Autor Thema: Der Fluch des Roten Throns  (Gelesen 18070 mal)

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Zellara

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Der Fluch des Roten Throns
« am: 26. März 2008, 17:58:28 »
Dieser Thread soll sowohl der Verwaltung der Spielercharaktere, wie auch als Zusammenfassung der Abenteuer für die Spieler selbst und interessierte Mitleser dienen.

Wie man der Beschreibung des Themas entnehmen kann, spielen wir den zweiten Abenteuerpfad aus der Pathfinder-Reihe von Paizo Publishing: Curse of the Crimson Throne. Da Paizo um die Unterstützung beim Playtesting des Pathfinder RPGs gebeten hat, haben wir die Kampagne mit der ersten Phase des Alpha Tests begonnen, haben uns über die beiden nachfolgenden Phasen zum Beta Test gespielt. Dann haben wir auf die finalen englischen Regeln umgestellt und mittlerweile verwenden wir die deutsche Version von Ulisses. Aber keine Sorge, bald wird wieder weitergetestet, denn Paizo bittet wieder zum Playtest des Advanced Player's Guide(s).

Kommentare und Verbesserungsvorschläge sind ausgesprochen erwünscht!

Wer mehr über den Abenteuerpfad erfahren will, kann das im Curse of the Crimson Throne Player's Guide, den man kostenlos von Paizo herunterladen kann.



Inspirationen und Einflüsse

So genannte "Gothic Dungeons" sind seit langer Zeit ein wichtiges Element des klassischen D&D-Spiels. Erst kürzlich rückte dieser Bestandteil jedoch wieder so richtig ins Rampenlicht, wie im Neuaufguss Expedition to Castle Ravenloft oder ganzen Kampagnen wie dem Age of Worms Adventure Path. In CotCT finden sich nicht nur solche Gothic Dungeons, sondern wirklich alle typischen Elemente des literarischen Genres, das man als Gothic Horror oder Gothic Fiction bezeichnet. Es folgt ein kurzer Beleg dieser Behauptung und damit eine Art CotCT-Vorschau.

Zitat
Prominent features of Gothic fiction include terror (both psychological and physical), mystery, the supernatural, ghosts, haunted houses and Gothic architecture, castles, darkness, death, decay, doubles, madness, secrets and hereditary curses.
The stock characters of Gothic fiction include tyrants, villains, bandits, maniacs, Byronic heroes, persecuted maidens, femmes fatales, madwomen, magicians, vampires, werewolves, monsters, demons, revenants, ghosts, perambulating skeletons, ...

Unter den einzelnen Werken, die man dem Genre zusprechen kann, ist wohl Bram Stokers Dracula das einflussreichste. Eine These die ich weniger auf meinem profunden Kenntnis viktorianischer Literatur gründe, denn auf die Tatsache, dass der Abenteuerpfad mitunter eine Hommage des Klassikers I6: Castle Ravenloft ist. Neben bereits erwähnten Dingen wie alten Schlössern, Untoten und Scheusalen von anderen Existenzebenen wird hier vielleicht nicht der Aufbau des Abenteuers bzw. der Kampagne durch das Legen von Karten ähnlich dem Tarot bestimmt, sondern die Launen des Schicksals in Form von Boni auf bestimmte Würfe simuliert. Auch die Varisianer Golarions sind eine deutliche Parallele zu den Zigeunern auf die man in Ravenloft stösst.

Jedoch spielt der eigentliche Schauplatz der Kampagne wohl die größte Rolle: Korvosa. Besser gesagt oder geschrieben die Stadt. CotCT ist vornehmlich eine urbane Kampagne. Hauptsächlich in der ersten Hälfte des Abenteuerpfades finden die Begegnungen der Module auf, unter und über den Strassen Korvosas statt. Es ist also nicht unbedingt verkehrt sich mit dem Phänomen Stadt auseinander zu setzen.
Korvosa ist nicht die Stadt oder Metropole Golarions schlechthin, also kein Sharn oder Tiefwasser. Nein, regeltechnisch gesehen ist es nur eine Large City. Aber es ist der Torweg zu Varisia, die größte Stadt der Region und ein wichtiges Handelszentrum in dem sich Leute aus aller Herren Länder finden.
New York zeigt die meisten Parallelen zu Korvosa. Obwohl die Stadtstrukturen an sich nicht zu vergleichen sind, ist der Konflikt bzw. das Aufeinandertreffen von kolonisierenden Siedlern und Ureinwohern einer schamanistischen Kultur in beiden Stadtgeschichten zentral. Auch topographisch gesehen besitzen beide Städte Ähnlichkeiten: ein Fluss, eine Insel und die Nähe zur See.
Dieser Vergleich wird allein durch den Titel des dritten Abenteuers unterstrichen: Escape from Old Korvosa, der wiederum auf dem Film Escape from New York zurückzuführen ist. Das Modul besitzt viele Elemente des Films und ist definitiv vor dem Spielen anzusehen. Wenn auch keine so direkte Übersetzung wie Escape, zeigt Edge of Anarchy Einflüsse von Gangs of New York. Also jede Menge Big Apple in CotCT!

Spätestens im vierten Abenteuer, History of Ashes, geht es in die unbarmherzige Wildnis Varisias. Die bereits erwähnten Ureinwohner, die schamanistischen Shoanti, spielen eine zentrale Rolle in dem Modul dessen Handlung und Atmosphäre sehr schön mit dem Film The Missing näher gebracht werden kann. Schon seit einiger Zeit warte ich auf eine Gelegenheit mehr Western in unser Spiel zu bringen und die Shoanti bieten mir endlich einen "Vorwand"! Yee Haw!



Inhaltsverzeichnis:

Kapitel Eins: Am Rande von Anarchie (Originaltitel: Edge of Anarchy)

  Zwischenspiel: Der Goldene Goblin
  Zwischenspiel: Der Blaue Stern, Teil 1

Kapitel Zwei: Sieben Tage bis ins Grab (Originaltitel: Seven Days to the Grave)

  Zwischenspiel: Der Blaue Stern, Teil 2
« Letzte Änderung: 02. Dezember 2009, 19:41:03 von Zellara »

Zellara

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Edge of Anarchy
« Antwort #1 am: 26. März 2008, 17:58:57 »
Cael

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« Letzte Änderung: 26. Oktober 2009, 16:46:49 von Zellara »

Zellara

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Edge of Anarchy
« Antwort #2 am: 26. März 2008, 17:59:31 »
"Daro" Phileus Falkenauge

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« Letzte Änderung: 26. Oktober 2009, 16:30:31 von Zellara »

Zellara

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Edge of Anarchy
« Antwort #3 am: 26. März 2008, 18:00:14 »
Mercutio Dragonetti

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« Letzte Änderung: 10. Januar 2010, 09:13:52 von Zellara »

Zellara

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Edge of Anarchy
« Antwort #4 am: 26. März 2008, 18:00:52 »
Yolana

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« Letzte Änderung: 10. Januar 2010, 09:14:16 von Zellara »

Zellara

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« Antwort #5 am: 26. März 2008, 18:01:53 »
Zahira

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« Letzte Änderung: 10. Januar 2010, 09:14:35 von Zellara »

Zellara

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Edge of Anarchy
« Antwort #6 am: 31. März 2008, 18:28:16 »
Zanovia Tabuu

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« Letzte Änderung: 19. November 2009, 22:37:37 von Zellara »

Zellara

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Re: Edge of Anarchy
« Antwort #7 am: 26. Juli 2008, 08:26:30 »
Dramatis Personae


Acillmar ist Paravicar, das spirituelle Oberhaupt des Ordens des Nagels.

Ausio Carowyn ist der betagte Patriarch von Haus Carowyn.

Baguro Zaglassi war ein Höllenritter der bei einem Goblinüberfall auf dem Goldmarkt erschlagen wurde.

Bartek Tabuu ist ein Sczarni und Zanovias Bruder.

Brienna Soldado, "Briese" ist die Nichte von Grau Soldado und einer der ersten Fälle von Blutschleier.

Carmelizzia ist eine Halbelfin und Novizin der Kirche Pharasmas.

Cressida Kroft ist der Feldmarschall Korvosas und somit das Oberhaupt der Stadgarde.

Darrb Tuttel ist der Erzbankier, das Oberhaupt der Abadarier von Korvosa.

Darvayne Gios Amprei ist der Botschafter von Cheliax und der Liebhaber einer Aristokratin namens Verania Tvastiox.

