Autor Thema: Die Chroniken des Alen Lessariel  (Gelesen 1942 mal)

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Azrath

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Die Chroniken des Alen Lessariel
« am: 11. November 2007, 14:43:53 »
Hier poste ich die Geschichte vom Schurken Alen Lessariel und seiner Abenteurergruppe.
Alen war eigentlich mein eigener Charakter, allerdings verließ unser SL die Gruppe weshalb ich für in einspringen musste. Die folgende Geschichte ist also auch der Beginn meiner Zeit als Spielleiter und deshalb von gewissem sentimentalen Wert ;)

Ein kurzer Überblick über unsere Gruppe:

Alariel - ein egozentrischer menschlicher Hexenmeister

Alen Lessariel - ein menschlicher Schurke, dessen Onkel Jagd auf ihn macht.

Belebrith - ein junger Waldläufer, der aus seinem Heimatdorf geflohen ist und mittlerweile bei dem Psioniker Tarandis in der Kunst der Psionik unterrichtet wird. (In der folgenden Geschichte spielt er allerdings keine erwähnenswerte Rolle mehr, der Spieler wollte lieber mit einem anderen Charakter weitermachen ^^)

Rekanael - ein halbelfischer Kleriker Corellons

Liveth - eine elfische Waldläuferin, die im vorhergegangenen Abenteuer losgeschickt wurde, um die Gruppe vor den Zentarim zu retten.

Myriella - eine halbelfische Mönchskriegerin, die gemeinsam mit Liveth aufgewachsen ist und ebenfalls die Gruppe retten musste

Später stoßen noch folgende Charaktere hinzu:

Anthras - ein menschlicher Druide

Erik Grigull - ein stolzer Zwerg, dessen Ziel es ist, zwergischer Verteidiger zu werden.

Dremir nen Dolobrar - ein Drowpsioniker, der aus dem Unterreich geflohen ist und nun der Kirche Eilistraee's dient.

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Also viel Spaß beim Lesen, wenn es genug positive Antworten gibt, werde ich Kapitel II nachreichen ;)

Prolog
Dies ist die Geschichte derer, die losgezogen sind, um einen kleinen Hinweis ihrer Existenz im unendlichen Strom der Zeit zu hinterlassen.
Derer, die versuchen ihre Ziele zu verwirklichen und so ihr Schicksal zu lenken.
Manche nennen sie Abenteurer, manche Helden und manche gefährlicher Abschaum.
Ich habe mich daran gewöhnt sie Freunde zu nennen.
Dies ist unsere Geschichte, eine Geschichte, die die Welt verändern wird.

Alen Lessariel[/i]

Kapitel I
Aufbruch

Nachdem Alariel, Alen, Belebrith und Rekanael durch die Hilfe von Liveth und Myriella den Fängen der grausamen Zentarim entkommen waren, reisten sie nach Süden.
Vorbei am prächtigen Tiefwasser, das sie trotz seiner Reize nicht lange halten konnte, bis sie endlich zur Festung des Psionikers Tarandis gelangten.
Als ob sie mit dem starken Fels verwachsen war, ragte die majestätische Burg hoch über die Bergspitze auf, auf der sie thronte. Von dort aus eröffnete sich dem Betrachter ein überwältigender Anblick des Schwertermeers, das sich bis ins schier Unendliche im Westen zu erstrecken schien.
Trotz dieser wundervollen Lage, hielt es die sechs Gefährten auch an diesem Ort nicht lange. Schon bald verspürten sie wieder den Reiz des Abenteuers, das Verlangen fremde Orte zu erblicken und sich neuen Herausforderungen zu stellen.
Und so trafen sie sich in einem Wirtshaus, um die Zukunft ihrer kleinen Gemeinschaft zu besprechen und neue Pläne zu fassen.

"Auf Belebrith! Unseren warmherzigen Freund, durch dessen Kupferstück, das er mir so freiwillig überlassen hat, ich in der Lage bin, mich heute kräftig zu besaufen!", der Schurke Alen schwang seinen Krug Met hoch in der Luft hin und her, wobei er ihn beinahe an einem Schädel eines seiner Gefährten zertrümmert hätte.
"Wenn ich mich recht entsinne, verließ das Stück Kupfer Belebriths Besitz, als Ihr es ihm aus der Hand gerissen habt...", fügte Rekanael beiläufig hinzu, wobei der Rest der Gruppe das Geschehen belustigt beobachtete. Der Halbelf griff selbst nach einem Krug und nippte an seinem Elfenwein.
"Und wenn ich mich recht entsinne“, erwiderte Alen, indem er die Stimme des Halbelfen nachäffte, "hatte die Münze seine Hand schon verlassen, da er sie in die Luft geschnippt hat, als ich sie...fand! Also, auf mein Wohl!"
Woraufhin der Schurke seinen Krug an den Mund setzte und ihn mit mehreren tiefen Zügen leerte. Seine schwarzen Haare fielen ihm in den Nacken und ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er den nun leeren Krug wieder auf den Tisch schmetterte.

Rekanael war kurz davor, eine weitere schnippische Bemerkung zu machen, aber Alariel, der selbst ernannte Anführer der Gruppe, fiel ihm zuvor ins Wort.
"Auch wenn ich mir sicher bin, dass Belebrith seine Münze vermisst, so haben wir uns dennoch aus anderen, mir wichtiger erscheinenden Gründen hier versammelt. Den Zentarim sind wir scheinbar entkommen, vorerst zumindest. Was soll also aus unserer Gruppe werden? Werden wir uns hier Lebewohl sagen und uns trennen, so wie Belebrith es bereits getan hat, oder werden wir weiterhin gemeinsam reisen? Es gibt noch immer einige Dinge, um die ich mich kümmern muss, weshalb es mich hier nicht lange halten wird."
Eine plötzliche Stille legte sich über die Gemeinschaft. Auch wenn sie erst seit kurzem zusammen durch Faerun reisten, so hatten sie trotz allem schon einige Gefahren bestanden und ihren Weg mit vereinten Kräften gemeistert.
Alen, dessen Laune sich fast nie zu trüben schien, war der erste, der wieder das Wort ergriff:
"Nun, ich muss zugeben, dass die letzten Wochen recht ertragreich waren, wenn man von dem Vorfall in dieser Arena einmal absieht.", bei der Erinnerung an das Gefängnis der Zentarim durchzog nicht nur Alen ein leichter Schauer, "Ich würde mich freuen, wenn diese Zusammenarbeit noch nicht ihr Ende finden würde."
Zustimmend hob Alariel seinen Becher Wein: "Ich bin ganz Eurer Meinung. Wie sieht es mit euch aus, Rekanael?"
Der Halbelf nickte den beiden zu: "Auch ich werde mich euch weiterhin anschließen. Scheinbar hat Corellon diesen Weg für mich gewählt."
Er wusste, dass die Gruppe ihn wahrscheinlich in noch größere Gefahr bringen würde, als sie es zuvor bereits getan hatte. Doch der Kleriker vertraute auf seine Gottheit und darauf, dass sie ihn auf den richtigen Weg führen würde, ganz egal, welche Gefahren dort auf ihn lauern würden. Immerhin konnte es kein Zufall sein, dass er damals auf Alariel und Alen gestoßen war. Vielleicht wollte Corellon ihn einfach nur testen, doch wer konnte schon von sich behaupten, die Gedanken einer Gottheit zu kennen?
Alariels Blick fiel auf Myriella und Liveth, die sich kurz anschauten und dann wie aus einem Mund antworteten: "Wir werden euch auch begleiten!"
"Irgendjemand muss immerhin aufpassen, dass Alen keine Unschuldigen ausraubt.", fügte Myriella noch leise hinzu. Die Mönchskriegerin hegte eine starke Abneigung gegen den Schurken, dennoch war es ihr lieber, wenn sie ein wachsames Auge auf ihn werfen konnte, als ihn in dem Wissen zu verlassen, dass er bei der nächsten Gelegenheit jemanden bestehlen würde.
"Dann ist es also beschlossene Sache.", erwiderte Alariel. Auch wenn er der festen Überzeugung war, dass er tatsächlich mächtiger als jedes Mitglied der Gruppe war, freute sich der Hexenmeister insgeheim, dass er seine private Leibwache noch nicht verlieren würde. Er brauchte starke Verbündete, um sein eigentliches Ziel erreichen zu können. Jeder musste einmal klein anfangen, wieso nicht auch er?
"Auf unsere Gruppe und den Reichtum, der uns alle bald ereilen soll!", gut gelaunt hob Alen erneut seinen, nun wieder gefüllten, Krug und stieß mit den anderen an.
Es dauerte nicht lange, bis auch die anderen von Alens Laune angesteckt wurden und sie immer ausgelassener miteinander plauderten.
Die letzten Wochen waren von Anstrengung und Auszehrung geprägt gewesen, weshalb diese Ruhepause von allen mit offenen Armen begrüßt wurde.

