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Autor Thema: Der Test der Zeit  (Gelesen 111276 mal)

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Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #90 am: 18. April 2008, 16:09:23 »
25. Tarask Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

„Wir sollten von hier verschwinden!“ Also packen wir den ganzen Schatz in die beiden Truhen. Natürlich ist jetzt das Problem wieder da, wer bekommt das Buch. Glücksbote Ryan stopft es sich kurzerhand unter seinen Panzer. Na gut. Wir beschließen, dem Gegner im Fallenraum aufzulauern, die Falle wieder zu aktivieren, uns auf diesen Raum zurückfallen zu lassen und die Reste hier zu bekämpfen. Also gehe ich hinter der Statue in Deckung und warte, bis sich unsere Gegner zeigen. Als erster betritt ein Mann mit Brille und Schienenpanzer den Raum. Ihm folgt ein Gnom, der einen seltsamen Apparat vor sich her trägt, auf den er gebannt schaut. Und die dritte Gestalt sieht aus wie aus einem Alptraum. Als ein fehlgeschlagenes, magisches Experiment hatte Karn ihn bezeichnet. Aber wie Lamar wirklich aussieht, darum habe ich mir keinen Kopf gemacht. Lamar ist eine unförmige Gestalt, halb Fels, halb Mensch. Demnach müsste der Brillenträger wohl Merl sein.

Ich aktiviere die Falle und husche zu den anderen zurück. Bolzen zischen durch den Raum und einer trifft Merl. Das findet der nicht witzig und macht seine Armbrust schussbereit. „Lamar! Töte diese Wichte!“ Und der Halbgolem, oder wie man den armen Kerl auch immer nennen möchte, brüllt freudig auf. Wie eine Lawine aus Fels kommt er mit einer mächtigen zweihändigen Axt auf uns zugewalzt. Der Gnom quasselt etwas in seiner Sprache und verschwindet dann einfach. Ich sause schon mal die Treppe runter, nachdem ich einen Pfeil auf Lamar abgeschossen habe, der harmlos abprallt. Xana empfängt ihn mit einem ihrer Flammenstrahlen, aber er hebt nur seinen steinernen Arm und die Lohe verpufft ebenfalls harmlos. Geht’s noch?

„Möge Tymoras Waffe dich läutern!“ Glücksbote Ryan beschwört eine Wurfscheibe aus magischer Energie, welche in das Ding fährt und dann in einem spektakulären Puff einfach verschwindet. So langsam gehen uns die Optionen aus. Besonders da der noch was macht, was mich ganz langsam werden lässt. „Arkane Macht! Flieg und Töte!“ Drei grüne Geschosse sausen aus Xanas Finger und verpuffen. Finsternis!

Ich habe inzwischen auf mein Kurzschwert gewechselt und attackiere ihn von hinten. Mein Kurzschwert prallt harmlos auf der Höhe des Herzens ab. Ein normaler Mensche wäre jetzt tot. So langsam wird mir klar, warum Lamar als so gefährlich gilt. Der Typ ist unverwundbar. „Elektrische Kugel flieg!“ Xana probiert nun ihren letzten Zauber aus, der anderen Leuten empfindlich weh tun kann. Diesmal zuckt Lamar zusammen. Das scheint ihm weh zu tun. Und er beschließt, was zu dagegen zu machen. Lia stellt sich ihm in den Weg und siehe da, ihr magisches Schwert fährt durch ihn hindurch wie ein heißes Messer durch Butter. Blut spritzt. Er wankt noch ein paar Schritte und geht dann zu Boden.

„Lamar? Hast du diese Nervensägen endlich getötet?“, fragt Merl nach, als die Kampfgeräusche verstummen. Zur Antwort wirft Glücksbote Ryan die Axt in den Fallenraum. „Ihr Bastarde habt Lamar getötet! Dafür werdet ihr büßen!“ Aber wohl an einem anderen Tag, denn man hört, wie er sich zurückzieht. Ist nur die Frage, wo der Gnom abgeblieben ist. Aber der taucht auch nicht mehr auf. Wahrscheinlich ist er seinem Herrn und Meister gefolgt. Ein weiteres Mal obliegt es mir, die Falle zu blockieren. Gar nicht so einfach, wenn einem Bolzen um die Ohren zischen. Aber die Dame lächelt mir heute ein weiteres Mal, und ich kann jedem Geschoss rechtzeitig aus dem Weg gehen. Schließlich sind die Zahnräder wieder blockiert und die Selbstschussanlage schweigt. Gut so!

Jetzt nichts wie raus hier, bevor Merl mit mehr Leuten zurückkommt. Also packen wir die schweren Kisten und schleppen sie nach oben. Kurz bevor wir diesen finsteren Ort verlassen, gehe ich kurz spähen. Böse Geldeintreiber könnten nämlich auf die clevere Idee kommen, uns hier am Eingang aufzulauern. Aber zu meiner Überraschung ist die Luft rein. Also nichts wie raus hier. Was bin ich froh, als wir alle gesund und wohlbehalten an der Oberfläche sind. Aber noch ist es nicht ganz ausgestanden. Da ist immer noch die Sache mit dem Buch.

Und wie aufs Stichwort erscheint der Rabe von Lia. Und wie es sich herausstellt, ist dieser Rabe kein gewöhnlicher Rabe, denn er ist nicht nur intelligent, sondern kann sogar reden und sich noch telepathisch verständigen. Jetzt geht die alte Leier mit dem Buch schon wieder los. Zargas, so heißt der Rabe, behauptet, der Golgothan Codex würde nicht nur Berichte über den Krieg zwischen dem Jhaamdath Imperium und dem Elfenkönigreich Nikkerymath enthalten, sondern auch Anleitungen, wie die magischen Massenvernichtungswaffen, die damals eingesetzt wurden, herzustellen sind. Wir erinnern uns alle, dass es vor knapp tausend Jahren einen verheerenden Krieg zwischen den beiden Reichen gab. Nachdem die Menschen mit Talonas Segen, einer magische Seuche, fast vollständig die dortige elfische Bevölkerung vernichtet hatten, beschworen die letzten elfischen Hochmagier eine gigantische Flutwelle, welche das Reich Jhaamdath zerstörte. Die Überlebenden bauten das zerstörte Reich dort auf, wo sich das Wasser zurückgezogen hatte, was nicht überall der Fall war. Andere Überlebende fuhren über die See des Sternenregens und gründeten neue Kolonien. Das waren die Vorfahren all jener, die heute hier in den Kolonien, Cormyr und den Tälern leben. Wie auch immer, Lia fängt wieder an, den Kompromiss in Frage zu stellen. Das wird sich noch ziehen.

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #91 am: 21. April 2008, 13:16:15 »
26. Tarask Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

„Hach, ich weiß gar nicht, auf welche Seite ich mich schlagen soll“, seufzt die Halbelfe Xana tief, da ja das Blut beider Völker durch ihre Adern fließt. Das ist besonders für sie sehr unangenehm. Ich wünschte, dieses blöde Buch wäre nie gefunden worden.
„Wen interessiert schon, auf wessen Seite sich ein dummes, dreckiges Halbblut schlägt?“, geifert Lia.
„Ich glaube, die Entscheidung ist mir gerade sehr leicht gemacht worden“, meint Xana mit überraschend fester Stimme, auch wenn ihre Augen feucht glänzen.

„Ich kann mich immer weniger mit den Gedanken anfreunden, dieses Buch den Elfen zu überlassen. Sie haben einmal ein Reich der Menschen zerstört und ich will nicht, dass sie die Anleitung dafür bekommen, dies noch einmal tun zu können“, merke ich an.
„Das Buch gehört euch nun mal nicht. Ich bringe es nur den Besitzern zurück. Und so langsam verliere ich die Geduld mit euch Menschenpack.“
„Na, wir wollen mal friedlich bleiben. Wie wäre es, wenn wir das Buch erstmal auf heiligen Grund bringen und dann beide Seiten zu einem Gespräch bitten? Ich bin sicher, dass im Schutze der Dame des Glücks beide Seiten zu ihrem Recht kommen werden“, vermittelt Glücksbote Ryan ein weiteres Mal.
„Ich scheiß auf die Menschengötter.“ Glücksbote Ryan und ich wechseln einen bezeichnenden Blick. Lia tut gerade alles, um jedes Vorurteil der Chondathaner gegenüber Elfen zu bestätigen. Arrogant, gewaltbereit, menschenverachtend, irrational und nicht kommunikationsfähig. Tja, Vorurteile haben hier wohl durchaus ihre Berechtigung. Bevor die Sache weiter eskaliert, taucht Braunkapuze Karn aus dem Dunkel der Nacht auf. Schon unheimlich, wie er das macht. Gerade noch waren wir allein und dann steht er mitten unter uns und hebt beschwichtigend die Hand.

„Nun, ich denke ein Treffen auf neutralem Grund wäre durchaus eine Option, die auch meine Fraktion äußerst begrüßen würde“, meint der Mann mit dem braunen Umhang in beruhigendem Tonfall. Ich entspanne mich ein wenig. „Ihr solltet auch wissen, dass dieses Buch mehr als nur dieses Wissen enthält. Es enthält auch einige Prophezeiungen über das, was kommen wird.“
„Und auch ich denke, dass so ein Treffen möglich ist. Ich werde diesen Vorschlag meinen Vorgesetzten unterbreiten“, krächzt Zargas.
„Na prima“, meine ich ehrlich erleichtert. „Wie wäre es mit dem Brunnenhaus? Da müssen wir ja eh noch alle hin?“
„Brunnenhaus, wir melden uns“, meinen beide Unterhändler und verschwinden in der Nacht.
„Na geht doch“, stellt Glücksbote Ryan zufrieden fest.
„Es ist nur eine Frage des guten Willens“, stichle ich ein wenig in Richtung Lia.
„Tja, für dich ist doch alles eh nur eine Frage der Bezahlung, geldgeiles Miststück.“ Lia hat es heute wirklich drauf, jeden zu verärgern. Als ob Geld alles wäre. Geld ist wichtig, denn es bedeutet Sicherheit und ein Auskommen für meine kleine Tochter. Aber hier geht es nicht um Geld, hier geht es darum, keine Massenvernichtungsmagie in die falsche Hände gelangen zu lassen. Eine Flutwelle ist eine mächtige Waffe und ich will meine kleine Tochter nicht ertrinken sehen, weder jetzt noch in zwanzig Jahren.

Ausnahmsweise erreichen wir das Brunnenhaus ohne Zwischenfälle. Wir transportieren die Kisten nach oben und sagen Renya Bescheid. Sie ist tief beeindruckt, dass wir das ganze Zeug hergeschleppt haben. Sie nimmt sich sechstausend Goldmünzen aus den Schuldverschreibungen und Handelsbarren. Der Rest ist für uns. Da mache ich doch gleich mal einen Freudensprung. Dann erkläre ich die gute Frau Harloff über den Golgothan Codex auf und dass sich zwei Parteien hier treffen werden.

„Ah, ihr wollt ihn versteigern“, meint sie erfreut.
„Eigentlich weniger. Das ist nämlich das, worüber Luvius geschrieben hat. Die Dunkelheit, die kommen wird. Aus dem Buch hat er wohl die Informationen. Wie aber alles genau zusammenhängt, kann ich dir noch nicht sagen. Aber wir haben auch seine Aufzeichnungen, vielleicht werde ich daraus noch schlau.“

Es dauert nicht lange, da kriegen wir die Nachricht von Zargas und Karn, dass die Anführer jeweils einverstanden sind. Uns bleibt nichts weiter zu tun, als hier genug Platz zu schaffen, um die Sache zu regeln. Die Menschen kommen als erste. Der Anführer ist ein gebrechlicher alter Mann mit grauem Bart unter seiner braunen Kapuze. Scheint wohl die Uniform von diesen Leuten zu sein. Schick ist was anderes. Auch die beiden Begleiter sind so angezogen. Einer davon ist eine Frau um die dreißig, der andere ein schwarzbärtiger Mann. Dann kommen die Elfen aus dem Haus Tellynnan, eine Frau und zwei Männer, auch in Kapuzenumhängen gehüllt. Beide Seiten nehmen je eine Seite des Tisches in Beschlag. Oder besser gesagt, der Mann und die Frau setzen sich, der Anhang starrt sich finster an. Nach etwas hin und her einigt man sich darauf, dass die Elfen aus dem Hause Tellynnan den Codex Golgothan zurückbekommen. Aber vorher darf er von der Gilde der Ungesehenen Seher kopiert werden.

Also zückt der alte Mann eine Feder und das Buch wird aufgeschlagen. Wirklich passieren tut nichts. Nur der Mann fängt an die elfischen Zeichen abzumalen. Ich werfe neugierig, wie ich bin, einen Blick darauf und muss feststellen, dass die Zeichen in einem mir gänzlich unbekannten Dialekt geschrieben sind. Auch ist die Schrift nur schwer entzifferbar, da sie eine ältere Version des heute gebräuchlichen Alphabets zu sein scheint. Schon bald wird mir langweilig und ich setze mich in eine Ecke. Am liebsten würde ich ja jetzt zurück zu meinem kleinen Töchterchen gehen und mich schlafen legen. Aber aus mir nicht ganz nachvollziehbaren Gründen müssen wir anwesend bleiben. Nun gut.

Es dauert nicht nur scheinbar Ewigkeiten bis das Buch kopiert ist. Ich verpenne den Großteil der Zeit, geh ab und zu mich erleichtern, esse ein nahrhaftes Frühstück und ein ebensolches Mittagessen. Bei Gelegenheit frage ich Karn etwas aus. So was macht mich an. Also uralten Rätseln nachforschen und finstere Bedrohungen abwehren. Ich bekomme zu hören, was man alles können muss. Das meiste kann ich, glaub ich jedenfalls. Nur zaubern, dass muss ich noch lernen. Aber sobald ich die Zeit habe, werde ich meine Ausbildung im Kollegiat beginnen. Irgendwie spüre ich, dass ich bald zaubern werde. Schließlich ist es später Nachmittag, als beide Fraktionen sich trennen und uns alleine lassen.

Endlich, wir schnappen unsere Beute und schaffen alles Magische erstmal ins Kollegiat. Bei Gelegenheit frage ich gleich mal nach, wann ich mit der Ausbildung beginnen kann, das notwendige Kleingeld habe ich ja jetzt und ich bin überzeugt davon, auch das notwendige Talent zu haben. Kollegiat Havard Repp, Kollegiat ist sein offizieller Rang, den alle Mitglieder ab einem gewissen Verständnis der Kunst des Kollegiats bekleiden, empfiehlt mich bei  Direktor Lewarn, einem alten Mann in den Achtzigern. Das Aufnahmeformular ist schnell ausgefüllt und der notwendige Betrag von fünfhundert Goldmünzen bezahlt. Eine Investition in die Zukunft. Es kribbelt mir regelrecht in den Fingern, sofort loszulegen, allerdings gilt es noch ein paar andere Sachen zu erledigen. Aber es ist ein höchst magischer Moment, als ich endlich wieder meine kleine quietschende Tochter in den Armen halte. Hat mich ja so vermisst. Aber Mama musste eben etwas die Welt retten, oder so ähnlich, das dauert halt seine Zeit.

