Autor Thema: Berandors Stadt in Ketten X: Gebrochene Ketten (7 Updates, abgeschlossen)  (Gelesen 11386 mal)

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Osric

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Re: Berandors Stadt in Ketten X: Gebrochene Ketten (1 Update)
« Antwort #15 am: 29. Juli 2008, 14:07:29 »

Liest sich ein bisschen wie der Flüchtlingstrek in HdR2 aussieht.
Was würde Robert Jordans Frau dazu sagen?

Re: Berandors Stadt in Ketten X: Gebrochene Ketten (1 Update)
« Antwort #16 am: 29. Juli 2008, 15:05:44 »
Aber wieder sehr schön. Da genießt man seine Pausen.
"die untoten Drachen werden die Welt beherrschen"

DU#1229

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Re: Berandors Stadt in Ketten X: Gebrochene Ketten (1 Update)
« Antwort #17 am: 29. Juli 2008, 16:35:41 »
ich wär soweit!



könnte langsam aber mal weitergehen  :X


 :D

Furlong

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Re: Berandors Stadt in Ketten X: Gebrochene Ketten (1 Update)
« Antwort #18 am: 29. Juli 2008, 22:48:29 »
Süss. Leben neben den Kettenbrechern.

Berandor

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Re: Berandors Stadt in Ketten X: Gebrochene Ketten (1 Update)
« Antwort #19 am: 30. Juli 2008, 16:09:49 »

Liest sich ein bisschen wie der Flüchtlingstrek in HdR2 aussieht.

Guter Vergleich!
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Berandor

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Re: Berandors Stadt in Ketten X: Gebrochene Ketten (1 Update)
« Antwort #20 am: 01. August 2008, 11:55:40 »
2 – Bewährungsproben

Der Adel Cauldrons hatte sich in Redgorge im »Teufelsrachen« eingefunden. Jørgen sprang vom Pferd, kaum dass er die Wirtschaft erreicht hatte, und warf dem Stalljungen eine Goldmünze zu. »Schön trockenreiben.«

»J-ja, Herr!«, gab der Junge stotternd zurück. Als Skylar Krewis Jørgens Beispiel folgte und ebenfalls eine Goldmünze bezahlte, wäre er fast ihn Ohnmacht gefallen, so bleich wurde er. Skylar lachte und ging hinter dem Paladin her, der das Wirtshaus bereits erreicht hatte.

Als Jørgen eintrat, sahen alle Anwesenden auf. Der Schankraum des Teufelsrachen war zu einer Art Hauptquartier geworden: überall lagen Landkarten herum und hatten sich Adelige oder Soldaten über selbige gebeugt – bevor sie aufgesehen hatten.

»Siamorphe sei Dank«, schnitt Fürst Taskerhills Stimme durch das anschwellende Gemurmel. »Vielleicht kann uns Seine Durchlaucht ja sagen, was getan werden soll? Wo doch sein Stadtherr unpässlich ist…«

Sofort stürmten andere Stimmen auf Jørgen ein: »Was ist eigentlich los?« – »Tut etwas, auf uns hört er nicht.« – »Das wurde auch Zeit.«

Jørgen rief: »Ruhe!«, und dann in die Stille hinein: »Wo ist der Stadtherr?«

Skylar griff seinen Arm. »Auf seinem Zimmer. Kommt.«

Gemeinsam gingen sie die Treppe hinauf. Auf dem Gang im Obergeschoss gingen mehrere Türen weg, aber nur vor einer standen zwei Stadtwachen Cauldrons. Sie traten Jørgen zögernd in den Weg. »Der Stadtherr will nicht gestört werden.«

Jørgen sah sie regungslos an. »Lasst mich rein.«

Die Wachen standen noch einen Moment im Weg, dann machten sie Platz. Jørgen trat durch die Tür. Zacharias Aslaxin kniete vor seinem Bett, über ihm stand Lorana Dragunar, die Siamorpheklerikerin, die Jørgen aus der Hauptstadt begleitet hatte. Die füllige Frau mit den silbernen Haaren kam sofort auf Jørgen zu.