Während die anderen gerade heftig am Diskutieren waren, wer von ihnen Schuld sei, dass sie in die Gefangenschaft der Zentarim geraten waren, beobachtete Myriella aufmerksam eine der dunklen Ecken der Schenke. Dort saß eine, in einen dunklen Mantel gehüllte Gestalt, die die Aufmerksamkeit der halbelfischen Mönchskriegerin geweckt hatte. Plötzlich drehte sich die Gestalt Myriella zu und ihre Augen funkelten aus dem Schwarz der Kapuze, als sie ihren Blick erwiderte.
Myriella war erfahren genug, um die Gier, die in den funkelnden Augen geschrieben stand, zu erkennen.
"Ich glaube wir haben ein Problem.", flüsterte sie zu den anderen, deren Heiterkeit sofort wie weggeblasen schien.
Alen folgte ihrem Blick.
"Dieser Kerl beobachtet uns, nicht wahr? Wer ist er?", fragte der Schurke leise.
"Er ist auf jeden Fall nicht allein. Der Mensch und der Zwerg da drüben scheinen seine Freunde zu sein und noch einer hat gerade das Wirtshaus verlassen.", Rekanaels Hand wanderte langsam zum Griff seines Langschwerts.
Er fluchte leise, als er an seine schwere Rüstung dachte, die in seinem Zimmer nur auf ihn wartete, die er aber ausgerechnet heute nicht angelegt hatte.

Des Versteckspiels überdrüssig, erhob sich die Gestalt und ging mit langen Schritten auf die Gruppe zu. Das Gewand des Fremden schien eine ähnliche Konsistenz wie Wasser zu haben, und während er sich bewegte, sah es so aus, als sei es lebendig, so flüssig glitt es über die Haut des Unbekannten.
"Was für ein Zufall, dass wir uns hier treffen...Alen Lessariel! Mein Auftraggeber wird sehr erfreut sein, wenn ich ihm Euch auch noch liefere.", ertönte eine zischelnde Stimme aus der Kutte, "Ergebt euch und euren Freunden wird die Freiheit gewährt."
Die verhüllte Gestalt streckte ihre Hand in einer fordernden Geste aus und Alens Augen weiteten sich, als er verstand, wovon der Fremde sprach.
Der Schurke sprang von seinem Stuhl und hob schützend seine Arme vor sich.
"Denkt ihr wirklich, dass ich mich so leicht fangen lasse?", und mit diesen Worten wand er sich ruckartig der Tür zu und rannte los.
Auch seine Freunde hatten sich erhoben und eilten ihm hinterher - Richtung Ausgang.
Erneut ertönte die zischelnde Stimme hinter ihnen: "Ihr Narren! Kelmen! Gerg! Hinterher!"
Dennoch schien der Fremde keine Anstalten zu machen, die Gruppe zu verfolgen.

Noch nie zuvor hatte Alen sich so gefreut, aus einem warmen Wirtshaus in die kalte Nachtluft zu gelangen, wie an diesem Abend. So schnell ihn seine Beine trugen rannte er durch die Gassen und die Häuser zischten nur so an ihm vorbei. Doch gleich wie viele Haken er auch schlug, das Gefühl beobachtet zu werden ließ sich einfach nicht Abschütteln.
Einige Meter hinter ihm konnte er das schwere Atmen seiner Freunde hören. Es hätte ihn beruhigen sollen, aber in diesem Moment konnte Alen einfach nichts Beruhigendes an dem Gedanken finden, womöglich gleich an ihrer Seite kämpfen und vielleicht an ihrer Seite sterben zu müssen.
Als Alen um eine weitere Ecke bog fiel er fast vornüber, als plötzlich ein Mann aus den Schatten vor ihm auftauchte.
Sofort tastete der Schurke nach seinem Kurzschwert, da er erkannte, wer da vor ihm stand. Die verfilzten Haare, die seinem Gegenüber bis zur Nasenspitze reichten, das dreckige Gesicht und das lückenvolle Grinsen der gelben Zähne ließ keinen Zweifel zu, dass er von einem Gefährten des Verhüllten eingeholt worden war.
Ohne weitere Worte zu verlieren, zog Kelmen seine beiden Schwerter und ging auf Alen los.
Die Freunde des Schurken trafen genau in dem Moment ein, als sich die drei Klingen das erste Mal kreuzten.
Nur mit Mühe konnte Alen den ersten Hieb abblocken und sein ganzer Körper schien unter der Gewalt des Schlags zu ächzen.
Nach dieser Eröffnung drang Kelmen rücksichtslos auf Alen ein.
Schlag folgte auf Schlag und nur durch sein Geschick und seine Schnelligkeit konnte Alen die Klingen seines Gegners so lenken, dass sie keine wichtigen Körperpartien treffen konnten. Dennoch wuchs die Anzahlt der Stich- und Schnittverletzungen, die seinen Körper überzogen, rasch an.
"Alen!", mit erhobenem Schwert und abwehrbereitem Schild, stürmte Rekanael zur Seite seines Freundes um ihm zu helfen.
Mit grazilen Bewegungen legte Liveth einen Pfeil auf die Sehne ihres Bogens und schoss ihn auf Kelmen. In hohem Bogen flog er durch die Luft, verfehlte sein Ziel aber um Haaresbreite. Rekanael ließ sein Schwert auf den Widersacher niedergehen, wobei er im letzten Moment die elfische Formel aussprach, die die magische Energien der Klinge freisetzte und sie aufflammen ließ. Schnell wie der Blitz wand sich Kelmen dem Kleriker zu, riss eines seiner Schwerter in die Höhe und wehrte so den Schlag ab, während das andere Schwert weiterhin Alen beschäftigte.

"Wo ist nur Alariel abgeblieben?", fragte sich Myriella. Doch bevor dieser Gedanke ausgesprochen war, ertönte hinter ihr ein zwergischer Schlachtruf.
Alle Muskeln angespannt und bereit einen Angriff abzuwehren, fuhr Myriella herum und sah den Zwerg aus dem Wirtshaus mit einer Zweihandaxt, hoch über seinem Kopf erhoben und mit einem Schrei auf den Lippen.
Die Mönchskriegerin zögerte keinen Augenblick, sondern rannte Gerg entgegen, sammelte kurz bevor sie ihn erreichte alle Kraft in ihren Beinen, sprang in die Luft und machte einen Salto hoch über dem Kopf des Zwergs.
Dieser versuchte sie zu treffen, seine Axt zerteilte aber nur die Luft, brachte ihn so aus dem Gleichgewicht und ließ ihn zu Boden gehen, während Myriella wieder elegant aufkam.
Der Anblick, der sich ihr nun bot, erfreute sie allerdings keineswegs. Die verhüllte Gestalt und eine weitere Person, den Zeichen auf seinem Plattenpanzer nach ein Kleriker, standen einige Meter vor ihr. Sie und die anderen waren nun in dieser engen Gasse umzingelt. Es führte kein anderer Weg heraus, als der, der von ihren Feinden blockiert wurde.
Sie würden sich also einen Weg freikämpfen müssen und darauf vertrauen, dass Alariel ihnen schon bald zu Hilfe kam.
Erneut hörte Myriella einen zwergischen Kriegsruf. Sie drehte sich um, wissend, was nun kommen würde.