Gespielt am 27.1.2008
Spielleiter: Stefan
SC: Kaira (Stufe 5), Lia (Stufe 4), Ryan (Stufe 4), Xana (Stufe 4)
Schrein des Ruhmes:
Erfahrungspunkte:  1125 für Kaira, 1225 für den Rest. Kaira +75, Ryan 75, Xana 25, Lia 25
1 Düsterschlange
2 Würger
1 Halbgolem Lamar
Beute
Zerstörungshandschuhe
Blitzhandschuhe
Armschienen des schnellen Schlages
Landeschuhe
Taktikhelm
Ring des schnellen Weihens
Schutzumhang +1
Windsturm Heiligen Bild
Maske Heiligen Bild
Jergal Heiligen Bild
Meteormesser
Assassinenpeitsche
Mithrilkettenhemd
Kaltgeschmiedeter Streithammer
3 Meisterhafte Rapiere
3 Meisterhafte Dolche
11000 Goldmünzen
1 Goldenes Service 500 GM
2 Bilder je 400 GM
6 Bücher über Magietheorie je 50 GM
Golgathan Codex
Luvius’ Aufzeichnungen

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #92 am: 23. April 2008, 13:17:13 »
Epilog

Sommer Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Beinahe zärtlich streiche ich die Konturen des hölzernen Einbandes meines Zauberbuches nach. Es zeigt mein arkanes Siegel, das Gesicht einer lachenden Katze mit zwei spitzen Zähnen und mit halbkreisförmig geschlossenen Augen. Ein Siegel, wie es wohl nur eine so junge Frau wie ich kreieren würde. Es ist das Zeichen dafür, dass ich die hohe Kunst der Magie soweit gemeistert habe, dass ich meinen Weg nun ohne Lehrer beschreiten kann. Ich knickse ein weiteres Mal von Direktor Lewarn und der übrigen Prüfungskommission, die aus den Kollegiaten Meister Repp und Meister Kessev besteht. Dann drehe ich mich und werfe meinen Hut in die Reihen der übrigen Scholaren, welche heute ihre Prüfung abgelegt haben. Ich habe es geschafft! Die Prüfung mit zwei Zaubersternchen bestanden. Und das in dreieinhalb Monaten. Es scheint wohl, dass ich eine große natürliche Begabung für die Kunst und das Verständnis des Gewebes habe. Auch wenn ich das alles in arkane Formeln packen muss und nicht so locker flockig wie Xana mit Zaubern um mich werfen kann.

Die Zeremonie endet schließlich und wir Scholaren brechen ein weiteres Mal in Jubel aus. Die letzten Monate sind wahrlich wie im Flug vergangen. Es ist, als wäre es gestern gewesen, dass ich zum ersten Mal die graue Robe der Scholaren mit dem aufgenähten fünfarmigen Kerzenständer angezogen und dann einen der Unterrichtsräume betretet habe. Ein Podest in der Mitte für den Lehrer, Stehpulte für die Schüler im Halbkreis. Das Kollegiat an sich ist hat eine viel größere Ausdehnung, als es von außen eigentlich sein kann. Unterrichtsräume, Labore, Unterkünfte und Bibliotheken reihen sich auf und sind für ein Vielfaches an Schülern, Lehrern und Mitgliedern ausgelegt, als das Kollegiat heutzutage wirklich beherbergt. Die Schule ist noch in der alten Heimat gegründet worden, aber erst nach der großen verschlingenden Flutwelle der elfischen Hochmagier. Seit vierhundert Jahren hat sie nun den Sitz auf diesem Berg. Vor Jahrhunderten waren es wohl noch Dutzende von Schülern hier, die vier Schlafräume haben jeweils Platz für zwanzig Betten, könnten aber durchaus noch mehr aufnehmen. Allein der große Saal für die Versammlungen könnte hunderte Leute fassen, die heutige Anzahl verliert sich aber in dem großen weitläufigen Saal. Vierzehn Scholaren waren wir, etwas weniger als zwanzig Kollegiaten leben, lehren und forschen hier. Es gibt noch drei Direktoren und ein paar Bedienstete.

Der Frauenschlafsaal beherbergte mit mir gerade mal fünf Frauen. Sie sind alle etwas älter als ich und aus vermögenden Häusern. Aber Dank Mili konnte ich das Eis schnell brechen. Mein Töchterchen ist ja auch zu süß. Leider ist sie das einzige Kind hier und war oft alleine die letzen Monate. Vielleicht zu oft. Mit Meister Kessev, einem meiner Lehrer, hat sie sich zwar etwas angefreundet, aber das ersetzt keinen gleichaltrigen Spielkameraden. Sie ist es ja gewöhnt sich mit sich selbst zu beschäftigen, ich habe ihr auch einen kleinen Schaukeldrachen gekauft und ein paar andere Spielzeuge. Aber dieser Ort ist irgendwie düster, weiträumig und still. Geräusche tragen hier nicht weit. Man kann normal reden und hört auch ohne Probleme, wenn man sich normal gegenüber steht, aber es ist unmöglich, etwas zu verstehen, was in einem Gang zehn Meter weiter jemand schreit. Als Mili schließlich anfing, sich mit imaginären Freunden zu umgeben, war es für mich an der Zeit, etwas zu tun.

Glücksbote Ryan hat in seinem Tempel einen kleinen Kindergarten gegründet, wo Kinder unter Aufsicht spielen, toben und lernen können. Inzwischen haben wir beide auch ein paar Tymora gefällige Puppentheaterstücke ausgearbeitet, welche Kindern große Freude bereiten und die Lehre der Göttin gut transportieren. Mein Stück war die Reise des mutigen Händlers, der risikobereit eine Abkürzung durch einen Pass nimmt, auf dem von einem Beshabapriester gedungene Orks auf Beute lauern. Aber die Göttin lächelt auf all seinen Wegen und ihm gelingt es die Orks auszutricksen und so den Pass zu überqueren. Natürlich macht er dadurch dann ein Vermögen und dreht den anderen Händlern, die nun durch den langen Umweg zu spät kommen, die Nase. Ryan hat auch ein Stück geschrieben, welches seinen Kampf gegen den gemeinen Beshabapriester zum Inhalt hat. Glücksbote Ryan von Tymora ist ja inzwischen so was von sich überzeugt, dass er teilweise richtig arrogant wirkt.

Am Anfang war Mili sehr zurückhaltend im Hort gegenüber den anderen Kindern. Man musste sie immer ermuntern, mitzumachen. Zum einen, weil sie eben meist alleine spielt, zum anderen, weil sie fast das jüngste der ganzen Kindern ist. Es ist zwar etwas besser geworden, aber sie ist immer noch schüchterner als es ihr wirklich gut tut. Glücksbote Ryan hat mich deswegen schon mehrmals darauf angesprochen, und zwar so, dass es mich nervt und mir auch etwas wehtut. Ich bin keine schlechte Mutter! Ich liebe mein Kind und alles was ich tue, mache ich auch dafür, dass es Miliandra mal viel besser geht. Aber im Grunde hat er recht, das Kollegiat ist kein guter Ort für Kinder. So kaufte ich mir eine genügsame Stute namens Pferdchen, mein Töchterchen durfte sich einen Namen für die Stute ausdenken und das war ihre Wahl, um Mili jeden Morgen vor dem Unterricht in die Stadt zum Tymoraschrein zu bringen und sie am Abend wieder abzuholen.

Meine Studien fielen mir sehr leicht, die Kunst liegt mir wohl einfach. Das Manipulieren des Gewebes war mir wohl schon in die Wiege gelegt worden und anhand der arkanen Formeln kann ich es nun meinem Willen unterwerfen und umformen. Das Gewebe umgibt uns nicht nur, wir sind Teil davon. Man muss nur seine Begabung zur Kunst erheben und es manipulieren. Es war ein erhebendes Gefühl, als ich zum allerersten Mal mit einem Zaubertrick und einem Fingerschnippen eine Kerze angezündet habe, allein dadurch, dass ich wollte, dass der Docht brennt. So langsam verstehe ich, warum es in den Geschichten so viele machthungrige Magier gibt. Die Kunst macht süchtig. Allein der Wille und die Gabe zur Manipulation des Gewebes anhand einiger Formeln reicht, um etwas zu bewirken. Das ist Macht, es berauscht einen, macht einen süchtig nach mehr. Stärkere Zauber, andere Anwendungsgebiete. Am Anfang konnte ich nur die ganz kleinen Zauber beherrschen, inzwischen sind es schon einige mehr und auch stärkere. Ich kann einen unsichtbaren Diener herholen, der mir den Rücken schrubbt oder etwas sauber macht, einen Riss in Milis Kleidung näht oder was auch immer. Es ist einfach wunderbar, zaubern zu können!

Das wurde mir besonders klar, als ich vor gar nicht so langer Zeit Mili vom Kindergarten des Tymoratempels abgeholt habe. Meine Kleine saß mit hochrotem Gesicht Rotz und Wasser heulend in einer Ecke, vor ihr die zerbrochene bunte Ente auf Rollen zum Hinterherziehen, die sie von mir zum zweiten Geburtstag bekommen hatte. Beim Balgen waren zwei Jungen auf die Ente gestürzt und hatten sie zerbrochen. Quack, so nennt Mili ihr Lieblingsspielzeug, war dem Aufprall nicht gewachsen gewesen und lag nun in mehreren Trümmern vor ihr auf dem Boden. So aufgelöst habe ich meine Kleine noch nie gesehen. „Quack kaputt! Mama mach ganz!“, flehentlich hielt sie mir ein Trümmerstück entgegen. Das konnte ich leider jetzt nicht, aber ich hatte einen Zauber gerade erst heute gelernt, der so was ausbessern könnte. Leider hatte ich ihn schon zur Übung am Nachmittag gewirkt, aber morgen würde ich ihn mir noch mal einprägen und dann auf Quack anwenden. Ich kriegte Mili soweit beruhigt, dass sie mich die Überreste ihres heiligen Lieblingsspielzeugs aufsammeln ließ und ich setzte sie dann vor mir aufs Pferd. Den ganzen Weg über schniefte mein armes, trauriges, kleines Töchterchen ganz erbärmlich.

Am nächsten Morgen stand ich früh auf und prägte mir den Zauber so oft ein, wie ich konnte. Auf dem Arbeitstisch breitete ich die Bruchstücke aus und sprach die notwendigen arkanen Worte „Füge zusammen, was zusammen war.“ Mit meinen Händen vollführte ich Bewegungen in der Luft über dem Tisch, als ob ich die Bruchstücke zusammenfügen würde. Und tatsächlich fügte die Kunst die zerbrochene Quack Stück für Stück wieder zusammen. Und ich musste den Zauber mehrmals sprechen, aber dann stand Quack in dem Zustand vor mir, wie ich sie gekauft hatte. Meine Kleine war ganz aus dem Häuschen, als ich sie dann weckte und ihr Quack zeigte. Sie konnte es zuerst gar nicht fassen. Streichelte das Spielzeug und beäugte es kritisch von allen Seiten. Aber dann quietschte sie laut auf, setzte Quack auf den Bogen und zog ihn hinter sich her, bei jedem Wippen der Ente ein lautes „Quack!“ ausstoßend. Sie zeigte jeder meiner Mitbewohnerinnen, dass ihre Ente wieder ganz sei. In dem Moment wusste ich, dass Magie zu lernen eine gute Sache war, denn mit Magie hatte ich ein Mädchen unendlich glücklich gemacht.

Spaßmacher, die freche Fee, die wir einst aus dem Myrkultempel befreit haben und die unsere Freundlichkeit mehrmals auf gemeinste Art zurückgezahlt hat, ist immer noch in dem Glas, in dem ich ihn bekommen habe. Der kleine Kerl ist frech und uneinsichtig wie eh und je. Ich habe beschlossen, ihn solange da drin zu lassen, bis er einsieht, dass Scherze, die andere in körperliche Gefahr bringen, nicht akzeptabel sind, sondern nur unglaublich fies sind. Aber bis jetzt beharrt er auf seinem Standpunkt, dass alles erlaubt ist, was ihm Spaß macht. So was auch!

Jeden Abend habe ich auch ein oder zwei Seiten aus den Aufzeichnungen von Luvius dem Schneider übersetzt, die wir gefunden haben. Am Anfang ist wohl eine Abhandlung über seinen Werdegang, vom unbescholtenen Händler, der aus wirtschaftlicher Not zum Schmuggler wurde, der dann eine Schutztruppe aufstellte, um es mit Gruppen schutzgelderpressender Gangster aufzunehmen. Er besiegte diese Gruppen und übernahm selbst das Geschäft. Daraus wurde dann die Diebesgilde. Er führte sie mit harter Hand, auch wenn er gerne einen anderen Stil drauf gehabt hätte. Aber nur mit Härte konnte man sich in so einer Umgebung durchsetzen. Im zweiten Drittel wird es dann für mich interessanter. Hier findet er dann das Zwergengewölbe mit dem Schrein und Grabmal. Und wie er es für seine Interessen nutzt. Und wie er auf eine Hinterlassenschaft von einem gewissen Halblingsmagier mit dem Namen Haparius stolpert, wovon besonders ein Gegenstand interessant ist. Leider ist die Stelle, wo der Gegenstand benannt wird, offen gelassen.

Ich kann nicht erkennen, ob Luvius das selbst war, oder ob jemand das gelöscht hat. Das Papier sieht jedenfalls intakt aus, da hat keiner dran rumgeschabt oder was übermalt. Ab diesem Eintrag wird es dann konfus. Die Lücken häufen sich und ich kann mir bald gar nichts mehr zusammenreimen. Ich glaube nicht, dass Luvius das war. Jemand hat sich daran zu schaffen gemacht und gewisse Passagen und Wörter gelöscht. Aber wer macht so was? Warum nicht gleich das ganze Buch verschwinden lassen? Oder war das nicht möglich?

Der einzige Begriff ist noch, „die längste Nacht“. Damit kann ich nichts anfangen. Wie gut, dass unser Kollegiat so eine gute Bibliothek hat. Allerdings ist die für Scholaren nur begrenzt zugänglich. Da ich noch so meine Probleme mit magischen Fallen habe, lasse ich es auch wohlweißlich sein, da einzubrechen. Es gibt einige Abhandlungen über Magier in der Geschichte und Halblingsmagier sind eine gewisse Kuriosität. Aber Haparius kommt nirgendwo vor. Über „die längste Nacht“ finde ich viel und nichts. Kalendarisch gibt es eine längste Nacht, die obendrein noch ein hoher Shar Feiertag ist. Auch haben die ein Ritual, das sich ähnlich schimpft. Aber das ist wohl nicht damit gemeint. Wortwörtlich Finsternis!

