Autor Thema: Der Fluch des Roten Throns  (Gelesen 18068 mal)

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Zellara

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Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #15 am: 16. September 2008, 00:06:27 »
Es folgt eine kleine Szene die auf dem Ratschlag von Eldan basiert. Vielen Dank noch Mal an dieser Stelle, vielleicht liest du ja mit.


5. Pharast, 4708 AZ

Als die beiden Agenten mit dem Halbling und der Shoanti über die Barrikade aus Hafersäcken geklettert waren, entspannten sich ihre angestrengten Gesichter und sogar Mercutio konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
Doch die Mundwinkel des Magiers blieben nicht lang an jenem ungewöhnlich hohen Ort. Es war die säuselnde Stimme von Ignacio Ornelos, die wie eine Nadel in sein Ohr gestochen hatte. Der widerliche Schönling stand aufdringlich wie immer vor einer Soldatin. Er hatte seine rechte Hand gegen den Karren hinter ihr gedrückt, während er mit der Linken ihre Wange streichelte.

Dieser Tölpel von Gardist hatte tatsächlich den Neffen des Dekans selbst hergeschafft, um den Höllenhund zurück auf seine finstere Heimatebene zu schicken!

Noch hatte er ihn nicht bemerkt.

Mercutio beschloss es auch dabei zu belassen und ging schnellen Schrittes in Richtung Zitadelle Volshyenek. Ein lautes Lachen der beiden Damen in seinem Schlepptau vereitelte den Plan des Magiers, denn natürlich war sofort die Aufmerksamkeit von Ignacio geweckt.

Unwillkürlich fuhren die Hände beider Männer zu den Zauberstäben in ihren Gürteln.

I. O.:  „Sieh an, Mercutio. Es ist mir neu, dass die Garde Korvosas die Verbrecher die sie
fängt gleich in die Dienste der Stadt stellt! Feldmarschall Kroft muss wahrlich
verzweifelt sein.“

M. D.: „Und dem Campus der Acadamae müssen langsam die Flitchen ausgehen. Oder warum wirfst du einer Tänzerin und einer Mähne deine lüsternen Blicke hinterher?“

I. O.: „Im Gegensatz zu dir wohnt mir Manneskraft inne die es mit mehr als einer schwieligen Rechten aufnehmen kann.“

M. D.: „Ich vergaß, deine Kehrseite wurde ja von Onkelchen Toff höchst persönlich geschult.“

I. O.: „Oh ja! Und das so gut, dass ich das Schoßhündchen des Ritters mit einem Fingerschnippen verschwinden ließ. Deine Robe hat ein paar Löcher, er hat dir doch nicht wehgetan der große, böse Wauwi?“

Lachend rempelte Ignacio den zähneknirschenden Mercutio unsanft an, bevor er sich wieder an die Gardistin ranmachte die noch immer völlig bezaubert vor dem Planwagen wartete.

Zanovia und Yolana hatte er sowieso aus den Augen verloren, es bestand also kein Grund mehr zur Eile. Der Magier machte keine fünf Schritte, da wurde er erneut angesprochen. Diesmal von einem Unbekannten. Der alte Mann war durch seine Kleidung dennoch als Zauberkundiger zu benennen. Er zog seinen schlappen Spitzhut vom Kopf und strich sich eine fettige, grauweiße Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann stellte er sich als Phaenon Skoda vor.

Mercutio wusste immer noch nichts mit dem Fremden anzufangen. Mit gerümpfter Nase musterte er sein Gegenüber.
Die für einen Arkanisten ungewöhnlich modischen Roben von Skoda, stammten wohl noch aus der Jugendzeit des alten Mannes. So wurden mit purpurfarbener Seide grobe Ausbesserungen an dem zerschlissenen, ausgeblichenen blauen Samt vorgenommen. Vermutlich deckten die Flicken Löcher ab, die ein simpler Zaubertrick nicht gestopft hatte.

Beinahe unerwartet fing der Fremde eine Unterhaltung an.

P. S.: „Ihr kennt diesen Tiguan gut?“

M. D.: „Nein, das kann man so nicht sagen.“

P. S.: „Wisst Ihr, ich interessiere mich für einen der Zaubersprüche, die auf dem
Marktplatz zu bewundern waren. Genauer gesagt handelt es sich um die Formel, die die
Haut des Goblins in Gold verwandelt hat.“

M. D.: „So, so.“

P. S.: „Ja, als passionierter Alchimist ist mein Interesse natürlich groß. Ihr
habt dem kleinen Herren immerhin das Leben gerettet. Er ist Euch sicher dankbar.
Vielleicht könnt Ihr ihn dazu überreden, Euch einen Blick  auf die Zauberformal werfen
zu lassen.“

M. D.: „Ja, vielleicht. Aber warum sollte ich so etwas tun?“

P. S.: „Das ist eine gute Frage, denn an Geld seid Ihr, der in der Gunst von Königin Ileosa steht, wahrscheinlich nicht interessiert. Nun ich konnte nicht umhin Zeuge Eurer Unterhaltung mit diesem verzogenen Ornelosspross zu werden. Wie ich Eure Lage deute, so seid Ihr, was die arkanen Künste angeht auf Euch allein gestellt. Eine Reihe unglücklicher Zufälle hat Euch den Abschluss auf der ach so angesehenen Acadamae verwehrt. Und die andere Schule für Arkanisten wird Euch sicher auch nicht mit offenen Armen empfangen. Wenn Ihr also Eure Zauberkräfte weiterentwickeln wollt, so benötigt Ihr eine Quelle für Komponente, verschiedene andere Dinge und vor allem mehr Wissen. All das findet ihr in meinem kleinen Laden mit dem passenden Namen Heckenzauberei.“

M. D.: „ ... Wir werden sehen.“

Erbost rauschte der dunkel gerobte Magier Mercutio Dragonetti an seinem Gesprächspartner vorbei. Der Fremde hatte Recht und das wusste er.

