Autor Thema: Das Vipernspiel  (Gelesen 4858 mal)

Beschreibung:

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Alaak

  • Mitglied
    • http://www.dnd-gate.de
Das Vipernspiel
« am: 14. Mai 2004, 00:04:15 »
 Ok ich habe mich mal dazu durchgerungen die "etwas" längere Vorgeschichte meines Klingensängers zu posten.
Zum einen ist es schade wenn sie nach all der Arbeit auf meiner Festplatte vergammelt und zum anderen wäre ich über Feedback dazu sehr froh.
Also die die sich das wirklich durchlesen, könnten ja mal nen kurzen Kommentar abgeben. Für Korrekturen rechtschreiblicher Art bin ich wirklich sehr dankbar.
Da das alles in allem 78 A4 Seiten (also wohl mehr ein Vorroman) sind werd ich es Stück für Stück posten. Na dann hier kommt der erste Abschnitt.

1. Abschnitt: Neue Befehle

Kalter Wind wehte das schroffe Bergmassiv hinauf und kündete von den letzten Schneeschauern des langen Winters. Dunkle Wolken krochen bereits an den scharfen Hängen entlang und die vereinzelten Sonnenstrahlen tauchten die Hochebene in ein trübes Licht. Die düstere Stimmung hatte sich, einem seidenen Schleier gleich, fast greifbar über das Hochland gelegt während die noch schweigenden Wolkenheere gegen die zackigen Gipfel drängten, als wollten sie über die Länder dahinter herfallen. Doch die scharfen Bergspitzen blockierten den Weg, wie sie es schon seit Ewigkeiten taten. Die dunklen Wolken konnten sich abregnen. Das konnten die beiden Erzfeinde im Norden und im Süden nicht. Ihre Wut ballte sich über die Jahrhunderte mehr und mehr und die Gefahr eines Krieges lag schon lange wie die Ruhe vor einem drohenden Unwetter über allen Landen.
Das helle Volk lebte an der Südseite der Berge. Elfen wurden sie von vielen genannt, doch ihr Geist war finster und voller Misstrauen gegen alles und jeden. So hatten sie an guten Plätzen Verteidigungsstellungen errichtet, um ihre vielen eingebildeten und tatsächlichen Feinde zu beobachten und abzuwehren. Die Ebene war eine dieser Stellungen. Eine Armee von nicht weniger als neunhundert Mann aus der großen Stadt Lassaran war hier postiert und wartete nur darauf losschlagen zu können.
Leicht wiegte sich das hüfthohe Gras in den Böen hin und her. Der Schnee war hartnäckig dieses Jahr und hielt sich in den zerklüfteten Schluchten und an den steilen Hängen besonders lange. Die Kuppen und Spitzen des Gebirges waren noch weiß und kein normaler Mann währe bereits um diese Zeit in die gefährlichen Höhen aufgebrochen. Die Tiere der Hochebene bereiteten sich auf die wärmeren Jahreszeiten vor. In den kleinen Teichen konnte man bereits wieder einige Fische finden doch auf den höher gelegenen Wasserlöchern befanden sich noch dünne Eisschichten. Einige Gämsen grasten bereits wieder genüsslich. Ihr Winterfett war verbraucht und die Tiere freuten sich über das reiche Mahl. Das Wasser war jedoch noch knapp. Der Tau hatte in den höheren Lagen noch nicht eingesetzt und so ergossen sich die wilden Schmelzbäche noch nicht in die Niederungen der Länder im Süden. Die Siedlungen der Menschen, der Elfen und der Orks befanden sich also noch immer in Sicherheit vor heftigen Überschwemmungen und braunen Springfluten. Die Bergbäche waren noch kleine Rinnsaale und würden schließlich bis zur Tauzeit in den oberen Höhenlagen zu reißenden Flüssen anwachsen. Jetzt war die Zeit wo die Gletscher wieder schrumpften und ihre faltigen grauen Tentakel von den Rändern der Ebene zurückzogen.
Die kleine Reiterschar schien das alles nicht zu stören. Dem Wind trotzend jagten sie durch das Gras. Die Hufe platschten durch Pfützen und knallten auf Steine während sie eine Schneise aus aufgewirbeltem Moos und platten Halmen hinterließen. Als sie vorbei kamen neigte sich das Gras aus dem Wind in ihre Richtung als wolle es sie, mit schallenden Fanfaren, begrüßen.
Die glänzenden goldfarbenen Brustpanzer der zehn schwer bewaffneten Soldaten leuchteten weit über das Land. Ein stilisiertes Sternenbanner wehte an den Wimpeln ihrer Speere und scharfe leicht gekrümmte Schwerter steckten in den kunstvoll verzierten Scheiden an ihren feinen Ledergürteln. Ihre offenen langen Haare wehten weit hinter ihnen und enthüllten die langen spitzen Ohren und die schmalen Gesichter. Die mit schnörkeligen Schriftzeichen versehene Panzerung ihrer Pferde klapperte beim Galopp, wie ein Glockenspiel in der Kuppel Amadeons, ihres obersten Gottes, unten in der Stadt Lassaran und die Pferde schnauften nicht unbeträchtlich.
Die drei grazilen Gestalten an der Spitze zogen ihre schweren grauen Leinenmäntel fester.
Die vorderste Reiterin fluchte im Stillen. Sie wusste um die Gefahren, die ihnen die Ebene entgegen werfen mochte. Sie wusste auch wie man sie umgehen konnte. Der Lärm der Soldaten hatte mittlerweile aber sicher jede Gefahr in einiger Entfernung alarmiert. Sie sah über die Schulter ins Tal wo sich die Wälder bis zum Horizont erstreckten. Dort hatte der Frühling schon vor geraumer Zeit Einzug gehalten. Himmelblaue Flüsse schlängelten sich durch saftig grüne Auen und Baumgruppen. Von hier war es ein Bild des Friedens, doch waren Frieden hatte noch keiner, den die Reiterin kannte, erlebt.
Inmitten der Bäume lag eine Stadt, deren Türme im Zentrum weit aufragten, während die kleinen Hütten am Rande selbst von dieser Höhe sehr verkommen aussahen. Doch dominierend war eindeutig die mächtige Festung direkt im Zentrum der Straßen die sich wie ein Spinnennetz durch die vielen Parks und die engen Häusergassen zogen. Viele hatten schon den Tod gefunden als sie in dieses Spinnenetz geraten waren.
Die massiven Festungsmauern erschienen uneinnehmbar, denn sie thronten auf einem schartigen massiven Felsplateau. Das blaue, orange und rote Leuchten der Türme und hohen Häuser bildete im Glanz der letzten Sonnenstrahlen die über die dunklen Wolkenberge vielen einen glitzernden Kontrast zu den braunen Hütten und den saftigen olivgrünen Wäldern.
Eine Feuersäule schoss aus einem der Türme und hinterließ als sie sich zurückzog ein dunkles verrußtes Loch. Die Reiterin schüttelte den Kopf, bemerkte dann aber das ihre Gefährten bereits ein gutes Stück weiter geritten waren und so schlug sie die spitzen silbern leuchtenden Sporen ihrer schweren schwarzen Reitstiefel in die flanken des schnaubenden Braunen. Die schwarze Mähne flog zurück als das Ross sich aufbäumte und die Reiterin die stabilen Lederzügel mit ihren grauen Handschuhen herumriss. Kurz schien es so als werde das Pferd seinen hoch gewachsenen Reiter abwerfen, doch dann stampften die Hufe wieder auf den matschigen Boden und die Frau rutschte in den harten Ledersattel. Die Scheide ihrer Waffe schlug gegen die heiße raue Haut des Braunen, doch er widersetzte sich nicht mehr sondern lief in vollem Galopp dem Rest der Gruppe hinterher. Schlamm spritzte und hinterließ dunkle Flecken auf dem groben Material der Kapuzenmäntel.
Die Reiterin spähte über das Gras und erblickte in einigen hundert Schritt Entfernung eine der elfischen Befestigungen. Das Lager lag als Trutzburg aus Holz und Stein auf einem kleinen Hügel, der selbst das Zentrum eines lang gezogenen Kegeltales markierte. Die dicken Felsbrocken aus denen man eine Palisade errichtet hatte umringten die Graskuppe und beschützten die zerbrechlich scheinenden grauen Zelte und einige wenige Holzhütten im Inneren. Rufe und das Rasseln von Ausrüstung erklangen. Klatschende Schritte hallten von der Anlage herauf.
Als sie sich näherten konnte man knarrende Geräusche von jenseits des Schutzwalles hören. Bogensehnen wurden gespannt, doch nirgends war ein Schütze zu sehen. Nur das riesige massive Tor aus schweren Balken ragte über die kleine Reiterschar. Die drei stoppten ihren Trab, zogen an den Zügeln und brachten die unruhigen braunen Rösser mit einem Schnaufen direkt vor den alten aber noch immer massiven Holzstreben des gut zweieinhalb Meter hohen Tores zum stehen. Nur der pfeifende Wind war zu hören und eine gespenstische fast greifbare Stille lag nun über der Ebene. Der Schrei eines Vogels durchbrach das Rauschen des schwankenden Grases. Dann sprang die Reiterin vom Pferd. Wieder klatschte der Schlamm laut um die schweren braunen Stiefel, der selbst unter dem Umhang grazil und schlank wirkenden Elfe. Sie hielt die Hand am Zügel und tätschelte ihr Ross als sie sich kurz umsah. Dann strich sie sich mit der anderen Hand ganz langsam die schwere Kapuze vom Kopf. Der Stoff viel ihr in den Nacken und gab den Blick auf einen schmalen hohen Kopf frei. Eine lange schwarze Mähne, die beinahe der der Pferde glich, verlief über die Ohren und verschwand unter dem Stoff. Als die Reiterin den Umhang zurückwarf waren eindeutig die weichen weiblichen Rundungen unter dem matt glänzenden Kettenhemd zu sehen.
Die zarten feinen Züge, die kleine runde Nase, der schmale spitze Mund, die hohen Wagenknochen und die großen schmalen leicht nach oben geneigten Augen unter den zum Haaransatz gewölbten Augenbrauen gaben dieser Reiterin ein sehr feminines Aussehen, dass wohl von den Angehörigen ihres Volkes als äußerst anziehend betrachtet wurde. Doch der energische erfahrene Glanz einer Kriegerin, die viele Schlachten erlebt hatte, lag in diesen schmalen blauen Augen. Sie sah sich noch einmal um, rümpfte die Nase und blickte dann zu dem Tor auf.
Sie musterte das schwere lückenlos vernagelte Holz wandte dann ihren prüfenden Blick zu den Mauerabschnitten in ihrer Nähe. Obwohl der Wall aus großen grauen Feldsteinen gebaut worden war, hatte auch er eine beeindruckende Perfektion und offensichtliche Stabilität an sich. Ein weiteres knarrendes Geräusch erregte ihre Aufmerksamkeit und ließ ihren Kopf herumschnellen. Für einen unerfahrenen Beobachter währe nichts zu erkennen gewesen doch die Reiterin sah die feinen Pfeilspitzen aus den schmalen Schießscharten ragen; keine zuckte auch nur. Wie in einem Reflex fuhr die rechte Hand an den silbernen Griff der Waffe die sich undeutlich unter dem Umhang abzeichnete.
Ein schmaler Spalt bildete sich in dem schweren Tor. Der schwache Schatten den die beiden Flügel auf die kleine Gruppe warfen verschwand und macht Platz für die letzten wenigen Sonnenstrahlen. Der Weg war frei.
Die junge Frau nickte zufrieden, als sie den vertrauten Anblick kurz musterte. Schmale hohe Zelte standen in perfekt konstruierten Reihen an einem schlammigen ausgetreten Weg. Sie schienen aus demselben unauffälligen groben Stoff zu sein wie die Mäntel der kleinen Gruppe. Am Ende des Hauptweges, der durch die Mitte des Lagers verlief stand ein größeres Zelt, das offensichtlich Platz für mehr als zwei Mann bot. Versorgungsgüter und Waffenständer bildeten über den Hauptplatz verteilt kleine Grüppchen. Kisten standen ordentlich aufgestapelt neben großen und kleinen Fässern. Ein großer Wagen voller Säcke hatte seinen Platz neben den Zelten gefunden und blank polierte Speere und Schwerter standen in hölzernen Ständern bereit. Vor der gegenüberliegenden Mauer konnte die Reiterin zwei große massive Katapulte erkennen die offenbar mit den riesigen Steinen geladen werden sollten, die zu kleinen Grüppchen aufgestapelt in einem Bereich um die Kriegsmaschinen herumlagen. Holzhaufen und Seile hatte man dort angehäuft um die gebrochenen Streben und Verbindungen der schweren Apparate zu reparieren. Ein Banner flatterte vor dem großen Zelt im Wind. Die schmale Klinge die Quer über das Zeichen verlief und einen Blutstropfen von einem Baum trennte, bog sich hin und her als der kalte Sturmwind sie wieder und wieder gegen den schmalen sich unter der Belastung biegenden Holzpfahl schlug an dem sie befestigt war.
Soldaten liefen umher. Ihre Uniformen unterschieden sich deutlich von den Begleitern der Neuankömmlinge. Sie glichen der der Reiterin. Ein leichtes Kettenhemd über einem braunen Oberteil. Dazu graue Hosen, schwarze Lederstiefel und ebensolche Handschuhe. Die meisten trugen lange graue Umhänge und einige stählerne Helme, mit bunten Helmbüschen. Alle waren mit den leicht gekrümmten Schwertern bewaffnet. Diese Waffe schien perfekt an ihre grazilen Träger angepasst zu sein. Im Kampf konnten sie sie zu Verlängerungen ihrer langen schmalen Gliedmaßen machen. Viele Soldaten hatten inne Gehalten als sie den Trupp erblickten und betrachteten jetzt misstrauisch die gülden Gerüsteten.
Als die Reiterin ihren Blick ein wenig drehte sah sie einen der Männer von einer hölzernen Plattform springen. Sie diente als Beobachtungsposten und war oben am Tor angebracht.
Die braune Mähne des Soldaten stand der der Reiterin in nichts nach, doch er war eindeutig männlich. Das silberne Kettenhemd glänzte und funkelte, genau wie die lange schmale Schwertscheide am Gürtel. Eine weitere Böe ließ das Haar des Wächters in der Luft tanzen und gab den Blick auf seine zwei langen spitzen Ohren frei. Ohren die nach oben zeigten und damit den gewölbten Augenbrauen und dem schmalen Gesichtsverlauf folgten. Ihr bizarres Aussehen wurde von ihren fast fließenden Bewegungen noch unterstrichen. "Klingenreiterin.", der Wachmann salutierte gegenüber der großen schlanken Frau, indem er die Faust vor die Brust hob und sich verneigte. "Seid uns willkommen. Wer sind eure Begleiter?" Die Reiterin salutierte ebenfalls. Obwohl es ihr nicht gefiel gab sie eine Antwort. So verlangten es die Protokolle: "Gesandte des Prätors von Lassaran. Sie müssen mit dem Kommandanten sprechen." Der Soldat musterte die Neuankömmlinge mit nur schwer unterdrückter Verachtung. "Er ist mit Klingenreiter Aril und Klingenträger Thal'Gaelthas am Kommandozelt." Anschließend trat er respektvoll zur Seite, um den Neuankömmlingen den Weg ins Lager frei zu machen. Die Klingenreiterin zog ganz leicht an den Zügeln ihres Pferdes. Das Ross folgte ihr gehorsam, auch wenn sein Atem, von der Anstrengung des Rittes noch immer große weiße Wolken in der kalten Frühjahrsluft bildete.
Ihre Begleiter blieben in den Sätteln. Ihre Köpfe waren gebeugt und ihr Blick schien stur geradeaus zu deuten. Ihre Wachen gruppierten sich in einem schützenden Halbring. Sie sahen sich misstrauisch um. Niemand erwartete wirklich feindliche Handlungen, aber die Fehde zwischen den Klingensängern und der arkanen Garde war keine kleine Sache und sollte durchaus ernst genommen werden. Die Gardisten ließen vorsichtshalber ihre Hände in der Nähe ihrer Schwertgriffe.
Die Reiterin nickte der Torwache noch einmal beiläufig zu, richtete ihre glänzenden Augen aber nach vorn, als erwarte sie jemand bestimmten zu sehen. Mit demselben knarrenden Geräusch schloss das Tor sich wieder und versperrte den Blick auf jene wilde Landschaft, die durch massive Mauern außerhalb des Lagers gehalten wurde. Innerhalb dieser Mauern gab es kein Gras, denn jeder Halm der sich aus dem matschigen braunen Boden schlängelte wurde von den schweren Reitstiefeln der Soldaten nieder getreten. Nur der karge Schlammboden, den die Gletscher vor Jahrtausenden auf der Hochebene abgelagert hatten, reichte von einer Seite zur anderen. Pfützen hatten sich durch die starken Regenschauer in den tiefen Stiefelabdrücken gebildet. Das Wasser sank nur langsam ein. Der Boden war gesättigt und so klatschte und spritzte es wieder heftig als die anderen Reiter abstiegen. Einige Soldaten eilten herbei und übernahmen die Pferde. Die Reiterin wusste dass man sie in die Ställe zu den Pferden der Klingensänger bringen würde.
Ihr blieb keine Zeit sich mit solch belanglosen Dingen zu befassen. Eine Aufgabe lag vor ihr. Eine höchst unangenehme Aufgabe, die einen Freund in Probleme bringen würde. Einen Freund den sie zu ihren besten und engsten Vertrauten zählte. Sie blieb kurz stehen. Aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen, dass ihre Begleiter zu ihr aufgeschlossen hatten und nun erwarteten von ihr zu ihrem gemeinsamen Ziel gebracht zu werden. Die Klingenreiterin atmete noch einmal tief durch, ihre jahrelange Ausbildung hatte sie geleert das nötige zu tun. Trotzdem gab es einige Orte an denen sie jetzt lieber gewesen wäre. Sie hatte dieses schlammige Lager noch nie ausstehen können, aber sie wusste dass in elfischen Verteidigungsbezirken, wie diesem, die Karrieren großer Klingensänger begonnen hatten. So blieb sie um ihre Chance zu nutzen, wenn sie kommen mochte.
Sie nickte mit ihrem Kopf in Richtung des großen, teilweise befestigten Hauptzeltes und lief dann - rannte fast - um diese Situation schnell hinter sich bringen zu können. Ihre Begleiter hatten Mühe mitzuhalten und die Reiterin wusste es war gefährlich, die Autorität dieser Gruppe zu untergraben indem sie sie durch das Lager rennen ließ. In diesem Moment war es ihr egal. Sie fühlte sich wie eine Verräterin und fragte sich ob sie das was jetzt kommen würde nicht doch hätte abwenden können. Das richtige Wort, zur richtigen Zeit und zur richtigen Person konnte in ihrer Gesellschaft viel bewirken. Doch sie hatte nur zugesehen, war nicht mehr als eine unbeteiligte Statistin im Schauspiel der Mächtigen gewesen. Diese Leute waren eine Nummer zu groß für sie. Wahrscheinlich hätten sie nicht einmal mitbekommen wenn sie etwas gesagt hätte. Noch immer konnte sie das teilnahmslose Gesicht des Prätors sehen als er dem Antrag zustimmte. Seine gewölbten Augenbrauen hatten nicht gezuckt und seine schmalen Züge hatten weder einen Ausdruck von Missbilligung noch von Zustimmung gezeigt. Die Reiterin war enttäuscht gewesen. Aber in all den Jahren bei der elfischen Armee war sie nicht zur Klingenreiterin aufgestiegen indem sie Befehle missachtet hatte. Man hatte ihr unsinnige und gefährliche Aufträge gegeben und sie ging aus all diesen Herausforderungen gestärkt hervor. Ihre Familie unten in Lassaran, war alles was zählte. Ihnen ermöglichte sie ein besseres Leben. Es waren arme Leute. Keine Sklaven, aber nicht weit davon entfernt. Die Reiterin hatte schon früh gelernt die Avancen von jungen Adligen zu ihrem Vorteil zu nutzen. Als das Haus Krizaran sie aufnahm und zu einer Offizierin in der Armee machte war sie voller Stolz und überglücklich gewesen. Für einen Adligen oder einen aufgenommenen Adligen gab es hier zahlreiche Aufstiegsmöglichkeiten und das Haus Krizaran war eines der mächtigeren. Sie hatten einen großen Komplex mit vielen Gebäuden im Zentrum der Stadt und soweit bekannt war befehligte der Erzmagier Palithin eine recht beachtliche Streitmacht aus Sklaven, aber auch aus gut trainierten Elfenkämpfern und vor allem einigen Magiern aus seiner direkten Verwandtschaft, die ihm treu ergeben waren. Treu bis er ein Zeichen von Schwäche zeigen würde. Das Haus hatte auch viele Verbündete aber wahrscheinlich genauso viele Feinde. Doch Palithin war gut darin diese gegeneinander auszuspielen.