Mit einiger Kraftanstrengung stieß Kelmen seine beiden Kontrahenten von sich. Er machte einen Satz nach vorne und ließ beide Schwerter auf Alen niederfahren, das eine von der linken, das andere von der rechten Seite. In diesem Moment traf ihn einer von Liveths Pfeilen in seiner rechten Schulter, so dass es ein Leichtes für Alen war, den anderen Schlag abzuwehren, Kelmen von sich zu stoßen und sich mit einigen akrobatischen Bewegungen zu Liveth(und damit weg von der Gefahr) zu katapultieren. Rekanael nutzte die Lücke um Kelmen sein Schwert in die Seite zu rammen. Gerade so konnte dieser seinen Körper zur Seite drehen und das flammende Schwert versengte nur seinen Rücken. Wütend schrie Kelmen auf, wirbelte herum und schlug seine beiden Schwerter mit aller Kraft gegen das Schild des Klerikers. Rekanael stöhnte auf, als sein Arm unter dem Angriff erbebte, wich einen Schritt zur Seite aus, um dann mit seinem Schwertarm vorzuschnellen. Kelmen hatte den Angriff aber vorausgeahnt und beugte seinen Körper nach hinten, so dass die Klinge nur durch die Luft schnitt. Dann ließ er sich auf den Boden fallen, rollte sich geschickt ab und kam in ein paar Metern Entfernung wieder auf die Beine.
"Bortek, da bist du ja endlich.", knurrte er.
Erschrocken sah Rekanael auf; ein weiterer Kämpfer war in die Gasse gekommen. Dieser überragte ihn um einen ganzen Kopf und sein Körper wurde von einem verdellten Plattenpanzer geschützt. In seinen Händen hielt er ein gewaltiges Zweihandschwert und in seinen Augen blitzte die Kampfeslust. Mit einem furchtbaren Gebrüll stürmte Bortek los, das Schwert angriffsbereit. Plötzlich zischte etwas an Rekanaels Ohr vorbei, flog durch die Luft, und grub sich dann tief in eine ungeschützte Stelle von Borteks Bauch. Der Krieger stoppte in seiner Bewegung und starrte ungläubig auf den Bolzen, der aus seinem Körper ragte. Mit einer Hand packte er den Holzschaft und brach ihn ab. Als er aufblickte, sah er, wer ihm diese Wunde zugefügt hatte; Alen hielt seine Repetierarmbrust in den Händen, lud den nächsten Bolzen durch und drückte erneut den Abzug.
Diesmal war Bortek vorbereitet und konnte mit Leichtigkeit ausweichen. Nach ein paar weiteren Schritten stand er vor Rekanael, holte mit seinem Schwert aus und schlug in einer kreisförmigen Bewegung zu. Der Kleriker versuchte den Angriff zu parieren, doch als die Klingen aufeinander prallten, wurde ihm sein Langschwert aus der Hand geschlagen. Nur durch das Band, das den Griff des Schwerts und seinen Panzerhandschuh verband, konnte er seine Waffe gleich wieder fangen und sich dem nächsten Angriff stellen.
Ein weiterer Pfeil Liveths sauste durch die Luft und traf Kelmen in seinem Oberschenkel. Unbeeindruckt stürzte er auf Rekanael, seine Klingen bereit für die nächste Attacke.
Drei Schwerter trafen gleichzeitig das Schild des Klerikers; Kelmens Kurzschwerter und die riesige Waffe von Bortek. Rekanael wurde einfach von den Füßen gerissen, so gewaltig war die Kraft die hinter den Schlägen steckte. Als sein Körper auf dem harten Boden aufprallte, schrie er schmerzerfüllt auf und blieb regungslos liegen.

Alariel schlich vorsichtig durch die dunklen Gassen, sein Falke führte ihn auf sicherem Weg, genau hinter die Feinde, die mit seinen Gefährten fochten.
Das Klirren von Schwertern und die Schreie der Kämpfenden erfüllten die Luft, was es dem Hexenmeister erleichterte, die richtige Richtung zu finden.
Bedächtig setzte Alariel einen Fuß vor den anderen, er musste schon ganz nahe an dem Geschehen sein. Vorsichtig lugte er um eine Ecke und tatsächlich sah er die verhüllte Gestalt und einen schwergepanzerten Mann neben ihr. Schnell drehte er sich wieder in Deckung, verharrte dort mehrere Augenblicke und atmete tief ein und aus. Alariel schloss seine Augen und konzentrierte sich auf die magischen Energien, die seinen Körper durchströmten. Instinktiv formten seine Lippen Worte, die die Beschwörung vollenden würden. Als er wieder auf die Gasse trat, zeichnete seine rechte Hand arkane Zeichen in die Luft, während die linke mit dem Kampfstab auf die beiden Gestalten vor ihm zeigte.
Sein gesamter Körper schien nun vor Energie zu glühen.
Ruckartig öffnete der Hexenmeister seine Augen und drei gleißend helle Kugeln manifestierten sich vor ihm. Mit rasender Geschwindigkeit zischten die magischen Geschosse los, trafen den Verhüllten im Rücken und warfen ihn mit voller Wucht zu Boden.
Ein breites Grinsen überzog Alariels Gesicht.

Rasend vor Wut schlug Gerg immer wieder auf Myriella ein, doch die geschickte Kriegerin konnte den meisten Hieben mühelos ausweichen. Mit einem lauten Schrei schmetterte der Zwerg seine Axt senkrecht auf Myriella, die zur Seite auswich, ausholte und mit aller Kraft in das Gesicht ihres Gegners schlug. Ein lautes Krachen ertönte, als die Nasenknochen von dem Schlag zermalmt wurden. Gerg kippte nach hinten um. Dort wo vorher seine Nase war, konnte man nun nur noch einen blutigen Klumpen erkennen, aus dem verschiedene Körpersäfte flossen.

Liveth zog einen weiteren Pfeil aus ihrem Köcher und zielte auf den Hünen mit dem Zweihänder.
Bevor sie ihn abschießen konnte, bohrte sich plötzlich ein Dolch in ihren Magen und die Elfin stürzte Blut spuckend zu Boden. Überrascht drehte Alen sich um und sah eine hagere Gestalt in dunkler Kleidung hinter der Waldläuferin stehen. Der Mann mit den feinen Gesichtszügen hielt einen blutigen Dolch in der Hand und lächelte den Schurken mit einem sadistischen Grinsen an. Die Armbrust fiel zu Boden, als Alen sein Kurzschwert zog und auf seinen neuen Gegner losstürmte.

„Corellon Larethian!“, hustend versuchte Rekanael sich wieder aufzurichten, „Dein treuer Diener fleht dich an! Gewähre ihm einen Teil deiner Stärke, sodass er deine Feinde zerschmettern kann!“ Ruckartig riss Rekanael seine Klinge empor, sein ganzer Körper schien von neuer Kraft erfüllt und mühelos kam er wieder auf die Beine. Mit seinem Schild vor sich, rannte er los, direkt auf Kelmen zu. Der Kleriker fegte die beiden Schwerter seines Feindes mit dem Schild zur Seite, um ihm dann das brennende Schwert in den Bauch zu rammen. Kurz verharrte Rekanael in dieser tödlichen Umarmung, während seine Klinge weit aus Kelmens Rücken hervorragte.
Aber als er seinen Blick hob erstarrte er vor Furcht. Noch eine Gestalt hatte die Gasse betreten.
Nein, was er sah, konnte nicht wahr sein!
Furcht hatte Rekanael gepackt, sosehr, dass er den Schmerz zuerst nicht bemerkte. Erst, als er sich umdrehte und das Schwert Borteks, das in seiner Seite steckte, erblickte, verstand er, was geschehen war.
Bevor sein Körper auf dem Boden aufschlug hatte Dunkelheit schon seine Gedanken umhüllt.

Alariels Grinsen verwandelte sich in eine schmerzerfüllte Grimasse, als er sah, wie der Verbündete des Verhüllten seine Hände auf dessen Wunden legte, diese kurz aufleuchteten und sich dann wieder schlossen. Die verhüllte Gestalt erhob sich sofort wieder, wand sich dem Hexenmeister zu und begann eine magische Formel zu murmeln. Alariel fuchtelte wild mit den Händen hin und her und gerade noch rechtzeitig manifestierte sich das magische Schild vor ihm, das die drei magischen Geschosse des Verhüllten abblockte.
Keuchend sah Alariel auf und meinte ein kleines Lächeln im Schatten der Kutte zu erkennen, als auch die Luft vor dem Verhüllten blau aufleuchtete und sich dort ein Schild verdichtete…

Grunzend stand Gerg wieder auf, die eine Hand auf der Axt abgestützt, während die andere mit dem Handrücken über sein Gesicht wischte. Myriella hob entschlossen die Fäuste. Mit diesem Angriff würde sie es zu Ende bringen. Ein Kampfschrei ertönte aus ihrem Mund, als sie losrannte. Auch Gerg sammelte seine letzten Kräfte und stürmte Myriella entgegen.
Die Mönchskriegerin schlug blitzschnell zu, doch diesmal hatte sie ihren Gegner unterschätzt. Gerg duckte sich, rannte seitwärts an Myriella vorbei und streckte seine Arme nach vorn. Die Schneide der Axt traf Myriellas Bauch und zog einen tiefen blutigen Striemen über ihre ganze Seite.
Der Zwerg versuchte den Schwung, den er gewonnen hatte, zu nutzen, sein Bart hatte sich aber aus dem Gürtel gelöst und als er eine scharfe Kurve machen wollte, trat er auf ihn, kam ins Stolpern und fiel zu Boden. Im Flug konnte er sich gerade noch auf den Rücken drehen, wobei ihm seine Axt entglitt.
Myriella beobachtete, wie die Waffe unglaublich langsam in die Luft aufstieg, sich dort einmal um die eigene Achse drehte und dann mit rasender Geschwindigkeit nach unten sauste.
Gergs verblüffter Schrei wurde abrupt unterbrochen, als die Axt seine Kehle durchtrennte.
Erschöpft und schwach sank Myriella auf ihre Knie.