*     *     *

Nachdem Mercutio und Zanovia abgekämpft in die Zitadelle zurückgekehrt waren, hatten sie sogleich der Feldmarschall Bericht erstattet. Cressida Kroft hatte daraufhin die beiden anderen Agenten, Cael und Daro, ausgesandt um die Spur der Goblins in die Kanalisation zurückzuverfolgen und auszumerzen.

Seit dem vergangenen Winter hatten die Geisterschlangengoblins durch nächtliche Diebstähle auf sich aufmerksam gemacht. Immer wieder hat man die unheimlichen, milchigen Schuppen von Goblinschlangen an den Tatorten aufgefunden. Niemals jedoch hatten die Leisetreter es gewagt bei Tage zuzuschlagen.  Offenbar hatten die Unruhen nach König Eodreds Tod die Goblins zu diesem gewagten Überfall ermutigt.
« Letzte Änderung: 04. Januar 2009, 14:01:40 von Zellara »

Zellara

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Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #16 am: 16. September 2008, 00:08:41 »
6. Pharast, 4708 AZ

Am darauffolgenden Tag war es an Cael und Daro Bericht zu erstatten. Den beiden Agenten war es tatsächlich gelungen das Nest der Geisterschlangengoblins in den Kammern tief unter Korvosa aufzuspüren. Mit einer Hand voll Gardisten hatten sich der junge Armbrustschütze und der Halbelf in die Grotten begeben, die dem verderbten Stamm als Unterschlupf gedient hatten.

Dort bekämpften sie noch mehr dieser rattenähnlichen Goblinhunde, mit denen es Mercutio und Zanovia bereits auf dem Goldmarkt zu tu gehabt hatten, und stießen auf eine Art Tempel, in dem die Goblins ihren finsteren Göttern huldigten. Cael benannte sie als Lamashtu, Zarongel und Zogmugot. Bewacht wurden die unheiligen Höhlen von den weißgeschuppten Goblinschlangen und beherbergten die Überlebenden Stammesmitglieder. Besonders der Häuptling und der Schamane, vielleicht nannten die Goblins ihn auch Priester oder gar Hohepriester, lieferten den Männern aus Korvosa einen harten Kampf. Selbst Cael vermochte es nicht das Leben von zwei der Gardisten in dieser erbitterten Auseinandersetzung zu retten.

Der Angriff auf den Goldmarkt hatte die kaum verheilten Wunden der Unruhen wieder vollends aufgerissen und so war es für Korvosa umso wichtiger, dass die Übeltäter schnell zur Strecke gebracht wurden. Ein Grund warum die vier Agenten nach der jährlichen Parade der Schwarzen Kompanie Cael, Daro, Mercutio und Zanovia, aber auch eine Shoanti namens Yolana, von Feldmarschall Kroft zu einer kleinen Ehrenfeier in der Drei Ringe Taverne eingeladen wurden. Das Oberhaupt der Stadtgarde war ohnehin der Meinung, dass die wahren Helden des Tages es wenigstens diese Nacht bequemer als in der Kaserne haben sollten. Sie legte also bei der Wirtin, Theandra Dunkellicht, ein gutes Wort für die fünf ein und verschaffte ihnen gemütliche Zimmer, mit noch viel gemütlicheren Betten.
« Letzte Änderung: 04. Januar 2009, 14:02:00 von Zellara »

Zellara

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Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #17 am: 04. Oktober 2008, 13:50:05 »
Im ersten Post des Threads habe ich nachträglich ein paar Sätze zu Inspirationen und Einflüssen von CotCT geschrieben, wie ich sie sehe.

DU#1229

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Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #18 am: 29. Dezember 2008, 23:56:33 »
Wann gehts mal weiter? Ich mag die Geschichte, wenn auch das Blau Augenkrebs verursacht  :boxed:

Zellara

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Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #19 am: 30. Dezember 2008, 00:08:22 »
Wann gehts mal weiter? Ich mag die Geschichte, wenn auch das Blau Augenkrebs verursacht  :boxed:
Jetzt. Als ich posten wollte, wurde ich nett darauf hingewiesen, dass mir jemand zuvorgekommen ist.  :D

Oh, und dein unausgesprochener Wunsch ist mir Befehl: das Blau wird bei Zeiten geändert.

Zellara

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Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #20 am: 30. Dezember 2008, 00:10:02 »
Die nächsten beiden Einträge Zanovias Tagebuch sind in der Mache, da wir Abenteuer #1 nach unglaublichen zehn Monaten Spielzeit nun zu 99,9% durch haben, ist es für unsere Runde mMn sehr wichtig den Epilog des Moduls - eine Cutscene, wenn man so will - gleich hier zu erleben, bevor wir mit Abenteuer #2 beginnen.

Als Platzhalter füge ich drei bezeichnende Bilder für die Ereignisse der einzelnen Spieltermine ein, die noch nicht niedergeschrieben wurden.

Zellara

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Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #21 am: 30. Dezember 2008, 00:14:26 »
9. Pharast, 4708 AZ

Ich sitze endlich in Ruhe in der Lanzettenstraße, um meine Eintragungen zu machen.

In Zellaras altem Haus gibt es schrecklich viel zu tun. Mercutio, Cael und ich haben uns dazu entschlossen hier gemeinsam zu wohnen. Aber es wird noch viel Zeit, Goldsegel und Mühe kosten, bis es hier für uns drei einigermaßen passt.

Durch einen Boten erfuhren wir heute Morgen, dass Feldmarschall Cressida Kroft wieder einen wichtigen Auftrag für uns hatte. Als wir bei ihr vorsprachen, war auch ein gewisser Orisini anwesend. Der gutaussehende, vielleicht Fünfzigjährige, gefiel mir und sein prächtiges Rapier erregte meine Aufmerksamkeit mehr, als Krofts Worte. Während ihres Berichts, schwieg der Fechtlehrer:

Korvosa schwebe in ernsthafter Gefahr. Der Botschafter von Cheliax, ein habsüchtiger Mann namens Darvayne Gios Amprei, wolle Korvosa wirtschaftlich schwächen, um Teile der Stadt dann günstig aufzukaufen. Bereits jetzt sind die Steuern und Zölle viel zu hoch, doch Korvosa drohen Sanktionen, Embargos oder gar Krieg, könne man Amprei nicht Einhalt gebieten. Er treffe sich regelmäßig in Alt Korvosa, genauer gesagt in dem Vergnügungsviertel Aalsend, mit Devargo Barvasi oder dem König der Spinnen, wie sie ihn auf der Strasse nannten.

