Autor Thema: Das Vipernspiel  (Gelesen 4857 mal)

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Lupus Major

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Das Vipernspiel
« Antwort #15 am: 26. September 2004, 21:16:53 »
 Sehr hübsch! Gefällt mir! Kannst Du in Prozenten angeben, wieviel von der Geschichte schon gepostet ist?

Gruß, Lupus Major
Everything's better with pirates.

Alaak

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    • http://www.dnd-gate.de
Das Vipernspiel
« Antwort #16 am: 12. Oktober 2004, 08:25:53 »
 Uh das ist nicht ganz leicht 33% vielleicht. Vielleicht auch etwas mehr.

Die Unterkunft der beiden Magier war pompös. Ein gewaltiges Zelt mit einem Flammenmuster und goldenen Beschlägen verziert. Der Stoff war nicht aus dem einfachen Material, aus dem die Behausungen der Klingensänger waren. Besonders abweisend für die kalten Winde der Hochebene und die schweren Regenschauer die von Zeit zu Zeit das Lager heimsuchten. Vermutlich war es im inneren auch wohlig warm, während man sich draußen beinah die Finger abfror.
Aber trotz seiner Größe mussten - und das war eine Genugtuung für die Soldaten aus Sahavars Trupp – die arkanen Gardisten vor dem Zelt Wache schieben. Sie hatten sich einige große Fässer und Kisten herangeschafft und ein kleines Feuer angezündet über dem sie ihre Rationen braten wollten. Einige Fellumhänge und ein paar Decken waren schnell beschafft und zu allem Überfluss entdeckten sie in einem der Fässer sogar Wein, der schnell zu einer fröhlichen Stimmung unter den drei Männern und zwei Frauen führte. Sie sangen und tanzten und verbreiteten einen Lärm der sehr weit zu hören sein musste.
Die Klingensänger, die schon seit Monaten nur mit Leid und Tod zu tun hatten konnten nur angewidert an dem Spektakel vorübergehen und sich vorstellen wie es sein mochte in einer friedlicheren Umgebung zu sein. Einer Umgebung wo man nicht jede Minute damit rechnen musste von einem Pfeil durchbohrt oder einer Klinge gespalten zu werden.
Nur einige der Jüngeren, der neuen Rekruten lächelten und manche grüßten die Gardisten sogar.
Als Lafira zu ihnen trat und höflich grüßte drehten sich vor allem die drei männlichen Elfen mit einem breiten Lächeln um. Ein großer schmalgesichtiger Kämpfer mit breiter Statur verbeugte sich. Er war offensichtlich der oberste von den Fünfen.
„Ich muss sofort mit Magierin Amafel Krizaran erster Tochter des Erzmagiers Palithin Krizaran Patron des Hauses Krizaran des fünften Hauses von Lassaran sprechen.“, erklärte sie knapp. Der Schmalgesichtige lächelte noch immer. „Wen darf ich melden Herrin?“, fragte er leicht leiernd aber ohne Anzeichen von Respektlosigkeit. Wenn es etwas gab worin die arkanen Gardisten gut ausgebildet wurden dann waren es höfische Umgangsformen. Lafira konnte dieses würmische gekrieche bei Hofe allerdings noch weniger Ausstehen als den Wurm der jetzt vor ihr stand. Sein lüsterner Blick wandert an ihrem Körper auf und ab. Lafira versuchte es zu ignorieren, konnte ihre Wut aber nur schwer beherrschen. „Klingenreiterin Lafira Krizaran Kommandantin des ersten Zuges des fünften Sicherheitsbezirkes von Lassaran.“
Bis auf diesen Gardisten setzten sich die anderen nun wieder. Offensichtlich war ihnen der Vorgang zu langweilig. Lafira fragte sich gerade ob sie das auch machten, wenn der Bittsteller eine ernsthafte Bedrohung war, als der Gardist säuselnd erklärte: „Wisst ihr die Magierin ist vielbeschäftigt. Ich kann sie nicht stören, solange ich nicht weiß was ihr wollt und ob ihr vertrauenswürdig seid.“ Lafira war noch nie besonders geduldig gewesen aber dieser Mann war einfach zuviel. Sie stellte sich vor wie er mit aufgeschnittenem Hals aussähe und erklärte dann in einem möglichst unhöflichen Tonfall: „Das ist mir vollkommen egal! Du wirst mich melden. Mein Anliegen geht dich nichts an und meine Vertrauenswürdigkeit wird die Magierin selbst beurteilen.“
Die Elfe hatte sich bedrohlich nach vorn gebeugt doch der Gardist verschränkte einfach nur die Arme vor der Brust und sah sie mit einem freundlichen Gesichtsausdruck an. Sturheit lernte man der arkanen Garde wahrscheinlich gleichzeitig mit den höfischen Umgangsformen. Nur bei Taktik und Kampf wurden gern ein paar Lektionen weggelassen. Verhängnisvoll für den armen Gardisten.
