Workshop > Story Hour

Schatten der Vergangenheit

<< < (8/8)

Hunter:
Sturmkap

Zwei Tage später erreichte die Meerespfeil die Küste von Xen’drik.
„Wir sind nicht direkt in der Stadt gelandet“, erklärte Byman den Ausblick auf den Dschungel. „Niemand darf herausfinden, dass es dieses Schiff gibt, daher diese Sicherheitsmaßnamen.“
Er deutete den Sandstand entlang.
„Wenn ihr in diese Richtung geht kommt ihr in die Stadt. Ich werde hier mit meinen Männern und dem Schiff dreißig Tage lang auf euch warten. Solltet ihr dann noch nicht zurück sein, muss ich annehmen, dass ihr im Dschungel ums Leben gekommen seid. Solltet ihr später kommen, müsst ihr euch selbst einen Weg zurück suchen“, erklärte er trocken.
„Ihr solltet Sturmkap vom Hafen her betreten“, weihte er sie weiter in die Pläne ein. „Diese Reisepapiere belegen, das ihr auf der Starkwind, einer Galeone von Haus Lyrandar, in die Stadt gekommen seid und dass ihr Angehörige einer Forschungsexpedition der Morgrave-Universität seid.“
Er gab jeden von ihnen einen Umschlag mit dem Siegel von Haus Sivis darauf. Dann lachte er:
„Ihr solltet das allerdings nicht herumerzählen. Ansonsten würde es wohl nicht lange dauern, bis eure Geschichte auffliegt.“
Er sah die vier Abenteurer nacheinander mit ernstem Gesicht an.
„Viel Glück. Ihr werdet es brauchen.“

***

Sie marschierten eine gute Stunde, bis sie Sturmkap vor sich sahen.
„Das ist ja eine Ruine!“, entfuhr es Adamant. „Irgendetwas schreckliches muss dieser Stadt passiert sein…“
Astamalia lachte. Sie kannte die Geschichten über die Stadt.
„Nein, Adamant. Sieh genauer hin. Die Stadt ist noch weiter entfernt, als es scheint.“
Der Kriegsgeschmiedete blickte die Magiern verwirrt an, warf dann aber noch einen genaueren Blick auf die Mauern der Stadt. Dann sah er, was Astamalia gemeint hatte. Was er auf den ersten Blick gesehen hatte, waren die Ruinen der Riesenstadt, die hier einst gestanden hatte. Zwischen den gewaltigen Blöcken befanden sich aber kleinere, neuere Gebäude in den unterschiedlichsten Stilrichtungen. Der geflammte Stil Thranes war ebenso zu erkennen wie die Holzhütten aus den Schattenmarschen. Etliche riesige Steinmauern liefen quer durch die Stadt und außen rundherum.
„Eine beeindruckende Stadt“, nickte Adamant staunend.
„Nur von Riesen gebaut“, lenkte Thalaën ein. Sein Blick war düster und nicht sehr freundlich, als der die Stadt musterte.
Astamalia nahm an, dass es an der Vergangenheit der Stadt lag.
Sie marschierten weiter und betraten die Stadt über den Hafen, wie es ihnen Byman geraten hatte. Direkt an den Hafens schloss sich das Marktviertel der Stadt an.
Quer durch das Marktviertel lief ein breiter Kanal, der von einer breiten Brücke überspannt wurde. Überall im Viertel, ja sogar auf der Brücke, standen kleine Verkaufsstände und Händler priesen lautstark ihre Waren an: Geflügel, Vieh, Süßigkeiten, Holz, Silber, Perlen, Felle, Kristalle, Pergament, Waffen und exotische Früchte; hier schien es wahrhaft alles zu geben. Zwischen den Ständen buhlten Tänzer, Jongleure, Feuerschlucker, Puppenspieler und angebliche Hexenmeister um die Aufmerksamkeit der vorbeieilenden.
Staunend schritten sie durch die Straßen, die nur so überquollen vor mit Waren beladenen Wagen und karren und Dutzenden verschiedenen Spezies, die hier alle ihrem Tagesgeschäft nachgingen. Hunderte Stimmen in ebenso vielen Sprachen ertönten rund um sie. Sturmkap schien ein Schmelztiegel der Kulturen zu sein, neben dem sogar Sharn alt aussah.
„Wir sollten uns eine Unterkunft suchen. Beziehungsweise herausfinden, wie wir am besten in den Dschungel kommen“, schlug Esra vor.
Astamalia lief ein kalter Schauer über den Rücken. Dschungel. Wald.
Sie unterdrückte ihre Furcht und nickte.
Immerhin war es einer einfachen Waldläuferin gelungen ihre Furcht vor dem Wasser und den modernen Transportmöglichkeiten zu bezwingen. Dann würde es ihr als Magierin doch möglich sein, in einen Wald zu gehen. Zumal sie schon gefährlicheres bezwungen hatten, als ein paar Tiere, die im Wald lebten.
„Wir sehen am besten am Fluss nach. Ich bin mir sicher, das ist der Rachi, der hier ins Meer mündet. Jener Fluss also, an dem wir auch das Schema finden werden; wenn alles gut geht.“
Die anderen nickten zustimmend.

Thalaëns Gefühle waren zwei gespalten. Auf der einen Seite freute er sich, endlich einmal die Heimat seiner Vorfahren zu besuchen und hier beweisen zu können, dass er seiner Ahnen würdig war. Auf der anderen Seite beschworen die Ruinen der Riesen – jenes Volk, dass das seinige erschaffen und als Sklaven gehalten hatte – Urängste in ihm, die ihn dazu drängten den Kontinent sofort wieder zu verlassen.
Er verstand nun, warum sein Volk es damals vorgezogen hatte, die Riesen und Xen’drik hinter sich zu lassen und auf Aerenal noch einmal ganz von vorne anzufangen. Dieser Ort hier war zu alt und hatte zu viel erlebt, als dass es einer neuen Kultur möglich wäre, hier etwas neues aufzubauen.
Das zeigte schon alleine das Flickwerk hier in Sturmkap. Die Menschen hatten nichts neues aufgebaut, sondern sich die Ruinen der Riesen zunutze gemacht. Nun hausten sie hier zwischen Jahrtausende alten Ruinen, ohne wirklich zu wissen, worauf sie ihre Stadt hier in Wahrheit errichtet hatten.
Das war nicht gut.
„Das hier sieht gut aus!“, rief Esra und deutete auf eine kleine Baracke am Ufer des Rachi, neben der ein kleines Flussboot in den Wellen trieb. Über der Tür der Baracke war das verblasste Siegel des Hauses Orien zu sehen.
„Aber ob hier noch jemand zu Hause ist“, zweifelte Adamant.
Die Fensterläden waren geschlossen und die Büsche und Wiesen rund um die Baracke wirkten verwildert. Immerhin schien das Flussboot noch in einem einigermaßen passablen Zustand zu sein. Zumindest schwamm es noch.
„Es gibt wohl nur eine Möglichkeit das herauszufinden“, erklärte Thalaën und klopfte fest gegen die Tür.
Von drinnen war ein Fluch und ein poltern zu hören.
Dann geschah länger gar nichts, ehe die Tür einen kleinen Spalt weit geöffnet wurde. Der Geruch nach billigem Schnaps und Schweiß schlug Thalaën entgegen.
„Ja?“, lallte der unrasierte Mann, der dem Elfen entgegen blickte. Seine Alkoholahne ließ Thalaën schauern.
„Wir suchen eine Passage den Rachi hinauf und wollten fragen, ob man Euer Flussboot mieten kann.“
„Ja, kann man“, gähnte der Mann und öffnete die Tür weiter. Er hatte dunkles Haar und eingefallenes rotgeränderte Augen. Sein Oberkörper war nackt, die Hose bestand wahrscheinlich aus Leinen, aber da war sich Thalaën nicht so sicher.
„Ich bin Chinxero, Kapitän der Marlow. Wo soll’s denn hingehen?“, fragte er und kratzte sich unter der rechten Achsel.
„Den Rachi hinauf.“
„Wie weit denn?“
„Etwa sechshundert Kilometer. Bi dorthin wo…“, begann Adamant.
Doch noch bevor jemand aus der Gruppe ihm einen Tritt geben konnte hatte der Kapitän schon heftig den Kopf geschüttelt.
„Sehe ich aus, als wär’ ich lebensmüde? Ich fahre doch nicht so tief in den Dschungel hinein. Hab ja außerdem auch noch andere Geschäfte am Laufen, die ich nicht so lange liegen lassen kann.“
Er warf einen Blick in die Dunkelheit der Baracke.
„Außerdem ist der Schnaps alle. Muss neuen besorgen. Ist dieser Tage etwas schwierig geworden guten Stoff in der Stadt zu bekommen.“
Er rülpste.
„Sucht euch jemanden anderen“, lachte er. „Auch wenn es schwer werden dürfte. Marlow ist das beste und schnellste Flussboot am Rachi. Ist aber auch fast das einzige.“
Er lachte grölend über seinen eigenen Witz und schlug Thalaën dann die Tür vor der Nase zu.
„Das war dann wohl nichts“, murmelte der Elf.
„Wir könnten das Boot stehlen“, schlug Esra vor, was ihr einen bösen Blick von Adamant einbrachte.
„Äh… leihen.“
Astamalia schüttelte den Kopf.
„Nein, wir brauchen jemanden, der sich hier auskennt. Außerdem kann ich nicht mit einem Schiff fahren und ich denke, von euch kann das auch keiner. Wir brauchen also diesen Kapitän und seine Mannschaft, oder ein anderes Fortbewegungsmittel.“
Sie drehte sich zur Stadt um und überlegte.
„Hm, wie wäre es, wenn wir dort nachfragen!“, rief sie plötzlich und deutete auf einen hohen schlanken Turm.
„Das sieht mir sehr nach einer Andockstation für Luftschiffe aus.“
Esra seufzte.

***

Der Andockturm stand auf den Überresten einer alten Mauer der Riesen und war relativ klein und schäbig. Zwar war die Einrichtung um ein vielfaches besser als in der Baracke am Fluss, aber die Arbeitseinstellung hier schien die gleiche zu sein.
Die leitende Halbelfe der Enklave hatte die Füße auf ihrem Schreibtisch und blickte die vier gelangweilt an.
„Ja, was gibt’s denn?“
„Wir wollten fragen, ob es möglich ist eine Passage mit einem Luftschiff zu buchen? Oder am besten ein Luftschiff zu mieten“, kam Astamalia gleich zur Sache.
„In Sturmkap gibt es keinen regelmäßigen Luftschiffverkehr. Daher könnt Ihr auch keine Reise buchen. Und wie Ihr sicherlich feststellen konntet, liegt im Moment auch kein Schiff vor Anker, welches man mieten könnte. Tut mir leid.“
„Wann ist denn damit zu rechnen, dass wieder ein Luftschiff vorbeikommt?“, erkundigte sich Esra.
Die Halbelfe zuckte mit den Achseln.
„Was weiß ich. Über das letzte wurde ich ja auch nicht informiert. Das waren auch so merkwürdige Typen wie Ihr.“
Astamalia spitzte die Ohren.
„Was waren denn das für Typen?“, fragte sie.
„Bin ich ein Auskunftsbüro?“, giftete die Angestellte zurück.
Astamalia unterdrückte die Worte, die ihr auf der Zunge lagen und legte eine Handvoll Galifar auf den Tisch. Diese Stadt fing an sie zu nerven.
„Sind nur kurz hier gewesen und haben etwas Proviant aufgenommen. Außerdem wollten sie zu einer Stelle mitten im Dschungel. Ich habe ihnen davon abgeraten auf direktem Weg dorthin zu fliegen und stattdessen dem Rachi zu folgen. Waren darüber nicht sehr erfreut.“
„Könntet Ihr uns noch sagen, wer Kapitän des Schiffes war, oder ob Ihr etwas merkwürdiges festgestellt habt?“, erkundigte sich Astamalia weiter.
Der Blick der Angestellten fiel auf grinsend auf ihren Geldbeutel und die Magiern legte abermals ein paar goldene Münzen auf den Tisch.
„Der Kapitän nannte sich Rarwog. Er war auch der einzige, der das Schiff verlassen hat. Alle anderen sind während des ganzen Aufenthalts nicht einmal vom Schiff gekommen. Sehr seltsam. Dabei reißen sich die meisten darum sich etwas die Beine zu vertreten, sobald sie die Shargonzähne hinter sich haben. Achja, ich habe einmal einen Kriegsgeschmiedeten an Bord gesehen. Finsterer Bursche wie mir schien.“
Sie zuckte mit den Achseln.
„Aber egal. So unerfahren, wie sie alle wirkten, werden wir sie wahrscheinlich alle nie wieder sehen.“
Sie grinste.
„Danke für die Information“, bedankte sich Astamalia und wandte sich zum gehen.
„Ah, noch eine Frage“, warf Esra ein. „Ihr habt doch sicherlich gute Beziehungen zu den Märkten. Wo könnten wir denn eine gute Flasche Alkohol erstehen, wenn wir eine brauchen würden?“
Die Angestellte nahm ihre Füße vom Tisch und wirkte mit einem Mal sehr professionell.
„Wie viel seid ihr denn bereit auszugeben?“
„Was verlangt Ihr denn wofür?“
„Eine Flasche besten Lhazaar Rum für 50 Galifar.“
„Das kommt mir etwas teuer vor“, murrte die Wandlerin.
„Nun, es ist wahrscheinlich auch eine der letzten Flaschen in der Stadt, ehe Nachschub eintrifft. Und wenn das sein wird, weiß wohl nur die Heerschar.“
Ohne weiter zu murren warf Esra das Geld auf den Tisch und erhielt im Austausch eine Flasche mit dunklem Inhalt, von der offenbar jemand versucht hatte ein Etikett abzulösen.
„Schmu..ware besch…nahmt“, las Esra, bevor sie die Flasche wegsteckte und sich verabschiedete.