Die beiden Wachen am Zelteingang machten respektvoll Platz als sie sie erkannten, warfen den Gardisten aber misstrauische Blicke zu. Die Klingenreiterin nickte ihnen zum Gruß kurz zu, zögerte aber nicht und trat ohne die Plane zu heben nach drin. Kurz hing ihr der grobe Stoff im Gesicht und versperrte ihr die Sicht. Doch als er zur Seite rutschte, konnte sie die Wärme im inneren spüren. Ihre grauen Lederhandschuhe hatten ihre Finger vor dem eisigen Winterwind geschützt, aber ihre Nase war eiskalt und begann zu laufen als der warme Luftzug sie langsam wieder erwärmte. Das Gefühl kehrte in ihr Gesicht zurück, während sich ihre Augen langsam an das trübe Licht im inneren des großen Hauptzeltes gewöhnten. Sie zwinkerte mehrmals im sinnlosen Versuch diesen Vorgang zu beschleunigen. Langsam konnte sie den großen fein gearbeiteten Stahlofen im Zentrum des runden Zeltes erkennen. Er endete in einem langen Rohr im Mittelpunkt der zweieinhalb Meter hohen Zeltdecke. Durch die vergitterten runden Luken konnte die Reiterin das prasselnde und züngelnde Feuer erkennen. Es war ihnen, den Soldaten des Imperiums, so ähnlich. Es brachte wilde Zerstörung und konnte doch ein wohliges Gefühl der Sicherheit vermitteln. Die linke Hälfte des Zeltes war durch eine Wand, aus demselben grauen Stoff abgetrennt. Dort war der Wohnbereich des Kommandanten zu dem normalerweise niemand zutritt hatte. Es war seine einzige Rückzugmöglichkeit. Der Ort an dem er ein wenig Privatsphäre genießen konnte.
Zurzeit schien ihm der Sinn nicht nach Privatsphäre zu stehen. Gemeinsam mit zweien seiner drei höchsten Offiziere stand er um einen großen runden Tisch aus stabilem dunkelbraunem Holz. Dieser Tisch sah aus als stünde er seit Anbeginn, der Zeit an jenem Ort und als haben die Klingensänger ihr Zelt nur darüber gebaut um ihn als Kartentisch nutzen zu können. Die Reiterin fragte sich welcher Meisterschreiner ihn wohl gefertigt haben mochte. Doch er war eigentlich nur eines von vielen Beispielen für die meisterhafte elfische Handwerkskunst und die Fortschrittlichkeit ihrer Kultur, die sie dereinst zu Fall bringen mochte. Eine kleine Laterne schaukelte, angestoßen durch den Windzug der durch den offenen Zelteingang hineingekommen war, unruhig hin und her. Das Licht flackerte über die Höhen und Tiefen, eines äußerst realistischen Modells der Hochebene.
Wie zwei Schatten tauchten die vermummten Gestalten hinter der Reiterin unter der Plane durch. Sie wurden nur noch von zweien ihrer Gardisten begleitet. Die anderen nahmen so laut sie konnten vor dem Zelteingang Aufstellung. Ein Einschüchterungsversuch, der gegen den Kommandanten wohl kaum erfolgreich seien würde.
Als die fünf Neuankömmlinge den Eingang passiert hatten und die Plane den kurzen Lichteinfall wieder verdeckt hatte, drehten die drei Offiziere sich verwundert zu den Reitern um. Sie hatten dieselben schmalen Gesichter, die blasse Haut, gewölbten Augenbrauen und spitzen langen Ohren wie alle anderen. Doch insgesamt konnten diese drei Männer sich kaum mehr voneinander unterscheiden. Der größte von ihnen war ein wahrer Hüne, mit breiten Zügen und der Erfahrung vieler erfolgreicher Schlachten in den Augen. Er schien dort wo er stand zu stehen, weil es irgendeine höhere Kraft so wollte und kein sterbliches Mittel könnte in der Lage sein ihn zu verrücken. Wie eine schützende Mauer stand er hinter seinen beiden Gefährten, den Blick militärisch Korrekt geradeaus gerichtet.
Der absolute Gegensatz war der Winzling unter den dreien. Er hatte einen krummen Rücken und sein ganzer Körper schien ständig unkontrollierbar hin und her zu zucken. Seine schmalen Augen schienen an jeder Ecke Verrat oder Hinterhalte zu vermuten, so hastig wie sie sich bewegten. Als die beiden arkanen Gardisten das Zelt betraten hielt er inne und ein Ausdruck von blankem Hass, der weit über alles hinausging was diese Männer bei den anderen Männern und Frauen im Lager ausgelöst hatten, legte sich über seine Züge.
Der dritte war ein Mann der wie ein Ruhepunkt in all dem Chaos hier draußen wirkte. Auch in seinem Ausdruck konnte man die Erfahrung vieler Schlachten sehen, doch diese Erfahrung hatte etwas hinterlassen, was schwer zu beschreiben war. Eine Art Erkenntnis über etwas das extrem wichtig zu sein schien. Trotz der Last der Verantwortung auf seinen Schultern, stand er aufrecht, das Haupt gegen alles erhoben was auf ihn zukommen mochte. Der ungewöhnliche kleine schwarze Kinnbart, sein Markenzeichen, verlieh ihm ein vornehmes und exotisches Aussehen.
Er trat einen Schritt nach vorn. Seine Miene blieb absolut ausdruckslos, doch die Reiterin erkannte die subtilen Zeichen für seine Ungeduld. Er zupfte kurz an seinem Kinnbart und verschränkte dann die Arme vor der Brust. Offensichtlich erwartete er einen Bericht von ihr. Die Reiterin holte noch einmal tief Luft, trat einen Schritt nach vorn, sah ihm kurz in die schmalen braunen Augen und salutierte zackig. "Klingenwächter Sahavar Verokashwyn Kommandant des fünften Sicherheitsbezirkes von Lassaran. Klingenreiterin Lafira Krizaran Kommandantin des ersten Zuges des fünften Sicherheitsbezirkes von Lassaran meldet sich zurück. Ich bitte um Erlaubnis Meldung erstatten zu dürfen.", stieß die Reiterin mit ihrer hohen sanften stimme in einer Lautstärke und mit einer Selbstsicherheit hervor, die ihre beiden Begleiter offensichtlich überraschte. Sie zuckten kurz zusammen, erholten sich jedoch sehr schnell wieder und sahen aus dem tiefen Schwarz ihrer Kapuzen ungerührt in die Runde. Sahavar nickte und erklärte mit tiefer ruhiger Stimme: "Erlaubnis erteilt!" Noch immer hatte er sich nicht gerührt, doch als sie seine Stimme vernahm beruhigte sich Lafira etwas und gewann Kraft für das Kommende. Noch einmal straffte sie ihre Haltung um ganz sicher zu gehen, dass sie in diesem Augenblick vor ihrem Kommandanten nicht wie ein kleines Mädchen aussah. Dann begann sie zu reden und die Worte kamen erstaunlich einfach über ihre schmalen roten Lippen. "Kommandant, ich möchte euch Erzmagier Zerdriel Fisashazair den zweiten Sohn des Hauses Fisashazair des dritten Hauses von Lassaran und Magierin Amafel Krizaran erste Tochter des Erzmagiers Palithin Krizaran Patron des fünften Hauses von Lassaran vorstellen. Sie sind Gesandte des Prätors und haben neue Befehle für uns."
Die beiden Kuttenträger schlugen ihre Kapuzen zurück. Sahavar wandte den Blick von seiner Offizierin und musterte die beiden Magier. Rechts stand ein für die Verhältnisse seines Volkes groß gewachsener Mann mit langen schwarzen Haaren, die er sich zu einem bis ins Becken reichenden komplizierten Zopf geflochten hatte. Es erschien dem Klingenwächter als währe seine lange Hackennase ständig gerümpft. Sein ganzes Gesicht war extrem schmal, faltig und streng und lief in einem spitzen langen Kinn aus. Seine Mundfalten waren in einem grimmigen Ausdruck nach unten geneigt. Dieses Gesicht war das Lachen nicht gewöhnt. Wahrscheinlich waren ihm Gefühle wie Freude, Glück, Mitgefühl oder Liebe sogar völlig fremd. Es passte perfekt zu dem grauen Umhang der den restlichen breiten Körper bedeckte. Der Ausdruck mit dem diese stechenden grauen Augen, wie Geschoße aus Diamant den Kommandanten musterten und das Zucken der langen spitzen Ohren, die die Geräusche der Umgebung aufsaugten als währen sie nur für diesen Mann bestimmt, wahren eindeutig Zeichen für die Ernsthaftigkeit aller Dinge über die der Erzmagier zu befinden hatte. Doch kein graues Haar zierte seinen Schopf und die blässliche graue Haut über seinen knöchernen Wangen und den langen dürren Fingern erschien erstaunlich frisch und geschmeidig. Ein Mensch hätte ihn auf bestenfalls drei Dekaden geschätzt, einer Zeit in der niemand wirklich in der Lage währe die Magie so zu beherrschen wie es ein Erzmagier vermochte. Sahavar wusste es besser. Einst vor langer Zeit hatte er in der arkanen Garde gedient. Er kannte genügend Magier. Der erfahrene Glanz in den Augen des Erzmagiers und die Erhabenheit mit der er sich bewegte, zeigten dem Klingenwächter, dass dieser Mann über fünfhundert Jahre alt war. Der Kommandant vermutete, dass er noch einmal vierhundert vor sich hatte.
Nur selten dachte er über das Älterwerden nach. Sein zweihundertster Geburtstag war gerade vorbei und er war sich nicht einmal sicher ob er den dreihundertsten erleben würde.
Sein Blick glitt zu der kleineren braunhaarigen Frau. Sie war eindeutig jünger. Ihr Gesicht war rundlicher als die der anderen Anwesenden, aber keineswegs mollig. Sie hatte ihre Haare zu einem komplizierten Zopf nach oben gesteckt und im Gegensatz zu dem Erzmagier beachtete sie Sahavar kaum. Ihre schmalen blauen Augen zuckten von einer Seite des Zeltes zur anderen. Musterten die Planen, eisernen Stützstreben, die wenigen Schulter hohen Kerzenständer an den Wänden, die Waffenhalter, die massiven Holzbänke, den Ofen, den Kartentisch und kehrten schließlich zu den Offizieren zurück um ihre Reise von neuem zu beginnen. Sie kniff die Augen zusammen um ihr offensichtliches Interesse an der fremden Umgebung nicht zu offen zu zeigen. Sahavar vermutete das die junge Magierin Lassaran zum ersten Mal verlassen hatte.
"Ich will eure wertvolle Zeit nicht verschwenden Klingenwächter.", begann der alte Erzmagier mit seiner knattrigen tiefen Stimme zu sprechen. Ohne zu warten bis Lafira zurücktrat und ihm damit die Erlaubnis zum sprechen gab, trat der Magus nach vorn und baute sich direkt vor den versammelten Offizieren auf. Niemand wagte es ihn auf den Verstoß gegen das Protokoll aufmerksam zu machen. "Kommen wir also gleich zum Kern des Problems.", fuhr er fort, "Ich kenne eure augenblicklichen Aufgaben nicht und sie sind mir auch egal." Sahavar öffnete den Mund, kam aber nicht zu einer Erwiderung bevor Zerdriel weiter sprach. "Vor etwas mehr als vierzig Jahren, zu jener Zeit als die Menschenreiche an unserer Ostgrenze florierten, schickten wir eine Reihe von imperialen elfischen Botschaftern aus um unsere friedliche Koexistenz und den Handel mit den Menschen zu sichern." Sahavar wusste von diesen Handelsbeziehungen. Einst war er selbst Wächter bei einem der zahlreichen Sklaventransporte gewesen. Er hatte gesehen, wie die Menschen ihre eigenen Leute, mit den Waffen die sie dafür von den Elfen bekamen, zusammen trieben. Er hatte die Schreie der Kinder und das verzweifelte Klagen der Mütter gesehen. Er hatte humpelnde Greise mit rostigen Mistgabeln gesehen, die sich den Sklavenhändlern, die ihre Kinder holten, in den Weg stellten. Ohne ihren Nachwuchs würden sie verhungern und so konnten sie ihr Leben wenigstens, wenn sie Glück hatten, schnell durch einen sauberen Schwertstreich beenden und wenn ihnen Serfini, die Göttin der Spontaneität und des Glücks hold war dabei sogar noch ein oder manchmal gar zwei der verhassten Soldaten töten. Meist hatten sie sich jedoch verschätzt. Die Sklavenhändler zielten nicht gut und bis auf die wenigen elfischen Beobachter waren es Menschen deren Umgang mit dem Schwert mehr der Handhabe eines Holzfällerbeiles ähnelte. Sahavar hatte die gequälten Schreie und stöhnenden laute der alten Männer, manchmal gar der Frauen, oft noch Stunden später, wenn der Zug sich mit der neuen "Fracht", zum Aufbruch bereit machte, gehört.
Und für diese Fracht bekamen die Menschen weitere Waffen, die sie dann benutzen konnten um noch mehr Leid über ihr eigenes Volk zu bringen. Sahavar waren ein paar leidende Menschen eigentlich egal. Jeder Nichtelf der ihm nicht in einer Schlacht gegenüber stand, war seiner Aufmerksamkeit und seines Mitleides nicht wert und jeder der ihm im Kampf begegnete war bestenfalls eine interessante Herausforderung, ein Studienobjekt, wie die Magier sagen würden. Dennoch hatte der Klingenwächter damals oft darüber nachgedacht, was wohl geschehen würde, sobald die Menschen erkennen, wer ihre wahren Feinde sind. Was würde geschehen, wenn sich die elfischen Waffen gegen ihre Schöpfer richteten, wenn die menschlichen Könige zu der Überzeugung gelangten, dass sie nicht länger von der Gnade einiger alter spitzohriger Magier abhängig waren.
Ohne zu zögern setzte Zerdriel seine Erklärung fort: "Einer dieser Botschafter, war ein neu ernannter unerfahrener junger Magier." Sahavar beobachtete eine Veränderung in Zerdriels Gesichtsausdruck. Seine Mundwinkel neigten sich nach unten und seine Augen zeigten einen enttäuschten Glanz. Es schien fast als währe der alte Mann es Leid von dieser Person zu berichten oder über sie nachzudenken. Als der Blick des Kommandanten zu der jüngeren Amafel wanderte, sah er auch bei ihr eine Veränderung. Ihr Blick hatte sich misstrauisch, aber noch immer neugierig auf Zerdriel gerichtet und schien zum ersten Mal, seit sie die Kapuze abgenommen hatte auf etwas fixiert. Der Erzmagier setzte ohne lange Luft zu holen zum nächsten Satz an: "Dieser Mann hatte die Aufgabe, den Berater für einen unwichtigen menschlichen Fürsten direkt an der Grenze zu spielen." Der Klingenwächter war überrascht. Es gab für die Magier also wichtige menschliche Fürsten. Eine interessante Erkenntnis, obwohl er vielmehr annahm, dass das Attribut ?unwichtig? für die mächtigen Männer Lassarans untrennbar mit den menschlichen Fürsten verbunden war. So wie alles was sie nicht direkt betraf oder ihre Forschungen beeinträchtigte.
"Er hat versagt." Diese nüchterne kurze Aussage Zerdriels, so wusste Sahavar war vermutlich mit einem Todesurteil für jenen jungen unerfahrenen Magier gleichzusetzen. Versagen wurde nicht geduldet in der Gilde der Zauberkundigen. Zerdriel ging schnell darüber hinweg. Interne Angelegenheiten der Magier gingen einen Offizier der Klingensänger nichts an. "Jetzt herrscht das Chaos in den menschlichen Landen." Sahavars Gesicht blieb steif und ausdruckslos, doch innerlich konnte er sich ein kurzes Auflachen nicht verkneifen, es herrschte immer Chaos in den Landen der Menschen. In der aufgezeichneten Geschichte gab es keine ruhige Zeit in den Reichen des kurzlebigen Volkes.
Zerdriel senkte die Stimme um seiner nächsten Aussage Nachdruck zu verleihen. "Kreaturen, so erzählen die Kundschafter, sind unterwegs. Grässlicher als alle die ihr kennt. Grausamer als alles was euch je auf dem Schlachtfeld begegnet ist." Der Kommandant bezweifelte, dass der Erzmagier irgendeine Vorstellung davon hatte, was für Grausamkeiten ihm auf dem Schlachtfeld begegnet waren. Allein ein anstürmender Ork war meist mehr als eine Gruppe von neuen Rekruten verkraften konnte. Sahavar wusste zwar von den Legenden über die Wesen der unerforschten Länder im Westen und der seltsamen Kreaturen der Tiefe und aus den Ländern der Dunkelelfen von jenseits der Berge. Er hatte nie an so etwas geglaubt. Als elfischer Soldat hatte man keine Zeit um über solche Dinge nachzudenken. Sahavar war immer der Meinung gewesen er müsse alle potentiellen Feinde kennen, das war der Grund warum er große Teile seiner Zeit auf die Erforschung des Wissens verbrachte, welches die Magier in ihren Bibliotheken sammelten und des Wissens das weise Männer und Frauen aus vielen Bereichen der Welt und aus vielen Epochen der Geschichte zusammengetragen hatten. Doch er konzentrierte sich stets auf das wesentliche, auf jene Informationen die ihm gegen aktuelle Feinde eine Hilfe sein mochten.
"Der Senat will genau wissen welche Gefahren dort auf uns lauern und ob es nötig ist Truppen zu entsenden." Zerdriel verschränkte die Arme hinter dem Rücken und trat einige Schritte nach vorn so, dass er dem Kommandanten in die Augen sehen konnte. Sahavar hob den Kopf um den Erzmagier nicht zu enttäuschen. Viele die so etwas getan hatten, hatten keine Zeit es zu bereuen. "Eure Truppe wurde vorgeschlagen, diesen Einsatz zu übernehmen." Für den Klingenwächter war das nicht vollkommen überraschend. Trotzdem zuckte sein Mund kurz. Die Art in der man den Vorschlag geäußert hatte war vermutlich nicht gerade einer höflichen Bitte gleichgekommen. Sahavar bezweifelte das die hohen Offiziere der Armee dem sonst zugestimmt hätten. Sein Blick glitt zu den beiden arkanen Gardisten. Die Magier waren nur bereit die Klingensänger in ihre Angelegenheiten einzuweihen, wenn es zu gefährlich wurde. Viele gute Elfen waren bei solchen Einsätzen gestorben. Der Klingenwächter schauderte kurz. Zerdriel erkannte das sehr schnell. "Ich weiß dass dies kein Problem für euch darstellt Klingenwächter Sahavar." Beide wussten dass es eben nicht so war. Der Klingenwächter verabscheute solche Befehle der Magier. Sie bargen immer ein nicht kalkulierbares, meist ein nicht mal abzuschätzendes Risiko. "Ihr habt bis morgen Zeit, die Bitte der Gilde zu bestätigen und euch zum Aufbruch bereit zu machen."
Zerdriel sah dem Kommandanten noch kurz in die tiefbraunen Augen, drehte sich dann ohne ein weiteres Wort um und ging. Amafel zögerte kurz folgte dem Erzmagier aber schließlich.
Ich mag D&D 4 und bin stolz drauf. :P

