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Autor Thema: Der Test der Zeit  (Gelesen 111457 mal)

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Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #120 am: 11. Juli 2008, 16:18:25 »
Kapitel 6
Großer Ärger in Westtor


25. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Dann gehe ich mit Mili ins Adelsviertel. Es dauert eine Weile, bis ich mit der Kleinen auf dem Arm durchschlüpfen kann. Ich finde meine Mentorin Alana unten bei den verstaubten Büchern. Ich stelle Mili in einer Ecke ab, wo sie mit ihrer Puppe spielen kann, was sie auch tut. Braves Mädchen. Leise erzähle ich Alana, dass ich nach Westtor reisen muss und dass sich so lange jemand um mein liebes Töchterlein kümmern muss. Alana meint, Westtor wäre eine sehr gefährliche Stadt. Vier Brüder waren erst letztens auf einer geheimen Mission in der Stadt und sind dabei umgekommen. Da muss ich schwer schlucken. Irgendjemand scheint dort etwas gegen diese Gilde zu haben. Verdammnis! Und sie gibt mir einen wichtigen Rat mit, in dieser Stadt darf man keine Schwäche zeigen. Niemals.

Aber grundsätzlich wäre es wohl möglich, ich soll aber beim Hausherrn persönlich vorstellig werden. Nun gut, also nehme ich Mili an die Hand und führe sie durch das Haus. Sie schaut sich etwas verschüchtert um, die vielen fremden Leute machen ihr wohl etwas Angst. Graf Ignus Voland finde ich in seinem Arbeitsraum, er spricht gerade mit einem der Vorsteher der Gilde. Ich trage mein Anliegen vor und bringe Mili dazu, sich höflich vorzustellen und zu knicksen. Liebes Mädchen. Danach drängt sie sich aber wieder an mich und späht vorsichtig hinter mir hervor. Der Graf ist einverstanden und weist einen Diener an, mir ein Zimmer zu zeigen. Ganz oben befinden sich viele kleine Gästezimmer, die ohne großen Luxus, aber mit solider Qualität eingerichtet sind. In dem Zimmer versuche ich Mili zu erklären, dass ich sie bald für ein paar Tage verlassen muss und sie alleine dableiben muss. Da fängt sie an zu weinen und ich habe große Probleme, sie wieder zu beruhigen. Oh je.

Mir bricht es ja auch das Herz! Och Mili, hab dich doch so lieb! Da muss ich auch weinen. Nach einer gewissen Zeit beruhigen wir uns wieder, aber wirklich aufmuntern kann ich sie nicht. Nachdem ich mich wieder richtig gefangen habe, gehe ich zurück in die untere Bibliothek und wälze Werke über Westtor, während mein Kind zu meinen Füßen spielt. Westtor hat eine äußerst finstere Vergangenheit, da die Stadt aus irgendeinem Grund äußerst dunkle Herrscher anzieht. Von großen bösen Drachen, über Vampire und Lamias bis hin zum heutigen Herrscher, Iyachtu Xvim, den Sohn des Tyrannos, der vor fast zwei Jahrzehnten die Stadt mit einer Armee aus Teufeln und Tieflingen einnahm. Deshalb ist es wenig verwunderlich, dass offiziell nur die dunklen Drei, also Tyrannos, Bhaal und Myrkul dort angebetet werden dürfen. Alle anderen Götter sind verboten. Finsternis!

Die Stadtwache gilt als grausam und effizient. Korruption ist kein Fremdwort, aber man braucht viel mehr Gold als anderswo. Die Wache ist mit Tieflingen, Halbteufeln und Teufeln durchsetzt. Die Strafen sind selbst für kleinere Vergehen drakonisch. Als mächtige Diebesgilde residieren dort die Nachtmasken, die von dem so genannten Gesichtslosen angeführt werden, der wiederum direkt Iyachtu Xvim untersteht. Also auch eine Art Geheimdienst. Des Weiteren gibt es noch alte und reiche Adelshäuser, ebenso reiche Handelshäuser. „Alles hat seinen Preis!“, ist ein äußerst geflügeltes Wort in Westtor. Es gibt drei hermetisch von einander getrennte Viertel. Im Inneren Kreis ist der Palast. Hier leben der Sohn des Tyrannos und seine obersten Speichellecker. Das mittlere Viertel ist den Reichen und Mächtigen der Stadt vorbehalten. Das äußerste Viertel dient dem Handel und ist das einzige Stadtgebiet, welches von ausländischen Reisen betreten werden darf. Hoffentlich befindet sich Felix in diesem Viertel.

Das sind keine wirklich guten Nachrichten. Besonders die Teufel machen mir Sorgen. Also sammle ich Informationen über sie. Wie es aussieht, sind alle Teufel vollständig immun gegen Feuer, aber sehr empfindlich gegen Eiszauber. Und ihre Schwachstelle sind Waffen aus Alchemistensilber. Gut, damit kann ich leben.

Mein Kleine quengelt inzwischen, dass sie Hunger hat und in der Tat, es ist schon wieder viel zu spät geworden. Ich lasse sie entscheiden, was sie Essen mag und gehe dann in eine Taverne in der Altstadt, wo wir gut zu Abend essen. Daheim lasse ich dann meinen kleinen Spatz bei mir im Bett schlafen. Ach, wie ich sie vermissen werde.

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #121 am: 14. Juli 2008, 13:13:01 »
26. – 28.  Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Die nächsten Tage vergehen wie im Flug. Dank Serenius bekommen wir eine Passage auf der Fernweh, einem kleinen Einmaster, der auch Passagiere in sehr engen Kabinen mitnimmt. Ich schlage vor, dass Xana sich als Händlerin von Tonwaren ausgibt, wozu sie noch nicht mal lügen muss, dass Schlachtenrufer Dolon und Glücksbote Ryan ihre Leibwächter sind und Lia und ich ihre Bediensteten. Der Vorschlag wird besonders von Xana mit Begeisterung aufgenommen, die sofort eine Kollektion ihrer besten Töpferwaren als Musterexemplare zusammenstellt. Lia und ich kaufen uns einfache, weite Kleidung, welche die Rüstung darunter gut verbirgt.

Die anderen sind einverstanden, dass uns Havard Repp fünfhundert Goldmünzen für die Ritualmaterialien von der Blutstrotzer gibt. Wahrscheinlich ist das Zeug mehr wert, aber wollen wir das wirklich verkaufen? Nein, eigentlich nicht.

Mili bleibt die erste Zeit ziemlich knatschig. „Mama böse!“, meint sie immer wieder und zieht eine Schnute. Och! Xana vertraut sie an, dass sie, sprich Mili, einen Plan hat, dass ich nicht fortgehen kann. Mili wird nämlich einfach „Nein!“ sagen, wenn ich gehe. Und sie wird von den anderen Kindern wegen Herrn Fröhlich ausgelacht und sie meint, ich würde wütend schauen, wenn sie von Herrn Fröhlich erzählen würde. Ja, dass tu ich wohl, da Herr Fröhlich kein gutes Wesen sein kann. Finsternis!

Ich versuche alles, um Mili in die neue Umgebung einzugewöhnen, indem ich ihr alles zeige, sie jedem Ordensmitglied und jedem Bediensteten vorstelle und sonst auch alles tue, dass sie sich im großen Haus des Adligen wohlfühlt. Es gibt hier einen Garten mit Bäumen aus der alten Heimat. An einem ausladenden Ast bringe ich eine Schaukel an, was Mili mit Begeisterung annimmt. Auch gefällt es ihr, dass sie hier barfuss und nur mit einem Lendenschurz bekleidet herumtollen kann. So verbringe ich zwei glückliche, spätsommerliche Tage.

Als es Zeit ist zu gehen, wecke ich meine Mili nicht auf, sondern erspare mir die Abschiedsszene. Ich küsse sie auf die Stirn und versuche mir jedes Detail einzuprägen. Mama wird bald wieder kommen, kleiner Schatz! Versprochen. Ich überreiche Alana noch eine Kiste mit zweihundert Goldmünzen, Briefen an meine Eltern und einem Testament. Nur für den Fall, dass ich nicht aus Westtor zurückkommen werde.

Auf dem Weg zum Schiff kann ich meine Tränen nicht länger zurückhalten und muss heulen. Noch nie habe ich mein Kind so lang allein gelassen. Ich fühle mich so Elend! Arme Mili! Sie wird weinen, wenn sie mich nachher nicht vorfindet. Sie wird mich hassen. Am liebsten würde ich umdrehen und bei ihr bleiben. Aber die Reise ist wichtig, wir müssen die grüne Kugel bergen, bevor sie in falsche Hände fällt. Außerdem bekomme ich dafür noch magische Gegenstände im Wert von zehntausend Goldmünzen und eventuell eine wichtige Information bezüglich der längsten Nacht. Trotzdem muntert mich dieses Wissen nicht wirklich auf. Ich seufze schwer und trockne mir die Tränen, bevor ich die anderen am Hafen treffe.

Wir kommen pünktlich an und werden an Bord willkommen geheißen. Kaum sind wir an Bord, kommt auch der einzige andere Passagier nach Westtor an Bord. Und es ist ein alter Bekannter. „Blutschnitter Vaslo von Garagos, die Welt ist ja so klein.“ Er schaut uns erschreckt an.
„Woher habt ihr das erfahren?“ Ich habe keine Ahnung, von was er überhaupt redet.
„Nun, es gibt nichts in Chondathan, was man vor unseren Augen verbergen könnte. Glaubt ihr wirklich, euer Treiben würde unentdeckt bleiben?“ Ich bluffe einfach mal ins Blaue. Er schaut mich irritiert an, dreht sich dann abrupt um und verschwindet unter Deck.
„Diese Überfahrt dürfte sich interessanter entwickeln, als gedacht“, unkt Schlachtenrufer Dolon.