***

Die Taverne zur Schiffskatze war zwar sicherlich nicht die beste in der Stadt, aber auch nicht die schlechteste. Und sie hatte sich auf Abenteurer und ihre begleitenden Tiere spezialisiert und kam ihnen daher recht gelegen.
„Das essen hier ist immer noch um einiges besser als die Trockennahrung auf der Meerespfeil“, erklärte Thalaën mit vollem Mund, nachdem er gerade de dritten Teller leer gemacht hatte.  „Und wenn die Zimmer auch noch etwas größer sind, dann stört mich gar nichts mehr.“
„Da hast du wohl recht“, nickte Astamalia und lächelte dabei innerlich.
Es war doch erstaunlich, wie weit ihre Ansprüche gesunken waren, seit sie ihre drei Freunde kennen gelernt hatte. Früher wäre sie nie und nimmer in einer solchen Absteige hängen geblieben. Heute teilte sie die Meinung Thalaëns, dass eine warme essbare Mahlzeit und ein trockenes Bett schon mehr war, als man sich erwarten konnte.
„Entschuldigt bitte, aber ich denke ich habe eine Nachricht für Euch.“
Alle vier drehten sich zu dem blonden Jungen um, der etwas unsicher an ihrem Tisch stand und ihnen ein schmales Stück Pergament entgegen hielt.
„Ich sollte vier Personen finden, die gerade aus Sharn angekommen sind. Eine Gruppe bestehend aus einem Kriegsgeschmiedeten, einer Wandlerin, einem Elfen und einer Halbelfe. Seid Ihr gerade aus Sharn gekommen?“
„Ich denke, wir sind diejenigen, die du suchst“, nickte ihm Adamant freundlich zu. „Wer schickt uns denn diese Nachricht?“
„Ein Mann hat mich vor ein Paar Tagen beauftragt nach Euch Ausschau zu halten.“
„Das hast du gut gemacht“, nickte Adamant und warf dem Jungen einen Galifar zu.
Staunend betrachtete der das goldene Stück, ließ es dann aber ganz schnell in seiner Hosentasche verschwinden und lief davon, ehe es sich der Besitzer anders überlegen konnte.
Inzwischen hatte Thalaën den Brief geöffnet.
„Ich antworten - Fragen für Gold. Ich Surthain. Mich treffen jetzt Xaponath Straße, altes Viertel“, las er vor. „Ich nehme nicht an, dass jemand von euch diesen Surthain kennt, oder?“
„Nein. Aber ich nehme auch an, dass es eine Falle des Orden ist, um uns unschädlich zu machen“, vermutete Astamalia.
„Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht hat nur jemand mitbekommen warum wir hier sind und will uns helfen. Oder es handelt sich um einen Freund oder Bekannten von Elaydren. Du solltest öfter das Positive in den Wesen rund um dich sehen“, forderte sie Adamant auf.
„Egal. Wir werden es ohnehin nur herausfinden, wenn wir uns dorthin auf den Weg machen und ihn fragen, oder?“, warf Thalaën ein.
Und dagegen konnte niemand etwas sagen.

***

Die Straße, die sie suchten, befand sich in einem eher schlechteren Teil der Stadt. Die meisten Marktstände hatten immer noch geöffnet, obwohl es schon längst dunkel war. Aber wenn Esra einen Blick auf die Waren warf, dann war ihr auch klar warum. Viele von den Dingen schienen gebraucht zu sein und sie war sich sehr sicher, dass nicht jeder der ursprünglichen Besitzer sich freiwillig von ihnen getrennt hatte.
„Sieht so aus, als wäre das unsere Straße“, meinte Astamalia und bog in eine schmale, dunkle Seitengasse ein.
Die sich rasch als Sackgasse entpuppte.
„Ich denke, das ist eine Falle…“, murmelte Thalaën und zog seinen Krummsäbel.
Auch Esra hatte bereits ihren Bogen in der Hand und wandte sich um. Aus den Schatten kam ein riesiger Oger. Allerdings schien es kein normaler Oger zu sein. Zumindest wirkter er sauberer, seine Augen intelligenter, vor allem aber seine Ausrüstung teurer und gepflegter, als die eines normalen Vertreters seiner Art.
Mit einem grölenden Schrei zog er sein riesiges Bastardschwert und stürmte auf sie zu.
Zwei Pfeile trafen ihn beinahe gleichzeitig, aber das schien ihn nicht zu stören.
Mit einem gewaltigen Schlag hieb er auf Thalaën ein.
Blut spritzte in alle Richtungen und der Elf taumelte.
„Für die Flamme!“, rief Adamant und drang nun seinerseits auf den Oger ein, während sich der Elf von dem Angriff erholte und Seite an Seite mit dem Kriegsgeschmiedeten auf den Feind einhieb.
Astamalia zauberte magische Geschosse und Unterstützungszauber so rasch sie konnte. Aber nur langsam zeigten die Schläge auf den Oger Wirkung.
Irgendwann gab es Esra auf, ihn mit Pfeilen zu verletzen und griff nach ihrem Bihänder.
Zu dritt im Nahkampf und mit Astamalia im Rücken als Unterstützung gelang es ihnen nach und nach den Oger zurückzudrängen, bis er schließlich in die Knie ging und ihm Adamant sein Schwert durch die Kehle rammte.
„Nun, der wird uns wohl nichts mehr verraten“, keuchte Astamalia. Sie war die einzige, die nicht von oben bis unten mit Blut besudelt war, wie Esra feststellte.
„Ich verfüge über einen Zauber, mit dem ich mit ihm sprechen könnte. Aber ich kann nichts garantieren.“
„Was soll der uns schon sagen?“, wunderte sich Thalaën. „Er wurde sicherlich nur angeheuert uns hier zu töten und mehr wird er auch nicht wissen.“
Er blickte auf die Leiche hinab.
„Lasst uns nachsehen ob wir seine Ausrüstung verkaufen können. Dann sollten wir wieder in die Schiffskatze zurück, wenn wir wirklich morgen mit der Marlow aufbrechen wollen. Immer vorausgesetzt natürlich, dieser versoffene Kapitän ist bereit uns zu fahren.“

***

Der Schankraum der Schiffskatze war gut gefüllt.
Und Adamant fiel sofort beim eintreten eine schlanke silberne Gestalt auf, die gegenüber dem Eingang saß und ihn anstarrte.
Bis gerade eben war ihm noch gar nicht aufgefallen, dass er noch nicht einen anderen Kriegsgeschmiedeten gesehen hatte, seid sie in der Stadt angekommen waren.
Umso erstaunter war er über die Gestalt, die ihn gerade mit unverhohlener Offenheit musterte.
Die Kriegsgeschmiedete war sehr klein, zierlich und besaß außerdem nicht zu übersehende weibliche Formen. Etwas, das Adamant noch bei keinem seiner Art gesehen hatte.
Als Panzerung trug sie eine schimmernde Mithralrüstung.
Ohne auf seine Gefährten zu achten ging er auf sie zu.
„Hallo“, begrüßte er sie.
„Ich grüße Euch“, erwiderte sie mit heller, klingender Stimme.
„Mir ist gerade, als ich Euch gesehen habe, aufgefallen, dass ich hier in Sturmkap noch keine anderen Kriegsgeschmiedeten gesehen habe. Habt Ihr etwas dagegen, wenn ich mich daher kurz zu Euch setze?“, fragte Adamant und war selbst etwas überrascht über diese Frage.
Sein Gegenüber nickte.
„Es ist wahr, es gibt nicht sehr viele von uns hier. Die meisten, die es nach Xen’drik verschlägt, versuchen ihr Glück im Dschungel. Nur wenige bleiben in der Stadt. Mein Name ist übrigens Mithralklinge“, stellte sie sich vor und reichte ihm die Hand.
Adamant konnte sich nicht erinnern, je einen Kriegsgeschmiedeten erlebt zu haben, der sich so menschlich verhielt wie sie.
„Mein Name ist Adamant“, stellte er sicht vor.
Dann musterte sie genauer und Misstrauen stieg in ihm hoch.
„Ihr seid doch nicht Mitglied des Klingenfürsten, oder?“
Sie lachte, leise und hell.
„Nein, warum sollte ich? Ich kann mit diesem Fanatiker nichts anfangen. Unser Volk tauscht mit ihm nur eine Herrschaft gegen eine andere aus. Es wird dadurch nichts gewinnen. Aber denkt deshalb nicht, dass ich seinen Lehren ablehnend gegenüber stehe.“
„Wie meint Ihr das?“
„Nun, ich finde die Idee, unserer Rasse einen eigenen Staat zu geben durchaus vernünftig. Und warum nicht auch im Klagland. Dieser Landstrich wird doch ohnehin von keiner anderen Spezies mehr beansprucht und außer uns kann dort auch niemand überleben.“
„Hm“, machte Adamant. „Wahrscheinlich habt Ihr damit recht. So habe ich das noch nie betrachtet.“
„Ihr dachtet wohl immer nur, dass der Klingenfürst schlecht ist und damit auch alles andere, was er verkörpert?“
„So etwas in der Art“, gestand der Kleriker, worauf sie wieder lachte.
„Macht deswegen kein so trauriges Gesicht. Es geht doch vielen so. Aber Ihr solltet wahrlich bedenken, dass eine schlechte Umsetzung noch lange keine schlechte Idee bedeutet.“
„Da habt Ihr recht“, musste ihr Adamant abermals zustimmen, worauf eine kurze Pause entstand.
„Eine interessantes Symbol habt Ihr hier auf Eurer Brust“, begann sie wieder zu sprechen und fuhr mit ihren Fingern die eingebrannte XIII nach. „Ich hatte so etwas ähnliches“, erwähnte sie nebenbei, als sie aufstand und sich dem Ausgang zuwandte. „Es war eine II. Ich habe sie mir schon vor geraumer Zeit entfernen lassen.“
„Dann wisst Ihr, was es damit auf sich hat?“, staunte Adamant.
„Wer weiß. Bis bald!“, lachte sie und winkte.
„Werden wir uns wieder sehen?“, wunderte sich der Kleriker.
„Ah, ich denke doch. Eberron ist eine so kleine Welt“, meinte sie geheimnisvoll und verließ das Lokal. An ihr vorbei drängte sich eine junge Elfe herein.