„Die Magierin vertraut meinem Urteil. Nur wenn ich euch für vertrauenswürdig halte oder sie nach euch schickt kann ich euch einlassen.“, erklärte er gerade als er ein leichtes Stechen im Schritt spürte.
„Wenn ich die Zeit hätte, dann würde ich das Nachtlager mit dir teilen, damit du mich für vertrauenswürdig hälst.“, fauchte Lafira dem Gardisten entgegen und drückte ihren Dolch zum Nachdruck etwas fester zwischen seine Beine. Die Augen des Elfen wurden größer und obwohl er noch keinen Schmerz verspürte wurde er zunehmend nervös. „Wir können das gleich machen. Ich bin sicher die Zeit habt ihr.“
Lafira schüttelte langsam den Kopf und kniff die Augen zusammen. „Du musst ja noch Wache stehen.“, meinte sie während der Gardist ganz langsam versuchte seine vom Wein verursachte Benommenheit abzuschütteln und dabei hastig erwiderte: „Ich kann danach zurückkehren. Meine Gefährten können die Wache solange allein übernehmen.“
„Danach würdest du keine Wache mehr stehen.“, erwiderte die Klingenreiterin mit absoluter Überzeugung. „Ich kann es nämlich nicht leiden, wenn meine Liebhaber sich mit anderen einlassen. Deswegen sorge ich dafür das sie das nicht mehr können.“
Der Gardist riss die Augen weit auf, schluckte und blickte auf den Dolch an seinem Schritt, anschließend in Lafiras kalte leuchtend blaue Augen und auf ihren grimmig grinsenden Mund. Er versuchte sich krampfhaft zu erinnern wo er seine Waffe liegen gelassen hatte aber es wollte ihm nicht einfallen. „Andererseits wirst du mich bestimmt nicht mehr aufhalten, wenn wir es gleich zu Ende bringen.“
Jetzt schlug die Nervosität des Mannes fast in Panik um und er sah kurz zu den anderen Gardisten um dann wieder Lafira anzusehen. Ihr Ausdruck war todernst und ließ keine Zweifel an ihren Absichten aufkommen. „Meine Gefährten würden euch niederstrecken.“, versuchte er sie einzuschüchtern aber die Elfe war kein bisschen beeindruckt. Nur ihre Lippen bewegten sich und sie hielt ihren Blick starr auf den Gardisten gerichtet. „Zehn gegen dreihundert. Ihr denkt doch nicht wirklich darüber nach. Vor allem wo eure Waffen gerade im Besitz meiner Leute sind.“
Dann zog sie den Dolch ruckartig zurück und ließ ihn in ihrem Stiefel verschwinden. Der Gardist sackte erleichtert zusammen und versuchte mit aller Gewalt ein Zittern zu unterdrücken.
„Holt euch eure Waffen zurück. Ihr werdet sie brauchen, denn die Orks werden nicht solange diskutieren, glaubt mir. Solange ihr die nicht habt könnt ihr mich sowieso nicht aufhalten. Also, weggetreten.“
Der Gardist nickte und trat zur Seite so das Lafira passieren konnte. Ohne zu zögern betrat sie das große Zelt und beachtete die Wächter nicht mehr.
„Hattet ihr Schwierigkeiten mit meiner Wache, Klingenreiterin?“ Lafira konnte nichts sehen, denn es war stockdunkel und es stank fürchterlich. Die Klingenreiterin orientierte sich an dem Klang der Stimme um zu erfassen wo ihr Gesprächspartner stand. „Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit. Ich musste niemanden töten.“
Sie hörte ein leises ‚Plop’, dann breitete sich warmes rotes Licht im Zelt aus. Die Magierin Amafel stand an einem halbrunden Tisch mit geschwungen auslaufenden Stahlbeinen. Der Tisch war überfüllt mit großen und kleinen gläsernen Behältnissen in den verschiedensten Formen und Größen. Vom einfachen Reagenzglas bis zu komplizierten Apparaturen deren abgerundete Formen eine unbeschreibliche Harmonie bildeten und von denen kleine Röhrchen über den ganzen Arbeitsbereich verliefen. Konnte man die verschiedensten alchemistischen Behälter sehen. Sie standen auf kleinen Holzständern. Alles sah sehr zerbrechlich aus. Einige der Gefäße rüttelten leicht vom Blubbern des Inhalts andere standen über kleinen Flammen und rauchten. Lafiras Blick blieb kurz an einem hellen Lichtimpuls hängen, der in periodischen Abständen durch die Röhrchen jagte.
Das Zelt war schnell eingerichtet worden, aber die Gardisten waren gründlich gewesen. Alles sah aus als stünde es seit Jahren hier. Der schlammige Boden war mit teuren Teppichen, die Bilder von Drachen, mystischen bunten Mustern und Akten zeigten, bedeckt. Regale Schränke, Tische und Stühle in typisch elfischer Handwerkskunst waren wohl überlegt aufgestellt worden. Ganz als hätte es dafür einen Plan gegeben und den gab es sicher auch. Magier planten schließlich alles. Sogar die beiden golden verzierten Yar-Klingen des Erzmagiers hingen perfekt um einladend und zugleich bedrohlich zu wirken, über dem Eingang zu den privaten Wohnbereichen der Magier. Kohlepfannen verbreiteten eine wohlige Wärme, so das Lafira sogar leicht zu schwitzen begann. Doch sie war vom Staub der Reise sowieso noch schmutzig. Ein wenig Schweiß mochte das nicht weiter verschlimmern.
Amafel tat was jeder gute Magier getan hätte: Sie ließ die Klingenreiterin warten. Geduld war nicht Lafiras größte Tugend aber sie hatte von Sahavar einiges über ihre Bedeutung gegenüber Magiern gelernt. Also blieb sie stehen und wartete. Unendlich langsam schien die Magierin die kleine Phiole in ihrer Hand zum nächsten Regal zu bringen und dabei genau abzuwägen wo das kleine blaue Fläschchen platziert werden müsste. Ungeduldig öffnete Lafira die Hände und schloss sie wieder.
Schließlich stellte die Magierin das Gefäß ab und wandte sich zu der Offizierin. „Was wollt ihr, Klingenreiterin?“, fragte Amafel etwas zu hastig.
„Ich bitte um Verzeihung Magierin Amafel Krizaran erste Tochter des Erzmagiers Palithin Krizaran Patron des Hauses Krizaran des fünften Hauses von Lassaran, aber ich komme um euch ein wichtiges Anliegen von Kommandant Sahavar zu überbringen.“, antwortete Lafira und wartete.
Es hätte sich nicht geziemt mit ihrem Anliegen herauszuplatzen aber Amafel schien genau darauf zu warten. Sie schien ein wenig  eingeschüchtert, fast nervös in Gesellschaft der durchaus beeindruckenden Gestalt Lafiras.
„Äh ja. Sprecht!“, forderte die Magierin mit einem Wink ihrer Hand. Die Offizierin nickte und begann in ihrem eindringlichen Tonfall den sie immer nutzte, wenn sie etwas meldete: „Kommandant Sahavar ist der Ansicht das es eine Bedrohung gibt. Er hat eine Erkundungsmission befohlen und er will jemanden dabei haben der über das Bücherwissen eines Magiers verfügt. Er befahl mir euch zu fragen ob ihr uns begleiten würdet.“
Amafel schien etwas überrascht. Sie überlegte kurz und nickte schließlich. „Gut ich werde mit reiten. Wartet hier solange bis meine Eskorte bereit ist.“
Sie hatte beherrscht und würdevoll gesprochen aber ein Zittern in ihrer Stimme und die Unruhe ihrer Hände wiesen daraufhin das sie unbedingt alles sehen wollte was sich außerhalb des Lagers befand. Hoffentlich dringend genug, dachte die Klingenreiterin und meinte ruhig aber eindringlich: „Der Kommandant wird eure Eskorte zur Verfügung stellen. Ich selbst werde sie anführen. Ihr braucht eure Gardisten nicht!“
Amafel blieb stehen. Sie überlegte wieder wie sie reagieren sollte und nickte dann. Sie wollte sich schon umdrehen als sie Lafira noch einmal in die Augen sah und fragte: „Wem gilt eure Loyalität?“ Die Klingenreiterin verstand nicht, aber sie wollte auch keine Antwort schuldig bleiben. „Denen an die mich mein Eid bindet, also natürlich dem elfischen Volk.“, erklärte sie überrascht. Amafel schüttelte den Kopf: „Ich meinte welche Loyalität ist stärker. Die gegenüber eurem Kommandanten oder die gegenüber mir und eurem Haus, Klingenreiterin Lafira Krizaran?“ Lafira war sofort klar worauf die Magierin hinaus wollte. „Ich versichere euch, dass er und ihr dieselben Ziele verfolgt. Meine Loyalität gilt euch und ihm gleichermaßen.“ Amafel nahm die Phiole wieder und ließ sie in ihre Tasche gleiten. „Wenn ihr euch in einer Situation entscheiden müsstet wem ihr helft oder wen ihr unterstützt, wen von uns beiden würdet ihr wählen?“
Magier wussten gern wo die Loyalität derer lag die in ihrer Nähe Waffen trugen. Doch eine solche Entscheidung war für Lafira unvorstellbar. Sie wollte schon sagen, dass sie eher den Freitod wählen würde als diese Entscheidung treffen zu müssen. Doch dann fragte sie sich ob das wirklich wahr war. Schließlich antwortete sie nur. „Klingenwächter Sahavar ist mein vorgesetzter Offizier und mein, soweit ich zurückdenken kann, bester Freund. Euer Haus hat mir stand und Ehre gegeben. Alles was ich besitze gehört ihm und alles was ich erhalte auch. Selbst mein Leben gehört eurer Familie.“ Amafel ließ die Andeutung eines Lächelns über ihre Lippen wandern. „Vergesst das nie, Klingenreiterin!“ Lafira salutierte und Amafel winkte sie fort. „Erwartet mich am Haupttor.“, rief die Magierin ihr hinterher, bevor Lafira die Zeltplane hinter sich heruntergefallen lassen hatte.
Ich mag D&D 4 und bin stolz drauf. :P