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #122 am: 16. Juli 2008, 13:17:54 »
28.  Eleasias bis 3. Eleint Das Jahr der Visionen 731 TZ See des Sternenregens

Das Wetter ist etwas wechselhaft, aber in einen Sturm kommen wir nicht. Xana hat eine Einzelkabine, wir anderen müssen uns je eine teilen. Da sie nur je ein Bett haben, muss immer jemand auf den Boden schlafen. Ich setze mich gegenüber Lia durch, die auf dem Boden schlafen muss. Geschieht der elfischen Spionin gerade recht! Vaslo Zar  macht sich rar. Er kommt nur zum Essen aus seiner Kabine und um den Nachttopf zu leeren. Immer wenn er einen von uns sieht, setzt er seinen finstersten Blick auf. Ich frage mich, was ein Priester des Garagos in Westtor will. Schließlich ist er dort vogelfrei.

Wir vertreiben uns die Zeit mit Geschichten erzählen und Kartenspiel. Wir spielen nur um Kupferbeträge, so dass ein entspanntes Spiel möglich ist. Die Monotonie der Reise wird am dritten Tag unterbrochen. „Fischmenschen!“, hallt es vom Krähennest. Wir eilen natürlich alle an die Reling und starren auf die komischen Wesen. Sie haben in etwa die Proportionen eines menschlichen Körpers. Zwischen ihren Fingern spannen sich Häute und ihre Füße sind eher Flossen. Der größte Unterschied offenbart sich an ihren Köpfen, die wirklich die von Fischen sind. Das ist vielleicht mal interessant. Der Kapitän ist nicht besonders glücklich über deren Auftauchen, denn sie verlangen 50 Goldmünzen Wegezoll. Da man mit ihnen reden kann, versuche ich aus ihnen ein paar Informationen herauszukitzeln.

Sie behaupten, dass wir uns auf ihrem Unterwasserreich befinden und sie von ihrer Königin beauftragt wurden, Wegzoll zu verlangen. Auf meine Fragen, wie denn ihr Reich und ihre Königin heißt, werden sie pampig. Schließlich brechen sie die Verhandlungen ab und beschädigen das Steuerrruder des Schiffes. Das war jetzt aber nicht nett! Sie ärgern uns noch eine Weile, machen aber sonst nichts mehr kaputt. Dann verschwinden sie in den Weiten des Meeres. Glücksbote Ryan wirft mir doch tatsächlich vor, dass ich sie mit meiner Fragerei verärgert hätte. Aber dabei waren es eher Vaslo und Dolon, die den Kapitän dazu gebracht haben, nicht zu zahlen. So was auch!

Es gelingt der Besatzung, dass Steuerruder wieder klar zu bekommen und wir nehmen wieder den alten Kurs auf. Am Abend des dritten Eleint erreichen wir schließlich Westtor. Als erstes tauchen am Horizont zwei mächtige grüne Kugeln auf, die Blitze von sich geben. Diese schweben über dem Palast im Zentrum der Stadt, wo der Sohn des Tyrannos residiert. Dann kommen die Türme der Stadt in Sicht und schließlich die Stadt selbst. Die Mauern des Außenrings sind teilweise schwer beschädigt und in einem höchst desolatem Zustand. Äußere Feinde scheinen die hier nicht zu fürchten. Es liegen viele Schiffe im Hafen, darunter auch einige schwer bewaffnete und schnelle Schiffe mit wenig Laderraum. Piraten!

Die Fernweh steuert einen der unzähligen hölzernen Piere an, die ins Meer ragen. Kurz nach der Landung kommen schon vier Wachen an Deck, machen uns nachdrücklich klar, dass man sich hier zu benehmen hat und treiben Gebühren ein. Xana muss als Geschäftsreisende 20 Goldschwerter zahlen, während Vaslo mit zehn Goldmünzen recht billig wegkommt. Er ist als erster fertig und verschwindet so schnell er kann im Hafengewühl. Wir nehmen unser Gepäck und tun es ihm nach. Die Gebäude hier am Hafen sind alle recht niedrig. So sieht es in Chondathan in der Außenstadt aus. Viele Menschen und recht wenig Teufelgesocks läuft hier herum. Auffällig ist, dass der zweite Mauerring in der Stadt in einem viel besseren Zustand ist als der äußere. Auf den Mauern sind geflügelte Teufel zu sehen, die Xana als Erinnyen bezeichnet, was bei den Dämonen Succubi sind, dass sind bei den Teufel Erinnyen.  Einst sollen sie angeblich Engel gewesen sein, die aber gefallen sind. Die Männer schauen etwas kritisch nach oben.

Wir fragen uns zum Einhorn durch, welches die letzte Adresse von Felix war. Das Gebäude ist schon etwas größer und hat drei Stockwerke, auch wenn es recht schmal ist. Der Schankraum ist mit etwa zwanzig Gästen schon recht gut besucht. Hinter dem Tresen steht ein breit gebauter Mann, dem ein Daumen an der linken Hand fehlt. Er heißt Mela und nachdem ich eine Runde bezahlt habe, komme ich zum Thema Felix. Leider weiß der Wirt nichts darüber, da er den Laden erst vor einem halben Jahr vom Vorbesitzer übernommen hat, nachdem dieser ins Hafenbecken gefallen ist mit einem Dolch im Rücken.

Aber eine weitere Runde bei ein paar Stammgästen lockert deren Zunge. Felix hat in der Tat mal hier gewohnt. Ist aber inzwischen zum wohlhabenden Mann aufgestiegen und wohnt jetzt ist mittleren Kreis. So wie es aussieht, verdient er sein Geld mit Brot. Hatte wohl Glück, dass er mit seinem Laden in die Bresche springen konnte, als die größte Bäckerei in der Stadt abgebrannt ist. Ich mach mir da so meine Gedanken. Aber wie auch immer, Fakt ist, Felix ist in der Innenstadt und wir kommen so einfach nicht an ihn ran. Finsternis!

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #123 am: 18. Juli 2008, 13:11:53 »
3. Eleint Das Jahr der Visionen 731 TZ Westtor

Nach einer weiteren Runde Bier bekommen wir heraus, wer uns da weiterhelfen könnte. Zollmeister Holland Denner hat da gewisse Möglichkeiten. Oder Rotauge Parvas, der die Rote Arena betreibt. Und zu allerletzt wäre da noch der Vorsteher des Bhaaltempels. Nach kurzer Beratung beschließen wir unser Glück bei Rotauge Parvas zu versuchen. Bhaaltempel fällt flach wegen unserer beiden Priestern und die örtliche Ordnungsmacht könnte ja auf die Idee kommen, ihre Erfolgsquote mit unserem Ergreifen zu erhöhen. Wir nehmen hier ein paar einfache, aber doch halbwegs saubere Zimmer und machen uns auf den Weg. Auf dem Weg bekommen wir noch eine Warnung wegen der Ausgangssperre nach Mitternacht. Die dient zwar hauptsächlich nur dazu, ausländische Besucher zu drangsalieren, aber he, wir sind ausländische Besucher.

Wir erreichen die Rote Arena nach etwa einer Viertelstunde Fußmarsch. Das Gebäude ist gemauert und mit roter Farbe angemalt worden. Drum herum sind Zellen einsehbar, in denen hohlwangige Menschen zusammen gepfercht sind, die meist apathisch vor sich hin starren. Einige Wächter mit Speeren, Schuppenpanzern und Schilden, auf denen ein brennender Totenkopf, das Symbol Bhaals, aufgemalt ist, lungern hier herum. Eine Treppe führt nach oben. Der eigentliche Arenaplatz ist eine mit Sand ausgelegte Grube, die etwa fünfzehn auf dreißig Schritt misst. Es sind noch etwa dreißig bis vierzig Zuschauer anwesend, meist mit besserer Kleidung und dem Gebaren nach Kaufleute.

Rotauge Parvas lümmelt an einer der Außenkurve der Arena mit einem halben Dutzend Gesellen. Ich gehe frech auf ihn zu und frag ihn, ob wir uns kurz privat unterhalten könnten.
„Hier ist es privat genug. Ich habe nichts vor meinen Freunden zu verbergen.“
„Nun gut, wir bräuchten einen Weg in den mittleren Ring.“
„Zehntausend Goldmünzen.“
„Ihr beliebt zu scherzen.“
„Nicht im mindesten.“
„Öhm, gebe es vielleicht noch eine andere Möglichkeit?“
„Ich wüsste nicht, für was ich euch traurigen Haufen brauchen könnte. Aber ihr könnt ja hier euer Glück mit Wetten probieren. Seht ihr die vier Fahnen? Diese repräsentieren einen Kämpfer. Setzt euer Gold auf eine Fahne und wenn der gewinnt, bekommt ihr das Doppelte.“ In der Tat wehen vier Fahnen in den Farben Blau, Gelb, Grün und Rot über der Arena.
„Kann man die Kämpfer sich vorher ansehen?“
„Nein, niemand kann das.“
„Aha? Wie läuft das hier? Jeder gegen jeden?“
„Nicht so ganz. Aber seht es euch doch selber an.“

In der tat werden vier ausgemergelte Gefangene, alles menschliche Männer zwischen zwanzig und Vierzig, von ein paar dieser Wachen in die Arena getrieben. Sie bekommen ein paar Waffen vor die Füße geworfen. Nur einer macht den Eindruck, dass er wirklich weiß, wie man mit einer Waffe umgeht.

„Ich sehe keine Markierungen an den Gladiatoren. Wie werden die Farben zugeordnet.“ Er schaut mich aus seinen roten Augen an, als wäre ich ein dummes kleines Kind, das gefragt hat, warum Pipi gelb und nicht blau ist.
„Um diese Leute geht es ja auch nicht.“ Ein Bhaalpriester erscheint und streckt die Arme nach oben.
„Bhaal! Gott des Mordens! Sieh her! Blut wird vergossen werden, dir zu Ehren! Möge der Beste gewinnen!“ Das Tor wird geöffnet und ich traue meinen Augen nicht. Vier Vivesektoren betreten die Arena. Jeder hat eine andersfarbige Schärpe um. Die Leute auf den Rängen jubeln und schreien den Namen verschiedener Farben. Was dann folgt, lässt mich schnell den Blick abwenden. Die Geräusche sind schlimm genug. Was für ein sinnloses und grausames Gemetzel.