»Der Stadtherr betet zur Silberherrin«, flüsterte sie. »Er bittet darum, von seinem Fluch erlöst zu werden.«

»Fluch?«, fragte Jørgen mit normal lauter Stimme. Aslaxin schrak auf. »Was für ein Fluch?«

»Mein Fluch, Herr«, sagte Aslaxin klagend. »Ich fürchte, es war ein großer Fehler, mich zum Stadtherren zu machen.«

»Ich verstehe nicht.«

Aslaxin setzte sich auf die Bettkante und sackte in sich zusammen. »Meine Frau starb bei der Geburt meines Sohnes. Mein Sohn starb am Tag vor seiner Hochzeit. Und jetzt, am Tag, als ich Stadtherr werde, geht Cauldron unter. Es ist meine Schuld. Die Götter haben mich verflucht.«

»Ihr habt Recht«, sagte Jørgen. Lorana Dragunar erschrak hörbar, als er das sagte, aber Jørgen hob die Hand, um jeden Einwand zu stoppen. »Nicht mit dem Fluch, aber mit der Schuldfrage.« Er packte Aslaxin am Kragen und zerrte ihn zum Fenster. »Da draußen ist ganz Cauldron – oder besser gesagt der Teil, der es aus der Stadt geschafft hat. Es tut mir leid, dass eure Frau starb, und euer Sohn. Aber ihr habt eine neue Familie. Cauldron ist diese Familie. Wie viele sind heute schon gestorben? Und wie viele Söhne und Töchter müssen noch sterben, bis ihr endlich etwas unternehmt?«

»Ihr Götter!«, entfuhr es Aslaxin. Er wollte etwas sagen, stand dann aber auf und straffte die Schultern. »Die Zeit drängt. Gehen wir nach unten.«

»Nach euch«, sagte Jørgen. Lorana nickte ihm bewundernd zu. Dann folgten sie dem Stadtherren.

-

Reya brachte Dirim wieder an den Krater heran. Zuerst dachte er, sie flöge nach Cauldron hinein, aber dann steuerte sie deutlich erkennbar den Eingang einer kleinen Höhle an. Sie ließ ihn los, kurz bevor sie selbst landete. Dirim klopfte sich imaginären Staub von den Schultern und sah sie an.

»Da drin?« Reya nickte. Dirim konzentrierte sich kurz, und das Licht aus seinem Auge wurde stärker, bis es wie eine Laterne in die Höhle schien. Sofort sah er die nackte und zerschundene Gestalt, die in Ketten in der Höhle lag. Er hastete hin. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor, und doch hatte er die Elfe eigentlich noch nie gesehen.

»Helft ihr bitte!«, sagte Reya. »Sie hat den Verstand verloren. Ich habe ihr Kleidung besorgt, aber ich– sie–«

»Ganz ruhig«, sagte Dirim. »Wer ist das überhaupt?«

»Erkennt ihr sie nicht?« Reya war überrascht. »Das ist Alessandra Dunessar. Die Anführerin der Schätze Tethyrs.«
Dirim sah die schwarzhaarige Elfe etwas genauer an. Sollte das tatsächlich stimmen? Die Frau war schmutzig und voller Krusten und blauer Flecke, aber trotzdem war etwas an ihr – könnte sie ein Paladin sein?

Die Elfe zeigte auf Dirims Schild und sagte: »Fang damit an.« Dann zerrte sie an ihren Ketten, als wolle sie sich auf Dirim stürzen, bevor sie wieder regungslos zusammensackte. Plötzlich klarte ihr Blick auf. »Dirim? Bist du das? Latha–« sie brach ab und knurrte unverständlich vor sich hin.

»Tut doch was!«, bat Reya. Tränen standen ihr in den Augen. »Ihr könnt doch etwas tun, oder?«

»Keine Sorge«, sagte Dirim. »Tyr macht das schon.« Er stellte sich vor Aleandra Dunessars gekrümmte Form und rieb sich die Hände. »Tyr, verbanne allen Schmerz und Leid von dieser armen Seele.« Seine Hände leuchteten golden und sogar heller als sein Auge. Aleandra starrte mit offenem Mund. Sabber tropfte ihr auf die Brust. Dirim legte ihr seine Hände auf. Das Leuchten wurde kurz noch stärker, dann verging es.

Aleandra sah auf. Sie blinzelte. »Dirim? Bist du das wirklich? Du bist groß geworden.« Sie lächelte. Dann blickte sie an ihm vorbei. »Reya?«

Der Engel stürzte an Dirim vorbei und umarmte Aleandra. Sie überschüttete die Elfe mit Küssen. Dirim drehte sich rücksichtsvoll zur Seite.