Askael

  • Mitglied
Das Vipernspiel
« Antwort #1 am: 16. Mai 2004, 14:47:25 »
 Ich mag deinen Stil! Klingt ziemlich ausgereift;

Welches Setting?
Pünktlichkeit ist der Dieb der Zeit

Alaak

  • Mitglied
    • http://www.dnd-gate.de
Das Vipernspiel
« Antwort #2 am: 16. Mai 2004, 14:59:39 »
 Das ist ein von meinem Meister selbst erdachtes Setting.
Ich mag D&D 4 und bin stolz drauf. :P

Del

  • Mitglied
Das Vipernspiel
« Antwort #3 am: 17. Mai 2004, 13:32:33 »
 Sehr schön! Gefällt mir wirklich gut :)

Aber sag mal schreibst du immer 78 Seiten Vorgeschichte für deine Charaktere?  :blink:
Wie lange hast du für diese hier gebraucht?

Gruß Del

Alaak

  • Mitglied
    • http://www.dnd-gate.de
Das Vipernspiel
« Antwort #4 am: 17. Mai 2004, 15:29:33 »
 Wenn mir nichts einfällt, dann eigentlich nicht aber inspiriert durch damals (und heute) aktuelle Kriegssituationen und durch "Das gebrochene Rad" von Ulrich Kiesow hatte ich so viele Ideen und dann hab ich halt angefangen zu schreiben und irgendwie wurde es immer mehr. ;) Im Prinzip hat hat das ganze auch noch kein richtiges Ende aber das sollte eine Vorgeschichte ja auch nicht unbedingt haben.