Deyanira Mirukova ist eine varisianische Musikerin, die ihren Bruder vermisst.

Devargo Barvasi, der "König der Spinnen" ist der furchteinlösende Herrscher über das Vergnügungsviertel Aals End.

Doktor Rainer Davaulus ist der Anführer der Königlichen Medikusse.

Elkaris ist ein Dummkopf und Totenhändler, der auch Rolth belieferte.

Eodred Arabasti II war der letzte König von Korvosa.

Gaedren Lamm war ein fieser, alter Gauner, der Kinder gezwungen hat die Drecksarbeit für sich zu erledigen.

Gaekhen war ein junger Shoanti der während der Unruhen erschlagen wurde und dessen Körper an Rolth verkauft wurde.

Glorio Arkona ist der wohltätige Patriarch von Haus Arkona.

Grau Soldado ist ein Hauptmann der Garde Korvosas, den der Tod des Königs etwas aus der Bahn geworfen hatte.

Hadrak Bergbolzen ist ein Zwerg und Armbrustmacher, er ist der Ziehvater von Daro.

Ignacio Ornelos ist der gut aussehende Neffe des Dekans der Acadamae.

Ileosa Arabasti ist die Gemahlin des verstorbenen Königs von Korvosa und somit die neue Königin des Stadtstaats.

Ishani Dhatri ist Kammerwächter und Priester in den Heiligen Hallen Abadars.

Janja Tabuu ist Schaustellerin und die Mutter von Zanovia.

Jophiela von Friess war eine Paladin der Iomedae aus Magnimar, die im Kampf mit der Hohe Priesterin des geheimen Urgathoatempels fiel.

Keppira d’Baer ist die ehrwürdige Bischöfin der Kirche Pharasmas.

Maidrayne Vox ist die unbarmherzige Herrin der Klingen, eine Obere im Orden des Nagels.

Marcus Thalassinus Endrin ist der gutaussehende Kommandant der Schwarzen Kompanie.

Melyia Arkona ist die wunderschöne Base von Fürst Glorio Arkona.

Olek Tabuu ist ein Sczarni und Zanovias Bruder.

Ornher Reebs ist der Hohepriester des Asmodeustempels.

Phaeton Skoda ist Arkanist und Inhaber des Ladens Heckenzauberei.

Rebekto Tabuu ist bezahlter Schwertkämpfer und der Vater von Zanovia.

Relko, "Ritter Rotznase" ist der altkluge Lehrling von Hadrak Bergboltzen.

Rolth der Totenbeschwörer war ein gesuchter Mörder und Nekromant, der aus seinen Opfern abscheuliche Kreaturen geschaffen hat.

Ruan Mirukova ist ein junger Varisianer und virtuoser Ocarinaspieler, der während der Feierlichkeiten in Haus Carowyn verschwand.

Sabina Merrin ist die wunderschöne, kühle Leibwächterin der Königin.

Sagitar Tiguan ist ein Halbling und Wandermagier der auf dem Goldmarkt von Zeit zu Zeit seine Waren feil bietet.

Severs DiVri ist Lictor und somit Anführer der Höllenritter vom Orden des Nagels.

Shadfrar war ein Shoanti des Lyrune-Quah der das Herz der jungen Zanovia erobert hatte.

Tausend Knochen ist ein Shoanti und der Schamane der Skoan-Quah, des Schädelklans.

Tayce Soldado ist die Mutter von Briese und die Frau des ermordeten Bruders von Grau Soldado.

Theandra Dunkellicht ist die Wirtin der Drei Ringe Taverne in Nordend.

Totengräber Thumak ist ein Zwerg und Friedhofsdiener mit unheimlichen, mystischen Kräften.

Trinia Sabor ist eine junge Malerin die den König porträtiert hatte und als dessen Mörderin gilt.

Tuggins ist ein Gnom und der lispelnde Wirt des Goldfalken.

Valdur Bromathan IV, ist das Oberhaupt von Haus Bromathan und ein Priester der Sarenrae.

Vencarlo Orisini ist ein berühmter Waffenmeister und Fechtlehrer dessen Akademie sich in Alt Korvosa befindet.

Vendra Loaggri ist eine Betrügerin, die den Bürgern Korvosas ein falsches Heilmittel aus Flusswasser verkauft hat.

Verania Tvastiox ist die heimliche Geliebte von Botschafter Amprei.

Verik Vancaskerkin ist ein Deserteur der Garde Korvosas.

Zellara war eine geheimnisvolle Varisianerin deren Geist den Schicksalskarten aus Lamms Versteck innewohnt.

Zenobia Zenderholm ist die Matriarchin von Haus Zenderholm und Hohe Richterin die auch "Galgenkrähe“ genannt wird.

Zerina Tabuu ist die kleine Schwester von Zanovia.
« Letzte Änderung: 10. Januar 2010, 09:16:58 von Zellara »

Zellara

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Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #8 am: 05. September 2008, 10:45:45 »
Endlich kann ich den ersten Eintrag in Zanovias Reisetagebuch präsentieren:


2. Pharast, 4708 AZ

Wenn meinen Lederbeutel auch mehr Kupferkniffe als Goldsegel füllten, stimmte mich das nicht traurig. Der Frühling zog in meine Stadt Korvosa. Am Vormittag vertrieb ich mir die Zeit mit Übungen, die einerseits meine Kampfkunst und meine Geschicklichkeit verbessern sollte, aber mich andererseits auch vom Schicksal meiner Familie ablenken. Alle gaben mir die Schuld für das Verschwinden meiner kleinen Schwester Zerina. Mich allein machten sie verantwortlich. Sie sprachen kaum noch mit mir und ich konnte diesen Zustand nicht mehr ertragen.
Die bereits heisse Sonne trieb mir den Schweiß auf die Stirn. Als ich mich am Brunnen erfrischen wollte fand ich eine Orakelkarte in meinem Trinkbecher auf deren Rückseite geschrieben stand:

„Ich weiß was Gaedren dir angetan hat. Er hat auch mein Leben zerstört. Ich weiß wo er sich versteckt, jedoch kann ich nicht gegen ihn vorgehen. Komm zu mir, komm zur Lanzettenstrasse 3 bei Sonnenuntergang. Noch mehr Leute wie du und ich werden dort sein. Gaedren wird seinem Schicksal gegenüber treten müssen. Es wird Zeit, dass Gerechtigkeit geübt wird.“

Nachdem ich die Karte rasch unter meiner Bluse verborgen hatte, sah ich mich kurz um, wer sie dort versteckt haben könnte. Ich konnte jedoch niemanden entdecken. Wer war das? Woher wusste derjenige vom Verschwinden meiner Schwester? Die Lanzettengasse lag in Mittland und bereits zu diesem Zeitpunkt verspürte ich das dringende Bedürfnis mich dorthin zu begeben. Vielleicht konnte ich vor diesem ominösen Treffen dort etwas auskundschaften. Warum sollte ich bis zur Dämmerung warten?


Das schmucke Fachwerkhaus zu dem mich die Karte geführt hatte, forderte mich geradezu auf es zu betreten. Im Inneren hüllte mich eine Duftwolke aus Räucherwerk ein. Dicke Teppiche, frische Blumen und goldbestickte Gobelins schmückten den einzigen Raum. Einer davon zeigte eine Bestie mit schwarzem Schädel die mit den Herzen von Menschen jonglierte, während ein anderer zwei Engel die auf dem schneebedeckten Gipfel eines Berges tanzten darstellte. Ein dritter Wandteppich zeigte eine verhüllte Gestalt in Nebelschwaden die in ihrer skelettierten Hand ein flammendes Schwert hielt. Auf einem Tisch stand ein Korb, der mit einem blauen Tuch abgedeckt war. Darauf lag ein Brief. Es schien niemand außer mir im Raum zu sein, also hielt ich es für das beste den Brief zu öffnen. Die Schrift glich der auf der Karte: Vielen Dank für dein Erscheinen. Ich bin mir ein wenig die Füße vertreten, bin jedoch gleich wieder da. Bitte setz dich und mach es dir bequem, während du wartest. Im Korb unter dem Tisch findest du Brot und Saft.

Plötzlich stand ein Teufler - das hat mir gerade noch gefehlt - und ein Junge vor mir. Nachdem wir festgestellt hatten, dass jeder von uns eine Karte erhalten hatte, stellten wir uns einander vor. Der Teufler nannte sich Mercutio Dragonetti und der junge Bursche war ein gewisser Daro Phileus Falkenauge.