»Ich bin müde«, sagte Aleandra. »So, so müde.«

»Ich bringe dich nach Redgorge. Da finden wir ein Bett für dich«, sagte Reya.

»Und ein Bad.«

»Und ein Bad.«

»Und einen Schlüssel für die Ketten.«

Reya lachte. »Dirim, könnt Ihr noch mal helfen?«

Dirim drehte sich den beiden wieder zu. »Natürlich.« Er zog sein Schwert. Es war aus Adamantit.
Aleandra betrachtete die Waffe. »Schuldspruch. Und Seelenblick trägst du auch, wie ich sehe.«

Dirim hielt inne. »Natürlich sind es weiterhin Eure Waffen.«

Aleandra hob ihre gefesselten Hände. »Nur die Ruhe«, sagte sie. »Mach mich erst mal los. Und dann duzt du mich gefälligst, ich war schließlich bei deiner Geburt dabei.«

Es kostete nur zwei Schläge, dann waren die Ketten Geschichte, und Aleandra trug nur noch laut klimpernde Arm- und Beinringe aus rostigem Stahl. Trotzdem reckte sie sich vorsichtig und lächelte sogar, als sie sich wieder dem Zwerg zuwandte. Während sie sprach, schlüpfte sie in das Kleid, das Reya anscheinend von Cauldrons Straßen gestohlen hatte. »Wo sind die anderen?«

»Meint ihr – meinst du Boras und so? Wahrscheinlich in Redgorge. Ach so – Annastrianna ist tot, und Helion auch. Und Thargad… na ja, das erkläre ich später.«

Aleandra war wieder ernst geworden. »Thargad? Helion? Wie lange waren wir fort? Ist wirklich so viel Zeit vergangen?« Sie musste sich bei Reya abstützen, als sie aus der Höhle gingen. »Ich bin jedenfalls auf die Geschichten gespannt – und darauf, was mit deinen Augen passiert ist. Aber eigentlich meinte ich die anderen Schätze. Sind sie auch in Redgorge?«

Es dauerte, bis Reya antwortete. »Du bist die einzige, die zurückgekehrt ist.«

Für einen winzigen Moment glaubte Dirim, Aleandra würde umfallen, aber vielleicht hatte er sich das nur eingebildet, denn im nächsten Moment waren ihre Schultern wieder so gerade, wie es sich für einen Paladin gehörte, und ihre Stimme hatte ihre Müdigkeit verloren. »Ach, so ist das«, sagte sie. »Dann habe ich ja einiges zu erzählen.« Sie legte ihre Schulter gegen Reyas Brust. »Nach dem Bad.«

Reya sah Dirim an. »Ich kann euch nicht beide nach Redgorge tragen. Kommt Ihr nach?«

Dirim grinste. »Warum windwandeln wir nicht einfach?«

»Auf alles vorbereitet«, sagte Aleandra. »Ganz die Mutter.«

-

»Er wollte eigentlich Thargad sehen«, sagte Rufus Laro, als er Thamior und Boras zum Waldrand führte. »Aber am Wichtigsten war ihm, dass weder Jørgen noch Dirim dabei sind.«

»Wer denn?«, fragte Thamior zum wiederholten Mal.

»Kommt«, sagte Rufus Laro nur. Boras und Thamior tauschten einen Blick aus, und beide machten ihre Waffen bereit, sofort gezogen zu werden. Der Helmpriester führte sie in den Wald hinein, wo eine berobte und kahlköpfige Gestalt mit einer Adlernase auf sie wartete: Vortimax Weer.

»Oh nein«, sagte der Magier und machte einen Schritt zurück. »Ist der Zwerg auch da?«

»Ganz ruhig«, sagte Rufus Laro. »Sie sind allein gekommen.«

»Allein und ungeduldig«, sagte Thamior. Er hielt den Seelenbogen in der Hand. »Was wollt Ihr?«
Weer rang mit sich, dann reckte er das Kinn nach vorne. »Ich will freies Geleit und die Zusicherung, in Cauldron leben zu dürfen, ohne für mein Verhalten in der Vergangenheit belangt zu werden.«

»Was? Warum?«

»Ich dachte, du bist geflohen«, sagte Boras.