Geschrieben hab ich daran so ungefähr ein Jahr, immer mal wieder ein paar Teile was grundsätzlich möglich war weil wir eh nicht zum spielen kamen und jetzt überarbeite ich immer mal wieder einige Teile.
Ich mag D&D 4 und bin stolz drauf. :P

Alaak

  • Mitglied
    • http://www.dnd-gate.de
Das Vipernspiel
« Antwort #5 am: 15. Juni 2004, 12:04:21 »
 2. Abschnitt: Neuigkeiten aus der Heimat

„Was hast du Klingenwächter?“ Sahavar hatte nicht bemerkt wie Lafira herein gekommen war. Der Kommandant saß an seinem Arbeitsplatz und grübelte. Er betrachtete eine kleine taktische Karte der Hochebene und des umliegenden Bergmassivs. Ab und zu hatte er mit der weißen Feder eines großen Vogels einige Kreuze und Kreise in den Plan gezeichnet. Doch das Tintenfass war leer. Er ritzte mit einem schabenden Geräusch über das Papier, versuchte die letzten Tintenreste aus dem kleinen Tonfäschen zu kratzen. Schließlich brach die Feder knacksend ab. Er platzierte sie vorsichtig auf dem massiven Holztisch und schob den eisernen Stuhl durch den staubigen Boden zurück. Das Wohnabteil des Zeltes war nur spärlich und größtenteils funktionell eingerichtet. Eine einfache Pritsche aus hellem Tannenholz diente dem Kommandanten als Schlafstadt. In einer kleinen Truhe am Fußende des Bettes waren Uniformen und ein wenig zivile Kleidung. Der spiralartige Kerzenhalter ragte direkt über das löchrige braune Leinenkissen, auf welches Sahavar seinen Kopf zur Ruhe bettete. Zumindest immer dann wenn er ein wenig Ruhe finden konnte. Der Arbeitstisch stand dem Bett gegenüber und wurde von einer kleinen Laterne erleuchtet die an einer massiven Zeltstange hin und her baumelte. Fenster gab es hier, wie in jedem anderen Zelt des Lagers nicht. Nur eine Plane die den Ausgang zum Besprechungsraum verdeckte und an der dritten Wand zwischen Bett und Schreibtisch zur Rechten Sahavars hing. Gegenüber standen ein Holzständer und ein kleines Tischchen mit zwei Schubladen. Der Ständer hielt das verzierte Schwert, die Yar-Klinge des Kommandanten. Ihr silberner Griff spiegelte die beiden Lichtquellen in bizarren Mustern, wieder, während die schwarze Lederscheide jede Helligkeit aufzusaugen schien. Viele Vermutungen waren bereits über die magischen Kräfte jener Waffe angestellt worden und wer den Klingenwächter damit im Kampf erblickt hatte, glaubte jedes Wort. Lafira wusste es besser. Nichts magisches war an dem Schwert. Nur den Kampfkünste seines Besitzers haftete etwas Besonderes an. Die junge Elfe hatte ihn oft erlebt. Meist hielt er sich zurück um den Kampf zu koordinieren, doch wenn der Ausgang der Schlacht nicht mehr von besonderen Strategien und Taktiken abhing, dann pflegte der Kommandant seine Waffen zu ziehen und so viele seiner Leute zu retten, wie ihm die Götter erlaubten. Dann ritt er dem Feind entgegen und schwang Schwert und Peitsche wie ein Engel des Todes. Jenes Schwert das dort stand und jene Peitsche die direkt daneben lag. Das bläulichbraune Tronsin-Leder der seltsamen Waffe war trotz ihres Alters geschmeidig und reiß fest. Die metallisch glänzenden Haken und die dolchartige Spitze, zeigten keine Spuren mehr, vom Blut in dem sie gebadet hatten. Irgendjemand, vermutlich ein alter Schreibtischsoldat oder ein zynischer Magier, hatte einmal gesagt: „Nur die Flecken getrockneten Blutes an der Klinge einer Waffe können Auskunft über den Erfolg und das Können des Waffenführers geben. Das Blut am Griff gibt Auskunft über die Unfähigkeit der Träger.“ Dann, so glaubte Lafira sich zu erinnern, hatte jener Mann laut aufgelacht. Dies war sicher einer der Gründe warum Sahavar seine Waffen blitzend blank hielt und deshalb verlangte er das auch von seinen Untergebenen, denn eines wusste Lafira sicher: Jenen Spötter hatte der Kommandant damals mit der Bemerkung: „Ich hoffe doch euer Griff rostet vor eurer Klinge. Wisst ihr Orks haben einfach keine Angst vor blanken Griffen und gebrochenen Klingen, aber wenn ihr wollt zeige ich euch das eines Tages.“, zurückgelassen. Er hasste Witze über den Krieg und das Töten.
Das einzige was ihm wirklich wichtig war, sah die Klingenreiterin jedes Mal wenn sie den Wohnbereich des Klingenwächters betrat, auf jenem Gemälde auf dem kleinen Schrank neben dem Waffenständer. Eine wunderschöne elfische Frau mit schlanken Gesichtszügen etwas kleineren Ohren einer schmalen spitzen Nase und fast senkrecht gewölbten Brauen. Das lange hellbraune Haar war zu einem einfachen Zopf gebunden der ihr wie ein kleines Tier auf der Schulter saß. Die schmalen blauen Augen schauten verführerisch aus dem Bild heraus. Ihre langen blassen Arme hatte sie um zwei kleine Elfen gelegt. Der Junge war eben so zierlich wie seine Mutter, doch auch Sahavars Einfluss auf dessen Geburt konnte niemand übersehen. Der entschlossene Blick und der breite Mund seines Vaters standen ihm im Gesicht und zeigten seine Herkunft genau wie die Brandmahle auf den Schultern der Sklaven ihre Zugehörigkeit zu einem bestimmten Elfen zeigten. Das kleine Mädchen war eindeutig kräftiger, hatte aber den schmalen Mund, und die Nase ihrer Mutter. Schon diese beiden Merkmale reichten um ihr Gesicht zierlich erscheinen zu lassen. Eine gewisse Unschuld lag in ihren Augen und Lafira fragte sich sofort welcher Umstand diesen Blick aus dem Gesicht jenes Kindes vertreiben würde. Fest stand nur das es einen Tag im Leben jedes Elfen gab an dem der Glaube an eine schöne Welt in der das elfische Imperium friedlich über alle Völker wacht – so wie es ihnen von klein auf erzählt wird – vernichtet wurde oder, wie im Falle der meisten Magier, in brutalen Fanatismus umschlug. Lafira fragte sich wann dies bei ihr statt gefunden hatte, doch sie konnte sich nicht erinnern und dann als Sahavar aufstand und sich zu ihr umdrehte fragte sie sich wann es bei ihm geschehen war, aber vor allem was geschehen war. Hatte er den Glauben verloren oder war er ein fanatischer Kämpfer gegen alles nichtelfische geworden.
„Große Probleme Lafira.“, gab der Elf auf die eingangs gestellte Frage leise zu. Er war immer gern bereit sich seiner Stellvertreterin anzuvertrauen. Wenn es außer seiner Familie jemanden gab dem er vertrauen konnte, waren es seine Offiziere. Ganz besonders Lafira. Wenn man jemandem sein Leben anvertraut, so wie es Soldaten im Krieg tagtäglich füreinander taten, entwickelt sich eine tiefe Freundschaft die über alles hinausreicht was zwischen normalen Freunden geschieht. Diese Freundschaft war womöglich eine andere Form der Liebe. Eine Form die nicht zum Teil oder allein auf körperlicher Anziehung beruhte.
„Was für Probleme?“, wollte die Frau wissen. Der Elf drehte sich um und griff nach der Karte. Das Pergament knisterte in seinen Fingern als er sich neben die Klingenreiterin stellte und den Plan öffnete. Drei Positionen waren mit Kreuzen markiert. Lafira erkannte die Lager. Eines war ihr eigenes. Die anderen beiden wurden von Klingenführer Kethzaraath, Sahavars direktem Vorgesetztem und oberstem Offizier hier oben und das andere von Klingenwächter Tainar einem alten Veteran, der bei den Beförderungen übergangen worden war, befehligt. Lafira kannte beide nur flüchtig, wusste aber das Sahavar sich mit ihnen recht gut verstand. Der Kommandant hatte Quadrate an die Positionen der äußeren Beobachtungsposten gemahlt. Perfekte Quadrate, obwohl die junge Elfe nirgendwo geometrische Werkzeuge sehen konnte. Vier der zwölf Quadrate waren durchgekreuzt und zwei Pfeile wiesen von Kreisen aus dem Bergmassiv auf jene Quadrate. Mit seinen langen dünnen Finger wies er auf jene Pfeile als er sagte: „Zerdriel sagte nichts von Ersatz für unsere Truppe. Wenn die Bergpässe frei werden, dann werden die Orks aus ihren Höhlen kriechen und angreifen. Kethzaraath und Tainar haben ohne uns nicht genügend Truppen um die Ebene zu halten.“ Beide Offiziere wussten wie es um die elfischen Klingensänger stand. Jede Dekade starben mehr als dazu kamen, denn jede Dekade stürmten die Orks und andere Kreaturen aus ihren Höhlen in den Bergen um plündernd durch das Flachland zu ziehen. Die Schächte in denen sie hier im Norden den Winter verbrachten, waren von den Zwergen, einem kleinen Volk, großer Handwerker und Krieger, vor Uhrzeiten aufgegeben worden, als die Rohstoffe zur Neige gingen. Zum Glück für die große Stadt der Elfen konnten sie sich in diesen Höhlen nicht so stark vermehren wie in den weiten Landen im Süden, den Gebieten aus denen sie eigentlich stammten. Doch es reichte. Regelmäßig befahlen die Befehlshaber des alten Volkes, wie die Elfen sich gern selbst bezeichneten, ganzen Hundertschaften in die Tunnel vorzustoßen um einzelne Orkstämme zu dezimieren und schon lange traute sich keiner der Klingenhüter mehr dem Senat zu widersprechen. Doch Offiziere wie Sahavar wussten, das die Verluste der Elfen weit schlimmer waren als die der Orks. Lange würden sie diesen ständigen Kriegszustand nicht mehr aushalten und dann würden ihre schlimmeren Feinde, die dunklen Elfen von jenseits der Berge, die Reste des Imperiums vernichten, so wie sie vor vielen Dekaden das nördliche Zentralreich ihrer hellen Vettern verwüstet und besetzt hatten.
„Ich bin verwundert, dass es noch keinen Angriff gegeben hat. Die Orks lassen sich Zeit dieses Jahr.“, bemerkte die Klingenreiterin. Sahavar rollte den Plan wieder zusammen und platzierte ihn auf dem großen Schreibtisch. Er nickte. „Sie sind nicht dumm. Sie werden nicht einfach in unsere gestreckten Schwerter rennen.“ Lafira nickte zustimmend, griff dann in eine Falte ihres langen grauen Umhanges und holte vorsichtig eine gelbe versiegelte Pergamentrolle hervor. Die Andeutung eines Lächelns huschte über ihr Gesicht. „Ich bringe nicht nur schlechte Nachricht, Kommandant.“ Sie streckte den Arm aus und als Sahavar das Siegel erkannte wurde sein Ausdruck warm. Eine Mischung von Freude und Bedauern. Wie einen unersetzbaren Schatz, der bei der kleinsten Erschütterung zerbrechen würde nahm er die Schriftrolle ehrfurchtsvoll in die Hand. „Bei Amadeon, du hast die Zeit gefunden. Wie geht es ihnen.“ Lafira zog die Hand zurück und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Sie war erfreut über diese kleine Freude die sie ihrem Freund machen konnte. „Ich habe mir die Zeit genommen. Niemanden hat es gestört ob ich bei den Besprechungen dabei bin.“ Die Klingenreiterin vermutete, dass die Gründe dafür darin lagen, dass sie erzählen könnte wie es tatsächlich aussah. Die Magier, die Senatoren und die höchsten Offiziere des Militärs interessierte nur die Wahrheit die sie mit ihren Büchern behandeln konnten und die durch die elfische Bürokratie abgedeckt war. Ein Notfallplan hätte zu viele der alten Regeln umgerissen. So etwas wollte man nicht. So lange alles mehr oder weniger gut funktionierte konnte man das alte System bestehen lassen und wenn etwas geändert werden sollte so musste es zunächst einige Jahre im Senat gewälzt werden, bis es schließlich abgelehnt wurde.
Sahavar brach vorsichtig das Siegel und entrollte den Brief. Gierig las er jede einzelne Zeile, saugte die Worte auf wie ein Verdurstender, der ein Fass voller Wasser gefunden hatte. Eine Träne stand in seinen Augen, doch Lafira verzichtete darauf ihn auf diesen Umstand hinzuweisen. Wie ein Baum stand sie stramm an ihrem Platz und beobachtete wie Sahavar die Nachricht verzehrte. Als er fertig war und wieder aufschaute, sagte sie nur ganz leise. „Sie vermisst dich. Das steht nicht in dem Brief aber ich habe es an ihrem Verhalten gespürt. Jeden Tag lebt sie mit der furchtbaren Angst, dass ich oder ein anderer Soldat durch die Tür treten um ihr die Nachricht von deinem ehrenhaften Tod im Feld zu überbringen. Ich sah es in ihren Augen als ich den Hof überquerte und sie die Tür geöffnet hatte bevor ich auch nur die Hälfte der Strecke zurücklegen konnte. Stolz stand sie vor mir. Jede Nachricht hätte sie mit Würde aufgenommen, aber in ihren Augen lag eine unbeschreibliche Furcht vor den Worten die ich formulieren würde. Du hättest ihre Freude sehen sollen als ich von deinem Wohlbefinden erzählte. Sie viel mir um den Hals vor Glück.“ Sahavar nickte stumm. Zum einen dankte er seiner Stellvertreterin damit und zum anderen stimmte er ihr zu. „Wir werden noch weiter fort gehen und es wird noch gefährlicher werden. Manchmal denke ich sie hätte einen besseren Mann verdient. Jemanden der in der Stadt lebt und bei ihr ist. Jemanden der den Kindern kein so schlechtes Vorbild ist.“ Lafira wusste was er meinte. Sie hatte den Stolz in den Augen von Sahavars Jüngstem gesehen als er ihr erklärt hatte, dass er ein Klingensänger, wie sein Vater werden wollte. Auf dem Hof hatte er ihr gezeigt wie er mit einem langen sauber zurechtgestutzten Stock einige Attrappen aus Stroh aufspießte. Sie hatte in den fließenden Bewegungen die Eleganz des Vaters erkannt. Wahrscheinlich würde er sollte es dazu kommen, mindestens genauso geschickt im Umgang mit der Yar-Klinge werden. Vermutlich besser. Lafira fühlte sich wieder schlecht und noch einmal fragte sie sich warum sie nichts getan hatte um die Befehle zu verhindern. „Es …“, begann sie, doch Sahavar wehrte ab. „Du konntest nichts tun. Genauso wenig wie ich den Auftrag zurückweisen kann. Zerdriel hat keinen Befehl geäußert. Er kann mir nichts befehlen aber er weiß das mir klar ist was passiert wenn ich den Auftrag ablehne.“ Das wussten beide. Auch wenn die Magier keine direkte Entscheidungsgewalt in den Dingen hatten die die Armee betrafen, so konnten sie doch Vorschläge machen und Bitten an die Soldaten richten und welcher Offizier war schon in der Lage eine solche Bitte auszuschlagen. Die Bürokratie hatte kein Organ für eine Befehlsstruktur zwischen Magiern und Armee und wo es kein Organ gab, konnte auch nichts Offizielles existieren. Die verschiedenen Söldner arbeiteten für Geld und erfüllten Aufträge für die Magier. Doch sie waren teuer und eine Bitte an einen Offizier kostete den Magier nichts. Die arkane Garde wurde sogut wie wie nie für Probleme außerhalb der Gilde eingesetzt. Ihre Krieger waren über Jahre teuer in den Künsten der Magie trainiert. Ein gewöhnlicher Soldat war einfach billiger.
„Zerdriel schien ein direktes Problem mit jenem Botschafter zu haben von dem er sprach. Hast du eine Ahnung was da passiert ist?“ Sahavar sah fragend zu Lafira auf. Er hatte sich gesetzt und die Hände vor der Brust gefaltet. Immer war er, selbst in den schlimmsten Situationen wie ein Ruhepunkt. Die Klingenreiterin hatte ihn noch nie schreien gehört oder wütend erlebt. Er brauchte niemanden zu disziplinieren. Seine Soldaten vertrauten ihm bedingungslos und jeder der seinen Anweisungen keine Folge leistete, war meist nach dem ersten Kampf tot. Nicht durch Sahavars Absicht, vielmehr weil diese Leute seine Befehle nicht verstanden und sich für klüger hielten. Lafira wusste um diesen Irrtum. Niemand durfte während eines Kampfes den der Klingenwächter befehligte aus der Formation ausbrechen. Durch Zusammenhalt gewann seine Truppe. Sahavar war kein überragender Stratege oder Taktiker. Er kannte nicht mehr Tricks als andere, sein einziges Erfolgsrezept war das Vertrauen und die Freundschaft die alle innerhalb des Lagers füreinander fühlten. Wenn er den Angriff befahl dann rückten seine Leute vor und wenn er zum Rückzug blasen ließ dann gaben sie sich gegenseitig Deckung um langsam und vor allem gemeinsam zurückzumarschieren um sich neu zu formieren.
„Davon weiß ich nichts. Der Erzmagier war allerdings der der den Antrag für diese Erkundung, seinem Bruder, dem Prätor vorgelegt hatte. Klingenhüter Arion hat ihm versucht zu erklären, dass es unmöglich ist Truppen auszusenden. Der Prätor hat ihn nicht einmal beachtet.“ Der Elf nickte. Er vermutete mehr hinter dem neuen Auftrag als eine einfache Erkundungsmission. Vermutlich ging es um irgendeine Intrige, um ein falsches Spiel, eine Sorte Spiel auf die sich gerade die mächtigen Elfen hervorragend verstanden. Sahavar sollte also zum Ball in einem dieser Spiele werden. Die Vorstellung widerte ihn an. Zu viele gute Männer und Frauen waren an jenen Spielen kaputt gegangen. Mehr als das Imperium zu verkraften in der Lage war. Doch niemand war bereit etwas zu tun. Zumindest niemand der in einer dafür geeigneten Stellung war. Reformen konnten nur von Oben kommen und für eine Revolution war das Volk nicht bereit. Selbst der Klingenwächter war sich nicht sicher was er wohl machen würde, wenn es zu einem Bürgerkrieg käme. Würde er seine Pflicht erfüllen und für ein sterbendes System kämpfen oder würde er dafür sorgen, dass es gestürzt würde und damit alles auslöschen was die wilden Völker daran hinderte die reichen Städte der Elfen zu plündern.
Aber dieses Problem war nicht aktuell. Was ihm Sorgen bereitete war der Abmarschbefehl. Ohne seine Leute würden die Orks womöglich ins Tal durchbrechen und die Stadt plündern. Nicht das es Sahavar interessierte ob ein paar überhebliche Adlige Schläge auf ihre verwöhnten Hintern bekämen. Es war vielmehr so das er nicht daran zweifelte das eben genau jene die diese Schläge verdient hätten sich rechtzeitig aus dem Staub machen könnten während Unschuldige für sie leiden müssten.
Stimmen wurden laut. Pferdegetrampel war zu hören und Rufe erschallten. Sahavar schreckte aus seinen Gedanken auf. Er sah Lafira an, die mit ihren schmalen blauen Augen verwundert zurück sah. Ohne noch länger zu zögern sprang der Kommandant auf und eilte gefolgt von seiner Stellvertreterin eilig nach draußen.
Ich mag D&D 4 und bin stolz drauf. :P