Gegen frühen Abend wurde die Tür vorsichtig geöffnet und eine hübsche, Frau mittleren Alters schlüpfte hinein. Sie hatte lange dunkle Haare die sie mit einem farbenprächtigen Kopftuch bedeckt hatte. Eine Varisanerin! Die geheimnisvolle Frau bezeichnete uns als ihre Freunde und bat uns dringend um Hilfe. Ihr Name war Zellara. Sie erzählte uns, dass Lamms Männer ihren Sohn ermordet hatten und zudem wurden ihre Schicksalkarten gestohlen. Ihre einzige Einnahmequelle. Der Teufler konnte es an dieser Stelle nicht lassen zu bemerken, dass der Diebstahl der Karten ja wohl nicht so schwerwiegend sei. Dumme Äußerungen eines Chels eben! Zellara klagte weiter über die Unfähigkeit der Stadtgarde, die hätte bisher nichts gegen Lamm unternommen, was ich nur bestätigen konnte. Sie wusste jedoch wo sich der Alte versteckte und bat uns, ihn am Westpier 17 in einer alten Fischerei aufzuspüren. Ich sprach meine Gedanken laut aus: „Lamm hat den Tod verdient, wir müssen ihn vernichten.“ Der eingebildete, hochnäsige Teufler sprach von gerechter Strafe und ordentlicher Gerichtsverhandlung. Schwachsinn! Zellara befragte die Karten bezüglich unseres Vorhabens, allerdings sah es eher finster aus. Die Geister der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft berichteten nur Unheilvolles. Mercutio wetterte und schimpfte über die Voraussagungen, sodass wir streitend das Haus verließen. Ständig betonte er, wie wichtig ihm eine vernünftige Gerichtsverhandlung sei. Warum?! Lamm hat den Tod verdient!

Daro war schon verschwunden, als wir noch mitten im Wortgefecht steckten. Ich habe mich sehr über Mercutio geärgert, denn ich war der Meinung, dass wir Einigkeit zeigen mussten, um erfolgreich gegen so einen verschlagenen Mann vorzugehen. Als wir am Westpier die alte Fischerei erreicht hatten, stellten wir fest, dass es mit einer rostigen Kette und einem dicken Schloss gesichert war. Mercutio konnte eine schwache magische Aura im Inneren spüren. Wenigstens etwas, was ich ihm zu Gute heißen musste! Währenddessen hatte Daro das Gebiet erkundet: Holzstege führten um das verfallene Gebäude, zwei Eingänge, hinter der Fischerei befand sich eine völlig marode Fähre die mit unzähligen dicken Tauen an den Stützen von Steg und Fischerei festgemacht war. Doch der Weg über die Holzstege war gefährlich laut und unsicher. Die Hintertür ließ sich jedoch leicht öffnen. Im Inneren befand sich ein riesiger Bottich gefüllt mit stinkenden Fischinnereien. An der Unterseite der Galerie in diesem hohen Raum baumelten Hängematten und ich konnte wieder einen rot aufgemalten Fisch erkennen, wie ich ihn bereits auf Fässern vor dem Gebäude gesehen hatte. Mehrere Kinder, völlig verschmutzt und verwahrlost, stopften gierig eine schleimige Mahlzeit die an eine Art Brei erinnerte in ihre kleinen Münder. In dem Moment da die Kinder ihren Wächter als den Kicherer benannten kam ein grässlicher Halbork die Treppe herunter. “Wir holen euch hier raus!“, konnten wir ihnen gerade noch zurufen, als ich den einäugigen Koloss mit meinem klingenbewährten Schal zu Boden riss. Mercutio beschoss ihn mit Säurepfeilen aus magischer Energie und Daro, bereit zum Angriff, lud seine Armbrust. Leider konnte ich den Angriff des Kicherers nicht mehr abwehren. Die Kinder hatten sich um ihn geschart und es wurde immer schwerer ihn zu treffen. Nach einem weiteren Säurepfeil von Mercutio blieb der Koloss dann jedoch bewusstlos am Boden liegen.
Als wir uns eines der Kinder schnappten und befragten, erzählte der kleine Kerst, dass sich hier noch der Alchimist und ein hinterhältiger Gnom aufhielten. Dann floh auch er eilends mit den anderen Kindern in die nächtlichen Strassen Korvosas hinaus.

Nachdem Daro und ich die Leiche des Kicherers in den Fischbottich gesteckt hatten, machten wir uns zu dritt in der oberen Etage auf die Suche nach den beiden anderen üblen Gesellen. Wir setzten darauf, dass uns einer von beiden schon sagen konnte wo Lamm sich versteckt hält. Aus einem der Räume drang bösartiges Knurren. Als wir den Raum stürmten, stürzte sich sofort ein bissiger Hund auf Daro und schnappte nach ihm. Nachdem es beiden Männern nicht gelungen war, das angriffslustige Tier zu töten, betrachtete ich es als meine Pflicht es außer Gefecht zu setzen.
Es gab hier oben noch weitere Türen, hinter denen sich jemand verstecken konnte. Hinter einer Tür im nördlichen Teil der Fischerei war Geflüster zu hören und mir war auch so als hätte ich leises Wimmern gehört. Als wir daraufhin eintraten, umfing uns ein ekelhafter Geruch. In einer rostigen Wanne vermischten sich Blut und Wasser. Der Raum war lediglich mit Schrank und Schreibpult möbliert. Mehrere Kinder waren wohl gerade damit beschäftigt ebenfalls ihre Mahlzeit einzunehmen, denn sie hielten Messer in ihren kleinen Fäusten. Plötzlich stachen ein paar von ihnen auf mich ein. Andere rüttelten an den Türen und versuchten zu entkommen. Einen kurzen Moment zögerte ich, ich konnte nicht mit Kindern kämpfen. Doch als mich die Klinge besonders hartnäckigen Kindes zum zweiten Mal traf schlug ich zu. Und meine Schläge waren gewaltig! Die Kinder rannten davon. Nur der Kleine, der mit die schmerzhaften Wunden zugefügt hatte kämpfte weiter. Er sah mir in die Augen, und ich blickte in ein Gesicht, dass ich seltsamerweise bereits kannte. Dieses Kind hatte mit meiner Zerina am Tag ihres Verschwindens gespielt! Dann erkannte ich, dass dieses Kind gar kein Kind war, sondern ein Gnom. Von Wut gestärkt, streckte ich den Verbrecher mit meinem Sternenmesser nieder.
Ein Schlüssel, den er bei sich trug, passte zum Schrank im selben Raum. Die paar Silberschilde und Kupferkniffe bekam Daro.

Die Tür zum nächsten Raum war verschlossen. Der Junge mit der Armbrust öffnete sie mit Leichtigkeit. Sogleich vernahmen wir die Stimme eines gereizten Mannes und das Weinen eines kleinen Mädchens. Ohne zu überlegen, stürmte ich den Raum und stand vor dem widerlichen Alchimisten. Der Verbrecher hatte unnatürlich gelbes Haar und gerötete Haut, Zerina schien in einem Dämmerzustand unter dem einzigen Tisch zu liegen. Sofort versuchte ich ihn zu Fall zu bringen und den Zauberstab zu entwenden, den er drohend gegen uns erhoben hatte. Doch er schoss mir mitten ins Gesicht. Säure brannte in meinen Augen und Tränen raubten mir die Sicht. Daraufhin holte Daro aus und spaltete mit seiner Axt den Schädel des Alchimisten. Was für ein schwerwiegender Fehler! Warum hat er ihn getötet?! Wir hätten ihn unter Folter nach Lamm befragen können! Dafür musste er Ohrfeigen von mir und vom Teufler hinnehmen. Ich kann nicht sagen welche meiner Gefühle die stärkeren waren: die Freude über das Finden Zerinas oder die Wut über Daros Dummheit. Ich eilte zu meiner lieben Kleinen, schloss sie fest in die Arme und drückte sie. Dieses Mal liefen mir die Freudentränen aus den Augen. Als Zerina das wieder klar bei Verstand war, wusste sie uns zu berichten, dass Lamm sich in der Fähre versteckt hielt. Leider musste ich Zerina vorerst hier zurücklassen, denn für mich gab es noch eine wichtige Aufgabe zu erledigen: Rache an Lamm zu üben.

