Autor Thema: Was wird aus dem Rollenspiel werden ?  (Gelesen 11365 mal)

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TheRaven

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Was wird aus dem Rollenspiel werden ?
« Antwort #45 am: 13. Mai 2004, 19:32:01 »
 Ich bin wirklich ein Powergamer. Ich optimiere meinen Charakter, damit ich erfolgreich die vom DM inszinierten Abenteuer bewältigen kann. Inwiefern mich dies jedoch davon abhält Rollenspiel zu betreiben kann ich nicht verstehen. Wenn ich nun halt 8 Charisma habe, dann spiele ich halt auch dementsprechend. Wenn ich als Druide meine feats so gewählt habe, dass ich meine Gegner reihenweise platt mache, dann hält mich dies doch nicht automatisch davon ab eine halbe Stunde lang ausführlich zu erzählen, wie ich im Wald nach Kräutern suche und mit meinem Tiergefährten spiele.

Natürlich gibt es Grenzen und man kann es mit der Charakteroptimierung wirklich übertrieben aber die Meinung, dass ein starker und effektiver Charakter aus mir automatisch einen schlechten Rollenspieler macht konnte ich noch nie nachvollziehen.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Speren

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Was wird aus dem Rollenspiel werden ?
« Antwort #46 am: 13. Mai 2004, 19:33:33 »
 
Zitat
Natürlich gibt es Grenzen und man kann es mit der Charakteroptimierung wirklich übertrieben aber die Meinung, dass ein starker und effektiver Charakter aus mir einen schlechten Rollenspieler macht konnte ich noch nie nachvollziehen.
*Unterschreib*
No one touches the faerie!

Blackthorne

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Was wird aus dem Rollenspiel werden ?
« Antwort #47 am: 13. Mai 2004, 19:38:26 »
 *Mitunterschreib*

Einige Leute scheinen diese Möglichkeit einfach nie in Betracht zu ziehen.

Zitat
Und ich dachte immer Rollenspieler wären kreativ...
D&D 5E: Ich wünsch euch dann mal viel Spaß.

TheRaven

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Was wird aus dem Rollenspiel werden ?
« Antwort #48 am: 13. Mai 2004, 19:45:40 »
 
Zitat
Das System beeinflußt das Spielverhalten nachhaltig. Wenn also überwiegend Regelbücher veröffentlicht werden, wird das Spiel auch regellastiger.
Durchaus, wobei "nachhaltig" vielleicht etwas übertrieben formuliert ist. Einfache Frage. Nehmen wir mal an, zwei Personen, welche in ihrem Leben noch nie von Rollenspiel gehört haben kaufen sich ein Rollenspielbuch und zusammen mit einigen Kollegen, welche auch noch nie mit Rollenspiel Kontakt hatten, gründen sie eine Gruppe.

Der eine kauft sich die D&D Grundregelbücher under der andere Dark Ages Vampire. Wird es einen Unterschied in ihrem Spielstil geben (mal davon abgesehen, dass sich um unterschiedliche Persönlichkeiten handelt)?

Gut, dieses Beispiel ist extrem aber extreme Beispiele kann man runterskalieren um Trends aufzuzeigen. Das System kann also durchaus Auswirkungen auf den Spielstil haben. Das wichtigste Wort hierbei ist "kann". Ich halte also die Aussage, dass die einzelnen Regelsysteme bei niemandem einen Einfluss auf den Spielstil haben für schlicht nicht korrekt.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Blackthorne

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Was wird aus dem Rollenspiel werden ?
« Antwort #49 am: 13. Mai 2004, 19:55:28 »
 Dein Beispel zieht aber nicht so richtig, weil D&D und V:DA auch außerhalb des Regelsystems zwei völlig unterschiedliche Spiele sind.
D&D 5E: Ich wünsch euch dann mal viel Spaß.

