Autor Thema: Lords of Darkness II(abgeschlossen)  (Gelesen 15707 mal)

Beschreibung:

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Topas

  • Mitglied
Lords of Darkness II
« Antwort #30 am: 05. Mai 2008, 12:57:57 »
Der Thread begann bei 9 wenn sie jetzt 11 sind, dann muss noch etwa 3 mal so viel kommen, das sollte noch ein Weilchen reichen :)
Immense harm is caused by the belief that work is virtuous.
- Bertrand Russel

Gerthrac

  • Mitglied
  • Archivist
Lords of Darkness II
« Antwort #31 am: 08. Mai 2008, 20:53:22 »
Kapitel 12: Unterberg

Bei dem „Instrument“ handelte es sich um einen leicht glänzenden schwarzen Stein, auf dem mehrere Runen eingemeißelt waren, die mit Silber eingelassen waren. Die drakonischen Symbole für die vier Elemente, für die Zeit, die Leere, und die Magie, waren darauf zu sehen.

Der Raum an sich war eine Kuppel, und mit Alabaster ausgekleidet worden, doch hatte rotbrauner Staub alle freiliegenden Flächen mit einem leichten Schimmer überzogen. Die Luft war überraschend trocken. Der Boden war ebenfalls mit rötlichem Staub überzogen, doch konnte man die Alabasterplatten darunter noch gut erkennen.

„Von diesen Gegenständen habe ich schon einmal gehört.“ Fing Sergenas an zu dozieren.
„Angeblich sind das Teleporter, mit denen man Orte im Unterberg anwählen kann, und dann direkt hintransportiert wird. Doch hat jedes davon ein Rätsel, und wenn man nicht aufpasst, dann landet man an einem Ort wo man eher nicht hin will.

Außerdem ändern sie die Umgebung je nachdem was man drückt.“

„Nun, wir wollen zu den Splittern. Also denke ich, wir sollten Magie drücken?“ schlug Heram vor.

Keiner war dagegen.

Heram legte seine Hand auf die Rune.

Und es geschah … nichts.

Rakis zog fragend eine Braue hoch.

„Sergenas?“ fragte Heram.

Der Hexenmeister legte den Kopf schief.

„Hmmm… die Splitter sind mächtig und magisch… eigentlich sollte jetzt etwas passieren.“

„Glaubt ihr wirklich, dass es so einfach ist?“ fragte Dairon.

Nach einiger Diskussion einigte man sich.

Heram drückte die Feuer-Rune.

Der Raum wurde kälter.

„Ich hab gesagt Feuer, du blöder…“ Sergenas schluckte den Fluch hinunter.

„Ich HAB’ Feuer gedrückt. Machs doch selber wenn du es besser kannst!“ schoss Heram zurück.

Heram drückte mehrfach Feuer, und im Raum wurde es immer kälter.

„Jetzt kein Feuer mehr…“ sagte Teldra, in ihren Mantel gemummelt.

Heram drückte auf das Symbol für Wasser.

Der Raum nahm wieder seine Ausgangstemperatur an.

„Alle ausprobieren?“ fragte Rakis.

„Lieber nicht. Ich will nicht wissen, was kommt, wenn man „Leere“ drückt.“ Sagte Sergenas.

So vergingen einige Minuten des Herumprobierens. Man versuchte Kombinationen.

Dann eine Stunde.

Anderthalb Stunden später war die Gruppe noch immer nicht weiter. Dairon war so frustriert wie die anderen auch, und er reagierte sich an dem Wählgerät ab.

„Neun Höllen, welcher Irre lässt sich so einen Mist einfallen?!“

Und hieb mit dem Panzerhandschuh auf den Stein.

Leere glomm auf.

Dairon riss die Augen auf.

Auch Erde und Zeit glommen nun. Man konnte sie gleichzeitig aktivieren. Rakis verdrehte die Augen.

„Brennende Seelen im Abyss…!“ stöhnte Dairon. „Das ganze wieder von vorne?“

„Augenblick.“ Sagte Sergenas.

„Die Splitter verkörpern arkane Macht. Was hat arkane Macht?“

„Die vier Elemente.“ Sagte Dairon

„Und die Zeit auch. Ich muss das wissen.“ Bemerkte Sergenas. Der Hexenmeister hatte in der Vergangenheit vage Referenzen gemacht, dass er einen „Lehrmeister“ aufgesucht hatte, welcher ihn in die uralte Kunst der Chronomantie eingeführt hatte.  

„Und selbstverständlich Magie.“ Sagte Rakis.

„Aber nicht die Leere.“ Bemerkte Teldra und blies sich eine dunkelblonde Strähne aus der Stirn. „Es gibt keine Magie in der Leere.“

Heram sah sie an. Alle nickten. Dann drückte er alle Symbole außer der Leere.

Das silbrige Gleißen eines Teleportblitzes hüllte sie ein.

***

Unbestimmte Zeit später.

Die Gruppe erschien in einem identischen Raum, komplett mit Wählstein. Nur gab es keinen Staub, der Alabaster war blitzblank. Allerdings war dieser neue Raum in sanftes blaues Licht getaucht. Die Gänge waren anders angeordnet, es gab einen Zugang an je drei Seiten des Raumes.

„So, da wären wir. Wo ist denn jetzt der Kristall?“ fragte Sergenas. Heram und Teldra legten sofort die Finger an die Lippen.

Die beiden Späher der Gruppe sahen sich mit gezogenen Waffen um. Dairons Schild leuchtete immer noch grün.

Da hob Teldra die Hand. Aus den Gängen drang Scharren und Schlurfen, gemischt mit Klirren von verrosteten Kettengliedern. Und schrillem Kreischen von Metall auf Stein.

Rakis und Dairon zogen stumm ihre Waffen.

Aus allen drei Gängen zugleich kamen einige abgerissene Figuren angeschlurft, insgesamt sieben, dreei von Nord und Süd, einer von Ost. Sie trugen alte, verrostende Ritterrüstungen, komplett mit rostroten Kettenschürzen an den schlaff sitzenden Plattengürteln. In ihren Händen hielten sie diverse Waffen, doch alle zweihändig, Äxte, Schwerter, Streitkolben. In der für Untote so typischen Kampfhaltung, in der das Ende der Waffe über den Boden schrammte, weil die Kreaturen scheinbar zu erschöpft waren, sie in die Luft zu heben.

Vertrocknete, blauviolette Haut, wie Leder, spannte sich über Knochen, sehnige, nekrotische Muskeln ruckten bei jedem Schritt. In den Augen glomm ein unheilvoller, gelblicher Schein. Die Untoten zögerten einen Moment, dann griffen sie wie ein Einziger fauchend vor Mordlust an.
 
Und mit ihnen kam der Gestank.