Galendrios

  • Gast
Das Vipernspiel
« Antwort #6 am: 03. August 2004, 12:09:19 »
 Hi Alaak!
Auch mir gefällt die Geschichte super! Wann gibt's mehr?
Gruß Galendrios

Alaak

  • Mitglied
    • http://www.dnd-gate.de
Das Vipernspiel
« Antwort #7 am: 03. August 2004, 13:01:37 »
 Wäre mal wieder an der Zeit, oder? Naja gut. Hier also der nächste Abschnitt:

3. Abschnitt: Eilige Vorboten

Vier braune Rösser mit schwarzen Mähnen standen auf dem Exerzierplatz, als die beiden Offiziere das Hauptzelt verließen. Lafira sah wie sich das Tor schloss und die Bogenschützen an der niedrigen Mauer Pfeile fliegen ließen.
Überall rannten Soldaten umher, schnappten sich ihre Waffen und hingen teilweise nur mit einem Arm in ihren Rüstungen. Drei der Reiter stiegen hastig ab und warfen die schweren Kapuzen zurück. Ihre stählernen Helme waren vom Staub matt geworden und die bunten Rangbüsche, die quer über den Kopfschutz eines jeden verliefen waren von einer dicken Schmutzschicht verkrustet.
Die Elfen sahen sich hastig im Lager um. Ihre Uniformen und Waffen waren durch die schweren grauen Umhänge verdeckt und zeigten die frische Blutspuren eines noch nicht sehr lange zurückliegenden Kampfes. Der vierte Reiter wurde auf einer Trage davon geschleppt.
Aus der Entfernung konnte Sahavar einige Pfeilschäfte entdecken die aus seinem Rücken ragten. Dann war er verschwunden. Einige Soldaten hatten ihn zum Lazarett gebracht. Der Kommandant bezweifelte das er überleben würde. Nein dieser Kämpfer würde sich in die Reihen der Gefallenen eingliedern, wie schon so viele seiner Leute zuvor.
Das Surren der Bogensehnen erfüllte die Luft und wurde lauter als weitere Verteidiger zu den Außenmauern rannten. Sahavar befürchtete das Schlimmste. Seine Klinge hatte er noch gegriffen bevor er nach draußen gestürmt war und als er die Schützen erblickt hatte, war sie wie von selbst in seine Hand gesprungen. Mit eiligen Schritten eilte der Kommandant den kleinen Hügel in Richtung Haupttor hinab. Respektvoll stürmten seine Soldaten auseinander. Einer der beiden Offiziere die schon bei der Besprechung mit Zerdriel an seiner Seite gewesen waren kam ihm bereits entgegen. Der kleine spitzgesichtige Mann hatte sein Schwert unordentlich an seinem silbernen Gürtel befestigt. Der Helm saß schief und einer seiner Stiefel war schmutzig. Seine Hände deuteten auf verschiedene Verteidigungsstellungen die noch nicht besetzt waren und immer nickten einige Soldaten, zogen ihre Bögen und eilten zu den jeweiligen Mauerabschnitten.
„Meldung, Klingenträger Thal’Gaelthas!“, befahl Sahavar und verschaffte sich, trotz des Lärmes den die Soldaten verursachten, mühelos Gehör. Der Offizier viel in den eiligen Schritt seiner Vorgesetzten und folgte ihnen zum Tor. „Orks. Klingenwächter. Nicht viele aber ich wollte kein Risiko eingehen. Meine Bogenschützen sollten das schaffen.“ Thal’Gaelthas klang zuversichtlich und das beruhigte auch Sahavar. Er überlegte ob er ihn auf die Verstöße gegen die Kleiderordnung hinweisen sollte, entschied sich jedoch schnell dagegen. Es war nicht wichtig und auch absolut nicht hilfreich. Thal’Gaelthas war ein guter Offizier, der seine Uniform sowieso nie in Ordnung bekommen würde. Er vertraute dem dürren Winzling. Als Bogenschütze konnte er einem Ork auf große Entfernung das Hirn durch ein Auge zerschießen.
Das war keine Übertreibung. Sahavar hatte das selbst erlebt, als er einst fast überwältigt worden wäre. Gerade als die stinkende schwarzgrüne Bestie ihre riesige Axt hob um den Kopf des Kommandanten zu zerschmettern, spritzte ihm etwas weiches, glitschiges auf das silberne Kettenhemd. Sahavar hatte nicht schlecht geschaut als er einen Pfeilschaft aus dem Kopf der Kreatur ragen gesehen hatte. Später erfuhr er, dass er sein Leben dem kleinen unscheinbaren Soldaten zu verdanken hatte, der jetzt zu seinen besten Leuten gehörte und seine Bogenschützen anführte.
Lafira hielt an und das ließ auch die anderen beiden stoppen. „Ich werde meine Reiter vorbereiten. Vielleicht brauchen wir sie doch.“, erklärte sie hastig. Sahavar nickte und sah Lafira kurz nach als sie mit weiten Schritten ihrer langen Beine zu den Ställen eilte. Thal’Gaelthas kniff die Augen zusammen, als die junge Elfe ging. „Ich sagte doch ich habe alles unter Kontrolle. Es ist absolut …“ Der Kommandant legte dem Klingenträger eine Hand auf den Oberarm. „Ganz ruhig. Sie erfüllt nur ihre Pflicht.“, beruhigte er ihn. „Manchmal ein wenig zu eifrig.“, murmelte Thal’Gaelthas. Der kleine Elf war ein guter Offizier, aber ganz gleich was er in seiner Zeit, bevor er zur Armee kam erlebt hatte, es hatte ihm ein schon eher ungesundes Misstrauen gebracht. Sahavar hatte lange gebraucht bis die beiden ein gegenseitiges Vertrauen aufgebaut hatten. Heute genoss er es zeitweise sogar, wenn der Bogenschütze ihm zu einer andere Sicht auf die Dinge verhalf. Misstrauen gegenüber Lafira war aber eindeutig unangebracht.
Einer der vier Reiter trat vor den Kommandanten als er das Tor fast erreicht hatte. Sein Gesicht war noch immer Schmutz verkrustet. Die schmalen Züge sahen angespannt aus und in seinen Augen stand ein gehetzter Ausdruck. Der Ausdruck eines Mannes der durch den Schrecken des Mann-zu-Mann Kampfes gegangen war. Sein langes hellbraunes Haar klebte an kleinen Schnittwunden in seinem Gesicht, aus denen sich kleine blutige Rinnsaale mit dem Dreck und dem Schweiß vermischten, Die Worte hatten kaum genug Kraft um seine Kehle zu verlassen. Doch die Zuversicht mit der Sahavar ihm tief in die Augen sah löste seine Stimmbänder. Er nahm Haltung an, doch jetzt überschlugen sich seine Worte fast. „Wir wurden angegriffen. Ich weiß nicht von wem.“
„Ganz ruhig Klingenläufer. Waren es Orks.“
Der Soldat schüttelte den Kopf. „Es ging alles viel zu schnell.“
Entweder hatten die Orks ihre Taktiken geändert oder es waren keine. Im Stillen angreifen war nicht ihr Stil. Sie planten ihre Angriffe zwar, aber die Trommeln waren immer schon Stunden vor der Schlacht zu hören. Diese Taktik sollte Feinde das Fürchten lehren. Sahavar hatte erlebt wie es funktionierte. Sein erster Kampf gegen diese Wilden, wie die Adligen sie gern bezeichneten, war ihm wie jedem Soldaten der Klingensänger tief im Gedächtnis geblieben. Das trommeln, dieser hilflose Zustand, die Stille vor dem Einschlag. Wenn alles die Umgebung beobachtete. Wenn jeder glaubt etwas zu sehen wo nichts ist und dann kam dieser Moment an dem das Trommeln verstummt. Der lange Augenblick an dem du auf den nächsten Trommelschlag wartest, doch er kommt nicht. Was kommt ist viel schlimmer als alles was einem die Ausbilder erzählen können. Der Moment wenn die Schlacht beginnt. Sahavar wusste nicht wie es den anderen Soldaten damals ging oder wie die heutigen Rekruten es verkrafteten. Er erinnerte sich noch genau an dieses Gefühl als die Waffen gezogen wurden. Es war als sei er nur noch ein hilfloser Beobachter, bei dem was sein Körper tat. Als er sich in ein Instinkt gesteuertes Tier verwandelte, fühlte er sich als stünde er direkt neben dem eigenen Leib. In diesem Zustand konnte er sich vollkommen auf den Kampf konzentrieren. Es war ein Zustand indem er vor nichts mehr Angst hatte und alle Zweifel beseitigt waren.
Der junge Offizier vor ihm hatte diese Fähigkeit anscheinend nicht. „Woher kommen dann die Orks?“, wollte der Kommandant wissen. Der Offizier schien nervös zu werden. „Ich weiß es nicht, Wächter. Sie tauchten plötzlich auf haben uns verfolgt. Wir haben unsere Pferde zum äußersten getrieben und sind gerade noch hier her gekommen.“, erklärte er immer schneller werdend. Sahavar schloss kurz die Augen. Es schien keinen Sinn zu haben. „Schnappt euch Bögen und helft bei der Verteidigung des Lagers.“, befahl er und machte die letzten Schritte zum Haupttor. Der Soldat neben ihm ließ gerade einen Pfeil fliegen, der mit einem Zischen durch die Luft raste. Dir Orks rannten bereits. Es schienen nur wenige zu sein. Ungefähr ein dutzend, mit Keulen bewaffnete, kleinere Exemplare. Keine wirkliche Bedrohung für das Lager. Sie verschwanden im hohen Grass und der Pfeil verfehlte sein Ziel, raste ins Grün und verschwand, genau wie die Angreifer.
Sahavar blickte so weit er konnte über die Ebene. Nur einige schmale Gassen, die die Orks getreten hatten und zwei Körper waren noch zu sehen. Sie waren nicht einmal nah genug gekommen um gut getroffen zu werden.
Zerdriels empört knatternde Stimme riss den Klingenwächter aus seinen Überlegungen. Sahavar wirbelte herum. Der Erzmagier war zurzeit gefährlicher für ihn als die Orks, er musste sich zunächst um ihn kümmern.
Thal’Gaelthas war bereits zu ihm geeilt um seine Fragen zu beantworten. „Was ist hier los Soldat?“, herrschte der Magier den Klingenträger an. Der kleine Bogenschütze senkte kurz den Kopf um dem Magier seine Ehre zu erweisen. Dabei begann er mit seinem Bericht: „Wir werden angegriffen.“ Sahavar ging gemächlich zu den beiden Männern und der kleinen Magierin Amafel hinüber. Er hatte es nicht eilig seinen Offizier abzulösen. „Warum wurde ich nicht informiert?“, verlangte Zerdriel zu wissen. Thal’Gaelthas verbeugte sich erneut. „Wir haben gedacht das würde euch nicht interessieren.“ Zerdriel packte den fast zwei Kopf kleineren Elfen am Hals und zischte: „Macht ihr euch über mich lustig?“ Sahavar beschleunigte seine Schritte. Die Situation wurde gefährlich. Selbst die kleine Amafel war ganz bei dem Geschehen. Ihre Blicke schweiften nicht umher.
Mühsam schüttelte der Bogenschütze den Kopf. „Nein, bestimmt nicht Erzmagier. Ich dachte ihr habt vermutlich etwas Besseres zu tun als uns beim Töten und beim Sterben zuzusehen.“ Sahavar fuhr dazwischen bevor Zerdriel seinem Offizier die Kehle zerquetschen konnte. Eine weitere Eigenschaft die der Klingenwächter an Thal’Gaelthas bewunderte, die ihn aber auch oft wütend machte war sein Zynismus, den er niemals zurückhielt. „Würdet ihr bitte mit mir reden, mein Fürst.“, forderte der Kommandant. „Meine Offiziere haben in diesem Fall nicht genug Informationen über meine Entscheidungen um euch zufrieden stellend antworten zu können.“ Zerdriel ließ den kleinen Mann wie ein Stück Dreck fallen und sah Sahavar tief in die Augen. Der Kommandant senkte nach einer angemessenen Zeitspanne demütig den Kopf. Es war seine einzige Chance die Situation zu bereinigen. „Ihr sollt nicht kämpfen sondern eure Truppe zum Aufbruch vorbereiten! Ihr habt nicht mehr allzu viel Zeit Klingenwächter.“, bemerkte Zerdriel jetzt wieder im Plauderton. Dann ging er zurück zu seinem Zelt. Sahavar, Thal’Gaelthas und Amafel sahen ihm nach bis er die Plane passiert hatte.
„Ich gehe und sage den Orks bescheid, damit sie uns in Ruhe packen lassen.“, erklärte der kleine Elf mit einem Tonfall aus dem nur der geschulte Zuhörer den Zynismus heraushören konnte. Amafel sah den Klingenträger mit einer Mischung aus Erstaunen und Verachtung an. Sahavar beachtete seine Meckereien nicht weiter und hoffte nie eine diplomatische Mission mit ihm zu erhalten.
„Schaff mir die Orkleichen herein!“, befahl der Kommandant dem Bogenschützen ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Er musste lernen wo er Respekt zu zeigen hatte. Der Klingenträger verneigte sich zackig und eilte davon um seine Befehle auszuführen.
Das planschen von Hufen ertönte und als Sahavar sich umsah bemerkte er Lafira die sich mit einer großen Gruppe Reitern näherte. Alle waren in die Uniformen der Klingensänger gehüllt. Die bunten Helmbüsche wippten auf und ab, wie die Fahnen an den langen hölzernen Lanzen und das Geschirr der braunen Rösser war genauso sauber und glänzend wie die Rüstungen und Schwerter, der Reiterei. Der Kommandant freute sich insgeheim über seine Stellvertreterin. Sie hatte ihre Leute innerhalb kürzester Zeit mobil gemacht. Die täglichen Manöver, die die große schlanke Frau hatte ansetzen lassen, hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Fast tat es ihm Leid das die dreißig Männer und Frauen seiner Kavallerie nun ihr können im Kampf nicht zeigen konnten. Das heißt es hätte ihm Leid getan, wäre ihm nicht klar gewesen das der Kampf mehr als eine sportliche Betätigung war. Ein Gutes hatte der Aufmarsch. Die kleine Magierin kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sie verharrte ehrfurchtsvoll neben Sahavar und biss sich wieder auf die Unterlippe als würde sie ihren Unterkiefer nur mit ihren Zähnen festhalten können.
Lafira, die an der Spitze des Zuges ritt sprang mit einer fließenden Bewegung ab und verbeugte sich kurz und zackig. „Erster Zug bereit Kommandant.“, meldete sie mit ihrer Armeestimme, die sich so von der sanften weichen Stimme unterschied, die Sahavar bei seiner Freundin so schätzte.
Er nickte. „Abtreten!“, befahl er. „Der Kampf ist bereits gewonnen.“ Lafira nahm langsam ihren schweren Stahlhelm ab, schüttelte ihr volles schwarzes Haar aus und sah ihn kurz fragend an. Dann drehte sie sich um und gab seinen Befehl an die Reiter weiter.
Die Frau wollte ebenfalls gehen aber der Kommandant hielt sie an der Schulter fest. „Kommt mit Klingenreiterin!“, befahl er ohne weitere Erklärungen, so wie es seine Art war. Sobald er sich von Sahavar zum Kommandanten verwandelte wurden seine Befehle kurz und knapp und die Anrede förmlich. Er würde Lafira oder einen anderen seiner Leute niemals duzen während er ihr Kommandant war. Das war vollkommen unvorstellbar, genauso unvorstellbar war es das er seine Befehle erklärte.
Ohne darauf zu warten ob die Klingenreiterin der Anweisung folge leisten würde drehte er sich um und ging zu den Zeltreihen im Zentrum des Lagers. Er musste es nicht nachprüfen. Lafira folgte ihm - den unhandlichen Helm noch immer unter dem Arm - ohne zu zögern. Amafel beobachtete, die sich durch den Wind aufblähenden grauen Umhänge der beiden Soldaten noch kurz interessiert, bevor auch sie das allgemeine Getümmel verließ um in ihr Zelt zurückzukehren.
Ich mag D&D 4 und bin stolz drauf. :P