Wir erreichten das fest vertäute, modernde Fährboot. Alles war voll Schimmel und in völlig verrottet. Um besser sehen zu können versah uns Mercutio mit einer magischen Lichtquelle. Als ich eine Holztüre ins Bootsinnere öffnen wollte stöhnten Holzplanken unter unseren Füßen bedrohlich und plötzlich brach Mercutio durch das morsche Deck. Er landete unsanft im finsteren Laderaum, wo er sogleich von vier Katzenspinnen in Empfang genommen wurde. Ihm zu Hilfe kommend, ließen auch wir uns hinab in die Dunkelheiten, die uns allergrößte Mühe bereitete die Biester zu treffen. Eine war besonders langlebige und verletzte Daro erheblich. Dann gelang es mir endlich sie zu erschlagen. Erleichtert wollte ich über eine Treppe wieder nach oben klettern, als erneut eines dieser grässlichen Spinnentiere mitten in mein Gesicht sprang. Allen guten Göttern sei Dank, ich konnte auch sie bezwingen.

Aber wo hatte sich Lamm nur verbarrikadiert? Befand er sich überhaupt noch an Bord der Fähre? Wir bezweifelten es. Dennoch durchsuchten wir alles. Jede Kiste und Truhe. Alles! Wir fanden vier Heiltränke. Nicht schlecht dachten wir. Daros hartnäckige Suche, ließ ihn darüber hinaus einen Geheimgang entdecken. Wir folgten ihm und betraten eine geisterhafte Landschaft aus verwobenen Stützpfählen. Ein Steg führte zu einer schiefen Hütte unter der alten Fischerei. Die Holztüre dort war nicht mehr zu öffnen, alles war aufgequollen und es blieb uns nichts anderes übrig, sie aufzuhacken. Dahinter befand sich ein großer Raum in dem es erbärmlich nach Flusswasser stank. Über einer Aussparung im Boden baumelten rostige Handschellen von Tauen und Ketten. Auf einmal fielen mir die grässlichen Gerüchte über Lamms Schoßtier ein. Der alte Gauner sollte sich einen Alligator halten. Mussten wir mit einem Angriff aus den nassen Tiefen des Jeggare rechnen? Auf der anderen Seite des Raumes befand sich neben einer Art Verschlag ein Haufen Krimskrams. Aus dem Verschlag trat Lamm hervor. “Ihr wollt meine Schätze stehlen?“, zischte der Alte. Dabei schoss er einen Bolzen in das schmutzige Flusswasser, woraufhin der Alligator erschien und Lamm wieder verschwand. Ich glaube meine Wut, besser mein Hass, war so stark, dass ich ihm, ohne zu zögern folgte. Die Tür war verschlossen und ich musste sie auftreten. Doch das konnte mich nicht aufhalten den alten Bastard zu töten. Noch im Kampfrausch gelang es mir mit meinen beiden Helfern, denn als wahre Gefährten möchte ich sie nicht bezeichnen, auch Lamms Schoßtier unschädlich zumachen. Während ich mich so schnell wie möglich zu Zerina begab, durchsuchte Daro die Sammlung des Gauners. Er fand wertvolle Stücke. Besonders gut gefiel mir die juwelenbesetzte Brosche. Sie zeigte einen Pseudodrachen der im Kampf mit einem Teufelchen verstrickt war. Die Augen der Wesen bestanden aus kostbaren Edelsteinen. Nur der Verschluss war leicht beschädigt, aber das liess sich beheben.

Auch die Schicksalskarten von Zellara fand Daro. Als der Junge dann noch einen Blick in eine Hutschachtel warf, in der Hoffnung dort vielleicht eine prächtig gearbeitete Perücke zu finden, schloss er leichenblass sofort wieder den Deckel. Denn darin lag der abgehackte Kopf von Zellara.

« Letzte Änderung: 03. Januar 2009, 21:32:16 von Zellara »

Zellara

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Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #9 am: 06. September 2008, 16:53:55 »
Obwohl ich es meinen Spielern bzw. der Spielerin von Zanovia überlasse von den Abenteuern der Helden der Kampagne zu berichten, werde ich kurze Erzählungen und Beschreibungen posten. Meistens handelt es sich um bedeutende Ereignisse des Abenteuerpfades. So wie die folgende Skizzierung der Umstände beim Verlassen der alten Fischerei kurz nach Mitternacht zeigt:


3. Pharast, 4708 AZ

Dunkle Rauchschwaden verschluckten das silbrige Licht des sichelförmigen Mondes. Jedoch war Korvosa nicht in schwarzer Finsternis versunken, sondern leuchtete im infernalen Licht unzähliger Feuer die über die ganze Stadt verteilt waren. Es mussten ganze Häuser sein, die da in Flammen standen. Eine Vermutung die das hektische Läuten von Alarmglocken zu bestätigen schienen. Aber auch das Geschrei und Gestöhn verzweifelter Seelen, sowie das Aufeinandertreffen von Stahl auf Stahl und sogar die sporadische Detonation arkaner Kräfte war zu vernehmen.

Ein Geschwader der Schwarzen Kompanie rauschte über den Fluss und die alte Fischerei hinweg, direkt auf Schloss Korvosa zu. Ein verwundeter Pferdegreif ließ Blut auf die Straßen der Stadt regnen, bevor das schwer verwundete Reittier an Höhe verlor und mitsamt des Soldaten auf seinem Rücken in eine Statue auf den Dächern eines brennenden Gebäudes krachte.

Plötzlich erhob sich die schrille Stimme eines Halblings über den Lärm dieser chaotischen Nacht. Der kleine Mann trug den roten Rock eines königlichen Herolds. Er stand auf einem leeren Holzfass vor einer gut besuchten Taverne und schrie unablässig: „Hört, hört ihr Leute von Korvosa! Der König ist tot! Lang lebe die Königin!“ Dann verscheuchte ihn ein geworfener Krug, der unter lautem Gegröl an der Wand zerschellte.

Diesmal war es ein Chor von betrunkenen Vandalen der seine Stimme erhob: „Hängt die Hurenkönigin! Ja, die Thronräuberin muss sterben!“ Die Männer begannen Fenster mit Pflastersteinen einzuwerfen, die sie mit abgebrochenen Stuhl- und Tischbeinen aus der Straße gerissen hatten. Erst das Erscheinen einer Gruppe gepanzerter Krieger konnte ihnen Einhalt gebieten. Schwarze Eisenpanzer und Helme mit riesigen, dämonischen Hörnern verrieten, dass es sich bei dem kleinen Stoßtrupp um die berüchtigten Höllenritter handelte, die die randalierende Meute auseinander trieben. Jedoch schienen die finsteren Gesetzesvertreter eine Bande von Plünderern zu verfolgen, die mit vollen Säcken auf der Flucht waren und die Straße hinunter spurten.
« Letzte Änderung: 03. Januar 2009, 21:33:49 von Zellara »

Berandor

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Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #10 am: 06. September 2008, 16:56:26 »
Kleiner Format-Tipp:

am besten machst du bei jedem Absatz eine freie Zeile, damit das einfacher zu lesen ist. In dem vorletzten Beitrag würde ich irgendwo zwischen "Daro..." und "Rache an Lamm zu üben" mindestens einen weiteren Absatz setzen. Und nicht kursiv posten.

All das macht es schwerer, die Texte zu lesen. Je einfacher es ist, desto eher nimmt man sich Zeit dafür.
Bitte schickt mir keine PMs hier, sondern kontaktiert mich, wenn nötig, über meine Homepage

Zellara

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Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #11 am: 06. September 2008, 17:00:08 »
Kleiner Format-Tipp:

am besten machst du bei jedem Absatz eine freie Zeile, damit das einfacher zu lesen ist. In dem vorletzten Beitrag würde ich irgendwo zwischen "Daro..." und "Rache an Lamm zu üben" mindestens einen weiteren Absatz setzen. Und nicht kursiv posten.

All das macht es schwerer, die Texte zu lesen. Je einfacher es ist, desto eher nimmt man sich Zeit dafür.
Danke für den Tipp. Habe auch von meinen Spielern gehört, dass es sich mit mehr Absätzen leichter lesen würde. Ich denke du hast da einfach schon mehr Erfahrung. :cheesy:
Dankö.