Gerthrac

  • Mitglied
  • Archivist
Lords of Darkness II
« Antwort #32 am: 10. Mai 2008, 11:26:41 »
1500 reads geknack. *Freu*

Ok weils letztes Mal so lange gedauert hat:

ein Bonus-Update:

Kapitel 13: Die Klinge des Smaragdmorgens

„Widersetz’ dich Tyrannos und stirb! Und im Tod finde Gehorsam zu Ihm, denn Er wird ihn erzwingen!“ Dairon hielt sein Unheiliges Symbol in der Hand.

Zwei der Untoten, Ghule, wie der Kleriker sah, stoppten, und kauerten sich hin, verbargen das Gesicht unter den Armen. Der dritte stürmte weiter auf ihn zu und hämmerte seine Zweihandaxt gegen das Schild des schwarzen Priesters. Dairons Schildarm wurde taub von dem gewaltigen Schlag, und seine Deckung verriss. Der Untote schnellte unnatürlich schnell vor und rammte Dairon die Stange der Waffe ins Gesicht. „Neun Höllen…“ fluchend und taumelnd stolperte der schwergerüstete Mensch nach hinten, ein infernalisches Gebet zu seinem dunklen Herrn auf den blutigen Lippen.

***

Rakis hatte die Klinge der Betrachter in der Hand und rannte auf die drei Untoten los, die aus dem Südgang herangestürmt kamen. Zwei hieben mit ihren Streitkolben auf ihn ein, doch parierte er den ersten Schlag, während seine Brustplatte aus Wahrsilber den zweiten abfing. Wie eine Welle aus Giftgas drang der Gestank über ihn. Rakis musste würgen, doch konnte er sich noch beherrschen.

Der dritte Untote rannte an dem Gedankenkrieger vorbei auf Sergenas zu, wohl weil er ihn für leichte Beute hielt.

Noch zehn Meter.

Der Untote holte aus. Sergenas fing an zu zaubern.

Noch fünf Meter. Sergenas merkte, dass er es nicht schaffen würde.

Da prallte Heram von der Seite in den Untoten, mit dem Betrachterschild voraus. Mensch und Ghul prallten an die Wand. Weiße Steinsplitter regneten herunter. Heram rammte dem fauchenden Monstrum das Schwert in den Kragen.

Dann übergab er sich. Der Untote fixierte ihn hasserfüllt.

***

Sergenas schloss den Zauber ab. Seine Füße verließen den Boden und er schwebte unter die Kuppeldecke.

***

Teldra zog einen Zauberstab und richtete ihn auf Herams Gegner. Eine sphärische Druckwelle aus Ultraschall löste sich von der kristallinen Spitze des Stabes und traf den Ghul. Rost und untotes Fleisch flogen in alle Richtungen. Sie lächelte finster, ihre graugrünen Augen blitzten auf.

***

Dairons Augen leuchteten grün auf, während Gerechte Macht seinen Körper etwas vergrößerte und seine Haut und Knochen übernatürlich zäh machte. Er überragte seinen Feind nun um mehrere Haupteslängen. Der Ghul, offenbar ein außergewöhnlich starker und intelligenter seiner Rasse, wich etwas zurück.

In einer Entladung grüner göttlicher Energie wirkte der Kleriker einen weiteren Zauber, nur mit einer Geste und einem Wort. Sein Körper wurde von grünen Blitzentladungen eingehüllt, die ihn im Nahkampf unterstützten. Er nahm Kampfhaltung an.

Da hörte er bösartiges Fauchen hinter sich. Der siebte Ghul griff in den Kampf ein.  

***

Heram war in eine wilde Schlägerei mit dem Ghul verstrickt, der fauchend mit seinem schartigen Zweihandschwert versuchte, nach ihm zu schlagen. Jedoch drückte der Kopfgeldjäger ihn mit seinem Schild als Barriere gegen die Wand, so dass die vertrocknete Leiche nicht ausholen konnte. Heram hieb wie ein Besessener nach ihm, wusste er doch, dass er dem Ghul im direkten Schwertkampf nicht gewachsen war.

Oh, wie er Schwertkampf verabscheute.

Plötzlich zuckte der Ghul unerwartet vor und biss ihn in den Hals.

Der dunkelhaarige Mensch schrie auf.

***

Rakis sprang zurück und ließ seine Klinge defensiv vor sich kreisen, während er eine seiner Gedankenkräfte anwandte, seine mittlerweile bekannte Amorpha. Ein Streitkolben zerschmetterte die Bodenplatte neben ihm, doch schlug die zweite auf Hüfthöhe gegen seine Rüstung. Es knackte, und Rakis fing an zu hinken, einen Schrei knapp unterdrückend.

Er zog die Betrachterklinge heran. Ihre Augen funkelten bösartig.

Dann rammte er dem linken Ghul das Schwert in den Bauch, durch ein Rostloch in der Rüstung. Rotes Licht schoss vom Zentralauge in das ledrige violette Fleisch des ehemaligen Menschen. Der riss die gelblichen Augen auf.

Dann fiel die rostige Rüstung zu Boden.

Staub rieselte herab.

Rakis grinste böse. Das rote Auge schloss sich.
 
***

Teldra schoss Sphäre um Sphäre auf den Ghul, und langsam zeigten die Geschosse Wirkung. Der Untote wurde langsamer. Sie war froh, dass sie trotz der Tatsache, dass sie den Untoten nicht mit ihrer Schmalklinge zu Leibe rücken konnte, eine wirksame Waffe dabei hatte.

Heram hieb nach dem Ghul, der sich in seinen Hals verbissen hatte, und mit einer abscheulichen Freude seine Schultermuskeln herausriss. Sein treues Langschwert trennte dem Untoten die Hand ab, doch wurde der dadurch nicht einmal langsamer. Wütend schlug er noch einmal zu, und diesmal traf er den Ghul am Kopf und riss ihm den Mund bis zum Ohr auf, ein groteskes Grinsen formend.

***

Sergenas wirkte einen Zauber. In der Hand hielt er sein Schwert.

Plötzlich schwebte es wie von eigenem Willen beseelt los und griff Dairons ersten Gegner an.

Der Hexenmeister fing an, seine Sengenden Strahlen zu wirken.

***

Dairon nutzte die Atempause durch das Schwert und wandte sich seinem neuen Gegner zu.

Etwas stimmte nicht. Dessen Rüstung war sauber, nicht verrottet. Er hatte Abzeichen von Lathander auf den Schulterplatten. Und in seinen Händen hielt er ein Schwert.

Dieses Schwert war mächtiger als alles, was der schwarzhaarige Mann je gesehen hatte. Die Klinge des Bastardschwertes war aus Adamantit, ein seltenes schwarzes Metall mit violettem Schimmer im Licht.

Die Klinge war sehr breit, weiter unten am Griff gezackt, und weiter oben, etwa ab der Hälfte der Klinge, zweigeteilt. Beide Enden liefen spitz zu. Die Doppelspitze konnte nur mit einem Metall wie Adamantit realisiert werden. Eine einmalige Waffe.