»Bin ich auch. Aber wohin? In Amn lebt man als Magier lebensgefährlich, in Calimshan ist es auch nicht besser, wenn man aus Tethyr stammt. Außerdem ist Cauldron meine Heimat. Ich will dorthin zurück.«

»Nun gut«, sagte Thamior. »Und die Gegenleistung?«

»Oh nein«, sagte Weer. »Ihr sichert mir zu, dass ihr bei Dirim nach dem freien Geleit fragt, und wenn er es gestattet, dann kriegt ihr die Gegenleistung.«

»Erstens«, sagte Thamior, »kommt ihr mit nach Redgorge und fragt Dirim selbst.«

»Nur, wenn ihr versprecht, dass ihr persönlich dafür sorgt, dass mir nichts passiert.«

»Womit wir bei zweitens wären. Ich leiste das Versprechen.«

»Ich auch«, sagte Boras.

»Aber wir müssen es schon wissen. Was habt ihr anzubieten?«

Weer grinste. Es sah aus, als fletsche ein hungriger Wolf die Zähne. »Ich habe die Aufzeichnungen meiner Frau ausgewertet und einige Forschung betrieben. Ich weiß, was die Käfigmacher planen – und wie man sie aufhalten kann.«
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DU#1229

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Re: Berandors Stadt in Ketten X: Gebrochene Ketten (2 Updates)
« Antwort #21 am: 01. August 2008, 12:05:44 »
mehr?!

 :thumbup:

Furlong

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Re: Berandors Stadt in Ketten X: Gebrochene Ketten (2 Updates)
« Antwort #22 am: 04. August 2008, 01:03:41 »
mehr?!

 :thumbup:
:dafuer:

Gute Idee von Jørgen für die Bewältigung der Führungslosigkeit.

Furlong

Berandor

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Re: Berandors Stadt in Ketten X: Gebrochene Ketten (2 Updates)
« Antwort #23 am: 04. August 2008, 11:28:28 »
Sobald ich aus dem Urlaub komme, geht es weiter
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Berandor

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Re: Berandors Stadt in Ketten X: Gebrochene Ketten (3 Updates)
« Antwort #24 am: 09. August 2008, 22:08:31 »
Grüße aus Istanbul...

Information
»Also«, sagte Jørgen. »Wie steht die Lage?«

Zacharias Aslaxin hatte mit den anderen Anwesenden geredet, und nun war Jørgen dazu gekommen, um Kriegsrat zu halten. Aslaxin legte eine Karte der Umgebung auf den Tisch.

»Der Großteil von Cauldrons Bürgern ist unterwegs hierher. Eine kleinere Anzahl ist in Richtung Kingfisher Hollow aufgebrochen – ein Großteil der MGA ist darunter, also werden sie halbwegs sicher sein. Des Weiteren gibt es einen Haufen Flüchtlinge, die zum Glücklichen Affen gezogen sind, von dort haben wir bereits eine Nachricht erhalten, dass die Wirtschaft zwar übervoll ist, aber alle aufgenommen hat. Der Rest hat sich in der Gegend verlaufen.«

Skylar Krewis ergriff das Wort. »Ein Problem ist, dass viele Leute die Stadt überhastet verlassen haben, aber andere sich zum Plündern haben hinreißen lassen. Und jetzt haben wir viele Streitereien über vermeintliche und echte Diebstähle. Auch stehen in Redgorge zwar viele Häuser leer, aber wie sollen die verteilt werden? Wie schützen wir die Leute? Sollen wir Truppen nach Cauldron schicken, um Besitztümer zu bergen? Können wir überhaupt zurück nach Cauldron oder müssen wir die Stadt aufgeben?«

Fürst Taskerhill sagte: »Ich bin dafür, dass wir Redgorge zu einem Teil Cauldrons erklären und es annektieren. Die Gelegenheit ist günstig.«

Jørgen musste blinzeln. »Ihr wollt diese Stadt, die uns sofort hilfsbereit aufgenommen hat, als Dank einnehmen?«

»Damit könnten wir die Macht Cauldrons zentrieren und stärken.«

Jørgen nickte. »Das stimmt. Aber ich bevorzuge es, zwei Machtzentren zu haben. Redgorge bleibt unabhängig, und das ist mein letztes Wort. Was das andere angeht – Zacharias, was meint ihr?«

