Grüße aus Istanbul...
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»Also«, sagte Jørgen. »Wie steht die Lage?«
Zacharias Aslaxin hatte mit den anderen Anwesenden geredet, und nun war Jørgen dazu gekommen, um Kriegsrat zu halten. Aslaxin legte eine Karte der Umgebung auf den Tisch.
»Der Großteil von Cauldrons Bürgern ist unterwegs hierher. Eine kleinere Anzahl ist in Richtung Kingfisher Hollow aufgebrochen – ein Großteil der MGA ist darunter, also werden sie halbwegs sicher sein. Des Weiteren gibt es einen Haufen Flüchtlinge, die zum Glücklichen Affen gezogen sind, von dort haben wir bereits eine Nachricht erhalten, dass die Wirtschaft zwar übervoll ist, aber alle aufgenommen hat. Der Rest hat sich in der Gegend verlaufen.«
Skylar Krewis ergriff das Wort. »Ein Problem ist, dass viele Leute die Stadt überhastet verlassen haben, aber andere sich zum Plündern haben hinreißen lassen. Und jetzt haben wir viele Streitereien über vermeintliche und echte Diebstähle. Auch stehen in Redgorge zwar viele Häuser leer, aber wie sollen die verteilt werden? Wie schützen wir die Leute? Sollen wir Truppen nach Cauldron schicken, um Besitztümer zu bergen? Können wir überhaupt zurück nach Cauldron oder müssen wir die Stadt aufgeben?«
Fürst Taskerhill sagte: »Ich bin dafür, dass wir Redgorge zu einem Teil Cauldrons erklären und es annektieren. Die Gelegenheit ist günstig.«
Jørgen musste blinzeln. »Ihr wollt diese Stadt, die uns sofort hilfsbereit aufgenommen hat, als Dank einnehmen?«
»Damit könnten wir die Macht Cauldrons zentrieren und stärken.«
Jørgen nickte. »Das stimmt. Aber ich bevorzuge es, zwei Machtzentren zu haben. Redgorge bleibt unabhängig, und das ist mein letztes Wort. Was das andere angeht – Zacharias, was meint ihr?«
Der Stadtherr leckte sich die Lippen. »Nun, ich würde erst einmal eine Kneipe oder so etwas suchen, wo wir ein paar Wachleute abstellen. Alle Streitigkeiten sollen dorthin geleitet werden, um sie zum klären. Ansonsten würde ich ein Drittel der Streitkräfte abstellen, um die Reisenden und die Umgebung zu sichern. Ob wir Dinge aus Cauldron bergen oder dorthin zurückkehren, das können wir auch später noch entscheiden. Außerdem sollten wir Reiter nach Kingfisher Hollow und zum Glücklichen Affen entsenden, und die Umgebung nach einzelnen Wanderern durchsuchen.«
»Gut. Aber nehmt die Hälfte der Stadtwache. Zur Not helfen uns bestimmt einige Leute aus Redgorge mit der Sicherung. Die Barakmordin und die Helmkleriker werden sicher ebenfalls helfen. Und fangt an, die Namen von Vermissten aufzuschreiben.«
»Wie Ihr wünscht«, sagte Zacharias, und die Versammlung verbeugte sich.
»Wenn ihr noch etwas braucht«, sagte Jørgen, »ich bin im Roten Kumpel.«
»Der rote Kumpel ist voll«, sagte Ankhin Vanderboren.
Jørgen lächelte. »Ich glaube, ich kriege noch ein Zimmer.«
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»Da seid ihr ja«, sagte Minimax und umarmte Dirim. »Ihr seid der erste.«
»Die anderen kommen noch«, meinte der Zwerg. Er deutete auf seine Begleitung. »Das sind Reya und Aleandra Dunessar.«
»Der Smaragd.« Minimax verbeugte sich. »Es ist mir eine Ehre.«
Aleandra hob eine Augenbraue. Dirim fragte: »Hast du noch ein Zimmer frei?«
Minimax zwinkerte ihm zu. »Wir haben alle Zimmer frei. Nur für euch.«
»Auf dich ist Verlass.«
»Pah«, machte Minimax. »Sonst hätte mir Pellir ewig in den Ohren gelegen.«
» Wo ist Pellir? Wie geht es ihm?«
»Der ist mit dem Wahrsänger unterwegs. Die verteilen Lebensmittel und Kleidung und verquatschen sich wahrscheinlich wieder. Aber es geht ihm gut. Trotzdem«, sagte der Wirt und sah Dirim anklagend an, »musstet ihr ihm den Bardenfloh ins Ohr setzen? Der übt zu jeder Tages- und Nachtzeit seine Instrumente.«
Dirim lachte. »Es tut gut, dich zu sehen.«
»Gleichfalls«, fiel Minimax ein. »Wollt ihr jetzt auf die Zimmer?«
»Habt ihr zufällig ein Bad?«, fragte Aleandra.