„Grün gewinnt! Grün hat am meisten Blut vergossen. Huldigt Bhaal! Huldigt dem Gott des Mordens! Möge das Blutvergießen niemals enden!“ Die Leute, die auf Grün gesetzt haben, jubeln, die anderen wagen aber nicht zu fluchen.
„Interessant, nicht wahr?“
„Na, ich glaube, diese Art von Wetten ist nichts für uns.“ Ganz abgesehen davon, dass wir so nie schnell genug Geld zusammen bekommen. Er zuckt nur mit den Schultern.
„Dann kann ich euch auch nicht weiter helfen.“

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #124 am: 21. Juli 2008, 16:27:33 »
4. Eleint Das Jahr der Visionen 731 TZ Westtor

Tja, das war wohl nix! Das ist jetzt nicht gut. Leise diskutieren wir auf dem Heimweg die Alternativen durch, die keine Alternativen sind. Finsternis! Unser Gespräch wird dadurch unterbrochen, dass vor uns ein verletzter Mann in eine Seitengasse flüchtet, gefolgt von zwei anderen Männern. Andere Passanten tun so, als ob sie nichts sehen würden. Klüger wäre es vielleicht. Aber das vermeiden von Ärger war noch nie meine Stärke. Tymora hilft den Wagemutigen, nicht den Zauderern. Also eilen wir hinterher. Die Seitengasse entpuppt sich als Sackgasse und die beiden Verfolger haben ihr Opfer in die Enge getrieben.

„Haltet ein!“, rufe ich und ziehe mein Rapier.
„Mischt euch nicht ein! Wir sind von den Nachtmasken!“
„Meine letzte Warnung!“

Sie wollen nicht hören und stechen auf den in die Enge getriebenen Mann ein. Finsternis! Nun gut! Wer nicht hören will, muss fühlen! „Eis!“ Ich mache mit der linken Hand eine drehende Bewegung um das Handgelenk und lege den Mittelfinger über den Zeigefinger. Trotz Rüstung löst sich ein kleiner Strahl von meinen Fingerspitzen und schlägt in der Herzgegend des linken Attentäters ein. Er wird dadurch zurückgeschlagen, prallt gegen die Wand und rutscht dann runter, eine rote Spur hinterlassend. Mein Zauber scheint ihn wohl getötet zu haben. Aber das hindert den anderen nicht, sein blutiges Werk zu vollenden. Verdammnis!

Lia spickt den letzten Überlebenden mit Pfeilen und ich gebe ihm den Rest, nachdem Glücksbote Ryan ihn umgeworfen hat. In dieser Stadt darf man keine Schwäche zeigen, Gnade ist hier nicht angebracht. Leider haben wir nichts bewirkt, außer zwei Toten. Wir durchsuchen fix die Leichen, neben etwas Gold kommen auch zwei Augenbinden zu Tage. Dominomasken nennt man so was, das Zeichen der Nachtmasken. Gar nicht gut!

Das Opfer hat eine Tasche bei sich, die mehrere Dokumente beinhaltet. Aber jetzt ist nicht die Zeit sie durchzulesen. Außerdem einen Dolch aus Alchemistensilber, ein Symbol mit einer Hydra darauf und zwanzig Goldmünzen. Nichts wie weg hier. Nach und nach verlassen wir die Gasse, aber unsere beiden Blechbüchsen sind dabei so subtil wie Drachen bei der Brunst. Trotzdem erreichen wir ohne weitere Vorkommnisse das Einhorn. Wir begeben uns auf eines unserer Zimmer und ich schau schnell die Dokumente durch. Das ersten ist von einem Denner an einen Martius, etwas ist nicht mehr sicher und muss in das sichere Haus gebracht werden. Denner? Den Namen kenne ich doch? Ach ja, der Kerl von der Zollbehörde.

Das zweite Dokument ist eine Inventarliste für einen gewissen Janus. Das einzige was interessant ist, dürfte der Sarg sein, der über 250 Stein wiegt. Das ist ziemlich viel für einen Sarg. Das letzte Dokument trägt ein Hydrasymbol als Siegel und gehört zu einem Handelshaus namens Janus. Es ist eine Zollerklärung, wo auch der Sarg aufgelistet ist. Hm? Ich werde nicht ganz schlau draus, warum jetzt dafür ein Mensch sterben musste. Oder besser gesagt drei. Was ist daran so wertvoll? Ich wende mehrere logische Kodeschlüssel darauf an, aber nichts ergibt Sinn. Es ist inzwischen auch spät. Wir beschließen morgen mal diese Janus Handelsgesellschaft aufzusuchen.

Irgendwie hatte ich es mir einfacher vorgestellt. Ich verrammle meine Türe und lege Waffen griffbereit neben mich. Ich schlafe recht schnell ein, trotz der zwei Leben, die ich genommen habe. Mitten in der Nacht klopft es an meine Türe. Gerade habe ich geträumt, Jondan wäre in der Roten Arena gefangen und würde gegen Vivisektoren kämpfen. Ich brauche fünf Herzschläge um mich zurecht zu finden, schnappe mir dann mein blankes Rapier und werfe meine Rüstung über den Arm. Dann tapse ich barfuss zur Türe.

„Wer ist da?“
„Kaira, mach auf, ich bin es, Xana!“ Ich lausche an der Türe, kann aber nichts Verdächtiges hören. Also nehme ich den Stuhl von der Klinke und öffne vorsichtig die Türe. Xana huscht im Nachthemd zu mir ins Zimmer. Dann sprudelt es aus ihr heraus. Und zwar so schnell, dass ich bei solch früher Stunde nicht mehr mitkomme.
„Also was ist passiert? Noch mal ganz langsam.“
„Die Nachtmasken waren in meinem Zimmer, haben mir ein Messer an den Hals gehalten.“ Sie zeigt auf einen kleinen blutigen Einstich am Hals, nur wenig größer als der von einem Insekt. „Und sie haben gesagt, wir sollen mit dem nächsten Schiff aus der Stadt verschwinden. Wenn nicht, werden sie nachhelfen, indem sie unsere Einzelteile ins Hafenbecken werfen. Und dann sind sie in der Wand verschwunden.“
„In der Wand?“
„In der Wand!“
„Wie haben sie das gemacht?“
„Ich frage mich eher, was tun wir jetzt?“
„Gute Frage. Ich würde sagen, wir warten bis morgen, wecken dann die anderen und beraten.“
„Gute Idee. Kann ich bei dir im Bett schlafen?“
„Klar, wenn du für uns beide eine Magierrüstung übrig hast?“ Hat sie und so legen wir uns gemeinsam ins Bett. Sie kuschelt sich an mich und spüre ihre Brustwarzen unter unseren dünnen Nachthemden. Serenius wäre bestimmt neidisch, wenn er uns so sehen könnte.

Aber mich beschäftigt eher, wie die Nachtmasken den Raum einfach so haben betreten und wieder verlassen konnten. Dimensionstor? Möglich, wenn das auch eine recht hohe Meisterung der Kunst voraussetzen würde. Teleportation würde noch mehr Können in der Kunst verlangen. Vielleicht machen sie sich auch die Schatten zu nutze. In einer Vorlesung wurde dieses Thema mal kurz gestreift. Es gibt die Möglichkeit, die Schattenebene zur Fortbewegung zu nutzen, aber das wäre mit sehr hohen Gefahren verbunden. Damit war das Thema auch schon wieder abgehakt gewesen. Einer der Nachteile, wenn man einen Schnellkurs macht.

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #125 am: 23. Juli 2008, 12:54:21 »
4. Eleint Das Jahr der Visionen 731 TZ Westtor

Es herrscht natürlich dann große Aufregung über unseren nächtlichen Besuch. Da kann man wohl nichts mehr machen. Aber ich sehe eine Chance, das Janus Handelshaus. Also Frühstücken wir ordentlich, packen zusammen und verlassen das Einhorn. Das Janus Handelshaus ist in der Nähe der Ringmauer. Von hier aus kann man die Teufelinnen auf der Mauer recht gut erkennen. Sie haben alle eine recht gut entwickelte Oberweite, die durchaus mit der von Xana konkurrieren kann. Und teilweise sind die auch offen zu sehen. Unsere Männer verrenken sich beinahe die Hälse, als sie immer wieder nach oben spähen.

Das Handelshaus ist aus Backstein und macht einen recht wohlhabenden Eindruck. Vor dem Eingangstor sind zwei ordentlich uniformierte Wächter postiert, die sich ruhig unsere verworrene Geschichte anhören. Wir zeigen das Siegel und einer geht nachfragen. Etwa fünf Minuten später geht oben ein Fenster auf und eine junge Frau, vielleicht in Xanas Alter, späht nach unten. Sie gibt dem Wachmann ein Zeichen, uns passieren zu lassen.

Da kommt auch schon der andere und führt uns durch ein Treppenhaus und einen Flur. Wir landen schließlich in einem sehr gemütlich eingerichteten Raum. An einer Wand sind viele Bücher zu sehen. Eine andere wird von einem gewaltigen Bild eingenommen, welche wohl das alte Jhaamdath zeigt. Zwei Städte mit den typischen spitzen, schmalen Türmen ragen über einer Bucht auf. Drei Personen erwarten uns, besser gesagt zwei Menschen und ein Golem aus Stein, der uns ausdruckslos ansieht. Zum einen ist da die junge Frau, zum anderen ein älterer Mann mit einer Binde über den Augen und einer filigranen Weinglas in der Hand.