Ein großer, linsenförmiger, sanft leuchtender Smaragd war in die Parierstange eingelassen, man konnte einen Sonnenaufgang über einer Wiesenlandschaft erkennen, ein leuchtendes Bild, welches tief darin erglomm.

Dairon hörte wie der Untote sprach, doch waren dies die letzten Worte, die er an einem Ort wie diesem, und zu einem Zeitpunkt wie diesem erwartet hätte.

„Bei Lathanders Licht, stirb, Brut der Finsternis!“

Gerthrac

  • Mitglied
  • Archivist
Lords of Darkness II
« Antwort #33 am: 15. Mai 2008, 20:48:55 »
Kapitel 14: Krieger der Dämmerung

Ja, dieses Schwert war mächtig. Als es Dairon durch seine Schulterplatte hindurch von oben in die linke Schulter fuhr, schnitt es sein unheilig verstärktes Fleisch wie ein heißes Messer durch Butter. Heilige Energie blitzte golden wie ein Sonnenaufgang auf und versengte die Wunden. Der Priester schrie. Doch trotz seiner Schmerzen war er weit vom Tod entfernt.

In einer fließenden Bewegung fuhr er herum, zog das Schwert dabei aus seinem Fleisch und schlug in einem Vorhandschlag den ersten Ghul. Dessen Kopf ruckte herum, Zähne flogen. Dann trat Dairon nach dem kleineren Wesen, welches einige Meter nach hinten flog.

In die Klinge eines Hexenmeisters.

Er drehte sich um und lenkte einen weiteren Schlag mit seinem Schild ab. Das würde interessant werden.

***

Sergenas manipulierte das versilberte Bastardschwert so, dass es sich schüttelte, Schneide senkrecht, was den aufgespießten Untoten förmlich mit dessen eigenem Gewicht zerschnitt. Der Ghul fiel zu Boden, fast alle seiner linken Rippen zerschnitten. Sergenas wartete, bis er sich hochrappelte.

Dann brannte er ihm ein Loch in die Brust. Eine rauchende Leiche ging zu Boden wie eine Marionette mit abgeschnittenen Fäden, die Feuerstrahlen sprengten eine aus Alabaster gefertigte Bodenplatte dahinter.

Ein dünnes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

***

Rakis kämpfte gegen den zweiten Ghul.

Und der kämpfte gut. Er konnte einige von Rakis’ Bewegungen erahnen, und so hatte der Gedankenkrieger ein paar gebrochene Rippen und ein blutiges Gesicht zu ertragen. Er übersprang einen tiefen, fegenden Schlag der wandelnden Leiche, und ließ ienen Überkopfschlag niedergehen, doch der Untote zuckte unnatürlich schnell zurück, und seine Klinge fuhr in eine weiße Bodenplatte. „Neun Höllen, halt still!“

***

Der Ghul packte Heram, und riss ihn herum. Der Kopfgeldjäger wurde gegen die Wand gestoßen. Der Ghul hob den Kopf und öffnete den Mund unnatürlich weit, zum finalen Biss.

***

Der Untote mit dem Schwert gab Dairon einen Vorgeschmack der Hölle. Unglaublich starke Schläge fuhren auf den Schwarzen Priester hernieder, und die, die er nicht mit seinem geschwächten Schildarm abwehren konnte, schnitten durch seine Rüstung wie durch dünnes Blech. Und zu allem Überfluss versengte Heilige Energie sein Fleisch wie Höllenfeuer.

Hass fuhr in den Kleriker. Er rammte seinen Gegner mit dem Schild, und benutzte es als Deckung für seine Schläge. Ein Vorhandschlag traf den Untoten von rechts, eine schnelle Drehung im Ansturm, und von links eine hoch geführte Rückhand. Der Morgenstern riss Fleisch von Knochen und brach selbige.

Die Klinge des Smaragdmorgens fuhr über Dairons Oberschenkel. Blut spritzte hervor. Der Kleriker brach auf ein Knie. Er nahm den Schwung mit und zog, wieder hinter seinem Schild verborgen, den Morgenstern in einem Bogen dicht über den Boden, etwas nach links abgewinkelt, und traf den Untoten in den Bauch.

Der Untote Lathanderit wurde in die Luft gerissen, Teile brachen von ihm ab. Dann schlug er auf.

Und blieb liegen.

Dairon kotzte Blut.

***

Rakis trieb seinem Gegner sein Schwert direkt in den Rachen, denn er hatte gesehen, wie Heram gebissen wurde, und so war er vorbereitet. Er riss es heraus, sprang zur Seite, als der Streitkolben Splitter hochspringen ließ, trat auf den Schaft der Waffe und schlug dem Ghul die Hände ab.

Er grinste wild. Der Untote sprang nach ihm, Maul ausgestreckt und aufgerissen… Rakis griff ihn sich, warf ihn zu Boden, gab seinen geistigen Fokus auf, und zog das Schwert von oben bis unten ohne jeden Anstrengung durch den Ghul.

Dann ließ seine Konzentration nach, und der lebende Tote sowie die Steinplatten darunter zerplatzten.

***

Teldra schoss dem Ghul in das geöffnete Maul. Die kopflose Leiche ließ Heram los. Der machte seinen Bogen schussbereit und schüttelte die Knochen von sich.

***  

Ein Hagel von Pfeilen nagelte einen der von Dairon eingeschüchterten Ghule regelrecht an die Wand.

Ein arkaner Sturm aus Feuerstrahlen und einer Schallsphäre zerfetzte den anderen.

Sergenas ließ sein Schwert wirbelnd zu sich zurückkehren, fing es auf und verstaute es entspannt an seinem Platz.

Dairon schrumpfte wieder auf normale Größe, und war noch immer damit beschäftigt, seine Wunden zu heilen, als Teldra und Heram schon die Untoten durchsuchten.

Heram fasste das Schwert an, und ließ es sofort wieder fallen, als es ihm die Hand versengte.

„Verdammtes Rächerschwert!“

Er sah sich die Leiche genauer an. „Und ein Tagebuch.“

„Das hätte ich dir auch sagen können dass das ein geweihtes Schwert ist.“ Dairon war gerade wieder aufgestanden. Sein Gesicht war finster.

„Ich kümmere mich darum.“ Er griff sich das Schwert mit einer aus Rüstungsteilen improvisierten Zange und verstaute es in seinem Nimmervollen Beutel.

„Mit diesem Schwert habe ich noch Pläne.“

„He Heram, ist das Gornakh?“ Fragte Sergenas.

„Sieht so aus. Naja, eher wie seine Leiche.“ Der Waldläufer blätterte gerade durch die Seiten.

„Irgendwelche Splitter bei sich?“

„Nein.“

„Wäre auch zu schön gewesen.“

Teldra hatte dem ehemaligen Paladin gerade die letzten magischen Gegenstände abgenommen.

„Noch irgendjemand schwer verletzt?“ fragte Dairon, eher mäßig interessiert.

„Was steht denn drin?“ fragte Teldra, den Kleriker ignorierend.

„So eine Art Beschreibung dieses Ortes hier.“ Antwortete Heram.