Alens Kurzschwert zuckte durch die Luft, doch sein Gegner wich schnell genug aus und hieb mit seinem Dolch auf den Schurken ein. Mit einer schnellen Drehung wich Alen aus, Schwäche breitete sich in ihm aus, da immer mehr roter Lebenssaft aus den vielen Wunden sickerte, die seinen Körper übersäten.
Keuchend versuchte er eine Lücke in der Abwehr des anderen zu finden, aber jeder seiner Angriffe wurde abgewehrt. Ohne dass er etwas dagegen hätte tun können, fingen seine Hände an zu zittern und nur mit Mühe konnte er seine Waffe noch führen.
Sein Gegenüber schaute ihn abfällig an und startete dann den nächsten Angriff.

Kelmens Hände umklammerten die Wunde am Bauch, seine Schwerter hatte er achtlos zu Boden fallen lassen. Zu seinem Glück hatte das Schwert des Klerikers die wichtigsten Organe verschont und die magischen Flammen hatten bereits einige Blutgefäße versiegelt, so dass er nicht verbluten würde, wenn er die Wunde schnell versorgte. Er blickte seinen Gefährten Bortek an, doch der Barbar hatte irgendetwas hinter Kelmen ins Auge gefasst.
Mühselig drehte er sich um, neugierig, was seinen Gefährten so gefesselt hatte.
Etwas blitzte vor seinen Augen auf, dann gab es nur noch Dunkelheit, als ein Handbeil Kelmens Schädel spaltete.

Mit Schrecken beobachtete Myriella, wie der Verhüllte mehrere magische Geschosse beschwor und sie in ihre Richtung schickte. So sehr sie es auch versuchte, sie konnte ihren Körper nicht dazu bringen, sich zu bewegen. Die magische Energie traf sie und bohrte sich in ihren Körper. Die Mönchskriegerin wurde mit solcher Wucht zu Boden geschleudert, dass ihr kurzzeitig schwarz vor Augen wurde.
Zielstrebig stapfte der schwergepanzerte Kleriker auf sie zu, Streitkolben und Schild kampfbereit, um Myriella den Gnadenstoß zu verpassen.

Hilflos musste Liveth mit ansehen, wie der Kämpfer, der sie überrascht hatte, seinen Dolch in Alens Brust trieb. Voller Agonie ging der Schurke zu Boden. Mit einem finsteren Lachen hob sein Feind die Waffe für den Todesstoß.

Instinktiv begriff selbst Bortek, dass die Gestalt vor ihm nichts Gutes verheißen konnte.
Die Haut des Neuankömmlings war obsidianfarben und schien fast mit der Dunkelheit zu verschmelzen. Kräftiges weißes Haar fiel über die feinen Züge des Gesichts und ihre Augen schimmerten leicht rötlich. Borteks Hände verkrampften sich um den Griff seines Schwertes, als der Dunkelelf sich immer weiter näherte.
Ohne dass der Barbar den eleganten Bewegungen wirklich folgen konnte, hatte der Elf ein Langschwert gezogen. Seine Schritte beschleunigten sich immer mehr, bis er direkt auf Bortek zu rannte.
Der Drow nutzte den Schwung, um einen gewaltigen Sprung zu machen. Mehrere Meter flog er durch die Luft, packte sein Schwert mit beiden Händen und stach dann auf Bortek ein. Die Kraft des Schlags wurde durch den Sprung vervielfacht und das Schwert schnitt mit Leichtigkeit durch den Barbaren. Grazil rollte sich der Dunkelelf auf dem Boden ab und machte sofort einen Satz nach hinten, als er wieder auf den Beinen stand, um Bortek endgültig den Tod zu bringen.

Alariel konnte nichts tun, um an der magischen Barriere des Verhüllten vorbeizukommen. Er selbst war zu schwach um den Schutz zu zerstören, wenn er auch selbst durch sein hervorgerufenes Schild vor den magischen Attacken des anderen geschützt war.
Der Kleriker stand nun vor Myriella, holte aus und schlug mit seinem Streitkolben zu. Ein metallisches Klirren ertönte, als die Waffe von einem plötzlich aufgetauchten Schild abprallte. Dahinter lugte ein Zwergenkopf hervor. Verdutzt über den Zwerg und sein abruptes Erscheinen, wich der Kleriker einige Schritte zurück. Mit einem lauten Schrei riss der kleine Krieger eine Streitaxt in die Höhe und schmetterte sie gegen das Schild des Klerikers.
Der Dolch sauste durch die Luft und Alen sah schon sein Ende gekommen, als das Kreischen eines Greifvogels über den Köpfen der Kämpfenden erklang. Überrascht schaute Alens Gegner in den Nachthimmel. Der Schatten eines Adlers zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, verschwand jedoch genauso schnell, wie er gekommen war. Als der Kämpfer sich wieder Alen zuwenden wollte, schrie er vor Schmerz auf und griff nach seinem rechten Arm.
Seine abgetrennte Hand flog durch die Luft und auf den Boden, während aus seinem Armstumpf immer mehr Blut hervorsprudelte.
In der Dunkelheit blitzte erneut etwas auf; ein schlanker Krummsäbel zuckte in kreisenden Bewegungen durch die Luft. Die Gestalt, die den Säbel führte, war in einen grünen Mantel gehüllt und bewegte sich mit der Präzision eines Raubvogels zu seiner Beute. Panisch versuchte der Mann zu fliehen, doch die Waffe traf erst sein Bein und durchtrennte dann seine Kehle.

Leicht schnaufend wand sich Dremir, der Dunkelelf, von der Leiche des Barbaren ab. Seine scharfen Augen bemerkten Erik, seinen zwergischen Freund, und schnell setzte er sich wieder in Bewegung. Dremir wusste, wie er die Energien seines Körpers leiten musste, um sie bestmöglich einzusetzen. Er war ein Psioniker, fähig, durch reine Willenskraft Unglaubliches zu erreichen. So war es ein Leichtes für ihn, seine Kraft in seinen Beinen zu konzentrieren und die Distanz, die ihn und den Zwerg voneinander trennte, mit einem einzigen Sprung zu überbrücken.
Mit weit aufgerissenen Augen stand Erik da, als der Kleriker vor ihm plötzlich von einem schwarzen Etwas angefallen und umgeworfen wurde. Dremir und der Kleriker kullerten einige Meter auf dem Boden, wobei beide versuchten, den anderen in einem Würgegriff festzuhalten.
Der Dunkelelf schlug kurzerhand seine Stirn gegen die Nase des Menschen, stieß ihn dann von sich, zog eines seiner Handbeile und hieb damit so lange auf seinen Feind, bis dieser sich nicht mehr rührte.
Erschrocken drehte sich der Verhüllte um und sah die Leichen seiner Gefährten vor ihm. Bevor er noch eine magische Formel murmeln konnte, stürzte Erik sich auf ihn und warf ihn zu Boden. Der Zwerg setzte sich auf sein Opfer und hob seine Axt hoch in die Luft.
„Nein!“, presste der Verhüllte ängstlich zwischen seinen Lippen hervor, doch es war schon zu spät. Wieder und wieder traf die Streitaxt das Gesicht des Mannes, bis letztendlich nur noch eine blutige Masse übrig blieb, die nicht erkennen ließ, um was es sich vorher gehandelt hatte.

„Wer seid ihr?“, langsam erhob sich Liveth, eine Hand auf die Wunde gepresst, die andere um den Griff ihres Rapiers gelegt.
„Mein Name lautet Anthras, ich bin ein Druide Tiefwassers.“ ,antwortete der unerhoffte Retter und strich sich eine Strähne seiner schulterlangen, dunkelblonden Haare aus dem Gesicht.
Auch Alen hatte sich wieder aufgerappelt und musterte Anthras skeptisch, während er versuchte das Gleichgewicht zu halten.
„Ich wusste gar nicht, dass sich Druiden auch in Städten aufhalten.“ ,presste er zwischen den Lippen hervor.

