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Autor Thema: Der Test der Zeit  (Gelesen 110943 mal)

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Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #45 am: 11. Januar 2008, 12:33:58 »
Kapitel 6
Ein arbeitsreicher Tag!


18. Tarask Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

„Mama aufstehen!“ kreischt etwas in mein Ohr und zieht mich an meinen Haaren.
„Aua! Mili lass das!“ Ich brauche einige Sekunden bis ich wach bin. Da habe ich gerade so gut geschlafen. Nach dem Lärm unten zu urteilen, habe ich verschlafen. Also schnell raus aus dem Bett und ab in meine Arbeitskleidung. Dann noch meine Kleine so richtig hübsch anziehen und los geht’s. Der Morgen vergeht schnell wie im Flug und ich bin froh, als ich das letzte Bett gemacht habe. Zeit um etwas einkaufen zu gehen. Also ziehe ich mir Wetterfete Kleidung an und packe meine quietschende Kleine gut ein, die sich sehr darüber freut, dass ich mit ihr raus gehe.

Als erstes gehe ich in den Laden von Khondar Talynstein, da Meister Talynstein immer noch nicht da ist. Der Tarask ist eigentlich kein guter Monat zum verreisen, da immer noch Stürme auf dem Meer des Sternenregens toben und die Straßen verschlammt sind. Wie auch immer, ich bekomme meine Perlen und die Steine von Harvard Repp gut los. Da kriege ich sogar noch 20 Goldmünzen mehr raus, als wie wir dem Fährmann gegeben haben. Die streiche ich gleich mal als Gebühr für die Verwaltung der Kasse ein. Das ist nur Fair, da ich ja die ganze Laufarbeit habe. Schließlich ist meine Zeit kostbar und so ein kleines Kind hat schließlich auch Bedürfnisse.

Dann schlendere ich zu Xanas Töpferstand und gebe der hübschen Halbelfe ihren Anteil zurück. Ich hätte gern noch etwas mit ihr getratscht, aber ihre Mutter schaut mich ziemlich Finster an. Also gehe ich zum Thargrams Weg, wo sich die Tempel und Schreine Chondathans wie an einer Perlenkette aufreihen. Der kleinste Schrein ist der von Maske, der nur aus einer Opferschale auf einer steinernen Säule besteht, bis zum größten Tempel, der beeindruckenden Kathedrale der Triade. Im Schrein der Tymora hinterlege ich bei der Chefin des Glücksboten Ryan seine hundert Goldmünzen, da er selbst nicht anwesend ist. Heiltränke gibt es hier leider keine zu kaufen. So spreche ich am kleinen Altar noch ein kleines Gebet und lasse auch Mili ein Kindergebet aufsagen.

Dann gehe ich in die Kathedrale der Triade. Da Mili noch nie so ein großes Gebäude gesehen hat, ist sie richtig aus dem Häuschen und testet gleich mal die Akustik dieses imposanten Baues. „Pssst! Kleine Mili, nicht so laut. Du störst die Gläubigen bei ihren Gebeten.“ „Och!“ meint sie schon viel leiser und schmollt für fünf Herzschläge, dann sieht sie sich wieder aufmerksam, aber leise um. Braves Mädchen. Ich gehe langsam mit Mili an der Hand in Richtung des Verkaufsstandes und lasse Mili die Zeit, alles neugierig zu betrachten. Ein junger Priester des Illmaters steht am Stand und ich fange mit ihm ein Gespräch an. Nach den letzten Ereignissen brauche ich etwas, was mich schnell heilt, wenn kein Priester in der Nähe ist. Ich kann mich nicht immer darauf verlassen, dass Glücksbote Ryan und Schlachtenrufer Dolon mit dabei sind, mich rechtzeitig zu heilen. Tränke sind sicherlich eine Lösung. Ich kaufe gleich mal drei Stück davon. Zwei davon kommen zurück in das allgemeine Depot, dass ich habe plündern müssen, um am Leben zu bleiben. Soll nicht heißen, Kaira würde allen anderen die Tränke wegtrinken. Aber Tränke sind nicht wirklich eine Lösung. Der nette Priester des Illmater erzählt mir von Gürteln der Heilung, die aber recht selten sind und ein kleines Vermögen kosten. Und leider hat er keine Vorrätig, aber wüsste von einem gnomischen Händler für exotische Güter aus aller Welt, der so einen Gürtel im Angebot führt. Da bedanke ich mich aber mal recht herzlich für die Information.

Es dauert eine Zeitlang bis ich Zucks Zweischuhs Allerlei gefunden habe. Der Laden ist sehr eng und wohl nur für einen Gnomen bequem zu durchqueren. Der kleine Gnom, Mili ist ganz verzückt, dass er nur wenig größer als sie ist, hat in der Tat einen Gürtel der Heilung hier. Er wuselt los, kramt eine Kiste hervor und wühlt leise vor sich hinmurmelnd darin herum. Schließlich hat er einen fein gearbeiteten Gürtel in der Hand. Dafür will er schlappe Neunhundert Goldmünzen haben. Soviel habe ich aber nicht. Ich biete sechshundert. Wild mit den Armen herumfuchtelnd und immer wieder Mili von irgendwelchen faszinierenden Sachen wegziehend, handele ich den Gnom schließlich auf siebenhundertfünfzig Goldmünzen herunter. Immer noch mehr, als ich selbst habe. Aber ich habe ja die Gemeinschaftskasse dabei. Da ich nichts veruntreuen will, greife ich zu einem Kniff, ich fülle unsere Weihwasservorräte einfach mit den von mir schon vor ein paar Tagen gekauften Phiolen wieder auf und nehme dafür einfach das Geld aus der Kasse. So veruntreue ich nichts und bekomme doch mein Geld zusammen. Wie überaus raffiniert von mir.

So kratze ich gerade die notwendigen Goldmünzen zusammen und überreiche den nicht gerade kleinen Beutel. Der Gnom überreicht mir den Gürtel. Der Gürtel hat drei Ladungen am Tag. Mit „Alles wird gut!“ aktiviere ich eine Ladung, soll es etwas stärker sein, heißt es „Alles wird Doppelt gut!“ und für alle drei Ladungen auf einem Streich, „Nie war es Besser!“. Auch verstärkt der Gürtel mein Verständnis für das Verbinden von Wunden und ich kann damit auch andere Leute heilen oder gar Untote damit verletzten. Und das alles für nur 750 Goldmünzen. Ich bin begeistert!

Jetzt habe ich aber wirklich Hunger und in einer Garküche schlage ich mein Bäuchlein voll und Sorge dafür, dass auch Mili satt wird. So, da wir ja schon im Thargrams Weg sind, besuche ich noch den Tempel der Dame Feuerhaar. Sunetempel haben immer einen schönen Parkähnlichen Garten, mit verschlungenen Wegen, vielen Lauben und Pavillons, die zum Verweilen einladen. In der Nacht und besonders im Sommer werden diese Orte von Liebenden benutzt, aber Tagsüber gehen viele Mütter mit ihren kleinen Kindern hier her, da sie hier toben und spielen können, ohne das sie Gefahr laufen, von einem Fuhrwerk überfahren zu werden. Ich setze mich zu anderen Müttern auf eine Bank und sehe Mili zu, wie sie mit anderen Mädchen spielt. Natürlich gibt es auch viel zu tratschen. Schließlich wird es Zeit, wieder nach Hause zu gehen. Mein kleiner Schatz hat ganz rote Wangen und ist etwas Müde. Danach binde ich sie wieder auf den Rücken und schon bald ist sie eingeschlafen. Als nächstes besuche ich Schlachtenrufer Dolon im Tempus Tempel und gebe ihm seine hundert Goldmünzen zurück. Jetzt fehlt eigentlich nur noch Lia, die ich aber im Silberfisch treffen sollte. Was ich auch tatsächlich auch tue und gebe ihren Anteil zurück. So, dass wäre erledigt.

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #46 am: 14. Januar 2008, 15:13:21 »
19. Tarask Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Meine Kleine weckt mich, als sie quietschend durch das Zimmer hin und her rennt und wie eine Katze ihren Ball verfolgt. Zeit zum Aufstehen. Ich ziehe mich an, dann packe ich meine Kleine warm ein. Sie will noch weiter hier oben mit ihrem Ball spielen und da sie mir so nicht zwischen die Beine laufen kann, lasse ich sie hier. Unten sind schon die ersten Gäste auf den Beinen und ich beeile mich, sie zu bedienen. Ein junger Mann mit einem viereckigen Hut betritt die Herberge und verlangt nach mir. Tymora hilf, der sieht aus wie ein Steuereintreiber.

Er reicht mir ein gerolltes Dokument, das er fest an der anderen Seite umklammert hält. Erst im letzten Moment wird mir klar, dass er einen Dolch darin versteckt hat. Das kann kein Steuereintreiber sein. Die Göttin lächelt mir wahrlich! Allerdings trifft mich der Dolch an der Schulter, bevor ich reagieren kann. Finsternis. Ich weiche zurück und ergreife einen Hocker, um damit die nächsten Hiebe abzublocken. „Hilfe!“, schreie ich, aber keiner der Gäste unterstützt mich. Ich brauche eine Waffe und zwar schnell. Oben habe ich ein ganzes Arsenal, hier noch nicht mal ein Arbeitsmesser. Und ein Essmesser dient auch nicht gerade als Angriffswaffe. Aber unter dem Tresen liegt ein Dolch, wie ich weiß. Also flanke ich schnell über die Theke und werde dabei beinahe noch getroffen, aber der Dolch gleitet mir zum Glück nur durch den Stoff der Bluse. Ah, mein Mieder!

Ich greife nach dem großen, bösen Messer unter der Theke, nachdem ich den Schemel hab fallen lassen. Von oben kommt Lia mit einem Schwert in der Hand herabgestürmt. Noch nie war ich so froh diese Frau zu sehen wie heute. Glück gehabt. Inzwischen lässt der Attentäter seinen Dolch in verwirrender Geschwindigkeit hin und her flitzen. Da wird mir ganz schwindlig und er trifft mich schmerzhaft in den Oberarm. Lia eilt mir nun zu Hilfe und dem Kerl wird es so langsam unheimlich zumute, sich nach beiden Seiten verteidigen zu müssen. Er löst von uns, flankt über die Theke und rennt weg. Ich werfe ihm mein Messer hinterher und treffe ihn endlich mal wenigstens am Arm. Er rupft das Messer heraus und verschwindet auf die Straße. Von einer Verfolgung sehe ich ab.

Auf der Treppe steht meine Tochter und schaut mit großen Augen auf mich herab. „Mama Aua gemacht?“ „Ja, Mama hat sich wehgetan. Lia, hohl doch bitte Glücksbote Ryan. Ich könnte seine Hilfe vertragen.“ Die Waldläuferin macht sich auf dem Weg, nachdem sie sich fertig angezogen hat und ich warte auf medizinische Versorgung. Ich presse ein Tuch auf meine Wunde und warte. Zwei Schildwächter kommen noch und befragen mich zu den Ereignissen. Ich gebe ihnen eine Beschreibung von dem Mistkerl und sie ziehen von dannen. Ich glaube nicht, dass sie jemals erfolgreich sein werden, den Kerl zu fassen. Dann kommt auch schon Glückbote Ryan. Fürsorglich kümmert er sich um meine Verletzungen, indem er seine heilenden Kräfte über meinem Herzen in meinen Körper kanalisiert. Dann stelle ich ihm Mili vor, was bei ihm große Augen der Überraschung verursacht.

Da ich vermute, dass die Hehlerin Larna hinter der ganzen Sache steckt, bin ich dafür, dass wir die anderen einsammeln und uns bei Renya treffen. Also drücke ich Frau Erlann meine Tochter in die Hand und bitte sie, ein weiteres Mal auf sie aufzupassen. Sie macht sich große Sorgen um mich und fragt, wo ich da nur hineingeraten bin. Tja, das würde ich auch zu gerne wissen. Eigentlich war das ja mal anfangs nur eine harmlose Schatzsuche. Inzwischen bin ich mitten in einem Krieg zwischen verschiedenen Fraktionen der ehemaligen Diebesgilde. Natürlich sage ich ihr das nicht, aber so langsam scheint mir das alles eine Nummer zu groß zu werden. Finsternis!