„Was wolltest du denn von der? Kanntest du die?“, forschte ihn Astamalia aus, während sie sich alle zusammen zu Adamant setzten.
„Nein, ich wollte nur mit ihr reden. Sie hatte einige interessante Erkenntnisse bezüglich des Klingenfürsten. Aber bevor ich mit euch darüber rede, muss ich mir wohl selbst erst darüber klar werden, was sie mir alles gesagt hatte“, murmelte Adamant und verfiel in Schweigen.
„Die Prophezeiung hatte recht. Ich wusste, dass ich euch hier finden würde“, sprach sie plötzlich die Elfe an, die gerade das Lokal betreten hatte.
Alle vier wandten ihr interessiert den Blick zu.
Sie hatte schulterlanges schwarzes Haar und gebräunte Haut. Über ihrer schweren Rüstung trug sie eine Kleidung aus seltsamen Fellen. Darunter musste sie erbärmlich schwitzen. Um den Hals hatte sie eine Kette mit den Zähne und Klauen von Tieren und das Haar hatte sie sich mit vielen kleinen leuchtenden Perlen geschmückt. Ihre blauen Augen wirkten, als würden sie durch die vier und das ganze Lokal hindurchblicken.
„Ah, und wer seid Ihr, wenn ich fragen darf?“, warf Astamalia schließlich ein.
„Mein Name ist Muroni. Eine einfache Gelehrte, die den Mythen der Drachenprophezeiung folgt, um die wahre Bedeutung hinter den Geschehnissen der Welt zu enträtseln.“
Sie verbeugte sich leicht.
„Angenehm, wir sind…“, begann Adamant, der froh war, dass ihn etwas von seinen Gedanken ablenkte.
„Ich weiß wer ihr seid“, wehrte Muroni ab. „Die geschickte Esra Emorien, der tapfere Thalaën Tedaé, der weise Adamant und die kluge Astamalia d’Lyrandar. Die Prophezeiung hat mich direkt zu euch geschickt. Sie spricht von großen Ereignissen, die sich hier in Xen’drik abspielen sollen. Ereignisse, bei denen ihr eine zentrale Rolle spielen werdet.“
Sie holte tief Luft und kurz schienen ihre Augen klar zu werden.
„Würdet ihr mir erlauben Zeugin dieser Ereignisse zu werden? Ich würde euch unterwegs beistehen, so gut es in meinen Kräften steht.“
„Wenn das nicht die dümmste Falle des Ordens ist, die uns je untergekommen ist…“, murmelte Thalaën und griff langsam nach seinem Säbel. Doch Astamalia schüttelte den Kopf.
„Ich glaube nicht, dass das eine Falle ist. Denkt doch an die Male, die uns immer wieder erscheinen. Wir scheinen wirklich ein Teil der Prophezeiung zu sein. Auch wenn ich nicht sehr erfreut darüber bin“, meinte sie mit einem Seitenblick auf Muroni, die immer noch lächelnd auf eine Antwort wartete.
„Aber wenn Ihr die Prophezeiung schon kennt, wenn Ihr wisst, was kommen wird, warum wollt Ihr dann dabei sein, wenn sie sich erfüllt“, wunderte sich Adamant.
„Nun, zum einen kann ich selbst die Linien der Drachen nicht lesen“, erklärte sich Muroni geduldig. „Das kann nur mein Meister. Und auch er kann nicht alles erkennen, was da kommen wird. So weiß er etwa nicht, welche Ereignisse hier ihren Höhepunkt finden werden. Darum bin ich hier.“
„Und wer ist dein Meister?“, hakte Thalaën misstrauisch nach.
„Ein weiser alter Drache namens Vuulaytherus“, erklärte die Elfin offen.
„Drachen“, fauchte Thalaën. Doch Esra legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter.
„Drachen bekämpfen mein Volk schon seit Jahrtausenden.“
„Mag sein“, erklärte Muroni gleichmütig. „Aber nicht alle Drachen sind wütend auf die niederen Rassen oder sind der Meinung, dass man sich von ihnen distanzieren sollte. Manche sind der Meinung, dass die niederen Rassen durchaus einer Beobachtung und Einmischung wert sind. Diese Drachen haben sich in der Kammer zusammengefunden – der auch meine Herrin angehört. Sie riskieren ihr Leben indem sie das Leben auf den anderen Kontinenten untersuchen und den Menschen und den anderen Völkern helfen und bei ihnen das auftreten der Drachenmale untersuchen.“
„Scheint mir nichts böses“, nickte Esra. „Auch wenn ich von dem Begriff ‚niedere Rassen’ nicht begeistert bin.“
Astamalia grinste.
„Dann hat wohl niemand etwas dagegen, wenn wir Muroni mit uns nehmen?“
„Nicht, wenn wir dauerhaft ein Auge auf sie werfen“, warf Thalaën ein.
„Damit bin ich einverstanden, schlafender Elf“, nickte Muroni, immer noch lächelnd.

***

Mit aller Kraft schlug Thalaën gegen die Holztür der Baracke, bis endlich ein Geräusch aus dem Inneren zu hören war.
„Verschwindet!“, lallte Chinxero. „Ich fahre erst morgen wieder!“
„Wir wollen aber heute Ihr Flussboot mieten!“, rief Thalaën und trommelte weiter gegen die Tür.
Esra hielt ihn gerade noch davon ab sie einzuschlagen.
„Wir haben außerdem Rum dabei“, rief sie in der kurzen Ruhepause.
Sofort waren schlurfende Schritt von drinnen zu hören, dann öffnete sich die Tür einen Spalt weit.
„Kein Witz?“, fragte der Kapitän.
Esra schüttelte den Kopf und schwenkte die Flasche vor seinem Gesicht.
Sofort öffnete Chinxero die Tür vollends und griff nach der Flasche. Doch Esra war schneller und zog sie ihm weg.
„Wir wollen 600 Kilometer den Rachi hinauf“, erklärte sie ihm noch einmal.
„Ich habe euch doch schon gesagt, dass das zu weit und zu gefährlich ist“, brummte er und fixierte dabei die Flasche wie die Schlange das Kaninchen. „Ich kann euch die Halbe Strecke fahren.“
Thalaën schüttelte den Kopf, als er sah, dass Astamalia darauf eingehen wollte.
„Dann schaffen wir es nie rechtzeitig vor dem Orden. Ein Fußmarsch durch den Dschungel bei dieser Entfernung würde Monate dauern. Nein, er muss uns bis zum Ende fahren.“
„Ah kommt schon, so schlimm wird der Dschungel für einen mutigen Mann wie euch doch nicht sein“, versuchte es nun auch Adamant. Und anscheinend hatte er Chinxero damit bei der Ehre gepackt.
„Mutig pah!“, rief er. „Nun gut. Für 4000 Galifar fahre ich euch. Aber nicht für eine Münze weniger“, stellte er klar.
„Das ist Wucher!“, rief Astamalia aus. „Dafür können wir das Schiff ja kaufen!“
„Und wer soll es dann fahren?“, grinste Chinxero zurück.
„Viertausend sind in Ordnung“, vernahmen sie da eine ruhige Stimme aus dem Hintergrund. Muroni trat vor und drückte dem Kapitän einen dicken Lederbeutel in die Hand der sehr schwer aussah und laut klimperte.
„Ihr könnt das Geld nachzählen, wenn wir uns an Bord befinden. Los jetzt.“
Damit stapfte sie den anderen voraus zum Dock hinab, wo das Flussboot von der Besatzung gerade beladen wurde.

***

Kaimane, Flussotter und zahllose Fische schwammen neben und hinter der Marlow her. Der Dschungel zu beiden Seiten des Schiffes wurde immer dichter, je weiter sie sich von der Stadt entfernten. Hin und wieder waren Bereiche kahl geschlagen und kleine Gehöfte oder auch Ansiedlungen waren zu sehen. Aus dem Dschungel waren hunderte verschiedene Vogelarten zu hören und zu sehen. Selbst die Mannschaft schien sie nicht alle zu kennen, denn immer wieder blickten sie staunend einem der Vögel hinterher oder lauschten einem besonders markantem Ruf.
„Es war sehr freundlich von Euch, uns das Geld für die Fahrt zu geben“, bedankte sich Astamalia bei der Elfe und setzte sich neben sie an den Bug des Bootes.
„Keine Ursache“, wehrte sie ab und starrte dabei weiter den Fluss entlang. „Ich sagte bereits, dass ich euch mit all meinen Kräften unterstützen werde. Allerdings sind meine finanziellen Mittel nun aufgebraucht. Nur zu eurer Information.“
„Ah“, machte Astamalia.
„Wisst Ihr auch, wie dieses Abenteuer ausgehen wird?“
„Natürlich“, lachte Muroni. „Die Prophezeiung hat es vorhergesagt. Aber es hat keinen Sinn mich danach zu fragen, ich werde es euch nicht verraten. Die Pfade von Schicksal und Bestimmung dürfen sich erst zur rechten Zeit verweben und nicht vorher.“

Hunter:
Die Ruine

Fünf Tage, einen Angriff durch zwei Trolle und durch mehrere aggressive Dinosaurier später erblickte Esra jene Landschaftsmerkmale am Fluss, welche die Dame Elaydren ihnen beschrieben hatte.
Der Rachi floss hier um eine Biegung und das Land ringsum begann sich aus der dichten Vegetation des Dschungels empor zu heben. Und als die Marlow um die Biegung fuhr konnte Esra auch die beiden riesigen Hände aus Stein sehen, die sich zum Himmel empor zu recken schienen. Esra fröstelte beim Anblick der titanischen Ruinen. Selbst für die Riesen mussten diese Hände gigantisch gewesen sein.
„Scheint so als wären wir da“, atmete Astamalia an Esras Seite durch. Sie bebte. Wahrscheinlich bei der Aussicht bald durch den dichten Wald laufen zu müssen, dachte sich Esra.
Sie selbst konnte es kaum erwarten endlich wieder den Waldboden unter sich und das Laub der Bäume über sich zu haben. Die Flussfahrt war zwar im allgemeinen sehr angenehm gewesen aber sie zog doch einen etwas langsameren Fußmarsch vor.
Sie spähte entlang des linken Flussufers. Hier irgendwo sollte das letzte Schema liegen. Hoffentlich war es nicht in den letzten Jahrhunderten vom Urwald überwuchert worden.
„Sieh mal, dort!“, rief sie und deutete auf eine Lichtung am Ufer.
Ein kleines Luftschiffbeiboot lag dort sechs Meter über dem Boden vor Anker und ein Mann stand darunter. Anscheinend etwas hilflos, was er machen sollte. Einige Hundert Meter hinter dem Boot und dem Mann erhoben sich die Überreste eines alten riesischen Gebäudes aus dem Dschungel. Wahrscheinlich der Ruheplatz des vierten Schemas.
Kurz darauf legte die Marlow direkt neben dem Boot an und Thalaën sprang mit erhobener Klinge von Bord.
„Nur eine Bewegung du nichtsnutziger Abschaum und ich werde dir die Kehle aufschlitzen“, fuhr er den Mann an, der den Wappenrock des Ordens der Smaragdklaue trug, an. Aber Esra hatte nicht das Gefühl, dass er eine Gefahr darstellte Er hatte seine zitternden Hände erhoben und war käsebleich.
„Wir sollten ihn fesseln und dann befragen“, schlug Adamant vor und sprang, bereits mit einem Seil in der Hand von Bord.