Galendrios

  • Gast
Das Vipernspiel
« Antwort #8 am: 03. August 2004, 15:12:33 »
 Hi Alaak!
Wirklich beeindruckend. Aber Du schreibst oben, Du wärest für Korrekturen rechtschreiberischer Art dankbar. Na gut, Du scheinst ein Problem mit dem Dehnungs-h zu haben: "wahre" kommt von "Wahrheit", und der Konjunktiv von "ist" ist "wäre"... außerdem, "leeren" kann man Becher, Elfen "lehrt" man im allgemeinen  ;]  Das ist alles, was mir bei einem Durchlesen aufgefallen ist.

Aber ich habe noch eine Frage: Hat man Deinen Charakter schon kennengelernt?
Gruß Galendrios

Alaak

  • Mitglied
    • http://www.dnd-gate.de
Das Vipernspiel
« Antwort #9 am: 03. August 2004, 18:43:15 »
 Ich habe insgesamt ein Problem mit der Rechtschreibung, aber es wird schon besser. ;)
Ich werds danach noch mal durchgehen.

Ja den hat man schon kennen gelernt. Eventuell findest du das demnächst heraus. :D
Ich mag D&D 4 und bin stolz drauf. :P

Galendrios

  • Gast
Das Vipernspiel
« Antwort #10 am: 16. August 2004, 17:52:25 »
 Hi Alaak!
Ohne nerven zu wollen, ich finde, Du könntest den Roman mal fortsetzen. Na gut, es sind noch keine zwei Wochen seit dem letzten mal, aber trotzdem... aber sag mal, was hat eigentlich Dein SL dazu gesagt, dass er sich das alles durchlesen sollte? Als Roman ist's ja gut und macht Spaß, aber als Vorgeschichte...?
Und was Deinen Char angeht - die junge Magierin?
Gruß Galendrios

Alaak

  • Mitglied
    • http://www.dnd-gate.de
Das Vipernspiel
« Antwort #11 am: 06. September 2004, 23:22:33 »
 Sry, war im Urlaub.
Mein SL liest gern. ;)
Rat noch mal.
Wird gleich vortgesetzt.
Ich mag D&D 4 und bin stolz drauf. :P