Der Mann entpuppt sich als Meister Janus, Herr des Handelshauses Janus. Die junge Frau ist seine liebreizende Tochter, die ein schick geschnittenes Kleid aus Seide anhat. Ich übernehme es zu erklären, wie wir die Tasche „gefunden“ haben, wie die Nachtmasken darin involviert sind, dass wir auf ihrer Abschussliste stehen und das wir einen gewissen Felix suchen, der in der Innenstadt wohnt. Ryan haut mich in die Seite und raunt mir zu, ich solle nicht soviel erzählen. Glücksbote Ryan mag ja ein heiliger Mann sein, besonders intelligent ist er aber nicht. Glaubt er wirklich, ich hätte mich verplappert und würde nicht eine gewisse Strategie verfolgen, die auch innerhalb die nächsten fünf Minuten vollständig aufgeht?

Meister Janus bietet uns erstmal eine Erfrischung an und da es heißt, traue keinem wirklich in Westtor, schaue ich nach, ob der Wein vergiftet ist. Meister Janus lacht. „Ein vorsichtiges Mädchen lebt hier in der Tat länger, aber seid unbesorgt, der Wein ist wirklich gut. Aus der alten Heimat.“ Und in der Tat, der Wein mundet vorzüglich. Die Augenbinde ist wohl nicht dazu da, um leere Augenhöhlen abzudecken, sondern lässt ihn wohl viel mehr sehen. Xana raunt mir zu, dass der Kerl vor magischen Gegenständen nur noch so strotzt, Ring, Augenbinde, Weste und noch ein paar andere Sachen.

„Nun, um etwas Licht ins Dunkel zu bringen: Ich habe jemanden ausgeschickt, um herauszufinden, wo mein Kristallsarg abgeblieben ist, den Zollinspektor Denner unterschlagen hat.“ Er hat also jemand ausgeschickt, der darüber Informationen sammeln sollte. Der Herr des Handelshauses bietet uns an, ein Treffen mit Felix zu arrangieren, wenn wir ihm den Standort des Sarges melden können. Ich schaue Ryan triumphierend an und wende mich dann Meister Janus zu. „Ich glaube, dieses Geschäft hört sich fair an. Aber wir haben da ein kleines Problem mit den Nachtmasken.“ Dafür hat Meister Janus wenigstens eine vorübergehende Lösung. Es gibt einen zwielichtigen Straßenhändler mit dem Namen Garth, den man in der Nähe des Einhorns finden kann. Der verkauft auch Sachen, um sich verkleiden zu können. Bis wir dort sind, hilft er uns mit einem seiner zahlreichen Stäbe weiter, die uns in andere Leute verwandeln. Um etwaige Verfolger zu täuschen, trennen wir uns. Xana und ich werden Garth suchen, die anderen warten in der Nähe einer Statue am Hafen, die einen der wenigen menschlichen Herrscher von Westtor zeigt.

Meister Janus versorgt uns noch mit weiteren Information, wie wir Martius, an den der eine Brief gerichtet war, finden können. Er treibt sich nach Dienstschluss oft in der Kneipe Seekeller herum. Nun gut, damit können wir arbeiten. Xana und ich gehen als erste und schlagen uns durch das Labyrinth der Gassen und Seitenstraßen. Es dauert recht lange, bis wir endlich diesen Garth aufgetrieben haben. Ein junger Mann mit flammend roten kurzen Stoppelhaaren und einer Augenklappe. Er hat so was in greifbarer Nähe und schon bald habe ich mich an Xana verkünstelt. Dann mache ich das gleiche mit mir. Hoffentlich haben die anderen ein gutes Versteck gefunden, denn der Zauber von Meister Janus hat bereits aufgehört zu wirken.

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #126 am: 25. Juli 2008, 15:10:15 »
4. Eleint Das Jahr der Visionen 731 TZ Westtor

Nun gut verkleidet eilen wir zu der Statue. Unsere Leute sind nicht zu sehen. Also müssen wir wohl suchen. Wir finden sie schließlich gut versteckt in einer Seitengasse. Es gibt ein kurzes hin und her, bis sie uns glauben, dass wir wirklich Xana und Kaira sind. Nach einer weiteren Viertelstunde sind die anderen auch soweit hergerichtet, dass nicht mal ihre eigenen Mütter sie noch erkennen würden. Und Lia gibt sich nun endlich auch offiziell als Elfe zu erkennen, etwas, was jeder von uns schon seit einem halben Jahr genau gewusst hat.

Nachdem wir wohl unsere Nachtmaskenfreunde endgültig abgehängt haben, suchen wir nun den Seekeller, der sich als finstere Kneipe im Keller eines Hauses entpuppt. Hier sind die Hälfte der Gäste Stadtwachen und an einem Tisch sitzt sogar der Zollinspektor Hollander Denner einsam an einen Tisch, wobei alle paar Minuten ein Gardist zu ihm tritt und ihm was zuflüstert und mit neuen Anweisungen verschwindet. Ich besteche den Wirt, uns zu sagen, wann Martius auftaucht und wir tun so, als ob wir würfeln würden. Schließlich bekommen wir mit, wie Martius auftaucht und Denner steckt, dass Vaslo Zar schon jetzt gemordet hätte.

„Das ist viel zu früh! Finde ihn und mach ihm klar, dass er erst in Chondathan freie Hand hat. Bring ihn am Besten gleich auf das Schiff und schärfe ihm mit Nachdruck ein, dass er erst dann losmorden soll, wenn er wieder festen Boden unter den Füßen hat. Die Instruktionen aus dem Palast waren da sehr eindeutig!“ Martius nickt und verschwindet dann, wir folgen ihm unauffällig. Er hat noch drei Leute bei sich. Schließlich scheinen sie Vaslo Zar gefunden zu haben und zerren den Mann in eine Seitengasse, wo sie ihn sauber machen, da seine Rüstung über und über mit Blut besudelt ist. Die anderen bleiben zurück und ich schleiche mich so nah wie möglich an sie heran.

Ich höre wie Martius die Befehle von Denner übermittelt. Die Antworten kommen nicht mit Vaslos Stimme zurück. Einmal ist eine sehr hohe Stimme zu hören, die recht hektisch wirkt. Die andere ist sehr tief und mit einem schleppenden Tonfall, wie von jemanden, der total unterbemittelt ist. Sie geben sich nach etwas hin und her geschlagen, aber erst als mit dem Palast selbst gedroht wird. Ich lasse die Gruppe passieren. Es sind immer noch vier Büttel und Vaslo. Der einzige Unterschied ist, dass er noch ein weiteres Schwert auf dem Rücken trägt, was ich vorher bei ihm noch nie gesehen habe.

Wir folgen den Fünf bis zur Fernweh, wo Vaslo ohne weitere Diskussion an Bord geht. Was war das jetzt? Dolon bleibt zurück, um dafür zu sorgen, dass der Garagospriester nicht mehr ausbüxt, während wir Martius folgen. Ryan löst sich schließlich von uns und stoppt das Quartet kurz vor dem Eingang zum Seekeller. Ich werfe Ryan einen warnenden Blick zu, den er geflissentlich übersieht. Ohne Umschweife kommt Ryan auf den Kern seines Anliegens zu sprechen, den Kristallsarg. Am liebsten würde ich meinen Kopf solange gegen die nächste Steinmauer rammen, bis gnädige Ohnmacht mich umfängt. Natürlich kann Martius in Anwesenheit von drei seiner Leute nicht darauf eingehen. Jede Gewaltoption ist dadurch verwehrt, dass im Seekeller hinter uns etwa ein Dutzend Wächter bechern. Ryan hat es verbockt! Finsternis!

Martius drängelt sich einfach an Ryan vorbei und lässt ihn stehen. „Idiot!“, meine ich zum Glücksboten und zerre ihn in die nächste Seitengasse. Die anderen folgen und Herzschläge später ist Martius wieder da. Entschlossen schlägt er seinen Weg ein. „Hinterher! Die bringen jetzt die Ware in Sicherheit.“ Bei der nächsten Biegung trennen sie sich. Da ich sicher bin, dass Martius der Köder ist, schicke ich Ryan und Lia hinter den beiden anderen her. Sollen der Idiot und die Spionin doch die Suppe auslöffeln. Ich bin wütend, wirklich wütend. Finsternis!

Martius läuft zum nächsten Wachhaus und nur wenige Minuten später wimmelt es von Gardisten auf der Straße. Wie erwartet. Jetzt liegt es an Ryan und Lia, die Sache zu deichseln. Xana und ich lassen uns vorsichtig zurückfallen und bewegen uns dann zum Handelshaus Janus zurück. Wir müssen dort gar nicht lange warten, da kommt auch schon Lia angehastet. Sie scheinen es tatsächlich geschafft zu haben, den Kristallsarg zu besorgen. „Aber dieser Idiot Ryan hat sich lautstark als Priester der Tymora zu erkennen gegeben. Jetzt haben wir auch noch die Kirchen der dunklen Drei am Hals. Als ob die Nachtmasken und die Stadtwache nicht gereicht hätten.“ Lia bringt das gut auf den Punkt. Verdammnis!

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #127 am: 28. Juli 2008, 14:17:57 »
4. Eleint Das Jahr der Visionen 731 TZ Westtor

Aber überraschenderweise gelingt die Bergung des Kristallsarges, ohne dass die drei Tempel des dunklen Bündnisses zum gemeinsamen Kreuzzug gegen einem einsamen Tymorapriester blasen. Meister Janus ist sehr zufrieden mit dem Verlauf der Aktion und schickt einige Leute los, um Felix unverzüglich herzubringen. Der Handelsherr ist überaus spendabel und isst noch mit uns zu Abend. Natürlich machen wir uns vorher noch frisch und entledigen uns der Verkleidung. Da der alte Mann ein begeisterter Sammler und Experte des alten Jamdaaths ist, entspinnt sich zwischen Xana und Meister Janus ein recht gelehrtes Gespräch darüber. Ich muss zugeben, ich habe das Buch über die Klingenmeister, dass Luvius hinterlassen hat, nur schnell überflogen und eher nach angestrichenen Stellen oder handschriftlichen Bemerkungen von Luvius gesucht, als Xana es mir mal ausgeliehen hatte. Zu dem Zeitpunkt war ich mit dem Büffeln für meine Seherausbildung und dem Tagebuch von Luvius mehr als genug ausgelastet.