„Ich nehme einmal an, du gehörst zu jener Gruppe des Ordens, welche das Schema sucht“, begann Adamant die Befragung. „Ist Garrow immer noch euer Anführer?“
Der Soldat nickte eifrig.
„Ja, der mächtige Garrow führt uns!“
„Wie viele Männer hat er bei sich?“
„Alles in allem fast fünfzig Mann, unter ihnen auch eine brutale kriegsgeschmiedete Kriegerin“, grinste der Soldat. „Und ihr seid nur wenige!“
„Fünfzig Mann sind ziemlich viel“, warf Astamalia ein.
„Ah, der übertreibt doch. Und selbst wenn. Fünfzig Mitglieder des Ordens sind keine zehn wahre Männer wert. Und zehn auf einmal haben wir auch schon getötet“, hat Thalaën die Zahlen ab.
„Seit wann befindet sich denn Garrow mit seinen fünfzig Männern in der Ruine?“
„Seit gestern früh. Ich wurde beauftragt hier Wache zu schieben.“
Esra kratzte sich an den Kotletten.
„Sie haben mehr als einen Tag Vorsprung, das könnte zu einem Problem werden.“
„Ich denke nicht, dass das Schema so einfach zu finden sein wird“, warf Astamalia ein. „Und wenn wir daran denken, dass Garrow auch damals in Rotbruch fast an dem Rätsel gescheitert wäre, habe ich wenig bedenken, dass wir noch rechtzeitig kommen werden.“
„Gut. Was machen wir mit ihm?“, fragte Thalaën und zog seinen Säbel.
„Wir übergeben ihn Chinxero. Er kann ihn in Sturmkap einer Gerichtsbarkeit überstellen“, überging Adamant Thalaëns offensichtliche Idee. Missmutig steckte der Elf seine Waffe wieder weg.
„Aber eine Frage hätte ich noch“, warf Adamant ein und wandte sich wieder dem Gefangenen zu. „Ist Garrow ein Vampir?“
„Oh ja!“, lachte der Soldat. „Er ist ein mächtiger Vampir! Und wenn er euch zu fassen bekommt, dann wird er euch alle zu treuen Soldaten machen.“
„Dazu muss er uns erst einmal bekommen“, grinste Thalaën zurück. „Und er wäre nicht der erste Vampir, den wir töten. Schafft ihn weg und lasst uns aufbrechen.

***

Adamant musste den Kopf in den Nacken zu legen, um zur Spitze der Ruine zu blicken. Sie war sicherlich 100 Meter hoch! Die Türme in Sharn waren natürlich deutlich höher, aber dabei nicht so massiv, so wuchtig, und auch nicht so groß dimensioniert!
Adamant konnte nicht anders, als sich etwas klein zu fühlen.
„Das hier scheint der Eingang zu sein“, staunte auch Thalaën, der vor fünf Stufen stand, die etwa fünfzehn Höhenmeter überwanden und hinauf zu einer offenen Galerie führte.
„Wir nehmen den Dienstboteneingang“, schlug Muroni vor und deutete auf einen Einschnitt, der neben der Haupttreppe lag. Die Stufen hier schienen eher für Kreaturen ihrer Größe gemacht worden zu sein.
Und sie waren anscheinend nicht die ersten, die hier hochwollten. Auf der Treppe hatte ein Massaker stattgefunden.
„Nun, wie viele Männer Garrow wirklich hatte. Fünfzig sind es keine mehr“, stellte Thalaën klar und musterte die Toten.
Dutzende Körper lagen kreuz und quer über die Treppe und in der Umgebung verstreut. Ein paar Leichen trugen die Uniformen der Smaragdklaue. Aber bei dem Großteil der Leichen handelte es sich um kleine, dunkelhäutige Elfen mit weißem Haar, die primitive Rüstungen und Kleidung trugen.
„Verwandte von dir?“, fragte Esra an Thalaën gewandt.
„Nicht alle Elfen sind nach Aerenal ausgewandert, als die Riesen untergingen“, war alles, was der Elf dazu sagte. Er wandte seinen Blick von den Leichen ab und die Treppe empor.
„Der ideale Platz für einen Hinterhalt“, stellte er fest.
„Aber wir müssen hier hoch.“
„Ich werde vorweg gehen und berichten, was sich oben befindet“, fand sich in Adamant ein Freiwilliger. Und mit diesen Worten marschierte er auch schon los.
Die anderen hoben vorsorglich ihre Waffen. Sogar Muroni zog ihren Streitkolben, dessen Waffenkopf den Kopf eines Drachen darstellte.
Adamant kam nicht weit.
Mit lautem gepolter fiel ein riesiger Stein die Treppe herab.
Der Kriegsgeschmiedete warf sich zu Boden und versuchte sich so klein wie möglich zu machen; der riesige Fels überrollte ihn, raste an den anderen vorbei und verschwand krachend im Wald.
Thalaën blickte die Treppe hinauf.
Einen trällernden Kriegsruf ausrufend stürmten sieben dunkle Elfen die Treppen herab.
Adamant rappelte sich gerade wieder hoch. Sein Körper war an vielen Stellen von dem Felsen eingedellt.
„Ich komme, Adamant!“, rief Thalaën aus und stürmte den Elfen entgegen.

***

„Zumindest wissen wir jetzt, warum der Orden nur so wenige Leute verloren hat“, schlussfolgerte Adamant, während er von Astamalia mit einem Zauberstab zusammengeflickt wurde.
Kaum einer aus der Gruppe hatte einen Kratzer abbekommen. Nichts zumindest, was Adamant nicht in wenigen Sekunden wieder heilen konnte.
„Denkt ihr, dort oben ist es jetzt sicher?“, überlegte Esra und warf einen Blick die Treppe empor.
„Nun, es gibt nur eine Möglichkeit das herauszufinden“, lächelte Thalaën.

Sie standen auf einer riesigen Galerie, die von gewaltigen, sechs Meter hohen Säulen gestützt wurde.
„Atemberaubender Ausblick“, flüsterte Astamalia und blickte über den Dschungel hinweg. Sie konnte von hier aus die Riesenhände sehen, einen Teil des Flusses und etliche andere Ruinen, die überall im Urwald verteilt lagen. Welche Schätze waren hier wohl verborgen?
„Leider sind wir nicht wegen der Landschaft hier. Wir sollten weitermachen. Weiter nach oben, oder erst einmal dieses Stockwerk untersuchen?“, erkundigte sich Thalaën und deutete dabei auf die breite Treppe, die vor ihnen steil weiter nach oben führte. Auch hier gab es Stufen für Riesen und für ihre elfischen Sklaven.
„Dieses Stockwerk zuerst. Damit kann uns niemand in den Rücken fallen“, schlug Adamant vor. Damit waren auch die anderen einverstanden.

Sie stöberten mehrere Schreckensratten auf, die sich in einem seltsamen, an Nester erinnernden Gebilde versteck hielten, das sich auf der Westseite der Galerie befand. Ohne einen Kratzer davonzutragen entledigten sie sich der Tiere und suchten weiter.
„Seht mal, dort steht eine Tür offen!“, deutete Esra auf einen Spalt in einer nahen Mauer.
„Tür?“, keuchte Thalaën. „Das ist das größte Portal, das ich je gesehen habe!“
„Du musst beginnen in anderen Dimensionen zu denken“, lachte Esra und besah sich die Öffnung genauer. Die Tür stand weit genug offen, dass man sich hindurchzwängen konnte. Dahinter war es dunkel und still.
Ohne auf Esras Antwort zu warten schoben Adamant und Thalaën die Tür weiter auf.
Dann entzündeten sie Fackeln und traten in das Innere.
Der Boden des riesigen Raumes dahinter war mit einer dicken Staubschicht bedeckt, die man sogar im Schein der Fackeln gut erkennen konnte. Quer durch den Raum zur gegenüberliegenden Tür verlief eine breite Spur durch den Staub.
„Hier müssen im Verlauf von Jahrhunderten immer wieder Kreaturen entlanggegangen sein“; vermutete Esra und kniete nieder um sich die Spuren genauer anzusehen. „Die Spuren sind sogar im Felsen selbst zu sehen“, staunte sie.
Sie hob ihre Fackel wieder höher.
An der gegenüberliegenden Tür lag ein Stapel von Blättern, mit Wein gefüllte Gefäße und Stücke verrottenden Fleisches.
„Hier wurden jemandem geopfert, wie es scheint“, kombinierte Thalaën. „Und das eigentliche Heiligtum befindet sich sicherlich auf der anderen Seite dieser Tür.“
Er leuchtete das große Portal an. Auch dieses stand einen Spalt weit offen.
„Adamant hilf mir, das hier aufzudrücken!“, forderte er den Kriegsgeschmiedeten auf und legte seine Fackel beiseite.
„Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist“, warf Astamalia ein, doch da war die Tür schon weit aufgeschwungen. Hinter der Tür lag der verdrehte und zermalmte Körper einer humanoiden Kreatur.
Astamalia leuchtete dorthin.
Die Leiche schien blutleer und war fürchterlich verstümmelt. Unter all den Fetzen waren die Überreste eines grünen Wappenrockes zu sehen.
„Der Orden hatte hier wohl auch kein Glück“, stellte Esra ohne großes Bedauern fest.
„Ich weiß auch warum“, keuchte Astamalia. „Und uns hat das Glück ebenfalls verlassen.“
Aus der Dunkelheit vor ihnen schälte sich ein ins gigantische vergrößerter Skorpion heraus, der bedrohlich mit seinen Scheren klapperte und seinen Giftstachel hoch erhoben hatte.
„Verdammt“, murmelte Thalaën und zog seine Waffe. Die anderen taten es ihm gleich. Sekundenlang blickten sich der Skorpion und sie bewegungslos an. Dann brach die Hölle los.
Der Skorpion stürmte vor und schnappte mit seinen riesigen Klauen nach Adamant und Thalaën. Adamant gelang es zurückzuspringen, doch der Elf wurde voll von der linken Klaue erwischt. Blut spritzte durch den Fackel erhellten Raum.
Dann brach eine Kältewelle herein. Muroni hatte sich nach vor gebeugt und den Mund weit geöffnet. Eine kegelförmige Welle aus kalter Luft und Eis strömte daraus hervor und erfasste den monströsen Skorpion. Das Monster war nun mit Eis überdeckt, schien aber ansonsten keine größeren Beeinträchtigungen zu haben.

Esra feuerte in rascher Folge ihre Pfeile auf den Skorpion ab und versuchte dabei ständig in Bewegung zu bleiben, außerhalb der Reichweite seiner Klauen und des Stachels. Sie beneidete die drei Nahkämpfer – Adamant, Thalaën und Muroni – nicht wirklich, die sich immer wieder in die Nähe der tödlichen Greifwerkzeuge wagten. Thalaën blutete um die Taille und Fleischfetzen hingen von ihm herab. Auch von Adamants Körper hatten sich bereits zahlreiche Strähnen gelöst.
Zu Esras rechten stand Astamalia und wirkte die stärksten Zauber, die sie noch im Repertoire hatte. Dazu gehörte auch ein Beschwörungszauber. Mit einem Mal stand ein riesiger Bison im Raum, hinter dem Skorpion, und attackierte ihn mit seinen scharfen Hörnern.
Esra war erstaunt über dieses Stück mächtige Magie. Und die Methode schien Erfolg versprechend zu sein. Der Skorpion wandte sich von ihren Freunden ab und dem neuen Kampfteilnehmer zu.
Die beiden riesigen Tiere waren auf jeden Fall würdige Gegner, dachte Esra und grinste. Nur Sekunden später verging ihr das Lachen wieder. Die linke Schere verpasste dem Bison eine schwere Wunde am Kopf und die Rechte riss ihm die Eingeweide heraus. Mit einem Brüllen brach das Tier zusammen.
Damit war die Angelegenheit für den Skorpion erledigt. Zumindest hatten Thalaën und Adamant zwei gute Treffer anbringen können, bevor er sich wieder ihnen zuwandte. Sich sehr rasch umwandte, wie Esra feststellen musste. In einer fließenden Bewegung fuhr er herum und traf Thalaën voll an der Brust. Lautlos segelte der Elf quer durch den Raum und schlug dann hart auf dem Boden auf. Er rührte sich nicht mehr.
Esra fluchte und zog einen weiteren Pfeil aus ihrem Köcher.
„Adamant, kümmere dich um Thalaën!“, rief Astamalia und feuerte eine Salve magischer Geschosse auf den verwundeten Skorpion. Doch in diesem Augenblick wurde auch der Kriegsgeschmiedete kurz hintereinander von beiden Scheren und dem Stachel getroffen. Wie ein nasser Sack fiel er zu Boden.
„Wir werden hier sterben“, flüsterte Astamalia.
Der Skorpion sonderte zwar bereits aus vielen sehr großen Wunden ein widerliches gelbliches Sekret ab, aber dennoch zog er sich nicht zurück.
Muroni schwang weiter ihren Drachenkopfbesetzten Streitkolben. Doch auch sie blutete bereits stark. Und untätig mussten die beiden Frauen mit ansehen, wie auch die Elfe schließlich zu Boden ging.
Kurz hielt der Skorpion inne und wandte sich dann seinen letzten beiden Opfern zu.
„Das sieht gar nicht gut aus“, murmelte Esra, warf ihren Bogen weg und zog ihren Bihänder. Der Skorpion zögerte noch, taumelte unter seinen Wunden.
Esra nutzte diese Pause, stürmte vor und sprang zwischen die weit gespreizten Klauen. Das Schwert hoch erhoben rammte sie es dem Monster zwischen den Augen durch den Panzer.
Mit einem hohen Quicken brach er zusammen.