Als erstes holen wir Xanaphia von ihrem Stand ab. Ihre Mutter macht wie üblich keinen glücklichen Eindruck, als sie uns sieht. Xana ebenso wenig. Wir setzen sie auf den neusten Stand und gehen dann zusammen zur Nordstraße, um Dolon zu treffen. Unterwegs treffen wir Thropp, der uns hektisch zuwinkt. Auch er hat schon von dem Attentäter gehört und es ist schlimmer, als es aussieht. Wir sollen so schnell wie möglich zu Renya gehen. Gut, werden wir machen. Wir schnappen uns noch Dolon und machen uns auf den Weg zum Brunnenhaus.

Der Dämon auf dem Brunnen sieht im wahrsten Sinne des Wortes heute richtig beschissen aus, weil er voll von Taubendreck ist. Viele von diesen kleinen städtischen Aasfressern bevölkern die Dächer. Sind mir in dieser Stärke eigentlich noch nie so aufgefallen. Vor der Türe stehen zwei breite Schläger, die uns aber reinlassen, als sie uns als „Renyas neue Leute“ erkennen. Renya wartet oben in Begleitung eines gefangenen jungen Mannes namens Elgar, eines Handlangers Larnas. Und was ich dann erfahre, lässt mein Herz in die Hose rutschen. Verdammnis!

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #47 am: 16. Januar 2008, 14:58:28 »
19. Tarask Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

So wie es aussieht, hat Larna mobil gemacht und zwar gegen uns. Sie scheint Renya und uns als lästige Konkurrenten um den Schatz erkannt zu haben und scheint nun alles daran zu setzen, uns aus dem Weg zu räumen. Der von auswärts angeheuerte Assassine ist nur ein Teil ihres Komplotts. Sie sammelt eine Armee um sich herum, hat die Tieflinge auf ihrer Seite, den Tempel des Maske, hat Merl, den Geldverleiher, in der Tasche, aber Tharador könnte da vielleicht noch was deichseln, da Merl wohl immer noch sein Mann ist. Das wird ja immer besser. So langsam sehne ich mich auf den Hof meiner Familie zurück. Dort war es zwar total langweilig, aber hier wird es mir so langsam zu ungemütlich. Wer wagt, gewinnt! Aber manchmal kann zuviel Risikobereitschaft auch tödlich sein. Es gibt eine Grenze zwischen kalkuliertem Risiko und Wahnsinn und ich habe das Gefühl, dass wir schon sehr nahe dran sind, dem Wahnsinn ins Auge zu blicken. Nun gut, was können wir dagegen tun?

Noch ist nicht alles verloren, wir müssen Larna in einigen Punkten schwächen, dann könnte es klappen. Ein Teil ihrer Macht beruht auf den Tieflinge aus Westtor, die mit deren Botschafterin in die Stadt gekommen sind. Tieflinge sind Ausgeburten der Finsternis und nur in der Stadt geduldet, weil man es sich nicht so ohne weiteres mit Westtor verscherzen will. Aber wenn nun Beweise auftauchen würden, die die Botschafterin mit finsteren Verbrechen belasten, die sie sicherlich auch begangen hat, würde sie der Stadt verwiesen werden und damit die Tieflinge jeden Schutz verlieren. Und damit würden die sich auch zurück nach Westtor verziehen. Vor dem grünen Riff liegt die Blutstrotzer, das Schiff der Tieflinge, die mit Ritualgegenständen beladen ist. Gerüchten nach sind diese Tieflinge wahrlich finstere Piraten. Wenn wir das Schiff samt Besatzung auch aus dem Spiel nehmen könnten, wäre noch mehr gewonnen. Havard Repp könnte uns da helfen. Dann sollten wir den Assassinen loswerden. Und den Masketempel überzeugen, Larna nicht weiter zu unterstützen. Renya meint, ob ich dahin gute Kontakte habe.

„Ich? Warum denn? Meine Schutzgöttin ist Tymora!“ Ich zeige demonstrativ meinen Anhänger, küsse ihn, führe ihn an Stirn und Herz.

„Dein Einbruch ins Lagerhaus der Gemeinschaft der Fünf hat sich schon weit herumgesprochen. Ich dachte, sie hätten dich angesprochen, als du deinen Zehnt an der Schale abgegeben hast.“ Ich rutsche etwas nervös hin und her. Die Blicke der anderen brennen sich in mich. „Zehnt?“, frage ich gedehnt.

„Ja, den traditionellen zehnten Teil, den man eigentlich sofort an den Tempel abführen sollte.“ Davon höre ich heute zum ersten Mal. Da ich aber nicht wie eine komplette Idiotin vom Land vor Renya dastehen will, druckse ich etwas herum. Glücksbote Ryan merkt an, dass wohl nicht nur der Tempel von Maske auf seinen Anteil wartet. Ich werfe ihm einen vernichteten Blick zu. „Was ich so privat nebenher mache, geht selbst dich wohl nichts an!“ Damit ist das Thema erstmal vom Tisch.

Und wir müssen in die Kanalisation unter Larnas Lagerhaus und ihren sicherlich dorthin führenden Fluchtweg dicht machen. Wahrscheinlich werden wir noch beschattet, dieses Problem ist wohl als erstes zu erledigen. Und dann sollten wir die nächsten Angehörigen in Sicherheit bringen. Und für all das haben wir drei Tage Zeit. Verdammnis! Nun gut, worauf warten wir noch?

Wir gehen vom Brunnenhaus erstmal nach Norden und sehen uns dabei um, ob wir verfolgt werden. Schon bald stellt sich heraus, dass wir von einem Schwarm Tauben beschattet werden. Wir diskutieren darüber, ob so was möglich ist. In Vaters Geschichten gab es immer wieder Druiden, die Tiere kontrollieren konnten, haben Dolon und ich ja schon selbst gesehen. Von Taubenschwärmen hat Vater nie etwas erzählt, aber ich halte es nicht für unmöglich. Also fassen wir den Plan, dass wir die Tauben vor der Stadt töten, da die Schildwache etwas dagegen haben könnte, wenn wir sie hier auf offener Straße abschießen. Unterwegs sammle ich noch ein paar passende Steine auf. Draußen vor der Stadt im halbwegs freien Feld stellen wir uns auf eine Wiese und warten, bis die Tauben sich auf Ästen niedergelassen haben. Blitzschnell greifen wir zu unseren Waffen und schon fallen einige tot zu Boden, getroffen von Schleuderkugeln und einem Pfeil. Der Rest des Schwarms steigt auf und flattert herum. Nach einem halben Dutzend verschleuderten Steinen sehe ich ein, dass die kleinen Viecher zu schnell fliegen, um sie mit einer Schleuder aus dem Flug herunter zu holen. So wird das nichts.

Während Glücksbote Ryan die getöteten Tauben rupft und ausnimmt, sprechen wir verschiedene Möglichkeiten durch, die Tauben los zu werden. Aber letztendlich sind die Tauben nur ein Werkzeug, wir müssen denjenigen aufspüren, der sie steuert. Lia ruft einen Raben herbei, den sie zuerst auf die Tauben hetzt. Der Rabe zerfetzt eine Taube, die restlichen beginnen daraufhin einen koordinierten Angriff und schlagen den Raben in die Flucht. Nun, das war wohl nichts. Kämpfen ist nicht die Option des Tages. Aber der Rabe kann einige Tauben schließlich zu ihrer Herrin zurückverfolgen und das kluge Tier führt uns an diesem Haus vorbei, das nur wenige Straßen vom Brunnenhaus entfernt liegt. Wir müssen nur unbemerkt dort hinkommen.

Im Brunnenhaus fragen wir Renya, ob es hier einen Zugang zur Kanalisation gibt. Tut es in der Tat, aber dort ist es sehr gefährlich und in regelmäßigen Abständen sind dort Gitter angebracht, die mit zwergischen Meisterschlössern versehen sind. Mist! Nun gut, dann müssen wir zu einem Ort, wo wir uns Verkleidung organisieren können und wo die Tauben nicht hinkommen. Also auf zur Markthalle im Westen der Stadt. Dort ist einiges los, aber da hier nur Großhandel betrieben wird, können wir nicht so einfach tarnende Umhänge oder andere Kleidung kaufen. Jedenfalls nicht in der Größenordnung von fünf Stück, sondern eher in der von mehreren hundert Stück. Aber es gibt eine Garderobe, die von einem jungen Schildwächter bewacht wird. Mit Xana zusammen tüftle ich einen Plan aus, sie schlägt als Ablenkung vor, dass sie sich vom Wächter ihr Mieder neu binden lässt, das ich ihr einfach hinten mal aufmache, während ich dann die Garderobe um fünf Umhänge erleichtere.

Xana schlendert zu dem Wächter hin und bittet ihn, ihr das Mieder neu zu binden. Der arme Kerl kriegt eine rote Birne und stammelt etwas, tut aber der wirklich gutaussehenden Xanaphia den Gefallen. Derweil suche ich fünf passende Umhänge in aller Seelenruhe aus und laufe dann einfach weiter. Ging ja jetzt Dank Xanas guter Ablenkung recht einfach von statten. So ziehen wir uns um und verlassen in Abständen von sechzig Herzschlägen die Halle und bewegen uns zu dem Haus, wo die vermeintliche Druidin ihre Tauben steuert. Nach und nach treffen wir ein und ich öffne gekonnt das Schloss der Haustür. Schwupps und drin. Leise schleichen wir die steile Treppe nach oben. bis wir die Türe zur Dachterrasse erreichen. Wir beratschlagen kurz unser Vorgehen. Dolon wird sie niederringen und ich schlag sie mit meinem Totschläger KO. Der Rest hält uns die Tauben vom Hals. Einer der Priester spricht seinen Segen und es kann losgehen. Vorsichtig öffne ich das Schloss und danach die Türe. Ich höre das Gurren der Tauben und einen geflüsterten Fluch. Einen Herzschlag später stehe ich im Nebel. Das wird schwerer werden als gedacht. Attacke!

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #48 am: 18. Januar 2008, 11:29:49 »
19. Tarask Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Ich bewege mich durch den Nebel und kann eine Frau mit verwurstelten brauen Haaren ausmachen, die ein einfaches schmutziges Bauernkleid trägt und ein schartiges Messer in der Hand hat. Ich eile zu ihr hin und ziehe ihr meinen Totschläger über die Rübe. Leider dreht sie den Kopf so zur Seite, dass ich nur ganz harmlos die Schulter treffe. Sie geht einen Schritt zurück und im nächsten Moment stehe ich einem Taubenschwarm. Die Viecher sind vielleicht mal aggressiv! Sie picken mir nach den Augen! Aua! Das tut weh! „Alles wird gut!“ Mein neuer magischer Gürtel aktiviert sich und ich kann wieder sehen. Die anderen sind inzwischen nachgerückt und nun bekommen die beiden Priester die volle Wut der Tauben zu spüren. Auch sie greifen sich ins Gesicht und versuchen vergeblich, ihre Augen zu schützen.

„Arkane Macht! Töte!“ Die braunhaarige Halbelfe aktiviert ihre Handschuhe und zwei grüne Kugeln mit magischer Energie sausen auf den Schwarm zu und zerfetzten zwei der Tauben. Gut, jetzt sind nur noch achtundneunzig übrig. Mit meinem Totschläger fetzte ich ein paar weitere zu Boden, aber so wird das nie was, also auf zur Druidin, die keine Anstalten macht, sich ergeben zu wollen. Nun, dann gibt es halt Hiebe. Aber leichter gesagt, als getan. Sie setzt sich mit ihrem Messer zur Wehr, aber ich kann ihren Stich mit meiner Tartsche ablenken. Schließlich kriegen wir sie nach einem zähen und wenig ruhmreichen Ringen überwältigt. Der verfluchte zähe Taubenschwarm löst sich darauf auf und die Tauben flattern von dannen. Wir verpacken sie in unsere Umhänge und machen einen Stoffballen aus ihr. So schleifen wir sie zum Brunnenhaus. Renya verspricht, sich um die Frau zu kümmern. Nun gut, wir haben uns um unsere Familien zu kümmern, jetzt, wo wir nicht mehr beobachtet werden.