Das Essen wird unterbrochen, als ein Diener mit einem Kopfverband den Raum betritt. Er gehört zu Leuten, die Felix herbegleiten sollten. Leider waren die Nachtmasken wohl etwas schneller gewesen. Sie haben eine kurze Botschaft für uns, wir sollen um Mitternacht zur roten Arena kommen oder Felix dient für das nächste Event als Opfer. Finsternis!

Das verdirbt uns nun ziemlich den Appetit. Das ist gar nicht gut. Nun, wir müssen da wohl hin oder alles wäre umsonst. Wir beratschlagen kurz über die Alternativen, wie sofort evakuieren oder sofort zuzuschlagen. Womöglich ist Felix noch gar nicht in der roten Arena und wird woanders fest gehalten. Nach etwas hin und her beschließen wir, es diesem Rotauge Parvas zu zeigen, dass man sich besser nicht mit den Wagemutigen anlegt. Denn wer wagt, gewinnt!

Trotzdem habe ich ein sehr mulmiges Gefühl. Ich nehme mein Amulett mit dem lächelnden Antlitz meiner Schutzgöttin, küsse es, führe es an Stirn und Brust, halte es dann aber in meiner Hand und bete innig, dass sie mir die notwendige Gewitztheit, Stärke und Schnelligkeit gibt, dass ein armes kleines Mädchen nicht als Waise aufwachsen muss. Mili braucht mich noch. Und Herr Fröhlich die Abreibung, die er verdient. Auch Glücksbote Ryan sieht sich genötigt, eine Predigt zu halten. Ich höre nur mit halbem Ohr hin und versuche die Angst in mir zu unterdrücken. Letztes Mal haben wir schon gegen einen Vivisektor nicht besonders gut ausgesehen. Jetzt werden es vier sein. Dazu noch Rotauge Parvas, den ich jetzt gar nicht einschätzen kann. Und die Nachtmasken nicht zu vergessen. Viele Faktoren, viele Unsicherheiten. Ich habe ein sehr schlechtes Gefühl.

Ich besorge mir Papier und etwas zu schreiben. Es ist ein Abschiedsbrief an meine Tochter. Xana findet das eine gute Idee und macht das Gleiche, einmal für ihre Mutter, zum anderen für ihren geliebten Serenius. Ich muss mehrmals unterbrechen, weil meine Tränen die Tinte verlaufen lassen. Immer wieder komme ich in solche Situationen. Schließlich ist es soweit. Xana und ich geben Meister Janus unsere Briefe und bitten ihn, sie unseren Familien zuzustellen, falls etwas passieren sollte.

Mit einem mulmigen Gefühl machen wir uns auf dem Weg. Ich bin sicher, dass wir beobachtet werden. Kurz bevor wir die Stufen zur roten Arena hochsteigen, beschwören Xana und ich je ein Schild. Weitere Verbesserungen hebe ich mir für später auf. (Es war hier schon spät in der Nacht und ich habe da einiges falsch eingeschätzt) Ein kleines, aber illustres Publikum erwartet uns schon. Rotauge Parvas lümmelt von einem halben Dutzend seiner Schläger umgeben an seinem Stammplatz herum. Zwei der Schergen halten einen Mann, der mit Ketten gefesselt ist und ziemlich mitgenommen aussieht. Der Bhaalpriester steht bei den Fahnen und macht mit der Hand das Symbol des Todes. In der anderen Arenakurve sitzen Denner, Martius und ein bulliger Kerl. Zwei weitere Gestalten, die ich als Geschäftsleute einschätze, komplettieren das Publikum.

„Willkommen in der roten Arena! Freut mich, dass es ihr doch noch geschafft habt!“ Rotauge Parvas macht eine Geste in Richtung Bhaalpriester.
„Heute Nacht, oh großer Bhaal, zelebrieren wir dir zu Ehren ein besonderes Blutbad. Möge sich der Boden Arena färben vom Blut der Ketzer! Bhaal!“
„Tymora! Segne unsere Schar, denn wir werden das Licht an diesen Ort bringen!“
Auf ein Zeichen von Rotauge Parvas wird Felix in die Arena geworfen und die vier Vivisektoren betreten die Arena. Finsternis!

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #128 am: 30. Juli 2008, 13:51:15 »
4. Eleint Das Jahr der Visionen 731 TZ Westtor Rote Arena

Uns bleibt nichts anderes übrig als hinterher zu springen. Glücksbote Ryan und ich erreichen gerade so den armen Felix, während Xana sich links und Lia rechts von uns positionieren. „Eis!“ Ich mache mit der linken Hand eine drehende Geste um das Handgelenk und lege den Mittelfinger über den Zeigefinger. Ein Strahl löst sich aus meinen Fingerspitzen und schlägt in den genau mir gegenüber ein. Allerdings treffe ich nicht wirklich gut und schlage nur eine kleine Wunde in den Leib des schwarzen Insektenwesens. Dann kommen sie auf uns zugestürmt. Glücksbote Ryan bekommt gleich mal zwei Stück ab, Felix und ich je eines. Der arme Kerl kann sich nicht richtig wehren, auch wenn er sich inzwischen wieder auf die Beine gequält hat. Aber der Bäcker ist hart im Nehmen und überlebt die Schläge des Dinges. Meines haut auch nach mir, aber ich kann seinen Hieb an meinem Schild abgleiten lassen. Ryan bekommt eine Wunde ab, aber er nimmt es wie ein Mann.

Er geht einen Schritt zurück. „Tymora! Die Wagemutigen kämpfen für das Gute!“ Ich fühle mich doch gleich viel besser. „Beeilung!“, ruft Xana und macht eine schnelle drehende Geste. Wieder fühle ich mich ganz hibbelig. Lia spickt derweil das Vivisekton, welches auf Felix eingeschlagen hat, mit Pfeilen. Da der arme Felix wohl keinen weiteren Treffer wegstecken wird, täusche ich in kurzer Folge links und rechts an und husche dann zwischen den beiden Vivisektoren vor mir hindurch und habe dann einen mit Felix flankiert. „Stich!“ rufe ich und ramme dann mein magisch geschärftes Rapier in eine ungeschützte Stelle zwischen zwei Chitinplatten. Ich dringe recht tief ein, aber es reicht nicht, um ihn zu töten. Aber wenigstens habe ich nun die ungeteilte Aufmerksamkeit von zwei dieser Dinger. Ein ganzer Schlaghagel geht auf mich nieder. Aber ich bin flink auf den Beinen und kann ihren Attacken gut ausweichen oder sie mit dem Schild abwehren.

Glücksbote Ryan kämpft ebenfalls mit zwei von diesen Monstren und gibt ihnen seinen Morgenstern zum Kosten, während er weitere Treffer einstecken muss. Xana beschwört zwei feurige Lanzen und röstet eines der Viecher mal gut an. Lia lässt geschwind Pfeil auf Pfeil mit unterschiedlichem Erfolg von der Sehne schnellen. Das Ding vor mir muss weg. Leider habe keinen weiteren Zauber mehr, der dafür nützlich wäre. Dann eben mit gutem alten ehrlichen Stahl! Mein erster Schlag geht ins Leere, aber dank Xanas Zauber kann ich sofort einen weiteren Stich ansetzen. Diesmal treffe ich präzise. „Zerstöre!“ Ich aktiviere eine Ladung meiner Handschuhe und treibe mein Rapier quer durch den Leib des Dinges. Tot rutscht es an der Klinge herab. Eines weniger!

Lia und Xana töten den anderen, der bei mir steht. Glücksbote Ryan versucht verzweifelt aus der Zange wieder herauszukommen. Ich eile ihm zu Hilfe und flankiere nun ebenfalls eines von ihnen. Leider gleitet mein Rapier an der zähen Außenhülle ab. „Diese Penner aus Chondathan töten meine Vivisektoren! Schlagt hier keine Wurzeln, sondern macht euch nützlich! Tötet sie!“ Rotauge Parvas’ Stimme überschlägt sich beinahe vor Wut über den Verlust von zwei seiner hässlichen Schoßtiere. Seine sechs Spießgesellen springen in die Arena und der eine greift sofort Lia an und verwundet sie leicht. Das Bizarre dabei ist, dass sie über den Boden gleiten und nicht gehen. Sie scheinen etwa zwei Fingerbreit über den Boden zu schweben.

„Möge Bhaal euch segnen!“, ruft der Bhaalpriester von oben und fängt daraufhin sofort einen Pfeil von Lia, der ihn in den Hals trifft und den Kleriker röchelnd zu Boden gehen lässt. Xana vervielfältigt sich und wird von Spiegelbildern ihrer selbst umgeben. Keinen Herzschlag zu früh, denn ein nicht unerheblicher Teil der Spießgesellen macht sich auf dem Weg zu ihr.

Endlich erschlagen wir das dritte Vivisektor und haben nur noch eines vor uns. Xana röstet einen der Schläger, während sie von den Überlebenden langsam aber sicher eingekreist wird. Lia tötet ihren Angreifer mit drei Pfeilen. Das letzte der Insektenmistviecher trifft mich tatsächlich mit einem Hagel gut gezielter Schläge und sein Stachel pumpt Gift in meinen Körper. Ich fühle mich auf einmal so schwach! „Möge Tymora uns stärken!“ Neue Zuversicht durchströmt mich. Auch Xana spricht ein weiteres Mal „Beeilung!“ und lässt noch einen Schauer aus fünf magischen Geschossen in das letzte Insekt regnen. So gelingt es uns den letzten der Vivisektoren zu töten. Das war ein anstrengendes Stück Arbeit. Ich eile sofort Xana zu Hilfe und töte einen ihrer Angreifer mit einem Stich durch das Herz.