Auch Renya kann damit gar nichts anfangen, als ich sie darauf anspreche. Also hinterlasse ich eine Nachricht an der Wächterstatue und treffe mich mit Karn. Er hört mir interessiert zu, kann sich aber leider auch keinen Reim drauf machen. Ich frage noch mal nach, ob es möglich wäre, seiner Gilde beizutreten. Er sagt schon mal nicht nein, meint aber, dass er auf mich zurückkommen würde. Das kann alles und nichts bedeuten.

Irgendwie vermisse ich meine Freunde von der Schatzjagd. Na ja, bis auf Lia eben. Die hat mich ja am Ende so was von enttäuscht. Es war schon keine gute Sache, wie das mit dem Buch abgelaufen ist. Glücksbote Ryan hat ja zum Glück das Schlimmste verhindert. Lia ist auch aus der Stadt verschwunden. Dolon ist ebenfalls weg, hat eine Soldkompanie begleitet, die etwas im Norden bei den Scheusalen und deren Hilfstruppen aufräumen, die immer noch versprengt in Cormanthor für Unheil sorgen. Mit Glücksbote Ryan habe ich noch am meisten Kontakt, da ich ja regelmäßig den kleinen Tempel meiner Schutzgöttin besuche, auch wegen unseres gemeinsamem Projekts mit dem Puppentheater und des Horts, wo Mili sich tagsüber nun aufhält. Xana sehe ich ab und zu an ihrem Stand, als ob sie damit zufrieden wäre, wieder ganz die liebe Tochter und Verkäuferin zu sein. Mit Serenius hat sie inzwischen angebandelt und die beiden sind dabei, ein Paar zu werden.

Zum letzten Mal habe ich den ganzen Haufen gesehen, als wir die magischen Gegenstände aufgeteilt haben, die wir erbeutet haben. Es ging überraschend friedlich vonstatten. Ich hab mir die Handschuhe der Zerstörung gesichert, die den Schaden einer Waffe bei besonders guten Treffern steigen können, indem man dann „Töte!“ sagt. Dann das Heiligenbildchen von Maske, welches einem Glück bringt, wenn man eine fiese Falle entschärft und das von Windsturm, welches einem Glück bringt, wenn man waghalsige Manöver macht. Mit Lia habe ich Larnas beschlagene Lederrüstung gegen das Mithralkettenhemd getauscht, das mir in Zukunft mehr bringen wird, besonders da ich es im Kollegiat noch verzaubern lassen habe, gegen eine horrende Summe von eintausend Goldmünzen und einem Gefallen. Auch habe ich mir noch einen Trank gesichert, der mich vor bösen fiesen gemeinen Kreaturen beschützt.

Schlachtenrufer Dolon hat den Taktikhelm bekommen, welcher ihm und all seinen Freunde im Kampf hilft, mehr Kampfkraft aus flankierenden Manövern zu ziehen. Auch hat er die Blitzhandschuhe bekommen, welche einen Gegner mit Blitzen überschütten können.

Xana hat sich das Meteormesser geschnappt, eine magische Waffe ist, die explodieren kann, aber wieder intakt zum Werfer zurück kommt. Dazu noch den Resistenzumhang und das Heiligenbild des Jergal, welches einen besser Geschossen ausweichen lassen soll. Und dann noch einen Trank, welcher vor Angriffen schützt.

Glücksbote Ryan hat den Ring der flüchtigen Weihe und die Armschienen bekommen, welche einmal am Tag erlauben, noch mal zuzuhauen. Und aus alter Beute noch einen Trank, der vor Feuer schützt.

Lia bekam die Landeschuhe und die beschlagene Lederrüstung. Die Assassinenpeitsche und den kalt geschmiedeten Hammer haben wir gut verkaufen können. Ich habe mir zwar irgendwie mehr erwartet, aber im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Immerhin habe ich jetzt ein paar wirklich hübsche magische Gegenstände, wie die Helden aus den Geschichten. Und ich habe damit meine Ausbildung bezahlt. Und wer zaubern kann, ist immer im Vorteil. Mal sehen, was die Zukunft bringt. Denn wer wagt, gewinnt!

Ende der Chroniken der Kundschafterin

Kaira kommt wieder in:

Der Test der Zeit
Chroniken der Ungesehen Seherin

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #93 am: 25. April 2008, 12:17:48 »
Der Test der Zeit
Chroniken der Ungesehen Seherin


Prolog


1. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Ich wache auf und weiß nicht, wo ich bin. Verdammnis! Und das ist nicht, weil ich viel zu müde ins Bett gegangen bin oder weil ich im Brunnenhaus einen zuviel gebechert hätte. Ich weiß ganz genau, wie ich heute Nacht mit Thropp und ein paar seiner lustigen Gesellen in das Haus eines reichen Händlers eingestiegen bin und ihn ein wenig um die Bürde des Reichtums erleichtert habe. Fünfzig Goldmünzen waren mein fairer Anteil gewesen. Seit etwa einem Zehntag bin ich wieder in der Stadt, habe eine kleine Wohnung im besseren Teil des Westviertels bezogen und ein Mädchen für alles eingestellt, die sich etwas um Mili und die Wohnung kümmert. Thropp hatte mich angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, ein wenig die Reichen der Stadt zu erleichtern. Und natürlich habe ich ja gesagt.

Ich richte mich auf und konzentriere mich auf das Jetzt. Meine Augen gewöhnen sich an die Dunkelheit. Der Raum ist kühl, gut gemauert, misst etwa drei auf vier Schritt im Quadrat, verfügt als einzige Einrichtung über die karge Pritsche, auf der ich gelegen habe. Durch ein vergittertes Loch sickert etwas von Selunes Licht in die Zelle, gerade genug, um zu erkennen, wie der Raum aussieht. Eine stabile Türe bildet den einzigen Ausgang. Der steinerne Boden ist kühl unter meinen bloßen Füßen. Leise schleiche ich mich an die Türe und lausche daran. Außer meinem eigenen Atem höre ich nichts. Überraschenderweise lässt sich die Türe öffnen und ich stehe vor einer Wendeltreppe, die nach unten führt. Eine Fackel sorgt für etwas Licht, die sich aber leider nicht aus dem Halter nehmen lässt, auch als ich mich mit meinem ganzen Gewicht dagegen stemme. Nun, dann muss es eben so gehen. Vorsichtig taste ich mich von Stufe zu Stufe, jederzeit auf eine unangenehme Überraschung gefasst.

Schließlich höre ich Stimmen. Behutsam taste ich mich weiter vor und linse schließlich in einen achteckigen Raum, indem sich sechs verhüllte Personen befinden. „Tritt näher, Kaira Rea.“ Nachdem ich den Raum betreten habe, kann ich im diffusen Licht erkennen, dass sie die braune Kleidung tragen, die auch Karn immer trägt, sozusagen das Markenzeichen der Gilde der Ungesehenen Seher. „Du willst also unserem Bund beitreten. Warum?“

„Nun“, dehne ich ein wenig. „Weil ich denke, dass dies mein Ding ist, Informationen sammeln, Finstere Geheimnisse aufdecken und die gemeinen, geheimen Pläne finsterer Schurken zu vereiteln.“
„Dich treibt also pure Abenteuerlust?“
„So kann man das auch ausdrücken“, meine ich ehrlich.
„Nun gut, wir werden dir vier Fragen stellen, beantworte sie so ehrlich wie möglich. Es gibt dabei kein falsch oder richtig, sondern wir wollen dich dadurch näher kennen lernen. Also erstens, stell dir vor, du möchtest jemandem wichtige Informationen abkaufen. Du gehst zum Haus des Verkäufers und findest die Tür unverschlossen. Leise gehst du hinein, wo du ihn tot in einer Blutlache am Boden liegen siehst. Der offenkundige Mörder kniet noch mit der blutigen Klinge in der Hand über der Leiche. Noch hat er dich nicht bemerkt. Was tust du?“

„Nun, ich würde versuchen den Mörder zu überwältigen, um aus ihm die Information herauszuholen. Und natürlich würde ich noch versuchen, die Leiche zu bergen. Es gibt klerikale Zauber, die einen erlauben, so etwas auch noch nach dem Tod zu erfahren“, antworte ich nach kurzem Überlegen. Meine Antwort scheint sie etwas zu überraschen.

„Nun gut, stell dir vor, wir, die Großmeister, haben dich zu einem Treffen in diesen Raum bestellt. Du kommst vor der Zeit und siehst aus den Schatten, wie wir in einer dir fremden Sprache mit einer dämonischen Kreatur in unserer Mitte sprechen. Du verursachst ein Geräusch und wirst gleich entdeckt werden. Was tust du?“

Au, dass ist knifflig. Ein Frage des Vertrauens, oder was gut und richtig ist? Da werde ich richtig unsicher. Was würde ich tun? Vertraue ich ihnen? Bis jetzt hatte ich keinen Grund, dies zu tun. „Ich würde mich zu erkennen geben, in dem Glauben, dass dies einem höheren Ziel dient.“

„Aha? Stell dir vor, du hast ein Buch mit höchst wichtigen Informationen in deinen Besitz gebracht und willst es zu uns bringen, aber ein überlegender Feind stellt dich. Er ist in Eile und bietet dir dein Leben im Austausch für das Buch. Eine Flucht ist aussichtslos. Was tust du?“

„Puh! Das Buch vernichten, bevor es ihnen in die Hände fällt?“

„Du würdest also unersetzliche Informationen lieber vernichten?“

„Das ist jetzt wirklich knifflig. Kommt wohl sehr auf die Situation drauf an. Vielleicht würde ich auch zum Schein darauf eingehen und dann alles daran setzen, es wieder zu beschaffen. Kommt wohl sehr auf die äußeren Umstände an.“ So langsam werde ich unsicher und auch nervös. Das Gespräch verläuft nicht so sehr, wie alle Beteiligten sich das gewünscht haben. Nicht gut.

„Kommen wir zur letzten Frage, stell dir vor, du besitzt ein Objekt von großer Macht. Zwei fremde Männer kommen zu dir. Beide erklären, dass das Objekt sowohl zum Guten als auch zum Bösen verwendet werden kann. Beide behaupten von sich, es zum Guten verwenden zu wollen und warnen dich davor, dem jeweils anderen zu vertrauen. Sie verfügen über einige Macht und könnten dir das Objekt auch mit Gewalt nehmen. Was tust du?“

„Ich glaube, ich habe ein Deja vu. Diese Frage hatten wir ja praktisch schon. Letztes Mal haben wir ja beide Parteien an einen Tisch gebracht.“

„Du würdest also lieber die Entscheidung anderen überlassen?“ Ich habe kein gutes Gefühl mehr. Bin ich für diese Art Arbeit vielleicht gar nicht geeignet? Die Helden in den Geschichten haben selten solche Situationen. Die erkennen ihre wahren Feinde immer am verschlagenen Blick. Leider ist das hier nicht so einfach. Ich seufze.

„Das ist so schwer zu beantworten. Ich würde versuchen, ihre Motive zu begreifen. Letztes Mal hatten wir keine wirklichen Informationen, keine eigenen Quellen. Wenn ich das nächste Mal in so eine Situationen komme, werde ich hoffentlich besser vorbereitet sein.“

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie etwas unsicher sind, was sie von mir halten, als sie mich zurück in das dunkle Zimmer schicken. Aber ich sollte ja ehrlich sein und ihnen nicht unbedingt nach dem Mund reden, schätze einfach auch, dass sie das gemerkt hätten. Etwa dreihundert Herzschläge warte ich, dann werde ich nach unten gerufen. Karn hat sich als Siebter zu ihnen gesellt.

„Kaira Rea, du bist noch sehr jung und hast noch sehr viel zu lernen. Und wir werden dir dabei helfen. Willkommen in der Gilde der Ungesehenen Seher.“ Ich stoße einen spitzen Schrei der Freude aus, falle Karn um den Hals und drücke ihm einen dicken Kuss auf die Wange, was dieser völlig verdattert über sich ergehen lässt. Ich habe es geschafft!

Karn führt mich in wenig herum. Wir befinden uns in einem sehr großen Haus, dass einem Graf Ignus Voland gehört. Uralter Name, aber nur noch wenig Vermögen und Einfluss. Er hat der Gilde sein Haus als Hauptquartier zur Verfügung gestellt. Ich bekomme eine dieser braunen Kutten ausgehändigt. Total unmodisch die Dinger, aber sie helfen mit der Menge zu verschmelzen. Als Lehrerin und Ansprechpartnerin für meine weitere Ausbildung bekomme ich eine Frau namens Alana zugeteilt. Und sie hat gleich mal ein paar Lektionen für mich vorbereitet. Die Zeit des Lernens hat für mich erst begonnen, dünkt mich.

Nakago

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« Antwort #94 am: 28. April 2008, 11:51:34 »
Kapitel 1
Die grüne Kugel der Macht

15. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

„Wisst ihr, was mich in den Fingern jucken würde?“, werfe ich in die vertraute Runde. Dolon ist von seiner Militärmission im Norden zurückgekehrt und seit langer Zeit sind wir wieder an einem Tisch im Brunnenhaus. Über Lias Anwesenheit bin ich nicht glücklich, aber auch wenn ich ihr nicht mehr trauen kann, sie gehört irgendwie zu unserem Haufen.
„Was denn?“, fragt Xana gnädigerweise.
„Diese Kiste im Abbathor Schrein. Da ist bestimmt noch ein Schatz drin.“
„Schreine Plündern ist keine gute Tat“, wirft Glücksbote Ryan ein.
„Nun, dieser Abbathor ist zum einen kein guter Gott, zum anderen, befindet sich die Kiste in einem Geheimgang neben dem Schrein. Also plündern wir nicht direkt den Schrein.“
„Da ist was Wahres dran“, meint Schlachtenrufer Dolon und leert seinen Humpen.
„Und wir sollten vielleicht in Erwägung ziehen, die Position des Schreins an jemanden zu verraten. Es gibt da zwei Optionen, wir verraten das der Tyrkirche, dass sie den Schrein versiegelt. Oder eben den Zwergen aus dem Tallynstein Clan, denen ist das bestimmt eine Belohnung wert.“
„Also ich wäre dafür,“ meint Glücksbote Ryan, „dass wir den Schrein von gefährlichen Fallen säubern und ihn dann an die Experten des Tyrtempels weitergeben.“
„Das hört sich gut an“, meine ich, „Ganz zufällig habe ich alles Notwendige dabei. Wer wagt, gewinnt.“
„Der Abend ist ja noch jung, worauf warten wir dann noch? Wer wagt, gewinnt!“, pflichtet mir Glücksbote Ryan bei.