„Lass mal hören.“

Lords of Darkness II
« Antwort #34 am: 15. Mai 2008, 23:26:02 »
Jap, Lass mal hören...
"die untoten Drachen werden die Welt beherrschen"

Gerthrac

  • Mitglied
  • Archivist
Lords of Darkness II
« Antwort #35 am: 25. Mai 2008, 10:17:06 »
Kapitel 15: Eis und Magie

„Anscheinend ist der verrückte Ghul, den Dairon erledigt hat, wirklich der Rest von Gornakh. Er hat einen der Splitter hier ganz in der Nähe deponiert, bewacht von einem Feuergolem, als er langsam wahnsinnig geworden ist.“ Heram blätterte durch das zerfledderte Lederbüchlein.

Rakis warf einen fragenden Blick auf Sergenas. Der zuckte mit den Schultern. „Muss eine Sonderanfertigung sein. Noch nie gehört.“

„Offenbar hat sich seine Geliebte, Syal, die sich offenbar als eine Succubus-Dienerin der Umberlee erwiesen hatte, mit dem anderen Splitter verabschiedet, und das hat er nicht verkraftet. Von da an werden auch die Tagebucheinträge merklich verrückter…“

„’… und der Erlöser wird seinen Mantel einfordern vom Herrn der Grube. Der Teufel wird wieder hinabfahren in die Verdammnis, die Zukunft Faerûns in den Händen des Erlösers sehend, dass sein Sieg gesichert ist und dass alles seinem Willen Folge leisten wird.’ Wird immer verrückter.
Oder hier:
Wer des Blinden Auges rote Wurzeln zieht,
Wer der schwarzen Wolke Herz zerbricht,
der wird erleben heißen Zorn in kalter Form,
der alle Ängste brennt hinweg,
und seine Wahl wird ihn nach unten führen,
dorthin wo die Mitte des Kreises fiel.“

Dairon hatte auf dem Boden gesessen und blickte an dieser Stelle auf.

„Auf jeden Fall wird hier noch ein Abschnitt des Unterbergs ganz in der Nähe beschrieben, offenbar so eine Art Beschwörungskammer zur Feuerebene. Die mit einem Feuergolem gesichert wurde. Dort hat er den Splitter einfach hineingeworfen.“

Sergenas schnaubte. „Dämlicher Paladin“.

„Und hier schreibt er etwas von ‚verzehrt werden und im Nichts Erlösung zu finden.’“

„Hat wohl die Ghule gefunden.“ Kommentierte Teldra.

„Muss hier irgendwo in einem der Gänge eine Wendeltreppe geben, die nach unten führt. Lasst uns mal suchen.“

Damit sah sich die Gruppe. In den Gängen um und hatte im zweiten Gang auch nach einigen Minuten die Wendeltreppe gefunden. Die schwerer gerüsteten Gruppenmitglieder übernahmen jetzt die Führung. Dairon wirkte noch kurz einen Zauber, der sie alle vor Feuer schützte, und dann stiegen die Tyranniten die rußgeschwärzte Treppe hinunter, die von diffusem orangerotem Glühen von unten dumpf erhellt wurde. Dairon und Rakis waren vorne und hatten ihre Waffen und Schild gezogen.

Nach ungefähr hundertfünfzig Stufen erreichten sie offenbar eine neue Ebene. Rauch schwängerte die Luft. Sie traten in einen Gang, der nach links und rechts weiter führte. Teldra schlich nach links, Heram nach rechts. Heram kehrte zuerst zurück. „Scheint ein Beschwörungsdiagramm für Feuerwesen zu sein. Abgesehen von einer Feuerwand um den ganzen Raum und den Runen im Boden ist er leer.“

Heram hatte in der Dunkelburg schon Beschwörungsdiagramme gesehen, und zwar weitaus dunklere und auch mächtigere als diese hier.

„Dann suchen wir Teldra.“ Sagte Rakis.

Heram ging voran, neben Rakis. Teldra stand an die Wand gelehnt in einem Durchgang, der nach rechts abbog. Die Gruppe ging um die Ecke…

Und sah sich im Eingang zu einem großen, ovalen Raum. In der Mitte ein kleineres Beschwörungsdiagramm auf den Boden eingraviert, standen sieben große, in den Boden eingelassene, brennende Fackeln um das Diagramm herum. Doch in dem Diagramm stand der Wächter:

Eine Kreatur, leicht drei Meter groß. Sie war humanoid, bestand aus Metall, doch im Gegensatz zu dem Eisengolem von Marka Ragnos hatte sie lauter Öffnungen, aus denen Flammen schossen. Der ganze Golem war in rotglühende Lohe getaucht. Und zu seinen Füßen lag einer der vertraut blau glimmenden Tränensplitter Mystryls.

„Betretet den Raum nicht. Dann wird er wahrscheinlich aktiv.“ Warnte Teldra.

Sergenas blickte zu Dairon.

Dairon blickte zu Sergenas.

Beide grinsten.

Und fingen an, ihre Zauber zu wirken.

Schwarze Tentakel schossen aus dem Boden und verstrickten den Golem.
Dann erschien ein blaues Flimmern vor Dairon in der Luft. Und mit ihm kam der Sturmwind.
Eisige Luftmassen löschten drei der Fackeln aus, und der Golem wurde mit Eis überzogen.

„Heram, wenn du Adamantitpfeile hast, solltest du sie benutzen.“ Sagte Dairon.

Heram hatte in der Tat noch ein paar dieser Pfeile, und so nahm er den Feuergolem unter Beschuss. Seine Pfeile schlugen ein wie Katapultgeschosse.

Doch sie merkten, dass der Golem sich langsam aber sicher regenerierte, trotz dem Eissturm, in dem er sich befand, hilflos durch die Tentakel. Dairon ging ein paar Schritte in den Raum hinein und zur Seite, und ließ seinen Sturmwind eine Fackel nach der anderen auslöschen, und das zeigte Wirkung:

Als die letzte Fackel verlosch, nahm der Golem die volle Wucht des Borealen Sturmwindes auf. Er schaffte es zwar, aus den Tentakeln frei zu brechen, doch schmetterte ihn der Wind nur an die Wand, wo ein zweites Tentakelfeld prompt dank Sergenas entstand.

Plötzlich gingen die Flammen aus. Der Golem wurde plötzlich mit einer dicken Raureifschicht überzogen, und stoppte alle Bewegungen. Er wurde nur noch durch die Tentakle an Ort und Stelle gehalten. Sergenas hob seine Zauber auf.

Der Golem brach scheppernd zusammen, die Teile zersprangen in hunderte Splitter, spröde durch die Kälte.

„Hu, ist frisch hier.“ Merkte Teldra an, die sich mit Rakis zurückgehalten hatte.  

„Wir sollten uns endlich brauchbare Fernkampfwaffen besorgen.“ Sagte Rakis zu ihr.

