war es dann wohl! Sieg für die Wagemutigen!

Derweil walzen die beiden Wächterzombies auf uns zu. Ryan reißt sein heiliges Symbol hoch. „Im Namen Tymoras! Zurück in eure Gräber!“ Gleißendes Licht schießt aus seinem Symbol und beide Zwerge drehen sich um. Der Rest ist Routine. Lia und Xana beharken die Zombies mit ihren Zaubern, bis diese nun endgültig tot zusammen brechen. War ja jetzt gar nicht so schwer. Allerdings lässt sich Graldor der Dunkelzwerg immer noch nicht blicken. Also müssen wir wohl rein kommen. Es dauert eine Weile, bis das gut getarnte Schlüsselloch entdeckt ist.

Natürlich ist eine Falle dran gekoppelt und wie üblich löse ich diese zwergische Qualitätsarbeit auch gleich mal aus. Aber ich rutsch weg und der Blitzstrahl erwischt mich voll. Ich kann von Glück reden, dass nur ich durchgeschüttelt werde. Mit einem „Alles wird gut!“ heile ich mich selbst, als Ryan herum lamentiert, dass ihm bald die Zauber ausgehen, weil er mich mal ausnahmsweise gebufft hat. Der Kerl hat vielleicht manchmal Probleme.

25. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Aber wenigstens kriege ich nun das Schloss nach einer halben Ewigkeit des Rumfummelns auf und wir haben den kleinen Flur vor uns. Aus der Decke ragen einige Dutzend Speerspitzen und in einer Wandnische laufen Ketten entlang. Ich kann einige Trittplatten ausmachen, die wohl diese offensichtliche Falle auslösen. Ich wende mich als erstes der Türe gegenüber zu. Da wird es wohl weitergehen. Die anderen folgen mir vorsichtig. Ich deaktiviere die am Schlüsselloch befindliche Falle und knacke dann das Schloss. Aber ich muss irgendetwas übersehen haben, denn die Tür verriegelt wieder und der Mechanismus setzt sich in Gang. Finsternis!

Von oben sausen nun die Speere auf uns herab und werden wieder hochgezogen. Ich werde nur einmal getroffen, aber den anderen gelingt es nicht so gut, den Speeren auszuweichen. Aber mit meinem zweiten Versuch stoppe ich die Falle und die Tür öffnet sich endlich ganz. Hier befindet sich ein spartanisch eingerichteter Raum mit einem Bett, vier hölzernen Truhen, zwei stählernen Truhen und ein Arbeitstisch, auf dem Werkzeug zur Edelsteinbearbeitung, einige Edelsteine und Bücher über Edelsteinbearbeitung liegen. Die zwölf Edelsteine schätze ich mal auf einem Gesamtwert von etwa vierhundert Goldmünzen. Das ist schon mal ein guter Anfang.

Also wende ich mich der nächsten Kiste zu. Natürlich ist die mit einer Falle gesichert, die ich beim Entschärfen auch auslöse. Aua! Da ist was Giftiges an der Klinge dran gewesen, denn ich fühle mich gleich danach viel anfälliger als vorher. Ich finde sechs Tränke mit einer Beschriftung, die Heilung bedeuten könnte, bin mir aber nicht wirklich sicher. Die nächste Kiste ist wieder mit einer Falle gesichert, aber die kann ich gerade noch rechtzeitig entschärfen. Allerdings enthält sie nur etwas Zeug zum Waffenpflegen. Aber so leicht täuscht man mich nicht. Und tatsächlich finde ich einen Doppelten Boden und zweihundert Goldene Freunde wandern in meinen Beutel. Die restlichen Kisten sind nur wenig gesichert und enthalten nichts wirklich Wertvolles.