***

„Ich hoffe dieser Tag wird besser als der letzte“, murrte Astamalia, als sie den Sonnenaufgang über dem Dschungel betrachteten und dabei ihr kärgliches Frühstück verzehrten. Die Wunden von Adamant, Thalaën und Muroni hatten sie so gut es ging am letzten Tag noch versorgt. Dennoch waren sie alle noch über und über mit Blut beschmiert, erschöpft und wahrscheinlich auch alle etwas traumatisiert.
„Wie soll es weitergehen?“, fragte sie die anderen.
„Wir sollten weiter nach oben. Irgendwie scheint mir das der richtige Weg zu sein“, schlug Adamant vor. „Was denkst du, Muroni?“
„Es wird so passieren, wie es die Prophezeiung vorhergesehen hat“, erwiderte sie ominös.
„Dann eben aufwärts“, beendete Thalaën das Frühstück.

Im hinteren Bereich des Gebäudes gab es ein Treppe nach oben. Sie schien in das zweite Stockwerk zu führen. Im Gegensatz zur vorderen Treppe, die so steil nach oben führte, dass sie wahrscheinlich in das dritte führte.
Rasch beschlossen sie, sich zuerst das zweite anzuführen.
„Wartet mal“, wehrte jedoch Esra ab, als sie am Fuß der Treppe standen und Thalaën nach oben stürmen wollte. „Ich denke, ich habe da etwas gehört. Wartet hier, ich gehe nachsehen!“
Sie legte ihren Rucksack ab und huschte die alte Sklaventreppe hinauf. Die letzten Meter legte sie robbend zurück.
Vorsichtig lugte sie über die letzte Treppe hinauf.
Im Licht flackernder Kerzen sah sie sechs Soldaten der Klaue, die auf dem Treppenabsatz an irgendeiner Gerätschaft hantierten, mit der sie offenbar versuchten die beiden riesigen verschlossenen Torflügel zu öffnen. Sie wirkten sehr beschäftigt.
Rasch kroch Esra wieder eine Schritte zurück und winkte den anderen zu. Während die sich ebenfalls nach oben arbeiteten – Esra fragte sich, wie man dabei so viel Lärm machen konnte – zog sie ihren Bogen.

„Irgendwie sind diese Burschen keine Herausforderung“, murrte Thalaën und wischte seinen Säbel an einer der Leichen ab, die nun den Treppenabsatz säumten.
„Wäre dir ein Riesenskorpion lieber gewesen?“, fragte Adamant.
„Streitet nicht. Sehen wir lieber zu, dass wir die Tür aufbekommen“, warf Astamalia ein.
Dem konnten die anderen auch nicht widersprechen.
„Wahrscheinlich wollten sie das Tor mit diesen Dornen aufbrechen und die Winde als Seilzug benutzen.“
„Was die Burschen können, können wir doch schon lange“, grinste Thalaën und ging gemeinsam mit Adamant zur Winde. Mit aller Kraftanstrengung warfen sie sich in die Konstruktion.
Ein zweites Mal.
Ein drittes Mal.
Knirschend ging die Tür auf. Und mit einem Mal brach das Chaos aus.
Die Tür wurde aufgerissen und eine wahre Wasserwand schoss daraus hervor.
Adamant sah nur noch die wirbelnden Körper seiner Freunde, die Überreste der Maschinerie und die Leichen der Ordensmitglieder. Die Stufen der Sklaventreppe wirbelten rund um ihn herum, als sie wieder in das erste Stockwerk hinunter gespült wurden.
Langsam wurde das Wasser weniger, aber noch immer trieb ihn die Flutwelle vor sich her, quer durch die Galerie. Verzweifelt versuchte er sich mit seinen Händen am Boden festzukrallen. Aber der Steinboden ließ keinen Halt zu und mit einem Mal fühlte Adamant, wie er flog.
Neben ihm schrie Astamalia auf.
Dann schlugen sie hart am Boden des Dschungels auf.
Benommen blieb Adamant liegen und starrte in den blauen Himmel hinauf. Weit über ihm lag das Galeriestockwerk, von dem Esra und Muroni ängstlich herabblickten. Sie waren gut und gerne 15 Meter weit abgestürzt.
Ächzend setzte sich Adamant wieder auf. Neben ihm lagen Astamalia, Thalaën und Esras Wolf Balinor. Bis auf den Wolf schien es jedem den Umständen entsprechend gut zu gehen. Doch Balinor lag mit verrenkten Gliedmaßen am Dschungelboden, die Zunge hing ihm aus dem Maul und er lag in einer mit viel Wasser verdünnten Blutlache.
Zögernd tastete er nach dem Wolf, doch er spürte kein Lebenszeichen mehr in ihm.

***

Noch immer strömte Wasser aus dem abgeschlossenen Stockwerk, doch zumindest war es nun möglich die Treppe hinaufzuklettern, ohne wieder hinabgeschwemmt zu werden.
Astamalia warf Esra einen flüchtigen Seitenblick zu, als sie wieder am Portaleingang standen. Die Wandlerin hatte kurz geweint, als sie Balinors zertrümmerten Körper gesehen hatte. Nun war sie sehr schweigsam und in sich gekehrt. Aber sie wollte auch mit niemandem darüber sprechen. Astamalia respektierte das, auch wenn sie es nicht ganz verstand. Sie selbst wäre mit dem Verlust etwas anders umgegangen.
Vor der Tür zündeten sie – mit etwas Mühe – ihre Fackeln an und traten dann in die Dunkelheit. Rasch erkannten sie, dass ein einziger riesiger Raum das gesamte Stockwerk einnahm. Mehrere mächtige Säulen stützten das Gewölbe. Außerdem gab es einen Abfluss von Lamannia, der Ebene des Wassers. Was erklärte, warum hier bis unter die Decke Wasser gestanden hatte. Noch immer strömte ein steter Fluss aus kaltem kristallklarem Wasser aus dem Portal. Ein zweites Portal am Entgegengesetzten Ende des Raumes zeige ebenfalls nach Lamannia. Jedoch strömte hier kein Wasser hervor. Astamalia nahm an, dass es sich hierbei um eine Art Einwegportal handelte, durch welches man die Ebene erreichen konnte, jedoch nichts herauskam.
Was die Magierin und auch die anderen jedoch viel mehr faszinierte, war ein Ziggurat, der im hinteren Bereich des Raumes stand. Die Pyramide hatte drei Stufen mit je drei Metern Höhe und bis auf die oberste Stufe waren alle mit verwirrenden und verschlungenen Mustern bedeckt. Auf der dritten Stufe prangten auf drei Seiten je eine riesige seltsame Glyphe, wohingegen die vierte Seite völlig glatt war.
„Kannst du das lesen?“, fragte Thalaën und bewunderte die Schriftzeichen auf der Pyramide.
Astamalia schüttelte den Kopf.
„Ich nehme an, dass es riesisch ist, auch wenn ich mir dessen nicht sicher bin. Ich kann die Sprache nämlich nicht. Wir haben sie zwar kurz einmal auf der Akademie besprochen, aber das ist schon lange her. Außerdem hatte ich damals anderes im Kopf als alte Runen zu studieren“, grinste Astamalia. „Ich habe einen Zauber in meinem Kristall, der uns dabei weiterhelfen könnte, die Zeichen zu lesen. Aber ich habe ihn für heute nicht vorbereitet.“
„Vielleicht wäre es ohnehin am besten, wenn wir für heute aufhören würden“, schlug Adamant vor und nickte dabei in Esras Richtung, die etwas abseits stand und ins Leere blickte. „Wir sind alle mitgenommen von dem Sturz und vor allem Esra scheint etwas Zeit zu brauchen, bis sie wieder voll auf der Höhe ist.“
Astamalia wirkte nicht sonderlich überzeugt.
„Ihr habt natürlich recht, dass wir eine Rast gut gebrauchen könnten. Aber bedenkt auch, dass wir mit jedem Tag in der Ruine dem Orden mehr Vorsprung geben das letzte Schema vor uns zu finden. Davon abgesehen, dass es Garrow und seinen Männern bald einmal auffallen wird, das jeden Abend weniger in ihr Lager zurückkehren. Sie werden bald gezielt nach uns suchen.“
Thalaën winkte ab.
„Gegen diese einfachen Soldaten kämpfen ist doch kein Problem.“
„Auch dann nicht, wenn sie von einem Vampir geführt werden?“, hakte Astamalia nach, was den Elfen zum verstummten brachte.
„Wir gehen am besten in den Raum zurück, indem sich der Skorpion befand. Andere Tiere der Ruine werden diesen Bereich hoffentlich noch meiden, aus Angst vor dem Monster.“

***

Der nächste Tag begann wie der vorhergehende. Nur, dass Balinor ihr diesmal beim Frühstück keine Gesellschaft leistete. Esra seufzte unterdrückt und zwang sich noch ein paar Bissen ihrer Trockennahrung zu sich zu nehmen. Die Stimmung im Lager war allgemein eher schlecht, fand sie. Kaum jemand redete, alle kümmerten sich nur im ihr Essen und darum, dass die Waffen für diesen Tag bereit waren. Das ewige Kämpfen, ohne einen sicheren Platz zum Schlafen zu haben, schlug auf ihr aller Gemüt. Es war an der Zeit, dass sie aus der Ruine herauskamen und wieder ein Stück Zivilisation sahen.
Für diesen Tag hatten sie sich das dritte Stockwerk vorgenommen.
Am Treppenabsatz oben angekommen, sahen sie sich mit drei weiter führenden Türen konfrontiert.
„Welche nehmen wir?“, fragte Adamant.
„Die, hinter der Stimmen zu hören sind?“, schlug Esra vor und deutete dabei auf die Tür gegenüber der Treppe. „Leute, ihr solltet wirklich öfter die Ohren spitzen“, meinte sie kopfschüttelnd und wagte einen Blick durch die angelehnte Tür.
Ein riesiger, gut beleuchteter Raum lag dahinter, in dessen Mitte ein Ziggurat stand, ähnlich dem, den sie am Vortag bereits entdeckt hatten. Am Südende der Pyramide hatte der Orden ein Lager aufgeschlagen und überall im Raum standen und arbeiteten Mitglieder der Smaragdlaue. Selbst auf der Pyramide standen welche.
Insgesamt zählte sie sechs Personen. Aber es konnten noch etliche mehr sein, die sich in den Zelten oder im nördlichen Bereich des Raumes in der Dunkelheit versteckten.
Sie zog ihren Kopf wieder zurück und erzählte den anderen was sie gesehen hatte.
„Sechs? Die schaffen wir doch locker. Auch wenn noch weitere hinzukommen sollten“, wehrte Thalaën ab und zog seine Waffe.
Auch die anderen schienen mit einem Kampf einverstanden zu sein. Astamalia begann die ersten Zauber auf sich zu wirken und Adamant sprach rasche Gebete, welche ihren Mut und ihre Kampfkraft steigern sollten.
Geduldig warte Esra mit den anderen beiden, bis sie fertig waren.
Mit einem knappen nicken gab Adamant das Signal zum Angriff.