Der Stadtherr leckte sich die Lippen. »Nun, ich würde erst einmal eine Kneipe oder so etwas suchen, wo wir ein paar Wachleute abstellen. Alle Streitigkeiten sollen dorthin geleitet werden, um sie zum klären. Ansonsten würde ich ein Drittel der Streitkräfte abstellen, um die Reisenden und die Umgebung zu sichern. Ob wir Dinge aus Cauldron bergen oder dorthin zurückkehren, das können wir auch später noch entscheiden. Außerdem sollten wir Reiter nach Kingfisher Hollow und zum Glücklichen Affen entsenden, und die Umgebung nach einzelnen Wanderern durchsuchen.«

»Gut. Aber nehmt die Hälfte der Stadtwache. Zur Not helfen uns bestimmt einige Leute aus Redgorge mit der Sicherung. Die Barakmordin und die Helmkleriker werden sicher ebenfalls helfen. Und fangt an, die Namen von Vermissten aufzuschreiben.«

»Wie Ihr wünscht«, sagte Zacharias, und die Versammlung verbeugte sich.

»Wenn ihr noch etwas braucht«, sagte Jørgen, »ich bin im Roten Kumpel.«

»Der rote Kumpel ist voll«, sagte Ankhin Vanderboren.

Jørgen lächelte. »Ich glaube, ich kriege noch ein Zimmer.«

-

»Da seid ihr ja«, sagte Minimax und umarmte Dirim. »Ihr seid der erste.«

»Die anderen kommen noch«, meinte der Zwerg. Er deutete auf seine Begleitung. »Das sind Reya und Aleandra Dunessar.«

»Der Smaragd.« Minimax verbeugte sich. »Es ist mir eine Ehre.«

Aleandra hob eine Augenbraue. Dirim fragte: »Hast du noch ein Zimmer frei?«

Minimax zwinkerte ihm zu. »Wir haben alle Zimmer frei. Nur für euch.«

»Auf dich ist Verlass.«

»Pah«, machte Minimax. »Sonst hätte mir Pellir ewig in den Ohren gelegen.«

» Wo ist Pellir? Wie geht es ihm?«

»Der ist mit dem Wahrsänger unterwegs. Die verteilen Lebensmittel und Kleidung und verquatschen sich wahrscheinlich wieder. Aber es geht ihm gut. Trotzdem«, sagte der Wirt und sah Dirim anklagend an, »musstet ihr ihm den Bardenfloh ins Ohr setzen? Der übt zu jeder Tages- und Nachtzeit seine Instrumente.«

Dirim lachte. »Es tut gut, dich zu sehen.«

»Gleichfalls«, fiel Minimax ein. »Wollt ihr jetzt auf die Zimmer?«

»Habt ihr zufällig ein Bad?«, fragte Aleandra.

»Ein Bad? Ein Bad?« Minimax gab sich entrüstet. »Das beste der Stadt, Mylady. Mit kaum gebrauchtem Badewasser.« Er zwinkerte wieder.

Aleandra lachte. »Ihr seid genau richtig«, sagte sie.

»Ha!«, sagte der Wirt. »Erzählt das meinen Frauen.«

-

»Freies Geleit?«, fragte Jørgen. »Was meinst du, Dirim?«

Der Zwerg zuckte mit den Schultern. »Ich hätte ihn ohnehin nicht mehr angeklagt, nachdem er bei der Befreiung Cauldrons geholfen hat.«

»Das müssen wir ihm aber nicht sagen«, gab Thamior zu bedenken.

»Wenn er nicht fragt«, sagte Jørgen. »Dann hol ihn mal rein.«

Boras hatte auf Vortimax Weer aufgepasst und begleitete den Magier nun in den Raum. »Thamior und Boras haben versprochen, dass mir nichts passiert«, sagte Weer sofort.

Dirim winkte ab. »Das wissen wir. Was wir nicht wissen, ist-«

Reya unterbrach ihn. Sie war mit Aleandra ebenfalls im Zimmer, wenn auch auf der anderen Seite. »- wir wissen nicht, was wir machen sollen. Was passiert, wenn wir euch nicht versprechen können, wieder nach Cauldron zu können?«

»Was?«, sagte Weer erschrocken. »Aber habt ihr nicht gehört, was ich anzubieten habe?«

»Gesetz ist Gesetz«, sagte Reya.

