Kapitel 7
Das wahre Böse lauert in einem selbst!
2. Nachtal 738 TZ Das Jahr des segelnden Mannes Schattenebene über dem Kollegiat
Moloch schwebt nach seiner Rede zu uns herab und der Kampf ist sehr kurz, da er zuerst unser ganzen Schutzzauber regelrecht zerfetzt und uns dann mit seinen Tentakeln recht fix verprügelt. Mit jedem Hieb fühle ich mich schwächer, bis ich einfach zusammenbreche und nichts mehr tun kann. Mili ist so Nah und doch so unendlich weit von mir entfernt. Ich bin gescheitert, dieser Kampf war nie zu gewinnen gewesen. Es bricht mir das Herz, meine kleine Tochter so sehen zu müssen. Diese Schattenaffinität hat sie bestimmt von meinem Ex, diesen untreuen Jondan Rhea.
Auch die anderen werden niedergestreckt und die Wagemutigen sind besiegt. Mir ist klar, dass dies das Ende ist. Aber viele Heldengruppen sind schon sinnloser gefallen als wir. Hier ging es nicht um Ruhm, um Schätze, um ein abstraktes Ziel. Hier ging es um Mili, um unsere Familien, um unsere Heimat. Wir haben alles gegeben, gut gekämpft, aber der Feind hat diesen Zug vorher gesehen, da so eine Tat nicht wirklich überraschend kam. Der Anker ist das strategischste Ziel in diesem Krieg und Mili ist der Anker. Schließlich lässt Moloch von uns ab, menschliche Dienerkreaturen kommen und tragen uns zurück in unsere Ebene, in das Labor, wo der Extraktor steht. Nach und nach werden wir hineingeschoben. Das Innere sieht aus wie das Maul einer Kreatur. Vielleicht es das auch. Und es tut unglaublich weh, als mir die Seele entrissen wird. Das ist schlimmer als sterben und ich falle schier eine Ewigkeit in das Nichts.
Dann sehe ich eine höchst seltsame blaue Umgebung, ich bin in einer seltsamen Säulenhalle, wo alles feste Strukturen aus Wasser zu bestehen scheinen. Ein höchst verstörender und seltsamer Anblick. Mein suchender Blick fällt zuerst auf Karn in seinem braunen Kapuzenanzug, dann auf Glücksbote Ryan von Tymora, der mich groß anglotzt. Wo kommen die denn auf einmal her? Erst jetzt fällt mir auf, dass ich total nackt vor ihnen stehe. Iiiks! Ich verschränke die Beine und bedecke die Brust vor den Augen dieses Lüstlings. Finsternis!
Und wen sehe ich da noch? Illurien, dieses seltsame weibliche wissenssuchende Wasserelementar, das im Gefängnis der Zwerge war und mit Wissen handeln wollte. Sieht so aus, als wäre es nun endlich frei gekommen. Verdammnis! Aber sie scheint auf unserer Seite zu sein, jedenfalls hilft sie uns. Um welchen Preis aber, dass bekomme ich nicht heraus. Aber mir schwant irgendwie schon was böses. Verdammnis!
Nach und nach tauchen auch die anderen Wagemutigen wieder auf, nachdem Illurien ihre Seelenlarven in ein Becken geworfen hat, in dem sich dann unsere Körper wieder formen. Wir bestehen aus Wasser, auch wenn ich mich ganz normal fühle und meine Haut, Fleisch und die Knochen darunter sich ganz normal anfühlen.
Karn erzählt uns, dass unsere Seelenlarven auf ein magisches Kampfschiff der Piraten gebracht werden sollten. Aber der ungesehene Seher hat mit Hilfe von Schicksalswächter Ryan und den Tempuskriegerorden der Stahlklauen den Seidenschleier überfallen, wo unter anderem unsere Larven aufbewahrt wurden und diese gegen andere Seelen ausgetauscht. Da hat unser Glücksbote ja mal was richtig Gutes getan. Glück gehabt!
Leider hält dieser Körper aber nur drei bis vier Tage, dann verfließt er wieder zu Wasser. In dieser Zeitspanne muss es uns gelingen, unsere eigenen Körper wieder zu erlangen. Unsere Körper sind mit unseren Schatten besessen und damit vom Bösen erfüllt. Damit will Moloch uns perfekt unter Kontrolle halten. Und unsere bösen Körper scheinen sich Moloch in den Dienst gestellt zu haben. Außerdem hat er jetzt die Knochen von Harvan, dem Halbgott, Sohn des Auppensers und Halbbruder von Dahlien, dem Klingenmeister des alten Jhaamdaths. Das sind bittere Nachrichten, der Preis unseres Scheiterns. Letztendlich läuft Karns wahrlich wagemutiger Plan darauf hinaus, dass wir uns unsere Körper schnappen, zurück in einen Extraktor packen, unsere Seele dazu tun und uns wieder vereinen. Das kleine Volk hat so ein Teil und würde dies für uns zur Verfügung stellen.
"Und warum sollten sie das tun?" frage ich etwas verblüfft.
"Na ja, sie wollen unter der Stadt in den ehemaligen Zwergengewölben wohnen bleiben, wenn Moloch besiegt wurde. Sie sind äußerst unzufrieden mit der momentanen Entwicklung und haben sich deswegen von ihrem Gebieter entfremdet", erklärt Karn.
"Und ich habe ihnen versprochen, dass sie in der Kanalisation und Zwergenfestung das Wohnrecht erhalten werden", fügt Ryan hinzu.
"Du hast was?" frage ich entsetzt.
"Ich habe ihnen in Namen der Wagemutigen für ihre Hilfe versprechen müssen, dass sie die Zwergengewölbe und die Kanalisation behalten dürfen, wenn Moloch besiegt wurde."