Als nächste nehme ich mir die linke Türe vor. Aber vorher schlagen wir die Speere von der Decke. Denn ich löse gleich wieder die Falle beim Entschärfen aus. Verdammt! Aber schließlich klappt es doch und dahinter befindet sich ein kleiner Schrein für Laduguer. Links und rechts befinden sich je drei leere Alkoven, am Ende ein Sockel mit der Statue des Gottes, davor ein mit einem Schloss verschlossenes im Boden eingelassenes Gitter. Da ich mit Schreinen böser Zwergengötter ja schon einige höchst schlechte Erfahrungen gemacht habe, lasse ich von weiteren Untersuchungen erstmal ab.

Dann bleibt nur noch eine Türe übrig, die ich schließlich auch geöffnet bekomme. Eine Treppe führt nach unten. Das Rauschen von Wasser ist zu hören. Ich untersuche Stufe für Stufe, kann aber keine weiteren Fallen entdecken. Die Treppe mündet in einem recht großen natürlichen Raum, durch den ein kleiner Fluss mit hoher Geschwindigkeit rauscht. Es gibt sogar eine kleine Insel, auf der ebenfalls eine Statue von Laduguer vor vier steinernen Kästen aufragt. Verbunden ist sie mit einer etwa einen Schritt breiten Brücke. Am Ufer schwebt ein blauer Kristall, aus dem ein Strahl auf die größte Ratte schießt, die ich je gesehen habe. Sie ist etwa um die vier Schritt lang und überragt mich um einiges. Ihre Augen sind ausgekratzt worden und sie verharrt vollständig bewegungslos wie in Stasis.

Und Graldor befindet sich ebenfalls hier. Er ist in seiner schwarzen Rüstung gehüllt und mustert uns grimmig. „Sieht so aus, als ob ich eine bessere Falle bräuchte, was das wieder kostet.“
„Gibt es eine Möglichkeit, dass du uns die Harydan freiwillig zur Rettung unschuldigen Leben gibst?“, fragt der Glücksbote, ganz Diplomat, ein letztes mal.
„Der Preis ist immer noch zwanzigtausend Goldschwerter. Hat sich seit letztem Mal nicht geändert.“
„Dann muss es wohl mit Gewalt sein.“
„Laduguer schützt die Arbeitsamen!“
„Und Tymora lächelt denen, welche was riskieren.“
„Glück bringt euch nicht weiter, lasst mich mit eurer schwächlichen Göttin in Frieden und sterbt durch meine Axt. Ehrlicher Stahl!“
„Ehrlicher Stahl!“

Aber der Herr Dunkelzwerg denkt nicht daran, wirklich fair zu spielen, denn auf einmal wird er so groß wie ein Riese! Da kriege ich große Augen. Ich trete näher heran und lege einen Pfeil auf meinen Bogen. Ich visiere einen schwachen Punkt in seiner Rüstung an, wo ich empfindliche Organe vermute. Wieder schlägt mein Pfeil mit überirdischer Präzision ein. Die Dame lächelt tatsächlich den Wagemutigen!

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Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #118 am: 07. Juli 2008, 10:35:19 »
25. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

„Beieilt euch!“, ruft Xana und wieder fühle ich mich so hibbelig.
„Möge Tymora uns alle vor diesem hässlichen, dunklen Zwergengott beschützen!“ ruft Glücksbote Ryan. Stumm schießt Lia drei Pfeile auf den riesigen Zwerg ab, der nun mit einem wütenden Brüllen mit seiner mächtigen Axt haut. Aua! Ich taumle schwer getroffen zurück und hauche mit letzter Kraft „Alles wird gut.“ Heilende Magie durchfährt mich. Ryan stürmt heran und haut seinen Morgenstern dem Riesenzwerg auf den Fuß. Das erweckt den Zorn von Graldor und er schlägt mit seinem Schild nach Ryan und versucht ihm umzuwerfen. Dabei rutscht der Zwerg beinahe aus und kann sich erst im letzten Moment fangen, aber der nächste Stoss fegt Ryan von den Beinen. Dann bekommt er noch die Axt des riesengroßen Zwerges zu schmecken. Das tat ihm sichtlich weh.