»Ich… ich schätze, dann verschwinde ich wieder.«

»Und Cauldron?«, fragte Dirim, der verstanden hatte, was der Engel vorhatte. »Was ist mit Cauldron?«

Weer verzog schmerzhaft das Gesicht. »Velsharoon soll euch holen! Na gut, ich erzähle euch, was ich weiß, und dann verschwinde ich.«

»Nicht nötig«, sagte Jørgen. »Du kannst in Cauldron bleiben, wenn du willst. Du bist ein Bürger der Stadt und als solcher willkommen.«

»Und als Bürger hilfst du uns natürlich, wenn du kannst«, fügte Dirim hinzu. »Kein Bedarf für irgendwelche komischen Geschäfte.«

»Wie man’s nimmt«, sagte Weer. »Aber gut. Das ist, was ich weiß. Die Käfigmacher haben das Saatkorn Malgarios in ihren Besitz gebracht.«

»Ach«, sagte Thamior völlig unbeeindruckt.

»Malgario ist ein riesiger, dämonischer Baum, der seine Wurzeln in jede Ebene schlagen und dann ein Tor dorthin öffnen kann. In gewisser Weise ist er ein Artefakt, denn das Saatkorn ermöglicht die Kontrolle über Malgario, aber gleichzeitig besitzt der Baum auch eine eigene Intelligenz und würde, auf sich allein gestellt, auf Eroberungszug gehen.«

»Aha«, sagte Dirim.

»Gerüchten zufolge wohnte Adimarchus in einem Ast Malgarios«, sagte Weer.

»Moment mal«, unterbrach der Zwerg. »Dieses Ungetüm von Stumpf mit 3 Schritt hohen Höhlen war ein Ast? Wie groß ist dann der Baum selbst?«

»Man sagt, er sei siebenhundert Schritt groß, und eine Meile um ihn herum ist er stets von dichtem, dunklen Wald voller Würgepflanzen und ähnlichem umgeben. Einige seiner Wächter wohnen in Malgario selbst, aber die meisten werden erst zu ihm gezogen, wenn sich die Tore in die Außenwelten öffnen.«

»Wie wollen die Käfigmacher diesen Baum nach Cauldron holen?«

»Mit dem Ritual der Seelen. Dazu brauchen sie dreizehn Opfer, die das Mal des Käfigs tragen – ein unsichtbares Mal auf der Stirn. Außerdem die Seelenkäfige und viel Energie.«

»Zenith Splitterschild«, sagte Thamior. »Terrem Karathys. Und elf andere. Und der Vulkanausbruch.«

»Wahrscheinlich«, meinte Weer. »Und jetzt wollt ihr wissen, was ihr gegen ihn tun könnt. Ich werde es euch sagen.«

-

»Nun sagt schon, was ist mit den Schätzen passiert?«

Aleandra Dunessar war frisch gebadet und saß auf der Kante ihres Bettes. Reya saß neben ihr. Die Kettenbrecher hatten sich Stühle herangezogen.

»Zwanzig Jahre sind schwer zusammenzufassen, auch wenn mir die Zeit wesentlich kürzer vorkam – und zugleich länger. Durch irgend einen Zufall landeten wir auf Carceri, direkt vor dem Turm des Dunklen Myrkul. Wir hatten keine Waffen, keine Ausrüstung, und alle Zauber, um uns von der Ebene fortzubringen, schlugen fehl. Wir wurden gefangen genommen. Und seitdem wurden wir gefoltert. Jeden Tag. Manchmal schaffte Branda es, uns zu heilen oder Essen zu erschaffen, aber meistens waren wir alle in unseren Zellen an die Wand gekettet.« Aleandra hält für einen Moment inne. »Sie haben uns gebrochen. Jeder von uns hätte ihnen irgendwann alles erzählt. Aber sie wollten gar nichts von uns wissen. Sie haben uns gebrochen und noch mal gebrochen und wieder, bis nichts mehr zu brechen war.«

»Wer ist sie?«

»Der Dunkle Myrkul und seine Dienerin, eine brutale Hexe. Sie bewohnen den Schädelturm mit wer weiß wie vielen anderen Dämonen, wo sie auf einen gefangenen Erzdämonen achtgeben.«

»Adimarchus«, sagte Jørgen tonlos.

Aleandra versteifte sich. »Ihr kennt ihn?«

»Die Käfigmacher wollen ihn befreien. Darum haben sich heute wahrscheinlich auch die Tore nach Carceri geöffnet.«

»Also auf zum Schädelturm«, sagte Boras.