Unser Auftrag bestand darin, den König der Spinnen aufzusuchen und ihn über seine Verbindung zu Botschafter Amprei zu befragen. Darüber hinaus sollten wir wenn möglich ein Beweisstück der finsteren Machenschaften des Chelaxianers sicherstellen.

Devargo Barvasi, warnte uns Kroft, sei ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt. Sie gab uns einen Beutel mit eintausend Goldsegeln mit, da wir eventuell auch Bestechungsgeld bei diesem Auftrag benötigten.

Eine Audienz beim König der Spinnen!

Der reizende Orisini begleitete uns bei verschiedenen Einkäufen, die noch zu erledigen waren. Er blieb immer in meiner Nähe und schien nur auf eine günstige Gelegenheit gewartet zu haben, mir unter vier Augen von einem gewissen Grau Soldado zu erzählen. Seit dem Tod des Königs sei der junge Mann nicht mehr derselbe gewesen. Wenn ich etwas von dem Hauptmann der Garde hörte, sollte ich ihm doch bitte Bericht erstatten.
Wieder schauerte es mich, wie schrecklich wenn man nicht mehr Herr seines Geistes ist.
Kurz bevor wir in Aalsend angekommen waren, verabschiedete sich Meister Orisini.

Vom Anblick der verschiedenen Schiffe war ich schwer beeindruckt. Ein verrückter Name nach dem anderen war zu lesen. Am besten gefiel mir „Die Zwillingstiger“ mit dem Motto „Pack den Tiger am Schwanz und versuch dein Glück!“. Kettenhemdträger, Edelmänner, Huren, Piraten und jede Menge finsterer Gesellen strebten diese Orte der Lust und Zerstreuung an. Cael entrichtete für uns bei einer Patrouille von zwielichtigen Schlägern eine Vergnügungssteuer, um das Spektakel auf den Schiffen selbst erleben zu dürfen. Wir stopften unser Gold in die Stiefel und betraten ein chelaxianisches Segelschiff namens Goldfalke. Tuggins, der Wirt war ein Gnom mit strohgelbem Haar. Sogleich begrüßte er Cael vertraut und bot uns seine käufliche Gastfreundschaft an.

Als sehr einladend empfand ich es hier nicht, aber es ging ja auch nicht um mein Vergnügen. Ständig fummelte Tuggins an seinem übervollen Schlüsselbund herum. Nachdem zwei Goldsegel den Besitzer gewechselt hatten, rückte er endlich damit heraus wo wir den König der Spinnen antreffen konnten.

Wir beschlossen uns als Betrunkene auszugeben und um weniger aufzufallen zunächst den Zwillingstigern einen Besuch abzustatten.
Plötzlich trieben uns zwei finstere Kerle auf das große Kriegsschiff mit dem passenden Namen Aals End. Sie glaubten uns unsere Trunkenheit nicht! Dicke Schweißperlen rannen mir von der Stirn in die Augen, doch als die Doppeltür zum Thronsaal geöffnet wurde, gefror mir fast das Blut in den Adern. Überall waren Spinnen! Die Biester hingen, krabbelten und saßen in der ganzen Kapitänskajüte, die Barvasi offensichtlich als Thronsaal diente. Auf einem großen Ledersessel konnte ich eine blasse Gestalt erkennen.

Eine weitere handvoll dieser Schläger stand um einen massiven Eichentisch herum. Die Luft war schwer von Tabakrauch und Met. Es kostete mich viel Kraft meinen Ekel zu überspielen.
Als Cael dies bemerkte trug er unser Anliegen vor und winkte dabei mit einem Beutel Gold.

Langsam lehnte sich der Mann auf dem „Thron“ nach vorn aus den Schatten heraus. Er trug einen Lederpanzer auf dem Ketten ein stilisiertes Spinnennetz über der Brust formten und anstelle seiner Hände konnte ich nur geschwungene Klingen erkennen, von denen eine grünliche Flüssigkeit auf den Boden troff.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass gleich etwas Schreckliches passieren würde. Der mit den Klingenhänden, “Seine Majestät der König der Spinnen“ verkündete, dass sich das, was wir suchen würden, unter Deck befände. Ich legte unsere verbliebenen Goldsegel auf den Boden. Sofort schnappten sich drei fette Spinnen den Beutel und wuchteten ihn auf den heruntergekommenen Lederthron. Im selben Moment öffnete sich der Boden unter meinen Füßen und ich stürzte in die Dunkelheit hinab.

Als ich meine Sinne wieder ordnen konnte, stellte ich fest, dass ich in eine klebrige Substanz eingehüllt war. Ein Spinnennetz!

Mercutio und Cael berichteten mir später, dass sie sich einem alten Piratenspiel unterziehen mussten. Es wurde „Messern“ genannt. Während sie das Gold in ihren Stiefeln setzten, zitterte ich um mein Leben. In der Dunkelheit fragte ich mich:
Bin ich es ihnen wert, dass sie mich hier herausholen? Werden sie zu zweit gegen die Verbrecher und diese widerwärtigen Spinnen kämpfen? Kann Mercutio seine zynische Zunge zügeln? Findet Cael die passenden Worte und Taten?

Mir kam es wie eine Ewigkeit.

Als sie mich endlich herausgeholt hatten, wollte ich keine Fragen stellen und schwieg. Zurück auf Deck, lud uns Cael zu Branntwein ein. Alles hätte ich getrunken, sogar das stinkende Flusswasser! Während der König der Spinnen das Beweisstück gegen den Botschafter holte, trieben seine Schläger andere Gäste nach unten. Nur der bunt beschienene Jeggare, der wie eine funkelnde Halskette vor uns schimmerte ließ mich langsam wieder klar im Kopf werden.

Als wir endlich in Händen hielten, was wir uns teuer erstanden hatten, wurden auch wir von Schlägern weggescheucht.

Die „Beweise“ bestanden aus der amourösen Korrespondenz des Botschafters mit einer Frau namens Verania Tvastiox. Was mag Kroft damit anfangen können? Haben diese paar Blätter Papier tatsächlich Auswirkungen auf die politische und somit wirtschaftliche Lage Korvosas?

Cael ließ auf dem Rückweg zu Kroft unentwegt Branntwein durch seine Kehle rinnen. Beim alten Tempel des Aroden tauchte jedoch eine deutlich trunkenere Gestalt auf und sprach den Priester an. Er faselte etwas von „Neffi aus Sandfleck“ und schien diesen offenbar in Cael wiedererkannt zu haben. Nachdem er sich als Grau Soldado zu erkennen gab, schnappte ich mir sofort seinen Arm. Ich wollte ihn auf der Stelle zur Fechtschule des Waffenmeisters bringen. Ein paar Schritte später riss er sich los. Natürlich verfolgten wir ihn.

Dann geschah Unglaubliches! Die Straße explodierte, es regnete Pflastersteine, Menschen schrien und flüchteten in die Häuser, während Grau in einer Seitengasse verschwand.

Ein Otyugh sprang aus dem entstandenen Loch! Der ungeheuerliche Müllfresser mit den riesigen Tentakeln stank erbärmlich. Sofort griff ich mit meinem Klingenschal an, Mercutio zog seinen Zauberstab und feuerte magische Geschosse ab und Cael ließ mich in blauem Licht scheinen. Während der Teufler meinen Schal in eine magische Waffe verwandelte, gelang es der Bestie mich mit ihren Tentakeln zu packen. Aus dem fauligen Maul dampfte es mir warm ins Gesicht! Ob meiner Unfähigkeit zuzuschlagen, war ich außer mir vor Wut! Cael und Mercutio kämpften mit allen Mitteln. Durch seine Zauberkräfte verwirrte Cael den Otyugh, bevor er ihm mit seinem Speer einen phänomenalen Stoß versetzte. Magische Geschosse ließen die Knochen der Kreatur bersten, doch die Tentakel drückten weiter zu. Mir war übel ob des Gestanks und der Schmerzen. Ich schrie ein verzweifeltes Gebet an Desna in den Nachthimmel empor. Mein nächster Angriff war erfolgreich und ich konnte dem Monster die stinkenden Eingeweide aus dem Leib reißen. Gepriesen sei die Göttin des Glücks, endlich brach der Otyugh zusammen.

« Letzte Änderung: 05. Januar 2009, 09:46:24 von Zellara »

Zellara

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Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #22 am: 30. Dezember 2008, 00:15:29 »
14. Pharast, 4708 AZ

Es waren ungute Zeiten für die Wiederherrichtung eines Zuhauses. Noch immer hatten die Bürger Korvosas unter ihrer neuen Herrscherin keine Ruhe gefunden. Viele gaben der Königin nicht nur die Schuld am Tod des alten Regenten, sondern auch an ihrer eigenen misslichen Lage.

Das Verbrechen blühte in diesem Chaos zu ungekannter Hülle und Fülle auf und so hatte die Garde von Korvosa alle Hände voll zu tun: Schmuggler an den Toren und im Wasser, Taschendiebe und Beutelschneider auf den Märkten und blutrünstige Schläger in den Gassen und Schindeln.

Dennoch hatten es sich Cael und Zanovia, so wie Mercutio in den Kopf gesetzt das heruntergekommene Haus von Zellara in der Lanzettenstrasse 3 wieder herzurichten. Während der Halbelf neu in der Stadt war und ohnehin keine feste Bleibe hatte, hatten der Magier und die Varisianerin mit ihrer Familie gebrochen. Sie investierten also einen Großteil ihrer Ersparnisse und Freizeit in ihr neues Zuhause.

Nach einem weiteren belanglosen Streit hatte Mercutio die Baustelle am späten Abend verlassen und bewegte sich über die dunklen, nebelverhangenen Strassen von Mittland zum Unterschlupf. Er betrat die gut besuchte Taverne, die für ihn in den vergangenen Tagen wahrlich zu einem Zufluchtsort, zu einem Refugium geworden war, mit einem Bündel Bücher unter dem Arm. Am Tresen standen Gardisten mit ihren roten Umhängen und grauen Waffenröcken. Sie tranken aus dampfenden Tassen, um sich die durchgefrorenen Glieder zu wärmen und begrüßten den Agenten mit einem unauffälligen, aber respektvollen Nicken. Hinter den massiven Holzpfeilern, die den Schankraum in drei Bereiche gliederten, saßen unrasierte, vierschrötige Kerle mit grimmigen Visagen. Es handelte sich vermutlich um ehemalige Sträflinge, die ihren Kerker wahrscheinlich erst vor ein paar Stunden verlassen durften. Dass diese Mischung des Publikums Mal wieder auf die Stimmung drückte war offensichtlich.

Mercutio beschloss sich daran nicht zu stören. Der Magier nahm sich einen Tisch in einer ruhigen Ecke und baute seine Bücher wie einen Schutzwall um sich herum auf. Vielleicht sollte es ihm anhand der Aufzeichnungen von diesem Skoda endlich gelingen die Zauberformel zu knacken. Aber nicht ohne einen klaren Kopf!
Er bestellte sich also einen Kavhe, ein dunkles Heißgetränk aus den fernen Mwangiweiten, das auch die Gardisten in langen Nächten bevorzugten.

Plötzlich wurde es an einem Tisch nahe des Tresens unangenehm laut. Ein paar Betrunkene pöbelten eine Patrouille an, andere finstere Gestalten mischten sich in den Streit ein, dann flog der erste Krug. Ein Handgemenge entstand, das die Gardisten zum Wohlwollen des Wirts mit den Schäften ihrer Langwaffen hinaus auf die Strasse zu verlegen wussten.

Bis auf eine Bedienung, die die Tische abwischte und eine andere, die die umgestossenen Stühle wieder aufstellte, gab es neben Mercutio nur noch einen einzigen Gast. Im Schankraum herrschte nun eine Stille wie in den Studierzimmern der Acadamae. Endlich konnte der Magier ungestört arbeiten.

Erleichtert widmete Mercutio sich nun seinen Büchern. Er hatte nicht damit gerechnet gehabt eine solche Ruhe zu haben, er würde viel schneller vorankommen als er gedacht hatte. Konzentriert fing der Magier an zu lesen. Doch seine Gedanken schweiften nach einer kurzen Weile ab. Wer mochte der andere Gast sein. Unauffällig schaute Mercutio von seinem Buch hoch und tat so als ob er nur überlegen würde, doch eigentlich wollte er nur einen Blick auf den anderen Gast erhaschen.

So sehr Mercutio sich auch bemühte unauffällig über den Bücherwall auf seinem Tisch zu dem Fremden am Tresen hinüber zu sehen, so waren entweder die Holzpfeiler im Weg oder die tief ins Gesicht gezogene Kapuze des anderen verwehrte ihm die gewünschten Klarheit.

Dann bewegte sich der unbekannte Gast. Mercutio hörte ihn deutlich den Tresen entlang schlendern, bis er auf einer Höhe mit den beiden verbliebenen Bedienungen stehen blieb. Dunkle Worte einer fremden, abscheulichen Sprache entkamen krächzend der Kehle des Mannes, die die Mädchen schreiend aus dem Gasthaus rennen ließen. Lässig trat er hinter einer Stütze hervor und zog theatralisch die Kapuze von seinem unförmigen Kopf. Dabei konnte Mercutio einen Blick auf die Hände des Unbekannten erhaschen: die krallengleichen Nägel seiner Finger, waren mit arkanen Symbolen versehen und der Magier bezweifelte nicht, dass das Blut etlicher Unschuldiger an ihnen klebte.
Kränklich gelbe Locken vielen auf die Schultern des Mannes, während sein bleiches, aufgedunsenes Gesicht sich zu einem bösen Grinsen verzog. Durch die fettigen Haare ragten zwei braune, runenverzierte Hörner. Kleine, spitze Zähne saßen wie gesplittertes Porzellan in einer dunklen, purpurfarbenen Masse aus Lippen, Zahnfleisch und Zunge. Durch seine großen, weißen Augäpfel zogen sich rot leuchtende Adern, die zu gänzlich unnatürlichen Pupillen zusammenliefen. Plötzlich fixierte sich sein wirrer Blick auf Mercutio.

Wieder ertönte die krächzende Stimme des Mannes: "Merrcuzzio! Schön dichh gefunnden zu habenn. Wollen wirr spielenn?"

Daraufhin murmelte er wieder Worte in der fremden, abscheulichen Sprache, die der Magier nicht verstehen konnte und blaue Flammen loderten vom Boden auf. Sie leckten an den Holzdielen, den Tischen und Stühlen, schienen sie jedoch nicht zu verbrennen. Auch Mercutio befand sich im Wirkungsbereich des Zaubers, sofern es überhaupt einer war, denn unter ihm brannte eine mystische Rune die er nicht kannte.

Er konnte aber die Herkunft des Schriftzeichens auf Thassilon, das uralte Reich der Sündenmagier, eingrenzen. Der Zauber dürfte eine harmlose Illusion sein.

"Was willst du von mir, Tiefling? Woher kennst du meinen Namen?", rief Mercutio seinem Gegenüber entgegen, während er sich bereit machte dem Mann ein Säuregeschoss zu verpassen, sollte dieser einen Zauber wirken.

Der Tiefling lachte nur.
Dann machte er eine Drehung in der Luft, die seine lumpigen Kleider nur so flattern ließ und kann in einer tiefen Stellung wieder zum Stehen. Abermals ertönte seine Stimme in der abscheulichen Sprache, gefolgt von Mercutios Zauber, der wirkungslos an einem Holzofeiler zerplatzte. Zwischen ihm und dem Fremden war eine schemenhafte Klaue aus purpurfarbener magischer Energie entstanden, die sich schützend um den Tiefling wölbte.

"Was will dieser Irre von mir", dachte Mercutio während er parallel zu seinem Gegner zur nächsten Deckung lief. Auf halbem Weg schleuderte er ein weiteres Säuregeschoss auf den Tiefling und sprang dann hinter einem Holzpfeiler in Deckung. "Sag mir wenigstens deinen Namen. Ich würde gerne wissen wen ich töten muss"

Wieder wirbelte der Tiefling durch die Luft und wich dem Geschoss des Magiers mit Leichtigkeit aus. Als er sich seinem Kontrahenten näherte sprach er eine weitere Zauberformel, woraufhin die Runen an seinen Händen weiß zu glühen begannen. Kurz vor Mercutio blieb er stehen, warf einen Blick auf seine verzauberten Krallen als würde er frisch von der Maniküre kommen und hauchte mit fauligem Atem: "Keine Angsst, du wirrst mich nicht tötenn!"

Dann schlug er wie eine hungrige Raubkatze nach dem Magier, der völlig überrascht zurückzuckte und so dem gefährlichen Angriff des Tieflings entging.

Mercutio zog sich ein Stück zurück und zauberte sich eine magische Rüstung auf den Leib. "Wenn du so sicher bist das Duell zu gewinnen, dann macht es dir doch bestimmt nichts aus mir zu verraten wer du bist." , brüllte er den Tiefling wieder an.

Die weiße Glut seiner Fingerspitzen verloschen, schlug dieser weiter nach dem Magier. Völlig besessen zerschnitten seine krallengleichenHände die verrauchte Luft in der Trinkhalle. Langsam kippte das triumphierende Gelächter des abscheulichen Angreifers in einem verzweifeltes, schrilles Kreischen.

"Was, mehr hast du nicht drauf? Du bist eine Schande für das infernale Blut in deinen Adern. Mal sehen was du hiervon hältst!", rief Mercutio seinem Gegner zu, als er einen Satz nach hinten machte und dabei ein grünes, zischendes Säuregeschoss auf den Tiefling schleuderte.

Wie ein Tier sprang der Tiefling auf allen Vieren über einen Tisch und drang unbarmherzig auf Mercutio ein. "Inferrnal?", fragte er mit schäumendem Maul. Von heftigem Gelächter geschüttelt, versuchte er mit seinen Krallen die Kehle des Magiers zu zerreissen. Dieser stolperte fast über einen der umgefallen Stühle, so dass einzig und allein die rötliche Energie seiner Magierrüstung die Angriffe seines Kontrahenten abwehren konnte.

"Na schön, du hast es nicht anders gewollt", murmelte Mercution während er sich von seinem Gegner löste und dabei einen schlanken Zauberstab aus seiner schwarzen Robe zog. Blitzschnell drehte er sich um und zeigte mit dem Stab auf den Tiefling. "Isuzá!"

Wirkungslos verpuffte der Zauber auf den magischen Schutzschild des Tieflings, der nur ein weiteres Kichern darauf erwiderte. Er murmelte etwas in der kehligen Sprache mit denen er seine Zauberkräfte zu beschwören schien und wieder begannen seine runenverzierten Finger weiß zu glühen. Mit einem Satz schloss er zu Mercutio auf, dann stieß er ihm brutal seine Kralle in den Magen.

Mercutio brüllte auf vor Schmerzen. Schnell brachte er erneut Distanz zwischen sich und seinen Gegner. Er hatte ihn unterschätzt, das würde nicht nocheinmal passieren. "Dreimal verdammter Sohn einer räudigen Hündin, ich werde dir dein stinkendes Fleisch von den Knochen brennen!" Lauernd wartete der Magier darauf, dass sein Gegenüber einen Zauber sprechen würde.

Auf die Worte des Magiers funkelten die Augen des Tieflings noch bösartiger als zuvor. Sein geiferndes Maul verzog sich zu einem breiten, überlegenen Grinsen, bevor ihn eine Kugel magischer Dunkelheit umfing und alles in der Trinkhalle um Mercutio in ein tiefes Schwarz tauchte. Zu spät hatte dieser seinen Gegenangriff durchgeführt, denn er hörte nur noch wie sich die Säurekugel irgendwo in die Holzvertäfelung der Wände fraß.

Die blauen Flammen auf dem Boden waren nur noch flackernde, graue Schatten, durch die der Tiefling sich an Mercutio anpirschte, wie eine Raubkatze durch hohes Gras. Der Magier sah einen Schemen auf sich zuspringen und wich weiter zurück, stieß gegen einen Stützpfeiler und taumelt um diesen ungeschickt herum. Um Haaresbreite entging er den messerscharfen Krallen des Tieflings die lautstark über das Holz fegten.

Mercutio verfluchte den Tiefling innerlich, der das Schlachtfeld unter seine Kontrolle gebracht hatte. Der Magier orientierte sich kurz und versuchte dann aus der Kugel der Dunkelheit Richtung Ausgang zu entkommen. Unter den Bedingungen seines Feindes würde er nicht kämpfen.

In seiner Blindheit stolperte er über Tische und Stühle, dann erreichte er unter dem verhöhnenden Gelächter seines Angreifers den Ausgang. Er taumelte zornig zur Tür hinaus auf die nächtlichen Straßen Korvosas.
« Letzte Änderung: 04. Januar 2009, 14:02:21 von Zellara »

Zellara

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Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #23 am: 30. Dezember 2008, 00:17:16 »
14. Pharast, 4708 AZ

Es herrschen unruhige Zeiten in Korvosa. Bin froh in der Lanzettenstrasse zu sein. Der Teufler wollte heute Abend in seiner Stammkneipe speisen. Naja, dann muss er auf Caels und meine Gesellschaft eben verzichten. Irgendwie hab ich mich an Mercutio gewöhnt. Ich schätze sein Wissen und Gerechtigkeitsdenken. Nur sein Ordnungssinn könnte weniger stark ausgeprägt sein. Cael ist lustig, er heitert mich auf, unbeabsichtigt, denke ich. Nur trinkt er ein bisschen viel. Was finden Männer eigentlich so gut daran, wenn sie berauscht von Alkohol sind?!

Cael und ich saßen beim Abendmahl, als Mercutio verletzt zur Türe hereinstürzte. Cael legte ihm seine heilenden Hände auf, während der stark Blutende von seinem Überfall berichtete. Ein Tiefling griff ihn aus heiterem Himmel an, er kannte seinen Namen und wir rätselten nach Verbindungen, eventuell von der Acadamae? Um uns vor einem nächtlichem Überraschungsbesuch zu schützen, verbarrikadierten wir Türen und Fenster.

Ich frage mich, was wirklich in der Vergangenheit des Teuflers geschehen ist. Aber immer noch hüllt er sich in Schweigen.

Desna erhörte meine Gebete und so verlief die Nacht ohne Zwischenfälle, bis auf Caels Haare sträubendes Schnarchen blieb es ruhig.


« Letzte Änderung: 31. Januar 2009, 13:17:06 von Zellara »

Zellara

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Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #24 am: 30. Dezember 2008, 00:22:27 »
15. Pharast, 4708 AZ

Am nächsten Morgen sollte es weitergehen mit den Arbeiten am Haus, doch die Handwerker wussten sich eine Menge zu erzählen. Angeblich sei die Mörderin des Königs bekannt.

Mercutio wollte bei der Zitadelle einen Steckbrief des Tieflings aufgeben und Cael, sowie meine Wenigkeit mischten sich unters Volk, um mehr aus der Gerüchteküche zu hören.

Cael erfuhr, dass der König eine Geliebte namens Trinia Sabor gehabt haben soll. Sie soll Portraitmalerin gewesen sein. Meine Ohren bekamen ähnliches zu hören, der König schenkte dieser Malerin große Aufmerksamkeit und die Königin war in hohem Maße eifersüchtig gewesen.