TheRaven

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Was wird aus dem Rollenspiel werden ?
« Antwort #50 am: 13. Mai 2004, 19:59:29 »
Zitat von: "Blackthorne"
Dein Beispel zieht aber nicht so richtig, weil D&D und V:DA auch außerhalb des Regelsystems zwei völlig unterschiedliche Spiele sind.
Inwiefern? Sind beides P&P Rollenspiele in einer mittelalterlichen und fantastisch angehauchten Welt.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Blackthorne

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Was wird aus dem Rollenspiel werden ?
« Antwort #51 am: 13. Mai 2004, 20:06:14 »
 Und D&D ist ein heroisches, klassisches Sword&Sorcery-Spiel, während Vampire im finsteren Mittelalter spielt und eine weltschmerzgetränkte Vampirismus-Simulation ist.
D&D 5E: Ich wünsch euch dann mal viel Spaß.

Talwyn

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Was wird aus dem Rollenspiel werden ?
« Antwort #52 am: 13. Mai 2004, 20:09:34 »
 Ich sehe das Problem ein wenig anders. Powergaming und "gutes Rollenspiel" (wie man das nun auch immer definieren will) schließen sich mit Sicherheit nicht gegenseitig aus. Die meisten hier sind ja auch schon etwas länger dabei (bei mir sind es 10 Jahre (A)D&D). Da hat man sich schon ein meist recht umfangreiches Wissen aufgebaut was Spielwelten angeht.

Das liegt IMO aber daran, dass früher der Hintergrund des Spiels in den Büchern viel detaillierter beleuchtet wurde als jetzt. Oder warum sind nach wie vor 2e Supplements meine bevorzugte Quelle für Hintergrundinformationen für die FR?

Neue Spieler, die nicht in den Genuss dieser alten Bücher kommen, werden dadurch zwar nicht gleich dazu verdammt, einseitiges Powergaming (nämlich nur dieses) zu betreiben - allerdings lässt man sie schon ein bisschen allein. Wenn man nur 3e Material hat ist es eben für angehende SLs deutlich schwerer eine glaubwürdige und lebendige Welt zu schaffen, gleiches gilt für die Ausarbeitung der Spielercharaktere.

Selbst die "Fluff-Bücher", die WotC rausbringt sind inzwischen IMO ziemlich oberflächlich. Die letzten beiden Regionalbände für die FR waren in meinen Augen nicht mehr als eine Ansammlung von Regeln, die man benutzen kann, wenn man eine Kampagne in der entsprechenden Region spielt.

Anstatt mit dem CW und CD also die 3e Prestigeklassen von vor 2 Jahren neu aufzulegen fände ich es schön, wenn WotC einige der alten Regionalbände in würdiger Form wieder auf den Markt bringt. Wenn so ein 160 Seiten Buch dann 4 oder 5 Prestigeklassen, ein paar Feats und ein Dutzend neuer Zauber enthält hätte ich damit kein Problem. Mich stört einfach, dass WotC fast NUR noch Crunch bringt.

Und ich kann Scurlock absolut zustimmen was die alten 2e "Klassenbücher" betrifft. Ich fand sie damals schon super und finde das auch heute noch (klar gab es auch da Ausnahmen). Das CW finde ich stinklangweilig, langsam sollte sich WotC mal wieder etwas neues einfallen lassen als nur wieder 30 neue Prestigeklassen zu liefern.

Allein der sprachliche Stil der alten Quellenbücher war meiner Meinung nach angenehmer. WotC legt eben großen Wert darauf, dass die Texte möglichst verständlich sind (was angesichts des hohen Crunch-Anteils sicher auch nötig ist). Die Sprache in den alten Büchern war dagegen oft ein bisschen blumiger und lebendiger.

Früher war vielleicht nicht alles besser, aber nur weil die 3e in Farbe auf Hochglanzpapier gedruckt wird und sich gut verkauft, ist umgekehrt nicht automatisch alles Neue besser als die alten Sachen.