Also gehen wir zuerst beim Silberfisch vorbei und ich packe zusammen. Frau Erlann macht sich große Sorgen, als ich so die Herberge verlasse, welche die letzten zwei Jahre meine Heimat gewesen war. Ich hoffe, dass ich hier noch mal zurückkehren kann. Mili dagegen freut sich, wieder nach draußen zu kommen und von mir herum getragen zu werden. Sie ist noch zu klein um zu verstehen, dass wir keinen Ausflug machen. Xana und ich überlegen uns, wie wir ihre Mutter in den Tempel des Tempus schaffen können, ohne dass sie die ganze Tragweite erfährt. Der Tempel des Tempus dürfte zurzeit der sicherste Ort sein. Glücksbote Ryan bietet auch seinen Schrein als Zuflucht an. Aber so sehr ich die Göttin Tymora auch schätze, ihr Schrein scheint mir nicht sicher genug zu sein. Der Tempustempel mit seinen wehrhaften Bewohnern dagegen schon.

Beide Priester meinen, dass es besser wäre, die Wahrheit zu sagen. Und da uns beiden Mädels keine wirklich halbwegs glaubwürdige Geschichte einfällt, werden wir es wohl bei der Wahrheit belassen müssen. Mili hört interessiert zu und fragt mich, wann es in Ordnung ist zu lügen. Tja, das ist nicht leicht zu beantworten, weil Lügen sollte man ja nicht. Während Xana nun versucht ihrer Mutter die momentane Situation so schonend wie möglich darzulegen, versuche ich meiner Kleine zu erklären, was gut und böse ist, wann Wahrheit auch böse sein kann und Lüge gut. Sie kriegt nur große Augen und versteht nicht, worauf ich hinaus will. Sie ist einfach noch zu jung, um das hier wirklich begreifen zu können.

Schließlich bekommt Xanaphia ihre Mutter Arana überzeugt, in den Tempel zu gehen. Wir helfen den Stand abzubauen und begleiten sie dann zum Tempel. Schlachtenrufer Dolon ist so nett, uns seine Kammer zur Verfügung zu stellen, welche er mit zwei seiner Brüder in der Schlacht teilt. Die Kammer ist etwas muffig und mit sechs Betten und sechs Truhen nicht gerade wohnlich eingerichtet. Wo doch schon ein paar Vorhänge so viel Farbe in ein Zimmer bringen können. Ich okkupiere eines der Betten und räume meine Sachen in die geräumige Truhe ein. Mili ist nun richtig aufgedreht und saust hin und her. Späht unter die Betten, krabbelt darauf herum und klettert schließlich in eine der leeren Truhen. Sie spielt darin Höhle. Nun ja, kann wenigstens niemand über sie fallen. Jedenfalls, bis der Deckel zufällt und sie ihn von innen nicht mehr aufbekommt. Sie schreit wie am Spieß und ich hole sie da gleich wieder raus. „Mama ist ja da, brauchst keine Angst zu haben.“

Schweren Herzens lasse ich sie schließlich alleine. Arana wird auf Mili aufpassen. Hoffentlich verstehen die beiden sich auch gut. Mama muss leider wieder arbeiten gehen. Ich opfere fünf Goldmünzen aus der Gemeinschaftskasse an den Tempustempel, um deren Auslagen wegen der Beherbergung unserer Familienangehörigen zu ersetzen. Glücksbote Ryan merkt an, dass er das nicht so in Ordnung findet. Aber genau dafür ist die Gemeinschaftskasse da, um Ausgaben der Gruppe zu tätigen. Und Familienangehörige der Gruppe zu versorgen, die durch unser aller Verhalten in Gefahr gekommen sind, ist in meinen Augen ein klarer Fall für diese Kasse. Dass der Rest keine lebenden Angehörigen hier zu haben scheint, ist nicht mein oder Xanas Problem.

Als Nächstes besuchen wir Havard Repp im Kollegium. Wir schauen uns oft auf dem Weg außerhalb um, können aber nichts Außergewöhnliches entdecken. So wie es aussieht, werden wir wirklich nicht mehr verfolgt. Der halborkische Türwächter ist unfreundlich wie immer, aber wir werden schließlich eingelassen. Der Magier eröffnet uns in seinem Arbeitszimmer, dass er die notwendigen Informationen nicht so richtig für uns zur Verfügung hat. Er hat zwar Farlo, aber der ist nicht nur tot, was ja bekanntlich nicht so das Problem ist, sondern er hat die Leiche einer Kollegin für Experimente überlassen. Dummerweise ist die Kollegin gerade nicht im Haus und er kann sie auch nicht kontaktieren. Nun gut, ich kann Schlösser knacken und so. Leider ist ihr Labor nicht mit einem Schloss gesichert, sondern mit einem dunklen Gang, der nur in Begleitung eines automatisierten Wächters durchquert werden kann. Aha?

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #49 am: 21. Januar 2008, 14:06:59 »
19. Tarask Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

„Es ist aber nicht schwer, den Wächter auszutricksen“, behauptet Havard Repp. Ein paar Studenten haben schon ihren Schabernack damit getrieben und er hat ihre Aufzeichnungen. Es gibt vier Punkte zu beachten und scheint gar nicht so schwer zu sein. Oder doch? Nun, probieren wir es aus. Aber dummerweise ist das nicht alles. Im Labor befindet sich ein Basilisk, an welchem wir auch noch vorbeimüssen. Aber alles halb so schlimm, da wir eine Salbe bekommen, welche uns im schlimmsten Fall wieder entsteinert. Havard geht den missmutigen Türsteher ablenken, sodass wir uns durch den Hauptgang zum Keller bewegen können. Das wird ja was werden. Obwohl es im ersten Moment recht simpel aussah, wird es eine zähe Sache. Wir probieren verschiedene Wege aus, scheitern aber mehrmals, bis wir schließlich auf die richtige Lösung kommen. Das war ja jetzt nicht gerade ruhmreich.

Endlich sind wir alle im Labor, welches ein langgestreckter Raum ist, welcher von oben betrachtet einem Schlüsselloch ähnelt. Das runde Ende ist mit einem weiteren Raum ausgefüllt, der von zwei gelangweilt aussehenden Mephits befeuert wird. Fünf Labortische stehen hier im langestreckten Teil, die unter der Last von Folianten und Aufzeichnungen schier zusammen brechen. Leider sind die Werke in einer magischen Geheimschrift abgefasst, jedenfalls ein Großteil davon. An einer Wand hängt ein Bild von einem Basilisken im Maßstab eins zu eins. Ich hab mir diese Monster irgendwie größer vorgestellt.

Auf einem der Tische steht eine schwarze Kugel auf einem Gestell, in der sich zwei gelbe Punkte wie ein Augenpaar bewegt und die Kugel spricht! Angeblich ist da ein armes Wesen eingesperrt, das von einer gemeinen Magierin hereingelegt wurde. Aha? Es fängt auf die gleiche Art an wie Spaßmacher damals, beteuert seine Harmlosigkeit und lockt uns mit einem Schatz. Auf Nachfragen kristallisiert es sich heraus, dass es sich bei dem eingesperrten Wesen wohl um einen Schatten handelt. Also etwas, was nicht gut sein kann. Xana tut alles um uns in Erinnerung zu rufen, wie es mit Spaßmacher gelaufen ist und wie sie gewarnt hat, dass man dem Wesen nicht trauen kann. Sie hatte recht, auch wenn sie jetzt etwas nervt, dass bei jeder Gelegenheit zu wiederholen. Diese Lektion habe ich gelernt. Die Kugel wird daraufhin ziemlich pampig und droht uns gar unappetitliche Dinge an. Ich schnappe mir eine Kiste und stülpe diese drüber, woraufhin mich das Ding in der Kugel bis ins tausendste Glied verflucht.

Die beiden Mephits schauen uns desinteressiert zu und werfen von Zeit zu Zeit ein Holzscheit in den Ofen. Wir schauen uns vorsichtig erstmal weiter um. Um den inneren Raum kann man herum gehen, es gibt eine Türe und ein magisches Fenster. Da drin sehen wir durch das magische Fenster Farlo, jedenfalls seinen Torso. Sein Kopf ist nicht zu sehen, auch kein richtiger Basilisk, sondern ein seltsames Wesen, das wie ein Oger mit Basiliskenkopf aussieht. Das wird ja was werden. Xana hat die Idee, dem Ding eine Decke über den Kopf zu werfen, so dass wir nicht so einfach versteinert werden. Ich leihe ihr dazu schweren Herzens meinen Metallspiegel. „Aber nicht zerbrechen!“ Das wären nämlich sieben Jahre Pech für mich. Aber vorher reden wir noch mit den Mephits. Sie wurden wohl von der Magierin Orijadne beschworen, um sich um den Ofen zu kümmern. Lia meint, dass Reptilien träge werden, wenn es kühl wird, dazu bräuchten wir nur den Ofen auszuschalten. Aber dagegen haben die Mephits etwas, weil sie so nen dämlichen Auftrag haben, zu dem sie aber nicht besonders motiviert sind. Hier müsste irgendwo auch eine Aufhebungsformel versteckt sein. Also fangen wir an zu suchen.

Xana kann mit einem Zauber die Schrift halbwegs entschlüsseln und findet auch die Formel, die aber noch mal verschlüsselt ist. Ich bin gut darin, sowas auszuknobeln und Xana überträgt die Passage auf ein Blatt Pergament. Ich setze mich hin und brauche eine gewisse Zeit, um den Code zu knacken. Schließlich kann Xanaphia die Aufhebungsformel sprechen und die Mephits haben nix mehr dagegen, dass wir etwas am Ofen herumspielen. Aber sie meinen, ihn richtig müde machen würde nur klappen, wenn wir es ihm richtig heiß machen. Außerdem hätte das Ding erst geschlafen. Aber je träger desto besser für uns. Also geben wir dem Ofen viele Scheite zu fressen und es wird richtig heiß.

Schließlich ist es Zeit für die Wahrheit. Ich spreche ein Stoßgebet an Tymora, küsse mein silbernes Symbol, führe es an meine Stirn und an mein Herz. Leider gibt es diesmal keine göttliche Unterstützung von Seiten unser Kleriker und ich öffne die Türe. Die hübsche Halbelfe lässt nun die Decke mit einem Zauber mit dem Namen Magierhand in den Raum schweben und wirft die Decke über den Schädel von dem Ding. So was möchte ich auch können! Ich schnappe mir meinen Spiegel und eile in den Raum. Leider prallt mein Rapier an der zähen Haut von dem Ding ab. Finsternis!

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #50 am: 23. Januar 2008, 16:09:31 »
19. Tarask Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Die anderen rücken nach und beharken nach besten Kräften dieses Monster. Das grunzt nur unwillig und stemmt sich hoch. Ich eile auf die andere Seite, sodass ich es nun flankiert habe. Aber über einen Spiegel zu kämpfen ist schwierig und ich fuchtle nur unspektakulär durch die Luft. Dolon beschwört eine Waffe, die für ihn kämpft, während er kurz darauf versteinert. Ups! Xana eilt herbei und schmiert ihn mit einer Salbe ein, die wir von dem vollschlanken Magier Havard Repp bekommen haben. Derweil zerbeißt das Ding den Schild von Glücksbote Ryan, bevor ich von dem Blick getroffen werde. Im nächsten Moment fühle ich mich so schwer! Eine Ewigkeit später spüre ich, wie Xana mich mit der Salbe einschmiert. In Wahrheit sind nur wenige Herzschläge vergangen und das Monster liegt tot auf dem Boden.

Das war ja jetzt was. Zum Glück finden wir Farlos Kopf im Schlaflager des Monsters, aber sonst nichts Verwertbares. Schade! Aber nicht zu ändern. Da wir hier schon genug verwüstet haben, lassen wir uns von dem Wächter durch den dunklen Gang wieder nach und nach zurück begleiten. Endlich sind wir wieder alle im Büro von Havard Repp und ich lasse Dolon die Rolle vorlesen, was prima klappt. Vorher haben wir natürlich auch den Kopf entsteinert, sodass der tote Farlo uns nun Rede und Antwort stehen kann. Natürlich hat er als finsterer Gehilfe akribisch seine illegalen Machenschaften aufgezeichnet, um im Bedarfsfall etwas gegen missgelaunte Auftraggeber in der Hand zu haben. Wir sollen nach einer gewissen Seelie im Roten Schleier fragen. Der Rote Schleier ist eines der bekanntesten und berühmtesten Bordelle nicht nur Chondathans, sondern der ganzen Kolonien.