EDIT: Ich hoffe jetzt tut man sich leichter.
« Letzte Änderung: 06. September 2008, 17:07:38 von Zellara »

Zellara

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Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #12 am: 07. September 2008, 12:38:29 »
3. Pharast, 4708 AZ

Wir verließen die Fischerei, um die gefundenen Schätze zur Stadtgarde zu bringen. Doch als wir diesen unheilvollen Ort hinter uns gelassen hatten und auf die Strassen hinaustraten, hatte ich sofort gespürt, dass etwas ganz schreckliches passiert sein musste. Es roch nach Feuer, Alarmglocken wurden geschlagen, wir sahen Häuser in Flammen stehen, ganze Geschwader der Schwarzen Kompanie flogen über unsere Köpfen hinweg und ein stark verwundeter Pferdegreif stürzte sogar nahe von uns in den Tod. Die Menge war aufgebracht und überall krakeelte es. In meinem Kopf dröhnte es, dennoch konnten wir die Stimme eines königlichen Herolds ganz deutlich vernehmen:

„Hört, hört ihr Leute von Korvosa! Der König ist tot! Lang lebe die Königin!“

Was war das? Auf der anderen Seite vor einer kleinen Taverne stand ein wild gewordener Haufen und brüllte: „Hängt die Hurenkönigin! Ja, die Thronräuberin muss sterben!“ Das Volk war aufgebracht, ich konnte meine Gedanken nicht ordnen und Daro, der die Schätze  bei sich trug, jammerte dauernd, er müsse nach Hause zu seinem Vormund. Als ob es nichts Bedeutenderes zu denken gab!
Plünderer waren schon auf Beutezug und durchwühlten die abgebrannten Häuser. Doch die Gierschlunde wurden bereits von Höllenrittern verfolgt. Männer und Frauen, bewaffnet mit Tischbeinen und abgebrochenen Flaschen, randalierten gehörig und beschimpften die Aristokraten. Am Boden, im Dreck lag ein Jüngling. Offensichtlich ein Adelsmann. Über ihn war schützend ein Halbelf gebeugt. Und die aufgebrachte Menge wollte den jungen Aristokraten „haben“.
Als Daro sich dann auf den Weg zu seinem Vormund machte, konnten Mercutio und ich nicht anders, wir mussten uns in die Nähe der beiden Pechvögel wagen. Vielleicht war es bald notwendig ihnen zu Hilfe zu kommen. Ich schätze, es waren bald vier Dutzend von diesem Anarchistenpack. Verstanden, was sie eigentlich wollten, habe ich kaum. Falschspieler? Freundchen?

Der Teufler meinte es gut, und um die aufgebrachte Menge zu vertreiben, bemühte er sich, allerdings vergebens, einen Dämon zu beschwören. Auch mein Ablenkungsmanöver schlug fehl ich wollte die Aufmerksamkeit aller auf mich ziehen. Mercutio wurde dann jedoch von der tobenden Menge ins Visier genommen ziemlich. Dem Halbelf hingegen gelang es die Männer und Frauen zum Feiern und Saufen, statt zu Prügeln und Pöbeln zu überreden. Sie zogen endlich weiter. Das fremde Spitzohr heilte den verletzen Mercutio, so wie den Aristokraten.

Ich wusste von Ileosas schlechtem Ruf. Mir war eben bekannt, dass Ileosa angeblich auch Frauen liebte, wie sie eigentlich nur König Eodred lieben sollte. Doch mich störte das herzlich wenig, wenn sie dabei ihre Aufgaben als Regentin gut und gerecht erfüllte, warum nicht? Und natürlich von dem Fluch des Roten Throns: bevor ein Nachkomme, ein rechtmäßiger Erbe gezeugt werden kann, stirbt der Monarch, der Herrscher Korvosas einfach. Oder so ähnlich hiess es.
Ob der Teuler auch so dachte? Das hätte mich sehr interessiert. Und der Halbelf? Er schloss sich uns in dieser Nacht des Chaos und der Anarchie vorerst an. Ich wusste nicht genau was ich davon halten sollte.
Unsere eigenen Betten in dieser Nacht zu erreichen war absolut fraglich, denn in der verwüsteten Stadt würden wir uns nur noch mehr Gefahr aussetzen. Also beschloss ich, dass wir drei, Mercutio muckte nicht einmal auf, die Nacht in Zellaras Haus verbringen würden.



Aber welch trauriges Bild bot sich uns dort. Dicke Staubwolken  bedeckten den Boden und die Möbel waren allesamt ruiniert. Das konnte nicht sein! War alles bei unserem ersten Besuch eine Illusion gewesen? Oder jetzt? Plötzlich erschien uns eine geisterhafte Gestalt bläulichem Licht. Und es war Zellara die zu uns sprach:

„ Lamm hat mir das Leben genommen, doch ich kann nicht eher ruhen, die Schicksalskarten wieder in meinem Besitz sind und Rache geübt wurde.“ Ich wollte sie ihr augenblicklich zurückgeben, doch Zellara lehnte ab. Stattdessen erteilte sie uns die Aufgabe Korvosa vor dem Untergang zu bewahren. Dann löste sie sich in Luft auf.
Der Halbelf verstand gar nichts mehr. Er tat mir fast ein wenig leid, aber nur ein wenig! Und wir berichteten ihm, der sich übrigens Cael nannte. Wir erzählten ihm von unseren bisherigen Erlebnissen und den Ereignissen die uns zusammengebracht hatten.

Meine Freude über Zellaras Geschenk war unbeschreiblich. Noch in dieser unruhigen Nacht legte ich die Karten für uns.

Sie deuteten auf die neue, politische Situation in der Stadt hin. Mercutio und ich stritten uns erneut. Ich sagte ihm, dass ich hinter der Königin stehen würde, doch befürchte, dass alles ganz anders kommen würde. Ich hatte Angst um sie und wähnte Ileosa in größter Gefahr. Der Teufler lachte über diesen „Humbug“ mit den Karten, und wollte damit nichts zu schaffen haben. Ließ jedoch dabei nicht seine politische Einstellung durchschimmern. Er lediglich der Meinung, dass Ileosa den Thron rechtmäßig von ihrem toten Gemahl geerbt hatte.

Cael hielt es nicht mehr im Haus aus. Er musste nach draußen auf die Straßen. „Um den anderen helfen zu helfen“, sagte er. Er wollte sich in Richtung Schloss begeben. Und das Beste war, dass der Chel ihm folgen wollte. Er wollte mit „eigenen Augen sehen“, wie Cael half. Mercutio ist mir wirklich ein Gräuel!  Ich versuchte den Halbelf aufzuhalten und warnte ihn, dass überall gepanzerte Soldaten das Volk wegtrieben. Doch er wollte nicht hören.

Alleine bleibe ich im verwüsteten Haus zurück.

Meine Gedanken kreisten immer wieder um Mercutio. Fast glaubte ich, dass er so etwas wie Hass gegen mich empfand. Aber warum? Alle seine Äußerungen über mich oder über mein Verhalten waren so niederschmetternd, dass ich nur Wut empfinden konnte. Wenn ich an den Auftrag Zellaras dachte, erschien es mir sehr viel besser, wenn wir uns einigermaßen vertragen könnten. Wie sollte das weitergehen? Was war Cael für einer? Konnte ich ihm vertrauen?

Als sie wenige Stunden später zurückkamen und mir von ihren Erlebnissen berichteten, fühlte ich mich nur bestätigt und hatte kein Mitleid mit den beiden Narren.



Am nächsten Morgen schien alles ruhig und wir konnten es wagen, Daro in Alt Korvosa bei seinem Vormund aufzusuchen. Keiner war zu sehen, eine eigenartige Stimmung umfing uns. Die Luft roch noch immer nach Feuer und der blaue Himmel war hinter einem geisterhaften grauen Wolkenschleier verborgen.

Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich eine Gestalt in zerrissenen schwarzen Roben vor uns auf. Die Kapuze weit über das wirre graue Haar gezogen, schlürfte sie unheimlich auf uns zu. Es war ein alter Mann, der mit seinen krallenartigen Fingern nach Caels Gesicht griff. Er faselte etwas von den schrecklichen Dingen, die er in seinen Träumen gesehen habe. Darunter eben auch Cael. Das Gesicht des Alten war eingefallen, verfaultes Fleisch und fürchterlich braune Zähne ließen mich zurückweichen. Es war schaurig! Er spie:
„Das Auge des Groetus linst aus dem Knochengarten auf diese Stadt!“ und anderen Schwachsinn von der dunklen Stunde die Korvos bevorstünde. Dann griff er Cael an! Ich konnte diesen wahnsinnigen Propheten zu Fall bringen und Mercutio gab ihm mit einem Säurepfeil den Rest.