„Was verschafft uns die Ehre?“, Alariel war an den Zwerg herangetreten, seinen Kampfstab noch immer schützend erhoben.
Der Drow ließ sein Langschwert in die Scheide gleiten, sein Blick war in die Ferne gerichtet, als er dem Hexenmeister antwortete.
„Wir trafen diese Gruppe auf unserem Weg hierher und hörten, dass sie auf der Jagd nach euch waren. Es war nicht schwer zu bemerken, dass etwas nicht stimmte und so folgten wir ihnen und stießen auf euch.“
Liveth, Alen und Alariel starrten den Dunkelelf an. In seiner Stimme konnte man einen leichten Akzent hören, der den dreien unbekannt war, sie jedoch daran erinnerte, wer vor ihnen stand. Ein Drow, eines der gefährlichsten Lebewesen der Reiche.
Der Zwerg räusperte sich.
„Lasst uns von diesem Ort wegkommen. Später ist genug Zeit zum Reden. Eine Konfrontation mit der Stadtwache sollten wir vermeiden.
Außerdem“, er zeigte auf den Boden, “sind zwei eurer Gefährten stark verwundet und hier können wir uns nicht um sie kümmern.“
Die drei nickten bloß und während Anthras Myriella auf seine Schulter hob, packte der Dunkelelf den schlaffen Körper Rekanaels.
Bevor sie den Ort des Kampfes verließen, wand sich Alariel noch einmal der Leiche des Verhüllten zu. Eine kleine Schatulle war ihm aufgefallen, die an dem Gürtel des Magiers befestigt war. Ohne lange nachzudenken, löste er die Schatulle und nahm sie an sich, dann folgte er den anderen.
Zusammen machten sie sich auf den Weg durch die Schatten. Zu dieser Stunde trieb sich kaum jemand auf den Straßen herum und die wenigen, die es taten, versuchten selbst, anderer Gesellschaft aus dem Weg zu gehen.
So kam die Gruppe bald in die Nähe des Wirtshauses, in dem sie die letzten Nächte verbracht hatten.
„Wartet!“, sagte der Drow, „Wenn wir keine Panik auslösen wollen, dann sollte ich dort nicht einfach hereinspazieren.“
Liveth warf ihm einen giftigen Blick zu.
„Recht hätten sie, wenn sie euch mit Fackeln aus der Stadt jagen würden.“, zischte sie, aber der Drow schien sie nicht gehört zu haben, oder ließ sich zumindest nichts anmerken.
„Ich denke ich kann helfen.“, Alariel trat einen Schritt vor, seine Arme vor seiner Brust verschränkt, „Es müsste eigentlich funktionieren…ich könnte einen Unsichtbarkeitszauber auf euch wirken, ähm…“
„Dremir. Dremir nen Dolobrar lautet mein Name.“
Der Dunkelelf nickte zustimmend, übergab den bewusstlosen Rekanael an Alen und verschwand dann plötzlich, nachdem Alariel die magische Formel ausgesprochen hatte. So unauffällig wie möglich, versuchte die Gruppe in das Wirtshaus zu gelangen.

Ihre Bemühungen waren allerdings vergebens, da alle Gäste und auch der Hausherr bereits in tiefen Schlummer versunken waren.
Schnell gingen sie die Treppe hinauf und begaben sich in eines ihrer Doppelzimmer. Die beiden Bewusstlosen wurden auf die Betten gelegt, während die anderen versuchten, einen möglichst gemütlichen Platz im karg ausgestatten Zimmer zu finden.
Der Zwerg hatte sich auf den einzigen Stuhl im Raum gesetzt und wischte mit einem Tuch das Blut von seiner Axt.
Als der Drow wieder sichtbar wurde, zuckte Alen unweigerlich zusammen.
„Dieser Kerl weiß, wie man sich leise bewegt.“, dachte er sich im Stillen.
Misstrauisch beobachtete er jede kleinste Bewegung des Dunkelelf.
Liveth ging zu dem Bett, auf dem Rekanael lag, öffnete eine kleine Ampulle und setzte sie an seinen Mund.
„Trink, es wird deine Wunden schließen und deine Schmerzen lindern.“
Der Halbelf hustete, als ihm die kalte Flüssigkeit die Kehle hinunter rann. Schon bald zuckten seine Augenlider und mit einem Stöhnen erwachte er aus seinem Schlaf.
„Was? ...wo bin ich? Wer…DROW!“
Ruckartig setzte er sich auf, als er Dremir sah, aber der Schmerz der durch seinen Körper zuckte, warf ihn gleich wieder aufs Bett.
„Beruhigt euch Rekanael! Er hat uns gerettet und euch hierher getragen! Kümmert euch lieber um Myriella, es geht ihr ziemlich schlecht.“ Alariel war zwischen Rekanael und Dremir gesprungen, die Hände beschwichtigend erhoben.
Langsam stand Rekanael vom Bett auf, mit seinen hasserfüllten Augen fixierte er den Drow.
Er hielt seine Hände über Myriellas Körper und als er ein Gebet zu Corellon sprach, fingen sie an, golden zu glühen.
Wie durch Geisterhand schlossen sich die Wunden, die den Körper der Mönchskriegerin überzogen. Altes Gewebe machte neuem Platz, noch flüssiges Blut verschorfte innerhalb weniger Sekunden und frische Haut wuchs über die zahllosen Schnitte.
Ein weiteres Mal ertönte ein Stöhnen, als Myriella ihre Augen aufschlug.
„Nun sagt an, warum ihr uns geholfen habt! Und sprecht schnell oder mein Schwert wird mir die Entscheidung abnehmen, ob ihr mit gespaltener Zunge redet oder nicht!“
Rekanaels Augen blitzten zornig auf, als er sich dem Drow zuwand. Mit einem Seufzen fing dieser an zu sprechen, die Augen geschlossen, als ob er sich an lang vergangene Zeiten erinnern würde.
„In Tiefwasser trafen Erik und ich auf den Druiden namens Anthras. Er erzählte uns von dieser Räuberbande, die schon viel Unheil angerichtet hatte. Also entschlossen wir uns dazu, sie zu verfolgen und auszuschalten. Wir trafen die Gruppe auf unserem Weg hierher, zu dritt hatten wir allerdings keine Chance gegen sie. Deshalb begegneten wir ihnen freundlich und sie erzählten uns von ihren Plänen. Uns war klar, dass wir sie mit eurer Hilfe tatsächlich schlagen könnten, also warteten wir, bis sie euch angriffen, um dann selbst zuschlagen zu können.“
Während Dremir erzählte, kümmerten sich Liveth und Alen um ihre Wunden. Der Zwerg war von dem Stuhl aufgesprungen und stellte sich zu seinem dunkelelfischen Freund, wobei er einige Male zustimmend nickte, während der Drow erzählte.
„Wir sind euch also genauso zu Dank verpflichtet, wie ihr uns!“, raunte er den anderen durch seinen dichten Bart zu, „Mein Name lautet Erik Grigull, erfreut, eure Bekanntschaft zu machen!“
Ein freundliches Lächeln lag auf dem Gesicht des Zwergs, als er seine Streitaxt auf seinen Rücken schnallte.
„Das ist ja alles ganz nett, aber ihr scheint alle zu vergessen, in was für einer Lage wir uns momentan befinden! Die Stadtwache wird nun auf der Suche nach mehreren Mördern sein und wenn es sich vermeiden lässt, will ich nicht in die Fänge dieser Kerle kommen. Sie sehen recht kräftig aus…“, schaltete sich Alen ein.
Keine der Erinnerungen, die er mit Stadtwachen verband, war sonderlich angenehm für ihn abgelaufen. Eine Gänsehaut zog sich über seinen Körper, als er an ein kaltes, nasses Gefängnis dachte, in dem es nichts außer Wasser und Brot gab, fern von jedem Luxus.
„Tarandis wird sich sicherlich für uns einsetzen, schließlich waren wir seine Gäste! Und Belebrith wird bei ihm ausgebildet.“, trotzig kreuzte Liveth ihre Arme vor der Brust. Der Gedanke, sich noch länger mit diesem Drowpack abgeben zu müssen, ließ sie frösteln.
„Außerdem sind wir unschuldig, wir haben uns nur gewehrt!“, Myriella hatte sich aufgesetzt und hielt sich die schmerzende Seite.
„Also…wir würden es auch bevorzugen nicht gefasst zu werden. Und ihr dürft nicht vergessen: nur wenige trauen einem Drow…“, Anthras blickte zu seinem dunkelhäutigen Gefährten, der, leicht abseits von den anderen, aus dem einzigen Fenster des Zimmers starrte.
Vielleicht hatte er sich doch mehr Probleme geschaffen, als er sich mit ihm und dem Zwerg zusammengetan hatte, als er zuvor gedacht hätte…
Alariel legte seine Stirn in Falten während er überlegte.
„Vielleicht wäre es das Beste, wenn wir für einige Zeit von hier verschwinden würden. Wenn sich alles beruhigt hat, können wir ja zurückkommen.“, er klang nachdenklich und seine Hände spielten nervös an seinem Stab herum.
Dremir drehte sich ihm zu, seine leicht rötlich leuchtenden Augen schienen jede seiner Bewegungen genau zu mustern.
„In der Nähe des Hafens liegt ein Schiff vor Anker. Es wartet nur auf unsere Ankunft und gehört einem Bekannten, der uns helfen wollte. Warum begleitet ihr uns nicht? Ihr könntet sicherlich mit uns reisen und so den Problemen hier entgehen.“
Alen wusste nicht was, aber irgendetwas störte ihn an der Art, wie der Drow seine Worte betonte. Doch bevor er seine Zweifel verkünden konnte, meldete Rekanael sich zu Wort.
„Pah! Wir sollen euch vertrauen und mit euch ziehen? Ich werde mir keinen Dolch von euch in den Rücken rammen lassen!“
„Ich bezweifle, dass eure Bedenken angebracht sind. Hätten sie uns tot sehen wollen, so hätten sie vorher eine wesentlich bessere Gelegenheit gehabt. Sie haben unser Leben gerettet, das allein sollte uns als Beweis reichen.“
Und hier werde ich niemals mehr Macht finden..., fügte Alariel in Gedanken seinen Worten hinzu.
„Hört auf ihn, Rekanael. Diese drei stritten an unserer Seite gegen unsere Feinde, ich kann nicht
glauben, dass sie böse Absichten gegen uns hegen.“ ,bekräftigte ihn Myriella.
Ihr elfisches Blut sträubte sich gegen den Gedanken, mit dem Drow loszuziehen, doch es schien der einfachste Weg für die Gruppe zu sein, den es momentan gab.
Mit erhobener Stimme marschierte Alen im Zimmer auf und ab.
„Also entweder können wir hier bleiben, uns weiter streiten und warten, bis die Stadtwache uns hört und wir in den Kerker geworfen werden, oder aber, wir folgen diesen drei hier. Sie bringen uns aus der Stadt, irgendwohin, wo wir ausnahmsweise nicht gejagt werden und in ein paar Monaten kommen wir wieder hierher und besuchen Belebrith. Was mich angeht, ich werde auf jeden Fall von hier verschwinden! Wie sieht euer Plan aus, Herr Zwerg?“
Die anderen beobachteten den Schurken mürrisch. Man konnte förmlich sehen, wie sich die Gedanken in den einzelnen Köpfen überschlugen, die verschiedenen Optionen abgeschätzt und geprüft wurden.
Erik blickte zu Alen auf.
„Wir wollen uns zum Hafen begeben, dort ein Boot…ausleihen und damit bis zum Schiff unseres Freundes fahren.“
„Ausleihen? Ah ja, davon versteh’ ich eine Menge! Nun, wie sieht es bei euch aus Kameraden? Kommt ihr mit, oder bleibt ihr hier sitzen?“
Bevor die anderen antworten konnten, rannte Alen im Zimmer hin und her und sammelte sein Hab und Gut zusammen.
 „Auch wenn es mir zuwider ist, mit einem Drow zu reisen, ich habe nicht vor die Gruppe zu verlassen und wie ich sehe, hat sich auch Alariel bereits entschieden.“, sagte Rekanael und schaute zum Hexenmeister. Dieser blickte kurz auf, lächelte verlegen und widmete sich dann wieder seiner Ausrüstung, die er sorgfältig in seinen Rucksack packte.
Myriella stand auf und machte Anstalten, das Zimmer zu verlassen.
„Ich werde meinen Rucksack und meine Reisekleidung holen. Wenn ich zurückkomme sollten wir sofort aufbrechen, noch bevor die Sonne aufgeht.“
„Myriella, ihr geht auch?“, Liveth konnte es nicht fassen. War sie wirklich die einzige, die die Gefahr realisierte, in der sie alle schwebten? Hilflos ließ sie den Kopf hängen und ballte die Fäuste.
„Dann habe ich wohl keine andere Wahl, als euch ebenfalls zu begleiten. Und wenn es auch nur ist, um euch vor dieser dunkelelfischen Brut zu schützen!“
Sie warf einen finsteren Blick zu Dremir. Die Lippen des Drow hatten sich zu einem kleinen Lächeln verzogen und seine Augen funkelten herausfordernd. Schnaubend drehte Liveth ihm den Rücken zu.
„Und was soll mit Belebrith geschehen? Sollen wir ihn einfach hier lassen?“
„Wir sollten ihm zumindest eine Nachricht zukommen lassen. Wobei ich nicht glaube, dass er uns folgen will.“, antwortete Myriella ihr.
Alariel holte ein leicht vergilbtes Stück Papier und ein kleines Gläschen voll Tinte hervor. Dann zog er aus seinem Ärmel eine blau gefärbte Feder und tunkte sie in das Glas. Mit eleganten Bewegungen schrieb er eine kurze Nachricht, ließ die anderen dann unterschreiben und faltete das Papier.
„So, nun holt schon eure Sachen, es wird allmählich hell!“, Alen stand abreisebereit da und blickte die beiden Frauen ungeduldig an.
Schnell eilten Liveth und Myriella in ihr Zimmer, packten ihre Sachen und gingen dann in die Wirtsstube, wo sie die anderen trafen.
Eine ungewöhnliche Stille herrschte in dem, sonst vor Leben überquellendem Raum und ließ ihn nicht ganz so einladend erscheinen, wie tagsüber.
„Die Nachricht liegt auf dem Tresen, zusammen mit einigen Kupfermünzen. Der Wirt wird sie Belebrith geben, wenn er hier nach uns sucht. Und Alen…wag es nicht!“
Alariel war nicht entgangen, wohin sich Alens Aufmerksamkeit gerichtet hatte, als er das Wort „Kupfermünzen“ aussprach.
Ertappt grinste der Schurke schräg, öffnete schnell die Tür und verließ das Haus.