Dolon wickelt Farlos Kopf ein und wir machen uns auf den Weg. Inzwischen ist es Nachmittag und entsprechend wenig ist in dem Bordell los. Es ist ein schönes Haus nördlich des Hafenviertels. Die Empfangshalle ist ein Traum aus Plüsch und Rot. Interessiert sehen Xana und ich uns um. Ich habe noch nie ein Bordell von innen gesehen und schaue alles mit großen Augen an. Eine junge bildhübsche Frau in einem sehr engen Mieder und Unterrock mustert uns finster und zwei Schränke links und rechts unterstreichen ihre Forderung, so schnell wie möglich Land zu gewinnen. Dolon mimt den Diplomaten und meint, dass es dem Ruf des Roten Schleier sehr schaden würde, wenn wir jetzt gehen müssten. Er zeigt den abgetrennten Kopf von Farlo. Die Frau wird etwas unsicher und holt ihren Vorgesetzten, einen Mann in unscheinbarer feiner Kleidung, der ebenso ein Handelsherr hätte sein können. Mit ihm kann man schon eher Tacheles reden und wir werden schließlich nach oben geführt.

Wir landen in einem sehr schönen Zimmer mit einem großen Bett, in dem eine junge Frau, ganz normal angezogen, liegt, die ein Buch liest. Ohne Widerstand jeglicher Art zeigt sie auf eine Kiste, die sich hinter einem Vorhang befindet. Hier stehen noch ein paar andere Kisten, von denen ich auch nicht glaube, dass es ihre sind. Einen Schlüssel dazu hat sie nicht, aber ich habe einen, der zu jedem Schloss passt. Vorsichtig deaktiviere ich einen Krallenfalle und öffne schließlich das Schloss innerhalb weniger Sekunden. Neben drei Büchern, die eng beschrieben sind mit Listen, finden sich noch vier Fläschchen, auf denen ich Heilung entziffern kann, dazu noch ein paar Bündel Papiere, Frachtpapiere wie es aussieht, ein Beutel mit Münzen und einer mit Edelsteinen. Scheint, dass wir gefunden haben, was wir gesucht haben. Wir verabschieden uns und sehen zu, dass wir von hier verschwinden. Dolon nimmt den Kopf mit.

Den ganzen Weg zu Renya bin ich angespannt und eigentlich ist es ein schlechter Zug, jetzt zu Renya zu gehen, wo Larna doch wahrscheinlich inzwischen mitbekommen haben, dass wir ihre Beobachterin ausgeschaltet haben und sie uns mit einem weiteren Spion von dort wieder vorfolgen kann. Zum Glück werden wir nicht überfallen und kommen ohne Probleme bei Renya an. Dort im oberen Zimmer sichten wir erstmal das ganze Zeug. Ich lasse uns noch was von der Schankmaid zum Essen kommen und dann gehen wir systematisch die Aufzeichnungen durch. Sie sind allerdings in Infernalisch geschrieben, mit dem Renya aber klar kommt. Wir haben 400 Goldmünzen erbeutet, die ich sofort aufteile. Glücksbote Ryan merkt an, dass man eigentlich einer Diebin nicht die Gemeinschaftskasse anvertrauen sollte. Da werde ich etwas pampig. „Natürlich kann man Kaira nicht die Kasse anvertrauen, schließlich ist sie ja eine Schurkin!“ Nach etwas hin und her stellt Dolon klar, dass er vollstes Vertrauen in meine Integrität hat. Am liebsten würde ich Dolon jetzt packen und ihn küssen. Aber da er immer so respektabel tut, traue ich mich nicht und sage stattdessen „Danke!“

Die Botschafterin der Tieflinge aus Westtor könnte wir damit dann wohl jeder Zeit loswerden. Allerdings sollten wir uns vorher noch um die Blutstrotzer kümmern, die am grünen Riff vor Anker liegt. Es gebe da einen Fischer mit dem Namen Karn, der uns seine Jolle vermieten würde. Glücksbote Ryan will aber lieber erstmal Tharador sprechen gehen, da er einen Großteil seiner göttlichen Magie schon aufgebraucht hat und ein Schiff voller Tieflinge wohl besser erst morgen angegangen werden sollte. Nun gut, dann eben zuerst Tharador, der erst kürzlich Weinhändler geworden ist. Ja genau, er hat Gartlands Geschäft übernommen, nach dem dessen Besitzer ja so ein tragisches Ende ereilt hat.

Nakago

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« Antwort #51 am: 25. Januar 2008, 15:40:23 »
19. Tarask Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Also ab in die Altstadt. So langsam tun mir die Füße weh, vom ewigen hin und her laufen. Lia schwärmt davon, wie schön es ist, im Wald zu laufen. Laufen ist laufen, reiten ist da immer besser. Wir kommen schließlich bei dem neuen Geschäft von Tharador an und ich muss mich überwinden, den Laden zu betreten. Hinter der Theke steht ein Glatzkopf, der sich als Serenikus vorstellt. Als wir ihm verklickern, dass wir mit Tharador reden möchten, stellt der Kerl sich stur. Alle unsere Versuche bleiben wirkungslos, bis ein weiterer Mann mit einer gepflegten Frisur den Laden betritt. Er nennt sich Botur und erzählt uns, dass Tharador verschwunden ist. Er wurde aus dem Ladengeschäft von Schneidermeister Pesko entführt. Der Laden ist die Straße runter. Vielleicht kann der uns ja weiter helfen.

Meister Pesko ist ein ziemlich eingebildeter Schnösel, der seine Nase so hoch trägt, dass es dort reinregnet, wenn es regnen würde. Nach etwas hin und her bekommen wir heraus, dass Tharador von zwei Halblingen entführt wurde. Halblinge? Ich dachte immer, Tharador wäre ein starker Halbork. Ich bekomme eine Beschreibung zu hören, die auf jeden männlichen, erwachsenen Halbling der Stadt passt. Aber sie hätten bestialisch gestunken. Wie nach Gerberabfällen. Nun gut, auf zur Senke.

Ohne Probleme kommen wir dort hin und sehen uns um. Draußen hängt ein Zettel, wo für zehn Goldmünzen ein fähiger Kämpfer gesucht wird. Dolon fühlt sich angesprochen, wohl zu Recht, und nimmt den Zettel mit. Meister Thorben ist da schon um Längen umgänglicher. Er kennt die beiden Halblinge, sie sollten eine Aufgabe für ihn erledigen, die sie aber nicht gebacken bekommen haben. Wenn wir diese Aufgabe nun übernehmen und ausführen würden, dann würde er uns sagen, wer die beiden sind und wo wir sie finden. Abgemacht!

Um das Leder besonders geschmeidig zu bekommen, benutzt Meister Thorben einen aggressiven Pilz als Zutat. Dieser Pilz wächst und muss jedes halbes Jahr getötet werden, sonst werden sie zu groß und gefährlich. Irgendwie sind die Pilze nun etwas schneller gewachsen und die beiden Halblinge sind nicht damit fertig geworden. Wir werden durch die Werkstatt geführt und landen schließlich im Keller. Zur Sicherheit aller wird Türe hinter unser wieder verriegelt. Oh oh! Und da kommen die Pilze auch schon angerollt. Lia und ich schießen einen ab, die anderen beiden Pilze, die wie schleimige Kugeln wirken, rollen ungehindert auf uns zu. Dolon zerhackt den zweiten Pilz und wir werden mit Säurespritzern überschüttet. Iiiks! Glücksbote Ryan kann es nicht lassen und der letzte Pilz platzt. Das tut weh! „Alles wird gut!“ Und die Wirkung meines Gürtels setzt ein und meine Wunden schließen sich. Die Pilze sind nun tot. Im Keller finden wir noch seltsame Eier, die aber zerstört sind. Legen Pilze Eier? Eigentlich nicht, da bin ich mir ziemlich sicher. Meister Thorben ist zufrieden mit unserer Arbeit und findet die Eier allerdings ebenfalls als beunruhigend. In letzter Zeit wären ziemlich viele Tiere in der Nachbarschaft verschwunden, ob die Eier bzw. das Ding damit zu tun hat, welches die Eier gelegt hat? Es gibt hier zwei schmale Tunnel, die in die Tiefe führen. Aber wir sind ja nicht hier, um die zu erforschen.

Meister Thorben rückt nun mit der Information heraus. Die beiden Halblinge heißen Kato und Jutar und wohnen im Nordviertel außerhalb der Stadt in einer kleinen Blockhütte direkt an der Mauer. Wir bekommen eine recht genaue Wegbeschreibung dorthin und machen uns auf dem Weg. Schließlich erreichen wir ohne Zwischenfall die ärmliche Hütte. Für eine Halblingsbehausung ist sie recht groß. Glücksbote Ryan besteht darauf, anzuklopfen. Ich sehe mir noch die Umgebung an, eine Hintertür gibt es nicht, nur ein schmales Fenster, welches den Blick auf ein Wohnzimmer mit Kochherd frei gibt. Allerdings gibt es noch einen weiteren Raum und eine Treppe in die Tiefe. Als ich zurückkehre, meine ich etwas flattern zu hören. Aber ich kann nichts sehen und für eine Taube war es zu laut. Seltsam.

Glücksbote Ryan klopft an und tatsächlich macht ein Halbling die Türe auf, um einen Blick zu erhaschen. Das sichtbare Auge weitet sich erschreckt und der Kleine will die Türe schließen. Der Priester der Tymora will das verhindern, kriegt aber die Türe vor die Nase zugeknallt. Ein Riegel wird vorgelegt. „Lasst mich meinen Schlüssel probieren.“ Dolon nimmt Anlauf und rammt mit voller Wucht dagegen. Die Hütte bebt, die Rüstung knirscht, die Tür bleibt in den Angeln. Xana macht sich inzwischen auf den Weg zum Fenster. Da ich denke, dass zwei Männer es schaffen sollten, die Türe einer Holzhütte zu öffnen, bleibe ich vorne. Schließlich schaffen es die beiden mit der Tür ins Haus zu fallen und überrennen dabei beinahe noch Xana, die ihnen die Türe aufmachen wollte. Das war jetzt mal wieder nicht ruhmreich.

Nakago

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« Antwort #52 am: 28. Januar 2008, 13:21:08 »
19. Tarask Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Ich übernehme die Führung und halte nach Fallen Ausschau. Gerüchten zufolge sollen manche Leute in diesem finsteren Gewerbe so etwas haben. Allerdings finde ich keine und wir öffnen die Türe zum Keller. Unten ist auf einen Stuhl gefesselt Tharador zu sehen, jedenfalls denke ich, dass der gut gekleidete Halbork Tharador ist. Ich springe mit gezogenen Rapier über das Geländer, drehe mich im Flug, komme hart auf, federe gekonnt ab und versuche den Schwung für einen Angriff zu nutzen. Leider habe ich dabei nicht berechnet, dass Halblinge so klein wie Kinder sind und mein geschärfter Stahl zischt harmlos durch die Locken des vor mir mit gezücktem Kurzschwert lauernden Halbling. Sein Schwert zuckt vor und ich dränge es mit meiner Tartsche zur Seite. Ein zweiter Halbling stürmt hervor und stellt sich Ryan zum Kampf. Da die anderen auf ihn nachrücken ist er bald sehr in Bedrängnis.

Währendessen messe ich mich mit dem Halbling darin, wer besser die Luft durchschneiden kann. Wäre Luft mein Gegner, hätte die jetzt echt ein Problem. Aber so habe ich ein Problem, da ich den kleinen, gewandten Mistkerl einfach nicht treffe. Heute ist irgendwie nicht mein Tag. Der andere Halbling ist bald in Bedrängnis und blutet aus einigen Wunden.

„Wir sollten uns ergeben!“ schreit dieser panisch.
„Papperlapapp! Die können doch gar nichts“, meint der andere, der gegen mich kämpft. Ich spüre, wie ich rot werde. Aus Wut wie auch aus Verlegenheit. Beshebas Fluch muss mich getroffen haben. Finstere Verdammnis!

In der nächsten Sekunde höre ich das schnelle Schlagen von Flügeln und dann zerreist es den flankierten Halbling regelrecht in der Luft. Iiiks! Sichtbar wird zwischen seinen Überresten ein Wesen, das vollständig aus schwarzen Chitin zu bestehen scheint. Es sieht aus wie ein riesiges Insekt und es scheint sehr schlechte Laune zu haben.