Alcarin

  • Mitglied
Lords of Darkness II
« Antwort #36 am: 07. Juni 2008, 09:30:56 »
Schön geschrieben wie immer. Und ja, das war einfach ;)
Aber das Gefühl sagte uns schon damals, dass das nicht so bleiben würde...
百聞不如一見。 / 百闻不如一见。 -  Einmal sehen ist besser als hundertmal hören.

Gerthrac

  • Mitglied
  • Archivist
Lords of Darkness II
« Antwort #37 am: 12. Juni 2008, 23:21:11 »
Interludium 1: Verderbter Morgenbringer

Tammar, drei Tage später. Die Turmuhr des Waukeentempels schlug gerade zehn.

Vollmond.

Shaewyn und Mineod waren so glücklich, wie es nur ein verliebtes Paar sein konnte, das gerade ein gesundes Kind in die Welt gesetzt hatte. Sie konnten nun, drei Tage nach der Niederkunft, die kleine Millindra mit nach Hause nehmen. Alles war gut gegangen, und Mineod, ein Halbelf mit rabenschwarzem Haar und einem Ziegenbart, hatte endlich für heute frei bekommen von seinem Wachdienst.

Die Wachen waren sehr im Stress dieser Tage.

Shaewyn sah wieder fit aus, die Geburt war schwer gewesen, doch hatte Morgenfürst Kauron vom Lathandertempel sie bei der Geburt unterstützt und ihr durch seine Magie die schlimmsten Schmerzen genommen. Und die Hebamme Karga war natürlich auch eine große Hilfe gewesen.

Die frischgebackene Familie schritt die Treppe des Ammenhauses des Lathandertempels von Tammar hinab.

Shaewyn lächelte strahlend über das kleine Bündel, das Millindra hieß. Eine rotbraune Locke fiel ihr ins Gesicht.

„Die erste Nacht zu Hause als Familie, Schatz.“

Mineod wollte antworten, musste aber einem menschlichen Krieger ausweichen, der in schwerem Harnisch die Stufen hinaufstapfte. Seine schwarze Kapuze hatte er über den Kopf gezogen, und auf seinem Rücken hing ein etwas über vier Fuß langes Bündel.

Mineod grinste etwas. „Noch ein Abenteurer, der seinen Bankert besuchen kommt.“

***

Rakis hockte in seinem Raum, und tat, was er dort immer tat. Was bedeutete, dass Sergenas es nicht wusste.

Heram und Teldra waren nirgendwo zu finden.

Der Hexenmeister saß in seinem Beschwörungszimmer und lümmelte faul in seinem Diwan. Er hatte ein kopiertes Buch über Meeresgeographie auf dem Schoß liegen, in das er hin und wieder einen Blick warf, und einen Krug Met neben sich auf dem Tisch, von dem er gelegentlich einen Schluck trank. Es tat gut, einmal auszuruhen. Morgen mussten sie wieder in die Dunkelburg, um ihre Erkenntnisse zu präsentieren. Dairon hatte seine Magie gewirkt, und der nächste Splitter war an einem Ort des Blutes zu finden… und da die Diebin von Gornakhs zweitem Splitter der Träne Mystryls eine Dienerin der Umberlee gewesen war, lag es nahe, dass sie zu einem aquatischen Ort geflohen war. Und den hatten sie gefunden – das Blutriff.
Eine wahre Todeszone, war das Blutriff ein Felsenriff im Schwertermeer im Westen, um das eine Wirbelströmung kreiste. Zerschmetterte Schiffe übersäten den Meeresboden und hingen in den gezackten Riffen. Man sagte, dass die Geister der toten Seeleute dort gefangen waren, und ihre Verzweiflung schürte die Strömung nur weiter. Was den Wirbelstrom nur größer und gefährlicher machte.

Was genau dort zu erwarten war, wusste der Chronomant leider nicht. Müßig fragte er sich, wo Dairon abgeblieben war.

***

Dairon ging den Gang hinunter. Das Geschrei von Kleinkindern durchdrang das Gemäuer wie das Heulen der Verdammten im Abyss. Der schwarzhaarige Mensch schüttelte seinen Wuschelkopf in Abscheu. Er suchte nach dem Zimmer der Hebamme. Er nahm das Puppenspielerzepter in die linke Hand und sein unheiliges Symbol in die rechte.

Er stieß die Tür auf, infernalische Worte auf den Lippen. Die Hebamme war eine ältere, matronenhafte Zwergin, und sie hatte seiner geistigen Gewalt nichts entgegenzusetzen. Mit einem Gedanken zwang der Kleriker die Zwergin zum Stillsitzen. Er nahm das Bündel von seinem Rücken und wickelte es aus.
Ein Bastardschwert aus schwarzem, violett reflektierendem Metall kam zum Vorschein.

Dairon gab ihr einen gedanklichen Befehl.

Und sagte: „Dann mach mal.“

***

Heram schlief friedlich in seinem Bett, im Wohntrakt des Tempels im vorletzten Zimmer.

***

Dairon lehnte an der Wand des Ganges des Geburtshauses und lauschte, Kopf etwas nach vorne geneigt. Die Kakophonie aus Kinderschreien war gerade um eine Stimme leiser geworden.

Ein sanftes Lächeln überzog das schmale Gesicht des Tyrannospriesters.

Eine weitere Kinderstimme verstummte.

Für immer.

***

Rakis beendete seine Übungen, und die Vorhänge seines Dojos hörten auf, komplizierte Muster zu bilden. Er ließ seine Gelenke knacken, und lockerte seine recht beeindruckenden Muskeln. Er zog sich ein Hemd über und seine Stiefel an. Es war Zeit für Wein, Weib und Gesang. Er stieg nach oben zum Tempelbereich, wo er Sergenas in dessen Zimmer vorfand.

„Lust auf Nachtleben?“

Sergenas war schon etwas angetrunken und entsprechend träge.

„Dann nicht.“

Und weg war er, die Wirtschaften und Freudenhäuser entlang des Goldenen Weges abklappern.

***

Stille.

Die Hebamme kam, mit tränenüberströmtem Gesicht, aus dem Schlafsaal heraus, in der Hand ein blutiges schwarzes Schwert. Kein Kristall war mehr im Heft der Waffe zu sehen. Die Zwillingsklinge war schlicht und ohne besondere Zeichen. Dairon nahm das Bastardschwert.

Das Metall war hart und kühl. Dairons Gesichtsausdruck ließ die Hebamme die Augen vor Grauen verdrehen.

„Mach die Augen zu und bewege dich nicht.“

Und dann rammte er der Hebamme die Waffe, die früher als Klinge des Smaragdmorgens bekannt war, in die Brust.

***

Teldra schlief friedlich in einem Bett, im Wohntrakt des Tempels im vorletzten Zimmer.

***

Dairon trat die Leiche der Hebamme mit seinem Panzerstiefel von seiner neuen Lieblingswaffe. Er musste noch ihren Kopf herunter schneiden, damit niemand mit der Leiche kommunizieren konnte.