Unverhofft umringten uns Grauröcke die just in diesem Moment aufgetaucht waren. Die Gardisten beschuldigten uns des Mordes und nahmen uns gefangen. Wir wurden in ein stinkendes Loch geworfen, zu ein paar wahren Verbrechern. Der Gestank war unerträglich. Das einzige, was ich hier als gut beschreiben konnte war, dass sich Daro unter den Gefangenen befand.
In aller Kürze erzählte er uns von seiner Festnahme: man hatte ihn in einer Straßensperre aufgehalten und natürlich die Schätze von Lamm bei ihm gefunden. Diebesgut. Unter Folter hatte man ihm dann alles über seine „Mittäter“ entlockt. Daro hatte ihnen die Wahrheit gesagt und Mercutio und mir erzählt.
Als sich ein Mitgefangener an Daro vergreifen wollte, verlor ich die Beherrschung und es entstand eine wilde Rauferei zwischen diesem Schweinehund und mir. Unser Rufen nach den Wärtern wurde nicht erhört. Cael heilte die Bedürftigen und sprach den teilweise zu Unrecht eingekerkerten Mut zu.
Mein Körper zitterte und ich kämpfte damit meinen Mageninhalt bei mir zu behalten. Dann kam der Aufruf für Daro und Mercutio. Mehrere Gardisten holten sie heraus. Was geschah mit ihnen? Kurze Zeit später holten sie auch mich.
Immer noch zitterten mir die Beine. Ich wurde zu den beiden anderen in einen Verhörraum mit vier Schemeln gebracht. Mich kaum noch auf Füßen halten könnend sank ich erleichtert auf einen der Holzschemel. Dann trat eine junge, müde wirkende Frau in blutroter Rüstung aus den Schatten und begrüßte uns. Wir waren vor Feldmarschall Cressida Kroft höchstpersönlich geführt worden.

Daros Geschichte war überprüft worden. Bis auf die Brosche konnten wir die Schätze, die man bei dem Jungen gefunden hatte, behalten. Während uns frisches Wasser und Brot gereicht wurde, bat uns Kroft an in die Dienste der Garde zu treten. Korvosa war in Gefahr sich selbst in Stücke zu reißen und es sei wichtig für Ordnung in der Stadt zu sorgen, hatte sie gesagt. Kroft erzählte uns von einem Deserteur namens Verik Vancaskerkin, der sich mit seinen Männern in einem Schlachthaus am Nordtor versteckte. Er sollte lebend in die Zitadelle gebracht werden, um dort befragt werden zu können. Sie beschrieb uns Vancaskerkins Aussehen und verfasste für Daros Vormund Hadrak ein Schreiben über die Mitgliedschaft seines Zöglings in Korvosas Garde, so wie für uns Urkunden die uns als Agenten ausweisen sollten.
Unser erster Auftrag bei der Stadtgarde. Ich wusste noch nicht so ganz, was ich davon halten sollte.

Bevor wir uns auf den Weg zum Nordtor machten, tauschten wir unsere Schätze bei den Priestern Abadars gegen Heiltränke und sonstige nützlichen Gegenstände ein. Die Stadt bot einen schrecklichen Anblick. Betrübt besuchten wir verwüstete Geschäfte und passierten ruinierte Häuser.

Der Regen prasselte auf das Schild, auf dem eine fette, lachende Kuh zu sehen war, das über dem Eingang des alten Schlachthauses hing. Daro hielt nach Eingängen und Fluchtwegen Ausschau und schlich sich um das Gebäude. In einem Schaufenster neben dem Eingang lag rotes Fleisch auf einer schwarzen Marmorplatte und ich nahm mir vor eine Kundin zu mimen. Doch als Einer herauskam, bläffte er uns nur an, sie verkaufen nichts, sie  verteilen alles an die Armen und wir sollten verschwinden.

Fast eine Stunde haben wir gewartet, weil der liebe kleine Daro in der Nachbarschaft Lampenöl besorgen musste, um das Quietschen der Scharniere zu vermeiden. Das war schon richtig, fast lautlos denn. Auch die anderen Türen, und davon gab es nicht wenige, bereitete der Kleine entsprechend vor. So war es für uns ein Leichtes die verschiedenen Räume zu durchsuchen, ohne viel Lärm zu machen.

Überall klebte der metallische Geruch von Blut. Es gab einen Raum mit Wasserbecken, eines siedend heiß und dampfend, das andere eiskalt. Und da war ein Raum mit einer Konstruktion von verschiedensten Haken zum Lagern des getöteten Viehs. In dem Raum den Wasserbecken waren zwei Männer in Kettenhemden beschäftigt gewesen. Sie sprachen sich mit Parns und Karallo an. Auf meine Frage nach Vancaskerkin, ließ Parns sofort sein Werkzeug fallen und schlug mit einem Fleischhammer auf mich ein. Mein Schal versagte seinen Dienst und Cael forderte Parns mit magischen Worten auf, noch mal genau nachzudenken. Selten habe ich einen so stumpfsinnigen Gesichtsausdruck gesehen. Das ganze Fragespiel sollte jedoch noch spannender werden, denn Mercutio feuerte magische Geschosse ab und Daro kletterte geschickt auf die Eisenkonstruktion um erfolgreich mit der Armbrust anzugreifen. Mein Sturmangriff mit dem Schal war genial und lockte den zweiten namens Karallo an, der sich nun auch verpflichtet fühlte einzugreifen. Er wollte sich einfach nicht ergeben, obwohl das unser Vorschlag war. Sich einfach niederzuknien und sich zu ergeben.  Aber nein. Dieser Mistkerl setzte Cael heftig zu.
Nach längerem Gefecht gelang es uns die beiden zu fesseln und an die Eisenstangen zu hängen. Wie dumm von mir einen bewusstlos zu schlagen. Cael half ihm wieder ins Diesseits und wir konnten unsere Fragen stellen, um sie anschließend beide zu knebeln.

Nach dem Schweinestall mit den beiden fetten Sauen und Futtertrögen, öffneten wir die nächste Türe. Vom Korridor aus führte eine Treppe nach oben wo ich einen menschlichen Schatten auf dem Treppenabsatz erkennen konnte. Schon flog ein Pfeil auf mich zu. Mein Versuch dem Schützen so schnell wie möglich zu folgen und ihn zu Fall zu bringen, schlug leider fehl.
Er verschwand im Nebenraum und verschloss die Tür. Die Beschreibung von Kroft passte haargenau. Es handelte sich um den Anführer der Deserteure: Vancaskerkin. Als auch Daro oben angelangt war, öffneten wir die Tür. Vancaskerkin schoss einen weiteren Pfeil, doch dieses Mal riss ihm mein Schal eine tiefe Wunde ins Fleisch. Cael betrat den Raum und spendete Segen für unser Vorhaben der Festnahme. Unser Armbrustschütze übertraf sich selbst, so gut trafen seine Pfeile. Mercutio ließ endlich wieder seine magischen Geschosse auf den Deserteur zischen und Vancaskerkin sackte bewusstlos zusammen.

Auch ihn fesselten ihn. Nachdem Cael ihn geheilt hatte schlug er seine Augen auf und gestand er ein: “Ihr habt gewonnen!“
Auf dem Schreibtisch der Kammer stellten wir einen silbernen Dolch sicher, dann durchsuchten wir den Rest des Schlachthauses. Allerdings konnten wir keine weiteren Beweise oder Deserteure mehr finden.



Erschöpft kehrten wir schließlich mit unseren Gefangenen in die finstere Zitadelle Volshyenek zurück und sanken dankbar auf die harten Pritschen der Kaserne, um uns von den Strapazen der vergangenen Tage zu erholen.[/i]
« Letzte Änderung: 01. November 2009, 22:32:22 von Zellara »

Zellara

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Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #13 am: 15. September 2008, 00:34:50 »
5. Pharast, 4708 AZ

Über die monumentale Treppenanlage der Stufenpyramide, auf deren Spitze Schloß Korvosa thronte, fegte ein kalter, garstiger Wind hinweg. Obwohl die eisige Luft unangenehm in die Gesichter der vier Agenten schnitt, verlangsamten sie unweigerlich ihren Aufstieg, um den Ausblick über die Stadt besser bewundern zu können.

Zahlreiche Statuen von Heiligen und Helden ragten vor den braunen Holzschindeldächern der kleinen Fachwerkhäuser von Mittland und Südküste von den prunkvolleren Herrenhäusern der Höhen in den weißgrauen Himmel empor. Am Stadtrand konnten sie die riesige Kuppel des Pantheons der Vielen erkennen, dessen weiße Marmorfassaden selbst an diesem grauen Tag weiß leuchteten. Doch auch ein anderes Gotteshaus erregte ihre Aufmerksamkeit. Es war der Asmodeustempel mit seiner ungewöhnlichen Sternenform und den roten Fenstern, die wie die finsteren Augen des Höllenfürsten selbst in die Stadt zu starren schienen.

