Kapitel 3
Spaß auf den Pirateninseln
24. Mirtul 737 TZ Das Jahr des Purpurnen Wurms Pirateninsel Larosch
Nach vier langen Tagen kommt endlich Larosch in Sicht. Das ist eine der berüchtigten Pirateninseln und das mutmaßliche Hauptquartier der schwarzen Hand. Unsere Spur hat uns hierher geführt. Die Schwarze Hand ist eine Piratenbande mit Tradition, regiert von einem Rat aus Kapitänen, von denen Pada einer ist. Diese Gruppe ist bekannt, dass sich viele Nichtmenschen in ihren Reihen aufhalten. Das geht von Zwergen über Goblins bis hin zu wirklich exotischen Wesen. Die Pirateninsel Larosch selbst ist nicht besonders groß, man braucht aber trotzdem mehrere Stunden Marsch um vom einen Ende zum anderen zu laufen. Es gibt hier zwei Siedlungen mit Häfen. Wir laufen gerade in einem der Häfen ein. Hier liegen einige schnittige schnelle Schiffe vor Anker, welche von Piraten bevorzugt werden. Auf einem Trockendock liegen zwei Schiffe mit massiven Beschädigungen, als hätte ein riesiger Krake mit denen zerdrücken gespielt.
Nachdem wir unsere Kopfsteuer entrichtet haben, dürfen wir an Land. Es herrscht große Betriebsamkeit zwischen den Lagerhäusern, Schenken und Bordellen. Wir beginnen in einer Schenke, vor der ein rostiges Entermesser hängt mit unseren Ermittlungen. Aber bevor wir wirklich Fragen stellen können, sind wir schon mitten in einer Schlägerei. Fäuste fliegen ebenso wie Bierkrüge, Hocker und Holzteller mit und ohne Essen. Lia wird hart von einem der Krüge am Kopf getroffen, was eine ordentliche Beule verursacht. Ich kann den meisten Geschossen, wie auch Schlägen ausweichen und beschränke mich hier und da einen Tritt in eine höchst empfindliche Stelle auszuteilen. Schließlich eskaliert die Situation und ein schon älterer Mann windet sich mit einem Messer im Bauch auf dem Boden. Nun stürzt sich alles auf dem Messerstecher, da es hier wohl das ungeschriebene Gesetz herrscht, in einer Barschlägerei keine scharfen Waffen einzusetzen. Sie zerren den Stecher nach draußen und nach den Geräuschen zu urteilen, geht sie nicht gerade freundlich mit ihm um.
Ich knie mich neben dem Verwundeten und fasse an mein heiliges Symbol. „Möge Tymora deine Wunden schließen, alles wird gut!“ Mir ist es lieber, dass man mich für eine Tymorapriesterin hält, als dass ich einen Heilgürtel besitze. Die Wunde schließt sich und der alte Mann rappelt sich auf. Er ist natürlich äußerst Dankbar und wir kommen recht schnell ins Gespräch. Er ist ein Smutje, da er wohl inzwischen zu alt für andere Aufgaben ist. Auch scheint er mal einen seiner Kameraden über Bord geworfen zu haben, aus versehen versteht sich. Nun ja. Ich muss mir einiges Altherrengeschwätz anhören, bis ich langsam auf die Schwarze Hand und Kapitän Pada zu sprechen kommen kann. Pada befindet sich tatsächlich zurzeit auf der Insel und hält eine Auktion ab. Eine Auktion magischer Gegenstände. Der Ort würde etwa anderthalb Stunden Fußmarsch an der Südspitze der Insel liegen. Das ist perfekt!
Ich spendiere dem guten Mann noch ein Bier und wir machen uns auf dem Weg. Die Stadt ist ein chaotisches Gewimmel. Piratenbanden laufen breitbeinig durch die Straßen, immer auf Suche nach Ärger und einer Keilerei. Wir lernen schnell uns durch die Seitenstraßen zu bewegen, um Ärger auszuweichen. Schade, dass weder Dolon, Ryan noch Xana Zeit hatten, mit uns zu kommen. Ryan versucht verzweifelt die Finanzen seines Tempels in den Griff zu kriegen, Xana muss ich um ihre Kinder kümmern und Dolon hat kurzfristig verreisen müssen. Verdammnis. Jetzt muss ich allein mit Lia durch die Weltgeschichte reisen. Zum Glück wird sie umgänglicher, wenn die anderen nicht dabei sind. Die Elfe ist mal wieder als solche zu erkennen und niemand scheint daran Anstoß zu nehmen. Auf den Inseln sind die recht tolerant gegenüber anderen Volksgruppen. Wir schlagen einen Weg nach Süden ein. Hier und da sind befestigte Lager zu sehen, wahrscheinlich von einzelnen Piratenbanden. Deren Wächter mustern uns abschätzend aus der Entfernung.
Schließlich kommen wir in ein kleines Gehölz und eine Gruppe von sechs ungewaschenen Piraten hält uns auf.
„Ihr dürft hier nicht durch, hier ist das Auktionsgelände“, blafft uns deren Anführer an, ein Vierschrötiger Kerl mit bloßem tätowierten Oberkörper und nur noch einem Ohr, von dem ein großer Ohrring baumelt.
„Genau da wollen wir hin!“ meine ich so freundlich wie möglich, während Lia die Kerle wütend anfunkelt.
„Für weibliche Unterhaltung der Gäste ist schon gesorgt, sucht euch eine andere Arbeit.“
„Wir sind keine Huren, wir wollen an der Auktion teilnehmen.“
„Aha, wie lautet euer Name.“ Er zieht ein Pergament aus der Tasche und entrollt eine Art Liste.
„Gaia, dass ist Tia.“ Lüge ich frech, da ich unsere wahren Name nicht verraten will.
„Ihr steht nicht auf der Liste, verschwindet.“ Der Kerl kann tatsächlich lesen.
„Wir sollten aber darauf stehen.“ Seitlich stehen drei Büsche, die leider für eine Machtdemonstration brennen müssen, als ich sie mit drei flammenden Strahlen entzünde, gleichzeitig aktiviere ich meinen Stirnreif und behalte so den Zauber ins Gedächtnis. Die Piraten rücken etwas von uns ab.
„Wartet hier, ich frag Kapitän Pada, ob ihr zugelassen werdet.“ Der Matrose verschwindet für fünf Minuten, dann dürfen wir passieren. Na, dass war jetzt doch gar nicht so schwer.