„Es ist euch gefolgt! Wir sind verloren!“ Im stillen Einverständnis wenden wir uns nun gemeinsam der neuen Bedrohung zu. Xana befreit Tharador und drückt ihm ihren Dolch in die Hand. Ich begnüge mich weiterhin damit, die Luft zu attackieren. Allerdings setzt Glücksbote Ryan dem Ding ganz schön zu mit seinem Morgenstern. Dafür revanchiert sich das Ding bei Dolon, der schließlich schwer blutend zurück stolpert und die Macht von Tempus anruft, um seine Wunden zu schließen. Etwas Ähnliches tut auch das Chitinding. denn es greift sich den toten Halbling, reißt ihn auf und zieht die Innereien wie Nudeln durch eine Mundöffnung. Örks!

Die Wunden schließen sich zum Teil, da trifft der überlebende Halbling das Ding noch mal so richtig hart. Ryan läuft um uns herum zu Dolon und gibt ihm einen Zauber, wo er nicht attackiert werden kann. Der Schlachtenrufer schnaubt nur verächtlich, packt seine Axt mit festem Griff und greift an. Von seinem Mut inspiriert, strenge ich mich an und treffe endlich eine Lücke in die mein Rapier tief eindringt, dabei aber nichts wirklich Wichtiges zu treffen scheint.

(Getroffen mit einer 20, nicht bestätigt, aber mit hinterhältigem Schaden, dann die Doppeleins, wo drei Schadenspunkte gereicht hätten. Nein!)

Das Monster wendet sich nun Ryan zu, beide Klauen treffen und sein Schwanz versenkt sich ebenfalls tief. Blutend taumelt der Glücksbote nach hinten. Xana steht nun hinter dem Halbling und wirft eine Schleuderkugel nach dem Ding, sie trifft es hart am Schädel, etwas zerbricht und das Ding fällt zu Boden. „Zerhackt es! Macht es kaputt!“, kreischt der Halbling und Dolon läst sich nicht zweimal bitten. Ich eile zu Ryan und lege ihm die Hand auf. „Alles wird gut!“ Die letzte magische Ladung meines Gürtels entfaltet in ihm seine Wirkung und ein Teil der Wunden schließt sich wieder. Dem Gürtel und mir sei Dank!

Der überlebende Halbling ergibt sich nun schließlich. So wie es aussieht, haben Jutar und der nun tote Kato die Eier von diesem Vivisekton zerstört und es richtig sauer gemacht. Dieses Vivisekton kann sich dadurch selbst heilen, in dem es seine Opfer aufmacht und die inneren Organe einsaugt. Eklig so was. Tharador ist natürlich über seine Rettung erfreut, auch wenn er sich wundert, dass „Renyas neue Leute“ so gut sind, weil die Gerüchte verbreiten kein so schmeichelhaftes Bild über uns. Sieht ganz so aus, als ob wir nun einen Namen in der Stadt hätten, eben „Renyas neue Leute“. Jutar verspricht die Stadt so schnell wie möglich zu verlassen. Wenn es so weiter geht, wird die Stadt bald frei von Nichtmenschen sein, da dies jetzt der zweite Halbling ist, den wir ins Exil schicken. Jedenfalls so lange, wie Larna noch lebt.

Das war jetzt ein langer Tag. Lia will tatsächlich zum Silberfisch zurück. Ich sage ihr, dass ich es für keine gute Idee halte, uns zu trennen. Aber Glücksbote Ryan geht mit schlechtem Beispiel voran, weil auch er eine separate Übernachtung in seinem Schrein vorzieht. Na, wenn es denn sein muss. Ich halte nichts davon, aber die anderen wollen einfach nicht hören. Es dämmert, als wir beim Tempel des Tempus ankommen. Meine Kleine ist richtig aufgedreht. Hat den ganzen Tag Gruselgeschichten vorgelesen bekommen und ist jetzt etwas ängstlich, was dunkle Bereiche und alles unter ihrem Bett anbelangt. Ich ziehe mein Rapier und mache mit dem imaginären Monster unter dem Bett kurzen Prozess. Hat es nun davon. Mili ist nicht so ganz überzeugt, fällt aber beinahe aus dem Bett, als sie sich kopfüber überzeugen will, dass unten wirklich nichts mehr ist. „Pass doch auf!“ Ich kann sie gerade noch schnappen, bevor sie mit dem Kopf voran herunterpurzelt. Ich bringe sie auf andere Gedanken, als ich mit ihr schmuse und sie etwas kitzle. Dann sorge ich dafür, dass sie noch was Feines zu essen bekommt, dann waschen und ab in die Heia. Träum was Süßes. Auch ich bin hundemüde, schmiege mich an meine Kleine und bin weg.

Gespielt am 24.11.2007
Spielleiter: Stefan
SC: Dolon (Stufe 3), Kaira (Stufe 2), Lia (Stufe 2), Ryan (Stufe 2 vorgezogen), Xana (Stufe 3)
Schrein des Ruhmes:
Erfahrungspunkte:1490 + 0 für Kaira, +200 für Dolon, + 100 für Xana, +50 Lia, +150 Ryan
Überwundene Gegner von Gruppe:
1 Druidin
1 Taubenschwarm
1 Basiliskenchimäre
3 Rollpilze
1 Vivisekton
Beute von Gruppe:
400 Goldmünzen
30 Edelsteine im Gesamtwert von 320 bis 400 GM
4 Tränke

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #53 am: 30. Januar 2008, 15:30:04 »
Kapitel 7
Der Tag, an dem Glücksbote Ryan dreimal Baden ging!


20. Tarask Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Ich schrecke auf. Es dauert einige Sekunden, bis ich wieder weiß, wo ich bin. Die Tür zu Dolons Kammer ist offen und ein Gardist steht im Rahmen. Er redet mit Dolon. Eine halbnackte Frau scheint vor dem Tempel zu stehen und will mit Dolon sprechen. Irgendetwas sagt mir, dass es sich um Lia handeln muss. Tatsächlich ist sie es, die schließlich blutend in den Raum geführt wird. Sie ist Barfuss, trägt ein blutgetränktes Unterkleid und sieht sehr mitgenommen aus. Mili, nun auch Wach und richtig aufgedreht, klammert sich ängstlich an mich. Ich schmuse so lange mit ihr, bis sie wieder beruhigt ist. Derweil erzählt Lia stockend, wie sie in der Nacht im Silberfisch in ihrem Zimmer überfallen wurde. Ich muss mir ein „Hab ich es nicht gesagt!“ verkneifen. Lernen durch Schmerz. Aber wenigstens konnte sie entkommen, auch wenn ein Büßer des Illmaters, das sind Kleriker des Gottes der Leiden, welche sich um Bedürftige und Schwerverletzte unentgeltlich kümmern, sie hat retten müssen.

Da nun Glücksbote Ryan gleichfalls ein isoliertes Ziel ist, beschließen wir ihn unverzüglich aufzusuchen. Leider ist Schlachtenrufer Dolon nicht mehr in der Lage, sie zu heilen. Aber einer seiner Brüder in der Schlacht ist noch in der Lage für eine kleine Spende sie wieder gesund zu bekommen. Auch bekommt sie die alte Übungsrüstung von Dolon ausgeliehen, die ihr viel zu groß ist, aber besser als gar nichts. Mili ist nicht mehr ins Bett zu bekommen und ich bin Froh, dass Ardana sich ihrer wieder annimmt. „Keine Gruselgeschichten mehr, dafür ist sie doch noch viel zu klein!“ flüstere ich Xanas Mutter noch zu.

Es ist früher Morgen, die ersten Leute hasten zu ihrer Arbeit, die schon in der Dunkelheit anfangen müssen. In Tallarns Weg findet gerade eine Prozession von Tyrannos Anhängern statt, die wild etwas skandieren, dass einfach keinen Sinn ergibt. Wir haben Glück und Glückbote Ryan ist wohlauf. Tymora sei Dank. Er muss noch für neue Geschenke des wahren Glaubens beten, wir gehen derweil Frühstücken und bereden unser weiteres Vorgehen. Zuerst müssen wir Lias verlorene Ausrüstung ersetzen. Ich bin nicht besonders glücklich über den Vorschlag, diese Verluste aus der gemeinsamen Kasse zu begleichen. Schließlich war dieses Risiko bekannt und wer sich so in Gefahr begibt, verdient eine Lektion. Dolon streckt ihr schließlich das Geld voraus und wir kaufen einen neuen Kompositlangbogen und einen Köcher mit Pfeilen für sie. Inzwischen ist auch Glücksbote Ryan fertig und wir beschließen uns heute um die Tieflinge auf der Blutstrotzer zu kümmern. Aber zuerst gehen wir zum Silberfisch.

Die Erlanns sind entsprechend aufgebracht, ein Raubüberfall im Silberfisch ist nicht gerade gut für das Geschäft. Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen, dass die Erlanns so unter der ganzen Schatzsuche zu leiden haben. Ich werfe Lia einen vernichtenden Blick zu. Und ich ärgere mich auch über mich selbst. Besseres Wissen habe ich Lia hier übernachten lassen. Kluge Schurkinnen hätten das wenigstens ausgenutzt und dem Assassinen einen Hinterhalt gelegt, wenn sich schon jemand so als Köder anbietet. Diese Gelegenheit haben wir leider ausgelassen. Verdammt!

Ein paar Schildwächter begutachten gerade den Tatort und hören sich desinteressiert an, was Lia zu berichten hat. Der Anführer kommt mir bekannt vor. Ja, richtig, dass ist der Hauptmann, der damals im Brunnenhaus anwesend war, wo wir uns alle zum ersten mal zur Schatzsuche getroffen haben. Mir kommt das inzwischen wie Jahre her. Dabei sind es nur wenige Tage. So ziemlich alles wertvolle aus Lias Besitz ist weg, auch ihr meisterhaftes Schwert und ihr Langbogen. Ganz abgesehen vom Kurzbogen aus Schwarzholz. Mist.

Nachdem die Schildwache abgezogen ist, räumen wir ihr herumliegendes Zeug zusammen und packen. Kurz besprechen wir noch das vorgehen gegen die Tieflinge. Ich entwerfe den Plan, die Ankerkette und Ruder zu zerstören und das Schiff auf ein Riff treiben zu lassen. Wir haben aber keine Ahnung, wie wir schnell eine massive Kette zerstören sollen. Vielleicht weiß Magister Repp guten Rat. Also auf zum Kollegium. Der orkische Pförtner ist schlechtgelaunt wie immer, führt uns aber zu Repp, der noch im Morgenmantel ist. Wir kommen schnell zum Thema und der Magier weiß noch zu berichten, dass der Kapitän der Blutstrotzer eine Frau ist, die fliegen kann. Sie wäre sehr berüchtigt. Dann kommen wir zu dem wie, unseres Problems. Es gebe zwar Zauber, die recht effektiv Kettenglieder zerstören, aber er will uns keine davon überlassen, nicht mal auf Rolle. Aber die Schildwacht hätte für die Kanalisation ein abgerichtetes Metallzersetzendes Monster. Oder der Alchemist Regius Glimmstein hätte flüssige Eis. „Was wollen wir mit flüssigem Eis? Ich will nicht auf dem Meer Schlittschuhlaufen.“ Repp erklärt mir in einem Tonfall, den man anschlägt, wenn man einem kleinen Kind etwas erklären will, dass Metall durch Kälte wie Glas wird und man es einfach zerschlagen kann. Kann nicht alles wissen!

Nakago

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« Antwort #54 am: 01. Februar 2008, 22:34:16 »
20. Tarask Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Ich danke für den Rat und die Erklärungen und wir machen, dass wir was zu Wege bringen. Die Kanalwächter sind leicht zu finden am Rallardsplatz. Vier Wachen sind im Gebäude. Wir kommen recht schnell auf den Punkt und dürfen uns mal dieses Rostmonster anschauen, welches sie im Keller halten. Der Wächter füttert es mit einem Stahlpfennig und es kommt von der Decke herunter gesprungen. Xana quietscht erschreckt auf. Sie hatte irgend etwas süßes, flauschig Bepelztes mit glänzenden Knopfaugen erwartet, stattdessen sehen wir eine viel zu große Kakerlake, welche mit ihren Fühlern den Pfennig berührt, der dann innerhalb kürzester Zeit zersetzt wird, was das Vieh dann aufschlabbert. Örks!