»Ein Bad? Ein Bad?« Minimax gab sich entrüstet. »Das beste der Stadt, Mylady. Mit kaum gebrauchtem Badewasser.« Er zwinkerte wieder.
Aleandra lachte. »Ihr seid genau richtig«, sagte sie.
»Ha!«, sagte der Wirt. »Erzählt das meinen Frauen.«
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»Freies Geleit?«, fragte Jørgen. »Was meinst du, Dirim?«
Der Zwerg zuckte mit den Schultern. »Ich hätte ihn ohnehin nicht mehr angeklagt, nachdem er bei der Befreiung Cauldrons geholfen hat.«
»Das müssen wir ihm aber nicht sagen«, gab Thamior zu bedenken.
»Wenn er nicht fragt«, sagte Jørgen. »Dann hol ihn mal rein.«
Boras hatte auf Vortimax Weer aufgepasst und begleitete den Magier nun in den Raum. »Thamior und Boras haben versprochen, dass mir nichts passiert«, sagte Weer sofort.
Dirim winkte ab. »Das wissen wir. Was wir nicht wissen, ist-«
Reya unterbrach ihn. Sie war mit Aleandra ebenfalls im Zimmer, wenn auch auf der anderen Seite. »- wir wissen nicht, was wir machen sollen. Was passiert, wenn wir euch nicht versprechen können, wieder nach Cauldron zu können?«
»Was?«, sagte Weer erschrocken. »Aber habt ihr nicht gehört, was ich anzubieten habe?«
»Gesetz ist Gesetz«, sagte Reya.
»Ich… ich schätze, dann verschwinde ich wieder.«
»Und Cauldron?«, fragte Dirim, der verstanden hatte, was der Engel vorhatte. »Was ist mit Cauldron?«
Weer verzog schmerzhaft das Gesicht. »Velsharoon soll euch holen! Na gut, ich erzähle euch, was ich weiß, und dann verschwinde ich.«
»Nicht nötig«, sagte Jørgen. »Du kannst in Cauldron bleiben, wenn du willst. Du bist ein Bürger der Stadt und als solcher willkommen.«
»Und als Bürger hilfst du uns natürlich, wenn du kannst«, fügte Dirim hinzu. »Kein Bedarf für irgendwelche komischen Geschäfte.«
»Wie man’s nimmt«, sagte Weer. »Aber gut. Das ist, was ich weiß. Die Käfigmacher haben das Saatkorn Malgarios in ihren Besitz gebracht.«
»Ach«, sagte Thamior völlig unbeeindruckt.
»Malgario ist ein riesiger, dämonischer Baum, der seine Wurzeln in jede Ebene schlagen und dann ein Tor dorthin öffnen kann. In gewisser Weise ist er ein Artefakt, denn das Saatkorn ermöglicht die Kontrolle über Malgario, aber gleichzeitig besitzt der Baum auch eine eigene Intelligenz und würde, auf sich allein gestellt, auf Eroberungszug gehen.«
»Aha«, sagte Dirim.
»Gerüchten zufolge wohnte Adimarchus in einem Ast Malgarios«, sagte Weer.
»Moment mal«, unterbrach der Zwerg. »Dieses Ungetüm von Stumpf mit 3 Schritt hohen Höhlen war ein Ast? Wie groß ist dann der Baum selbst?«
»Man sagt, er sei siebenhundert Schritt groß, und eine Meile um ihn herum ist er stets von dichtem, dunklen Wald voller Würgepflanzen und ähnlichem umgeben. Einige seiner Wächter wohnen in Malgario selbst, aber die meisten werden erst zu ihm gezogen, wenn sich die Tore in die Außenwelten öffnen.«
»Wie wollen die Käfigmacher diesen Baum nach Cauldron holen?«
»Mit dem Ritual der Seelen. Dazu brauchen sie dreizehn Opfer, die das Mal des Käfigs tragen – ein unsichtbares Mal auf der Stirn. Außerdem die Seelenkäfige und viel Energie.«
»Zenith Splitterschild«, sagte Thamior. »Terrem Karathys. Und elf andere. Und der Vulkanausbruch.«
»Wahrscheinlich«, meinte Weer. »Und jetzt wollt ihr wissen, was ihr gegen ihn tun könnt. Ich werde es euch sagen.«
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»Nun sagt schon, was ist mit den Schätzen passiert?«
Aleandra Dunessar war frisch gebadet und saß auf der Kante ihres Bettes. Reya saß neben ihr. Die Kettenbrecher hatten sich Stühle herangezogen.