Der Weg zum Hafen war nicht weit und die Gruppe kam schnell voran. Niemand wollte wirklich reden und jede Bewegung wurde aufs Genauste beobachtet, da niemand den drei Neuen trauen wollte.
„Halt!“, flüsterte Dremir, „Da vorne ist eine der Stadtwachen. Sie blockiert den Weg zu den Schiffen…ich werde mich um sie kümmern.“
Ein leises Kratzen war zu hören, als der Drow sein Schwert aus der Scheide zog.
„Nein! Wenn wir schon ein Boot stehlen müssen, dann soll es wenigstens ohne Tote geschehen!“
Myriella packte Dremir am Arm. Zornig sah dieser in ihr Gesicht, während der Rest der Gruppe sich an eine Hauswand presste und das Geschehen gespannt verfolgte.
Zögernd ließ Myriella den Dunkelelf wieder los.
„Überlasst ihn mir.“, mit diesen Worten rannte sie los.
Trotz ihrer enormen Geschwindigkeit, schienen ihre Schritte kaum Geräusche zu verursachen und nach wenigen Augenblicken war sie nur noch einen Meter vom Rücken der Wache entfernt.
„Vergebt mir.“, sprach sie leise ins Ohr der Wache. Der Mann riss seine Augen auf, bevor er noch herumwirbeln konnte, hatte ihn Myriella schon mit einem Handkantenschlag in die Bewusstlosigkeit geschickt. Die Mönchskriegerin signalisierte den anderen durch ein Handzeichen zu kommen.
Als Dremir an ihr vorbeiging, nickte er anerkennend, ohne, dass der Rest der Gruppe etwas bemerkte.
„Seht, das Boot dort! Dieses Holz ist äußerst stabil und sollte uns mit Leichtigkeit alle tragen können.“, Anthras zeigte mit seinem Finger auf ein kleines Fischerboot, auf dass die mittlerweile achtköpfige Gruppe gerade so passen würde.
„Das sollen wir nehmen? Hier gibt es so viele prächtige Schiffe und von all diesen müsst ihr ausgerechnet dieses hier auswählen?“, Unmut machte sich in Alen breit. Er hatte sich großartige Abenteuer mit einer reich verzierten Fregatte vorgestellt, aber doch keine Seereise in einem kleinen Kutterboot!
„Murrt nicht, Alen! Ich habe ein ungutes Gefühl bei dieser Sache, je schneller wir diesen Ort verlassen, desto besser.“, entgegnete ihm Rekanael.
Der Halbelf packte Alen am Arm und zog ihn auf das kleine Boot. Dann half er, das Boot abreisebereit zu machen und schon bald stach die Gruppe in See.