Für schlappen achthundert Goldmünzen könnten wir es erwerben. Na, ich weiß nicht so recht. Das ist viel Geld, das wir so nicht haben, auch wenn die beiden Priester über ein dickes Bargeldpolster verfügen. Magister Repp hatte angedeutet, das Vieh in Zahlung zu nehmen, aber die Summe hat er uns nicht verraten. Also wieder zurück zum Kollegium. Er bietet fünfhundert dafür. OK, wir würden also dreihundert drauf zahlen. Schmeckt mir nicht so richtig. Besonders da ich Angst habe, dass wir das Monster nicht unter Kontrollen halten können.

Xana druckst etwas herum und meint schließlich, dass sie das eventuell bewerkstelligen könnte. Sie hätte da so einen Zauber, weiß aber nicht genau, ob ihre arkanen Kräfte dafür ausreichen. Nun gut, das sollten wir dann einfach mal ausprobieren. Auf dem Weg zum Kollegium gibt es eine steile Stelle mit einer Treppe, die ein eisernes Geländer trägt. Die Hexenmeisterin stellt sich davor, formt ihr Hände so, wie man Knödel macht. „Elektrische Kugel, flieg!“ Sie macht eine werfende Bewegung mit der rechten Hand und sie wirft tatsächlich eine kleine, grell leuchtende Kugel auf das Geländer. Die Kugel schlägt ein und ein Kranz kleiner Blitze zischt über das Metall hinweg. Tatsächlich wird Material heraus gebrochen. Schließlich erlischt es. Neugierig treten wir alle näher und untersuchen das Geländer. Sauberes Metall glänzt uns entgegen. Sieht so aus, als hätte die Kugel das Material oberflächlich angegriffen und erst mal alle schwachen und beschädigten Elemente herausgesprengt, so dass nur das ursprüngliche Eisen übrig blieb. Wir kommen zu dem Schluss, dass die magischen Fähigkeiten von Xanaphia wohl noch nicht ausreichen, um das stabile Kettenglied einer Ankerkette zu sprengen. Die junge Hexenmeisterin ist sichtlich geknickt.

Also auf zu Meister Regius Glimmstein, den bekannten und genialen Erfinder, vielleicht haben wir ja bei ihm mehr Erfolg. Er hat seinen Komplex an der Senke; er besteht aus mehreren Gebäuden und Hallen. Wir gehen in das Hauptgebäude, in dessen Erdgeschoss sich eine große Werkstatt befindet. An niedrigen Werkbänken arbeiten mehr als ein Dutzend Gnome wohl meist an mehreren Projekten gleichzeitig. Hier und da zischt es gefährlich. Manche Apparate sind nur Handteller groß, andere erstrecken sich über mehrere zusammen geschobene Werkbänke. Der einzige Mensch in dem Raum, eine junge, adrett gekleidete Frau, begrüßt uns freundlich.

Wir kommen recht schnell zum Punkt unseres Anliegens, werden dann aber unterbrochen, als ein Gnom aus der Tiefe des Gebäudes kommt, am Rockzipfel der Frau zerrt und ihr dann was zuflüstert, als sie sich zum ihm hinabbeugt. „Oh, Meister Glimmstein möchte euch persönlich kennen lernen.“ Aha? Nun gut, wir folgen ihr in das Gebäude. Es gibt immer zwei Türen neben einander. Die eine hat die Größe eines Gnoms, die andere ist auf unsere Größe ausgelegt. „Meister Glimmstein hatte kürzlich einen Unfall. Er mag es nicht wenn, man ihn auf diesen offensichtlichen Umstand anspricht“, warnt uns die junge Frau und wir treten in eine weitere Werkstatt ein. Hier stehen auch überall Werkbänke herum, aber im Gegensatz zum Gewusel im öffentlichen Labor ist hier nur eine Person anwesend. Die Frau hat gut daran getan, uns zu warnen. Ich kann gerade so einen Aufschrei unterdrücken, als Meister Glimmstein hervortritt. Er ist fast so groß wie ich, auch wenn er den Körper eines Gnoms hat. Seine Extremitäten sind ins Groteske verzerrt. Etwa doppelt so lang, wie sie sein sollten. Sein Gebiss ist das eines Raubtieres. Meiser Glimmsteins Augen sind hinter einer geschwärzten Brille verborgen. Die Hände und Füße des Gnomes, oder was auch immer er jetzt darstellt, sind grotesk große Krallen. Sein Körper ist von einer komischen Rüstung bedeckt, auf dem Rücken trägt er einen Rucksack mit Zylindern und Schläuchen, die teilweise in seinen Armen enden. Finsternis!

Er begrüßt uns überschwänglich und freut sich, Renyas neue Leute kennen zu lernen. Er hätte schon viel über uns gehört. Und er findet es gut, dass sich jemand Larnas annimmt. Sie wäre keine besonders geschätzte Kundin, da sie immer nur mit großer Verzögerung und nach Mahnungen zahlt. Etwas, was den mutierte Gnom in Rage zu bringen scheint. Meister Glimmstein hört sich unser Problem an und meint, flüssiges Eis wäre nur was für Anfänger. Er hätte da viel bessere Ideen. Und was das für Ideen sind. Zum Beispiel der Rostwerfer. Damit könnte man Geschosse verschießen, die alles zum Rosten bringen würden. Dazu bräuchte er nur die Fühler von einem Rostmonster. Und das war eine der harmloseren Ideen. Langsam wird mir klar, warum man sagt, dass Genie und Wahnsinn sehr eng beieinander liegen. Das Problem ist auch, dass er dafür horrende Summen verlangt. Können wir uns leider nicht leisten. Unverrichteter Dinge verlassen wir dieses seltsame Wesen.

Und nun? Wir sind nicht wirklich weiter gekommen. Den Plan mit der heimlichen Sabotage können wir so nicht verwirklichen. Direkte Konfrontation also. Wir sind fünf, wie viele werden wohl auf dem Schiff sein? Zehn bis Zwanzig sind eine realistische Einschätzung. Lia ruft ihren Raben und schickt ihn los, um sich Gewissheit zu verschaffen. Seltsames Tier. Ich habe von mächtigen Waldläufern gehört, die Tiere so gut verstehen, dass sie sich mit ihnen unterhalten können. Also muss Lia ziemlich viel auf dem Kasten haben. Aber ihre sonstigen Fähigkeiten scheinen dem nicht wirklich zu entsprechen. Seltsam.

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #55 am: 04. Februar 2008, 14:34:57 »
20. Tarask Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Wir kehren zum Tempel des Tempus zurück und während Schlachtenrufer Dolon am Mittag Tempus um seine Macht anbetet, gehen wir erst mal essen. Lias Rabe kehrt zurück und mit Dolon können wir nun weiter planen. Es gibt nur knapp ein Dutzend Besatzungsmitglieder, mit denen können wir fertig werden. Wer wagt gewinnt. Da Tieflinge Kreaturen der Finsternis sind, bietet die Dunkelheit ihnen nur Vorteile und uns nur Nachteile. Also ist ein Kampf am Tag unser Vorteil. Ich schlage vor, dass wir uns als Sklavenhändler verkleiden und Xana als Sklavin. So können wir ohne Stress das Schiff ansteuern, kommen ganz offen mit allen Waffen an Bord und dann wird es knifflig werden, da sich wahrscheinlich die gesamte Besatzung versammeln wird, um dem Verkauf beizuwohnen. Haben ja schließlich sonst nichts zu tun. Da ab diesem Zeitpunkt eine gewaltsame Konfliktlösung angestrebt wird, ist Schlachtenrufer Dolon bereit, über die hinterhältige Annährung hinwegzusehen. Tempus würde es zwar sicherlich begrüßen, wenn wir mit wehenden Fahnen das Schiff entern würden, aber manchmal muss man eben Kompromisse aus Machbarkeitsgründen hinnehmen.

Bei einem Kleiderhändler organisiert sich Xana uralte, etwas zu kleine Kleidung, die sie noch an den entsprechenden Stellen einreißt. Sie zieht sich um und sieht nun in dieser abgetragenen Kleidung, welche ihre Brüste aus dem Ausschnitt quellen lässt und viel Bein zeigt, sehr verführerisch aus. Jedenfalls sabbern unsere beiden Kleriker beim Glotzen recht stark. Das dürfte auch die Tieflinge entsprechend ablenken. Also auf zum Hafen. Dort finden wir ohne Probleme den Fischer Karn, der uns sein Boot leiht. Nach kurzer Einführung schippern wir los. Die Handhabung des Segels erweist sich als ziemlich knifflig. Und wir müssen ziemlich weit raus fahren.

Ich steuere das Schiff und meine Knöchel zeichnen sich weiß ab, so verkrampft halte ich das Steuerruder. Schon bald wird das Meer recht rau und wir schlingern eher, als dass wir wirklich Kurs halten. Wir passieren ein halbes Dutzend vorgelagerte Inseln, wo sich Fischerhütten ducken. Schließlich erreichen wir den Bereich, wo die Blutstrotzer auf Reede liegt. Hier sind überall Klippen und Untiefen und ich frage mich wie ein hochseetüchtiger Zweimaster wie dieses Schiff aus Westtor mit seinem Tiefgang es geschafft hat, sich hier ohne Beschädigungen durchzuschlängeln. Wir haben ziemliche Problem den Riffen und Untiefen auszuweichen. Hier gibt es viele Fischer, welche die Krabben fangen, die es hier gibt. Nun ist es Zeit, Xana zu fesseln. Ich übernehme das und binde einen Knoten, der einfach zu lösen ist, sie muss nur die Armee etwas verschränken, das eine Ende fassen und dran ziehen. Sollte kein Problem sein. Ich nehme ihre Waffen an mich, die aus einem Dolch und einer Schleuder bestehen.

Schließlich erreichen wir die Blutstrotzer und werden bald bemerkt. „Verschwindet!“, wird uns von oben befohlen. „Wir haben hier etwas, was euch interessieren könnte.“ Lia zerrt Xana scheinbar brutal auf die Beine und präsentiert deren Schokoladenseite. Den Tieflingen an Bord springen beinahe die Augen aus den Höhlen. „Ja, kommt an Bord!“ Das war ja jetzt einfach. Wir gehen längsseits und binden unser Boot an den Tauen fest, die uns herunter geworfen werden. Dolon überzeugt sich, dass sein heiliges Symbol verhüllt ist und klettert als erster hoch. Ich folge ihm und helfe der gefesselten Xana dann an Bord. Glücksboote Ryan und Lia folgen auf dem Fuß. Ein ziemlich muskulös gebauter dunkelgrauer Tiefling mit Hörnern auf dem Kopf scheint der Sprecher der Gruppe zu sein. Sieben weitere Tieflinge haben einen losen Kreis um uns gebildet. Auf der kleinen Insel neben dem Schiff befinden sich drei weitere Tieflinge. Die Insel ist nur wenig größer als das Schiff selber und eine kleine Ruine befindet sich auch dort.

Wir stehen einer lösbaren Aufgabe gegenüber. Die geflügelte Frau, welche ja laut Magister Repp so gefährlich sein soll, ist nicht zu sehen. Gut. Glücksbote Ryan preist seine Ware in den blumigsten Worten an. Einer keuschen und sittsamen Frau würde das die Schamesröte ins Gesicht treiben. Zum Glück befindet sich hier keine solche Frau. Xana windet sich in ihren Fesseln und schafft es dabei wirklich soviel wie möglich zu zeigen, ohne dass ihre Oberweite das Oberteil zum Platzen bringt. Ryan will exorbitante siebentausend Goldmünzen, der gräuliche Obermaat der Tieflinge bietet ganze dreihundert. Sehr schnell wird klar, dass dies kein glückliches Ende nehmen kann, sollte es ja auch nie. Zeit die Maskerade zu beenden.

