Das nervt mich immer am Meisten an der Rhetorik mancher. Klare, zielgerichteter Kritik auf ein Produkt "as is, out of the box" wird zumeist das wunderbare Argument "das musst du ja nicht so machen" entgegengehalten. Klar ist Rollenspiel ein kreatives Hobby, wo Interpretation und Manipulation inhärent vereinigt aber um etwas bewerten zu können muss man sich selbst ein solches Produkt zuerst mal so anschauen als existiere ausserhalb nichts. Man kann sich die 4E, als Beispiel hier, aus zwei Perspektiven ansehen.
A: Sven-Sebastian, 14, geht in ein Geschäft und kauft sich die drei 4E Grundbücher. Er und seine Kollegen haben ihr Leben noch nie was von Rollenspiel gehört ausser in den versteckten DVD Filmen ihrer Väter. Wie werden sie mit dem Produkt zurecht kommen? Wie werden sie es nutzen? Wie werden ihre Spielrunden ablaufen?
B: Karl-Uwe, 45, hat die 4E vorbestellt und diese letzen Mittwoch erhalten. Heute wird er mit seinen Kollegen, anstatt D&D3 oder Vampire oder DSA mal D&D4 ausprobieren. Was wird ihre Meinung sein?
Welches dieser Szenarien bietet, ohne ausführliche Parametrisierung, eine gemeinsame Basis um die 4E in einem Forum diskutieren zu können? Bei (A) liegt der Fokus auf dem Produkt und nur sekundär auf den Anwendern. Bei (B) hingegen haben wir eine langjährige Gruppe mit ihrem individuellen Spielstil, grosser RPG Erfahrung und schon klar definierten Vorlieben. Leider kennen wir diese nicht, also fehlt uns die Basis diese Perspektive als Diskussionsgrundlage zu nutzen.
Und genau das ist das Problem bei dem völlig nutzlosen "das kannst du anders machen" Argument. "Anders machen" impliziert Erfahrung und Vorlieben. Sollte man deshalb nur Perspektive (A) nutzen? Nein, denn (B) ist eigentlich fast wichtiger für uns hier aber man muss sich klar sein, dass es keine Perspektive (B) gibt. Es gibt (B:Zechi), (B:TheRaven), (B:masse), (B:...).
Wenn Zechi erzählt, dass man mit der 4E voll super Charakterspiel betreiben kann und das auch viel zentraler als in der 3E ist, dann stimmt das sicher aber ich muss davon ausgehen, dass dies nur auf seinen Stil, seine Gruppe und seine Erfahrung zutrifft, da ich seine gewählte Perspektive nicht kenne. Jegliche Diskussion ist eigentlich völlig überflüssig und nutzlos, solange nicht jeder Beteiligte die Basis bzw. die Perspektive des Anderen kennt.