Autor Thema: Golarion - Pathfinder  (Gelesen 2701 mal)

Beschreibung:

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Lich

  • Mitglied
Golarion - Pathfinder
« am: 04. Februar 2008, 11:55:57 »
Fünf Ausgaben von Pathfinder sind bereits erschienen. Nächsten Monat steht mit dem Erscheinen der sechsten Ausgabe der Abschluss der ersten Kampagne bevor. Zeit für eine Zwischenbilanz.

- Wer spielt Pathfinder oder verfolgt die Ausgaben?
- Wie ist die Qualität der Abenteuer und Kampagneninformationen?
- Wie stellt sich die Kampagnenwelt dar?

Ein riesiges Plus ist der positive und herzliche Umgang mit den Fans. Da werden auch schon mal Karten oder preview-Bilder zur freien Verfügung gestellt.

Die Welt:
Zum gegenwertigen Zeitpunkt stellt sich die Welt wie ein Flickenteppich dar. Das erinnert ein wenig old-school-mässig an Karameikos und D&D Klassik. So richtig durchgeplant scheint die Welt zu Beginn nicht gewesen sein. Offenbar hat man sich zunächst auf eine Region beschränkt und auch Mythen und Religionen auf diesen Bereich fokusiert.

Am Anfang sah die ganze Sache sehr vielversprechend aus, aber mittlerweile habe ich meine Zweifel, dass man mit Golarion eine herausragende Welt erdacht hat. Mich stören die leichten Eberron Anleihen (Magie-Kompass, Runen-Bauwerke etc) und die Anglizismen (nicht-mittelalterliche Bezeichnungen von Titel wie beispielsweise "Dr.", "Captain", "Lord Mayor" etc). Zudem sind viele Elemente wirklich altbacken (das "böse" und dämonische Volk, die Nomadenstämme etc). Die kommenden Themen, in denen Dunkelelfen im Mittelpunkt stehen, lassen ebenfalls nichts Gutes erahnen.

Die Abenteuer
Nach meinem Dafürhalten ein Fehler, die Kampagne jeweils mit Stufe 1. zu starten. Hochstufige Abenteuer sind immer etwas einfacher zu machen und man kann besser glänzen. Insgesamt ganz nett, gegen Ende sogar etwas besser. Teilweise auch hier Stückwerk, man kann den EIndruck gewinnen, dass hier alte Dungeon Abenteuer verwertet wurden.


Noch macht Pathfinder durchaus Spass, im März erscheint ein Gazetteer und im August ein vollständiges Kampagnensetting. Der (von mir) erhoffte WoC-"Oppositions"-Hit (wie damals Scarred Land) scheint Pathfinder jedoch nicht zu werden.
Liches are cold, scheming creatures that hunger for ever
greater power, long-forgotten knowledge, and the most terrible of arcane secrets. (MM 4Ed)
-4E is D&D for people who don't like D&D /A4L-Member

Wormys_Queue

  • Mitglied
Re: Golarion - Pathfinder
« Antwort #1 am: 04. Februar 2008, 14:55:25 »
Zitat von: "Lich"
- Wer spielt Pathfinder oder verfolgt die Ausgaben?

Ich bin Abonnent und leite den ersten AP als Kampagne hier im Forum. Außerdem halte ich den Thread mit den Blogs am Laufen und schreibe Rezis der Pathfinder-Kampagnen (und hoffentlich auch bald der GameMastery module)

Zitat
Wie ist die Qualität der Abenteuer und Kampagneninformationen?

Meiner Meinung nach stellen die Paizo-Abenteuer aktuell das Nonplusultra dessen dar, was man an Kaufabenteuern auf dem Markt findet. Was teilweise in einzelnen Abenteuern an weiterführenden Ideen drinsteckt, die Detailliebe, mit der die Autoren den Plot und ihre NSCs ausgestalten, und der große Freiraum, den man trotz dichter Story in der Gestaltung der Abenteuer hat, ist kaum zu glauben, wenn man die Teile nicht mal selbst in den Händen hielt.
Einziger kleiner Wermutstropfen (für mich) ist der Fakt, dass Paizo innerhalb eines Abenteuerpfades die verschiedensten Geschmäcker zu bedienen versucht. Ich fand den vierten Teil von RotRL von Wolfgang Baur eine sehr gelungene Hommage an "Against the Giants", aber ich bin ehrlich gesagt nicht ganz sicher, ob das Abenteuer mit meiner Gruppe besonders gut funktionieren wird, da es doch sehr kampflastig ist.
  Ich verstehe aber den dahinterstehenden Verkaufsgedanken, ein halbes Jahr ist ein sehr langer Zeitraum, wenn man sich währenddessen auf einen noch kleineren Teil einer eh schon vergleichsweise kleinen Kundengruppe konzentriert.