Esra warf sich in einer Rolle durch die offene Tür und feuerte eine rasche Salve von Pfeilen auf einen der Soldaten auf dem Ziggurat ab. Hinter ihr stürmte Astamalia herein, nicht ganz so leichtfüßig wie sie, aber doch elegant.
Eine kleine rote Kugel sprang aus ihrem ausgestreckten Zeigefinger und flog rasch wie ein Pfeil durch den Raum hoch zur Pyramide. Dort blähte er sich zu einer riesigen flammenden Kugel auf und erfasste mehrere Soldaten, die schreiend zu Boden gingen.
Esra hob über diesen gezielt angebrachten Feuerball erstaunt die Augenbrauen.
Adamant feuerte an ihr vorbei einen Bolzen auf einen weiteren Soldaten, der lautlos zusammenbrach. Er hatte nicht einmal mehr die Zeit die Waffe zu heben.
Thalaën und Muroni kamen Seite an Seite durch die Tür und hielten sich nicht lange mit Fernkämpfen auf. Ohne auf ihre eigene Sicherheit zu achten stürmten sie mit hoch erhobenen Waffen auf den Ziggurat zu. Wahrscheinlich hofften sie so, aus den Zelten kommende Soldaten rechtzeitig abzufangen.
Für das nächste Mal, entschied Esra, sollten sie sich einen besseren Plan zurechtlegen, bevor sie ein solches Lager stürmten.
Dann kam der Gegenangriff. Ein Bolzen durchschlug ohne Probleme Adamants Panzerung und ließ den schweren Kriegsgeschmiedeten kurz taumeln. Dann folgte ein magisches Geschoss jenes Ordenmitglieds, das auf der obersten Stufe des Zigguarts stand.
Ein Magier, durchzuckte es Esra. Er musste ausgeschaltet werden.
Es war schon erstaunlich, dass er den Feuerball überstanden hatte.
Mehrere weitere Bolzen wurden in ihre Richtung abgefeuert, aber alle verfehlten ihre Ziele.
Esra nutzte die Sekunden, welche die Soldaten zum Nachladen brauchten, um den Magier auf der Pyramide unter Beschuss zu nehmen. Einer ihrer Pfeile traf, aber das schien ihn nicht zu stören.
Wie war das möglich?
Ein magisches Geschoss aus einem Zauberstab von Astamalia, verpuffte wirkungslos an einer unsichtbaren Wand vor dem Magier.
„Konzentrier euch auf diesen Magier!“, rief Esra.
Das hätte sie besser bleiben lassen sollen.
Ein magisches Geschoss traf sie in der Brust du hinterließ ein hässliches Brandloch in ihrer Rüstung und auf ihrer Haut.
Inzwischen hatten Thalaën und Muroni die Zelte erreicht. Ohne in seiner Bewegung langsamer zu werden riss der Elf eine Fackel des Lagers los und fuhr damit über die Zeltplanen, die in seiner Reichweite lagen.
Inzwischen standen nur mehr jene beiden Soldaten, welche auf der Pyramide standen. Die anderen waren unter Esras Pfeilen, Adamants Bolzen und Astamalias Magie gefallen.
Der Elf und die Elfe kämpften sich eine Leiter hoch, auf die erste Stufe der Pyramide.
Der Kämpfer dort warf seine Bolzen weg und zog sein Landschwert. Doch er blutete bereits aus zahlreichen Wunden und hatte kaum noch genug Kraft das Schwert zu halten.
Esra hatte das Gefühl, dass Thalaën ihm nicht einmal die volle Aufmerksamkeit schenkte, als er ihm den Säbel durch den Bauch rammte und zur nächsten Stufe hochblickte.

„Es ist eine Mumie!“, keuchte Thalaën auf, als er in die leeren Augen des Magiers blickte, der ihm entgegenblickte. Bandagen hingen von seinem Körper herab. Sein untöter Körper schien bereits schwer beschädigt zu sein. Aber nicht so stark, dass er Thalaën nicht noch mit Magie befeuern konnte.
Thalaën ignorierte den Schmerz der Säure, welche die Mumie auf ihn abgefeuert hatte und begann die Leiter hoch zu klettern. Der Mumienmagier wich vor ihm zurück.
Keuchend beförderte sich Thalaën mit einer Rolle vorwärts auf das Plateau des Ziggurats und machte sich im Bruchteil einer Sekunde ein Bild von der Lage. Die Mumie stand am anderen Ende der Plattform, die Klauen furcht erregend erhoben und das Gesicht zu einer Maske aus Schmerz und höhnischem Lachen verzerrt. Aus der Mitte des Plateaus erhob sich ein Stab mit einer kleinen schimmernden Kugel darauf.
Wahrscheinlich war es das, was Astamalias Zauber zurückwarf, überlegte Thalaën und wandte sich dann wieder dem ernsteren Problem der Mumie zu.
Der Magier schien seine Zauber verbraucht zu haben. Zumindest versuchte er nicht ihn in einen Frosch zu verwandeln oder in Staub aufzulösen.
„Gib auf!“, keuchte Thalaën und machte einen Schritt zur Seite, um Muroni Platz zu machen. „Gib auf, und wir werden dich am Leben lassen!“
„Am Leben!“, kreischte die Mumie. „Seht mich an! Ich lebe nicht mehr! Ich wurde ermordet und dann zu dem hier gemacht, was vor euch steht! Tötet mich! Tötet mich! Das ist das beste, was Ihr machen könnt!“
Mit diese Worten stürmte er nach vor und hieb nach Thalaën. Nur seine Rüstung beschützte ihn vor den Leben aussaugenden Klauen seines Angreifers.
Dann schlug er zurück.
In einem wahren Blutrausch ließ er seine Doppelklinge wirbeln und zersäbelte die Mumie in kleine handliche Stücke.

Zu fünft blickten sie auf die Überreste der Mumie hinab.
„Warum habe ich das Gefühl, dieses Gesicht schon einmal gesehen zu haben?“, wunderte sich Adamant und drehte mit seinem Fuß den abgetrennten Kopf mehrmals hin und her.
„Weil wir nach ihm gefragt wurden“, erwiderte Astamalia und kniete sich nieder, um die Konturen des Kopfes unter den Bandagen besser erkennen zu können. „Erinnert ihr euch nicht? Feldwebel Dolom hat uns nach ihm gefragt und uns sein Bild gezeigt. Das hier ist Professor Arkaban von der Morgrave-Universität! Anscheinend hat ihn der Orden wieder belebt, nachdem ihn die Agenten des Klingenfürsten ermordet hatten.“
„Kein Wunder, dass er mich angefleht hat, ihn zu töten“, zuckte Thalaën mit den Achseln.
„Wie es scheint, ist der Orden daran interessiert, hinter die Geheimnisse dieses Ziggurats zu kommen“, wechselte Adamant das Thema. „Vielleicht enthalten seine Inschriften einen Hinweis auf den Verbleib des letzten Schemas.“
„Wäre möglich“, überlegte Astamalia. „In diesem Fall hätten wir einen entscheidenden Vorteil. Der Orden weiß noch nicht, dass es einen zweiten Ziggurat in dem verschlossenen Stockwerk gibt.“
„Aber das hilft uns leider nicht weiter. Wir haben keine Ahnung, was auf diesen Wänden steht“, warf Esra ein.
Astamlia grinste sie an.
„Nicht ganz. Ich habe heute Morgen einen Zauber gelernt, der es mir ermöglicht alle Sprachen zu lesen. Schon bald werden wir wissen, was auf diesen Wänden steht.“
Mit diesen Worten stieg Astamalia eine Stufe des Ziggurats hinab.
Dort begann sie ihren Zauber zu wirken und plötzlich schienen all die unterschiedlichen Glyphen an den Wänden vertraut. Aber dennoch ergaben sie keinen Sinn. Sie waren willkürlich aneinander gereiht, ohne Wörter oder gar Sätze zu bilden.
„Da habe ich die Riesen wohl etwas unterschätzt“, stöhnte sie auf und beendete den Zauber.
Die anderen blickten sie verwirrt an.
„Die Zeichen auf den Wänden scheinen nicht in normalem Riesisch geschrieben zu sein. Sie wurden verschlüsselt. Und nur derjenige, welche den richtigen Codeschlüssel besitzt, kann die Zeichen entschlüsseln.“
„Womit wir doch wieder nicht besser dran sind, als der Orden“, stellte Esra unnötigerweise fest.
„Wonach müssen wir also suchen?“, fragte Adamant.
Astamalia zuckte die Schultern.
„Es kann alles möglich sein. Vielleicht eine Schriftrolle, auf der sich der Code befindet. Oder aber auch ein magischer Gegenstand, der, wenn man ihn trägt, die Glyphen richtig anordnet. Ich weiß es nicht. Aber auf jeden Fall wird er, wenn die Inschriften wirklich so wichtig sind, gut versteckt sein.“
„Dann sollten wir uns auf die Suche machen, oder nicht?“
„Am besten weiter nach oben. Wenn wir den Schlüssel dort nicht finden, finden wir dort sicher noch andere Ordensmitglieder. Und je weniger von ihnen noch durch die Ruine streifen, desto besser“, schlug Thalaën vor.
Damit waren alle einverstanden.

Am oberen Treppenabsatz hielten sie zwei Soldaten des Ordens kurz auf, stellten aber kein Hindernis dar.
„Und wie nun weiter?“, fragte Esra und lugte um die Ecke.
„Dort ist eine verschlossene Tür. Vielleicht sollten wir einen Blick dahinter wagen“, schlug Thalaën vor. „Vielleicht befindet sich dort der Schlüssel.“
„Habt ihr immer noch nicht genug davon, verschlossene Türen in dieser Ruine aufzumachen“, stöhnte Astamalia. Aber irgendwie wurde sie nicht gehört.
Auch wenn Muroni ebenfalls nicht sonderlich begeistert wirkte. Aber wie schon die ganz Zeit über, seit sie in der Ruine waren, kommentierte sie ihre Pläne nicht.
Knarrend drückten die beiden Männer die Tür auf.
Ein großer Raum kam dahinter zum Vorschein, relativ staubfrei, wenn man die Jahrtausende bedachte, die er verschlossen gewesen war. Im schein ihrer Fackeln betraten sie den Raum. Diesmal war sogar Muroni mit in der ersten Reihe.
Fließen in unterschiedlichen Farben bedeckten den Boden. Im Osten befanden sich zwei halb geöffnete Türen.
Eine öffnete sich langsam
„Verdammt, nicht schon wieder“, fluchte Astamalia und überlegte nach passenden Zaubersprüchen, die sie noch in Reserve hatte.
Ein riesiges Monster kam hinter der Tür zum Vorschein. Ein Monster, dass von der Größe her sehr gut in diese Räumlichkeiten passte.
Es war ein Riese.
Ein Riesenskelett.
„Pah“, machte Thalaën und entspannte sich sichtbar. „Und ich dachte schon, es käme etwas gefährliches.“
Mit einem elfischen Kriegsschrei stürzte er sich nach vor.
„Nein!“, kreischte Muroni im gleichen Moment und sprintete ihm hinterer.
Kurz bevor der Elf den Riesen erreichte, hob dieser seine knochige Hand zum Schlag, zielte er auf den Kopf und ließ die Hand herab krachen.
Muroni erreichte Thalaën den Bruchteil einer Sekunde, bevor die Hand den Elfen erreichte. Mit aller Kraft warf sie den Elfen zur Seite.
Krachend traf die Klaue ihren Kopf. Sie wurde herumgeschleudert und mit einem hässlichen Knacken brach ihr Rückgrat. Leblos fiel sie in sich zusammen.