Lia schießt weiter Pfeile auf den Zwergen und verwandelt ihn in ein Nadelkissen. Xana läuft vor und brät ihm zwei feurige Strahlen über. Ich umkreise ihn und esse den magischen Keks, den ich einst auf dem Schiff der Tieflinge gefunden habe. Ich fühle mich nun soweit gestärkt es mit dem Zwerg wieder auf zunehmen. „Schwächliches Mädchen, ich zerhaue dich in kleine Stücke und werfe dich den Ratten zum Fraß vor!“ Damit stürmt er auf Xana zu und gibt ihr seine Axt zu schmecken. Blutüberströmt wankt sie nach hinten und schießt zwei weitere feurige Strahlen auf ihn ab. Er schreit ein weiteres mal gepeinigt auf und geht dann zu Boden. Ryan rappelt sich auf und humpelt auf Xana zu. Ich setze mich erstmal auf meinen Hosenboden und versuche mich zu sammeln. Das Töten von Wesen, deren Namen man kennt, ist gleich eine Spur härter.

Es dauert einige Zeit, bis ich helfen kann, dem inzwischen wieder geschrumpften Zwerg die wertvolle Ritterrüstung abzunehmen. Wir finden bei ihm drei weitere Tränke, ein Schlüsselbund, einen blauen Kristall und zweihundert Goldschwerter. Ich bin dafür, dass wir ihn auf der Insel bestatten, zwei der steinernen Särge sind noch leer. Es ist ein Akt, den schweren Körper über die schmale Brücke zu balancieren. Aber schließlich betten Lia und ich den Körper in den Sarg. Ryan bleibt auf dem sicheren Ufer und hält eine schmähliche Grabrede, die Dolons missfallen sicherlich erregt hätte, mein Missfallen hat sie auf alle Fälle. Sicherlich war Meister Graldor kein nettes Wesen und hätte ohne mit der Wimper zu zucken die Stadt in einem Konflikt mit den Rylkarratten allein gelassen, aber er hatte eben eine andere Art, die Dinge zu sehen. Also spreche ich schließlich ein Gebet für ihn und bitte Laduguer seinen treuen Anhänger in sein Reich aufzunehmen. „Ruhe in Frieden, Meister Graldor!“

Der kleine blaue Kristall, welchen der Zwerg um seinen Hals gebunden hatte, ist das genaue Abbild des großen. Es liegt auf der Hand, dass man damit wohl etwas aktivieren oder deaktivieren kann. Wir sprechen noch mal unsere Verhandlungsstrategie durch und Glücksbote Ryan hält sich für Diplomat genug, um die Verhandlungen zu übernehmen. Also überreiche ich ihm die Perle und erkläre ihm, wie sie funktioniert. Er nimmt sie also in den Mund und kann dann auf einmal mit dieser abgehackten Sprache reden. Nun gut. Wir verteilen uns und ich deaktiviere das Schutzfeld. Die Harydan macht sofort einen wütenden Eindruck.

Ryan kann sie soweit beruhigen, dass sie uns nicht sofort anfällt. Aber wie die stinkt! Ich weiche so weit wie möglich zurück und habe Mühe, mich nicht zu übergeben. Dem Glücksboten gelingt es nicht, die riesige Ratte zu irgendwelchen Garantien zu bewegen, dass sie wirklich mit ihrem Volk ins Unterreich abhaut. Es kommt beinahe zum Kampf, als die Ratte sofort von hier wegwill, aber den Weg als versperrt bezeichnet. Sie muss den Fluss meinen, also suchen ich nach etwas, was einen Mechanismus aktivieren könnte, welcher den Fluss abriegelt. Nach etwa hundert Herzschlägen finde ich einen gut versteckten Hebel und betätige ihn. Durch die Mauern kann ich hören, wie eine gewaltige Mechanik in Bewegung kommt. Der Fluss verwandelt sich zuerst in einen Bach, dann in ein Rinnsaal, bis auch dieses abfließt.