Da Du im folgenden die Frage nach der Kampagnenwelt stellst, bin ich nicht ganz sicher, was Du mit "Kampagneninformationen" genau meinst. Auf die Kampagne selbst bezogen finde ich die Informationen, die man als SL zur Leitung der Kampagnen braucht, mehr als ausreichend. Ausführliche Beschreibungen von Plot und NSC, viele kleine Details, die als Aufhänger für Zwischenabenteuer dienen können, und in den die Pathfinder-Abenteuer begleitenden Artikeln sehr viele Zusatzinformationen, die man sich in den Abenteuern zu Nutze machen kann. Die Probleme, die es geben mag, haben die selben Ursachen wie die Probleme bzgl. der Kampagnenwelt,  daher geh ich zur nächsten Frage weiter.

Zitat
- Wie stellt sich die Kampagnenwelt dar?


Mit der Kampagnenwelt ist es so eine Sache. Paizo hat sich dazu entschieden, die Welt vor allem innerhalb der Abenteuer zu entwickeln, was natürlich dazu führen kann, dass man von seinen Spielern mit Fragen gelöchert wird, auf die es noch keine offizielle Antwort gibt. Das Problem ist dabei weniger, dass man sich nicht selbst was ausdenken kann, sondern dass man dabei Gefahr läuft, irgendwann mit dem Kanon in Konflikt zu geraten. Ansonsten aber wird man als SL in den Abenteuern sehr viel an Information finden
  Dies gesagt, bin ich aber auch hier über den Detailreichtum überrascht, den die Abenteuer in Hinblick auf die Kampagnenwelt bieten. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Vorlaufszeit nicht besonders hoch war, immerhin musste Paizo nach dem Verlust der D&D-Lizenz das Setting quasi aus dem Boden stampfen.

Zitat
Ein riesiges Plus ist der positive und herzliche Umgang mit den Fans. Da werden auch schon mal Karten oder preview-Bilder zur freien Verfügung gestellt.


Das kann ich als regular auf den Paizoboards nur bestätigen. Stellt man eine Frage an einen der Paizo-offiziellen, bekommt man in kürzester Frist im Normalfalle eine Antwort. Speziell James Jacobs und Mike McArthor scheinen keinen Schlaf zu benötigen. Aber auch alle anderen sind regelmässig in den Foren vertreten.
 Das beste aber ist der Kundenservice. Manchmal kann man Probleme mit Bestellungen oder ähnlichem schneller durch einen Post im Forum als durch eine email an den customer service lösen.
 Diese Präsenz hat außerdem den Vorteil, dass das Forum (ähnlich wie das Gate) nahezu ohne Moderation auskommt. Tatsächlich ist die Atmosphäre dort (außerhalb des 4E-Unterforums) sogar noch friedfertiger als hier und von unglaublich viel Kompetenz und Kreativität geprägt. Die boards sind ein steter Quell qualitativ hochwertiger und interessanter Ideen, mit denen man das eigene Spiel anreichern kann.

Die Welt:
Zum gegenwertigen Zeitpunkt stellt sich die Welt wie ein Flickenteppich dar. Das erinnert ein wenig old-school-mässig an Karameikos und D&D Klassik. So richtig durchgeplant scheint die Welt zu Beginn nicht gewesen sein. Offenbar hat man sich zunächst auf eine Region beschränkt und auch Mythen und Religionen auf diesen Bereich fokusiert.[/quote]

Siehe dazu oben. Zeitdruck und die hinter Golarion stehende Designidee können diesen Eindruck durchaus aufkommen lassen. Und sicherlich muss man das nicht unbedingt mögen. Aber die Detailvielfalt der Regionen, die man tatsächlich zu sehen bekommt, scheint mir durchaus ein Hinweis darauf, dass es sich hier um keinen Schnellschuß handelt (tatsächlich macht Golarion starke Anleihen bei der Kampagnenwelt von James Jacobs, die schon seit mehr als 20 Jahren existiert).