Alaak

  • Mitglied
    • http://www.dnd-gate.de
Das Vipernspiel
« Antwort #12 am: 07. September 2004, 00:39:38 »
 4. Abschnitt: Noch mehr Fragen
Lafira, Sahavar und jener Klingenläufer der die drei anderen Elfen und die Orkmeute mit zum Lager gebracht hatte, saßen in einem der kleinen Zelte, von denen es etwas mehr als fünfzig im Lager gab. Jedes war für zwei Soldaten ausgelegt, was den Wohnraum der meisten Kämpfer auf einen Halbkreis mit zwei Metern Radius beschränkte. Nur die hohen Offiziere hatten Einzelzelte und nur Sahavar hatte einen eigenen Bereich im Kommandozelt. Die Quartiere der einfachen Soldaten waren nur mit dem nötigsten ausgerüstet. Eine klapprige Pritsche, ein kleines morsches Holzschränkchen in das aller Besitz, den ein Soldat im Feld benötigte, hinein passte. Auf der abgenutzten, rauen Oberfläche stand eine halb heruntergebrannte Kerze. Diese Einrichtung war in jedem Zelt doppelt vorhanden.
Sahavar nahm sich einen der beiden wackeligen Hocker. Auf dem anderen hatte der Klingenläufer platz genommen. Lafira lehnte sein Angebot zu stehen, damit sie sich setzen könne ab. Sie sah ihm seine Erschöpfung an. So wichtig war ihr das Protokoll nicht. Einzig den Helm legte sie auf eines der kleinen Schränkchen. Als alle drei bereit zu sein schienen, musterte der Kommandant den Klingenläufer kurz. Der Mann hatte sich etwas gesäubert und begonnen seine Uniform in einen halbwegs präsentationsfähigen Zustand zu versetzen. Auch schien er sich etwas beruhigt zu haben. Sein Atem ging wieder ruhig und seine Augen blieben auf den Kommandanten fixiert. Diesmal hoffte der Klingenwächter ihm einige Informationen entlocken zu können um endlich in der Lage zu sein etwas anderes zu tun als sich hinter seinen Mauern zu verkriechen, während seine Kampfgefährten womöglich starben. „Also zuerst einmal, schlage ich vor ihr sagt mir wer ihr seid und woher ihr kommt.“, forderte er den jungen Offizier auf. Der sprang auf und nahm Haltung an. „Klingenläufer Elenliir Soldat im ersten Zug des vierten Sicherheitbezirkes von Lassaran, Kommandant.“ Sahavar nickte zufrieden. Es schien noch Kraft in dem ausgemergelten jungen Burschen zu stecken. Das war gut. „Jetzt erklärt mir Klingenläufer“, der Klingenwächter hatte seine Handschuhe ausgezogen und zur Seite gelegt um dem Soldaten die Hand auf die Schulter zu legen und ihn zu beruhigen. „was ist geschehen? Was habt ihr mitbekommen? Von Anfang an und lasst nichts aus!“ Der Mann zuckte kurz zusammen als die Erinnerung in ihm Aufstieg. Sahavar hatte gehofft, das Klingenführer Kethzaraath den Kampf gewonnen hätte, doch bereits der Blick des jungen Offiziers ließ in diese Hoffnung ablegen.
„Sie haben uns in der Nacht überrascht.“, begann der Soldat mit gefasster aber noch leicht zittriger Stimme. Das war seltsam. Man konnte sich nicht einfach Nachts an ein Lager der Elfen heranschleichen. Da gab es Wachen und selbst die die meditieren mussten konnten schnell geweckt werden. Im Gegensatz zu den Menschen und anderen kurzlebigen Völkern hatten die schlanken großen Spitzohren, den Vorteil nicht schlafen zu müssen. Ihre Ruhephase bestand in einer kurzen Zeit tiefer Meditation in der das Gehirn neue Kraft tanken konnte. Kraft um kommende Gefahren zu bestehen. Diese Ruhe dauerte bei weitem nicht so lange wie die Ruhe der Orks oder der Menschen und ein weiterer Vorteil lag in ihren scharfen Sinnen. Sahavar konnte das rascheln der fallenden Herbstblätter hören. In der tiefsten Nacht war er in der Lage auf große Entfernung die Gämsen um das Lager schleichen zu sehen. Oft hatte er, gemeinsam mit Lafira die kalten Sommerwinde genossen als sie beide zur Stadt schauten und an jene Leute dachten, die dort auf sie warteten. Sahavar hatte keine Ahnung wer das für Lafira war. Seine Gedanken kreisten um seine Frau Sisahaa und seine Kinder Nimahel und Isel'Amareen. Doch zurzeit war er nur auf eins fokussiert. Etwas ging vor auf der weiten Ebene im Norden Lassarans und es war seine Pflicht diese Ebene gegen Angreifer zu verteidigen.
„Ich weiß nicht was es für Kreaturen waren, aber unsere Waffen konnten ihnen nicht wirklich schaden. Ich habe gesehen wie fünf meiner Gefährten Pfeil um Pfeil auf einen einzigen dunklen Angreifer niedergehen ließen. Als er begann an sie heran und ins Licht trat, steckten die Pfeile noch in seinem Körper. Er hat sie gar nicht weiter beachtet.“ Sahavar sah verwundert zu Lafira. Die junge Frau kniff nur fragend die Augen zusammen. „Wie sah er aus? War es ein Ork, ein Dunkelelf?“, drängte sie zu wissen. Der junge Offizier zögerte kurz. Er schien die richtigen Worte nicht zu finden aber schließlich sagte er: „Es war eine blasse Gestalt. Man hätte ihn für einen Menschen halten können aber da war etwas; eine Aura des Bösen schien von ihm auszugehen. Sein Blick, seine Augen waren nichts natürliches. Zu blass um ein Ork zu sein und zu klein. Für einen Dunkelelf zu langsam. Ich sage euch Klingenreiterin, alles was auf dieser Welt lebt kann nicht solch einen Beschuss abhalten. Es muss ein Dämon oder eine andere gottlose Kreatur gewesen sein.“ Lafira schüttelte energisch den Kopf und strich sich mit einer flinken Bewegung eine pechschwarze Haarlocke aus dem Gesicht. Sie wusste zwar von den Geschichten über die Dämonen. Sie kannte die Ammenmärchen über grässliche Kreaturen die an dunklen trüben Orten abseits der Welt leben sollten, aber sie bezweifelte das einer von denen ein weniger bedeutendes elfisches Militärlager angreifen würde. Das heißt wenn es sie wirklich gab was Lafira schon immer stark bezweifelte. „Eure Geschichten sind für uns nicht von Interesse Klingenläufer Elenliir, haltet euch an Tatsachen.“, schellte sie ihn. „Habt ihr sonst nichts mehr gesehen?“ Der junge Mann schüttelte verlegen den Kopf. Er hielt Lafiras Blick nicht mehr stand, senkte den Kopf und musste sich in Gedanken für seine Dummheit selbst ohrfeigen. Wie konnte er nur einem Klingenwächter und einer Klingenreiterin von einem Dämonenangriff berichten. Um seine Verlegenheit nicht noch zu steigern suchte er Sahavars gelassenen Blick und fuhr fort zu erklären. „Klingenführer Kethzaraath hat mich und meine Leute losgeschickt um Verstärkungen zu holen.“ Elenliir wollte noch etwas hinzufügen, wurde aber von Lafira unterbrochen. „Was machen wir dann noch hier. Meine Reiter sind bereit. Wir hätten schon vor Minuten los reiten können. … Klingenwächter?“ Sahavar schien in Gedanken zu sein. Das täuschte wie Lafira wusste. Er wollte nur die Situation beruhigen. Schließlich schüttelte er den Kopf. Die Klingenreiterin hatte keine Ahnung was er vorhatte, aber sie würde ihm nie widersprechen. Respektvoll trat sie wieder einen Schritt zurück und verhielt sich ruhig. Der Klingenwächter konnte sich vorstellen welche Ungeduld in ihr aufstieg. Es schien sie fast zu sprengen, den die jüngere Elfe hasste es ebenfalls herumzustehen, während ihre Gefährten starben.
„Wann seid ihr aufgebrochen?“, wollte der Kommandant von dem anderen Elfen wissen. Er schien kurz nachdenken zu müssen. Wahrscheinlich kam es ihm wie eine Ewigkeit vor. Zu vieles war geschehen über das er sich Gedanken machen musste, das er verarbeiten musste. Dunkle Bilder stiegen in seinem Kopf auf. Die Geräusche der Todesschrei und das Schnauben und Wiehern der Pferde erschallen in seinen langen schmalen Ohren. Er dachte zurück an die Nacht, ja es war wohl Nacht gewesen, wie er sich jetzt eingestehen musste. Die Bilder waren daher umso verschwommener und gestaltloser. Dann erinnerte er sich wieder an die seltsame Stille. Der Feind hatte wohl keine Laute von sich gegeben, war einfach nur näher gekommen um sich im letzten Moment auf die Soldaten zu stürzen. Ja die Geräusche waren eindeutig nur von den eigenen Leuten gekommen. Diese unheimliche Tatsache hatte sich fest in sein Gedächtnis gefressen und half ihm die Zeit einzuschätzen. „Es war zur Zeit des Mondhöchsstandes. Wir ritten so schnell wir konnten aber auf halbem Wege begegneten uns diese Orks. Ich habe versucht sie zu umgehen aber sie erreichten uns kurz bevor wie hinter euren sicheren Mauern in Deckung gehen konnten.“ Der Schrecken stach wieder aus Elenliirs Augen und dem Kommandanten war klar, dass er jenen Mann nicht mit weiteren Fragen quälen sollte. Es war also sinnlos Truppen zu schicken. Auf die eine oder andere Art war der Kampf zunächst vorbei. Es war bereits fast ein ganzer Tag vergangen. Wenn der seltsame Feind wirklich bereits im Nahkampf mit den Elfen gewesen war dann hatte von einer Seite vermutlich niemand überlebt. Nur von welcher? Sahavar fürchtete die Antwort auf jene Frage, denn nach den Beschreibungen des jungen Offiziers war ihm die Antwort beinahe klar. Er sprach ein kurzes stilles Gebet für seinen Freund und Vorgesetzten Kethzaraath und sah dann Lafira in die Augen. Ihre Mine zeigte noch immer Entschlossenheit doch als er sie ansah wich dieser Ausdruck von ihr. Er wollte nicht, dass sie bereits aufgab. Es gab zumindest ein Lager das sie vielleicht retten konnten und dazu brauchten sie mehr Informationen über den Feind, Informationen die wohl hauptsächlich der Mann besaß, der seinen Truppen den Abzug, möglicherweise in die offenen Arme der Angreifer, befehlen wollte ... oder aber Informationen die eine junge unerfahrene Magierin liefern könnte.
„Klingenreiterin!“, wandte er sich an Lafira. „Lasst mein Pferd satteln und schafft auch eines für unsere kleine Magierin herbei. Das heißt, nachdem ihr sie gefragt habt ob sie uns beide begleiten möchte. Ich denke es ist Zeit für eine kurze Erkundungsmission.“ Die Reiterin nickte, drehte auf den Absätzen um und ging stolzen Schritts nach draußen. Sahavar stand auch langsam auf. Streifte seine Handschuh über und wollte gehen als der Klingenläufer bemerkte: „Ich würde euch gern begleiten.“ Eine kurze Aussage die Sahavar erstarren ließ. Wieso sollte der Junge dorthin zurück wollen wo vermutlich alle anderen gestorben sind. Es musste doch schrecklich für ihn sein. Sahavar selbst hätte es nicht anders gemacht aber er hielt sich in dieser Hinsicht selbst für verrückt. Niemand sollte einfach sein Leben wegschmeißen. Vermutlich bestand keine echte Gefahr mehr. Der Kampf war zu lange her. Aber was wenn doch. Was würden sie machen, wenn der Feind bereits auf sie wartete. Sahavar wollte sich ihnen nicht dort draußen stellen und mit weniger Leuten konnte er schneller fliehen. Zwar war es sicherlich riskant die Magierin ohne Begleitschutz in die Wildnis mitzunehmen, aber so wie der Klingenwächter die Magier kannte würde sie im Notfall wahrscheinlich ein paar Tricks parat haben um sich in Sicherheit zu bringen. Er benötigte einen kleinen Trupp. Nur Lafira und die Magierin. Der Anblick würde vielleicht mehr werden als der Klingenläufer vertragen konnte und ein panischer Soldat war das Letzte was man in einer solchen Situation benötigte. Ein kurzes „Nein“, war alles was Sahavar dazu bemerkte. Elenliir protestierte, was der Klingenwächter bemerkenswert fand. Offenbar steckte schon wieder mehr Leben in ihm als er vermutet hätte. „Mitten im Kampf habe ich meine Gefährten zurückgelassen. Es drängt mich zu erfahren was mit ihnen geschah. Ihr müsst mich euch begleiten lassen.“ Sahavar musste gar nichts und das war natürlich auch dem jüngeren Elf klar. Er hätte ihn einfach an eine der eisernen Zeltstangen binden lassen können, bis er zurückkam. „Ihr habt keinerlei Befehlsgewalt über mich. Solange Klingenführer Kethzaraath nicht für Tod erklärt wird kann nur er mir Befehle erteilen.“ Sahavar musste beinah über Elenliirs Hartnäckigkeit lachen. Das konnte er natürlich nicht tun also beschloss er ihn zunächst einfach zu ignorieren.
Die beiden verließen das Zelt und Sahavar sah sich um. Seine Leute schienen alles im Griff zu haben. In kurzer Entfernung saßen drei scheinbar gut trainierte Soldaten mit einer Flasche in der eine bläuliche Flüssigkeit glänzte. Abwechselnd entleerten sie das Getränk in ihre Münder und lachten heftig. „Den Mistorks haben wir eine Lektion erteilt.“, meint ein mittelgroßer etwas schmächtigerer. Der größte von ihnen, ein wahrer Hüne von einem Mann, lies sich die Flasche geben und nahm einen großen Schluck, bevor er beide aus grinsenden Augen ansah und bemerkte: „Ja wartet nur ab das nächste mal erwisch ich auch einen. Die sind leichter zu treffen als die Strohpuppen an der Akademie.“ Eine kleine Frau mit langem dunkelblondem Haar, einem schmalen Kinn, einem breiten schmalen Mund, einer langen dünnen Hackennase, die von zwei tief sitzenden großen Augäpfeln und zwei fast überlangen spitzen Ohren eingerahmt und einer hohen schmalen Stirn gekrönt wurde, klopfte ihren beiden Gefährten auf die Schultern und entwand dem großen dabei blitzschnell die Flasche. „Du triffst überhaupt nichts! Wenn ich die Biester nicht niedergestreckt hätte, dann hätte es keiner getan. Aber seht mal Jungs, die elfische Überlegenheit hat uns doch schon zum gewinnen, verdammt.“ Auch sie nahm einen tiefen Schluck und besudelte sich das Kettenhemd als sie Sahavars Stimme vernahm. „Aufsatteln!“ Sie senkte hastig die halbleere Flasche und versuchte sie hinter dem Rücken zu verstecken. Die drei taten ihr Möglichstes um Haltung anzunehmen, doch der Kommandant beachtete sie kaum noch.
Sahavar erinnerte sich an das breite Gesicht des Hünen. Er hatte jene grünen Augen schon einmal gesehen und zwar beim Einzug der neuen Rekruten. Frischfleisch, wie manch einer sagen würde und zu sorglos für seinen Geschmack. Der junge Elenliir war vielleicht doch noch zu gebrauchen und mit Sicherheit würden die beiden Damen Lafira und Amafel sich wohler fühlen wenn er eine Eskorte organisierte. Nein Elenliir sollte sich beweisen und er sollte den drei Neulingen zeigen was einem Soldaten das Überleben ermöglichte.
„Eure Namen, Klingenschützen!“, forderte er. Der mittelgroße antwortete zuerst aber das nervöse Zucken seiner Hand verriet seine Nervosität. „Klingenschütze Daeenar Mitglied des ersten Zuges des fünften Sicherheitsbezirkes von Lassaran. Das sind meine Gefährten …“ Sahavar hatte sich bereits zu den beiden anderen gedreht. Auf dem Schlachtfeld würde der junge Mann auch nicht das Kämpfen für den Hünen und die Frau übernehmen können. „Sie können mir sicher selbst antworten Klingenschütze Daeenar.“, unterbrach Sahavar den nun mit gesenktem Blick nach unten starrenden jungen Soldaten. Hastig stellte auch die Frau sich vor. „Klingenschützin Naaraani Mitglied des zweiten Zuges des fünften Sicherheitsbezirkes von Lassaran.“ Der Hüne erschien weniger nervös. Mit absoluter Ruhe verbeugte er sich militärisch korrekt und antwortete zackig mit heller lauter Stimme. „Klingenschütze Solvain Anavialis Mitglied des zweiten Zuges des fünften Sicherheitsbezirkes von Lassaran. Es ist mir eine Ehre unter euch zu dienen Kommandant.“
Ein Adliger, selbstsicher und zuverlässig, vermutlich mit Träumen von einer großen Karriere in den Rängen der Klingensänger. Viel interessanter war die Tatsache, dass er sich mit zwei Nichtadligen abgab aber Sahavar vermutete auch dahinter einen Trick. Schnell rief er sich zur Ordnung. Er würde noch wie Thal’Gaelthas werden und so hilfreich dessen andere Weltanschauung auch war, so störend war sie auch manchmal. Der Mann schien immer an allem zu Zweifeln und daher traute er nie jemandem vollständig.
„Klingenläufer Elenliir, ihr werdet mit diesen drei zusammen eine Eskorte für mich und meine beiden Begleiter bilden. Lasst Pferde holen.“, erklärte Sahavar. Ein zufriedener grimmiger Ausdruck huschte über Elenliirs Gesicht als er zu den drei Soldaten trat. „Aufsatteln, hat der Kommandant befohlen!“, befahl Elenliir. Naaraani nickte kurz und lief zu ihrem Pferd, dass das lange offene Haar nur so im Wind umhertanzte. Auch Daeenar war schnell verschwunden. Solvain verneigte sich militärisch korrekt und ging mit mäßigem Schritt zu den Ställen.
Ich mag D&D 4 und bin stolz drauf. :P

Lupus Major

  • Mitglied
Das Vipernspiel
« Antwort #13 am: 25. September 2004, 16:17:50 »
 Hi Alaak!
Wieder sind über zwei Wochen vorbei, und es interessiert mich, wie es weitergeht. Nächster Tip: Der junge Elf, der unbedingt mitkommen wollte?

Gruß Lupus Major, der keine Lust mehr hatte auf seinen alten Namen Galendrios und unter diesem auch noch nicht allzu bekannt war.
Everything's better with pirates.

Alaak

  • Mitglied
    • http://www.dnd-gate.de
Das Vipernspiel
« Antwort #14 am: 26. September 2004, 21:02:43 »
 Immer noch nicht näher. Das dauert immer so lange weil ich eigentlich noch mal durchgehen will aber ne dazu komme. Aber ich schätze ich werd jetzt einfach so wie es ist weiter machen.