Die riesige Ratte quietscht erfreut auf und watschelt in den nun freien Durchgang. Schnell ist sie wirklich nicht. Ein hässliches Ding. Schließlich verschwindet sie im Höhlenbett des unterirdischen Flusses aus unserem Blickwinkel. „Wie wäre es, wenn wir den Tunnel fluten und die Harydan ertränken?“, fragt Lia mit einem seltsamen Glanz in den Augen. Ich mustere die Frau, die ich für eine Elfe halte, auch wenn sie scheinbar wie ein Mensch aussieht. Unwillkürlich wandert meine Hand zum Griff meines Rapiers.

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #119 am: 09. Juli 2008, 19:23:35 »
25. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Entweder will diese Frau Chondathan in einen sinnlosen Konflikt mit den Rylkar treiben oder sie ist einfach zu dumm, um die Tragweite des Todes der Harydan zu begreifen. Man darf nicht vergessen, dass sie eine mutmaßliche elfische Agentin ist. Vor tausend Jahren hat ihre Rasse die Heimat meines Volkes zerstört, wenn auch der vorangegangene Krieg sicherlich von menschlicher Seite forciert worden war. Obwohl, wer weiß das schon so genau. Nichtsdestotrotz kann ihr Volk bei einem Konflikt von Menschen und Rylkar nur gewinnen, da es sich ja aus ihrer Sicht bei jedem Toten um einen Feind handelt.

„Dir ist schon klar, dass uns dies nicht weiterbringt“, hinterfrage ich ihren Vorschlag.
„Wir können nun mal nicht sicher sein, dass sie wirklich abzieht“, antwortet Lia unbekümmert.
„Nein, das können wir nicht, aber wenn wir sie jetzt töten, werden wir es nie herausfinden. Ihr Tod würde den Konflikt auf alle Fälle weiter verschärfen. Und ich habe keine Lust, ewig gegen Rylkar zu kämpfen, besonders da sie uns mit jedem Treffer schwächen.“
„Na gut, dann ertränke sie halt nicht.“ Lia macht tatsächlich einen leicht eingeschnappten Eindruck. So wie es aussieht sind nicht alle Elfen intelligent, oder sie ist eine verdammt gute Schauspielerin. Ich beschließe, sie im Auge zu behalten und mich moralisch darauf vorzubereiten, sie im Notfall töten zu müssen, um größeres Übel für Land, Stadt und Menschen zu verhindern.

Wir ziehen uns nach oben zurück und machen es uns so gut wie möglich oben im Wohnraum bequem. Dort stelle ich fest, dass ein Teil unserer Tränke verdorben ist. Wahrscheinlich die Ausstrahlung der Harydan. Verdammtes Mistvieh!

Nachdem wir etwa zwei Stunden gewartet haben, gehen wir wieder runter und öffnen den Fluss. So, dass wäre erledigt. Ich schlage vor, dieses Versteck nicht öffentlich zu machen, sondern zu behalten. Wer weiß, vielleicht müssen wir mal für einige Zeit untertauchen, da wäre hier ein guter Ort dafür. Relativ nah an der Stadt und man kann hier notfalls noch ins Unterreich fliehen. Dumm nur, dass dieser Ort vermutlich auch anderen Dunkelzwergen bekannt sein könnte.

Zurück in der Stadt waschen wir uns erstmal am ersten Brunnen, der Gestank der Harydan war wirklich bestialisch. Nachher werden wir mal wieder ein Badehaus aufsuchen müssen. So langsam lohnt es sich, über eine Mitgliedschaft in einem nachzudenken, um die Preise etwas zu senken. Auf dem Weg zu einem dieser Badehäuser kommen wir an einem Ausrufer vorbei.

