Meine Erfahrung sagt, dass nicht jeder Spieler gerne In-Character spricht und intensives Rollenspiel betreibt. Einige fühlen sich sogar unwohl, wenn sie dazu genötigt werden. Durch Belohnungen oder Bestrafungen wird man nichts daran ändern, wie diese Spieler die Situation empfinden.
Deswegen sollte man sich IMO entweder damit abfinden, dass nicht jeder Spieler ein extrovertierter Schauspieler ist und trotzdem gerne mitspielt. Wahrscheinlich trägt er auf andere Art und Weise sehr wohl dazu bei, dass der Spieleabend für alle ein Erfolg wird. Wenn man sich damit nicht abfinden kann oder will, sollte man sich nach Ersatz umschauen.
Ich habe jedenfalls bei einigen Spielern alles mögliche versucht, um sie hinter dem Ofen hervorzulocken, gefruchtet hat nichts davon. Außerdem bin ich der Meinung, dass der oft beschworene gesunde Menschenverstand subjektiv und ungerecht ist.
Wenn überhaupt, dann mach es so: Jeder Spieler bekommt am Ende eines Spieleabends x Pokerchips (oder ähnliches), die er an seine Mitspieler verleihen kann. Jeder Punkt ist dabei - abhängig von der Charakterstufe y XP wert. Das würde ich dann auch gar nicht unbedingt am ominösen "guten Rollenspiel" festmachen. Wofür ein Spieler seine Freunde belohnt ist seine Sache. "Der Paladin hinkt erfahrungsmäßig wegen der Wiederbelebung hinterher" ist meiner Meinung nach genauso legitim wie "der Barde hat auf dem Hofball großartig den eloquenten Lebemann gespielt." Wichtig: Jeder Spieler sollte weniger Chips zu verteilen bekommen, als er Mitspieler hat. Er kann also nicht alle belohnen und muss sich somit überlegen wer es seiner Meinung nach verdient hat. Evtl. kann man als SL auch noch einen einzelnen Chip ausgeben, wenn man selbst an diesem "Minispiel" teilnehmen möchte.
Im günstigsten Fall ist so ein System sehr motivierend. Die Spieler werden nicht unbedingt (ausschließlich) versuchen, den Vorlieben des DM zu entsprechen, sondern auch denen ihrer Mitspieler. Konkurrenz entsteht dadurch natürlich auch, aber wenn diese sich darin manifestieren sollte, dass die Spieler sich mehr Mühe geben, ihren Charakteren Leben einzuhauchen, dann ist das ja nur positiv. Gleichzeitig kann aber auch der Zusammenhalt der Gruppe gestärkt werden, wie das Paladin-Beispiel oben zeigen sollte.
Wenn man sich als SL dann auch noch Notizen macht, wer wofür Belohnungen verteilt, kann man auch ziemlich gut herausfinden, was den eigenen Spielern tatsächlich gefällt.