Wir verabschieden uns von Renya und schlendern in entspannter Atmosphäre zu den drei Gargylen hinter der Taverne zu den drei Fässern. Klug aus bitterer Erfahrung hängen wir die Wäsche von den Leinen ab und stapeln sie in Sicherheit. „Ich sei geschützt!“, meine ich und wedle mit einem kleinen Umhang herum, den ich von einer von Milis Puppen gemopst habe. Dabei biege ich etwas Gewebe zu mir hin, dass gefährliche Einflüsse leichter von mir abprallen können. Unter meiner Kleidung trage ich mein Kettenhemd aus Mithril, das mich fast nicht behindert. Ich versuche, zuerst die bekannte Feuerfalle zu entschärfen, aber wie üblich zischt eine Feuerlohe an mir vorbei. Kein Problem, das gleiche Spielchen mache ich an der Kältefalle. Wieder zischt die Lanze aus Eis an mir vorüber und trifft mich nicht. Nur bei der Falle, welche den Spinnenschwarm herholt, habe ich das notwendige Können oder besser gesagt, Glück, sie zu entschärfen.

Die dunkle Treppe führt uns nach unten. Der Kadaver der Düsterschlange ist inzwischen vollständig verrottet und schleimiger Pilzbewuchs bedeckt die Überreste und Teile der Wände. Auf dem Boden bewegt sich was, ein Schleim. Iiiks! Ich lasse ihn einen Pfeil schmecken und auf einmal haben wir zwei davon. Nicht gut! Lia zeigt, dass sie sich in der Zwischenzeit auch arkanen Studien gewidmet hat und lässt eine Woge aus Feuer über den Schleim zischen, was ihn deutlich verschrumpelt. Wirklich gefährlich werden kann der Schleim uns nicht, na ja, jedenfalls nicht allen. Glücksbote Ryan und Dolon werden noch von ätzenden Berührungen getroffen, die aber zum Glück nur ihr Fleisch und nicht ihre Rüstung beschädigen. Schließlich schießen wir es mit unseren Schleudern und etwas Magie zusammen. Mistviecher!

Der Abbathorschrein ist so verlassen wie eh und je. Ich öffne die Geheimtüre und stehe vor der Truhe. „Geht am besten etwas zurück, das könnte gefährlich sein.“ Alle bis auf Glücksbote Ryan weichen zurück. Ich spreche ein Gebet an Tymora, küsse ihr heiliges silbernes Symbol, führe es an Stirn und Herz. Es dauert eine Weile, bis ich die beiden primären Auslöser gefunden habe. Beides sind flache Symbole, die kaum erkennbar in die Verzierungen der Kiste eingefügt sind. „Ich sei geschützt!“, rufe ich ein weiteres Mal und wedle mit dem kleinen Umhang in der Luft herum. Dieser Zauber hält leider nie allzu lange. Vorsichtig setze ich einen kleinen Meisel in die untere Endung des rechten Symbols und klopfe dann herzhaft darauf. Ein Stück Metall springt ab und mit einem harmlosen Leuchten verpufft die magische Ladung ohne Schaden anzurichten. Das Amulett von Maske fühlt sich leicht warm an. Da hat mir wohl jemand geholfen.

Das zweite Symbol ist etwas verzwickter, da es rund ist. Normalerweise kann man solche Symbole dadurch entschärfen, in dem man eine Endung erweitert, so dass die Magie abfließen kann. Bei einem Kreis ist das kniffliger. Schließlich entscheide ich mich für eine Stelle und rutsche ab. Verdammnis. Ich springe hoch und stütze mich an den Wänden ab, während zerstörerische Blitze unter mir den Gang entlang zischen, Glücksbote Ryan durchschütteln, die Statue des diebischen Zwergengottes in der Höhe seines Dolches treffen und diesen als Fokus benutzen, den gesamten Raum mit einem Blitzgewitter zu erfüllen. Gepeinigte Schmerzensschreie sind zu hören. Auweia!

Nakago

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« Antwort #95 am: 30. April 2008, 14:35:39 »
15. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

„Tut mir Leid!“, meine ich und strecke meinen Kopf in den Schrein. Nur Xana, die ganz hinten stand, hat nichts abbekommen, alle anderen sehen aus, als würden sie eine exotische Frisur ausprobieren, da ihre Haare leicht rauchend in alle Richtungen abstehen. „Nichts Schlimmes passiert“, meint Schlachtenrufer Dolon und humpelt aus dem Schrein. Auch die anderen gehen etwas weiter zurück. Auf zum nächsten Versuch. Wieder rutsche ich ab, kann mich aber wieder retten. „Aller guten Dinge sind drei!“ Ein weiteres Gebet an Tymora und endlich klappt es. Glück gehabt!

Das zwergische Meisterschloss erweist sich als richtig zäh, aber endlich gibt es nach einer halben Ewigkeit nach. Vorsichtig öffne ich die Kiste. „Wahre Gier ist eine Tugend!“, steht da auf einem Beutel. Tja, und nur der eine Beutel ist da drin. Ich mach ein langes Gesicht. Vorsichtig nehme ich ihn heraus. Er ist ziemlich schwer. „Der ist magisch! Das muss ein Nimmervoller Beutel sein“, kreischt Xana, die immer sehr hoch spricht, wenn sie aufgeregt ist. Glücksbote Ryan grabscht ihn sich, obwohl ich ihn festhalten will und reißt ihn mir wortwörtlich aus den Fingern. „He!“ „Xana ist die Schwächste von uns, sie kann mit ihm am meisten anfangen“, belehrt mich Glücksbote Ryan auf seine herablassende Art, die ich so langsam an ihm hasse.

Xana schnappt sich den Beutel. „Da ist bestimmt noch was drin!“ Sie öffnet ihn und greift hinein. „Warte!“, rufe ich noch. Ich kenne Geschichten, dass solche Beutel manchmal keine solchen praktischen, nimmervollen Beutel sind, sondern sehr gemeine Fallen, genauer gesagt die Fressöffnung für ein Monster, das zwischen den Ebenen lauert. „Es wäre vielleicht besser, wenn ich das erst untersuche!“ Aber zu spät. Das erwartungsvolle Gesicht von Xana verzerrt sich auf einmal und sie wird totenbleich. Ein Ruck geht durch ihren Arm und der wird bis zum Gelenk in den Beutel gezogen. Glücksbote Ryan und Schlachtenrufer Dolon stürzen sich wie beim Kampfball auf sie und werfen sie zu Boden. Ryan hält sie fest, Dolon den Beutel, dann ziehen sie mit aller Kraft daran. Deutlich ist ihre Anstrengung an den Gesichtern abzulesen. Xana kreischt auf und wird zurückgeschleudert. Blut spritzt aus ihrem Armstumpf. Ich kann den zerbissenen Knochen unter dem zerfetzten Fleisch sehen und habe Mühe, mich nicht zu übergeben. Verdammnis!

Glücksbote Ryan presste einen Stoffballen aus der guten Illmater Heilertasche auf ihre Wunde. „Übernimm mal einer.“ Ich mach das und Glücksbote Ryan schnappt sich den Beutel. „Tu das nicht!“ schreie ich, aber zu spät. Entschlossen greift Ryan hinein. Tymora hilf! Sein Gesicht wird grimmig, dann beginnt ein Zerren. Schließlich reißt er seine Hand mit der Hand und dem Handschuh von Xana wieder heraus. „Wer wagt, gewinnt“, meint er triumphierend. Na, ob der Handschuh das wert war? Zum Glück ist Xana inzwischen in eine gnädige Ohnmacht gefallen.

„Das ist jetzt nicht so gelaufen, wie ich gedacht habe“, meine ich zerknirscht und schaue zu, wie die beiden Priester den Armstumpf verbinden. „Nun ja, wir wussten ja, dass es ein Risiko ist“, meint Schlachtenrufer Dolon. „Aber was machen wir jetzt mit ihrem Arm? Dazu ist große Heilmagie notwendig.“

„In der Tat“, meint Glücksbote Ryan, „in meinem Tempel ist niemand in der Lage, solch mächtige Heilmagie zu wirken.“
„Auch im Tempel des Feindhammers befindet sich kein solch heiliger Mann, um Regeneration wirken zu können.“
„Der Vorsteher der hiesigen Tyrannoskirche gilt als einer der mächtigsten Kleriker der Stadt. Auch der Hohepriesterin von Umberlee sagt man nach, dass sie Gliedmaßen nachwachsen lassen kann. Aber die beste Wahl dürfte der heilige Vorsteher der Kathedrale der Triade sein. Seine Exzellenz, Erzbischof Ulmar Jarven, Stimme der Gerechtigkeit zu Chondathan. Sein Ruf ist untadlig und seine Macht gilt als die höchste hier in Chondathan“, merke ich an.
„Ich glaube, keiner von uns will in der Schuld der Kirche von Tyrannos oder Umberlee stehen, also bleibt uns wohl nur Tyr übrig“, bringt Ryan es treffend auf den Punkt. „Tyr dürfte wohl die erste Wahl sein. Bringen wir sie unverzüglich hin.“ So nimmt Ryan sie auf und wir eilen nach oben.

Ohne Probleme erreichen wir die Kathedrale und sprechen einen der wachhabenden Tyrpriester an. Er zögert zuerst, bequemt sich dann aber, seinen Vorgesetzten zu holen. Wir müssen etwas warten und ich setze mich in die erste Bankreihe. Ich schlage die Hände vors Gesicht und weine. Es war meine verdammte Idee gewesen, diesen unseligen Schrein noch einmal aufzusuchen. Meine Gier nach mehr. Verdammt soll sie sein, die Gier, nicht nur meine, sondern auch die der anderen. Dass sie rein gegriffen hat, ist nicht meine Schuld, das hat sie sich selbst zuzuschreiben, aber ich habe sie dorthin geführt, also trifft ein Teil der Schuld auch mich. Ich seufze schwer und trockne mir die Tränen, bevor die anderen merken, dass ich geweint habe. Die Helden in den Geschichten weinen nämlich auch nie.

Der oberste Tempelherr, seine Exzellenz, Erzbischof Ulmar Jarven, Stimme der Gerechtigkeit zu Chondathan von Tyr, ist ein kräftiger Mann um die Fünfzig. Er trägt einen einfachen Morgenmantel. Er bedauert das Schicksal von Xana, aber da sie weder eine Gläubige ist, noch wir wir im Auftrag Tyrs gehandelt haben. Er will sich schon umdrehen, als ihm einer der Priester was ins Ohr flüstert. Er dreht sich noch mal um. „Nun, erzählt, wie es dazu gekommen ist, und wagt ja nicht zu lügen.“ Er macht ein paar theatralisch wirkende Gesten, aber er wirkt dabei wirklich einen Zauber. Ich lasse zu, dass der Zauber bei mir wirkt und erzähle ihm die Wahrheit. Eben wie wir die Truhe geöffnet haben und wie der Fressbeutel Xanas Arm gefressen hat. Ich lasse viele Details weg, bleibe aber bei der Wahrheit.

„Nun gut, ich werde der jungen Frau ihren Arm wieder geben. Aber ihr alle werdet mit einen entsprechenden Dienst für die Kirche Tyrs dafür bezahlen.“
„So soll es sein!“, sage ich ohne zu zögern. Bis auf Ryan sind alle sofort einverstanden.
„Dieser Dienst sollte aber nichts Unrechtes sein.“ Und ich dachte immer, ich wäre naiv, aber Ryan schlägt mich um Längen. Ich kann mich nicht halten und schlage die Hand vor die Stirn.
„Du Schwachkopf! Wir sind hier in der heiligen Kathedrale der Triade und Tyr ist der Gott der Gerechtigkeit. Sie werden nichts verlangen, was Unrecht sein könnte.“
„Wahr gesprochen, Kind!“, meint der Hohepriester des Tyr mit hochrotem Gesicht. „Und ihr solltet euch mäßigen, Glücksbote der Dame des Glücks. Vielleicht solltet ihr eure Herrin um etwas Verstand bitten, denn den scheint ihr bitter nötig zu haben.“ Nachdem auch Ryans Bedenken zerstreut sind, legen wir alle einen Schwur ab, diese Aufgabe zu erfüllen oder dabei zu sterben. So sei es!

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #96 am: 02. Mai 2008, 14:38:23 »
16. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

„Tante Xana aua gemacht?“, fragt mich Mili, als ich sie am Tymora Hort abgebe und sie die Halbelfe sieht, die bleich mit verbundenem Armstumpf und vom Schmerzmittel beduselt in einer Ecke sitzt.
„Ja, Tante Xana hat sich groß aua gemacht, aber Mama und die anderen werden ihr helfen, sie wieder gesund zu machen.“ Das freut meine Kleine und sie schließt sich ihren kleinen Freundinnen an, die schon zusammen sitzen und ein Spiel mit einer etwa dreißig Jahre alten Tymora Priesterin spielen. Seitdem Glücksbote Ryan den Beshaba Priester im Glaubenskampf besiegt hat, sind nicht nur neue Anhänger gekommen, sondern auch einige wandernde Priester und Priesterinnen haben sich eingefunden, um den erweiterten Gläubigenkreis zu betreuen.

Ich habe Xana gestern noch ein Schmerzmittel besorgt und sie hat entsprechend glasige Augen. Normalerweise wird dieses Mittel auch benutzt, um einen etwas anderen Bewusstseinszustand zu erreichen, aber diese Droge unterdrückt auch Schmerzen. Der Hohepriester hatte den Zauber gerade nicht zur Verfügung und uns zur Morgenmesse bestellt. So ein Wunder wird natürlich vor Publikum gewirkt. Auch Tyrpriester wissen, wie man sich in Szene setzt. Also begeben wir uns rechtzeitig in die Kathedrale und wohnen der Morgenmesse des Tyrs bei. Heute hat die Kirche ihren heiligen Wochentag und es sind entsprechend viele Gläubige anwesend, die dann Zeuge werden, wie Xana ein neuer Arm wächst. Diese Macht zu erleben ist wirklich eindrucksvoll und auch ich bin tief bewegt. Die Halbelfe bedankt sich artig und wir sind entlassen. Puh!