***

Sergenas stopfte sich eine Pfeife und entzündete sie mit einem Blitzfunken.

***

Dairon warf den blutigen, abgeschnittenen Kopf der Hebamme in den Fluss.

Er pfiff ein altes Trinklied aus der Zentilfeste, als er zum Tempel zurückging.

kreuzi

  • Mitglied
Lords of Darkness II
« Antwort #38 am: 13. Juni 2008, 15:31:17 »
Boah,....wie gruselig..... gefällt mir echt gut  :grin:

Gerthrac

  • Mitglied
  • Archivist
Lords of Darkness II
« Antwort #39 am: 26. Juni 2008, 22:04:55 »
Kapitel 16 – Tiefe Wasser sind nicht still


Acht Stunden später.

Der Ghoul, Viernas ehemaliger Liebhaber, wischte gerade die letzten Blutspuren vom Altar.

Der Imperzeptor des Tempels hielt sein Schwert in der Hand. Er hatte sich von Rakis in die Grundlagen des Schwertkampfes einweihen lassen und die letzten paar Tage mit ihm trainiert.

Sergenas stand mit vor der Brust verschränkten Armen daneben und sah zu, wie die Akolythen des Tempels, Nummer Eins und Drei, die Leichen der von Khamul und Natara in die grünblau glimmende Pilzhöhle hinunterwarfen.

„Also. Sind alle bereit für den Teleport?“

Rakis, Augen dunkel gerändert, nickte. Sein braunes Haar war zerzaust. Heram und Teldra wirkten sehr vergnügt, was Sergenas stillschweigend als Einverständnis hinnahm.

„Verdammt, ich hab ein Loch in den Altar geprügelt! Neun brennende Höllen!“ Der Kleriker wirkte angewidert. Er riss sich von dem schwarzen Marmorblock einen Augenblick los.

„Ja, meinetwegen. Kann losgehen.“

Sergenas murmelte arkane Worte, und der vertraute silbrige Teleportblitz hüllte die Gruppe ein…

… und eisiger Regen peitschte ihnen ins Gesicht, als sie auf der Stadtmauer der Dunkelburg, des westlichsten Vorpostens der Zentharim, rematerialisierten. Der plötzliche Westwind ließ Teldra zittern. Schwarz ragte die Zitadelle vor dem Bergmassiv in die kalte Luft. Der Platz der Schächte war fast leer, die meisten Bewohner befanden sich in den trockeneren und relativ warmen Schächten.

„Nicht vergessen, wir müssen zur zehnten Stunde in der Zitadelle sein. Wir treffen uns eine zehntel Stunde vor dem Glockenschlag in der Festung. Ansonsten können wir noch Besorgungen anstellen.“ Dairon drehte sich um und ging.

„Wo gehst du hin?“ fragte Heram.

„Frühstücken. Ich verhungere. Opfer sind auch Arbeit.“ Sagte der Kleriker trocken über die Schulter. Und weg war er.

Sergenas zog eine Augenbraue hoch und sah dann einen seiner Gefährten nach dem anderen an. „Ich verziehe mich in die Bibliothek. Vielleicht finde ich noch etwas zum Blutriff.“  

Rakis kam mit. Heram und Teldra verschwanden irgendwohin in den Roten Schacht.

***

Sergenas fand das Angebot der Dunkelburg etwas besser, was Bücher anging, als in Tammar, doch merkte man, dass die Festung in erster Linie militärischen Zwecken diente.

Rakis hatte ein Buch über Seemonster gefunden und las interessiert darin. Der Gedankenkrieger war ungewohnt gesprächig.

„Wusstest du, dass es Haie gibt, die so lang wie sechs Ruderboote hintereinander werden?“

„Nein…?“ antwortete Sergenas vorsichtig.

„Man nennt sie Megalodons. Was auch immer das heißt. Sie können Schiffe mit ihrem Biss versenken.“

„Drakonisch für riesiger Zahn.“

„Und dass sie die natürlichen Feinde der Kraken sind, die ganze Schiffe in die Tiefe ziehen.“

„Interessant…“

„Aber diese Seewesen sind gar nichts gegen die Abolethen, die angeblich gewaltige Städte in den tiefsten Gräben des Meeres bauen, und ihre Fischbrut nachts auf Schiffe schicken, um die Seeleute mit in die Tiefe zu schleifen, wo auch diese durch abscheuliche Rituale in Mischwesen aus Mensch und Fisch umgewandelt werden. Und wenn sie Menschenfrauen erwischen, schwängern sie sie mit ihrem Fischsamen… hey, das muss ich unbedingt Heram erzählen…“

„Rakis?“

„Sergenas?“

„Schnauze!“

***

Die fünf standen nebeneinander im Hafen von Tiefwasser, die Sonne stand tief über dem Meer im Westen. Dairon und Rakis hatten ihre Waffen mit Tüchern verborgen. Teldras dunkelblondes und Sergenas’ weißes Haar wehten im Wind. Heram spuckte auf den Boden.

„Also, suchen wir uns dann mal ein Schiff und heuern es an.“

Nach einer Stunde, die Sonne war schon rot geworden, trafen sie sich wieder. Teldra war fündig geworden, ein abgehalfterter Händler und seine Crew fuhren für Geld. Er wusste noch nicht wo es hin ging, das wollten sie ihm zusammen sagen.

„Umberlees Zitze. Lecker.“ Kommentierte Sergenas den Schiffsnamen, während sie am Kai standen.

Dairon verhandelte auf dem Schiff mit dem Kapitän, einem mürrischen, öligen Calishiten. Er kam zurück.

"Sergenas, siehst du das Schiff da drüben? Mit der grüngelben Fahne?“

„Klar.“

Dairon murmelte einige infernalische Worte.

„Du kannst jetzt unter Wasser atmen. Versenk das Schiff. Er wird uns in Sichtweite des Riffes bringen, dann kann Sergenas uns teleportieren.“ Sagte er zu den anderen.

Sergenas fing an, seine Schriftrollen abzulegen und überflüssige Klamotten auszuziehen.

***

Als das Schiff auslief, schaute nur noch der Mast aus dem Wasser. Sergenas trocknete sich gerade mit einem Zaubertrick die Haare.

Dairon unterhielt sich mit Heram über die Bedingungen des Handels:

„Viertausend Goldmünzen und ein versenktes Schiff. Es hat extra gekostet, gleich auszulaufen.“

„Geld geb’ ich dir später. Ist nicht klug, vor der Mannschaft viel Geld zu handhaben.“

„Ja, hast recht. Was ist mit Teldra los?“  

Die junge Zauberdiebin stand an der Reling und hatte ihren Umhang um sich gerafft. Sie fröstelte und schaute unruhig auf das Wasser, jede Gischt wurde misstrauisch beäugt. Sie wirkte gehetzt.