Als sie den Kampf mit Taktik und Hirn bestritten, erwies er sich als nicht mehr so schwierig. Zwar bluteten sie aus zahllosen Wunden, aber sie lebten alle.
Alle, bis auf Muroni.
„Warum hat sie das getan?“, wunderte sich Thalaën, der neben ihr auf dem Boden kniete. Ihr gesamtes Gesicht war durch die Wucht des Riesen eingedrückt worden.
„Wahrscheinlich dachte sie, dass sie selbst für die Erfüllung der Prophezeiung nicht erforderlich sein würde. Im Gegensatz zu dir, Thalaën“, murmelte Adamant und begann dann weiter damit, ihr die letzten Ehren nach der Kirche der Silbernen Flamme zu erweisen.
„Wir sollten sie mit uns nehmen“, schlug Esra vor.
„Wozu? Sie ist tot?“, wunderte sich Thalaën.
„Sei nicht so herzlos. Sie hat sich wegen dir geopfert. Und ich bin mir sicher, dass wir eine Möglichkeit finden werden, sie von den Toten zurückzuholen. Immerhin“, lächelte Esra. „kennen wir mittlerweile die Hüterin der Flamme persönlich. Und mit all den Schätzen, die wir hier gefunden haben und der Bezahlung durch Dame Elaydren, wenn wir ihr die Schemata bringen, sollte es nicht zu schwer werden, einen Priester zu finden, der mächtig genug für einen solchen Akt ist.“
Astamalia nickte und auch Adamant schien beeindruckt zu sein.
„Das ist eine gute Idee. Wir werden ihren Körper jedoch vor dem natürlichen Verfall bewahren müssen. Aber das sollte mit der Macht der Flamme kein zu großes Problem darstellen.“
„Nachdem wir das geklärt haben“, fuhr Esra fort. „Ist außer mir noch jemandem aufgefallen, dass die Fliesen hier ein Mosaik bilden.“
Die anderen schüttelten den Kopf und blickten zugleich nach unten.
„Der Raum ist zu groß“, stellte Astamalia fest. „Man müsste das ganze von weiter oben betrachten. Etwas von der Höhe eines Riesen herab. Esra, kannst du auf Adamant klettern?“
Esra nickte.
Adamant stellte sich breitbeinig hin und machte ihr eine Räuberleiter auf seine Schulter.
„Und, was stellt es dar?“
„Ich bin mir nicht sicher. Aber es sieht aus wie das Bild einer Schöpfungsschmiede. Und es wird gerade ein Kriegsgeschmiedeter gebaut. Sieht ziemlich merkwürdig aus. Und ziemlich groß.“
„Vielleicht ist es das, wozu man das Schöpfungsmuster brachen kann?“, spekulierte Astamalia. „Man kann damit Kriegsgeschmiedete bauen?“
„Aber warum sollten dann alle dahinter her sein?“, wunderte sich Adamant. „Die Menschen wissen bereits, wie man solche Geschöpfe wie mich erzeugt. Und es gibt angeblich immer noch aktive Schöpfungsschmieden.“
„Dann muss es etwas mächtigeres, etwas einfacheres sein. Aber darüber müssen wir später spekulieren. Wenn wir das Muster haben. Jetzt lasst uns aufbrechen. Der Orden hat schon genug Vorsprung, wir müssen ihn nicht unnütz vergrößern.“

Ein großer Bereich des obersten Stocks schien von einem einzigen Areal eingenommen zu werden, welches sich quer von Ost nach West durch die Ruine zog und an eine breite künstliche Schlucht erinnerte. Obwohl es hellster Tag und der Bereich nach oben hin offen war, war es relativ dunkel und schattig, da die beiden Wände zur Längsseite hoch empor stiegen. Gut 30 Meter hoch stiegen sie empor und waren über und über mit kleinen Höhlen und Brüstungen versehen. Eine Unzahl von Spinnennetzen spannte sich in großer Höhe kreuz und quer zwischen diesen Wänden. In der Mitte der ganzen Anlage stand ein riesiger Stuhl aus Stein und Metall, der an einen Thron erinnerte, auf einer Scheibe. Rund um den Thron standen mehrere Holzkisten, Fässer und ein Schreibtisch, auf dem sich allerlei Dinge stapelten.
„Scheint, als hätten wir einen der Rückzugspunkte des Ordens gefunden“, grinste Thalaën.
„Sch!“, machte Esra und deutete auf eine kleine dickliche Frau, die über der Scheibe, auf der der Thron stand, gebeugt war, und sie anscheinend noch nicht bemerkt hatte.
„Keine falsche Bewegung, oder Ihr seid des Todes!“, rief Thalaën, bevor ihn jemand aufhalten konnte. Doch zum Glück schien die Frau nicht daran interessiert zu sein, zu fliehen. Sie blickte nur irritiert auf und sah ihnen entgegen.
„Ihr gehört nicht zum Orden oder seid Agenten des Klingenfürsten?“, stellte sie mit alter gebrechlicher Stimme fest.
„Das ist richtig“, erklärte Astamalia und sah sich zaghaft um.
„Dann seid ihr wohl die Abenteuergruppe, deren Ankunft Garrow so sehr fürchtet“, grinste sie.
„Mag sein“, wich Astamalia einer klaren Antwort aus. „Wer seid Ihr?“
„Ich bin eine Professorin an der Morgrave-Universität. Der Orden entführte mich und brachte mich hierher, weil ich mich sehr für die alte Zivilisation der Riesen interessiere. Sie gaben mir die Aufgabe, das Geheimnis dieses Throns zu entschlüsseln.“
„Warum?“, hakte Adamant nach.
„Anscheinend bringt es einen zum Aufenthaltsort des letzten Schemas.“
„Wie?“
„Das ist eine gute Frage“, erwiderte die Frau und deutete auf die Scheibe. „Irgendetwas haben diese Glyphen damit zu tun.“
Sie begann langsam rund um den Thron herumzuwandern.
„In einer bestimmten Anordnung öffnen sie den Zugang.“
Sie verschwand hinter dem Thron.
„Einen Zugang, den Ihr niemals findet werdet!“, rief plötzlich eine sehr veränderte Stimme, die sie alle gut kannten. Es war Garrow.
„Helft mir! Zu Hilfe! Eindringlinge!“
Astamalia warf einen raschen Blick hinter den Thron und erkannte, dass die alte Frau und damit auch Garrow verschwunden war.
Dafür waren aus einer anderen Richtung hastige Schritte mehrer Personen zu hören.
„Thalaën, jetzt bekommst du deine Chance, Soldaten des Ordens im größeren Maßstab zu töten.“
Acht Soldaten, angeführt von einem Kriegsgeschmiedeten mit einem Krummsäbel in den Händen, stürmten den Thronraum.

***

Garrow sah seinen heranstürmenden Soldaten mit Freuden entgegen, während er sich, unsichtbar, gegen die Wand des Throns presste. Das Schöpfungsmuster mit den ersten drei eingesetzten Schemata hielt er fest in seinen Händen.
So knapp vor dem Ziel würde ihn niemand mehr aufhalten.
„Nahe…“, hörte er da plötzlich eine Stimme in seinem Kopf. „Muss… vervollständigen…“
„Was?“, flüsterte er und sah sich um. Niemand war in seiner Nähe, der Kampf wurde weiter entfernt von ihm ausgetragen.
Verwundert blickte er auf die Teile aus Metall in seinen Händen.
Das Schöpfungsmuter?
„Wie kann ich dir helfen?“, flüsterte er. „Wie kann ich dich vervollständigen? Hilf mir, damit ich dir helfen kann!“
„Thron… Klettere auf den Thron“, erklang die Stimme wieder, diesmal gebieterischer. „Sprich mir nach…“
Ohne weiter darüber nachzudenken kletterte Garrow den Stein hinauf und tat, was das Muster von ihm verlangte.
Kurz darauf war er verschwunden.

***

Thalaën atmete schwer, als der letzte Soldat der Klaue zu Boden ging.
„Die Masse macht es aus“, stellte er fest.
„Und dieser Kriegsgeschmiedete“, fügte Esra hinzu. „Ich frage mich immer noch, was diese beiden Parteien dazu bringt, zusammen zu arbeiten.“
„Egal. Wir müssen uns jetzt um etwas wichtigeres kümmern“, unterbrach Astamalia. „Garrow ist verschwunden. Und er hatte mit Sicherheit die Schemata bei sich. Wenn er herausfindet, wie der Thron funktioniert, dann ist alles verloren!“
Sie hatte diese Worte kaum gesprochen, als ein irres Lachen durch den Raum gellte.
Überrascht und mit erhobenen Waffe sprangen sie alle herum.
Garrow stand auf dem Thron, das Gesicht vor Wahnsinn verzerrt.
„Ihr seid verloren! Ihr seid tot! Wir sind alle tot!“, gellte er und dabei veränderten sich seine Gesichtszüge ununterbrochen. So, als wären sie aus Wachs.
„Er ist ein Wechselbalg“, knurrte Thalaën. „Und kein verfluchter Vampir.“
„Und er ist offenbar wahnsinnig!“, rief Adamant.
„Aber immer noch in der Lage seine Göttin anzurufen“, flüsterte Astamalia, die ihre Armbrust spannte. Der Tag war lang gewesen. Sie hatte keine wirkungsvollen Zauber mehr.
„Vol! Meine geliebte, gnadenlose Vol! Gib mir Kraft, diese Ungläubigen zu vernichten!“, schrie er und beschwor seine göttlichen Kräfte.
„Langsam nervt mich diese Vol“, rief Thalaën und stürmte auf den Thron zu.
„Das beste, was ihr tun könnt, ist mich zu töten!“, lachte Garrow, als ihn die ersten Geschosse trafen. „Erlöst mich vom Wahnsinn des Lebens!“
Eine Welle magischer Energie durchflutete den Raum und traf Adamant, während Thalaën weiter rannte. Esra feuerte einen Pfeil nach dem anderen aus ihrem immer mehr schwindenden Reservoir und auch Astamalia versuchte das ihre, um Garrow zu treffen. Aber der Kleriker war nicht unvorbereitet in diese Konfrontation gegangen. Mehrere schützende Zauber lagen auf ihm und wehrten Pfeile und Bolzen ab. Auch Adamants göttliche Kräfte hatten ihre Mühe gegen jene des Wechselbalgs.
Thalaën erreichte den Fuß des Throns und versuchte mit dem einen Ende seines Doppelsäbels die Beine von Garrow zu erreichen. Mehr als eine Fleischwunde konnte er dem Kleriker aber nicht zufügen.
„Ihr Dilettanten werdet mich nicht aufhalten!“, lachte Garrow irre, während sich sein Gesicht immer noch rasend schnell von einer Mimik in die andere verwandelte. Er zog einen schweren Streitflegel und hieb damit auf den unter ihm stehenden Elfen.
Thalaën war bereits vom Kampf gegen die Soldaten und den mysteriösen Kriegsgeschmiedeten geschwächt und dieser von oben herab geführte Schlag ließ ihn taumeln. Wieder brach Garrow in ein irres Gelächter aus, welches aber gurgelnd abbrach, als Esra ihn an der Kehle erwischte.
Erstaunt sah er zu der Wandlerin herüber. Er fixierte sie immer noch, als ein zweiter Pfeil seine Rüstung durchschlug und ihn Astamalias Bolzen in die Beine traf.
Ein Hieb von Thalaën riss ihm den Boden unter den Füßen weg und er landete hart zu Füßen des Throns.
Das wütende Gesicht des Elfen, der zu einem erneuten Schlag ausholte, war das letzte, dass der Kleriker sah.