„Ein weiteres Mal wurden wir aus einer Stadt gejagt. Ob sich das irgendwann ändern wird?“
Alariel blickte gen Osten. In der Ferne war Tarandis Festung zu sehen und daneben die Stadt, in der sie sich aufgehalten hatten. Plötzlich explodierte dort etwas und schwarze Rauchwolken stiegen in die Luft auf. Vom Meer aus war nur ein dumpfer Knall zu hören, doch der angerichtete Schaden musste immens sein.
„Was war das? Drow, hattet ihr etwas damit zu tun?“, besorgt blickte Liveth zurück zur Stadt.
Als Dremir nach einigen Momenten immer noch nicht geantwortet hatte, schaute sie sich auf dem Boot um, konnte ihn jedoch nicht entdecken.
Die ersten Sonnenstrahlen fielen ihr ins Gesicht und spiegelten sich auf dem Wasser wider.
Kurz zuvor war Dremir unter Deck gegangen. Drow waren Wesen des Unterreichs und konnten die Sonne nur mit Schwierigkeiten ertragen.
Was tatsächlich in der Stadt geschehen war, sollte nie aufgeklärt werden, aber es hatte, wie die meisten sich bereits gedacht haben, etwas mit einem Magier zu tun…

Langsam segelte das kleine Boot über das blaue Meer. Anthras steuerte es an einem gewaltigen Felsen vorbei, hinter dem der „Bekannte“ auf sie wartete.
Die Gruppe staunte nicht schlecht, als sie die große Fregatte sahen, die dort vor Anker lag. Ein großer brauner Adler war auf den Segeln abgebildet, die Galionsfigur war eine prächtige Meerjungfrau, auf deren blondem Haupt eine goldene Krone saß. Am Bug waren einige Wappen mit den Symbolen der Umberlee, der launischen Göttin der Meere, angebracht, um das Schiff vor Stürmen und Ungeheuern zu schützen.
Ein Matrose an Deck sah die Gruppe und winkte ihr zu. Sogleich steuerte Anthras das Fischerboot an die Seite des großen Schiffes, wo schon eine Strickleiter auf sie wartete, über die sie nach oben klettern konnten.
„Ah, seid willkommen auf der Sheilwenry, meinem Schiff!“, ertönte eine fremde Stimme. Ein etwas älterer Mann mit wettergegerbter Haut, einem dichten braunen Bart und einem Kopftuch kam mit ausgestreckten Armen auf sie zugelaufen, als sie die Holzplanken betraten. Seine Kleidung war abgenutzt und wies mehrere Löcher und geflickte Stellen auf.
„Mein Name ist Dwellyn und ihr seid…?“, er deutete eine kleine Verbeugung an, ohne die Fremden aus den Augen zu verlieren.
Anthras ging einen Schritt vor und verbeugte sich tief.
„Ich bin es, Anthras. Wisst ihr nicht mehr, in Tiefwasser? Ich versprach euch einige ganz besondere Gäste mit mir zu bringen…und hier sind sie: ein Drow und ein Zwerg!“
„Ah, Anthras ihr seid es! Ihr habt euch ziemlich verändert.“, begrüßte Dwellyn den Druiden. Erleichtert stieß Alen die Luft aus, als er die Antwort des Kapitäns hörte. Er hatte schon befürchtet, dass diese drei ihnen nur irgendwelche Lügen aufgetischt hätten und die Crew des Schiffs sie wieder von Bord werfen würden..
Einer nach dem anderen stellte sich vor und Dwellyn bot ihnen an, in den Mannschaftskabinen zu ruhen. Der Kapitän rief einige Kommandos zur Besatzung, woraufhin das Deck vor Leben zu überschäumen schien. Überall eilten Matrosen hin und her, hissten Segel, holten den Anker ein und machten das Schiff seebereit.
„Es ist immer wieder aufregend, in See zustechen, nicht wahr?“, Dwellyns Grinsen entblößte mehrere Zahnlücken und leicht angewidert wand sich Myriella ab.
Er führte sie unter Deck, durch einen engen Gang und dann in einen Raum, in dem mehrere leere Betten standen. In der Mitte des Raumes wartete ein hochgewachsener, filigran gebauter Mann in einer blau glänzenden Robe.
„Ah, ihr habt euch ganz schön Zeit gelassen, Dwellyn. Ich habe alles vorbereitet, genau so, wie ihr es gewünscht habt.“
Während der Mann sprach, hob er seine Hand und zeichnete unsichtbare Linien in die Luft.
„Wie konnte ich ihn nur vergessen! Ha! Meine Freunde, dass hier ist der Magier unserer schönen Sheilwenry. Sein Name lautet Xar’skull und er wird euch sicherlich einige spannende Geschichten erzählen. Nun sollten wir unsere Gäste jedoch  ruhen lassen. Ich bin sicher, dass ihr noch viele wichtige Dinge zu tun habt, nicht wahr Xar?“
Der Magier verbeugte sich und verließ anschließend den Raum. Müde und erschöpft stapften Alariel, Alen, Rekanael, Myriella und Liveth in den Raum.
„Ihr werdet sicherlich vorzüglich schlafen!“, Dwellyn lachte laut los und bevor sie sich versahen, wurden die fünf von wie aus dem nichts aufgetauchten Matrosen niedergeschlagen.
„Hm, euer Magier hat sie also unsichtbar gemacht. Geschickt…“, Dremir beobachtete, wie die Matrosen einen nach dem anderen fesselten und auf ein Bett legten.
Auch Erik blickte in den Raum, aber in seinem Kopf regten sich Zweifel.
„Sie wirkten nicht böse auf mich…bis auf Alen vielleicht…“, dachte er sich. Aber den Geschichten zufolge, die er von Anthras erzählt bekommen hatte, hatte er das einzig richtige getan.
„Nun Dwellyn, wir haben euch Alen Lessariel und seine Gefährten gebracht. Also, wo ist das Kopfgeld, das auf sie ausgesetzt war?“, Anthras war froh, dieses Abenteuer endlich hinter sich zu haben, es hatte ihm schon genug Probleme bereitet.
„Ach ja, eure Belohnung, ihr sollt sie haben! Es gab jedoch eine kleine Änderung. Ihr müsst wissen, dass mein Herr unnötige Ausgaben vermeiden möchte, weshalb auch ihr mir noch etwas länger Gesellschaft leisten werdet.“
Ungläubig sahen die drei Dwellyn an, doch bevor sie reagieren konnten, waren auch hinter ihnen drei Matrosen sichtbar geworden und schlugen sie bewusstlos.
„Gute Nacht meine Freunde. Ich bin mir sicher, dass ihr die Reise genießen werdet.“
Mit einem Grinsen ging Dwellyn wieder auf Deck.


*****

Nakago

  • Mitglied
Die Chroniken des Alen Lessariel
« Antwort #1 am: 12. November 2007, 21:06:50 »
Eine wirklich nette Art, die neuen SC einzuführen, in dem man den Rest der Gruppe in eine Falle lockt.  :lol:

Durch die vielen Schauplätze und Figuren ist es schwer dem Kampf wirklich zu folgen. Aber doch schön geschrieben. Würde mich freuen, wenn es weitergehen würde.  :D

Die Chroniken des Alen Lessariel
« Antwort #2 am: 13. November 2007, 02:32:46 »
Jap sehr schön vom Stil, aber wie auch bei meiner SH am Anfang geht irgendwie der Überblick flöten.
Aber Alen ist ganz groß! Gefällt mir.
"die untoten Drachen werden die Welt beherrschen"

Azrath

  • Mitglied
Die Chroniken des Alen Lessariel
« Antwort #3 am: 13. November 2007, 21:08:18 »
Vielen Dank für das Lob!
Die Spieler waren alle auch sehr überrascht, als ich plötzlich während der ersten Begegnung die Charbögen an die anderen drei verteilte ^^
Und fuchsteufelswild, als sie sogleich von ihren vermeintlichen Rettern verraten wurden ^^

Das mit dem Überblick stimmt schon, ist halt immer problematisch bei vielen Charakteren, vorallem wenn man versucht, allen zumindest ein wenig Rampenlicht zu gönnen... :roll:
Ursrpünglich war die Geschichte ja eh für die Spieler gedacht, die kennen ihre Charaktere zum Glück, da fällt das auch nicht mehr ganz so verwirrend aus! :)

So, der nächste Teil:

Kapitel II[/b]
Schattenspiele

Vorsichtig öffnete Alen die Augen. Sein Kopf dröhnte noch immer von dem Schlag, der ihm verpasst worden war. Nur langsam konnte er seine Umgebung klar erkennen, alles waberte hin und her, schwankte von einer Seite zur anderen. Er schüttelte seinen Kopf, aber noch immer schien sich sein ganzer Körper auf und ab zu bewegen. Dann fiel es dem Schurken wieder ein, er befand sich auf einem Schiff! Und er war betrogen worden, von diesem Piratenabschaum und den Drowfreunden!
Wütend versuchte er aufzuspringen, musste aber feststellen, dass sein Körper an einen Stuhl gefesselt war.
Erst als er sich Hilfe suchend umschaute, bemerkte er die schlappen Körper seiner Freunde, die an den beiden Wänden zu seinen Seiten hingen.

„Hey! Aufwachen!“, schrie er so leise wie möglich.
Stöhnend kam erst Rekanael, dann Alariel und dann nach und nach seine anderen Gefährten zu Bewusstsein.
Alens Blick blieb an einer ganz besonderen Gestalt hängen, auch Dremir und seine beiden Freunde waren gefesselt im Raum.
„Verräterischer Drow! Dremir, wie kannst du es wagen uns so übers Ohr zu hauen?“
Der Schurke ließ seiner Wut freien Lauf, wackelte zornig mit dem Stuhl hin und her und fiel dann fast um, als er das Gleichgewicht verlor.
„Seid still, Schurke! Ihr werdet noch die ganze Mannschaft auf uns hetzen!“
Alens Augen funkelten Myriella böse an, von Anfang an hatte er gewusst, dass die Mönchskriegerin ihn nicht leiden konnte, und so langsam war er der Überzeugung, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte.