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #56 am: 06. Februar 2008, 14:34:25 »
20. Tarask Das Jahr der Visionen 731 TZ Blutstrotzer

Die Tieflinge zücken ihre Waffen und unsere Priester präsentieren ihre heiligen Symbole. „Möge der Feindhammer euch zerschmettern!“ „Möge Tymora den Mutigen lächeln!“ Da mir partout kein Spruch einfallen will, lasse ich mein Rapier für mich sprechen. Während die beiden Priester eine geschlossene Front bilden, schreitet Xana nach hinten und windet sich in ihren Fesseln. Anstatt sich zu befreien, scheint sie sich nur mehr darin zu verstricken. Eigentlich könnte sie jetzt mit der Show aufhören. Lia zückt ihren Bogen und Pfeile sausen ausnahmsweise mal präzise durch die Luft und der erste Tiefling wird getroffen über die Reling geschleudert.  Mein Rapier gleitet über den schier stählernen Leib eines gehörnten Tieflings und hinterlässt nicht mal einen Kratzer. Verdammnis!

Der Obermaat holt eine Stachelkette hervor und prügelt damit sichtlich genüsslich auf Dolon ein. Die anderen Tieflinge stürmen mit Dolchen und hässlich aussehenden Entermessern mit gezackten Klingen auf uns zu. Es gibt ein wildes Handgemenge. Pfeile zischen zielsicher durch die Luft und strecken Tiefling auf Tiefling nieder. Auch Dolon erschlägt gekonnt mit Hieb und Nachschlag zwei Tieflinge. Sogar mein Rapier hält ausnahmsweise mal blutige Ernte. Glücksbote Ryan steht wie ein Fels in der Brandung. Nur Xana windet sich weiter in ihren Fesseln. Sie hat inzwischen ein hochrotes Gesicht und das nicht nur, weil sie jetzt mehr präsentiert, als für eine Frau schicklich ist.

Die Reihen lichten sich sichtlich. Dunkelheit breitet sich aus und man kann kaum noch was sehen. Wahrlich Finsternis! Das ist nicht gut. In dieser beschworenen Dunkelheit sind die Ausgeburten der Hölle sichtlich im Vorteil. Aber nur der Obermaat vertraut auf seine Stärke, seine zwei letzten Überlebenden suchen nun ihr Heil in der Flucht. Einer der Unglücklichen wird vom Obermaat von den Beinen gerissen und dann mit der Stachelkette getötet, bevor er sich weiter Dolon zuwendet. Von der Insel scheinen die drei bis jetzt unbeteiligten Tieflinge auf das Schiff zu stürmen. Ich wende mich der Rampe zu, die das Schiff mit der Insel verbindet, während Xana es nun endlich schafft, sich aus der Fesselung zu winden. Ihre Arme sind fast wund gescheuert von den Fesseln, die doch gar nicht so fest gebunden waren.

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Während Glücksbote Ryan und Schlachtenrufer Dolon weiter durch die Dunkelheit den Obermaat verfolgen, empfange ich den ersten der Tieflinge mit meinem Rapier an der Rampe. Ich treffe ihn, aber die Wunde ist nur oberflächlich. Er haut mit einem Entermesser nach mir, aber ich kann den Hieb mit der Tartsche abwehren. Auch die anderen Tieflinge meinen, sie müssten mich hauen. He! Lia streckt einen mit einem Pfeil zu Boden und ich kann den verwundeten Tiefling nur mit etwas Herumgefuchtel beeindrucken. Endlich gelingt es den beiden Priestern dem Obermaat den Garaus zu machen, als von unten die Herrin des Schiffes auftaucht.

Wow! Die Höllentussi hat vielleicht ne Oberweite, die selbst Xana neidisch werden lassen müsste. Da kann ich wirklich einpacken. Auch hat die Höllenbraut fledermausartige Flügel und ihre Schuhe haben Absätze, die können für das Kreuz einfach nicht gut sein können. Aus ihrer elfenbeinweißen Stirn ragen rote spitz zulaufende Hörner. Sie erfasst die Lage auf ihrem Schiff und meint wohl, dass Glückbote Ryan eine Abreibung verdient. Lia streckt einen weiteren Tiefling nieder und auch ich werde endlich mit dem letzten fertig. Das war jetzt wieder mal mühsam.

„Arkane Macht! Flieg und Töte!“ Mit ihren Handschuhen schleudert Xana beeindruckende drei grüne Geschosse auf die Braut aus der Hölle und schlägt drei kleine Krater in ihr Fleisch, die gelblichen Rauch absondern. „Tempus! Möge diese Waffe dir ewigen Ruhm einbringen!“ Dolon reckt seine Waffe gen Himmel und magische kleine Blitze umtanzen sie. Auch ich lasse mich nicht lumpen und bewege mich auf Dämonin in dem superengen, schwarzen Lederkostüm zu. Während die Schlampe aus der Hölle sich den Glücksboten grabscht und ihn ordentlich durch die Mangel dreht, flankieren Dolon und ich sie. Dann gibt es Saures. Tief dringt mein Rapier in ihren Unterleib, aber nur ein lustvolles keuchen kommt ihr über die roten Lippen, weil sich ihr Fleisch danach sofort fast vollständig schließt. Hö!

Der guten Frau wird es hier deutlich zu voll und sie stößt sich mit Ryan in ihren Klauen einfach in die Lüfte. Finsternis! Weitere magische Geschosse hämmern in ihren Leib und Pfeile verwandeln sie in ein geflügeltes Nadelkissen.  Und zu guter Letzt schmeckt sie noch die Axt des Schlachtenrufers, bevor sie genug Höhe gewinnen konnte. Dummerweise stürzt sie samt dem schwergerüsteten Glücksboten gerade noch so ins Meer. Je nach Sichtweise ist das Meer hier glücklicherweise nicht besonders tief, da hier gleich die scharfen Riffe lauern. Böses ahnend linse ich über die Reling und sehe den Glücksboten an einer aus dem Meer ragenden scharfen Klippe nach unten rutschen. Das Wasser färbt sich um ihn herum rot. Die Dämonenschlampe hängt unmalerisch aufgespießt an der Klippe und fröhliche Krebse klackern erwartungsvoll mit ihren scharfen Scheren. Tymora hilf!

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #57 am: 08. Februar 2008, 15:08:09 »
20. Tarask Das Jahr der Visionen 731 TZ Blutstrotzer

Xana wirft ein Seil über Bord und ich klettere geschwind daran herunter, wickle es einmal um den Arm und rufe nach oben, „Gebt mir etwas mehr Seil!“ Dann stoße ich mich ab und paddle wie wild die wenigen Meter zu ihm hin, bis ich Grund spüre und ihn erreiche. Sein Gürtel hat sich an einem der spitzen Steine verhakt und der Wellengang hat ihn mehrmals gegen den Fels gedonnert. Autsch! Glücksbote Ryan sieht schon ziemlich tot aus. Ich packe ihn, „Zieht!“ und stoße mich mit ihm ab. Durch das Seil geht ein Ruck und wir kommen nach zwei Herzschlägen am Schiff  an. Irgendetwas großes Fischartiges schwimmt an mir vorbei. Oh nein!

„Alles wird doppelt gut!“ Heilende Magie aus meinem Gürtel fließt in den Glücksboten und lässt ihn aufkeuchen. Die meisten Wunden haben sich geschlossen. „Halt dich gut fest!“, sage ich zum Tymorapriester. „Holt uns hier raus!“, rufe ich nach oben. Aber die drei schaffen uns nicht beide. Also klettere ich so schnell wie möglich hoch und helfe ihnen. Gerade als wir Ryan fast aus dem Wasser haben, schreit er gepeinigt auf und lässt das Seil los, weil  sich ein Hai in seinen Oberschenkel verbeißt. Durch den Ruck geraten wir erstmal ins Taumeln, können uns aber fangen. Xana spurtet zur Reling und jagt zwei grüne Geschosse ins Wasser. Das demotiviert den Hai etwas und er lässt von Ryan ab, der jetzt aber wie ein Stein untergeht. Verdammnis!

Ich sause ein weiteres Mal herunter und packe den untergehenden Glücksboten gerade so noch an der Hand. Mühsam zerre ich ihn an die Oberfläche und binde das Seil so gut es geht an ihm fest. Dann ein weiteres mal nach oben und nun gelingt es uns, ihn mit vereinten Kräften hoch zu ziehen. Endlich ist er oben und ich gönne es mir, eine Minute lang nur zu sitzen. Was für eine Schlacht. Ich schaue auf meine Hände, das Wasser hat das Blut daran abgespült, aber ich habe gerade zwei Tieflinge getötet. Zwei intelligente Wesen, die mir eigentlich gar nichts getan hätten, wenn ich sie nicht angegriffen hätte. Ich seufze schwer und hoffe, dass dies alles wirklich notwendig war. Während die beiden Kleriker wieder einmal sich gegenseitig ihrer Hochachtung versichern, sich gegenseitig loben und sich auch dann heilen, sammle ich das Kurzschwert der Halbdämonin ein. Schöne Arbeit, aus Westtor mit hübschen Verziehrungen. Liegt gut in der Hand, spontan entscheide ich mich, dass dies nun mein Kurzschwert ist. Lia und Xana sind schon ganz hibbelig und wollen das Schiff untersuchen. Also gut.

Ich gehe voran in die Tiefe des Schiffes, als erstes kommen wir zur Kapitänskajüte. Sorgfältig suche ich nach Fallen, kann aber nichts erkennen. Von drinnen höre ich ein seltsames Pfeifen. Ich überlege kurz, ob ich vielleicht lieber von außen durch ein Fenster hinein soll, kommt mir dann etwas übertrieben vor, schließlich ist nichts zu sehen, was mich an eine Falle glauben lassen würde. Vorsichtig öffne ich die Türe und flammende Runen tauchen vor mir in der Luft auf. Oh oh! Einen Herzschlag später durchzucken mich furchtbare Schmerzen, das hat jetzt weh getan! Schwer durchgebeutelt richte ich mich wieder auf. Das war jetzt nicht schön gewesen. Wie konnte ich nur die Runen übersehen?

Hinter der Türe ist eine geräumige Kajüte. Was mir sofort ins Auge fällt, neben einer Truhe, einem Schreibpult und einem Schrank, ist eine grotesker Sockel im Zentrum der Kabine. Der Sockel besteht aus deformierten, schreienden Gesichtern aus dunklem Stein, durch deren Mundöffnung die Zugluft pfeift. Oben auf der Spitze ist ein Objekt, das ich instinktiv als Ei bezeichnen würde. Es hat eine schwarze Oberfläche, die mit grünen Adern durchzogen ist. Es ist oben deformiert worden und sieht nicht gerade vertrauenerweckend aus.

„Da ist ein Schutzkreis darum herum!“, warnt Xana, deren Augen im arkanen Feuer blitzen.

„Soll der Schutzkreis Eindringlinge draußen halten oder das Ei drinnen?“ Die hübsche Halbelfe legt den Kopf schief und studiert den Kreis intensiv. „Ich denke, er wirkt eher nach innen als nach außen.“

Wir beschließen dieses Ding fürs erste zu ignorieren und den Rest zu plündern. Also bewege ich mich vorsichtig daran vorbei, ohne den Kreis zu berühren und suche bei der Truhe nach Fallen. Wieder finde ich nichts und knacke das Schloss mit Leichtigkeit. Ich bin trotzdem vorsichtig und stelle mich so hin, dass eine potentiell doch vorhandene Bolzenfalle mich nicht trifft. Es gibt tatsächlich eine Bolzenfalle, die aber nicht losgeht. In der Truhe liegt ein schönes Kleid, das sehr offenherzig geschnitten ist. Oh! Das ist genau das richtige für das Mittsommerfest. Meins! In einem Beutel sind sorgfältig jeweils noch zusätzlich sechs Kekse, anders kann ich das Zeug nicht beschreiben, eingewickelt. Ich habe keine Ahnung, was das ist, aber es verschwindet in meinem Beutel. Dann finde ich eine schöne Schatulle, die einen schönen Satz von Goldschmuck enthält, also Ohrringe, Halskette und ein Anhänger. Dazu finden wir noch einen Beutel mit Goldmünzen, den ich sofort aufteile. Ich bin ja so was von blank.