„Hört ihr Leute, lasst euch sagen, gestern haben Riesenratten ein Lager der Gemeinschaft der Fünf geplündert und einen großen Sachschaden verursacht. Höret, die Gemeinschaft der Fünf bietet jedem, der das Rattenproblem der Stadt beweisbar löst, eine Belohnung von fünfhundert Goldmünzen.“

„Neeeeinn!“, kreische ich. Verdammt noch mal! Wir haben das Problem gelöst und wir können es nicht beweisen. Das wären jetzt 125 Goldschwerter für mich gewesen. Verdammnis! Nun gut, gehen wir erst mal nachschauen, ob die Rylkar überhaupt wirklich abziehen. Wir klettern runter und informieren Sagrell über die neusten Entwicklungen. Und er berichtet uns, dass sich die Ratten gesammelt hätten, um den riesigen Schleim der menschlichen Kanalwächter anzugreifen, sich aber dann auf einmal sich zurück gezogen hätten. Im Moment kann er keinen einzigen Rylkar mehr ausmachen. Das sind gute Neuigkeiten. Aber die städtischen Kanalwächter werden das alles als ihren Erfolg verkaufen. Ja, der Dienst in der Kavernenwacht ist wirklich unbesungen und unbezahlt. Das war jetzt wieder mal ne richtige Nullnummer. OK, bis auf die Sachen vom Zwerg.

Wir gehen nun endgültig ins nächste Badehaus, lassen unsere Kleidung gleich mal wieder mitwaschen und lassen uns verwöhnen. Das haben wir uns wirklich verdient. Da wir uns in einem kleinen Nebenbecken räkeln und keine Fremden in Hörweite sind, bereden wir unser weiteres Vorgehen. Das Rattenproblem hat sich wohl erledigt. Aber wir haben ja immer noch das Problem mit der grünen Kugel. Die Frage ist, versuchen wir uns als Schildwächter? Habe ich anfangs das noch als recht praktikabel empfunden, so erscheint es mir inzwischen unmöglich, die Schatzkammer zu betreten, ohne eindeutige Spuren zu hinterlassen. Und bei so einer schwerwiegenden Sache werden dann auch alle verhört werden, die zu dem Zeitpunkt anwesend waren. Da es einfach zu viele magische Möglichkeiten gibt, die Wahrheit herauszufinden, ist es einfach nicht ratsam, es als Schildwächter zu versuchen. Ganz abgesehen von einigen anderen Problemen.

Da bleibt dann nur der Weg von unten durch die Kanalisation. Und das bedeutet, dass wir nach Westtor müssen, um seinen Bruder Felix zu befragen, da wir allen Hinweisen zum Meisterdieb Racardo in dieser Stadt nachgegangen sind. Verdammnis! Das bedeutet, dass ich mein kleines Töchterlein für mindestens einen Zehntag alleine lassen muss, wahrscheinlich noch länger. Allein der Gedanke zerreißt mir das Herz, aber ich sehe keine andere Möglichkeit. Dann ist es wohl beschlossen, wir fahren nach Westtor.

Danach hole ich meine Kleine vom Kindergarten ab, was sie sehr freut, als ich mit ihr nach Hause gehe. Die Rylkar sind kein Problem mehr. Nur noch der Schatten. Ich schärfe Mili ein, mich sofort zu informieren, wenn Herr Fröhlich wieder auftaucht und spiele dann etwas mit ihr, bevor ich mit ihr einige Geschäfte abklappere, um die Edelsteine und die Axt zu verkaufen. Glücksbote Ryan bekommt die Ritterrüstung, die er für sich umbauen lässt. Am Ende erhält jeder noch 250 Goldschwerter. Wenigstens das hat sich noch gelohnt.

Gespielt am 23.03.2008
Spielleiter: Stefan
SC:, Kaira ( Schurke 4/ Seher 1/ Unseen Seer 1), Lia (Waldläufer 2/Kriegsmager 3), Ryan (Kleriker 5), Xana (Hexenmeister 5/ Unbändige Magierin 1)
Schrein des Ruhmes:
Erfahrungspunkte:  1260 für Stufe 6, 1460 für Stufe 5, Kaira 75, Ryan 50, Xana 75
Überwundene Gegner
2 Zwergenzombies
1 Dunkelzwerg
1 Erdkoloss
Errungene Schätze:
1 Ritterrüstung
12 Edelsteine im Wert von 400 GM
400 Goldmünzen
5 Mittlere Heiltränke
1 Streitaxt im Wert von 200 GM

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