»Zwanzig Jahre sind schwer zusammenzufassen, auch wenn mir die Zeit wesentlich kürzer vorkam – und zugleich länger. Durch irgend einen Zufall landeten wir auf Carceri, direkt vor dem Turm des Dunklen Myrkul. Wir hatten keine Waffen, keine Ausrüstung, und alle Zauber, um uns von der Ebene fortzubringen, schlugen fehl. Wir wurden gefangen genommen. Und seitdem wurden wir gefoltert. Jeden Tag. Manchmal schaffte Branda es, uns zu heilen oder Essen zu erschaffen, aber meistens waren wir alle in unseren Zellen an die Wand gekettet.« Aleandra hält für einen Moment inne. »Sie haben uns gebrochen. Jeder von uns hätte ihnen irgendwann alles erzählt. Aber sie wollten gar nichts von uns wissen. Sie haben uns gebrochen und noch mal gebrochen und wieder, bis nichts mehr zu brechen war.«
»Wer ist sie?«
»Der Dunkle Myrkul und seine Dienerin, eine brutale Hexe. Sie bewohnen den Schädelturm mit wer weiß wie vielen anderen Dämonen, wo sie auf einen gefangenen Erzdämonen achtgeben.«
»Adimarchus«, sagte Jørgen tonlos.
Aleandra versteifte sich. »Ihr kennt ihn?«
»Die Käfigmacher wollen ihn befreien. Darum haben sich heute wahrscheinlich auch die Tore nach Carceri geöffnet.«
»Also auf zum Schädelturm«, sagte Boras.
»Noch nicht«, meinte Jørgen. »Erst müssen wir uns um Cauldron kümmern.« Er sah zur Elfe. »Verzeihung, Ihr seht das wahrscheinlich anders.«
»Nein«, sagte sie. »Ihr habt schon recht. Zwanzig Jahre, da machen ein paar Tage nichts mehr aus. Kümmert euch erst um Cauldron.«
»Und die Käfigmacher«, sagte Dirim. »Vor allem um die Käfigmacher.«
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Dirim war in Occipitus. Der Dude stand vor ihm und verbeugte sich tief. »Meister«, sagte er ungewohnt ehrerbietig, »Euer Thron steht bereit.« Dirim ging an dem Dude vorbei und setzte sich auf den Thron. Die eisernen Schwertspitzen bohrten sich in sein Fleisch.
Dirim wachte auf. Er lag in seinem Bett in Redgorge. Ein komischer Traum. Er stand auf und ging zu Beregard ans Bett. Der treue Beregard. Dirim freute sich schon darauf, ihm die Kehle zuzudrücken. Er konnte geradezu vor sich sehen, wie Beregard sich aufbäumte und dann erschlaffte, als das Leben aus ihm gepresst wurde.
»Noch nicht«, sagte eine Stimme in ihm. »Bald. Sehr bald.«
Erneut wurde Dirim wach. Er stand vor Beregards Bett. Sein Auge loderte.
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»Also«, sagte Thamior ungeduldig, »wie können wir den Baum töten?«
»Gar nicht«, sagte Weer. Er hob abwehrend die Hand. »Aber ihn kontrollieren, mit dem Saatkorn. Zumindest teilweise. Viel schwieriger wird es sein, zum Saatkorn und zu den Käfigmachern zu kommen. Malgario beherrscht sein Inneres und kann es nach Belieben formen. Ihr müsst euch als mächtig und kompetent erweisen, damit er euch nicht einfach im Kreis laufen lässt oder direkt tötet. Malgario will frei sein, also müsst ihr ihn überzeugen, dass ihr seine Herrscher besiegen könnt.«
»Und dann?«
»Dann nehmt ihr das Saatkorn und bringt es auf eine andere Ebene. Daraufhin wird der Baum auf dieser Ebene einfach absterben, und das Saatkorn muss erneut aktiviert werden. Die Gefahr wäre gebannt.«
»Was ist mit den Käfigmachern?«, wollte Jørgen wissen.
»Finster ist ein Kämpfer aus Westtor. Hütet euch vor seinem Sturmangriff und seinen Kontern, die sind legendär. Sonnentau ist eine Magierin, die das Schicksal beeinflussen kann.«
»Na toll«, sagte Dirim, der sich noch an Rogart von Kelemvor erinnerte, der ähnliche Kräfte gehabt hatte und sie beinahe alle getötet hätte.
»Und Grimm?«, sagte Jørgen.
»Dämonicus Grimm wurde von Adimarchus mit dämonischen Kräften ausgestattet. Ihr werdet kalt geschmiedetes Eisen benötigen, das zudem mit heiliger Energie verzaubert ist, um ihn stark zu verletzen. Ansonsten… warum grinst ihr so?«
Jørgen streichelte den Griff von Läuterung, seinem heiligen Schwert aus kalt geschmiedetem Eisen. Er zuckte mit den Schultern.
»Nur so.«