„Wenn man etwas erledigt haben möchte, muss man es selber machen!“, kommentiert Rotauge Parvas, zieht sein Schwert und springt in die Arena. Oder besser gesagt, er gleitet sanft hinein, da er selbst durch Stein einfach hindurch geht. Als erstes gibt er Lia sein Schwert zu schmecken. Glücksbote Ryan eilt ihr zu Hilfe und stellt sich dazwischen. Lia feuert wieder auf ihn, aber ihre Pfeile zischen einfach durch ihn hindurch, auch Ryans Schlag verpufft einfach. Ein weiterer Angreifer geht zu Boden und der letzte der Schergen findet, dass er sich eine bessere Anstellung suchen sollte. Auch die Zuschauer verlassen langsam aber bestimmt die Arena. So haben die sich das Spektakel bestimmt nicht vorgestellt.

Ryan segnet seine Waffe, nachdem er einmal schwer von Parvas getroffen wird. Aber auch die gesegnete Waffe geht durch den Kerl hindurch. „Alles wird doppelt gut!“ Ein viel zu geringer Teil meiner Wunden schließt sich wieder. Danach spreche ich einen Zauber, der meine Waffe magisch werden lässt, vielleicht hilft das ja gegen Rotauge Parvas. Xana und Lia pumpen derweil mehrere Wellen ihrer magischen Geschosse in Parvas, was der wirklich zu spüren scheint. Er schlägt noch einmal nach Ryan, trifft ihn und verwundet ihn schwer. Ryan ist ganz bleich und taumelt zurück. Aber die nächste Welle magischer Geschosse gibt ihm den Rest. „Verdammt sollt ihr sein!“ gurgelt Rotauge Parvas und wird dann wieder vollkommen stofflich. Dann sinkt er tot zu Boden. Das war der Sieg.

Xana findet fix heraus, dass das Schwert magisch ist. Wir plündern schnell die Leichen und ziehen die gute Rüstung von Rotauge Parvas aus. Auch findet sich noch ein Beutel mit Geld im Wert von über fünfhundert Goldmünzen. Und es findet sich ein Schlüssel, mit dem ich die Ketten von Felix lösen kann, der noch immer ganz durch den Wind ist. Jetzt aber nichts wie weg hier. Wir klettern aus der Grube und eilen dann die Treppe nach unten, wo uns das Gewirr der Gassen von Westtor verschluckt.

Gespielt am 29.03.2008
Spielleiter: Stefan
SC:, Kaira ( Schurke 4/ Seher 1/ Unseen Seer 1), Lia (Waldläufer 2/Kriegsmager 3), Ryan (Kleriker 5), Xana (Hexenmeister 5/ Unbändige Magierin 1)
Erfahrungspunkte:  1500 für Stufe 6, 1620 für Stufe 5, Kaira 25, Ryan 50, Xana 50, Lia 50, Dolon 25
Überwundene Gegner
4 Vivisektoren
1 Rotauge Parvas (Halbteufel?)
6 schwebende Schläger
2 Nachtmasken
Errungene Schätze:
1 Schwert +1 mit weiteren unbekannten Effekten
1 meisterhaftes Kettenhemd.
10 Edelsteine à 50 von Harvard Repp
605 Goldmünzen
1 Dolch aus Alchemistensilber

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #129 am: 04. August 2008, 13:19:07 »
Kapitel 7
Probleme, Probleme, nichts als Probleme

5. Eleint Das Jahr der Visionen 731 TZ Westtor

Ich will mit Felix nicht unbedingt im Handelshaus von Jasper Jansen reden, wo die Wände garantiert Ohren haben. Der gute Felix schlägt tatsächlich das Einhorn als gemütlichen Ort vor, aber ich kläre ihn auf, dass dieser Ort den Nachtmasken nur zu gut bekannt ist. Also gehen wir in das Haus von einem von Felix Freunden, der nicht begeistert ist, als wir auftauchen. Zähneknirschend überlässt er uns das Wohnzimmer. Nachdem ich mich überzeugt habe, dass wir wenigstens weltlich nicht belauscht werden, beginne ich mit der Befragung.

„Mein Bruder Racardo. In der Tat, er kam damals nicht zum Treffpunkt, nachdem er seinen ominösen letzten Bruch tun wollte. Er hatte damals gesagt, wenn ihm das gelingt, werden wir gemachte Leute sein. Er wollte Material über die Adligen in die Hände bekommen und sie damit erpressen. Aber wie er genau das tun wollte, weiß ich leider auch nicht.“ Ich schau ihn prüfend an und komme zu dem Schluss, dass er mir die Wahrheit sagt, aber etwas verschweigt.

„Hat Racardo irgendwelche Sachen hinterlassen, Aufzeichnungen, Bücher, Pläne?“
„Racardo hat vielleicht ein Buch in seinem Leben gelesen. Aufzeichnungen oder ein Tagebuch hat er nicht angefertigt. Und auch sonst habe ich nichts mehr aus seinem Nachlass.“ Irgendwas verschweigt er mir.

„Was ist Racardo eigentlich genau zugestoßen, weißt du das?“
„Nun ja, ich dachte ja, er sei tot und bin nach Westtor abgereist. Geschäftlich musste ich noch einmal zurück nach Chondathan. Das Komische war, niemand wusste etwas von einem erfolglosen Einbruchsversuch in die Klingenfeste. Und da habe ich ihn wieder getroffen.“
„Häh? Racardo ist nicht tot?“ Das haut mich jetzt beinahe wortwörtlich vom Hocker.
„Nun ja, ich traf ihn wieder, sprach ihn an und er tat so, als ob er mich nicht kennen würde. Er war nun ein Hauptmann der Schildwacht, der zuständig für das Adelsviertel ist. Als ich nicht locker lassen wollte, ist er schier ausgerastet und wollte mich verhaften!“ Wir schauen uns alle etwas irritiert an. Racardo lebt, ist Hauptmann bei der Schildwacht und erkennt nicht mal mehr seinen eigenen Bruder. Wilde Theorien jagen in meinem Köpfchen hin und her, aber keine macht wirklich Sinn. Das alles ergibt so gar keinen Sinn. Ich komme mir vor wie bei einem Puzzle, wo die Mehrheit der Teile fehlt.

Wir danken Felix für seine Hilfe, entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten und verschwinden. Irgendwie habe ich mir mehr erwartet. Hinweise, die auf einen Weg in die Klingenfeste weisen könnten. Stattdessen nur weitere Puzzelteile, die das bisherige Gesamtbild auf den Kopf stellen. Ne, so langsam bin ich frustriert. Ich wusste ja, dass es nicht einfach werden würde, aber je mehr wir herausfinden, desto weniger wissen wir eigentlich. Eine Mitgliedschaft bei der Schildwacht und ein schnelles Hochdienen wäre vielleicht doch eine akzeptable Alternative. Ach, ich weiß auch nicht!

Wir erreichen unbehelligt das Handelshaus. Der gute Meister Jasper Jansen ist noch auf und lauscht gespannt unserem Bericht, nachdem er uns Kelche mit Wein gereicht hat. Das habe ich jetzt gebraucht. Der würzige Wein bringt meine Lebensgeister zurück. Da wir mit einem weiteren magischen Schwert recht wenig anfangen können, biete ich es zum Tausch gegen ein magisches Rapier und einen Streitkolben an. Obendrauf lege ich noch die meisterhaft gefertigte Rüstung von Rotauge Parvas. Wir kommen ins Geschäft und ich greife begeistert nach dem Rapier. Es ist eher einfach gefertigt, sprich es hat keine aufwendigen Verzierungen. Aber es ist magisch, liegt perfekt in der Hand und wird seinen Zweck erfüllen. Die Dame hat mir gelächelt!

Ryan versucht tatsächlich die Tochter Jasper Jansens anzubaggern. Wie peinlich! Er lässt sich von ihr die Galerie unter dem Dach zeigen. Xana, Lia und ich schließen uns an. Lia raunt mir zu, dass ich ja nichts einstecken soll. Ich werfe ihr einen finsteren Blick zu. Als ob ich eine gewöhnliche Diebin wäre. Pah! Es sind großformatige Bilder aus dem alten Jhaamdath zu sein. Sie zeigen alle Landschaften mit Städten und Schlössern der alten Heimat, wie sie vor der Flutwelle ausgesehen hat. Auch gibt es hier als Ausstellungsstück eine Kristallkrone aus einem Herrscherhaus. Sehr schönes Stück.

Glücksbote Ryan bringt Lissa, so heißt die junge Frau dazu, etwas von sich selbst zu erzählen. Es stellt sich heraus, dass Lissa gar nicht die leibliche Tochter, sondern ein Waisenkind aus dem Vhillongriff ist. Es ist üblich, dass Handelshäuser und Soldkompanien Waisenkinder aufnehmen und sie ausbilden. Auch scheinen viele mit einem ähnlichen Hintergrund in dem Handelshaus im Dienst zu stehen. Es ist ihr deutlich anzusehen, dass sie sich gerade verplappert hat und sie wird schnell sehr einsilbig.

Xana zupft mich beim runter gehen aufgeregt am Ärmel. „Sie ist genau so alt wie Serenius und der ist auch ein Waisenkind. Ob er in Wahrheit ein Spion des Handelshauses ist?“ Ist nicht ganz von der Hand zu weisen, wenn auch recht weit hergeholt. Trotzdem nehme ich mir vor, in Zukunft nicht mehr ganz so offen zu Serenius zu sein.

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #130 am: 06. August 2008, 13:14:33 »
5. Eleint Das Jahr der Visionen 731 TZ Westtor

Es ist nun Zeit zu gehen und wir machen uns zur Fernweh auf. Dolon tigert dort auf und ab. Vaslo Zar ist noch an Bord, wir tun es ihm gleich. Ich bin hundemüde und setze durch, da es ja noch leere Kabinen gibt, dass wir jeder eine einzelne bekommen. Vorsichtig wie ich bin, lasse ich meine Waffen griffbereit liegen, schlafe dann aber sofort ein. Als ich aufwache, haben wir Westtor schon verlassen. Ist mir recht. Dolon hat zu berichten, dass fünf Nachtmasken das Schiff besucht haben, Vaslo, oder die Dinger in ihm, haben denen klar gemacht, dass er uns persönlich töten will und die haben das akzeptiert. Da haben die aber Glück gehabt.