Astamalia trat etwas unsanft gegen den Körper des Toten. Sie wollte sicher sein, dass dieser Garrow nie mehr wieder ihren Weg kreuzte. Aber anscheinend hatten sie ihn wirklich besiegt.
Vorsichtig kniete sie neben ihm nieder, nahm ihm die Waffe ab und klopfte dann seinen weiten Umhang ab.
„Ich fürchte, er hat die Schemata nicht bei sich“, schüttelte sie den Kopf.
„Aber wo können sie dann sein?“, wunderte sich Adamant, während er immer noch mit Verachtung auf die Leiche hinabblickte. „Wir sind doch immer davon ausgegangen, dass Garrow die Schemata persönlich bei sich tragen würde.“
„Die alte Frau – also Garrow – meinte vorhin doch, dass der Thron eine Art Portal sei, wenn man den Schlüssel kenne“, überlegte Esra. „Was ist, wenn Garrow während des Kampfes die Lösung des Problems erkannt hätte. Das würde auch erklären, warum er plötzlich auf dem Thron wieder erschien.“
Astamalia nickte bedacht.
„Ja, das wäre eine Möglichkeit“, erwiderte sie gedehnt. „Aber das nützt uns insofern nichts, als dass wir den Code, mit dem wir das Portal öffnen können, nicht kennen.“
Thalaën zuckte mit den Schultern.
„Aber das ist doch kein großes Problem. Wo auch immer die Schemata jetzt sind, sie werden nicht vor uns weglaufen. Und es gibt immer noch weite Bereiche der Ruine, die wir nicht kennen. Vielleicht findet sich dort irgendwo der letzte Hinweis.“
„Wir sollten ihn verbrennen“, warf Adamant plötzlich ein.
„Was?“
„Wir sollten Garrows Leiche verbrennen“, wiederholte der Kriegsgeschmiedete. „Er hatte recht, als er meinte, wir sollten ihn vom Wahnsinn des Lebens erlösen. Für einen Angehörigen des Blutes der Vol, gibt es keine größere Ehre, als wenn man nach seinem Tod als Untoter wieder auferweckt wird. Das sollten wir auf jeden Fall verhindern. Und das ginge am besten, wenn wir ihn verbrennen…“
„Aber denkst du wirklich, dass ihn hier, mitten im Dschungel jemand finden und in einen Untoten verwandeln wird?“, zweifelte Esra.
Adamant zuckte wieder mit den Schultern.
„Die Möglichkeit ist zugegeben ziemlich gering, aber sie ist gegeben. Und dem möchte ich gerne vorbeugen.“
Thalaën hatte währenddessen bereits eine Fackel angezündet und als nun niemand mehr einen Einwand brachte hielt er sie gegen den Leichnam des Priesters, der kurz darauf in Flammen aufging.

***

Am nächsten Tag, nachdem sie ihre schlimmsten Wunden versorgt und sich mit neuen Zaubern eingedeckt hatten, durchsuchten sie die letzten Räume im zweiten Stockwerk, die sie zuvor so sträflich vernachlässigt hatten. Thalaen hatte, wie üblich, die Führung der Gruppe übernommen. Doch seit sie am Vortag Garrow nach Dollurh befördert hatten, waren sie auf keine gefährlichen Bestien oder Anhänger des Ordens mehr gestoßen.
Die Tatsache, dass die meisten Räume, die sie bis jetzt durchsucht hatten, alle leer gewesen waren, trug auch nicht gerade dazu bei, seine Aufmerksamkeit auf einem Hohen Level zu halten.
„Ich hasse es, wenn nichts passiert“, ärgerte er sich, als er sich zum wiederholten Male an diesem Tag durch eine fast geschlossene Riesentür quetschte.
Interessiert hob er seine Fackel und sah sich um. Dieser Raum war genauso leer wie der vorhergehende und wies ebenfalls eine weiterführende Tür auf.
„Hier geht es weiter“, rief er zu den anderen zurück, die sich dann ebenfalls in den Raum zwängten. Vor allem für Adamant war das eine Tortur.
Nachdem endlich alle eingetroffen waren, deutete Thalaën auf die verschlossene Tür.
„Die werden wir gemeinsam aufstemmen müssen.“
Ohne eine Antwort abzuwarten ging er auf die Tür zu.
Und plötzlich verlor er den Boden unter den Füßen.
Eine riesige Falltür, passend für ein Gebäude, das von Riesen gebaut worden war, öffnete sich unter ihm. Irgendwie gelang es ihm, sein Gewicht nach hinten zu werfen. Seine Waffe landete klirrend irgendwo in der Dunkelheit, die Fackel stürzte in das Tiefe Loch während er sich mit den Fingern einer Hand an der Kante festkrallte.
„Helft mir!“, kreischte er und warf einen flüchtigen Blick nach unten. Die Fackel war bereits nicht mehr zu sehen.
Einen solchen Sturz würde er nicht überleben.
Eine kalte metallische Hand packte ihn und zog ihn wieder nach oben.
„Das war knapp“, keuchte er und lehnte sich gegen die Adamants breite Brust.
„Das geht hier wirklich weit nach unten.“
Inzwischen waren auch die anderen beiden näher gekommen und inspizierten die Falle, die er ausgelöst hatte.
„Wir vor allem auch schwierig werden, jetzt zur Tür zu kommen“, kommentierte Astamalia.
Esra nickte.
„Schwierig ja. Aber nicht unmöglich. Es gibt immer noch einen schmalen Sims zwischen Tür und Abgrund. Zu schmal für einen Riesen, aber breit genug für einen von uns.“
„Mag sein, aber wir können von diesem Sims aus nicht die Tür aufdrücken“, warf Thalaën ein.
„Aber es muss doch auch hier einen Mechanismus geben, mit dem man die Falle deaktivieren kann. Wie sonst wären die Riesen in diesen Raum dort gekommen?“, warft Astamalia ein und begann die Wände abzusuchen.
„Vielleicht sind sie auch gar nie in diesen Raum gegangen, nachdem er erbaut worden ist“, warf Adamant als Theorie ein, wurde jedoch von niemandem beachtet.
Wenig später hatten sie des Rätsels Lösung gefunden.
Esra fand einen versteckten Hebel in einer der Wände, mit dem man die Fallgrube wieder verschließen und anschließend fixieren konnte.

***

Der Raum unterschied sich nicht sehr von den anderen, die sie am heutigen Tag gesehen hatten. Jedoch war er staubfrei. Und das war nach all den Jahrtausenden doch sehr erstaunlich. Zudem stand in der Mitte des Raumes ein niedriges Podest. Gerade groß genug, dass einer von ihnen einen Blick auf den Gegenstand darauf werfen konnte.
„Was ist das?“, wunderte sich Esra und betrachtete den Gegenstand genauer. Es sah aus, wie eine Scheibe Glas, die von einem Ring eingefasst wurde.
„Nicht sonderlich spektakulär“, schüttelte Thalaën den Kopf. „Deswegen soviel Aufhebens mit einer eigenen Falle zu machen…“
Astamalia schüttelte leicht den Kopf.
Es war eine der ersten Lektionen gewesen, die sie Punkto Magie gelernt hatte: Sie konnte in allen Formen auftreten.
Unbemerkt von den anderen wirkte sie einen schwachen Zauber, der ihr zeigte, dass der Gegenstand Magie ausstrahlte.
„Wir sollten ihn auf jeden Fall mitnehmen“, merkte sie an. „Vielleicht ist es wichtig. Oder zumindest wertvoll. Aber wir sollten…“
Sie wollte noch anmerken, dass es besser wäre vorsichtig zu sein. Der Elf war da aber anscheinend anderer Ansicht. Ohne zu zögern griff er nach dem Gegenstand.
Augenblicklich schoss eine Flammensäule aus der Decke und erfasste sowohl ihn als auch das Podest mitsamt dem Gegenstand darauf.
Schreiend und brennend sprang er von dem Podest weg. Aber zumindest besaß er noch genug Verstand dabei zumindest den magischen Gegenstand nicht loszulassen.
„Irgendwann wird deine Unvorsichtigkeit noch einmal dein Tod sein“, rügte Astamalia den Elfen und riss ihm den Gegenstand aus der Hand. Wimmernd ließ sich Thalaën inzwischen von Adamant erst versorgen. Doch die Verbrennungen sahen schlimmer aus, als sie waren.
Astamalia hatte keine Ahnung, was sie mit dem Gegenstand anfangen sollte. Sie blickte durch das Glas. Doch alles sah genauso aus, wie immer.
Für welche Art von Magie war dieser Gegenstand also gedacht?
Für gewöhnlich war es damit möglich die Wahrheit zu erkennen oder versteckte und getarnte Dinge zu entdecken.
„Ich denke, ich habe unseren Schlüssel für das Portal auf dem Thron“, grinste sie die anderen an.

***

„Ich habe immer noch Zweifel“, bemerkte Adamant.
„Aber warum?“, wunderte sich Astamalia. „Der Stein hat uns die Glyphen auf den Ziggurats entziffert und uns sechs Namen genannt. Bei zwei davon bin ich mir ziemlich sicher, dass sie alte riesische Sternbilder benennen. Das würde gut passen. Immerhin sieht das hier aus wie ein Sternobservatorium.“
„Aber es war zu einfach“, merkte Adamant abermals an.
„Ich finde nicht, dass es einfach war“, schmollte Astamalia. „Zumal nicht einmal Riesen ohne diesen Codeschlüssel die sechs Wörter erraten würden. Probieren wir es einfach aus, oder?“
Die beiden anderen nickten, während Adamant immer noch zweifelte. Alle jedoch hielten sie ihre Waffen in Händen, während Astamalia zu sprechen begann:
„Affenpfote, Einhornhuf, Ios Glitzern, Skorpionschwanz, Flussmündung, Gyroxauge.“
Für jeden Namen leuchtete auf dem Himmel ein Stern hell funkelnd auf. Beim sechsten verschwand plötzlich der Thron rund um sie und sie fanden sich in einer riesigen Halle wieder.
Fünf titanische Steinstufen führten von ihrer Ankunftsplattform zu einer Art Labor hinab. Überall waren titansiche, an Türme erinnernde Steinsäulen verteilt von denen ein unheimliches Leuchten ausging.
„Ich kenne diesen Raum“, keuchte Esra.
„Wir alle kennen ihn, denke ich“, nickte Thalaën und steckte seinen Säbel weg.
Es war derselbe Raum, von dem sie in einem der Räume ein Mosaik gesehen hatten. Ein Kriegsgeschmiedeter, der hier nicht zu sehen war.
„Seht nur“, flüsterte Esra und kniete sich hin. „Spuren eines Humanoiden im Staub.“
„Garrow.“
„Anzunehmen. Und das hier?“, deutete sie auf Spuren, groß wie die eines Riesen, welche aus dem Zwielicht die Treppen heraufführten und auf der Plattform, auf der sie standen, verschwanden.
„Sieht so aus, als wäre der Kriegsgeschmiedete hier gewesen.“
„Dann war auch das Schöpfungsmuster hier“, überlegte Astamalia. „Langsam ahne ich, was daran so mächtig ist. Es ist Teil einer riesischen Schöpfungsschmiede.“
„Dame Elaydren wird nicht sehr erfreut sein zu hören, dass wir es verloren haben“, vermutete Adamant.

***

Xulo war wieder eins und Xulo war frei. Aber es schien sehr viel Zeit vergangen zu sein, seit es das letzte Mal eins gewesen war. Seine Herren waren im Fluss der Zeit untergegangen, wahrscheinlich besiegt von den Invasoren. Doch auch die schien es nicht mehr zu geben. Seine ganze Heimat war wieder von Dschungel überwuchert und unbewohnt zu sein.
Nur die Sklaven hatten überlebt.
Sie hatten überlebt und sich entwickelt. Sie sahen etwas anders aus, als ihre Ahnen.
Aber sie waren immer noch Sklaven.
Sklaven, welche Magie einsetzten und anscheinend einen ganzen Kontinent ihr eigen nannten. Einen Kontinent, den Xulo zu beherrschen gedachte.

ENDE

des 1. Teils...

Boïndil:
Wann geht es den mit dem zweiten weiter?  :)

Hunter:
Zur Zeit komme ich durch Diplomarbeit und vor allem durch Prüfungen und internationales Projekt gar nicht zum spielen und schon gar nicht zum schreiben.

Es sieht zudem so aus dass diese Runde nicht weiter fortgeführt wird. Darum habe ich - im Kopf - schon mal beschlossen das ganze einfach so weiter zu schreiben. Der Beginn eines Exposees steht bereits, verdient aber noch eine Fertigstellung und eine weitere Auformulierung.

Aber es geht hier definitiv einmal weiter!

AfterBusiness:
Wann gehts denn definitiv weiter?  :D

Navigation

[0] Themen-Index

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln