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Autor Thema: Berandors Stadt in Ketten IX: Fundament aus Flammen  (Gelesen 17538 mal)

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Berandor

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Berandors Stadt in Ketten IX: Fundament aus Flammen
« am: 31. März 2008, 22:24:18 »
So. Hier geht's dann bald weiter.

Doch zuerst das Organisatorische. Ich werde in den Titel dieses Threads jeweils das Datum des letzten Beitrags, aber nicht mehr den Namen schreiben. Dadurch bleibt der Titel gleich und hoffentlich leicht erkennbar.

Kommentare
Ich schreibe diese SH nicht für mich, sondern für meine Spieler und vor allem euch, die Leser. Kommentare sind nicht nur toleriert, sondern ausdrücklich erwünscht. Dabei freue ich bzw. freut sich die Gruppe natürlich über Lob, aber noch besser sind Diskussionsbeiträge oder zumindest Fragen. Ich weiß, dass mit Abstrichen die gesmte Gruppe hier liest – also können auch Fragen über die SC vom jeweiligen Spieler beantwortet werden.

Wie ihr vielleicht wisst, gibt es noch einen weiteren Anreiz für euch, zu kommentieren. Ich vergebe nämlich Gastrollen in der SH für besonders auffällige Poster – auch wenn alle bisherigen Gewinner anschließend verstummten. Das hat wahrscheinlich etwas damit zu tun, dass ich mit der Gastrolle auch eure Seele an mich binde, aber lasst Euch deshalb nicht abschrecken. Bisherige Gewinner waren Hedian, Pestbeule, Levold, Lupus Major, dude, Sohn des Sammaster, Darigaaz. Mit der Gastrolle verbunden ist ein vollständiger Statblock des NSC.

Achtung: Für dieses Abenteuer gibt es keine Gastrolle zu vergeben!!

Für alle Informationen rund um Cauldron könnt ihr ab sofort in unser Wiki schauen. Ist noch nicht komplett, aber schon umfangreich.

Links

PDF-Dateien (inkl. Extras wie z.B. Handouts)
Stadt in Ketten I: Basar des Lebens
Stadt in Ketten II: Flutzeit
Stadt in Ketten III: Zenith der Nacht
Stadt in Ketten IV: Willkommen im Dämonenschlund
Stadt in Ketten V: Die Prüfung des Rauchenden Auges
Stadt in Ketten VI: Geheimnisse der Seelenpfeiler
Stadt in Ketten VII: Schatten über Cauldron
Stadt in Ketten VIII: Cauldron bei Nacht

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Flash-Filme
Der erste Teaser - Stadt in Ketten
Der erste Trailer - Basar des Lebens / Flutzeit
Der zweite Trailer - Die Suche nach dem Feuerauge
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Berandor

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Berandors Stadt in Ketten IX: Fundament aus Flammen
« Antwort #1 am: 31. März 2008, 22:31:36 »
Stadt in Ketten - was bisher geschah

Die Kampagne “Stadt in Ketten” bespielt die “Shackled City”-Abenteuerreihe aus dem Magazin “Dungeon”. Darin geht es um die düsteren Pläne der Käfigschmiede und des Betrachterfürsten Vlaathu, durch die eine Grenzstadt Tethyrs in Gefahr gerät. Cauldron, so der Name der Stadt, ist in den Kessel eines erloschenen Vulkans erbaut worden.

In Cauldron sind vor sechzehn Jahren die “Schätze Tethyrs” verschwunden, eine berühmte Abenteuergruppe. Die Nachkommen der Schätze begaben sich auf die Suche ihrer Eltern - gerade rechtzeitig, um den Käfigschmieden ein Dorn im Auge zu werden.

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Berandor

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Berandors Stadt in Ketten IX: Fundament aus Flammen
« Antwort #2 am: 31. März 2008, 22:35:37 »
Das waren sie, die größten Helden, die Cauldron jemals kannte. Und doch war das, was sie bis dahin getan, nur der Anfang gewesen. Viele ahnten, dass ihre Prüfungen noch nicht vorbei waren, doch was nun folgen sollte – damit hatte niemand gerechnet. Die Käfigmacher waren noch nicht fertig mit der Stadt, und die Kettenbrecher wurden erneut benötigt, um das Ende der Welt noch ein wenig aufzuschieben. Von den Schwarzen Tagen berichtet dieses Buch; vom Schicksal der tapferen Helden und wie sie das Antlitz Tethyrs veränderten. Von ihrem Sieg – und ihrem Scheitern. Vom letzten Gefecht der Kettenbrecher und ihrem Weg dorthin. Der Weg, der sie durchs Feuer führte.
– Pellir der Gerechte: »5 ist eine Glückszahl: die Geschichte der Kettenbrecher«, Vorwort der überarbeiteten Auflage


Stadt in Ketten
Der Dungeon Adventure Path
eine D&D-Story Hour von Patrick “Berandor” Pricken

Teil 9: Fundament aus Flammen
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Topas

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Berandors Stadt in Ketten IX: Fundament aus Flammen
« Antwort #3 am: 02. April 2008, 11:17:08 »
Mein Gott ist der AP denn immer noch nicht zu Ende ?

Yay :D

Wie viel habt ihr denn schon weiter gespielt ?
Immense harm is caused by the belief that work is virtuous.
- Bertrand Russel

Kylearan

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Berandors Stadt in Ketten IX: Fundament aus Flammen
« Antwort #4 am: 02. April 2008, 12:26:15 »
Zitat von: "Topas"
Mein Gott ist der AP denn immer noch nicht zu Ende ?

Glücklicherweise nicht. Macht echt Spaß.
Zitat von: "Topas"
Yay :D

Yepp.
Zitat von: "Topas"
Wie viel habt ihr denn schon weiter gespielt ?

Zwei weitere Sitzungen, da ist schon so einiges passiert.

Kylearan
"When the going gets tough, the bard goes drinking."

Osric

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Berandors Stadt in Ketten IX: Fundament aus Flammen
« Antwort #5 am: 02. April 2008, 17:50:03 »
Stimmen die Titel im Wiki nicht mit denen im Gate überein? Cauldron bei Nacht heisst ja dort "Schatten über Cauldron". Ich frage nur, weil ich ungern das Kapitel mit den beiden hübschen Ladys "alte Sünden" verpassen würde, im Moment wirkt es so als würde es übersprungen.
Was würde Robert Jordans Frau dazu sagen?

Berandor

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Berandors Stadt in Ketten IX: Fundament aus Flammen
« Antwort #6 am: 02. April 2008, 20:13:23 »
Nein, Schatten über Cauldron ist Schatten über Cauldron. "Alte Sünden" wurde leider abgeändert in "Cauldron bei Nacht". Leider fiel mir zu dem Bild kein gutes Abenteuer ein...
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Osric

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Berandors Stadt in Ketten IX: Fundament aus Flammen
« Antwort #7 am: 03. April 2008, 12:53:01 »
Mein Fehler. Nicht aufgepasst. Wer sollen denn die beiden Damen sein?
Was würde Robert Jordans Frau dazu sagen?

Berandor

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Berandors Stadt in Ketten IX: Fundament aus Flammen
« Antwort #8 am: 03. April 2008, 13:06:39 »
Ursprünglich hatte ich an Arlynn und einen weiteren Bösewicht gedacht. Es gab jetzt leider keine weiteren Überlebenden, und das Abenteuer, dass ich für "Schatten über Cauldron" gefunden habe, bot sich an, um Arlynn und die anderen Käfigmacher bereits dann einzubauen. Ergo kannst du dir aussuchen, wer das ist. Vielleicht Boras nach einer durchzechten Nacht?
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Hedian

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Berandors Stadt in Ketten IX: Fundament aus Flammen
« Antwort #9 am: 03. April 2008, 19:38:44 »
Wie die Zeit vergeht, jetzt sind sie schon im 9. Abenteuer angelangt.
Beim Durchlesen der Zusammenfassungen fiel mir auf, dass sich Thargad mittlerweile zu meinem Lieblingscharakter gewandelt hat. Von Abenteuer zu Abenteuer wird er facettenreicher - ganz zu schweigen vom Ghulness-Bonus durch fesche Sonnenbrillen. 8)

Berandor

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Berandors Stadt in Ketten IX: Fundament aus Flammen
« Antwort #10 am: 04. April 2008, 10:20:46 »
Dann wird dir das nächste Kapitel wahrscheinlich gefallen.
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Osric

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Berandors Stadt in Ketten IX: Fundament aus Flammen
« Antwort #11 am: 04. April 2008, 19:13:36 »
Oh man, wenn Thargad und Jill jetzt noch was passiert kann er getrost: "My life has gone Lindenstrasse.", als neuen Kampfschrei nehmen.
Was würde Robert Jordans Frau dazu sagen?

Berandor

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Berandors Stadt in Ketten IX: Fundament aus Flammen
« Antwort #12 am: 04. April 2008, 19:17:02 »
Ach komm. Happy End geht gar nicht, oder erst am Ende. Ist doch klar...
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Berandor

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Berandors Stadt in Ketten IX: Fundament aus Flammen
« Antwort #13 am: 07. April 2008, 15:48:43 »
3 Monate später

Der Glockenturm des Lathandertempels läutete mittag. Arlynn blickte zur Tür. Noch bevor das Geläut verklungen war, öffnete sie sich und Thargad kam hindurch, so wie sie ihn in Erinnerung haben sollte: menschlich, aus Fleisch und Blut. Thargad blieb in der Tür stehen – wie jeden Tag.

»Hallo«, sagte er.

»Hallo«, antwortete Arlynn. Dann ging sie in die kleine Küche. Thargad folgte ihr. Er legte die Schwerter ab – in Griffreichweite –  und setzte sich an den Tisch. Arlynn stellte Brot und Wurst vor ihn hin und schenkte Dünnbier in zwei Humpen. Dann setzte sie sich dazu. Sie aßen schweigend, wobei Thargad mehr aus Schein denn aus Hunger aß. Erst, als die Teller leer waren, sprach er sie an.

»Wie war dein Tag?«

Arlynns Mundwinkel zuckten. »Wie immer. Die Mönche sind anspruchsvoll.« Thargad nickte. »Sirina erwartet mich im Laden«, fügte sie hinzu.

»Überanstrenge dich nicht. Die Mönche, deine Ausbildung, das Haus sauber halten…« Er legte die Hand auf ihre.

»Sie ist kalt«, sagte Arlynn. »Wie Stahl.«

Thargad zog die Hand ruckartig zurück.

»Trotzdem-«

»Ich weiß, dass ich haushalten muss. Ich bin keine Maschine. Aber es ist meine Entscheidung. Die Mönche haben mich gefunden und aufgenommen, und ich schulde ihnen meine Hilfe. Bei Sirina lerne ich ein Tagesgeschäft. Auf beides kann ich nicht verzichten.«

»Willst du dir nicht wenigstens noch mal überlegen, ob du nicht umziehen willst? Oder zumindest eine Hilfe? Ich habe das Gold, weißt du.«

Arlynn stand auf und räumte den Tisch ab. »Wie oft soll ich es noch sagen? Du erzählst mir, dass ich dich liebte. Ich glaube dir, doch ich erinnere mich nicht. Und wie kannst du mich lieben? Du kennst mich ja nicht einmal. Ich kenne mich selbst nicht einmal. Jeden Tag kommst du hierher und ja, ich bin dir dankbar für deine Hilfe und deine Gesellschaft. Mehr als das. Aber ich sehe dich an und weiß, dass bist nicht du. Du bist ein Monster aus Metall und Magie. Kein Mensch, kein Elf, kein Zwerg, kein Halbling. Nicht einmal ein Halbork.«

»Übermorgen ist Flutfest«, wechselte Thargad abrupt das Thema. Er stand ebenfalls auf und legte sich die Waffen wieder an. Sie standen sich wie zu einem Duell gegenüber, Thargad mit Kurzschwertern, Arlynn mit Geschirr bewaffnet. Die Waffen der Frauen, ging es ihr durch den Kopf.

»Flutfest?«

»In Cauldron. Ich werde dort meine Freunde wiedersehen. Wahrscheinlich bleibe ich einige Tage.«

»Also kommst du nicht vorbei?«

Thargad sah auf den Boden. »Ich komme, so bald ich kann.«

Arlynns Lippen pressten aufeinander. »Fein. Ich kann die freie Zeit gebrauchen.«

»Arlynn«, Thargad ging auf sie zu. Sie wandte sich zur Seite ab.

»Hört dein Zauber nicht gleich auf?«

Thargad verharrte in der Bewegung. Er seufzte und ließ die Schultern fallen. »Ich liebe dich.«

»Grüß die Kettenbrecher von mir.«

-

Nachdem Thargad gegangen war, atmete Arlynn tief durch. Es war schwer, so schwer, die kalte Schulter zu zeigen und Thargad zu belügen. Aber wenn er erführe, was sie verheimlichte, dann wäre ihr Leben in Gefahr. Nein, besser, er glaubte ihr und ließ sich von ihr abweisen, als dass sie ihn einweihte und alles riskierte.

Sie betrachtete die Schwielen auf ihren Fingerknöcheln. Hatte er etwas gespürt, als er ihre Hand berührte? Er hatte nichts gesagt, und sie hätte auf die Schnelle auch keine Antwort gewusst. Beim Nähen bekam man keine dicken Knöchel, und was genau sollten die Mönche von ihr verlangt haben, das solche Schwielen verursachte?

Natürlich wusste sie sehr genau, was die Mönche verlangten. Und es stimmte, sie waren anspruchsvoll. Und Sirina war es nicht weniger. Es war Zeit, dass sie an die Arbeit kam…

-

Thargad betrat den großen Tempel durch den Hintereingang. Er ging geradewegs in die Sakristei, gab einem Diener Bescheid und wartete. Nach einigen Minuten lief sein Verwandlungszauber ab, und er war wieder sein metallenes, hochgewachsenes Selbst. Die Maschine, wie Arlynn sagte. Das Monster. Kurz darauf betrat ein fetter Kleriker die Sakristei.

»Bruder Malachai«, grüßte Thargad.

»Die Hand Helms«, grüßte der Priester zurück. »Gibt es Neuigkeiten von Meister Berion?«

Thargad hob die leeren Hände. »Das letzte Mal, als ich von ihm hörte, war er immer noch auf der Suche nach dem Schrecklichen Piraten.«

»Ah. Dann geht es um das Andere.«

»Ja.« Thargad sah zu, wie Malachai sich vergewisserte, dass kein neugieriger Laienpriester am Türschloss war, bevor er weitersprach: »Wie macht sie sich?«

»Sie lernt schneller, als ich es je bei einem Schüler oder einer Schülerin gesehen habe. Sie kämpft inzwischen beinahe so schnell wie ich, und das in nur drei Monaten.«

Thargad wusste, dass Malachai nicht immer nur sesshaft und dickleibig gewesen war und wagte es nicht, das Urteil des Klerikers anzuzweifeln. Stattdessen fragte er: »Was sagt Sirina?«

Malachai steckte sich eine Oblate in den Mund und sprach ohne zu schlucken weiter. »Die Zauberei liegt ihr nicht ganz so sehr wie die Kampfkunst, aber sie macht Fortschritte.«

»Wie ist der Test gelaufen?«

Malachai verschluckte sich und griff nach einem Kelch Wein, den er hastig hinunterstürzte. »Woher wisst ihr– na ja, das können wir nicht ändern. Sie hat bestanden. Sie blieb unbemerkt und hat der Versuchung, den betrunkenen Wachmann zu erschlagen, nicht nachgegeben. Natürlich ist es möglich, dass sie den Test durchschaut hat, aber es wird nicht der Letzte gewesen sein.«

»Wie lange noch?«

»Bis sie auf Einsätze gehen kann? Ein paar Monate noch, höchstens. Wann werdet Ihr ihr von den Grauen Wachen erzählen? Das war doch der Name?«

»Die Nachtwache«, sagte Thargad leise. »Und ich erwähne es nur ungern noch einmal, aber die Existenz der Nachtwache ist ein gut gehütetes Geheimnis. Ich musste Euch einweihen, aber das bedeutet nicht, dass ihr den Namen herum posaunen könnt wie ihr wollt. Tethyrs Feinde sind überall.«

»Natürlich«, sagte Malachai. »Ich bin sicher, Berion hat euch gesagt, dass ich Geheimnisse wahren kann. Aber sagt mir eins: Wenn ich nun die Gelegenheit hätte, mit dem Oberhaupt der Helmkirche zu sprechen, oder mit einem Mitglied des Kronrates – wäre ihnen die Nachtwache bekannt? Ich meine, gibt es sie wirklich oder ist das nur eine Geschichte, die ihr benutzt, um Arlynn ausbilden zu lassen?«

Thargad sagte nichts, sondern blickte Malachai nur in die Augen. Der Priester hielt dem Blick stand, aber nicht lange, bevor er sich eine weitere Oblate in den Mund schob.

»Sie sagt Euch immer noch nichts, oder?« Thargad verneinte. Malachai schüttelte den Kopf. »Ein komisches Spiel, das ihr zwei da spielt.«

»Ich teste ihre Tarnung.«

Malachai winkte ab. »Spart euch die Erklärungen. Glaubt mir, in der Beichte hört ihr ganz andere Geschichten. Solange die Paare glücklich sind…«

Thargad erhob sich. »Ich muss gehen. In den nächsten Tagen werde ich nicht in der Stadt sein. Wenn etwas passiert, schickt mir eine Botschaft. Wenn das nicht hilft, verständigt Berion. Oder irgendjemanden, dem ihr trauen könnt. Aber egal, wen ihr einweiht – Krystof Jurgensen nicht.«

»Ja ja«, machte Malachai und winkte ab. »Das sagt ihr jedes Mal.«

»Weil es wichtig ist. Gebt gut acht!«

Thargad hatte das Zimmer verlassen, noch bevor Malachai antworten konnte. Er tat es trotzdem: »Lasst die Hoffnung niemals fahren.«

-

Drei Monate waren ins Land gegangen. Drei lange Monate, dennoch war die Zeit verflogen wie im Nu. Es war, als habe die Welt nur auf eine Atempause gewartet, um den Kettenbrechern etwas zu tun zu geben.

Zunächst war da natürlich der Empfang bei Königin Zarandra Stern gewesen. Boras, Dirim, Thamior und Thargad waren alle zu Rittern ernannt worden und hatten zudem einen der höchsten Titel Tethyrs erhalten, den als »Verteidiger des Reiches«. Und Zarandra hatte jedem von ihnen nicht nur eine Pension von fünfhundert Goldkronen per annum gewährt, sondern jedem von ihnen einen eigenen Wunsch mit auf den Weg gegeben. Jørgen – »Möge Ihm die Ehrerbietung, die Ihm gebührt, niemals versagt bleiben, möge seine Treue dem Volk zu Vorbild und Ansporn und seine Taten allen Übeltätern zur Warnung gereichen« – war nun sogar Freiherr Jørgen von Velbert, Lehnsherr der Silbermark und damit auch Lehnsherr Cauldrons (und seine Pension betrug eintausend Kronen. Jørgen hatte die verlassene Burg der Ritter des Silberkelches als Lehen erhalten – wenn er die bösen Geister und anderen Untermieter vertreiben könne.

Auch sonst hatte Jørgen einiges zu tun. Es galt, das Schicksal einer calishitischen Spionin zu bestimmen, die von einer anderen Abenteuergruppe aufgegriffen worden war. Auch war sein Rat gefragt, ob Tethyr gegen Calimshan eher auf Verhandlungen oder Krieg setzen solle. Mit Dirim zusammen beschloss er, dass die Wachmänner, die auf Seiten von Tenebris Valanthru bekämpft hatten, nicht bestraft werden sollten. Obwohl Dirim dies ausdrücklich befürwortete, wurde diese Entscheidung in Cauldron als Jørgens Entscheidung aufgenommen.

Dirim – »Möge Ihm die Ehrerbietung, die Ihm gebührt, niemals versagt bleiben, und möge die Flamme der Gerechtigkeit nicht erlöschen, bevor das Böse aus Tethyr ausgebrannt wurde« – wurde von der Tyrkirche außerdem zum Rechtsprecher Tyrs ernannt, womit er den höchsten Rang bekleidete, den man außerhalb der klerikalen Hierarchie bekleiden konnte. Bei den Barakmordin hatte sein Wort damit das zweitgrößte Gewicht, und neben der normalen Aufgabe der Rechtsprecher, umherzureisen und Urteile zu sprechen, trat Dirim auch als Fürsprecher in Erscheinung, um die Splitterschilde wieder nach Cauldron zu holen. Auch plädierte er für eine Politik der Angliederung an Tethyr, also den Versuch, zur offiziellen Gerichtsbarkeit zu werden und nicht eigenständig aufzutreten.

Thamior – »Möge Ihm die Ehrerbietung, die Ihm gebührt, niemals versagt bleiben, und mögen seine Pfeile stets das Herz all Jener spalten, die Uns schaden wollen« – wiederum zog sich für die Zeit in seine Heimat zurück, den Tethirwald. Dort wurde er freundlich aufgenommen und beschäftigte sich bald damit, junge Bogenschützen auszubilden. Annastrianna gab derweil Tanz- und Gesangsunterricht. Thamior meditierte auch viel über dem Problem, ob er den Seelenbogen zerstören solle. War eine Lebenszeit genug, um dafür das Paradies zu vernichten? Erschwerend kam hinzu, dass die übrigen Kelemvoriten über ihn Bescheid wussten. Zweimal versuchten grau berobte Kleriker, in den Tethirwald zu gelangen und ihn anzugreifen. Sie scheiterten.

Thargad – »Möge Ihm die Ehrerbietung, die Ihm gebührt, niemals versagt bleiben, und möge seine Wacht nicht enden, ehe das Böse aus Unserem Land verbannt wurde« – verbrachte die Zeit zum größten Teil in Saradush bei Arlynn. Außerdem führte er lange Gespräche mit Berion von der Dornigen Rose, bis der Kampfmönch sich wieder verabschieden musste. Seine vorerst letzten Worte waren: »Wer ohne Prinzipien handelt, ohne feste Grundsätze, der ist nur eine Waffe, nur eine Maschine. Sei mehr als das.«

Auch Boras – »Möge Ihm die Ehrerbietung, die Ihm gebührt, niemals versagt bleiben, und möge Seine Axt stets bereit sein, wenn das Böse sich erhebt« – verbrachte die Zeit relativ ruhig. Skylar Krewis bot ihm an, Hauptmann der Stadtwache zu werden, aber Boras lehnte sofort ab. Stattdessen wurde er Rausschmeißer in der »zerbrochenen Kette«, einer ehemals unscheinbaren und nun beliebten Kneipe, die man ihm sogar anbot, zu kaufen. Er erlebte direkt mit, was sich in Cauldron änderte.

Natürlich hatten sie alle erfahren, dass ihnen als Kettenbrecher das Anwesen von Tenebris Valanthru zugesprochen worden war. So hatten sie also einen standesgemäßen Wohnort. Aber das war bei weitem nicht die einzige Veränderung. Gegenüber dem Haus von Kheygan Ghelve – dem »Platz der Namen« – wurde eingerissen. Stattdessen entstand man dort eine kleine Halle, das »Heim der Gebrochenen Ketten«. In der Halle errichtete man eine Statue der Kettenbrecher: Jørgen und Thargad flankierten Boras, in zweiter Reihe standen Dirim und Thamior, und im Hintergrund sah man sogar einen menschlichen Magier, aus dessen Robe ein Kobold hervorlugte: Helion beziehungsweise Pecarri. Eine streunende Katze ernannte die Halle zu ihrem Revier, und wehe dem, der sie zu verscheuchen versuchte. In eine Reihe von Alkoven hängte man Bilder der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte der Kettenbrecher, und an einer Wand stand ein Fass mit Dirims besten Bier. Schon bald hatte sich der Aberglaube durchgesetzt, dass es Glück bringe, wenn man einen ganzen Humpen diesen Biers trinken konnte, ohne sich zu übergeben.

Ein ähnlicher Glücksbringer war das Kettenbrechen, bei dem man zwei dicke Kettenglieder auseinander brechen musste, wollte man in der betreffenden Kneipe kostenlos trinken und essen. Boras wurde drei Tage nach Einführung dieses Brauchs von der Teilnahme ausgeschlossen. Das gebrochene Kettenglied selbst wurde in das Stadtwappen integriert; mit dem brennenden Auge konnte man fast glauben, dass die Stadt Dirim gehörte.

In den drei Monaten waren etwa tausend Einwohner der Kesselstadt in sicherere Gegenden umgezogen; gleichzeitig war Cauldron zu einer Stadt für Glücksritter geworden, einem Ort, an dem man sich einen Namen machen konnte. Viele der Auswanderer zogen nach Redgorge, um sicher und doch in der Nähe ihrer sozialen Kontakte zu bleiben.