Jetzt ist die Frage, wie wir mit dem besessenen Garagospriester verfahren wollen. Der einfachste Weg wäre, ihn zu töten und über Bord zu werfen. Ich habe dabei aber ein eher schlechtes Gefühl. Könnte ja sein, dass was auch immer sich in Vaslo befindet, sich ein neues Ziel sucht, wenn sein Wirtskörper stirbt. Besonders Glücksbote Ryan ist dafür, dass wir ihn gefangen nehmen. Lia ist vehement dafür, dass wir ihn töten und beseitigen. Ich mache mir Gedanken, wie wir den Besessenen ruhig stellen können, bis wir zum Tyrtempel kommen, die angeblich gut mit Besessenen umgehen können, sprich nicht jeder stirbt, dem sie einen Teufel oder Dämon austreiben. Wir diskutieren eine geschlagene Stunde, wie wir das am Besten bewerkstelligen können. Lia wird mir mit ihrer Blutgier und Menschenverachtung immer unsympathischer. Inzwischen bin ich sicher, dass die Vorurteile gegenüber Elfen weitestgehend den Tatsachen entsprechen, jedenfalls in Lias Fall.

Schließlich haben wir einen Plan ausgearbeitet und abgesprochen, mit welchen Zaubern wir das alles fertig bringen wollen. Dann komme ich darauf zu sprechen, wie wir in der Sache mit der grünen Kugel weiter vorgehen wollen. Ich bin mir inzwischen nicht mehr so sicher, ob wir es durch die Kanalisation wirklich bewerkstelligt bekommen, ungesehen in die Feste einzudringen. Die Alternative mit der Stadtwache erscheint mir inzwischen einfach praktikabler. Die Sache mit Racardo wird mir inzwischen zu seltsam, um sie wirklich noch weiter verfolgen zu wollen. Und wir haben jetzt auch etwas von einer finsteren Organisation, der wir das in die Schuhe schieben können. Sofort brandet mir Protestgeschrei aus allen Richtungen entgegen. Die tun gerade so, als so ob die Nachtmasken automatisch wüssten, wer ihnen dann das Ei gelegt hat. Fakt ist, die sind schon so sauer auf uns und es ist durchaus wahrscheinlich, dass sie uns irgendwann einen Attentäter auf den Hals hetzen werden, wenn wir unbeschadet in Chondathan auftauchen würden. Besonders Xana und ich sind durch unsere Angehörigen sehr gefährdet. Wehe, die tun meiner kleinen Mili was an. Dann aber!

Die anderen weigern sich erstmal, sich Gedanken zu diesem Thema zu machen, so lange wir auf diesem Schiff noch das Problem Vaslo Zar und seinen Mitreisenden haben. Wir sprechen noch mal alles durch und beschließen, den Kerl im Auge zu behalten und am letzten Tag der Reise zuzuschlagen, weil wir so das Problem der Gefangenhaltung auf eine recht kurze Zeitspanne verkürzen. Damit ist wohl alles gesagt und wir verteilen uns. Ich suche mir eine ruhige Ecke und fange an in ein leeres Buch zu schreiben. Ich beginne meine Erlebnisse der letzten Monate aufzuschreiben. Daheim wartet ein kleines Mädchen auf mich, das wirklich zu recht wütend auf mich ist. Mehr als sie trösten werde ich nicht können, aber eines Tages, wenn sie reifer ist und lesen kann, werde ich ihr meine Aufzeichnungen geben und sie wird dann vielleicht verstehen, warum ich diesen gefährlichen Weg habe beschreiten müssen. Ach, kleine Mili, sie fehlt mir so sehr!

Wir richten es so ein, dass wir nun immer den Garagospriester im Auge behalten. Er hält sich fast ausschließlich an Deck auf, starrt in die Weite und macht sonst groß nichts. Irgendwie unheimlich. Dolon betrachtet ihm nach seinem Mittagsgebet einmal genauer. Wie auch Xana stellt er fest, dass an Vaslo nichts Magisches ist, er aber eine starke Aura des Bösen ausstrahlt. Eine zweite Gestalt scheint sich schemenhaft um ihn herum zu befinden. Irgendetwas nicht Greifbares, das aber genauso unsäglich böse ist.

Aber den Nachmittag über tut er nichts Außergewöhnliches. Es dämmert und wir gehen unter Deck. Vaslo Zar nach einem kargen Mal ebenfalls. Ich halte als erste Wache, in der absolut nichts passiert, ich aber einige Seiten weiter schreiben kann. Dann wecke ich Lia und gehe selbst ins Bett.

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #131 am: 08. August 2008, 13:14:12 »
6. Eleint Das Jahr der Visionen 731 TZ Die See des Sternenregens an Bord der Fernweh

Die Nacht ist wenig erquickend, ich träume davon, dass ich mit Ketten gefesselt worden wäre. Und zwar so, dass sie mich komplett umschlingen. Die Oberfläche ist mit rasiermesserscharfen Spitzen übersät, die mich in mein nacktes Fleisch stechen. Ich höre die seltsamen Stimmen, wie sie mich verhöhnen, verspotten und äußerst widerwärtige Dinge zu mir sagen. Und die Ketten werden zusammengezogen, die Spitzen reißen mein Fleisch auf und peinigen mich auf das Schmerzhafteste. Ich bin vollkommen erschöpft, als ich am nächsten Morgen aufwache. Die anderen sehen genau so abgekämpft aus. Das ist nicht gut.

Sollen wir jetzt schon zuschlagen? Ich rate erstmal davon ab, da es den Tod von Vaslo bedeuten würde, da wir ihn nicht so lange in Zaum halten und versorgen können. Lia sieht das wieder nicht so kritisch. Einfach alles über Bord werfen. Ich bin da etwas anderer Meinung. Und wahrscheinlich löst das unsere Probleme noch nicht mal dauerhaft. Wer weiß, ob der Teufel nicht einfach aus Vaslo ausfährt und in den nächsten hinein. Lia sieht darin nicht so das Problem. Wenn er in sie fährt, sehe ich auch nicht mehr so das Problem. Aber das sage ich nicht laut. Verdammnis!

Wir beschließen, uns erstmal an den ausgemachten Plan zu halten, auch wenn wir uns vorbereiten, ihn notfalls sofort umzusetzen. Ich schreibe weiter an meinen Geschichten. Während Dolon den besessenen Garagospriester im Auge behält, springt auf einmal einer der Matrosen in unmittelbarer Nähe einfach über Bord. Finsternis! Was war das? Dolon hatte gerade seinen Zauber aktiv, Magie zu entdecken und konnte nichts dergleichen entdecken? War das die zweite Aura gewesen? Wir halten einen Krisenrat und beschließen den Kapitän zu informieren. Diesmal übernehme ich das Sprechen und vermittle ihm unseren Wissenstand über Vaslo Zar und wie wir mit ihm zu verfahren gedenken. Der Kapitän ist natürlich sehr aufgebracht, dass wir ihn nicht schon in Westtor informiert haben.

„Das hätte nichts gebracht. Die Wache weiß über den Zustand von Vaslo Bescheid. Sie hätten uns eher alle gefangen gesetzt, um seine Mission nicht zu gefährden und hätten ihn auf einem anderen Schiff mitgeschickt.“ Das leuchtet ihm ein und er gibt uns freie Hand. Ich hoffe nur, dass weiteres Warten keine zusätzlichen Opfer kosten wird. Aber ich habe ein verdammt schlechtes Gefühl bei der Sache.

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #132 am: 11. August 2008, 14:49:26 »
7. Eleint Das Jahr der Visionen 731 TZ Die See des Sternenregens an Bord der Fernweh

Nach einer weiteren von Alpträumen dominierten Nacht bin ich total im Eimer. Diesmal haben sich die Träume ein weiteres Mal gesteigert. Sie wurden nun durch sexuelle Perversionen geprägt. Es ist erstaunlich was man alles mit Ketten und deren Enden machen kann. Mir wird richtig schlecht, wenn die Bilder aus dem Traum mir wieder ins Bewusstsein dringen. Wir haben noch etwa drei Tage auf See zu verbringen. Können wir solange noch warten? Werden die komischen Dinger so lange warten? Während wir in einer Ecke beraten, hören wir ein klatschen über uns. Als ob etwas Weiches mit großer Wucht auf das Deck gefallen wäre. Wir schauen nach und sehen wie der Ausguck zerschmettert auf dem Deck in einer immer größeren Blutlache liegt. Finsternis!

Vaslo Zar steht an der Rehling und feixt zu uns hinüber. Nun, die Entscheidung ist wohl gerade gefallen. Wir ziehen uns unter Deck zurück und machen uns kampfbereit. Mit etwas Alkohol schreibe ich einige Zeichen auf mein Körper und ich fühle mich richtig fit, dann verzaubere ich meinen Totschläger und gebe mir die Gewandtheit einer Katze. Jetzt kommt Glücksbote Ryan auf die Idee, das Gepäck des Garagospriesters zu durchsuchen. „Meine Zauber halten nicht ewig! Wir schlagen jetzt zu und schauen später nach“, schnauze ich ihn regelrecht an. Mir ist nicht wohl bei der Sache und an irgendeinem muss ich es ja auslassen. Wir hasten nach oben und Vaslo erwartet uns schon mit gezogenem Schwert. Die Besatzung schaut uns mit großen Augen an und ihre Blicke wandern zwischen uns und ihm hin und her. Aber keiner macht Anstalten, für eine Seite Partei zu ergreifen. Das Schwert von Vaslo ist schwarz angelaufen. Er kommt recht schnell auf uns zu und ich spreche einen Schildzauber auf mich und beginne dann um Vaslo herum zu laufen. Ryan gibt mir noch einen Zauber mit, der mich stärker macht. Mein rechter Knöchel verfärbt sich weiß, so hart umklammere ich meinen Totschläger. Xana lässt uns wieder hibbelig werden, während Dolon den Feindhammer um seinen Segen anruft.