Dann ermahnte der kalte Wind wieder zur Eile und rief das eigentliche Ziel des mühsamen Unterfangens zurück in die Köpfe der Vier.

Vor den Agenten erhoben sich die schwarzen, spitzen Zinnen von Schloß Korvosa, das wie die Kralle eines Drachen auf unschuldiges Blut zu warten schien. Sichtlich eingeschüchtert setzten die Vier ihren Aufstieg fort.

Auf dem Treppenabsatz wartete eine wunderschöne Kriegerin in kunstvoll gefertigtem Schuppenpanzer. Die Gardisten der Geleitpatrouille knieten demütig vor ihrer Anführerin nieder und begrüßten sie mit gesenkten Häuptern: „Seid gegrüßt Hohe Dame Merrin! Das sind die Agenten von denen Feldmarschall Kroft berichtet hat. Sie erbitten eine Audienz bei der Königin.“

Die Schönheit quittierte dies mit einem kühlen, aber nicht unfreundlichen Lächeln und einer angedeuteten Verbeugung in Richtung der vier Gäste. Sie trug ein mächtiges Krummschwert, an dessen schwarzer Klinge weiße Nebelfetzen wie hungrige Flammen flackerten. Der Knauf dieser eindrucksvollen Waffe besaß die Form einer goldenen Drachenklaue, die einen kugelförmigen Rubin hielt.

Sie legte ihre rechte Hand auf den rot funkelnden Edelstein und machte auf dem Absatz kehrt. Ihr weißer, golddurchwirkter Umhang bauschte sich im Wind auf und flatterte über die Köpfe der knienden Gardisten hinweg, dann schritt Merrin mit den sicheren Schritten einer geübten Schwertkämpferin in das Schloss voran.

Über dunkle Korridore gelangten sie letztendlich in den Thronsaal selbst.

Der Raum wurde von kunstvollen Fresken und Mosaics geschmückt. Drei große Fenster aus farbigem Glas zeigten die ruhmreichen Taten vergangener Monarchen. Am gegenüberliegenden Ende des Thronsaals stand der eiserne Herrschersitz Korvosas Monarchen, der berüchtigte Rote Thron. Bleiche Sonnenstrahlen fielen auf seine blutroten Polster, die die einzige Farbe im ganzen Raum zu sein schienen.

Eine zierliche Gestalt thronte auf dem beeindruckenden Sessel, verborgen unter kostbaren Schleiern der Trauer.

Die Anführerin der Palastwache führte die Besucher wenige Schritte vor den Thron. Sie gebot ihnen auf die Knie zu sinken und kündigte selbst mit gesenktem Haupt die vier Agenten an, bevor sie neben dem Roten Thron Stellung bezog.

Mit heller, aber dennoch fester Stimme begrüßte Königin Ileosa ihre Gäste, die nur wagten ein paar flüchtige Blicke auf die Monarchin zu werfen. Sie schenkten der Höflichkeit Ileosas kaum Beachtung, denn diese gehörte ihrer erhabenen Erscheinung. Die Herrscherin schwamm auf den blutroten Polstern in einem Meer aus schwarzer Seide, doch ihre vollkommene Schönheit  blieb unter den dunklen Schleiern ihrer Trauerkleidung verborgen und ließ sich lediglich erahnen.

„Diese Brosche wurde mir bereits vor einiger Zeit entwendet. Um ehrlich zu sein habe ich nicht erwartet sie jemals wiederzusehen. Dennoch tretet Ihr, in jener finsteren Stunde vor mich und beschenkt mich mit Güte.“, begann sie.

„Die Wiederbringung dieser Brosche bedeutet viel mehr als eine edelmütige Tat. Sie ist Inspiration. Sie ist Hoffnung.“

„Ich liebe Korvosa, wie es mein Gemahl vor mir getan hat. Sein Tod erschütterte die Stadt wie mich selbst, jedoch werde ich weder tatenlos zusehen wie sein Erbe nun mit ihm zu Grunde geht, noch werde ich meine Stadt im Chaos versinken lassen. Ganz Korvosa steht am Rande des Untergangs, heraufbeschworen von seinen eigenen Bürgern. Diese Unruhen dürfen nicht anhalten.“

„Ihr habt meinem Herzen bereits einen wertvollen Dienst erwiesen, indem Ihr mir in dieser finsteren Stunde dieses Schmuckstück wiederbeschafft habt und so sollt Ihr belohnt werden. Jedoch könnt Ihr Eurer Stadt erneut zu Diensten sein. Die Stadtgarde ist nicht gerade gut besetzt und kann sicher weiterhin die Hilfe von Helden wie Euch gebrauchen.“

„Nun muss ich mich in meine Gemächer zurückziehen. Die Trauer hat mich völlig erschöpft.
Noch einmal danke ich für die Güte die Ihr mir und der Stadt gegenüber erwiesen habt und bin voller Hoffnung, dass Eure Tage in den Diensten der Krone gerade erst begonnen haben.“

« Letzte Änderung: 01. Februar 2009, 22:57:19 von Zellara »

Zellara

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Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #14 am: 16. September 2008, 00:04:43 »
5. Pharast, 4708 AZ

Nach einer Audienz bei der Königin war mein Herz mit Stolz und Tatendrang erfüllt. Die neue Herrscherin der Stadt war zwar in tiefer Trauer, ob des Todes ihres geliebten Gemahls, dennoch wollte sie es nicht versäumen uns persönlich zu danken, dass wir ihre teure Brosche wiederbeschafft haben. Die Belohnung bestand jedoch nicht nur aus den freundlichen Worten Ileosa Arabastis. Ihre wunderschöne Leibwächterin hatte uns eine Silbertruhe mit zwölf kleinen Goldbarren ausgehändigt auf denen das königliche Wappen zu sehen war.

Auf Befehl der Königin und mit unserem Einverständnis wurde das Gold von einer Eskorte in die Schatzkammer des Abadartempels gebracht, obwohl ich auch gern ein Wenig davon gleich ausgegeben hätte. Deswegen beschlossen wir wenigstens den Inhalt unserer Geldbörsen zu verprassen!

Der Goldmarkt, des Bezirks Mittland wichtigster Umschlagplatz für Waren aller Art, lag am östlichen Ende der Feldmarschallstrasse und damit von Schloss Korvosa nicht weit entfernt. Also verabschiedeten sich die vier Agenten der Garde gebührend von Königin Ileosa, um ihre Erfolge zu feiern.

Cael der Halbelf und der kleine Daro haben sich dann jedoch bald abgesetzt. Beide hatten angeblich wichtigere Dinge zu tun.



Aus den Einkäufen mit Mercutio, auf die ich mich so gefreut hatte, wurde jedoch vorerst nichts. Der Teufler und ich  waren also alleine auf dem Weg zum Marktplatz und das sogar fast ohne größere Streitigkeiten. Während ich mir schon ausmalte, was ich alles für Besorgungen machen wollte, duftende Essenzen, Alchimistenfeuer und Heiltränke, waren alle Zugänge zum Markt mit aufeinander gehäuften Säcken und zusammen geschobenen Karren verbarrikadiert. Die Gardisten hatten die provisorischen Straßensperren errichtet, und es dauerte nicht lange, da wussten wir auch weshalb.

Neben mir stand eine verzweifelte Shoanti mit einem Falken auf der Schulter. Sie wollte unbedingt auf den Marktplatz. Sogleich spürte ich eine gewisse Verbundenheit zu der Frau die sich Yolana nannte, vielleicht weil sie mich an meinen Geliebten Shadfrar erinnerte. Und ihre faszinierende Ausstrahlung! Wie sie darauf bestand auf den Marktplatz zu einem Wandermagier namens Sagitar Tiguan zu gelangen, funkelten ihre Augen wie die einer wilden Bestie. Die Federn an ihren exotischen Kleidern flatterten mystisch im Wind, der sie hoch über die Stadt und zurück auf das Storval Plateau tragen wollte.