Der Azuth–Inquisitor Rebus Horkeim brachte ein halbes Dutzend Gefolgsleute nach Cauldron. Rebus bezog den Finger, um zu prüfen, was mit dem monumentalen Bauwerk geschehen sollte. Gleichzeitig begann der Bau des neuen Lathanderschreins. Dieser Neubau erhielt ein Dach aus Rosenquarz und wurde als klassischer Kuppelbau geplant; Krystof Jurgensen zog in den Keller um. Die Suche nach Jenya Urikas wird aufgegeben, nachdem Erkenntniszauber eindeutig ergeben, dass die Klerikerin tot ist.

Reya bekam durch ihre Hilfe im Kampf um Cauldron ihre weißen Flügel zurück und verabschiedete sich von den Kettenbrechern mit dem Versprechen, sie wiederzusehen. Meerthan Eliothlorn verabschiedete sich ebenfalls. Sein Weg führte an die Küste, wo er dringender gebraucht werde. Und noch einen Abgang gab es zu verzeichnen: Vortimax Weer verschwand von einem Tag auf den anderen und ließ einen leeren Turm zurück.

Das waren die größten Veränderungen, als sich am Tag vor dem Flutfest die Kettenbrecher in Cauldron einfanden, um den Stadtrat abzulösen und endlich wieder einen Stadtherren zu ernennen.

-

Kurz vor der Mittagsstunde versammelten sich die Wichtigen Cauldrons im Ratszimmer des Stadthauses, um den neuen Stadtherren zu ermitteln. Der Raum war vollgepackt, und tatsächlich mussten Skie Aldersun, Kheygan Ghelve und Maavu stehen. Der Ratstisch sah aus wie ein umgekehrtes T, und an der Querseite saßen die Vertreter der Kirchen mehr oder weniger einträchtig nebeneinander: Rebus Horkeim von Azuth, Rufus Laro von Helm, Krystof Jurgensen von Lathander und Asfelkir Hranleurt von Gond. Jørgen war zwar von einer Siamorphe-Priesterin begleitet worden – Lorana Dragunar –, aber sie hatte sich von einer Teilnahme entschuldigt.

Auf der einen Seite des T saßen die Kettenbrecher, bzw. drei von ihnen. Jørgen direkt vor dem großen Podest, an dem die Kandidaten für den Posten gleich ihre Positionen darlegen würden, Thargad und Thamior dazwischen. Zwei Stühle waren noch frei: Dirim windwandelte gerade von den Barakmordin herüber und Boras »musste arbeiten«, wie er sagte. Er hatte einfach keine Lust auf das Adelstreffen gehabt. Außerdem saß noch der Hauptmann der Stadtwache, Skylar Krewis bei den Kettenbrechern.
Ihnen gegenüber die übrigen Adeligen: Lord und Lady Vanderboren, in Verkennung üblicher Gepflogenheiten beide erschienen, Gendry Lathenmire, der mit Augenklappe und Armstumpf fast wie ein Sendbote Tyrs wirkte, und natürlich die vier Kandidaten.

Zuerst sprach die junge Wäschereifrau Larana Tercival zu der Versammlung. Larana war als Schwester Alek Tercivals von adligem Blute und von Maavu und Kheygan Ghelve zur Kandidatur überredet worden. Zumindest ließ sich das vermuten, denn diese beiden blieben auch die einzigen Unterstützer Laranas. Larana plante nämlich, Cauldron mehr oder weniger in die Anarchie zu entlassen: nur ein kleines Wachkontingent sollte gemeinsam mit einer großen Miliz die Stadt schützen; der Handel sollte keinerlei Vorgaben erhalten; die Steuern wurden zu »freiwilligen Gaben« und zur Führung der Stadt wollte Larana eine Bürgerversammlung einberufen. Dass die Kirchen von der Stadt unabhängig bleiben sollten, war da nur ein Tropfen auf den sprichwörtlichen Stein. Larana wurden keine großen Chancen ausgerechnet, wenn Freiherr von Velbert nicht noch seine revolutionäre Ader entdeckte.

