Und für noch ein paar Tage/Wochen danach:
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Tanz auf dem Parkett Sharns für verarmte Kriegsflüchtlinge
Sharn – Auf dem jährlichen „Wohltätigkeitsball für verarmte Kriegsflüchtlinge“ fanden sich auch dieses Jahr wieder auserlesene Gäste der Sharner Gesellschaft ein. Graf Heugen ir’Wareland lud in Mithralturm in sein „Haus der Kristalle“ zum Tanz ein. Obwohl dem niederen Volk der Zugang - auf Grund des gehobenen Eintritts von zehn Drachen - verwehrt blieb, war mir natürlich der Zugang erlaubt. Gehüllt in einem Traum aus blauem Tüll und grüner Seide, begrüßte ich jedoch erst einmal die Prominenz der Stadt auf dem blauen Teppich.
Blickfang des Abends waren eindeutig die Zwillinge Divad und Oria ir’Wynarn. In einer fein aufeinander abgestimmten Abendgarderobe aus schillerndem Schöngewebe, mit feinem Geschmeide aus elfischen Werkstätten geschmückt, zogen sie die Blicke aller auf sich und straften die üblen Gerüchte der letzten Zeit lüge, es gäbe zwischen den beiden jungen Leuten eine intime und somit verbotene Beziehung. Divad ir’Wynarn trug nämlich das „Medaillon der Gelben Lilie“, das nur Kunden der gleichnamigen Kurtisanenverbindung ausgehändigt wird. Somit ist eine Liebschaft wohl ausgeschlossen und übrig bleibt ein rein inniges Familienverhältnis.
Auch Ivrelion d’Lyrandar, verwegener Piratenjäger im Dienste seines Hauses und ein wahrer Chameur im Bett, beehrte den Ball mit seiner Anwesenheit. Mit gewohnter Arroganz trug er seinen Säbel zur Schau und wies ohne Umschweife darauf hin, dass er alleine erst vor wenigen Tagen ein weiteres Piratenschiff aufbrachte – nur mit einem Dolch bewaffnet. Auf die Frage, wie ihm das bloß gelungen sei, meinte er mit seinem üblichen verschmitzen Lächeln: „Alleine der Gedanke, daran bei meiner Rückkehr eine Nacht mit einer solch schönen Frau wie ihr es seid zu verbringen, lässt mich Kräfte jenseits Eurer Vorstellungskraft entwickeln und jede Gefahr meistern, die zwischen mir und Euren anbetungswürdigen Augen steht. Hm, wie Euer Haar duftet, ich könnte mich darin verlieren und wäre glücklich einen Tod zu sterben, nur hervorgerufen durch Euer betörendes Wesen.“
Der darauffolgende Tanz war eine Sensation. Leider bekam ich auf Grund eines plötzlichen Unwohlseins nur wenig davon mit und musste mich frühzeitig vom Fest zurückziehen und eines der Separées aufsuchen, um dort die nötige Ruhe zu finden. Das letzte was meine Aufmerksamkeit erregte war jedoch die Anwesenheit des Baron Magra’In ir’Kelelin, der endlich den Weg zurück auf das gesellschaftliche Parkett fand.
Allerdings scheinen neben seinem Gedächtnis auch seine Manieren gelitten zu haben. Nur so ist wohl zu erklären, dass er sich am Büfett übel vollstopfte und seine fettigen Finger dann an seiner schlecht sitzenden Kleidung abwischte. Schlimmer war jedoch der üble Geruch, der von ihm ausging – eine Mischung aus teurem Parfüm und billiger Gosse.
Maja Rosette, Gesellschafterin und Expertin für den Adel