„Seid sie mit Rakis gesprochen hat, ist sie so. Ich wird mal mit ihr reden. Ach… Dairon?“

„Ja?“

„Wir gehen dann in die Kojen. Wenn einer von der Mannschaft meint, heute nacht frech werden zu müssen…“

„Mach dir keine Sorgen.“ Der Kleriker berührte abwesend den verhüllten Griff seines Schwertes.

„Danke.“

Gerthrac

  • Mitglied
  • Archivist
Re: Lords of Darkness II
« Antwort #40 am: 13. Juli 2008, 19:14:06 »
Ganz Kurz: Ich hab diesen Monat Prüfungen. Im August gehts weiter.

Gerthrac

  • Mitglied
  • Archivist
Re: Lords of Darkness II
« Antwort #41 am: 29. Juli 2008, 17:12:57 »
So, Prüfungen sind durch und ich bin wieder nüchtern. Es geht also weiter. Kommentare übrigens gern gesehen.

Kapitel 17 – Das Meer der Schwerter

Heram fand das Schiff im Vergleich zur Blutkrake wesentlich unbequemer, es stank nach verrottendem Fleisch aus unerfindlichen Gründen,  aber es war schnell. In eineinhalb Zehntagen hatten sie das Blutriff am Horizont erreicht.
Hier weigerte der Calishit sich, weiterzusegeln.

„Effendi, hier geht es nicht mehr weiter für dieses Schiff. Bitte verlangt das nicht von mir…“  redete er gerade auf Sergenas ein. Dairon und Rakis peilten gerade die Lage durch ein Fernrohr. Die Sonne stand im Westen, ein Fingerbreit über dem Horizont, und der Himmel färbte sich langsam in ein tiefes Orange, mit Gold an den Rändern. Die See lag ruhig wie ein Spiegel aus Bronze.

Dairon wandte sich Sergenas zu. „Schaffst du das von hier?“

„Naja es gefällt mir nicht aber muss wohl so gehen…
Alle zusammenstellen.“

Als Sergenas den Teleport zur größten aus dem Wasser ragenden Felsmasse einleitete, ein blutroter, von Stürmen gepeitschter Stein, der zerklüftet etwa zehn Meter aus dem Wasser ragte, drehte sich Dairon noch einmal zum Käpt’n um.

„Vielen Dank für die Überfahrt… Ach ja:

Heil Tyrannos!“

Silbriges Gleißen hüllte die Gruppe ein, doch konnte Dairon gerade noch den entsetzten Blick des Calishiten auffangen.

***

Die Gruppe erschien auf dem Felsen, den sie von fern gesehen hatten. Meeresvögel flogen schimpfend auf.

Alle sahen sich um. Es gab noch drei weitere, kleinere Riffe, die von hier aus erreichbar waren, da sie nur von ungefähr brusthohem Wasser von der Hauptmasse getrennt waren, welches jedoch gurgelte und schäumte, offenbar unter starker Strömung. An einem dieser Riffe hingen die verrottendem Überreste einer Karavelle, eines recht großen Schiffes.

Das mittlerweile schwarz gefaulte Schiff war halb im Wasser versunken, Reste der Takelage flatterten traurig im Abendwind. Das Holz glitzerte feucht.

„Wollen wir uns das Schiff einmal ansehen? Es enthält vielleicht noch Hinweise.“ Fragte Teldra.

„Meinetwegen. Aber erst noch…“ Dairon fing an zu zaubern.

Als er fertig war, merkte niemand etwas. Rakis sah den Kleriker an und zog fragend die Augenbrauen hoch.

„Ihr könnt jetzt Wasser atmen.“

„Gut vorbereitet…“ Bemerkte Sergenas mit ironischem Grinsen.
„Renn du mal fünfzehn Tage auf einem Schiff herum in einem Vollharnisch.“

„Traut ihr euch das zu, da hinüber zu waten?“ fragte Heram spitz.
Er hatte Recht. Das Wasser war zwar nicht sehr tief, aber die Strömung war reißend, und konnte einen schnell in tiefes Wasser ziehen.

Sergenas statte sich mit einem Flugzauber aus und fing an, die anderen Tyranniten hinüber zu heben.
Dairon stapfte in die Fluten, und kam ungerührt auf der anderen Seite wieder aus dem Wasser.
Rakis hob eine Augenbraue.

„Freiheitsring.“

Der Gedankenkrieger nickte amüsiert.

„Aber du bist nass geworden.“ Meinte Teldra. Der schwer gerüstete Mensch zuckte mit den Schultern. Er würde wahrscheinlich in dem Wrack eh irgendwo herunterstürzen und im Wasser landen.

Heram dachte sich dasselbe und sprang ins Wasser, und war hinübergekrault, bevor das Wasser ihn forttragen konnte.

Dann standen sie alle auf einer kleinen Sandbank, rot im Licht des Sonnenunterganges.

„Also dann. Wer geht aufklären?“ Fragte Sergenas.

„Der Mann im Harnisch sicher nicht.“ Antwortete Dairon.

„Ich bin für Teldra. Die entdeckt Fallen und Magie am besten, und wer weiß, was diese…“

„Syal.“ Half Heram

„Syal sich noch ausgedacht hat um Verfolger abzuschrecken.“ Merkte Sergenas an.“

Dairon versah die Zauberdiebin noch mit einigen Schutzzaubern, dann stieg die junge Frau mit dem dunkelblonden Haar durch das größte Leck in den glitschigen, dunklen Rumpf des Schiffes. Sie ließ ihr Rapier in weißem Licht erstrahlen, um etwas zu sehen.

Die Schatten tanzten um sie, als sie die Waffe bewegte, um alle Ecken auszuleuchten.
Einige Krabben flüchteten aus dem Lichtschein. Sie sah nichts von Belang, und winkte die anderen heran.

Bald waren alle in das Wrack eingedrungen und sahen sich im Mitteldeck um.

Unter Dairon und Rakis knarzten die Planken bedenklich, doch sie hielten, da die beiden nicht schnell gingen oder rannten. Teldra fand die Treppe, die an Deck führte. Sie stieg die erste Stufe hinauf. Das morsche Holz knarzte.

Dann die zweite Stufe.

Dann die dritte Stufe.

Dann brach sie ein.

Durch das Deck in die Finsternis. Sie schrie. Der Rest der Gruppe stürmte/schlich zum Ort ihres Schreis.

„Teldra! Alles in Ordnung bei dir?“ rief Heram. 

Teldra stand gerade im hüfthohen Wasser und rappelte sich auf. „Ja, soweit schon. Nichts passiert!“

Über ihr erschien Herams sorgenvolles Gesicht. Er streckte eine Hand aus.

Eine grauweiße, aufgequollene Hand schoss aus dem schwarzen Wasser, packte die Zauberdiebin und zog sie unter Wasser.