Nach Larana ergriff Zacharias Aslaxin I. das Wort. Seine Pläne sahen vor allem vor, die Kirchen mit ins Boot zu nehmen. Die Helmkirche sollte eng an die Stadtwache gebunden werden oder gar zur Stadtwache werden; er selbst werde einen Rat der Kirchenführer einberufen, die ihm als Stadtherren zur Seite stünde; die MGA solle direkt Azuth unterstellt werden, die Lathanderkirche mit der Eheschließung und Tyr mit der Rechtsprechung betraut werden, der Gond-Tempel schließlich die Ausrüstung für Bedienstete Cauldrons beschaffen. Dafür würden die Tempel die Hälfte der eingenommenen Steuern und Einfuhrzölle erhalten – bei der Ausfuhr aus Tethyr sollten aber keine Gelder erhoben werden. Ansonsten wollte Aslaxin einerseits ein städtisches Gütesiegel einführen und andererseits Cauldron stark auf bestimmte Waren spezialisieren, um der Stadt einen Namen über die Region hinaus zu verschaffen. Rebus Horkeim, Krystof Jurgensen und Asfelkir Hranleurt konnte man zu Aslaxins Lager zählen.

Nach ihm war die Reihe an Lady Ophellia Knowlern, einer hochgewachsenen und sehr attraktiven Elfe, die mit der Unterstützung von Skie Aldersun, den Vanderborens und von Skylar Krewis rechnen konnte. Wo Aslaxin konservativ argumentierte, plädierte Knowlern für Freiheit. Die Wache sollte aus Söldnern zusammengestellt werden – natürlich würden die besser geprüft als die Schergen von Grukk Zwölftöter –, es sollte Zollfreiheit geben und auch minimale Steuern; Cauldron sollte sich nahezu von selbst steuern und der Stadtherr (oder die Stadtherrin) nur die Rahmenbedingungen schaffen. Die Kirchen wiederum sollten je nach Größe und Einfluss von Cauldrons Stadtkasse profitieren.

Der letzte Kandidat war Ankhin Taskerhill. Der hagere Händler wurde von Gendry Lathenmire und Rufus Laro unterstützt. Taskerhill verfolgte ein offensives Programm der Absicherung Cauldrons. In der Stadt sollte das Tragen von Waffen verboten werden; zur Durchsetzung würden Elitewachen angeheuert. Handelskarawanen würden nur noch stark bewacht von Cauldron ausgehen. Die Steuern, die noch von Severen Nalavant erhöht worden waren, sollten für den Aufbau und die Sicherung der Stadt zunächst nicht wieder abgesenkt werden. Taskerhill wollte einen Rat der Adeligen einrichten und sah als vorderstes Ziel die Erweiterung Cauldrons durch die Übernahme Redgorges als Außenposten. Die Kirchen wiederum wollte er durch die Stadt kontrollieren lassen und regelmäßig prüfen, um einen Fall wie Embril nicht zu wiederholen.

Nachdem die vier ihre Pläne vorgestellt hatten, zog sich Jørgen für einige Minuten zurück. Er besprach sich auch mit den anderen Kettenbrechern und hatte auch von Dirim bereits eindeutige Signale bekommen, wen der Kleriker bevorzugte. Dirim selbst war jedoch immer noch nicht anwesend, als Jørgen zurückkam und eine Entscheidung ankündigte. Er trat ans Podium.

»Nach langer Überlegung bin ich zu dem Schluss gelangt, dass einer der heutigen Kandidaten das beste Programm entworfen hat, um Cauldron auf kurze und lange Frist sicher und erfolgreich zu gestalten. Darum ernenne ich nun kraft meiner Autorität als Herr über die Silbermark Zacharias Aslaxin zum neuen Stadtherrn.«

Ankhin Taskerhil verschluckte sich an seinem Wein, als er den Namen seines Erzfeindes hörte. Die anderen Anwesenden klatschten laut oder höflich, je nachdem. Aslaxin stand auf.

»Danke«, sagte er. »Vielen Dank. Ich werde mich der Ehre-«

In diesem Augenblick teleportierten vier riesige ziegenköpfige Halbmenschen in den Saal, begleitet von einem alten Mann in einer grauen Robe. Auf der Robe prangte eine Waage, deren Mittelstange eine skelettierte Hand war – das Symbol Kelemvors. Der Mann zeigte auf Thamior Amastacia und rief: »Tötet den Ungläubigen!«

Die Ratssitzung war vertagt.
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Osric

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« Antwort #14 am: 08. April 2008, 20:19:05 »
Auch wenn es hier keine Gastrolle zu gewinnen gibt (obwohl ich wüsste da schon eine Möglichkeit): Kampf dem Inzest - Pro StoryHour
Was würde Robert Jordans Frau dazu sagen?

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