Nakago

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« Antwort #58 am: 11. Februar 2008, 14:09:07 »
20. Tarask Das Jahr der Visionen 731 TZ Blutstrotzer

Als nächste nehme ich mir das Schreibpult vor, das zwei Schubladen enthält, aber keine Fallen. In einer Schublade finden wir eine Flasche Wein von der berüchtigten Sorte „Sommertraum“. Gleich mal weg mit dem Teufelszeug. Dazu liegt da noch ein langstieliges Pfeifchen und entsprechend abgepackte Pulver. Das ist ebenfalls Teufelszeug, macht einen nur Wirr im Kopf! Es findet sich noch eine Art Logbuch, das aber auf Infernalisch geschrieben ist. Ich werde nicht ganz schlau draus. Als nächstes der Schrank, der ein paar Sätze wirklich verrucht geschnittener Kleidung beinhaltet. Die teilen Xana und ich schwesterlich unter uns auf, während Lia sich eine Lederrüstung schnappt. Steht ihr besser als die ausgeliehene. Während Xana und ich uns noch die Kleider und Stiefel betrachten, geht Lia schon mal runter in die Mannschaftsquartiere und Lagerraum. Ich warne sie noch davor, alleine los zu ziehen, aber sie ignoriert mich. Nun ja, sie ist selber groß.

Schließlich kommt Lia mit einem Beutel mit Gold zurück, den sie laut Glücksbote Ryan behalten darf, weil sie ja ihre komplette Ausrüstung verloren hat. Ich werfe ihm einen bösen Blick zu, da es allein ihre eigene Schuld war, dass es überhaupt so weit gekommen ist. Aber ich stehe wohl mit dieser Meinung alleine da. Klar, die anderen haben auch kein kleines Kind zuhause. Aber in dem Mannschaftsquartier, der gleichzeitig auch der Frachtraum ist, befindet sich eine Kiste mit infernalischen Schriftzeichen. Die schauen wir uns an. Die Kiste ist recht groß und massiv. Einer der Sätze leuchtet magisch in tiefem Rot. Die anderen Fünf scheinen mit Blut oder einer so aussehenden roten Farbe geschrieben zu sein. Man muss da echt keine Geheimschriften entschlüsseln können, um das als Warnung zu verstehen. Sie ist verschlossen und wir haben keinen Schlüssel dafür gefunden. Offensichtlich scheint sie nicht weiter gesichert zu sein. Ich schnappe mir einen Besen und verschiebe die Truhe etwas. Dabei biegt es den Stiel bis kurz vor dem zersplittern durch, aber sie lässt sich verschieben, ohne dass etwas explodiert.

Da ich mich nicht traue, sie ohne wirklichen Schutz zu öffnen, beschließen wir, sie mitzunehmen. Schlachtenrufer Dolon und Glücksbote Ryan übernehmen die Aufgabe, die Kiste auf unser Boot zu schleppen. Auch verstauen wir unsere Beute. Die Schatten sind inzwischen lang geworden. Schätze mal, dass wir noch für zwei Stunden Tageslicht haben. Jetzt ist die Frage, was wir mit dem seltsamen Ei machen wollen. Darüber entbrennt eine hitzige Diskussion. Ich glaube, soviel wie heute haben wir noch nie uns über verschiedene Vorgehensweisen gestritten. Keiner von uns weiß, was das „Ei“ wirklich ist. Fakt ist, dass es in einem Schutzkreis gehalten wird und auf einem überaus geschmacklosen Sockel steht.

Möglichkeit eins wäre, zwei segeln zurück, holen Havard Repp und er entscheidet. Knackpunkt eins wäre eben, wir müssten uns dazu trennen, die Repp holen gehen, sind leichte Beute für unseren Assassinen. Knackpunkt zwei ist, Havard Repp wäre erst nach Einbruch der Nacht hier. Zeit ist etwas, was wir wirklich nicht haben. Ganz abgesehen davon, dass ich keinem von uns wirklich zutraue, bei Nacht mit dem Boot sicher zu segeln, ohne auf eine Untiefe oder gar schlimmer, auf ein Riff aufzulaufen.

Möglichkeit zwei, wir zerstören es. Problem hierbei ist, wir haben keine Ahnung, was dabei alles passieren kann. Vielleicht es auch eine Art Explosionskörper. Darüber können wir nur spekulieren. Vorteil wäre halt, wir sind in fünf Minuten weg. Falls wir das überleben….

Möglichkeit drei wäre, wir lassen es einfach hier und überlassen es sich selbst. Das gefällt auch niemanden. Hier gibt es viele Krabbenfischer und wenn die mitbekommen, dass die Blutstrotzer bar jeder lebenden Besatzung ist, werden die das Plündern, was wir liegen gelassen haben. Und ich halte es für keine gute Idee, denen das Ei zu überlassen.

Möglichkeit vier, wir nehmen das Ei mit. Da wir nicht in der Lage sind, das große Schiff wirklich zu segeln, müssen wir es von hier entfernen und auch hier sind die Folgen unabsehbar. Schließlich bilden sich zwei Gruppen, die hübsche Hexenmeisterin Xana, welche eher das Ei behalten würde, wäre mit Glücksboten Ryan dafür,  trotz aller Gefahren und Hindernisse Magister Repp zu holen. Die Bogenschützin Lia, Schlachtenrufer Dolon und ich sind dafür, dass Ei zu zerstören, da Zeit ein entscheidender Faktor ist. Wirklich wohl ist mir dabei nicht, aber die Alternativen sind für mich noch schlechter zu akzeptieren. Die Mehrheit hat entschieden. Wir beschließen, dass Lia mit ihrem Bogen darauf schießen soll, während wir anderen in Bereitschaft in der Nähe bleiben, falls irgendetwas Unangenehmes heraus kommt.

So quetsche ich mich mit Xana soweit wie möglich entfernt an die eine Wand, während die beiden Kleriker uns gegenüber Stellung beziehen. Ich binde mir noch ein Tuch vor dem Mund, falls eine giftige Wolke aus dem Ei entweichen sollte. Ich küsse durch das Tuch das Abbild meiner Schutzgöttin, führe es an die Stirn und an meine Brust. Möge Tymora uns beistehen!

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #59 am: 13. Februar 2008, 16:31:02 »
20. Tarask Das Jahr der Visionen 731 TZ Blutstrotzer

Lia spannt ihren Bogen und der Pfeil zischt zielsicher aus knapp drei Schritt Entfernung auf das Ei zu. Der Pfeil prallt ab, hinterlässt aber einen Riss. Das Pfeifen der hohlen Münder steigert sich zu einem infernalischen Kreischen und zwei durchscheinende Gestalten aus Schwärze erscheinen vor uns aus einer Explosion aus Dunkelheit, die verdammt weh tut. „Alles wird Gut!“ und der Großteil der Wunden aus dieser Explosion und von den Runen an der Tür, die bis jetzt von den Herren Klerikern nicht für nötig befunden wurden, zu versorgt zu werden, schließen sich augenblicklich durch die Macht des magischen Gürtels. Was in aller Welt ist das schon wieder? Sind das Schatten? Wie das Wesen in der Kugel im Labor der Magierin im Kollegiat? Das wird jetzt unangenehm für uns werden. Tymora hilf!

Und Tymora hilft. Während wir noch vor Schreck wie erstarrt sind, reißt Glücksbote Ryan sein heiliges Symbol hoch. „Im Namen Tymoras! Geht mir aus den Augen!“ Und wahrlich, sein Symbol erstrahlt im reinen Licht und die beiden Schatten kreischen gepeinigt auf. „Meeerrrkt eeeuuuch uunseree Worteee! Deeer Kööönig wiiird kooommennnn!“ Dann weichen sie zurück und sickern durch die Wand. „Lange wird sie das nicht aufhalten!“ Wir müssen das Schiff versenken, sofort! Also schütten wir die Alkoholvorräte der Mannschaft aus und brennen es ab. Gerade als die Schatten wieder kommen, verlassen wir das brennende Schiff. Schon bald brennt der Zweimaster lichterloh und ich hoffe, dass die Flammen ausreichen, um das Ei zu zerstören. Brennend sinkt das Schiff, bis nur noch die Masten aus den Fluten herausragen. Ich hoffe, wir haben das Richtige getan. Das vielleicht nicht, aber aus unserer Sicht gab es einfach kein richtig oder falsch, sondern nur ein praktikabel oder hohes Risiko. Wir werden später nachsehen, ob das Ei nun vernichtet ist oder nicht.

Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir den Hafen und geben das Boot zurück. Mühsam schleppen wir die Kiste ins Kollegium, wo wir Havard Repp erstmal ausführlich Bericht erstatten. Er kann sich auf das Ganze auch nicht so den Reim machen. Und er ist auch nicht gerade über die Kiste begeistert. „Ich werde Zeit brauchen, bis ich sie gefahrlos öffnen kann. Kümmert ihr euch erstmal um die anderen Probleme.“ Ja, da steht noch einiges aus. Kanalisation ausspähen, den Assassinen ausschalten, den Maske Tempel auf unsere Seite ziehen und natürlich am Ende Larna ausschalten. Wir haben einen ganzen Tag für die Blutstrotzer und die Verhinderung des Rituals gebraucht. Wenigstens ist jetzt das Tieflingsproblem aus der Welt. Aus dieser Richtung wird Larna keine Unterstützung mehr bekommen. Besonders da Havard Repp jetzt auch die überaus negativen Informationen über die Tieflingsbotschafterin aus Westtor durchsickern lassen kann. Nach kurzer Beratung entschließen wir uns, die Kanalisation um Larnas Lagerhaus herum anzusehen.

Aber vorher bringen wir noch die Beute in Sicherheit. Meine Kleine ist ganz aus dem Häuschen, als sie mich sieht. Trotz keiner Gruselgeschichten ist sie auch jetzt sehr hibbelig. Och Kleines, alles wird gut. So kenne ich sie gar nicht. Ich habe wirkliche Mühe, sie ins Bett zu bekommen, nachdem wir noch alle etwas gegessen haben. Es dauert eine Weile, bis ich sie in den Schlaf gesungen habe. Dann können wir aufbrechen. Aber leider wird Schlachtenrufer Dolon von seinem Tempelvorsteher zurück gehalten, der ihm noch eine Aufgabe aufbrummt, sodass er uns nicht begleiten kann. Das ist natürlich schlecht, aber Tempeldienst scheint bei einer Organisation wie die Kirche des Tempus wohl vorzugehen, solange keine Schlacht ansteht und das ist wahrlich nicht der Fall.

Aufklärung der Kanäle. Dies ist mein Element und ich führe uns so nahe wie möglich an Larnas Lagerhaus heran in eine Nebengasse, wo es einen schmalen Zugang zur Kanalisation gibt. Wir wuchten die Platten auf und ein dunkles Loch öffnet sich vor uns. Leider befinden sich hier keine Kletterhilfen. Ich nehme mein Seil mit den Knoten und werfe es so kunstvoll über den Hals eines Wasserspeiers, dass ich später das Seil bergen kann. Als erster geht Glücksbote Ryan in die Tiefe. Und leider wortwörtlich, denn er kann sich nicht am Seil festhalten, rutscht ab und kommt mit einem lauten Platschen unten auf. Autsch!

„Aber Glücksbote Ryan, du hast doch vorhin erst ein Bad genommen.“ Ein wüster Fluch antwortet mir. Als nächste saust Xana in die Tiefe, die auch abrutscht, aber wenigstens von Ryan vor einem Bad in der Kloake bewahrt wird als er sie Galant auffängt. Lia stellt sich etwas geschickter an und kommt heil unten an. Als letzte arbeite ich mich in die Tiefe vor und springe auf den steinernen Steg am Rand des Kanals. Die Kanäle wurden vor Jahrhunderten von Zwergen angelegt. Das Mauerwerk ist so gut wie fugenlos, die Steine besser behauen als in einem menschlichen Gebäude für reiche Leute. Die Decke der Kanäle ist gewölbt, der Fluss etwa zwei Schritte breit, auf jeder Seite ist ein fast ein Schritt breiter Gang. Eng ist es hier wirklich nicht.

Lia weist mir den Weg und ich laufe als erste, immer ein Auge auf Fallen oder andere Gefahren. Aber wir stellen sehr bald fest, dass jeder Weg zu Larnas Lagerhaus irgendwann vor einem von Zwergen gefertigten adamantenen Gitter endet. Angeblich kann man diese Gitter mit einem Schlüssel öffnen und ich sehe auch ein Schlüsselloch. Ich spähe hinein und packe dann ohne einen Versuch zu starten meinen Taster wieder ein. Das übersteigt mein Können bei weitem. Aufbrechen ist auch nicht möglich, dazu sind die Gitter viel zu massiv. Jetzt haben wir wieder das gleiche Problem wie mit der Ankerkette. Blöd!

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