Ich bleibe bei Xana, die etwas Orientierungsschwierigkeiten hat und begleite sie zu Tharadors Weinhandel. Leider ist ihr Schatz Serenius nicht da, sondern am Hafen, dann eben dorthin. Wir finden ihn, wie er gerade die Entladung von Wein aus der alten Heimat überwacht, als Xana ihm heulend im die Arme fällt. Der arme Kerl weiß gar nicht, wie ihm geschieht und ich erkläre ihm, was passiert ist. Der glatzköpfige Psioniker ist sehr besorgt über das, was mit seiner Freundin widerfahren ist. Tja, das ist eben auch etwas Berufsrisiko. Wir plauschen noch etwas und gerade, als ich die beiden Turteltäubchen allein lassen will, kommt Dolon mit Glücksbote Ryan und Lia im Schlepptau anmarschiert. Der Schlachtenrufer strahlt dabei über das ganze Gesicht. So aufgedreht habe ich ihn noch nie gesehen. Dolon ist sonst eher der zurückhaltende Typ.

„Stellt euch vor“, er breitet enthusiastisch die Arme aus, „ich könnte eventuell erfahren, wo das Grab von Arabas Korugan liegt, der Faust von Lyskarell.“ Die Namen sagen mir was, in irgendeiner Ballade habe ich schon mal davon gehört, kann sie aber nicht konkret einordnen. Ich gucke ihn deswegen auch groß fragend an. „Arabas Korugan ist einer der größten Helden der Tempuskirche. Er war in dem Kontingent, das Myth Drannor gegen die Scheusale verteidigte. Dabei führte er einen verwegenen Angriff in Lyskarell, welcher die dortige feindliche Armee vernichtete und den Verteidigern von Myth Drannor weitere Zeit erkaufte. Dann verschwand er, es heißt er wäre auf einer anderen Ebene begraben. Und das kann ich herausfinden! Und seinen Leichnam bergen, mit seinen Waffen und seine Rüstung!“
„Aha?“
„Das sind für meine Kirche wertvolle Reliquien. Wenn ich sie bergen kann, dann ist das ein großer Erfolg für meinen Tempel.“
„Ah, ich verstehe, wenn du die Rüstung besorgst, dann steigst du in der Hierarchie auf.“
„Kaira, nicht jeder denkt so materialistisch wie du“, weist mich Glücksbote Ryan zurecht. Der hat es gerade nötig. Wer war es denn, wer mir den Fressbeutel aus den Fingern gerissen hat und ihn Xana gegeben hat? Aber klar, Glücksbote Ryan hat den Durchblick und ich bin die naive Kaira vom Lande, die keine Ahnung hat. Wie auch immer, ich vertiefe diesen Punkt nicht weiter, sondern fokussiere mich auf das Wesentliche.
„Und wer kann dir das verraten, wenn er auf eine anderen Ebene begraben liegt?“
„Ein Reisender, er nennt sich Idi Adanich und er will dafür etwas haben.“ Irgendwie habe ich geahnt, dass dies noch mehrere Haken hat.
„Und was sollen wir dafür tun?“
„Das sagt er uns heute Abend, kommt zur Dämmerung in den Tempustempel. Wir treffen uns mit ihm in der Rüstkammer. Und als kleinen Anreiz bietet er noch magische Gegenstände im Wert von fünfzigtausend Goldmünzen an.“ Da fangen meine Augen an zu strahlen.

Pünktlich sind wir zur Stelle, um diesen Idi Adamich [mich oder nich?] mal in Augenschein zu nehmen. Die Rüstkammer des Tempels ist voll von Rüstungen aller Arten. In einer Ecke steht die, welche wir vor einem halben Jahr geborgen haben. Irgendwie traurig, dass sie hier verstaubt. Dieser Idi Adamich entpuppt sich als ein gedrungenes Wesen, das mir gerade Mal zum Bauchnabel reicht. Er ist dick vermummt und kaum etwas von ihm ist zu sehen. Seine Stimme ist klar und magisch. Seine Augen sind überproportional groß und erinnern an die von Insekten. Die wenige erkennbare Haut ist sehr fahl. Wir stellen ihm verschiedene Fragen und es stellt sich heraus, dass er ein Dromid von der Erdebene ist. Er ist ein Forscher, aber was er genau erforscht, da hüllt er sich in Schweigen.

Der weltenreisende und forschende Dromid will, dass wir ihm eine grüne Kugel besorgen, die bequem in eine Handfläche passt. Sie wäre eine Art Portal, das in eine wahre finstere Ebene führen würde. Und diese Kugel befindet sich in der Pfennigfeste. Und er will diese Kugel haben, bevor sie in Hände fällt, die sie missbrauchen könnten, was für diese Ebene höchst unangenehme Konsequenzen haben könnte. Aha? Aber die Festung Klingenwacht, wie Pfennigfeste eigentlich heißt, ist ein sehr sicherer Ort. Mir wäre nicht bekannt, dass jemals jemand von dort erfolgreich geflohen oder dort eingebrochen wäre. Das stimmt wohl, aber die magischen Gegenstände, welche in der Asservatenkammer lagern, werden am Ende jedes Jahres ins Kollegiat zur weiteren Untersuchung geschafft. Und der erste Magier, der sie näher untersucht, könnte schon eine Katastrophe herbeiführen. Das kommt mir alles etwas fadenscheinig vor. Ich meine, warum sagt der kleine Kerl das dann nicht einfach den entsprechenden Leuten, dass sie so was Gefährliches haben? OK, weil die wahrscheinlich dann nachschauen lassen und dann passiert was vielleicht gar Schreckliches.

Unsere Aufgabe wäre es also, in die Klingenwacht einzubrechen und die Kugel zu stehlen, oder wie er es ausdrückt, in Sicherheit zu bringen. Bis zum Jahresende haben wir Zeit dafür, was also knapp etwas mehr als vier Monate bedeutet. Für die Kugel bietet er zum einen an, den Standort des Grabes von Arabas Korugan zu enthüllen und uns obendrein magische Gegenstände im Wert von etwa fünfzigtausend Goldmünzen zu geben. Das hört sich in der Tat sehr verführerisch an. Und da Idi Adanich ja ein Weltenreisender Forscher ist, erzähle ich ihm von der Längsten Nacht und dem Halblingsmagier Haparius. Er meint, er hat diesen Namen schon mal gehört und wüsste, wo er nachsetzen könnte. Nun gut, schlagen wir das gleich mal auf die Gebühren drauf. Er ist damit einverstanden. Dummerweise hat das jetzt auch Lia aufgeschnappt. Das wird sie bestimmt ihren Auftraggebern weiter geben. Verdammnis!

Wir sind uns somit handelseinig und das seltsame Wesen meint, dass es noch vor Jahresende wieder kommen wird. Ziemlich vage, aber wohl die beste Aussage, die wir bekommen können. Komisches Kerlchen. Wir stellen ihm noch ein paar Fragen über die Klingenwacht, aber er weiß kaum was darüber, nur dass sie verdammt gut geschützt ist. Dann verabschiedet er sich und wir sind alleine. Wir tragen unser recht geringes Wissen über die Festung zusammen. Sie ist auf dem Berg, grenzt an das Viertel der Adligen auf der einen und dem Burgpalast des Gouverneurs auf der anderen. Weil hier die Schuldner inhaftiert werden, nennt man sie auch die Pfennigfeste. Die Besatzung wird von verdienten Mitgliedern der Schildwacht gestellt. Tja, das war es dann auch. Renya weiß vielleicht mehr, also auf zum Brunnenhaus.

Wir finden die gute Frau Harloff oben in ihrem Dachzimmer, sie legt gerade ein Büchlein weg, in das sie emsig geschrieben hat, als wir eintreten. Sie ist entsetzt, als sie hört, dass wir in die Klingenfeste müssen. „Reiner Wahnsinn ist das! Die Pfennigfeste ist einer der sichersten Orte der Kolonien. Gut ausgebildete und loyale Wächter an den Mauern. Magischer Schutz überall. Und selbst wenn ihr erfolgreich seid, dürft ihr keinerlei Spuren hinterlassen, die zu euch führen könnten.“ Ja, da hat sie schon irgendwie Recht. Eine Nummer kleiner hätte es auch getan. Aber wer wagt, gewinnt!

Wenigstens kennt sie zwei Leute, die dort entweder mal eingesperrt waren oder dort gearbeitet haben. Na, wenigstens etwas. Aber da es heute schon spät ist, beschließen wir, uns mal kundig zu machen, wie es mit der Kanalisation aussieht. Also auf zu Sagrell, schließlich sind wir ja in der Kavernenwacht. Wir finden einen Einstieg und reden mit dem Stein gewordenen Anführer der Wacht. Der weiß zu berichten, dass schon das Adelsviertel von seinem Aufgabengebiet abgetrennt ist. Ebenso die Gegend unter der Festung, die ja hinter dem Viertel liegt. Ein Behir soll dort Wache schieben.

„Ein Behir?“ entsetzen lässt meine Stimmeschrill werden. Ich habe schlimme Geschichten über diese Monster gehört, angeblich sind es kleine Drachen, im Verhältnis zu einem großen Drachen, mit ganz vielen Beinen und sie können Strahlen der Vernichtung speien. Aber es kommt noch besser, die Kavernen unter dem Adelsviertel sind mit weiteren Monstern besiedelt worden, welche jeden Eindringling fressen. Und obendrein hat Sagrell auch noch gleich etwas Arbeit für uns. Große Ratten, damit meint er menschengroße Ratten, hätten sich in der letzten Zeit in den Kavernen ausgebreitet. Nun gut, wir werden der Sache mal auf den Grund gehen. Ein paar vorwitzige Ratten töten ist genau das Aggressionsventil, das ich jetzt brauche.

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #97 am: 07. Mai 2008, 15:48:21 »
16. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Dank Sagrells Hinweisen haben wir bald eine Ansammlung der großen Ratten aufgespürt. Begleitet werden sie von einem Schwarm an kleinen großen Ratten. Eine der großen Ratten hat zwei Hörner und scheint der Anführer zu sein. Die anderen drei Ratten gehören einer etwas kleineren Art an. Bewaffnet sind sie nicht. „Ich sei geschützt.“ Wieder mal wedele ich mit dem kleinen Umhang und beuge das Gewebe zu meinen Gunsten. Geschlossen rücken wir auf die Ansammlung vor und werden recht schnell entdeckt, da wir Licht mit uns führen. Wir stellen den Gegner an einem T Zusammenfluss, wo die Wege durch drei Brücken sich über den Kanal verbunden werden. Hinter dem T Zusammenfluss ist noch ein trockener Bereich, der eine große Nische bildet, deren Sinn ich in diesem Bauwerk nicht ganz verstehe. Vielleicht war hier mal eine Fortführung geplant, die aber nie umgesetzt wurde.

„Möge der Feindhammer euch zerschmettern! Gesegnet seien die Tapferen!“ Schlachtenrufer Dolon streckt seine Axt in die Höhe und macht eine kreisende Bewegung. „Flankieren bringt den Sieg!“ Aus seinem Helm mit dem offenen Visier strahlt eine kurze magische Welle über uns hinweg. Die Rylkar sind sehr schnell, besonders der Schwarm wuselt als eine graue Masse auf uns zu. Die drei Rylkar stoßen geifernde Schreie aus, die mir das Herz in die Hose rutschen lassen. Kein Wunder, dass mein Pfeil die gehörnte Ratte nicht wirklich gut trifft und obendrein noch aus der Wunde gedrückt wird, die sich sofort daraufhin schließt, genau so wie der von Lia. Verdammnis! Schlachtenrufer Dolon stellt sich den Angreifern am rechten Ufer in den Weg, Glücksbote Ryan deckt die linke Flanke, während wir Mädels und auf der Brücke dazwischen aufbauen. Allerdings stürzt sich der Schwarm kurzerhand ins Wasser und kommt wie ein Tsunami auf uns zugerollt. Lia legt die Hände zusammen, verkeilt die Daumen und spreizt dann die Handflächen. „Brenne!“ Zwischen Händen bildet sich Feuer und eine Lohe schwappt den Ratten entgegen. Die Quietschen nur etwas, als das Feuer über sie darüber brandet. Ich kann keine einzige verkohlte Ratte untergehen sehen und ich habe selbst aus drei Schritt Entfernung gespürt, wie heiß die Lohe war. Das ist nicht gut!

Zwei der kleinen Ratten stürmen auf Glücksbote Ryan zu, der Tymoras Wurfscheibe benutzt, als er mit göttlicher Magie einen überdimensionalen Wurfstern formt und auf die Angreifer loslässt. Aber die göttliche Energie scheint vorbei zufliegen. Nicht gut. Tapfer nimmt Schlachtenrufer Dolon die gehörnte Ratte im Empfang und stellt auch fest, dass sich die geschlagene Wunde sofort wieder schließt. Wobei die gehörnte Ratte zeigt, dass die Hörner mehr als nur Zierde sind, indem sie ihm eines tief in die Schulter rammt. Eine zweite Menschenratte kommt herangewuselt und greift Dolon aus dem Wasser heraus an. Dann überrollt uns Mädels auf der Brücke der Schwarm. Ich trete nach ihnen, aber mein Stiefel trifft auf keinen wirklichen Widerstand. Ich spüre die vielen kleinen Bisse und wie mir schummrig wird. Panik steigt in mir hoch und ich renne so schnell ich kann. Nur weg hier!

Nach einigen Herzschlägen komme ich wieder zu Besinnung. Parallel auf der anderen Seite rennt Xana. Beide kommen wir zum Stehen. Wir tauschen kurz einen Blick und drehen uns entschlossen wieder um. Unsere Freunde brauchen uns. „Alles wird gut!“ Und meine Wunden schließen sich wieder, aber ich fühle mich trotzdem geschwächt, da die Wunden wohl nicht nur oberflächlich waren. Ich renne zurück und der Rattenschwarm kommt mir auf meiner Seite entgegen. Ich nutze den Schwung und springe schräg über den Kanal. Ohne Probleme überwinde ich den Schmutzwasserweg und lande noch vor Xana auf der anderen Seite, die vier ihrer Geschosse in den Schwarm jagt, was leider so gut wie keinen Effekt hat. Schwärme fangen so langsam echt an, mich zu nerven. In Vaters Geschichten gab es das nie, dass Helden sich mit solchen kleinen Mistviechern abplagen mussten. Finsternis!

Getan hat sich nicht wirklich viel, aber Glücksbote Ryan scheint stärker in Bedrängnis zu sein. Ich ziehe meinen Dolch aus Alchemistensilber, den wir einst im Anwesen des Weinhändlers gefunden haben. Mutig springe ich ins Wasser und komme so hinter eine der Ratten. Leider rutscht mein Dolch harmlos ab. Aber Glücksbote Ryan spaltet kurz darauf der Ratte den Schädel, Xana tötet die andere mit einer wahren Orgie aus grünen Geschossen, die in mehreren Wellen in es einschlagen. Inzwischen ist der Schlachtenrufer in großer Bedrängnis. Er blutet aus mehreren Wunden, hat aber inzwischen die Letzte der normalen Menschenratte in Stücke gehauen. Die gehörnte Ratte löst sich nun gewandt von ihm und macht sich wohl zu einem weiteren Sturmangriff bereit. „Bei Tempus! Bleib gefälligst stehen!“ Dolon rennt ohne sich vorher zu heilen hinterher und stürmt in die gehörnte Ratte hinein. Wenn das mal nur gut geht. Finsternis!

16. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Ich wate durch den Kanal und eile zum Schlachtenrufer, der emsig Schlag auf Schlag seine Wunden vergilt. Aber die gehörnte Ratte zahlt es ihm mit gleicher Münze heim. Dadurch, dass die Ratte abgelenkt ist, komme ich in ihren Rücken und habe sie nun genau zwischen Dolon und mir. Ich ziele auf die Stelle, wo ich vermute, dass sich dort das Herz befinden muss. Tief ramme ich den Dolch zwischen die Schulterblätter. Schwärzliches Blut spritzt in erfreulicher Masse heraus, als ich den Dolch zurück reiße. Aber die Wunde wird augenblicklich kleiner, auch wenn sie sich nicht gänzlich schließt. Verdammnis!

Vor lauter Aufregung und Frustration vergesse ich, dass ich ein paar Zauber hätte, die mir in dieser Situation helfen könnten. So steche ich ein weiteres Mal zu, Ratte schreit gepeinigt auf, steht aber immer noch. Ist das Ding vielleicht mal zäh! Besonders da auch Lia verschiedene kleine Kugeln beschwört und sie auf die gehörnte Ratte wirft.  Inzwischen spielt Xana mit dem Schwarm, Hasch mich, aber das ist auch keine wirkliche Lösung für das Problem. Aus der ferne sind schwere Schritte zu hören, die schnell näher kommen. Kriegen diese Mistviecher etwas Verstärkung? Oder sind das die Schildwächter, die hier ihren Dienst schieben? Beides ist möglich, aber ich hoffe eher auf das letztere. Wir sind alle angeschlagen und unseren Zauberkundigen gehen so langsam die Zauber aus, ohne dabei wirklich was gegen den Schwarm ausrichten zu können. Finsterste Verdammnis!

Aber es ist Rettung, die naht. Drei Schildwächter, darunter ein Magier, nehmen sich des Schwarmes an. Der Magier macht die gleiche Geste wie für brennende Hände. „Erfrier!“, sagt er aber und eine eisige Kälte schwappt über den Schwarm. Das tut denen aber richtig weh, im Gegensatz zu Feuer. Interessant. Aber ich muss die Ratte vor mir töten. Ein weiteres Mal visiere ich eine empfindliche Stelle an, ramme den Dolch bis zum Heft in den Balg des Dings, drehe ihn und zieh dann raus. Die Ratte schwankt merklich, als Glücksbote Ryan, der sich zwischenzeitlich etwas geheilt hat, mit voller Wucht seinen Morgenstern auf den Schädel der gehörnten Ratte krachen lässt. Der Schädel wird zertrümmert, ein Horn wird abgerissen und ekliger Matsch aus Knochensplittern, Hirnmasse und Haut spritzt mir bis ins Gesicht. Iiiks!

Das war jetzt wirklich eklig. Die letzten Ratten werden durch eine weitere Eislohe vernichtet und wir haben das Schlachtfeld unter unserer Kontrolle. Wirkliche Freude kommt aber bei keinem von uns auf. Das war jetzt keine glorreiche Leistung gewesen. Erbärmlich wäre wohl der richtige Ausdruck. Das halbe Jahr Frieden hat uns nicht gut getan, mein Instinkt ist irgendwie dumpf geworden. Früher hätte ich schneller das Richtige getan. Nein, das war wirklich nur schlecht. Die Schildwächter quetschen uns aus, was wir hier zu suchen haben. Wir geben uns als Mitglieder der Kavernenwacht zu erkennen, die im Auftrag der Erbauer die Kavernen von Ungeziefer frei halten. Und dieses Ungeziefer war wirklich zäh. Ich frage den Magier, wie er das mit dem Eiszauber gemacht hat. Er erklärt mir, dass eine Möglichkeit gibt, Zauber so zu verändern, dass sie ganz anders wirken. Ja, davon habe ich gehört. Damals in der Vorlesung fand ich das etwas überflüssig, da es ja so viele Zauber gibt, die jeweils ein anderes Element repräsentieren. Aber da habe ich mich wohl geirrt. Gerade habe ich gesehen, wie sinnvoll das ist.

Beute ist leider auch keine zu machen. Für heute haben wir genug. Wir melden uns bei dem steinernen Zwerg ab und machen, dass wir hier raus kommen. Was für ein ekliger Ort. Da wir alle angeschlagen sind, klopfen wir Meister Olan aus dem Bett. Der hat zum Glück die notwendigen Zauber auf Lager, die er im Namen Moradins auf uns spricht. Ich fühle mich gleich wieder viel besser, da mein Gürtel nicht in der Lage war, die inneren Schäden zu heilen. Ebenso wenig die krankmachenden Kräfte dieser gemeinen Ratten. Und um dieses Problem müssen wir uns auch noch kümmern. Aber wenigstens haben wir eine schlüssige Ausrede, wenn wir einer Patrouille der Schildwächter dort unten begegnen sollten. Wenigstens etwas.

Wir verabschieden uns und ich eile nach Hause. Dort wechsle ich erstmal meine Kleidung. Da wird mein Hausmädchen aber gar nicht erfreut sein, die eingesaute Kleidung waschen zu dürfen. Das Kettenhemd, das ich unter der Kleidung getragen habe, reinige ich aber selbst. Meine Kleine schläft selig in meinem Schlafzimmer in ihrem Bettchen, ihren neuen Lieblingsbär in der Armbeuge. Ich küsse sie auf die Stirn und schleiche nach draußen. Ich muss unbedingt mit der Gilde der Ungesehenen Seher sprechen.

Gespielt am 9.2.2008
Spielleiter: Stefan
SC: Dolon (Kleriker Stufe 5), Kaira ( Schurke 4/ Seher 1), Lia (Ranger 2/Kriegsmager 2), Ryan (Kleriker Stufe 4), Xana (Hexenmeister Stufe 5)
Schrein des Ruhmes:
Erfahrungspunkte:  1150für Stufe 5, 1250 für Stufe 4. Kaira 75, Ryan 25, Xana 100, Dolon 50
Überwundene Gegner
1 Schleim
1 Super fieser aufgepimpter Schwarm Ratten
3 Rylkar
1 Quäler

Nakago

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« Antwort #98 am: 09. Mai 2008, 14:26:54 »
Kapitel 2
Strandparty

17. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Man sagt, dass Chondathan niemals schläft und daran ist auch was. Selbst nach Mitternacht sind noch viele Leute unterwegs und sogar noch Warenverkehr. Ich kann ins Villenviertel der Adligen schlüpfen und erreiche die Villa, wo die Gilde der Ungesehenen Seher ihr Hauptquartier hat. Karn oder Andala sind leider nicht da. Aber ich finde einen freundlichen Seher, der mir auch etwas helfen kann. Ich berichte erstmal über Idi Adanich, was wir für ihn tun sollen und wie er uns eventuell weiter helfen kann. Dann stelle ich die Fragen, die mir auf der Zunge brennen. Ein Behir scheint in der Tat eine kleine Drachenabart zu sein. Sein Odem ist ein Blitzstrahl und er selbst ist gegen diese Art von Energie immun. Nicht gut. Sein Maul soll groß genug sein, um jemanden zu verschlucken. Autsch!

Dieses Ding wird ne richtige Herausforderung werden. Dann frage ich, was man gegen so verdammte Schwärme aus diesen ultra fiesen Ratten machen kann. Er hat sogar den richtigen Zauber dafür. Der ist gerade so für mich lernbar und heißt Todesruf und soll besonders gegen Ansammlungen von vielen kleinen Gegnern besonders gut wirken. Total müde wanke ich schließlich noch nach Hause, streife mir die Stiefel von den Füßen und falle angezogen in mein Bett. Noch bevor ich es berühre, bin ich eingeschlafen.

„Mama! Aufstehen!“ Oh, was los? Viel zu früh! Ich habe wohl total verschlafen, denn meine Kleine ist schon putzmunter und hat sich schon selbst angezogen. So Sachen hat mein Töchterchen inzwischen schon drauf. Im Kindergarten des Tymora Tempels kommt Glücksbote Ryan auf mich zu, der Tyrtempel hat nach uns geschickt. Jetzt schon? Die lassen echt nichts anbrennen. Also sammeln wir unsere Leute ein und kommen nach einem Mittagessen und der notwendigen Gebetspause für Tempus an der Kathedrale an. Wir finden den Hohepriester, seine Exzellenz, Erzbischof Ulmar Jarven, Stimme der Gerechtigkeit zu Chondathan, bei einer Lesung von einer Kanzel vor ein paar wenigen Gläubigen vor. Ich arbeite mich durch die Zuhörer und knickse dann vor ihm. Er liest seinen Text noch zu Ende, klappt das Buch zu und gebietet uns, ihm zu folgen.

In einer Nische instruiert er uns, was Sache ist. Eine berüchtigte und gesuchte Giftmischerin und Paktiererin finsterer Mächte wurde von einem Jäger hier in der Nähe gesehen. Diese rothaarige Frau mit dem blumigen Namen Salia vom roten Kreis ist um die vierzig Jahre alt und hat mit finsteren Mächten einen unheiligen Pakt besiegelt. Und diese Salia sollen wir dingfest machen und sie möglichst lebendig der Kirche des Tyr überstellen. Wir bekommen für den Transport einen Käfigwagen und zwei Schildwächter mit. Wir werden uns am Westtor in einer Stunde treffen. Dolon bekommt allerdings eine andere Aufgabe zugeteilt. So was auch. Finsternis.

Ich eile also nach Hause, instruiere mein Mädchen für alles, dass sie meine Kleine vom Kindergarten abholen muss. Dann packe ich meine Ausrüstung und hole Pferdchen aus dem Mietstall ab. Mein Schätzchen ist gar nicht glücklich, als ich ihr sage, dass ich womöglich über Nacht fortbleibe. Aber ich herze sie und verspreche ihr, spätestens morgen Abend wieder da zu sein. Das stimmt sie etwas versöhnlicher.

Pünktlich bin ich am Tor und kann unsere beiden Schildwächter in Augenschein nehmen. Auf dem Kutschbock hat sich ein etwas dicklicher Mann um die dreißig bequem gemacht und spielt mit seiner Peitsche herum, er stellt sich als Julius vor. Am Wagen selber lehnt ein junger schlaksiger Kerl mit dem Namen Athos. Das sind also unsere zwei Begleiter. Sie sind nicht gerade begeistert über ihren Auftrag, aber die Schildwacht ist wohl verpflichtet der Kirche des Tyr bei solchen Sachen zu helfen. Die anderen drei treffen schließlich auch ein. Ryan hoch zu Ross, die anderen zu Fuß. Der andere Schildwächter klettert noch auf den Kutschbock, und da weder Lia noch Xana Lust haben, im Käfig zu fahren, müssen sie halt laufen.

Wir verlassen die Stadt durch das Westtor. Durch dieses Tor habe ich die Stadt zum ersten Mal betreten und wir folgen der gut ausgebauten Straße nach Norden, welche die großen Küstenstädte der Kolonien verbindet. Es ist viel los auf der Straße, der Herbst treibt die Leute an, ihre Geschäfte noch vor Einbruch des Winters unter Dach und Fach zu bringen. Wir verlassen die Straße auf der Höhe von Persund und nehmen den besseren schlammigen Feldweg, der zum Weiler Karwas führt, in dessen Nähe die Paktiererin zum letzten Mal gesehen wurde. Wir befinden uns nun auf einer hügligen Halbinsel. Als wir den letzten Hügel überqueren, sehen wir das kleine Fischerdorf Karwas, das aus etwa zwei Dutzend geduckten Katen zu bestehen scheint. Alle Menschen scheinen auf dem Dorfplatz zu sein. Um sie herum stehen vier riesige Gestalten, von denen einer gerade einen Menschen in den nahen See wirft, nachdem er ihm was aus einem großen köchelnden Topf ins Gesicht geschmiert hat. Finsternis!

Nakago

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« Antwort #99 am: 12. Mai 2008, 14:11:18 »
17. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Halbinsel von Karwas

„Das sind Oger!“ spricht Lia aus, was wir alle denken. Wasseroger um genauer zu sein. Es gibt immer noch Stämme, die hier in der Nähe ihr Unwesen treiben. Sie sind berüchtigt für ihre Überfälle auf kleine Küstensiedlungen, wo sie alles Wertvolle an sich reißen und meist noch einige Sklaven mitnehmen. Schätze mal, dass dieser köchelnde Sud im großen Topf einem Landbewohner die Möglichkeit gibt, unter Wasser zu atmen.

„Wir sollten verschwinden“, meint Athos und wendet den Wagen.
„Das kommt nicht in Frage! Dort unten sind Menschen in Gefahr!“, antworte ich darauf, steige von Pferdchen ab und führe sie in den Wald, wo ich sie anbinde.
„Wir müssen den armen Menschen helfen!“, pflichtet mir auch Xana bei.
„Aber wir sollten bedenken, weswegen wir hier sind. Dies ist nicht unsere ursprüngliche Mission für den Tempel des selbstgerechten Tyr“, Wirft Ryan ein.
„Papperlapapp! Ich bin sicher, dass seine Exzellenz, Erzbischof Ulmar Jarven, Stimme der Gerechtigkeit zu Chondathan, es gut heißen würde, lieber die Paktierin entkommen zu lassen, als zuzulassen, dass diesen armen Menschen unerträgliches Leid geschieht. Wer wagt, gewinnt!“ Mit diesen Worten lege ich einen Pfeil auf meinen Schwarzholzkurzbogen. Die Oger haben uns inzwischen gesehen und finden es eine gute Idee, uns anzugreifen. Werden ja sehen, was sie davon haben. Ha!

Unsere Schildwächter und Ryan bilden einen kleinen Schildwald, während Xana, Lia und ich uns am Waldrand positionieren und sie mit unseren Fernwaffen beharken. Der vierte Oger, offensichtlich der Anführer, bleibt zurück und verschwindet dann einfach. Oh Nein! Ein Oger Magus, die gefürchtesten aller Oger. Hoffentlich haben wir uns da nicht übernommen. Ich kann zweimal auf sie schießen, treffe einmal, dann sind sie schon da. Ich krame eine meiner Schriftrollen hervor und lese sie ab. Dummerweise scheine ich eine der Gesten dazu nicht richtig auszuführen und der Zauber wirkt nicht. Finsternis! Glücksbote Ryan empfängt sie mit einem seiner neuen Zauber, der außer viel Krach zu machen, recht wenig Effekt zu haben scheint. Wenigstens bluten zwei Oger jetzt aus den Ohren. „Tymora! Siehe, deine mutigen Diener kämpfen um unschuldiger Menschen willen gegen Monster der Meere. Schütze uns!“, setzt er dann gleich darauf noch hinterher. Wir alle fühlen uns nun richtig gestärkt. Einer der Schildwächter geht leider schnell getroffen zu Boden. Verdammnis!