Re: Lords of Darkness II
« Antwort #42 am: 30. Juli 2008, 15:07:50 »
Weiter, weiter!
Immer heiß die SH!
"die untoten Drachen werden die Welt beherrschen"

Topas

  • Mitglied
Re: Lords of Darkness II
« Antwort #43 am: 31. Juli 2008, 12:46:55 »
Netter Cliffhanger. :thumbup:
Immense harm is caused by the belief that work is virtuous.
- Bertrand Russel

Gerthrac

  • Mitglied
  • Archivist
Re: Lords of Darkness II
« Antwort #44 am: 31. Juli 2008, 22:48:52 »
Man merkt, ich hab endlich mal Zeit ;)

Kapitel 18: Wassereinbruch

„Teldra! NEIN!“ schrie Heram. Er zog sein Schwert, stieß sich ab und landete mit einem Salto im Wasser. Er griff mit der freien Hand in die aufgewühlte Brühe, das Schwert benutzte er aus Angst um sie nicht.

***

Sergenas schwebte auf das Loch zu, arkane Energien glühten violett um seine Hände

***

Dairon orientierte sich und rannte los…

***

Ebenso wie Rakis, der allerdings an der Wand entlang lief, um zu vermeiden…

***

Dass er wie Dairon durch das Deck brach, mit dem Gesicht auf die Planken schlug, und im Wasser landete.

Einen Moment später kam er aus dem Wasser geschnellt, schüttelte sich das nasse Haar aus den Augen, Waffe und Schild in Händen und stinkwütend, auf den Lippen schon die Worte, die ihn mit Tyrannos’ göttlicher Macht erfüllen würden. Er war nur froh, dass Heram ihn nicht gesehen hatte, da der zu beschäftigt war.

***

Heram bekam eine ihm vertraute Haarsträhne zu fassen, tastete sich daran entlang, packte Teldra an der Schulter, und versuchte, sie ihrem Angreifer zu entreißen. Dabei bemerkte er, dass die Wassertropfen, die durch den Kampf aufspritzten, sich aus unerfindlichen Gründen um sein Gesicht legten, und ihm, wenn er nicht Dairons Zauber auf sich liegen hätte, beim Atmen sehr große Schwierigkeiten gemacht hätten.

***

Sergenas schwebte über dem Loch im Deck, und wartete darauf, dass Heram und Teldra sich von ihrem Angreifer lösten. Er achtete nicht auf die Wassertropfen, die zu ihm emporschwebten.

Plötzlich brach eine Klinge, von blauem Feuer umspielt, neben ihm durch die Wand und bohrte sich zwischen seine Rippen.

Er hustete Blut, welches einen feinen Sprühnebel vor ihm in der feuchten, klammen Luft bildete.

***

Eine zweite Hand packte Heram von hinten an der Kehle und zog ihn unter Wasser.

***

Dairon stapfte durch das hüfthohe Wasser zum Ringkampf der beiden mit ihren bis jetzt ungesehenen Gegnern, das Gesicht einmal mehr blutig von seinem Sturz. Als er noch ungefähr fünf Meter von ihnen entfernt war, packte ihn etwas am Bein…

Und sein Freiheitsring löste die Umklammerung sofort, was ihm erlaubte, seine Adamantitklinge in das Wasser und den Arm zu stoßen. Mit einem ruckartigen Drehen des Handgelenkes trennte er die Hand ab.

Da kam eine Gestalt in einem krank aussehenden grau aus dem Wasser geschossen, bis zur Unkenntlichkeit vom Wasser aufgebläht, und hämmerte ihm eine kochtopfgroße Faust gegen die Brustplatte seiner Rüstung, während Wasserfontänen aus dem Fleisch der Kreatur lösten und in alle Richtungen spritzten. Es klatschte unglaublich laut, aber seine magisch verstärkte Rüstung hielt stand. Dairon grinste freudlos und erwiderte den Blick der schwarzen, seelenlosen Augen.

***

Sergenas war aufgespießt. Die Waffe hatte sich durch den kompletten Gang in die gegenüberliegende Wand getrieben, und blaue Flammen versengten sein Fleisch, so dass er mittlerweile Rauch atmete und Asche hustete. Sein Blickfeld wurde dunkel. Egal was er machte, er konnte sich nicht losreißen, ohne sich selbst zu halbieren, und sein Teleportzauber erstarb ihm, als er einen Hustenanfall bekam.

***

Rakis sah Sergenas im Gang hängen, und erkannte, dass der Träger der Waffe sich links von ihm aufhalten musste. Allerdings sah er keine Tür, die ihn hinführen könnte. Er zuckte innerlich die Schultern…

Dann brach er mit roher Gewalt durch die Wand, Betrachterschwert in der Hand.

Dort sah er den fleischgewordenen Albtraum jedes Matrosen. Er schluckte hart.

***

Heram konnte sich gerade noch losreißen, als neben ihm Teldras Angreifer aus dem Wasser schnellte und ihm mit einem rechten Haken und einer linken Geraden fast wieder unter die Oberfläche schickte. Er sah, dass Teldra mit dem Kopf nach unten im Wasser trieb, offenbar bewusstlos gewürgt, denn das Wasser an sich konnte ihr gerade nicht viel anhaben.
Er griff trotzdem instinktiv nach ihr, als ein weiterer Schlag ihm in die Rippen fuhr, und zog sie halb aus dem Wasser. Er parierte einen Schlag seines eigenen Gegners, der aus dem Wasser nach ihm schlug, und schlug Teldras Angreifer einen tiefen Schnitt über die Brust.

Zu dem Entsetzen des Kopfgeldjägers drang nur Wasser aus dem Schnitt, und er fing langsam an, sich zu schließen.

***

Vor Rakis stand Syal. Oder besser, das was einmal eine hübsche und verführerische Succubus gewesen war, bis die Furienkönigin sie in ihre Tentakel bekommen hatte. Ihre Haare bestanden aus schwarzen Tentakeln, wie von Tintenfischen, die sich scheinbar mit eigenem Leben erfüllt, und zuckten und peitschten hin und her, als sie sich ihm zuwandte. Der Farbton ihrer Haut war jadegrün, soweit der Gedankenkrieger das im blauen Licht der Waffe beurteilen konnte. Sie war in ein weißes Kleid gehüllt, welches durch das Meerwasser schon faulig war, und viele Löcher hatte. In ihren Augen stand der Wahnsinn. Rakis fand ihre Erscheinung allerdings irgendwie doch anziehend, aber im selben Moment schämte er sich für seine Gedanken, packte das Betrachterschwert fester und machte einen Scritt auf die Dämonin zu.
 
***

Sergenas sackte zusammen. Ein schwarzroter Blutstrom lief ihm aus dem Mund und aus den symmetrischen Kratern in seinem Brustkorb. Dann zog sich die Klinge zurück, und er fiel hinab, sein Flugzauber erloschen.

***

Sergenas traf die erste der beiden Kreaturen, die Heram bedrängten, und gab damit Heram die Gelegenheit, ihr das Langschwert tief in die Brust zu rammen. Jedoch war das Wesen weit davon entfernt, besiegt zu sein. Es fing an, den leblosen Körper des weißhaarigen Hexenmeisters hochzustemmen.