„Dremir…wer ist Dremir?“, fragte der Drow in die Runde, als er die Augen aufschlug und zog einige verwirrte Blicke auf sich. Aber Alen schien den Dunkelelf gar nicht bemerkt zu haben, sondern tobte weiterhin auf seinem Stuhl herum, wenn auch etwas leiser als vorher.
Die Stimme Alariels schnitt durch die Luft und ließ Alen verstummen.
„Alen Lessariel, beruhigt euch! Wir müssen uns erst einmal von diesen Ketten befreien. Wie sieht es bei euch aus? Diese Fesseln, könnt ihr sie lösen?“
Der Hexenmeister rüttelte demonstrativ mit den Eisenketten, die an seinen Füßen und Händen angebracht waren.
Endlich kam der Schurke zur Ruhe und besann sich seiner Fähigkeiten.
Es dauerte nur einige Augenblicke, dann hatten seine geschickten Finger den Knoten gelöst und er stand guten Mutes auf.
„Frei frei, ich bin frei!“, jubelte er fröhlich und mit breitem Grinsen. Sein Körper fühlte sich schlapp und ungelenk an, als hätte er sich seit einer Ewigkeit nicht mehr bewegt. Dabei war er doch erst vor einigen Momenten niedergeschlagen worden, oder etwa nicht?
Verächtlich blickte Myriella ihn an, als er seine Gelenke knacken ließ und sich über seine neu gewonne Freiheit erfreute.
„Das hätte dieser Idiot schon die ganze Zeit tun können…“, flüsterte sie leise zu sich, ohne dass es einer der anderen hätte hören können.

Mit zwei langen Schritten hatte Alen die Distanz zwischen sich und Alariel zurückgelegt und öffnete mit geübten Handgriffen die Ketten.
„Wie lange waren wir bewusstlos?“, fragte der Hexenmeister, während er sich die schmerzenden Handgelenke rieb.
Rekanael hatte das Chaos mit stoischer Ruhe beobachtet, so langsam hatte er sich an die ungestüme Art seiner Gefährten gewöhnt.
„Schwer zu sagen. Aber länger als einen Zehntag glaube ich-“
Er trug noch immer seine schwere Rüstung und dementsprechend laut war der Aufprall, als seine Ketten gelöst wurden und er kraftlos zu Boden stürzte.
Neugierig stellte Alen fest, dass auch die anderen an einem steifen Körper und verlorenem Gleichgewichtssinn litten, auch wenn er nicht wusste, wie der Halbelf zu seiner Behauptung gekommen war.

Während die drei sich daran machten, die anderen Gefesselten zu befreien, blickte Liveth auf, ihre Stimme ein zorniges Zischen.
„Was machen wir mit den drei Verrätern?“
„Wir sollten den Drow und seine Freunde einfach hier hängen lassen.“, antwortete Rekanael, während er gerade Myriellas Ketten löste.
Der Zwergenkämpfer Erik erkannte die prekäre Lage, in der seine beiden Gefährten und er sich befanden. Aber er konnte den Zorn der anderen verstehen, immerhin war auch er getäuscht worden.
„Wartet! Auch wir wurden betrogen; uns wurde gesagt, dass Alen ein gefährlicher Schurke und Mörder sei, deshalb haben wir euch hierher gebracht! Könnt ihr nicht sehen, dass wir auch nur Opfer der Lügen sind, genau wie ihr?“
Verzweifelt blickte er in die wütenden Gesichter der anderen.
Mit energischem Nicken versuchte Anthras die Worte des Zwergs zu betonen; Dremir hingegen starrte immer noch verwirrt und orientierungslos umher.
Myriella, die sich ihre geschundenen Handgelenke rieb, blickte belustigt zum Zwerg.
„Ich sehe keine Lüge, Alen ist ein Schurke, dem an nichts mehr liegt, als an Reichtum.“
Schnaubend suchte Alen nach einem spitzen Gegenstand, einem Dolch, einem Messer, ganz egal was! Hauptsache es konnte Schmerzen verursachen und die Mönchskriegerin endlich zum Schweigen bringen!

„Die Tür zum Gang, von dem wir gekommen sind, ist verschlossen.“, sagte Alariel und versuchte die angespannte Stimmung etwas zu lockern, „und unsere Ausrüstung wurde uns genommen. Irgendwelche Ideen, wie wir von hier fort kommen? Wenn wir einen Weg gefunden haben, können wir uns immer noch Gedanken um diese drei machen.“
Tatsächlich sah der Hexenmeister eine gewisse Verwendung für die drei ehemaligen Verräter. Solange sie sich nicht wieder gegen ihn und seine Freunde wenden würden, könnte er sie für seinen Vorteil manipulieren, aber er würde sehr vorsichtig vorgehen müssen, wenn er Alen und die anderen davon überzeugen wollte.
„Ihr seid doch derjenige, der stets Dinge zum Explodieren bringt! Warum könnt ihr nicht einfach die Wand hier in die Luft sprengen?“, schnaubte Liveth wütend.
Sie hasste es in einen so engen Raum eingesperrt zu sein, ohne Blick auf den Himmel und nur vom Willen anderer abhängig. Je schneller sie hier herauskamen, desto besser.
Aber Alariel schüttelte nur leicht den Kopf. Bevor er seine Kunst anwenden konnte, würde er erst einmal ruhen müssen, um die Macht des Gewebes zu kanalisieren. Ihm war jedoch vollkommen klar, dass er nur seinen Atem verschwenden würde, wenn er versuchte, diese komplexen Vorgänge seinen Kameraden zu erklären.

„Sagt mir endlich was los ist! Wer seid ihr? Wer ist dieser Dremir? Wo bin ich?“, der Drow, den alle für Dremir gehalten hatten, wand sich zornig in seinen Ketten und zog schlagartig die Aufmerksamkeit aller auf sich, als eine blau leuchtende Aura seinen Körper umschloss.
Die Ketten knirschten und klirrten, als seine Muskeln mit aller Kraft gegen sie arbeiteten.
Alen fiel der Mund auf, während er ungläubig mit ansah, wie sich die ersten Glieder verformten, in die Länge gezogen wurden und letztendlich mit einem lauten Krachen der brutalen Gewalt des Drow nachgaben.
Dremir, oder wie auch immer der Dunkelelf sich nun nennen mochte, landete auf allen Vieren und fauchte, so dass es den anderen kalt über den Rücken lief.

Dann ging die Welt unter.

Alen spürte, wie er durch die Luft geschleudert wurde. Spitze Holzsplitter bohrten sich in seinen Körper, schwarzer Qualm drang in seine Lungen und dann…dann erblickte er einen fast vollen Mond über sich, funkelnde Sterne am schwarzen Nachthimmel und er spürte, wie der Wind sanft um seinen Körper zischte. Er fühlte sich fast schwerelos, jeglicher Schmerz war vergessen, als er so über das Meer segelte.
Mit einem Ruck wurde er aus seinem kleinen Paradies gerissen, als er hart auf der Wasseroberfläche aufkam und er war sich sicher, dass er sich gerade eben einige Rippen gebrochen hatte. Er wollte vor Schmerz aufschreien, aber das einzige, was seiner Lunge entwich, waren blubbernde Luftblasen und salziges Nass füllte seinen Mund.

Alen sank mehrere Meter tief unter Wasser, bis er endlich genug Kontrolle über seinen Körper zurück gewonnen hatte, um ihn mit kräftigen Kreisbewegungen nach oben zu bewegen und hoffte, dass „oben“ tatsächlich die Richtung war, in die er wollte.
Japsend schnappte er nach Luft, als er zumindest mit seinem Kopf aus dem kühlen Wasser auftauchte.

Vor ihm sah er das brennende Wrack des Piratenschiffs, in dessen Seite ein riesiges Loch klaffte.
Scheinbar hatte Liveth Alariel ein wenig zu sehr gereizt und er hatte wirklich etwas zum Explodieren gebracht, eine andere Erklärung für das so eben geschehene, konnte Alen einfach nicht finden.
Bei diesem Gedanken blickte er sich hastig um. Überall schwammen verkohlte und zersplitterte Holzplanken, die ebenfalls aus dem Schiff gerissen worden waren. Das lodernde Feuer reflektierte sich auf magische Weise im schwarzen Meer und ließ ein verwirrendes Farbenspiel entstehen, dass es Alen nur erschwerte, seine Freunde zu entdecken.
Aber es nutzte alles nichts.
Er war allein, weit und breit keine Spur von seinen Gefährten.