Der Teufler und ich waren uns ausnahmsweise einig. Wir wollten Yolana begleiten, denn wir sahen es auch als unsere Pflicht, als Agenten der Garde, Korvosa und seine Besucher zu schützen. Dann hörten wir diese schrillen, krächzenden Stimmen blutrünstige Lieder singen: Goblins! Als wir über die Barrikade geklettert waren, stolperten wir fast über die schrecklich entstellte Leiche eines bepanzerten Reiters. Auf seiner Rüstung waren seltsame Zeichen und eine Teufelsfratze zu erkennen. Und neben ihm lag sein totes Streitross. Mich schauderte es bei diesem Anblick und noch größeres Unwohlsein überkam mich inmitten einer Art winziger Hügellandschaft aus nackten Riesenratten bei mir hervor… sie waren überall... grausiger Ekel stieg in mir auf.

Dann kamen diese widerlichen Goblins auf uns zu! Ich hörte es erst an den grässlichen Liedern, dann sah ich sie. Ihre eierförmigen, übergroßen Köpfe saßen auf dünnen Körpern. Ihre grau-grüne Haut schützten sie durch Rattenlederrüstungen, auf deren Brustpanzer eine weiße Schlange abgebildet war. Und Ihre Waffen hatten bestanden aus rostigen, durchlöcherten Klingen.

Zwischen den brennenden Marktständen tauchte plötzlich ein Riesenhund mit feuerrotem Fell und schwarzen Fängen auf. Aus seinem blutverschmierten Maul züngelten bläuliche Flammen, und ich hatte das Gefühl, dass seine rot glühenden Augen uns fixierten, um uns jeden Moment mit einem gewaltigen Sprung anzugreifen.

Da flog ein Goblin, kugelrund wie ein Ballon, über unsere Köpfe hinweg. Ein hitziger Kampf entbrannte. Mercutio konzentrierte seinen magischen Attacken auf den fliegen Goblin, der plötzlich ein Fläschchen nach uns warf. Er wusste sich mit Säurepfeilen zu helfen, um den Ballongoblin anzugreifen.Sogar Yolanas Falke unterstütze uns mit Krallen uns Schnabel. Ein anderer Goblin stopfte sich ständig Trockenfrüchte in sein gieriges Maul und brachte mich so in Rage, dass es mir ein wahrliches Vergnügen ihn zu töten. Die Goblins schlugen auch auf den Feuerhund ein, und als er sich wehrte, konnte ich erkennen, wie sein Feuerodem und sein Biss alles in Flammen hüllte, ihm selbst schienen die Flammen völlig unversehrt zu lassen. Plötzlich gab es einen lauten Knall und der fliegende Goblin explodierte über unseren Köpfen. Doch die Goblins bereiteten uns keine Probleme. Es war diese Höllenbestie die uns das Leben schwer machte. Nachdem sie ein paar der kurzen Quälgeister tot gebissen hatte, stürzte sie sich auf uns.
Eine gewaltige Stichflamme schoss mir und Yolana entgegen. Die Angriffe des Feuerhunds setzten mir übel zu. Ich hatte unglaubliche Schmerzen und erlitt heftige Verbrennungen. Nach unserem Rückzug musste Mercutio alleine gegen diese Bestie weiterkämpfen. Ich floh in Richtung Strassensperre, um Verstärkung zu holen, in der Hoffnung, dass meine beiden Begleiter mir folgten. Und das taten sie dann auch, doch der Feuerhund schien dem Teufler dicht auf den Fersen. Meine Wunden brannten und mir liefen Tränen der Verzweiflung hinunter. Wieder hörte ich die schrillen Stimmen der Goblins und sah einen, der sich Töpferwaren und tönerne Scherben in sein Maul steckte. Gepriesen sei Abadar, der Hund war endlich abgelenkt ab.

Yolanas Ungeduld, endlich Sagitar Tiguan zu treffen, wurde immer stärker. Sie behauptete ein ganz bestimmtes Heilmittel von ihm zu brauchen. Doch Mercutios und auch meine Verletzungen erlaubten es nicht, es so leichtfertig wieder dem Feuerhund aufzunehmen. Wir machten uns also auf den Weg zum Tempel Abadars. Desna sei Dank, es befand sich sogar einer der Priester unter den Gardisten an der Strassensperre, der uns die nötige Heilung verschaffte. Der junge Mann in den weissen Gewändern legte seine Hände auf unsere versengte Haut und ließ goldenes Licht die Wunden schließen.

Wieder auf dem Marktplatz, stiessen wir auf Pavels ausgebrannten Imbiss. Aus einem Fass starrte uns ein weiß geschupptes Goblingesicht mit bösen, schwarzen Augen an und ein zweiter, fetter Goblin torkelte um ein anderes Fass herum, um uns mit einem Rülpser zu begrüßen. Doch der geschuppte widerte mich noch mehr an! Und ich schlug unablässig auf ihn ein! Mercutio versah den Boden hinter den Fässern mit einem Zauber und verwandelte ihn in eine rutschige Fläche, die es dem Fetten nicht erlaubte auf den Füssen zu bleiben. Als er auf dem Boden herum rollte, schlug ich auf ihn ein, doch was fiel diesem hässlichen Ekel ein, er schüttete sich einen Heiltrank in sein gefrässiges Maul.
Dann erkannten wir den Schlangenkörper des Fassgoblins, der mir eine giftige Wolke aus Säure und Blut entgegenwürgte. Trotzdem war dies für ihn die letzte Tat, denn wir stießen das Fass um und Yolana machte ihm den Garaus! Dem Fetten schlitzte ich währenddessen die Kehle mit meinem Klingenschal auf. Als ich ihn durchsuchte, fand ich fünf Heiltränke bei ihm, die ich natürlich sofort in meine Taschen wandern ließ.

Weiter auf der Suche nach dem Zelt des Wandermagiers, wurden wir schon wieder von einem dieser Goblins aufgehalten. Sein Eierkopf war zwischen zwei farbenprächtigen Planwagen eingeklemmt und seine dürren Beine strampelten panisch in der Luft. Mit einem gezielten Angriff erlöste ich ihn. Doch wie aus dem Nichts erschien plötzlich ein weiterer Goblin hinter mir und stieß mir seine rostige Klinge in den Rücken. Gemeinsam konnten wir den Schuft niederkämpfen. Er musste unsichtbar gewesen sein, denn zuvor hatten wir ihn nicht entdeckt.

Dann entdeckten wir endlich das Zelt des Wandermagiers! Seine Seide schimmerte wie eine Perle im blassen Sonnenlicht, doch der golddurchwirkte Stoff war über und über mit Brandlöchern ruiniert. So konnten wir in das finstere Innere sehen. Es bot sich uns ein Anblick, der mich sogleich faszinierte: ein Spiel aus Schatten und unnatürlich blauem Licht. In der Mitte des Zeltes stand die goldene Statue eines Goblinkrieger in triumphierender Pose. Ich war so verblüfft von diesem Anblick, dass ich die nackte Ratte mit ihren milchigen Augen fast zu spät bemerkte. Yolana versah ihrem treuen Gefährten, dem Falken, mit einem Zauber und schon stürzte sich die Riesenratte auf Mercutio. Plötzlich begann die Statue sich zu bewegen.

Der goldene Goblin trug einen schwarzen Schild auf dem die zornige Fratze eines Teufels zu sehen war. Er führte sein mächtiges Schwert gegen mich mit unerwarteter Kraft und Stärke und setzte mir schwer zu. Ich schluckte einen der erbeuteten Heiltränke und erschlug ihn einfach.

Kurz Zeite später schrumpfte er, zog sich förmlich zusammen und auch der Goldschimmer verschwand. Meine Begleiter schienen unversehrt, also durchsuchte wir das verwüstete Innere des Zelts. Überall lagen leere Fläschchen und Phiolen, die Goblins hatte sorgfältig geplündert und zerstört. In dem Chaos fanden wir dann auch einen reglosen Körper von kleiner Statur, eingehüllt in graue Roben. Als Yolana erkannte, dass der Halbling, Sagitar Tiguan noch am Leben war, sprach sie fremd klingende, eigenartige Worte und heilte den kleinen Mann.

Er erzählte uns die Geschichte, die wir uns schon längst selbst zusammengereimt hatten. Goblins hatten ihn überfallen, alles aufgefressen und verwüstet. Auch das Heilmittel, das die Shoanti so dringend benötigte war von den Vandalen vernichtet worden. Jedoch fand Sagitar in dem Chaos eine Truhe mit seinen Rezepten und versicherte Yolana, dass er nur etwas Zeit benötigen würde das Heilmittel erneut herzustellen.[/i]
« Letzte Änderung: 01. November 2009, 22:31:52 von Zellara »