Wir treiben den Besessenen recht schnell in die Ecke, mein Totschläger fährt mehrmals mit großer Wucht auf seinen Kopf und er bleibt schließlich betäubt liegen. Nur Dolon hat was abbekommen. Und Lia konnte es nicht lassen, einen Pfeil auf Vaslo Zar abzufeuern. Ich werfe ihr einen bösen Blick zu und versorge seine Wunde. Der arme Kerl! Während Dolon seine Wunde wieder verschließt, packen Ryan und ich Vaslo an Füßen und Schultern und schleppen ihn in den Laderaum, wo ich ihn an den Masten fessle. Derweil zieht Glücksbote Ryan ein großes Tamtam ab und zieht unter lauten Litaneien einen Bannkreis um Vaslo. Das komische Schwert legen wir gleich noch dazu. Nach knapp 10 Minuten ist Ryan fertig. Hoffentlich hält das auch. Lia besteht darauf, ihm auch noch die Augen zu verbinden und den Mund zu knebeln.

Schlachtenrufer Dolon hat schlechte Nachrichten, die zweite böse Aura ist immer noch auf dem Schiff. Derweil erklärt der Kapitän der Besatzung, was es mit Vaslo auf sich hat. Die Besatzung ist einhellig der Meinung, das Vaslo samt Schwert über Bord geworfen gehört. Das war abzusehen. Aber unsere Priester halten je eine ergreifende Rede, besonders Dolon entpuppt sich als wortgewaltiger Prediger. Hätte ich ihm jetzt so gar nicht zugetraut, da er ja eher der wortkarge Typ ist, solange es nicht darum geht, von seinen Kämpfen zu erzählen. Die Besatzung ist sichtlich beeindruckt und gibt Ruhe. Puh! Da das Wetter inzwischen recht rau geworden ist, haben die hier am Deck auch genug zu tun. Die Segel sind gebläht und wir machen recht schnell Fahrt. Wenn der Wind weiter aus der Richtung bläst, machen wir wahrscheinlich einen ganzen Tag gut. Aber vor uns ziehen finstere Wolken auf und die verheißen nichts Gutes.

Wir richten uns um den Gefangenen ein und beziehen Posten. Ich fange an, wieder zu schreiben, diesmal einen Bericht über Westtor, seine momentane Situation und was ich alles erfahren habe. Immer wieder blicke ich in Richtung des gefesselten Vaslo. Schließlich rührt er sich und stöhnt, bleibt aber sonst erstmal still. Nach etwa einer Stunde beginnt wie er ein Wahnsinniger an seinen Fesseln zu zerren. Aber die halten erstmal. Aber er gibt nicht nach und schließlich reißt er sich los. Erschreckt schreien Xana und ich auf und machen uns kampfbereit. Aber der Besessene belässt es dabei, sich die Augenbinde abzunehmen und den Knebel auszuspucken. Interessiert mustert er den Kreis um ihn herum und sieht uns dann feixend an. Finsternis!

Sir Dinadan

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #133 am: 11. August 2008, 15:34:39 »
Zitat
Es ist erstaunlich was man alles mit Ketten und deren Enden machen kann.
:D Bei eurem Dm würd ich gern mal spielen...

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #134 am: 13. August 2008, 15:35:15 »
@ Sir Dinadan

Nun, mehr diese Andeutung gab es auch nicht zu diesem Thema.  :cheesy:

7. Eleint Das Jahr der Visionen 731 TZ Die See des Sternenregens an Bord der Fernweh

Dann streckt er uns die Zunge heraus und macht es sich einfach am Mast bequem. Wir entspannen uns etwas. Besonders da unsere anderen Kameraden zu uns stoßen und wir ihn zu fünft in Schach halten. „Willst du was zu trinken haben?“
„Mein Wirtskörper sicherlich, aber ich brauch so was nicht. Aber ich mache euch ein Angebot, lasst mich raus und bringt euch selbst um, dann verschone ich vielleicht die Besatzung.“
„Vielleicht?“, hake ich nach und er feixt wieder.
„Das ist kein besonders viel versprechendes Angebot“, meint auch Glücksbote Ryan.
„Mehr bekommt ihr nicht.“
„Ich glaube, da lehnen wir wohl ab“, stelle ich für alle fest.
„Wie ihr meint.“

Nach wenigen Sekunden hören wir den Ruf, dass ein Mann über Bord gesprungen ist. Er feixt wieder. Das hat keine Zukunft. Xana und ich beschließen das Gepäck das Garagos Priesters zu durchsuchen, während Dolon nach oben geht, um der Besatzung zu helfen, bleiben Glücksbote Ryan und Lia zurück, um den Besessenen zu bewachen. In der Kabine des Priesters finden wir tatsächlich mehrere Reisetagebücher. Ich fische das neuste heraus und lese die letzten Beiträge. Wie es aussieht, ist Vaslo Zar ein leidenschaftlicher Sammler von historischen Waffen. Also nicht nur alten Waffen, sondern solchen, die verdienten Kriegern und berühmten Helden gehört haben. Seine letzte Suche galt einer Waffe mit dem Namen Schildspalter, die sich nach Angaben der Baranyschen Bruderschaft in Westtor befinden sollte. Diese Waffe hatten einige Helden geführt. Er äußert den Verdacht, dass wir auch hinter dem Schwert her wären. Aber leider finden wir nichts darüber heraus, was mit ihm passiert ist. Oder wie man damit fertig werden könnte.

Neugierig wie ich bin, schlage ich mal nach, was er vor einem halben Jahr so getrieben hat. Tatsächlich ist auch die Begegnung mit Schlachtenrufer Dolon verzeichnet. Ich werde mit keinem Wort erwähnt! So was auch. Ich zücke meine Schreibfeder und mache entsprechende Anmerkungen. Der Seegang ist inzwischen ziemlich stark geworden und der Wind pfeift ganz schön. Ein wirklicher Sturm ist das laut Aussage der Besatzung nicht, aber ich finde es schon recht unangenehm. Schließlich hören wir jemanden schreien. Wir beiden Frauen schrecken von unserer Lektüre auf. Tatsächlich, Lia schreit um Hilfe. Wir springen auf und stürmen in den Laderaum. Ein Bild des Schreckens offenbart sich uns. Vaslo Zar liegt mit mehreren Pfeilen gespickt in seinem Blut. Ryan ist im Kreis und sein Dolch ragt aus seiner Brust heraus. Lia sieht überfordert aus. Dolon ist nicht zu sehen. Ich schreie laut nach ihm und er kommt schließlich angestürmt.
„Ihr hättet auf mein Angebot eingehen sollen. Nun ist es dafür zu spät. Besonders bei euch drei Schlampen werde ich mir viel Zeit lassen.“ meint Glücksbote Ryan und macht klar, wo sich das Ding aus Vaslo nun befindet. Es folgt eine kurze Tirade von Perversitäten und anatomischen Unmöglichkeiten, die er uns nach und nach angedeihen lassen will, die mich schwer schlucken lassen. Das Ding hat es geschafft, mir Angst zu machen. Als erstes gehe ich mal zu Vaslo und mit einem „Alles wird gut!“ kommt er wieder auf die Beine, nachdem es die Pfeile herausgedrückt hat. Ich geb ihm was zu trinken, was er sofort herunter stürzt.

„Irgendwelche Vorschläge, was machbar wäre, das Ding aus Ryan raus zu bekommen?“ Immerhin war der Teufel oder was auch immer ja einige Zeit in Vaslo drin gewesen. Leider kann er nichts wirklich Erhellendes dazu beitragen. Außer das die beiden Elian und Sag heißen. Elian ist der, von dem er besessen war. Wir hören Schreie von oben, was ist nun schon wieder los? Dolon und Lia bleiben beim besessenen Ryan, der noch um die Kontrolle über seinen Körper kämpft. Oben am Aufgang stellen wir fest, dass wir nicht weiter kommen. Ketten haben sich vor die Tür gelegt. Diese Ketten lagen in Kisten an Bord herum, Ladung, die aus Westtor kommt. Jetzt sind sie lebendig und ich kann durch eine Ritze eine humaniode Gestalt erkennen, von der die Ketten ausgehen. Gerade quetschen sie einen Seemann zu Tode. Hört dieser Horror gar nicht mehr auf? Heraus kommen wir nicht. Das sieht nicht gut aus. Xana hat keine Ahnung, was für ein Ding das sein mag. Ich gebe ihm kurzerhand den Namen „Kettenteufel“. Frustriert eilen wir wieder zurück. Die Lage ist unverändert. Wütend balle ich die Fäuste und schüttle sie drohend in Richtung Ryan, der sich inzwischen seiner Ritterrüstung entledigt hat. Wohl um zu verhindern, dass der Kettenteufel mit ihm einen wirklich lohnenden Wirtskörper hat. „Ihr seid solch erbärmliche Kreaturen!“

Höhnisches Gelächter ist die einzige Antwort. „Ach ja, in dieser Gestalt kann ich den Schutzkreis ohne Probleme verlassen.“ Und das tut er auch. Dann sackt Ryan stöhnend zu Boden. Der Teufel, Dämon oder was auch immer hat ihn wohl verlassen. Im nächsten Moment geht ein Ruck durch das Schiff, Holz splittert, Menschen schreien panisch auf und es gibt ein unglaublich lautes Krachen. Wir müssen auf ein Riff aufgelaufen sein. Und das mit voller Fahrt. Ich kann mich abrollen und komme wieder auf die Beine. Dann fängt das Schiff an auseinander zu brechen. Verdammnis!

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