Als wir Drei uns wieder trafen, marschierte eine Patrouille unter Konstabler Fortu durch die Straßen. Wir nahmen ihre Route auf und wollten wissen, was los sei. Die Königsmörderin wurde gesucht, so hatte es geheißen. Die Gardisten hätten in Mittland bereits Straßensperren errichtet. Der tobende Mob möchte die angebliche Mörderin sofort richten. Noch während er zu uns sprach, reichte ihm Derval, ein langer Kerl in Graurock einen Becher und wir erfuhren, dass Feldmarschall Kroft uns sofort erwarte.

Und wir machten uns auf den Weg.

Ihr Antlitz wirkte sehr angespannt und ihre Augen blickten mehr als besorgt. Kurz angebunden erklärte sie uns die Mission.

Unsere Aufgabe war es die gesuchte junge Frau hierher zu bringen, um ihr eine ordentliche Gerichtsverhandlung zu ermöglichen. Die Höllenritter und der Mob durften sie nicht erwischen, sie würden kurzen Prozess mit ihr machen. Trinia Sabor wohnte in den Schindeln, in der Mondstrasse 42. Um uns zu unterstützen, wollte Kroft zusätzlich Agenten aussenden.

Wir rannten los, es ging um Leben und Tod!

Brüsk wurde Cael von einem Schwarzgerüsteten angehalten. Erst als wir unsere Abzeichen vorzeigen konnten, die Orden der Pseudodrachen, ließ er uns passieren.

So schnell wir konnten liefen wir an Künstlerbedarfsläden vorbei, hier musste es sein!

Ein Wirrwarr von Treppenaufgängen, die hinauf zu den Schindeln führte, verunsicherte uns. Auf den Dächern präsentierte sich uns ein Wald aus Schornsteinen, Wäscheleinen und Holzstegen, zeltähnlichen Behausungen, dann wieder ein tunnelartiger Unterschlupf, Käfige, Kisten, Körbe… alles Wohnraum für die Ärmsten der Armen.

Wir betraten einen kleinen menschenleeren Platz deren Mittelpunkt der Dachstuhl eines ehemaligen Herrenhauses bildete. Das schwarz gedeckte Dach und zwei riesige  Wasserspeier mit Teufelsfratzen erinnerten mich an Unheilvolles. Sollte hier Trinia Sabor wohnen? Das kann nicht sein. Cael schwitzte und Mercutio fluchte. Was für eine Schande, wir hatten uns verlaufen! Nervös suchte ich nach einem Straßennamen, als ich plötzlich das typische Geräusch von Flügelschlägen hörte.

Über und um uns herum flogen überall rote Teufelchen. Sie hatten nichts besseres zu tun, als mit Taubendreck nach uns zu werfen. Wutentbrannt peitschte mein Schal, während Mercutios Säurepfeil auf sie zuschnellte. Obwohl Cael sich mit seinem Schild schützte, bevor sein Speer zustieß, verletzte ihn ein Stachel dieser kleinen Monster erheblich.

Jetzt tauchten auch noch winzige rote Drachen auf, und über uns entstand ein gefährliches Chaos aus Flügeln, Krallen und Zähnen. Nichts wie weg!

Wir flohen.

Trotz der kühlen feuchten Luft stieg eine unangenehme Hitze in mir auf und mein rascher Atem beruhigte sich erst wieder als wir zu einem Schrein Desnas gelangten.

Die mitternachtblaue Giebelwand eines großen Gebäudes erhob sich über einer Lücke in der dichten Bebauung der Schindeln. Aus einer Wandnische in diesem dunklen Feld strahlte die mondbeschienene Silberstatue einer wunderschönen, tanzenden Varisianerin. Zu Füßen dieser silbernen Dame, lagen unzählige Silbermünzen, die im fahlen Licht wie Sterne funkelten.

Ich warf eine weitere Silbermünze dazu und flehte die Melodie des Nachthimmels innerlich um Glück und ihren Segen an.

Weiter, wir mussten weiter.

Eine seltsamere Behausung nach der anderen führte uns zu aufeinander gestapelten Fässern, aus denen eine Stimme erklang. Kaum befanden wir uns im Inneren, wurde eine Falltüre zugeschlagen. Ein fetter, ungepflegter Halbling mit fettigem Haar empfing uns. Er brüllte nahezu: „Warum sucht ihr Trinia Sabor?“, und lud uns zu einem Imbiss aus abgenagten Hühnerknochen ein.

Alle Nachbarn wussten also nun bescheid, dass wir die Malerin suchten. Idiot! Cael und Mercutio versuchten trotzdem ihr Glück in der näheren Umgebung, aber erst als ich dem Halbling eine Belohnung versprach, wenn er uns helfen sollte, und ihn am Arm packte, führte er uns wieder hinaus auf die Schindeln zu einer Art Gaube verdeckt von zwei Sargdeckeln. Einer Tür.

Wieder befanden wir uns in einer Art Treppenhaus, wir hasteten nach oben und der kleine Idiot schrie aus Leibeskräften: “Gardisten suchen nach Trinia Sabor!“

Cael eilte wie immer voraus.

An einer der Türen war der Name Sabor geschrieben und plötzlich riss der Halbelf diese auf. Verwundert stürmten wir hinein.

Wir betraten ein Künstleratelier. Sabor selbst schien auf dem Schlaflager zu ruhen, ihr blondes Haar blitzte hervor.

Wie dumm von uns, wir hatten uns von einer Illusion täuschen lassen. Cael konnte auf dem Dach Geräusche hören. Sofort kletterten wir durch das Fenster hinaus.

Da war sie! Geschickt wie eine Tänzerin bewegte sich die vermeintliche Königsmörderin über die Schindeln. Inzwischen hatte der Regen wieder eingesetzt und Hindernisse wie rutschige Planken, Seile und Leinen ließen uns kläglich scheitern. Es hatte keinen Sinn, wir mussten die Verfolgungsjagd abbrechen, ihr Vorsprung war bereits viel zu groß.

Zurück in ihrem Atelier durchsuchten wir den Raum. Mich faszinierte das Bild auf der Staffelei. Es zeigte eine Dame ohne Gesicht und Namen. Sonst hatten wir nichts Besonderes gefunden.