Scurlock

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Was wird aus dem Rollenspiel werden ?
« Antwort #53 am: 13. Mai 2004, 20:32:52 »
 
Zitat
Ach so...und damit bin ich jetzt was ?
Ein Abtrünniger des heiligen Pfades ?
Und vor allem: Was hat das mit meinem Spielstil zu tun ?
Ja, mein Sohn. Du hast den wahren Pfad zur Rollenspielerleuchtung verlassen und gibst Dich dem bunten schändlichen Komerz hin.
Ein echter Rollenspieler würde nämlich nie im D&D-Disneyworld Forgotten Realms spielen.  ;)

Zitat
Ist Long Island Icetea okay oder jammern Leute Deines Alters da schon zu sehr ?
Ist für den Anfang schon nicht schlecht, auch wenn ich einen Mojito bevorzugen würde.
 
aber zurück zum Thema:
Zitat
Und D&D ist ein heroisches, klassisches Sword&Sorcery-Spiel, während Vampire im finsteren Mittelalter spielt
Eine ziemlich einseitige Betrachtung, wie ich finde.
Was hindert einen daran, D&D auch im Mittelalter spielen zu lassen? Einige D20 Szenarien existieren ja schon.
And now the rains weep o'er his hall and not a soul to hear...

Blackthorne

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Was wird aus dem Rollenspiel werden ?
« Antwort #54 am: 13. Mai 2004, 21:01:14 »
 Gar nichts. Aber "Standard"-D&D ist Fantasy, und außerdem ist das ja nicht der einzige Unterschied zu V:DA.
D&D 5E: Ich wünsch euch dann mal viel Spaß.

TheRaven

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Was wird aus dem Rollenspiel werden ?
« Antwort #55 am: 13. Mai 2004, 21:38:56 »
 Ist egal, lassen wir dies. Du hast sicherlich verstanden, worauf ich hinaus will und kannst dir ja ein eigenes Beispiel zusammenreimen.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Thanee

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Was wird aus dem Rollenspiel werden ?
« Antwort #56 am: 13. Mai 2004, 21:41:43 »
Zitat von: "Lenier Nailo"
Oder was ist mit der 3.5. Kaum ist die deutsche Version von 3e raus, kommt die 3.5 in den USA.
Ist das keine Geldmacherei??
Du wirst lachen, aber ich denke es ist tatsächlich einer der primären Antriebe, die hinter dem Vertrieb von D&D stehen. Geld machen. Ja, ich denke das wird einer der Gründe sein, warum Wizards D&D rausgebracht hat.

Oder dachtest Du etwa, die haben das nur gemacht, um den Rollenspiel Fans einen Gefallen zu tun? ;)

Solchen Idealismus mag es sicherlich im Detail noch geben, und ein wenig wird er sicher auch in die Wahl geflossen sein, womit Wizards ihr Geld verdienen, aber leben müssen die auch irgendwovon!