Ich versuche den widerwärtigen Oger in der Mitte mit Ryan flankiert zu bekommen, aber der geht nicht auf meine Taktik ein und kann das Monster nur ganz oberflächlich ritzen. Aber Lia spickt ihn mit Pfeilen und schließlich bricht er zusammen. Aber dann taucht der Oger Magus auf und haut nach mir. Aua! Der links Äußere meint mit Xana spielen zu müssen, die ihn mit allerlei Strahlen und Kugeln malträtiert hat. Diesmal kriege ich ihn flankiert und kann mein Rapier tief in seinen Unterleib durch das Becken treiben. Komme gerade so hin und gebe ihm so den Rest. Aber dann zischt eine Lanze aus purer Energie durch Lia und mich. Der Schmerz explodiert in einer Kaskade von Schwärze und dann ist erst mal nichts.

Ich komme zu mir, als Ryan mich heilt. Oh, mir ist ganz übel. „Alles wird gut!“ Da fühle ich mich gleich viel besser. Auch Xana ist ziemlich angeschlagen und mit einem „Alles wird gut!“ ist auch ihr geholfen. Sie hat mich mit einem ihrer Heiltränke stabilisiert, also gebe ich ihr zum Ausgleich den meinen. Auch der Schildwächter ist wieder auf den Beinen, aber der Oger Magus und einer seiner Diener konnten fliehen. Wir eilen zum Dorf, wo uns die Bevölkerung jubelnd begrüßt und erfahren dort, dass vier Bewohner ins Wasser geworfen worden sind, nachdem ihre Gesichter mit dieser Pampe beschmiert wurden. Und sie sind nicht wieder aufgetaucht. Verdammnis!

„Wir müssen sie retten!“ Ich beginne, meine Oberkleidung abzulegen.
„Aber Unterwasser sind sie uns überlegen!“, wirft Xana durchaus berechtigt ein. Lia ist da mit ihr einer Meinung und man kann ihr deutlich den Widerwillen ansehen, ein Risiko für ein paar Menschen auf sich zu nehmen. Tja, die Vorurteile über Elfen sind halt wohl in einigen Punkten nur zu wahr. Nicht, dass wir in letzter Gewissheit wissen, dass Lia wirklich unter ihrer Tarnmagie eine Elfe ist, aber alles spricht eigentlich dafür.

„Niemand hat gesagt, dass es leicht werden wird. Den Mutigen gehört die Welt“, antworte ich und Ryan pflichtet mir nur zu gerne bei. Nach etwas hin und her bekomme ich durchgesetzt, dass wir den Leuten helfen werden. Nach einem kurzen Gebet an Tymora beschmiere ich als erste mein Gesicht mit dieser eklig stinkenden Pampe. Und tatsächlich, sie erlaubt einem, unter Wasser zu atmen. Was in dieser Situation natürlich sehr praktisch ist. Ich nehme nur mein Kettenhemd aus leichtem Mithral, einen Dolch und mein Rapier mit. Dann tauche ich ein in die Welt unter Wasser. Weit sehen kann man hier nicht. Lia macht sich nützlich und findet die Stelle, wo ein fünfter Oger die Gefangenen in Empfang genommen hat. Sie zeigt auf etwas Boden, wo ich beim Besten willen nichts entdecken kann, dann in eine Richtung. Da wir nicht reden können, nicke ich und wir gehen in diese Richtung. Ob das mal gut geht? Natürlich, denn wer wagt, der gewinnt!

Nakago

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« Antwort #100 am: 14. Mai 2008, 13:16:39 »
17. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Halbinsel von Karwas

Es ist, als ob man gegen einen starken Wind laufen würde. Unsere Rüstungen halten uns am Boden und wir folgen einer Spur, die nur Lia zu sehen scheint. Was, wenn sie nur so tut, als ob sie eine Ahnung hätte? Was, wenn sie uns nur im Kreis herumführt? Sie war nicht gerade erpicht darauf, eine weitere Auseinandersetzung zu riskieren. Das war eigentlich niemand. Aber vier Menschen sind in tödlicher Gefahr und nur wir sind hier, um sie zu retten. Was wir tun, ist verdammt risikoreich, auch mir, die diese Rettungsmission gegen alle teilweise durchaus vernünftigen Einwände durchgesetzt hat, sind die unkalkulierbaren Risiken durchaus klar. Der Oger Magus und einer der Oger sind angeschlagen, aber einer ist noch unverletzt und wir sind in ihrem vertrauten Terrain. Und wir haben keine Möglichkeit, wirklich zu zaubern. Verdammnis!

Nach einer halben Ewigkeit unter Wasser, wahrscheinlich ist in Wirklichkeit keine Viertelstunde vergangen, spüren wir unsere Gegner auf. Die vier Gefangenen sind im Zentrum, flankiert von den beiden Ogern, der Magus schwebt über ihnen. Da wir sie sehen, sehen die uns natürlich auch. Der Magus macht mal seine Verschwindenummer, die im Wasser aber nicht so funktioniert. Der Ogermagier saust auf Glücksbote Ryan zu, der aber den Kerl gerade noch rechtzeitig entdeckt. Glück gehabt.

Wir konzentrieren uns auf den Oger Magus, denn wenn der Chef fällt, werden die anderen beiden Oger ihr Glück ganz weit weg suchen. Jedenfalls mal meine Einschätzung. Ryan nimmt die Paste vom Mund und spricht einen Zauber. Da eine Wurfscheibe aus magischer Energie um den Oger Magus herumtanzt wird auch jedem klar, was er gezaubert hat. Lia begnügt sich damit, ihn nun mit Luft zu versorgen, während wir dem Oger Magus zeigen, dass ehrlicher Stahl weh tut. Xana stellt sich da etwas geschickter als Ryan an und spickt den Anführer mit ihren grünen Geschossen. Ihr gelingt es auch, die Paste wieder auf den Mund zu kleben. Schließlich bricht der zusammen und die beiden anderen Oger orientieren sich in den offenen Raum hinter sich. Und tschüss. Wir befreien die Gefangenen von ihren Fesseln und beginnen den Weg zurück ins Dorf.

Jubelnd werden wir empfangen. Man reicht uns Decken und wir können uns abtrocknen und dann darin einmümmeln, nachdem ich die klamme Rüstung ausgezogen habe. Wir bekommen Tee und eine warme Suppe. Das war jetzt auch wirklich nötig, da das Meerwasser im Herbst nicht wirklich angenehm warm ist. Ein Myrkulpriester auf Wanderschaft bietet sogar noch seine Hilfe an und so genesen wir auch sofort von unseren Wunden. Wir müssen ein Dutzend Mal erzählen, wie wir die Oger bekämpft und die Leute gerettet haben. Und das zu erzählen macht wirklich Spaß. Schließlich gelingt es mir, den Ortsvorsteher zur Seite zu nehmen und ihn ein wenig über unsere rothaarige Freundin auszuquetschen. Er hat tatsächlich schon davon gehört, dass diese berüchtigte Giftmischerin und Paktiererin finsterer Mächte hier ihr Unwesen treiben soll. Der Jäger ist hier aus dem Dorf, aber leider nicht anwesend. Aber der Bürgermeister hat den Tipp, dass wir einfach den Bach absuchen sollen. Und er weiß von jemand zu berichten, der auch nach Salia vom roten Kreis gefragt hat. Ein Halbork mit Axt und schwarzem Schlapphut. Er hat sich bis zum Überfall sogar im Dorf aufgehalten. Als alle zusammen getrieben wurden, hat er kurz mit dem Magus geredet und der hat ihn dann einfach gehen lassen. Aha?

Als Ehrengäste bekommen wir Quartier im Haus des Bürgermeister zugewiesen, was das größte Gebäude im ganzen Weiler ist. Und sie haben zwei große Badezuber. Xana und ich wollen doch dann gleich mal ein heißes Bad, ich glaube, das haben wir verdient. Während Ryan in einer Gruppe rotwangiger Zuhörerinnen zurückbleibt, lassen wir beiden Mädcls es uns im Zuber gut gehen. Das tut vielleicht mal gut. Xana berichtet von ihren Hochzeitsplänen und fragt mich aus, wie ich damals um Jondan Reas Hand angehalten habe. Und ich rate ihr davon ab, man sieht ja, was passiert ist, der Mistkerl hat mich ja wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit einfach sitzen lassen. Wir beschließen, früh ins Bett zu gehen und morgen auf die Jagd zu gehen. Nachti!

Nakago

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« Antwort #101 am: 16. Mai 2008, 13:12:49 »
18. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Halbinsel von Karwas

Wir stehen früh auf und nachdem wir gefrühstückt und Glücksbote Ryan seine Gebete und ich meine Zauber neu memoriert habe, kann es losgehen. Unsere tapferen Schildwächter bleiben zurück, um das Dorf zu bewachen, falls die Oger Rache üben wollen. Na ja, hab schon bessere Ausreden gehört. Lia macht die Fährtensucherin und wir marschieren im Gänsemarsch hinter ihr her. Es ist ein schöner Herbsttag, durch die bunten Blätter scheint eine freundliche Sonne auf uns. Der Wald ist recht licht und man sieht, dass die Leute hier ihr Bau- und Feuerholz holen.

Schließlich erreichen wir den Bach. Wir folgen ihm Flussaufwärts und schließlich finden wir Schleifspuren, die vom Bach weg führen. Da wir uns keinen wirklichen Reim drauf machen können, folgen wir denen einfach mal. Nach fünfzig Schritt erreichen wir einen Friedhof. Die Grabsteine sind überwuchert und teilweise umgestürzt. Die Schrift ist lesbar, wenn auch antiquiert. Wahrscheinlich war hier früher mal ein Weiler gestanden und der überwucherte Friedhof ist das letzte Zeugnis davon. Die Schleifspuren enden hier, verursacht von einem Stein, der etwa hundert Pfund wiegen dürfte. Wer in aller Welt schiebt einen Stein aus einem Bach zu einem Friedhof? Ich kann mir keinen Reim drauf machen.

Aber aus der Ferne sind seltsame Laute zu vernehmen. Lia und ich schleichen uns in die Richtung der Geräusche. An einem Baum gelehnt schnarcht ein Ettin vor sich hin. Da es sich nicht um die Paktiererin handelt, schleichen wir vorsichtig wieder zurück. Ich sehe keinen Sinn darin, den schlafenden Riesen anzugreifen, da er weder uns was getan hat, noch wir Zeuge waren, wie er Böses getan hat. Das war wohl nix. Wir beschließen, zurück zum Bach zu laufen. Auf einmal steht ein hochgewachsener Halbork vor uns. Unter einem schwarzen Schlapphut mustern uns dunkle Augen. Auf seinem Rücken trägt er eine Axt.

„Finsternis! Jetzt bin ich euren Spuren umsonst gefolgt“, meint er etwas enttäuscht.
„Lass mich raten, du bist Kopfgeldjäger“, vermute ich.
„Falsch! Ich bin Kopfjäger.“
„Hä? Wo ist der Unterschied?“
„Ich hole mir nur die Köpfe. Ich schätze mal, ihr sucht auch Salia vom roten Kreis.“
„Das ist korrekt, im Auftrag der Kirche des Tyr.“
„Aha, von der Ecke also. Ich gebe euch einen guten Rat, steht mir bloß nicht im Weg rum.“ Dann dreht er sich um und geht.

„Was für ein finsterer Bursche.“ Xana schüttelt sich.
„In der Tat. So jemand am Morgen kann einem echt den Tag verderben“, fügt Glücksbote Ryan hinzu.
„Auf ein Neues! Aber suchen wir hier erst noch mal in der Umgebung weiter. Der Stein ergibt so einfach keinen Sinn!“ Wir teilen uns auf und tatsächlich finde ich eine Schlinge. Ich winke die anderen her.
„Die ist recht neu, vielleicht vom Jäger, wenn wir dessen Spuren folgen könnten, führen die uns vielleicht zu Salia vom roten Kreis.“ Lia macht ihre Waldläufernummer und nimmt brav die Fährte auf. Wir folgen ihr und schließlich finden wir eine kleine Hütte. Rauch steigt keiner auf, aber vor der Hütte sitzt eine rothaarige Frau um die vierzig Jahre und schnitzt. Glück gehabt. Wir tüfteln einen Plan aus, Lia und ich schleichen uns hin und schnappen sie uns, der Rest folgt uns dann.

Ich packe meinen Totschläger aus und achte darauf, dass mein Trank, der mich vor Bösem schützt, griff bereit ist. Vorsichtig husche ich von Schatten zu Schatten und komme auch recht nah an sie ran, aber auf einmal schreckt sie auf, schaut in meine Richtung und bekommt große Augen. Verdammnis! Flink springt sie auf und rennt von mir weg. Ich hinterher, Lia saust an mir vorbei. Xana folgt mit großem Abstand. Es beginnt eine wilde Jagd durch den Wald. Hier und da schlägt mir ein Zweig ins Gesicht. Autsch!

Schließlich schnappt Lia sie sich und beide kullern einen Abhang hinunter. Die beiden Frauen raufen miteinander und ich sause heran und zieh ihr eins mit dem Totschläger über die Rübe. Sie bekommt zwar eine große Beule, bleibt aber bei Bewusstsein. OK, dann gibt es eben Nachschlag. Und der sitzt richtig gut. Mit meinen magischen Handschuhen verstärke ich noch die Wucht des Schlages und das treibt sie nun in das Reich der Träume. Puh!

Nakago

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« Antwort #102 am: 19. Mai 2008, 12:53:44 »
18. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Halbinsel von Karwas

Das war ja jetzt gar nicht so schwer. Die Dame des Glücks lächelt halt jenen, die was riskieren. Xana packt ihr Seil aus und verschnürt die Frau zu einem Paket. Knebelt sie und verbindet ihr obendrein noch die Augen. Jetzt müssen wir sie nur noch zum Dorf und damit zum Wagen zurückschaffen. Wie gut, dass ich eine Schriftrolle mit Tensers schwebender Scheibe dabei habe. Schwupps und drauf gewuchtet. Tja, mit Magie geht alles leichter.

Glücksbote Ryan hat derweil die Hütte durchsucht und ihren Besitz konfisziert. Ich ziehe mal kurz Luvius’ Handschuhe an und schau mir die Vergangenheit an. Die Frau scheint schon lange auf der Flucht zu sein, immer wieder ist zu sehen, wie sie ihren Rucksack packt und vor Verfolgern flieht. Wir haben definitiv die Richtige und ihre Gesinnung ist wahrlich finster. Ich ziehe die Handschuhe wieder aus, küsse mein Amulett mit dem lächelnden Antlitz der Dame, führe es zu Stirn und Herz.