Erfolglos und mit gesenkten Köpfen kehrten wir zu Kroft zurück. Marcus Thassissilo Endrins Männer, die Schwarze Kompanie, hatte Trinia Sabor kurze Zeit nach unserer wilden Verfolgungsjagd geschnappt und in Schloss Korvosa eingekerkert.


*     *     *

Was für ein Motiv sollte das Mädchen gehabt haben den König zu ermorden? Was wird Ileosa mit ihr tun? Laut sprach ich meine Gedanken aus. Cressida Kroft wusste zu berichten, dass der König in der Zeit vor seinem Tod ständig mit der Malerin zusammen gewesen war und schließlich einer Krankheit erlegen war. Außerdem wollte die Leibwächterin der Königin - Sabina Merrin – die Feldmarschall aus den Ermittlungen heraushalten.

Korvosas Stimmung hatte sich etwas beruhigt seit bekannt war, dass die angebliche Mörderin von Eodred I gefasst war.

Ganz anders meine Stimmung. Da war etwas faul!

Hier ging es nicht mit rechten Dingen zu. Ich erinnerte mich, wie das Volk über die Thronfolge in Rage gewesen war! Hurenkönigin hatten sie Ileosa geschimpft. Ja, ich ergriff damals Partei für sie, aber nun hatte ich das Gefühl, dass die Königin selbst an einem Verbrechen beteiligt war.

Trinia Sabor hatte das Recht angehört zu werden, und ich fürchte, man werde sie dieses Rechtes berauben. Umso mehr glaubte ich an ihre Unschuld, da ich mir den Grund aus welchem sie den König hätte ermorden sollen, einfach nicht vorstellen konnte. War nicht Ileosas Eifersucht ein gutes Motiv?

« Letzte Änderung: 01. Februar 2009, 13:45:53 von Zellara »

Zellara

  • Mitglied
Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #25 am: 05. Januar 2009, 09:48:51 »
Tut mir leid wegen den "Löchern" in unserer SH, aber da verschiedene Personen daran schreiben ist es nicht immer leicht alle Einträge aufeinander abzustimmen. Ein "Loch" wurde jedenfalls gerade gestopft.

DU#1229

  • Gast
Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #26 am: 10. Januar 2009, 01:40:39 »
Ich mag Deine Storyhour sehr!  :thumbup:

Wer schreibt denn alles daran mit und wer nutzt welche Formatierung?

Als Tipp möchte ich Dir noch etwas für den Post aus September mitgeben: ich hätte es in die Sätze eingebettet, wer gerade spricht. Der Stil mit den Abkürzungen zu Beginn eines jeden Satzes gefällt mir persönlich nicht.

Ansonsten: weiter so!

Aureus

  • Mitglied
    • Tintenteufel
Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #27 am: 10. Januar 2009, 11:40:45 »
Ich mag Deine Storyhour sehr!  :thumbup:
Vielen Dank!

Zitat von: Nadir-Khân
Wer schreibt denn alles daran mit und wer nutzt welche Formatierung?
Die SH setzt sich im Grunde aus drei Bestandteilen zusammen:

  • IC Tagebuchaufzeichnungen von einem Spielercharakter. Zur Zeit ist das Zanovia Tabuu, gespielt und deswegen verfasst von meiner Mutter. Ursprünglich blau eingefärbt, war ich nie glücklich damit und nach deiner Kritik habe ich ihre Texte einfach nur kursiv formatiert, um das handschriftliche zu stilisieren.
  • Dann gibt es noch wichtige Szenen aus meiner Feder. Das können Beschreibungen von sog. Cut Scenes oder Begegnungen wie die zwischen Ignacio und Mercutio sein.
  • Und da wären noch die Zusammenfassungen der Begegnungen die wir im On-Games-Bereich des Gates ausspielen. Da wir nur sehr selten zusammen an den Tisch kommen, können wir so auch abseits des Abenteuerpfads Korvosa bespielen. Bei einer urbanen Kampagne halte ich es einfach für sehr wichtig, die Stadt in einen detaillierten Ort zu verwandeln bei dem die Spieler das Gefühl haben überall hingehen zu können. Zu mindest dorthin, wo sie auch rein- oder hinkommen. Sie können z.B.  in unserem Unterforum auch Gerüchte aufschnappen, was das Gefühl vermitteln soll, dass es eine lebendige Stadt mit Bewohnern ist, die sich ihre eigenen Gedanken machen und diese auch laut Kund tun. Aber ich schweife ab.

Zitat von: Nadir-Khân
Als Tipp möchte ich Dir noch etwas für den Post aus September mitgeben: ich hätte es in die Sätze eingebettet, wer gerade spricht. Der Stil mit den Abkürzungen zu Beginn eines jeden Satzes gefällt mir persönlich nicht.
Der Dialog sollte bei dieser Formatierung im Vordergrund stehen. Es ging um das Wortgefecht zwischen Mercutio und seinen "Kontrahenten". Bei anderen Texten hatte ich in diesem Fall immer den Vornamen verwendet, vielleicht gibt es ja noch andere Meinung hierzu.
Aber vielen Dank für die konstruktive Kritik, da die Zusammenfassung des ersten Abenteuers so gut wie fertig ist, können wir solche Stimmen mehr als gut gebrauchen, um aus Fehlern zu lernen und es beim nächsten Abenteuer besser zu machen.

Also noch Mal danke und bitte mehr davon! :D
« Letzte Änderung: 10. Januar 2009, 20:30:59 von Aureus »

DU#1229

  • Gast
Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #28 am: 10. Januar 2009, 23:16:18 »
Ich finds übrigens klasse, dass Du mit Deinen Mutter spielst!  :thumbup:

Aureus

  • Mitglied
    • Tintenteufel
Re: Der Fluch des Roten Throns
« Antwort #29 am: 10. Januar 2009, 23:23:18 »
Ich finds übrigens klasse, dass Du mit Deinen Mutter spielst!  :thumbup:
Ja, ich oder besser gesagt wir alle auch.  :D
Sie ist jetzt seit 10 Jahren dabei und mit mir das einzig verbliebene Mitglied der legendären Gruppe des berüchtigten Esszimmertischs an dem alles begann.