Bye
Thanee
 

Tzelzix

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    • http://www.dnd-gate.de
Was wird aus dem Rollenspiel werden ?
« Antwort #57 am: 13. Mai 2004, 23:38:18 »
 Man könnte auch D&D mit DSA, Earthdawn, ERPS, GURPS Fantasy, Warhammer, Ars Magica oder einem beliebigen anderen Rollenspiel vergleichen, welches sich als Fantasy darstellt. Rollenspiel in Form von Charakterausgestaltung, Gesprächsausführung oder einfach nur einem bestimmten Verhalten wird ganz sicher nicht von den Regeln bestimmt, würde mir auch nie in den Sinn kommen, so etwas zu behaupten. Aber ein Regelsystem beeinflußt  (ich verzichte hier auf ein "kann") die Richtung des Spiels, eben den Flair oder vielleicht besser ausgedrückt, die Herangehensweise eines Spieler die Spielwelt zu betrachten und seinen Charakter aufzubauen. Das hindert einen Spieler nicht daran gutes Rollenspiel ™ mit seinem Charakter zu betreiben, aber es verändert vielleicht sein Verhalten als Spieler, als reale Person und die Konsistenz zwischen den Werten auf dem Papier und der dargestellten Person.
Dabei interagiert das benutzte Regelsystem natürlich mit der Kampagnenwelt, ich spiele FR sicher anders als Midnight. Dennoch verschwinden bestimmte Aspekte, die durch Regeln betont werden, nicht einfach so. Vielleicht versuche ich mal ein Beispiel, welches nicht unbedingt mit Kampf zu tun hat, um zu veranschaulichen an welcher Stelle eine gewisse Stimmung durch Regeln produziert wird. Bleiben wir dabei gleich im Bereich d20, das macht es einfacher zu betrachten und zeigt vielleicht, daß es nicht darum geht d20 zu verdammen oder sowas....
Die Magie in Midnight wird anders gehandhabt als normalerweise in D&D, keine Sprüche pro Tag usw., sondern Konstitutionsschaden und noch weitere Gimmicks. Diese Regelmechanismen spiegeln den Kampagnenhintergrund wieder und verändern das Standard-D&D dahingehend, daß Magie eben seltener und gefährlicher wird. Regeln unterstützen also den Flair eines Settings und beeinflussen so den Spieler, anders mit Magie umzugehen als er das in D&D tun würde. Andere Systeme treiben das noch viel weiter, so daß nachher bspw. der Fokus total auf einem komplexen und ausgefeilten Magiesystem liegt. Das ließe sich mit d20 nicht so ohne weiteres umsetzen, vermutlich wäre es nachher dann kein d20 mehr. Insofern gibt es also ein Barriere, die d20 von anderen System trennt und diese Barriere besteht eben in einem bestimmten Fokus, welcher in d20 nicht wiedergegeben werden kann (wenn man jetzt nicht alles neu schreiben wollte, alle Zauber z.B.).
Insofern verleitet also auch ein magiestarkes System dazu, anders mit Magie umzugehen, das gilt für anderen Bereiche auch: in D&D ist der Kampf z.B. recht ausgefeilt, das verleitet dazu, dies auch auszunutzen und zu einem wichtigen Element im Spiel zu machen. Insofern werden dann starke Charaktere wichtig und der Fokus des Spiels einer bestimmten Spielrunde wandert dann ein wenig. Im Prinzip muß das nicht passieren, nach meinen bisher Erfahrung passiert es aber. Darunter muß das "normale" Rollenspiel nicht notwendigerweise leiden, kann es aber durchaus, wenn z.B. ein Spieler keinen Bock hat, seinen Charakter auf Kampf zu trimmen und dieser dann unter "Normalbedingungen" untergeht, weil Kämpfe eben wichtiger geworden sind. Den Aspekt von stufenlosen System gegenüber stufenabhängigen Systemen wollen wir mal ausklammern....

Ein bedeutender Punkt dabei und das wurde ja auch schon mehrfach angesprochen, ist sicherlich Wizards Produktpolitik, welche den Fokus eigentlich nur noch stärker auf Feats, magische Gegenstände und PKs verschiebt. Mag man von halten, was man möchte. Vielleicht wird ja jetzt etwas klarer, was zumindest von meiner Seite gemeint ist, Rollenspiel und Regeln sind schließlich keine Gegensätze, aber sie interagieren miteinander. Letzendlich mag das vielleicht ein bisschen (zumindest in Teilbereichen) die Frage sein, wie sehr man gerne eine gute Übereinstimmung zwischen Charakterbogen und dem im Spiel erlebten Charakter hat.
Never attribute to malice that which can be adequately explained by stupidity.

Talamar

  • Administrator
    • http://www.dnd-gate.de
Was wird aus dem Rollenspiel werden ?
« Antwort #58 am: 14. Mai 2004, 00:01:40 »
 hmm ich klinke mich glaube ich wieder aus, das ist mir einfach zu viel zum lesen hier.
aber eins noch: Online-RPG's werden für mich persönlich NIEMALS die Pen&Paper Spiele ersetzen können und ich glaube auch nicht das das bei der Majorität der P&P-Spieler der Fall werden würde.
Against signatures!

Talwyn

  • Mitglied
Was wird aus dem Rollenspiel werden ?
« Antwort #59 am: 14. Mai 2004, 06:07:22 »
 
Zitat
hmm ich klinke mich glaube ich wieder aus, das ist mir einfach zu viel zum lesen hier.
aber eins noch: Online-RPG's werden für mich persönlich NIEMALS die Pen&Paper Spiele ersetzen können und ich glaube auch nicht das das bei der Majorität der P&P-Spieler der Fall werden würde.

Das sehe ich genauso. Ein Computerspiel kann nie und nimmer einen richtigen Spielabend mit Chips, Cola, Pizza und Bier ersetzen, schon gar nicht einen im Sommer auf der Terasse bei Kerzenlicht. Computerspiele sind auch nett und haben bestimmt ihre Daseinsberechtigung, aber sie werden das PnP nicht ersetzen.