Zweifel sind aber natürlich erlaubt, ob die Welt in der Gesamtschau besonders attraktiv wirkt. Letzten Endes erwarte ich eine Art modernisiertes Greyhawk, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Zitat
Am Anfang sah die ganze Sache sehr vielversprechend aus, aber mittlerweile habe ich meine Zweifel, dass man mit Golarion eine herausragende Welt erdacht hat. Mich stören die leichten Eberron Anleihen (Magie-Kompass, Runen-Bauwerke etc) und die Anglizismen (nicht-mittelalterliche Bezeichnungen von Titel wie beispielsweise "Dr.", "Captain", "Lord Mayor" etc). Zudem sind viele Elemente wirklich altbacken (das "böse" und dämonische Volk, die Nomadenstämme etc). Die kommenden Themen, in denen Dunkelelfen im Mittelpunkt stehen, lassen ebenfalls nichts Gutes erahnen.


Golarion vermittelt mir bisher kein mittelalterliches gefühl, daher stören mich weder die Anglizismen noch die Eberron-Anleihen, die ich gar nicht als solche sehe (Eberron ist nicht gerade die beliebteste Welt bei den Designern , mit Ausnahme von Nic Logue vielleicht). Und tatsächlich muss man auch ganz klar sagen, dass Golarion auch den Versuch darstellt, klassische Themen aufzugreifen und in neuem Gewand zu präsentieren. Nicht umsonst tummeln sich so viele Greyhawkfans auf den Paizoboards.

Zitat
Die Abenteuer
Nach meinem Dafürhalten ein Fehler, die Kampagne jeweils mit Stufe 1. zu starten. Hochstufige Abenteuer sind immer etwas einfacher zu machen und man kann besser glänzen. Insgesamt ganz nett, gegen Ende sogar etwas besser. Teilweise auch hier Stückwerk, man kann den EIndruck gewinnen, dass hier alte Dungeon Abenteuer verwertet wurden.


Paizo hat mehrere Male bestätigt, dass man spätere Kampagnen durchaus auch auf höheren Stufen beginnen lassen könnte. Allerdings wurde ebenso oft daruf hingewiesen, dass der hochstufige Bereich der mit den schlechtesten Verkaufszahlen ist und man daher in diesem Bereich eher konservativ vorgehen wolle. Daher enden die Kampagnen auch schon im Bereich 15-17.

Und solange die Stufe 1-Abenteuer dieselbe Qualität erreichen wie das imo herausragende "Burnt Offerings", kann ich da keinen Fehler sehen. Gerade weil man im hochstufigen Bereich leichter glänzen kann, halte ich es für unglaublich wertvoll, qualitativ hochwertigen Inhalt für die unteren Stufen zu erhalten. Dort was gutes neues in die Finger zu bekommen, finde ich viel schwerer.

Auch kann ich keine Resteverwertung erkennen. Geht ja auch nicht, weil Paizo alle Rechte daran an WotC zurückgeben musste, die dürfen nichts mehr davon verwenden.


Zitat
Der (von mir) erhoffte WoC-"Oppositions"-Hit (wie damals Scarred Land) scheint Pathfinder jedoch nicht zu werden.

Wobei ich auch nicht glaube, dass dieses beabsichtigt war. Paizo versucht, das Spielgefühl klassischer D&D-Abenteuer und -Welten zu modernisieren und mit eigenen Einflüssen verbunden am Leben zu erhalten. Das steht zu WotC insoweit in Opposition, da diese ja mit Eberron und auch mit den neuen Realms dem klassischen D&D eher den Rücken zuwenden. Ansonsten empfinde ich den Paizo-Stil vor allem als eklektisch. Man bedient sich der verschiedensten Einflüsse (von Leiber und Howard bis hin zu Lovecraft), um die eigene Vision einer Kampagnenwelt umzusetzen, ohne dabei zu versuchen, die WotC-Welten zu imitieren oder zu konterkarieren.

Man merkt wohl, dass ich Golarion noch sehr positiv sehe. Wie sich angesichts der mit der 4E verbundenen Komplikationen weiterentwickeln wird, vermag ich natürlich nicht zu sagen, bin aber positiv gestimmt.
Think the rulebook has all the answers? Then let's see that rulebook run a campaign! - Mike Mearls
Wormy's Worlds