»Noch nicht«, meinte Jørgen. »Erst müssen wir uns um Cauldron kümmern.« Er sah zur Elfe. »Verzeihung, Ihr seht das wahrscheinlich anders.«

»Nein«, sagte sie. »Ihr habt schon recht. Zwanzig Jahre, da machen ein paar Tage nichts mehr aus. Kümmert euch erst um Cauldron.«

»Und die Käfigmacher«, sagte Dirim. »Vor allem um die Käfigmacher.«

-

Dirim war in Occipitus. Der Dude stand vor ihm und verbeugte sich tief. »Meister«, sagte er ungewohnt ehrerbietig, »Euer Thron steht bereit.« Dirim ging an dem Dude vorbei und setzte sich auf den Thron. Die eisernen Schwertspitzen bohrten sich in sein Fleisch.

Dirim wachte auf. Er lag in seinem Bett in Redgorge. Ein komischer Traum. Er stand auf und ging zu Beregard ans Bett. Der treue Beregard. Dirim freute sich schon darauf, ihm die Kehle zuzudrücken. Er konnte geradezu vor sich sehen, wie Beregard sich aufbäumte und dann erschlaffte, als das Leben aus ihm gepresst wurde.

»Noch nicht«, sagte eine Stimme in ihm. »Bald. Sehr bald.«

Erneut wurde Dirim wach. Er stand vor Beregards Bett. Sein Auge loderte.

-

»Also«, sagte Thamior ungeduldig, »wie können wir den Baum töten?«

»Gar nicht«, sagte Weer. Er hob abwehrend die Hand. »Aber ihn kontrollieren, mit dem Saatkorn. Zumindest teilweise. Viel schwieriger wird es sein, zum Saatkorn und zu den Käfigmachern zu kommen. Malgario beherrscht sein Inneres und kann es nach Belieben formen. Ihr müsst euch als mächtig und kompetent erweisen, damit er euch nicht einfach im Kreis laufen lässt oder direkt tötet. Malgario will frei sein, also müsst ihr ihn überzeugen, dass ihr seine Herrscher besiegen könnt.«

»Und dann?«

»Dann nehmt ihr das Saatkorn und bringt es auf eine andere Ebene. Daraufhin wird der Baum auf dieser Ebene einfach absterben, und das Saatkorn muss erneut aktiviert werden. Die Gefahr wäre gebannt.«

»Was ist mit den Käfigmachern?«, wollte Jørgen wissen.

»Finster ist ein Kämpfer aus Westtor. Hütet euch vor seinem Sturmangriff und seinen Kontern, die sind legendär. Sonnentau ist eine Magierin, die das Schicksal beeinflussen kann.«

»Na toll«, sagte Dirim, der sich noch an Rogart von Kelemvor erinnerte, der ähnliche Kräfte gehabt hatte und sie beinahe alle getötet hätte.

»Und Grimm?«, sagte Jørgen.

»Dämonicus Grimm wurde von Adimarchus mit dämonischen Kräften ausgestattet. Ihr werdet kalt geschmiedetes Eisen benötigen, das zudem mit heiliger Energie verzaubert ist, um ihn stark zu verletzen. Ansonsten… warum grinst ihr so?«

Jørgen streichelte den Griff von Läuterung, seinem heiligen Schwert aus kalt geschmiedetem Eisen. Er zuckte mit den Schultern.

»Nur so.«
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Berandor

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Re: Berandors Stadt in Ketten X: Gebrochene Ketten (3 Updates)
« Antwort #25 am: 09. August 2008, 22:11:18 »
Und wie man meiner Signatur entnehmen kann, gibt es ab sofort jeden Samstag ein Update, solange es noch Dinge zu berichten gibt, mir nichts zustößt und Leserkommentare geschrieben werden...
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DU#1229

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salem aleikum!

Danke für die Fortsetzung und für einen allsamstaglichen Leserkommentar melde ich mich dann hiermit schoneinmal an  :thumbup:

Berandor

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Stand der Dinge: Dieses Abenteuer ist komplett (6 Kapitel + Epilog, 3 davon bereits online).

Es fehlt noch der Schluss (geschätzte 4 Kapitel).
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Dirim

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Ich finde, heute könnte glatt Samstag sein, oder?

Osric

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Es fühlt sich an wie Samstag. Es riecht sogar ein bisschen so wie Samstag.
Was würde Robert Jordans Frau dazu sagen?