Den Ritt vor Einbruch der Nacht zu schaffen erschien Klingenwächter Sahavar unmöglich. Er überlegte ob er ihn verschieben sollte. Doch er wusste, dass es jetzt auf Geschwindigkeit, auf schnelle Aufklärung ankam.
Der schwarze Hengst mit der weißen Mähne, den Sahavar üblicherweise nutzte stand unruhig in seiner Nische. Die Stallburschen waren mit dem Aufsatteln beschäftigt und mühten sich dabei heftigst. Der Klingenwächter hätte ihnen sagen können, dass es einen Flaschenzug gab um den schweren Sattel auf das Tier zu hieven, aber er hatte wichtigeres zu tun. Lernt aus euren Fehlern, dachte er und sah den Klingenläufer Xantrilion mit ausdrucksloser Miene an. „Unmöglich Kommandant.“, schüttelte der den Kopf und erklärte: „Es ist einfach nicht machbar.“ Der Mann tat dem Klingenwächter leid. Er stand weit unten in der Kommandostruktur und wie es schon das alte Sprichwort ausdrückte: Köpfe rollen nach oben. Das hieß soviel wie das Fehler zuerst denen mit niedrigem Rang angelastet wurden, denn die die einen höheren Rang besaßen konnten Aufgaben abwälzen und Untergebene für Fehler und nicht erreichte Ziele verantwortlich machen. Xantrilion war in diesem Fall die unterste Instanz. Er konnte nicht weiter delegieren.
Andererseits war Sahavar bewusst das rollende Köpfe sehr leicht ein ganzes Gerüst aus Köpfen zum Einsturz bringen konnten, wenn es nicht zuvor abgestützt worden war. In diesem Gerüst war er der nächste dessen Kopf rollen würde und mit seinem vermutlich weitere. Xantrilion neigte zu Übertreibungen und wenn ihm bewusst war wie dringend das Anliegen seines Kommandanten war würde er es sicher hinbekommen. Also drängte der Klingenwächter etwas mehr: „Der Erzmagier wird keinen Aufschub dulden. Er schien ungeduldig und ein wenig erregt. Ich bin sicher er wird uns zeigen wie weit seine inoffiziellen Kompetenzen reichen, sollten wir ihn enttäuschen.“ Der Klingenläufer überlegte kurz. Er schien sich wirklich den Kopf zu zermartern und das Anliegen seines Kommandanten zu überdenken. Schließlich antwortete er: „Es ist nicht so das wir die Leute nicht ins Tal bekommen. Wenn wir einige der Pferde mit zwei Soldaten besetzen dann schaffen wir alle in einem Marsch hinab, aber ich müsste dazu die Lasttiere nutzen und wir müssten den Großteil unserer Ausrüstung zurücklassen.“ Sahavar schüttelte Energisch den Kopf: „Das geht nicht. Wir können den Orkstämmen kein elfisches Kriegsmaterial hinterlassen. Alles muss mit! Ich verlasse mich auf euch.“
Xantrilion erschien etwas planlos aber er nickte nicht gerade sehr fröhlich aber bestätigend. „Sagt Kommandant, ist es nicht Wahnsinn uns von hier abzuziehen. Die Späher berichten, dass sich die Stämme von der Steinspitze und vom Zahn zusammentun. Man braucht uns hier und nicht irgendwo anders.“ Sahavar hatte die beunruhigenden Meldungen gehört und sich natürlich zuerst gefragt ob der Angriff auf Klingenführer Kethzaraaths Lager vielleicht etwas mit einem Raubzug der Orks zu tun haben mochte. Es passte gut zusammen, wenn da nicht Klingenläufer Elenliirs Beschreibung des Angriffs gewesen währe.
Es wurde heller im Stall. Die Tür hatte sich geöffnet und zwei Männer, einer in goldener Rüstung, der andere in einer Uniform der arkanen Garde kamen herein. „Man braucht euch genau dort wo ihr hingehen werdet. Um die strategische Situation kümmern wir uns.“, erklärte der Uniformierte, ein kleinerer Mann mit langem braunem Haar und streng blickenden grauen Augen.
Sahavar blickte auf. Er kannte die arkanen Gardisten gut genug um zu wissen, dass sie den größten Teil ihrer Zeit heiße Luft redeten. Nämlich immer dann, wenn sie nicht am saufen oder rumhuren waren. Offensichtlich erwartete der Gardist eine Antwort aber dem Klingenwächter viel keine ein, die ihn nicht in größere Schwierigkeiten gebracht hätte und solchen Situationen schwieg Sahavar. Zu seinem Glück übernahm der Gerüstete die Fortsetzung des Gesprächs und beendete damit die bedrückende Stille, die nur vom leisen Schnauben der Pferde begleitet wurde.
„Sahavar. Dich habe ich ja schon seit Jahren nicht mehr gesehen.“, johlte er. Der Mann nahm den Helm ab und grinste, wobei sich sein Mund quer über sein schiefes Gesicht zog. Dort stand er. Erilias Colmi, die größte Nervensäge Lassarans und der größte Schluckspecht des ganzen Imperiums. Zum Glück verkniff er es sich seinen alten Kameraden zu umarmen. Er gehörte zu den wenigen Elfen, die der Kommandant so nervtötend fand, dass er sie im Kampf am liebsten in die erste Reihe gestellt hätte. Natürlich vermutete er würde das bei Erilias wenig bringen, denn Erilias war immer dort wo es gutes Essen und etwas Ordentliches zu Trinken gab. Er passte in die arkane Garde und auch wenn der Klingenwächter ihn noch weniger ertragen konnte als Furunkel am Arsch, musste er ihm doch zugestehen das er, in den Jahren wo er mit ihm zusammen in einer Einheit war, stets gut gegessen hatte.
Der strenge Offizier, offensichtlich Erilias Vorgesetzter schien den Verstoß gegen das Protokoll zu ignorieren. Dennoch ergriff er schnell wieder das Wort bevor der andere Elf mit seinem üblichen Redeschwall beginnen konnte. „Der große Sahavar also. Das Wunderkind. Ich hatte mir euch immer eindrucksvoller vorgestellt.“ Dem Kommandanten war nicht klar wodurch er zu einem Vorbild oder einer Berühmtheit geworden sein sollte, aber er konnte den Sarkasmus in der Stimme seines Gegenübers auch nicht vollkommen abtun. Innerlich grinste er. Wenn er wirklich so ein Vorbild war dann musste er sich fragen warum der Gardist mit ungesicherter Schwertscheide herumlief. Sahavar hätte so etwas niemals zugelassen. Verlorene Waffen konnten einem sehr leicht zum Verhängnis werde.
Aber er hatte keine Zeit für so etwas. Dieser Gardist hatte noch nicht ein sinnvolles Wort gesagt. Er hielt sich damit auf den Kommandanten einzulullen. Entweder in Wut oder in Vertrauen. Er wollte ihn aus der Reserve locken, um zu sehen wie weit er gehen konnte und gleich würde er schwere Geschütze auffahren und Sahavars Kommandofähigkeit, Herkunft und Familie in frage stellen. Der Klingenwächter hasste diese Prozedur aber sie war üblich. Feinde werden unvorsichtig wenn man sie zu unkontrollierten Ausbrüchen treibt und wenn man es schafft diese Ausbrüche selbst zu kontrollieren so hat man gewonnen. Der Klingenwächter ließ sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen und um die ganze Prozedur abzukürzen fragte er: „Was wollt ihr?“
Der Gardist kam auf den Kommandanten zu. In seinen Augen lag ein grimmiger Ausdruck. Jetzt wollte er richtig aufdrehen, aber bevor er ein Wort herausbekam meinte Sahavar: „Wenn ihr es nicht kurz fassen könnt muss ich euch auf Morgen vertrösten. Ich habe noch einiges zu erledigen.“
Der Gardist starrte ihn an als sei er verrückt geworden. Gerade als der Klingenwächter gehen wollte ergriff wieder Erilias das Wort. „Kommandant Revion wollte dir nur seine Aufwartung machen und fragen wo wir uns im Lager nützlich machen könnten? Trink doch ein Glas mit uns und erzähl uns etwas. Ich habe hier einen hervorragenden dahrischen Wein gefunden.“ Sahavar entschied das der Zeitpunkt schlecht war um Erilias darauf hinzuweisen das es sein Wein war. Trotzdem lehnte er ab. Zu Revion gewandt meinte Sahavar: „Ihr seid klüger als ich gedacht habe. Mit Erilias in eurer Truppe kommt ihr sicher an alles was ihr wollt.“ Offensichtlich war der Gardist nicht sicher ob er diese Bemerkung als Lob oder Kompliment hinnehmen sollte. Sahavar wollte ihm nicht die Zeit geben darüber nachzudenken. „Also.“, begann er. „Ihr wolltet etwas von mir? Wieso seid ihr hier?“
Revion baute sich wieder vor dem Klingenwächter auf. Er war nicht sehr groß brauchte aber nicht zu Sahavar aufzuschauen. Sein Gesicht war schmal und eingefallen. Seine Ohren neigten sich leicht nach außen und seine tiefgrauen Augen starten Sahavar grimmig an. „Erzmagier Zerdriel Fisashazair zweiter Sohn des Hauses Fisashazair wünscht das ich dafür sorge, dass dieser Aufbruch auch wirklich pünktlich erfolgt. Er macht sich sorgen das ihr die Dringlichkeit dieser Aufgabe unterschätzen könntet.“ Sahavar schüttelte den Kopf. Er denkt also wirklich ich würde den Befehl verweigern und du bist hier um mich daran zu erinnern was für eine Macht er innehat, überlegte der Klingenwächter und antwortete schließlich: „Niemand schätzt das Anliegen des Magiers als dringlicher ein als ich. Wie ihr sicher mitbekommen habt sind meine Leute voll damit beschäftigt unseren Aufbruch vorzubereiten.“ Kommandant Revion sah nach draußen. „Eure Leute bemannen noch immer die Mauern und führen ihre Wachwechsel durch. Das sieht nicht sehr nach Aufbruch aus. Ich spreche hier nur den Willen des Erzmagiers aus wenn …“
„Ihr Narr! Was glaubt ihr würde mit uns geschehen wenn wir die Posten von den Mauern abziehen. Glaubt ihr die Orks würden warten bis wir weg sind!“, spuckte Xantrilion dem Gardisten ins Gesicht. Der Blick des Stallmeisters war voller Verachtung. Sahavar hatte nicht bemerkt wie er sich genähert hatte. Aber er wusste wie er die Ställe verlassen würde, wenn er nicht schnell eingriff. Wie in Zeitlupe schien sich der Gardist umzudrehen. Der Klingenwächter hechtete nach vorn und griff zu. Er packte Revions Schwertgriff und riss die Klinge aus der Scheide bevor der kleine Mann reagieren konnte spürte er seine eigene Klinge an seinem dünnen Hals. Das stoppte seine Angriffslust ganz schnell. Bevor der etwas dickliche und zumindest im Kampf unbeholfene Erilias seine Waffe auch nur halb gezogen hatte nahm der Klingenwächter das Schwert wieder herunter, packte es vorsichtig an der Klinge und hielt Revion den Griff entgegen. „Geht Klingenläufer!“, befahl Sahavar und als Xantrilion zögerte funkelte er ihn böse an und fügte ein zwischen den Zähnen hervor gepresstes „Sofort!“ hinzu. Der Stallmeister salutierte und drehte sich in der Bewegung um. In schnellem Schritt zog er sich zurück.
Sahavar sah ihn nicht mehr er hielt seinen Blick auf Revion gerichtet „Ein guter Rat für euch; von Kommandant zu Kommandant: Zieht den blanken Stahl nur, wenn ihr auch vorhabt und bereit seid ein Leben zu beenden.“, erklärte Sahavar. Schnell packte der Gardist zu und riss die Waffe aus Sahavars Hand. Es hätte ihm die Finger abgetrennt, wenn er nicht schnell seine Hand zurückgezogen hätte. So hinterließ es nur eine leicht blutende Wunde die Sahavar beiläufig an seinem rotbraunen Waffenrock abwischte. „Dazu wollte ich sie einsetzen.“, fauchte Revion und steckte die kunstvoll geschmiedete Klinge zurück in die Scheide. Sahavar nickte ihm zu meinte aber: „Da hattet ihr allerdings noch nicht gründlich darüber nachgedacht.“ Revions Kopf schien bis zu den Ohren rot anzuschwellen. „Wollt ihr jetzt auch noch sagen, dass ich dumm währe. Jetzt nachdem ich hier in euren Mauern angegriffen wurde.“ Die Rolle des Angreifers wollte Sahavar auf jeden Fall zunächst nicht ausdiskutieren Etwas anderes schon. „Ich kann die Tat des Klingenläufers nur ablehnen, aber etwas müsst ihr ihm zugestehen. Er hatte recht.“ Revion schüttelte den Kopf: „Er ist der Narr. Ich wurde jahrelang in militärischer Strategie und Taktik ausgebildet. Mir sind sämtliche Facetten der modernen Kriegsführung bekannt. Er ist nur ein niederer Offizier. Seine Aufgabe ist es zu töten und zu sterben und zwar dort wo er hinbefohlen wird.“ Sahavar musste seine Wut eisern beherrschen. Er hätte dem arroganten Elfen am liebsten seine blanke Faust in den schmalen Mund geschmettert und er hätte den Schmerz genossen. Er schaffte es ruhig zu bleiben. „Ich bin dieselbe Ausbildung durchlaufen und ich weiß wer von meinen Leuten Ahnung hat.“ Revion wollte nicht nachgeben. Er bestand auf seiner Meinung und die beiden waren wie zwei kläffende Hunde wobei man Sahavar wohl eher mit einem majestätischen Schäferhund und Revion mit einem kläffenden Zwergpintscher vergleichen sollte. „Ein Späher in jeder Himmelsrichtung sollte ausreichen um uns rechtzeitig vor Angriffen zu warnen. Draußen gibt es nur Grasland. Jeder Feind wird über Meilen zu sehen sein.“ Sahavar hätte am liebsten laut losgelacht. Dieser Mann war tatsächlich ein Narr. „Wie oft habt ihr bereits in einer Schlacht gestanden?“ Revion trat grimmig einen Schritt nach vorn. „Nur in einer, aber es war der Kampf um die westliche Himmelsschanze. Ein glorreicher Sieg für uns. Wir haben einige hundert Orks im Meer versenkt. Mann sagt ihre gequälten Geister würden noch heute auf dem Grund des Meeres herumspuken.“ Diese Schlacht war zu einer Zeit geschehen als der junge Sahavar noch gegen Holzpuppen auf dem Hof seines Elternhauses kämpfte. Aber jeder arkane Gardist bekam diese Geschichte erzählt den dieser Sieg war ein Sieg der Magier gewesen. Die Orkflotte die Lassaran erobern wollte war damals ohne große Schwierigkeiten vertrieben worden und dafür gab es einen Grund. „Wie habt ihr damals gesiegt?“ Revion lächelte. Er dachte Sahavar könne sich nicht an seine Lektionen erinnern und begann voller Stolz zu erzählen. „Die Magier versetzten durch eine mächtige Illusion das Bild der ganzen Stadt nach Norden. In der Nacht orientierten sich die Orks an diesen Lichtern und liefen gegen die nördlichen Klippen. Wir brauchten nur noch darauf warten wie die überlebenden an Land krochen um die Schlacht zu Ende zu führen.“ Sahavar nickte zufrieden. Der Gardist hatte den Köder geschluckt. „Mangelnde Aufklärung führte die Orks ins Verhängnis und ihr glaubt nach einem flüchtigen Blick die strategische Situation in diesem Gebiet besser einschätzen zu können als jemand der hier Tag um Tag gegen alle Widrigkeiten kämpft. Ich würde euch ein Genie nennen, wenn es nicht so töricht währe.“ Revion war schon wieder kurz davor auf den Klingenwächter loszustürmen. Doch Sahavar redete unbeirrt weiter. „Sehr wahrscheinlich hat euch die Klingenreiterin auf den sicheren Pfaden hergeführt. Was ihr dabei nicht gesehen habt sind die Madengänge. Tiefe von Schmelzwasser geschaffene und überwachsene Gräben in denen ein Elf und auch ein Ork aufrecht stehen können. Sie führen bis kurz vor das Lager. Wenn wir nur einen Späher hätten, würden die Orks bereits meinen Wein aus meinem ausgehöhlten Schädel trinken, wenn der Alarm geschlagen wäre.“
Revions Reaktion war eine Mischung aus Empörung, Ärger und Verlegenheit. „Also gut. Diesen Punkt muss ich euch zugestehen.“, sagte er grimmig. „Mir ist es ja auch gleich was ihr macht. Hauptsache ihr seid morgen früh aufbruchsbereit.“, erklärte Revion und wollte gehen. Doch Sahavar hielt ihn zurück. „Noch eine Frage, Hauptmann?“ Revion riss sich los und fragte sichtlich genervt: „Ja?“
„Solltet ihr und die anderen strategischen Experten nicht erkannt haben, dass unser Abzug hier eine nicht zu schließende Lücke in der äußeren Verteidigung hinterlässt?“, wollte Sahavar wissen. Revion sah aus wie ein Löwe der zum Sprung auf eine junge Gazelle ansetzte als er Sahavar betrachtete. „Die Verteidigung der Stadt wurde verstärkt. Ich bin sicher wir können sie im Notfall ohne die äußeren Verteidigungsringe halten. Macht euch keine Gedanken über etwas was euren Horizont überschreitet. Befolgt einfach nur die Befehle!“ Revion ließ keine Erwiderung zu. Er und Erilias salutierten knapp und gingen dann. Sahavar hoffte das die beiden sein größtes Problem für den heutigen Tag blieben und ging zu seinem nun gesattelten Pferd.
Ich mag D&D 4 und bin stolz drauf. :P