Wir haben etwa den halben Weg zurückgelegt, als sich unser Freund der Kopfjäger in unseren Weg stellt. „Sieh an, sieh an, die Amateure waren erfolgreich. Es wäre wahrlich zu eurem Vorteil, wenn ihr sie mir übergeben würdet.“
„So schlecht ist ihr nicht“, versuche ich zu scherzen, da niemand lacht, ist der Witz wohl fehlgeschlagen. Nun gut, dann eben ernsthaft. „Tut uns Leid, aber wir haben einen Vertrag mit der Tyr Kirche und wir sollen sie, wenn es geht lebendig abliefern.“
„Nun gut, ich will mal nicht so sein, Verträge sollte man ja einhalten. Wie wäre es mit einem Kompromiss, ich bekomme den Kopf, ihr den Rest.“ Wir blicken uns fragend an. Wir sind vier, er alleine, auch wenn er groß und stark ist. Ich nehme mal an, dass die Tyrkirche sie wahrscheinlich eh hinrichten wird, aber eben erst nach einem fairen Verfahren, das traue ich der Kirche des Gottes der Gerechtigkeit durchaus zu.

„Ihr müsst wissen, sie hat ihren Pakt gebrochen und meine Auftraggeber schätzen so was gar nicht.“
„Ihr arbeitet für Dämonen?“ Ich bekomme große Augen.
„Für Teufel, ich arbeite für Teufel“, korrigiert er mich wie ein Lehrer.
„Aha! Findet ihr das nicht etwas unfair, so vier gegen eins. Wie wäre es mit Verstärkung?“
„Ich brauche keine Verstärkung.“
„Ich meinte uns damit.“ Da lacht er.
„Nun gut, wer nicht hören will, muss sterben.“ Mit diesen Worten greift er sich mit beiden Händen an die Brust und zieht seine Haut auseinander. Örks! Darunter kommt ein gehörntes Wesen mit Rauschebart zum Vorschein. Er packt seine Axt und der Tanz kann beginnen. Schutz vor Bösem oder Schild? Schild! Ich fingere die Schriftrolle heraus und spreche den Zauber auf mich. Ein schimmerndes Feld baut sich neben mir auf. „Tymora steh uns bei in diesem Kampf!“ Das was Glücksbote Ryan da macht, scheint dem Kerl aus den Neun Höllen zu missfallen. Wütend brüllt er auf und stürmt seine Axt wild mit beiden Händen schwingend auf Glücksbote Ryan zu. Aber Dank des göttlichen Beistands prallt der Angriff zur Verblüffung aller an ihm ab. „Tymoras Gunst, die Rüstung hält.“

Ich ziehe mein Rapier und versuche in eine Position zu gelangen, wo ich ihn flankieren kann, klappt aber leider nicht. Problem ist zudem, dass Salia auf der Scheibe hinter mir her schwebt. Ein Schlag und ihr Kopf könnte ab sein. Aber unsere Sprüche haben den Kopfjäger so wütend gemacht, dass er lieber auf uns einschlägt. Lia zieht ihr magisches Schwert und flankiert ihn jetzt. Xana wirft ihm eine elektrische Kugel genau zwischen die Augen. Ryan geht etwas zurück und beschwört einen Wurfstern aus magischer Energie, welcher in einem Funkenregen vergeht, als die heilige Waffe den Teufel berührt. Holla!

Nun kann ich ihm auf Höhe der Milz mein Rapier tief hineintreiben. „Stich!“ spreche ich vorher meinen Zauber, aber meine geschärfte Waffe trifft nicht gut genug. Verdammnis! Teile der Wunde schließen sich wieder. Lia prallt an seiner Parade ab, Ryan beschwört ein weiteres Zeichen seines Glaubens, was eine kleine Wunde verursacht und nicht wieder einfach verschwindet. Xana wirft kichernd eine weitere Kugel, die ihn aber diesmal verfehlt. Der Kopfjäger schlägt nach mir und trifft mich tief. Autsch! Das tut vielleicht mal weh! Und zwar so sehr, dass ich mir verdammt wackelig auf den Beinen vorkomme. Diese Axt besteht aus mehr als nur Stahl. Verdammnis!

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #103 am: 21. Mai 2008, 11:31:09 »
18. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Halbinsel von Karwas

Der Glücksbote rettet mich aus meiner Bedrängnis, indem er mich heilt, dafür aber einen Hieb mit der bösen Axt kassiert. Lia wirft erfolgreich ein Kügelchen aus klitzekleinen Blitzen und diesmal schreit der Teufel gepeinigt auf. Da er genau direkt auf sie zulaufen kann, lässt er uns einfach stehen. Da kriegt er gleich noch mal zum Abschied guten Stahl zu schmecken. Diesmal treffe ich präzise genau die Stelle, wo ich seine Milz vermute. „Leide!“ Meine Handschuhe der Zerstörung jagen weitere Energie durch die Waffe in seinen Körper und er schreit diesmal wirklich gepeinigt auf.

Spoiler (Anzeigen)


Sein Sturmangriff auf die gutaussehende Hexenmeisterin  schlägt deshalb auch kläglich fehl. Da hat er aber noch mal wirklich Glück gehabt. Ich eile ihm hinterher, diesmal geht mein Stich leider fehl, weil er sich im letzten Moment noch mal zur Seite dreht. Aber er sieht nicht mehr so siegessicher aus. Auch wenn sich Teile seiner Wunden immer wieder schließen, er hat doch einiges von seiner Geschmeidigkeit und Stärke verloren. Allerdings schlägt er noch mal erfolgreich Xana eine stark blutende Wunde, aber dann hält er erschöpft inne, greift hinter sich und holt einen abgetrennten Kopf hervor. Dann fängt der Kopf auf einmal an zu schreien. Das Geräusch klingelt einem vielleicht mal in den Ohren und geht durch Mark und Bein. Finsternis umklammert mein Herz, aber ich kann mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren und schüttle den Effekt ab. Auch die anderen scheinen davon unbeeindruckt. Tymora lächelt wahrlich den Tapferen!

So langsam sieht der Teufel seine Felle davon schwimmen, da er sichtlich irritiert scheint, über den ausbleibenden Effekt seiner Maßnahme. Mir wird nur zu schmerzlich bewusst, dass sein Ziel wie auf einem Präsentierteller vor ihm schwebt. Also bewege ich mich erstmal so von ihm weg, dass die Scheibe wieder hinter mir ist, bevor ich ihn mit den anderen ein weiteres Mal durch die Mangel drehe. Xana beschwört eine weitere Welle grüner Geschosse, die sie mit ihren Handschuhen verstärkt. Das gibt ihm den Rest, als die magische Energie das Fleisch auf höher seiner Brust aufreißt. Sein Herz explodiert in einer gelben Wolke, dann er selbst. Das einzige, was von ihm übrig bleibt, ist seine Axt, die mir vor die Füße fällt. Ich schnappe sie mir, bevor Glücksbote Ryan das tun kann.

„Ich werde diese Waffe in meine Obhut nehmen und sie identifizieren“, mit diesen Worten packe ich die Waffe in meinen Rucksack. Unsere Wunden bluten immer noch, auch nachdem Glücksbote Ryan uns noch mal mit Magie geheilt hat. Aber Druckverbände helfen wenigstens erstmal, da ist wohl heiligere Magie notwendig, als die, über die Glücksbote Ryan verfügt. Allerdings fummeln wir zu dritt keinen richtigen Druckverband bei Glücksbote Ryan zusammen. Nicht gut. Wir sollten uns beeilen, dass wir zurück in die Stadt und damit zur Kathedrale der Triade kommen. Hilfe tut Not!

„Was war das eigentlich für ein Ding?“, frage ich mal die anderen. Ryan und Lia fangen beide an wild durcheinander zu reden. Xana streckt ihren Finger nach oben und räuspert sich schließlich gehaltvoll. Aber sie bekommt nur von mir die gebührende Aufmerksamkeit, da die beiden anderen sich nur in wilden Vermutungen ergehen. Ihr süßes Köpfchen nimmt mit jedem Herzschlag eine rötere Farbe an, bis sie den Farbton meiner Haare erreicht.

„Könntet ihr zwei mal eure verdammten Mäuler halten? Danke!“ Hätte nicht gedacht, dass Xana so laut schreien kann. „Das war ein Bartteufel, man nennt sie auch Barbazu, und sie gehören zu den Teufeln. Sie sind einfache Diener, mit wenigen Kräften. In solchen Gebieten weiß ich nämlich Bescheid, ihr verdammten Amateure!“ Mit diesen an Lia und Ryan gerichteten Worte schreitet sie mit hoch erhobener Nase an mir vorbei und hat Glück, nicht gegen den nächsten Baum zu knallen. Manche Leute haben vielleicht Probleme. Ich zucke mit den Schultern und mache, dass ich weiter komme. Meine Scheibe dürfte bald den Geist aufgeben.

Wir erreichen das Dorf, wo die Leute uns schon jubelnd erwarten, da wird einen warm ums Herz. Sie wollen uns zwanzig Goldmünzen in die Hand drücken. Aber ich lehne ab und reiche dem Bürgermeister des kleinen Weilers den Beutel zurück. „Habt Dank, aber wir taten dies, um zu helfen. Ohne Hintergedanken einer Belohnung. Ich bin sicher, dies Geld dient euch selbst mehr.“ Alle meine Kameraden starren mich mit offenen Mündern an. „Was denn?“

Nakago

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Der Test der Zeit
« Antwort #104 am: 23. Mai 2008, 20:08:49 »
18. Eleasias Das Jahr der Visionen 731 TZ Halbinsel von Karwas

Winkend werden wir verabschiedet. Die Frau haben wir gefesselt und geknebelt in den Wagen gelegt und machen, dass wir zurück in die Stadt kommen. Die Rückreise verläuft ohne Probleme und dank den Schildwächtern in unserer Mitte sausen wir einfach der Warteschlange vor dem Tor entlang und fahren ohne Kontrolle in die Stadt. So schnell der Verkehr es erlaubt erreichen wir die prachtvolle Kathedrale der Triade am Thargrams Weg. Seine Eminenz Erzbischof Ulmar Jarven, Stimme der Gerechtigkeit zu Chondathan, ist höchst erfreut, dass er uns mit der Gefangenen sieht.

„Wie ich sehe, wart ihr erfolgreich. Ich hatte schon Bedenken, als ihr gestern nicht zurück kamt.“

„Wir mussten den Leuten von Karwas helfen, die von einer gar finsteren Bande von Unterwasser Ogern angegriffen wurden. Aber mit Mut und ehrlichem Stahl in starker Hand gelang es uns nicht nur, sie zu vertreiben, sondern wir folgten ihnen obendrein noch, töteten ihren Anführer und befreiten vier Verschleppte. Allerdings hatten wir dafür viele unserer Zauber aufbrauchen müssen, sodass es uns nicht ratsam erschien, sofort nach der Paktiererin zu suchen. Das taten wir heute und wir fanden sie. Aber wir gerieten daraufhin an einen Kopfjäger. Einen Bartteufel, wie Xana meint. Er sagte, dass sie sterben müsste, weil sie den Pakt nicht erfüllt hätte.“

„Sie hat ihren Pakt nicht erfüllt? Interessant, vielleicht gibt es dann noch Hoffnung für ihre Seele. Nun, eure Schuld ist hiermit beglichen.“

„Könntet ihr uns noch einen kleinen Gefallen tun, der Bartteufel hat finsterste Magie in seine unheilige Axt gewebt und unsere Wunden schließen sich trotz göttlicher Magie einfach nicht.“

„Nun, seid unbesorgt. Diener der unendlichen Gerechtigkeit von Tyr werden natürlich behandelt werden.“ Und so dauert es auch nicht lange, bis wir wieder vollständig genesen sind. Das war ja jetzt was gewesen. Wir haben es geschafft! Als wir zurück auf den Thargrams Weg gehen, kommt mir ein junger, adrett gekleideter Barde entgegen, der mich nach den Ereignissen befragt, die zur Inhaftierung der berüchtigten Giftmischerin und Paktiererin Salia vom roten Kreis geführt haben. Da läuft er bei mir offene Türen ein. Da ich selbst großen Hunger habe, verlege ich meine Erzählung in das nächste Wirtshaus und erzähle ihm die Ereignisse so nah an der Wahrheit wie möglich, ohne dass es für uns zu peinlich wird. Darauf warte ich schon die ganze Zeit, dass mich jemand nach meinen Erlebnissen befragt. Ich könnte sicherlich schon beinahe ein Buch damit füllen.

Nachdem ich die Neugier des Barden gestillt habe, eile ich zu meiner Kleinen, die ganz aus dem Häuschen ist, als ich sie vom Kindergarten abhole. Ich spaziere mit ihr ein wenig durch die Stadt und setze sie dann auf Pferdchen und mich hinter sie. Über das Nordtor verlasse ich die Stadt und lasse mal Pferdchen über die abgeernteten Felder galoppieren. Das gefällt meiner kleinen Tochter sichtlich und sie quietscht aus vollem Halse. Aber schon bald lasse ich Pferdchen in der Geschwindigkeit laufen, die sie möchte und wir traben so etwas ziellos herum. Schließlich lenke ich sie zum Kollegiat und führe sie in den Stall. Ich schnippe dem Stahlburschen einen Stahlpfennig zu, damit er sich um Pferdchen kümmert.

Der Türsteher ist mürrisch wie immer, als er mich einlässt. Manche Dinge ändern sich, andere nie. Ich verstaue die Axt in dem kleinen Schrank, der mir immer noch gehört, da ich offiziell ja Mitglied im Kollegiat bin, wenn auch nicht mehr da wohne. Ist einfach kein Ort für ein kleines Kind. Mili ist sichtlich froh, als wir gemächlich wieder nach Hause reiten. Ich halte auf der Spitze des Berges an und genieße vor dem Abstieg die Aussicht auf die Stadt, die sich unter mir ausbreitet. Gut, dass ich wieder Zuhause bin.

Gespielt am 23.2.2008
Spielleiter: Stefan
SC: Kaira ( Schurke 4/ Seher 1), Lia (Waldläufer 2/Kriegsmager 2), Ryan (Kleriker Stufe 5), Xana (Hexenmeister Stufe 5)
Schrein des Ruhmes: Schmuck des Ogermagus
Erfahrungspunkte:  1140 für Stufe 5, 1340 für Stufe 4. Kaira 75, Ryan 50, Xana 50, Lia 25
Überwundene Gegner
2 Oger
1 Oger Magus
1 Bartteufel Babazu
1 Paktiererin

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