Autor Thema: Gesinnungsprobleme  (Gelesen 4792 mal)

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Delollie

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Gesinnungsprobleme
« am: 29. Juli 2008, 00:21:12 »
Hallo, hoffe ich hab das richtige Forum erwischt, bin neu.

Wir spielen gerade die 3. Session einer Kampagne in Faerun. Unsere Gruppe setzt sich wie folgt zusammen (Alle Charaktere effektiv Stufe 3):
Menschen-Kämpfer (CG, verhält sich partnerschaftlich und recht rücksichtsvoll allen gegenüber),
Sonnenelf-Magierin (N oder NG, verhält sich EXTREM zurückhaltend und abwartend, fast schon passiv),
Waldelf-Waldläuferin (NG, spielt sich auch als Wohltäter aus [verfolgte keine Flüchtenden Feinde, obwohl sie einen von uns niederschlugen])
Halbelf-Schurkin (eigentlich CG wohl aber eher CN, klaut alles was geht und macht keinen Hehl daraus)
Aasimar-Paladin (RG, Gottheit Tyr [Sagt bei einem Paladin schon alles], spielt seinen Fanatismus entsprechend aus).

Relevanter Hintergrund:
Die Schurkin war bereits wegen mehrfachen Diebstahls gesucht. (Wusste der Paladin auch, hat sogar einmal darüber hinweggesehen und sich in eine Gesinnungskrise gestürzt, was die Gruppe erheblich Zeit und Geld kostete [Spende an den Tempel-> Paladin pleite], Schurkin hat seitdem immer heimlich gestohlen)
Die Schurkin ist ein Waisenkind, das sich schon früh mit Diebstahl und Einbruch durchschlug (Wissen alle SCs)
Der Paladin ist Anhänger Tyrs, also ehrlich, gerecht und pflichtbewusst, das alles besonders extrem, da er als Aasimar nach Perfektion in seinem Dasein als Paladin strebt, jedoch auch kein Unmensch, aber (ziemlich) konsequent.
Der Auftrag kommt vom Tyr-Tempel, der Paladin hat geschworen, ihn zu erfüllen.

Unser Problem ist, dass nachdem wir heute unser erstes großes Abenteuer hinter uns gebracht haben, folgndes zugetragen hat:
-Gruppe hat wenig Geld braucht aber Pferde, es fehlen 100 GM (dauert lange mit ehrlicher Arbeit und wir hatten bereits einen neuen dringenden Auftrag)
- Schurkin tarnt sich vor versammelter Truppe, Paladin dreht der Szenarie den Rücken
- Schurkin geht, überfällt eine Kutsche und raubt eine alte Frau aus (170 GM), bekommt der Paladin nicht mit, es vergehen ca. 20 Minuten
- Schurkin kommt zur Gruppe zurück und wirft die Beute auf den Tisch mit den Worten: "So, das müsste reichen!"
- Paladin, zählt eins und eins zusammen, sagt: "Ich kann dies nicht tolerieren, ich werde die Stadtwache holen!", geht raus und holt sie.
- Schurkin verschwindet, Gruppe reist ab (mit Pferden), Paladin wird leicht depressiv, weil er seinen Auftrag nicht erfüllen kann, verschafft sich durch Hinterlegen seines Amulettes (nichts relevantes, aber imenser persönlicher Wert) von seinem Orden Geld um ein Pferd zu kaufen und reist nach, ziemlich schweigsam, mies gelaunt und ungenißbar (logischerweise)

Ich hoffe ich konnte die Situation deutlich darstellen. Der Konflikt sorgt nämlich für Unmut in unserer Runde und lässt das Fortbestehen der Gruppe als unlogisch und künstlich erscheinen, sowohl der Paladin als auch die Schurkin haben schon über einen Charakterwechsel nachgedacht (ist natürlich keinem Recht, da wir schon etwas Arbeit in die Charaktere gesteckt haben). Ich hoffe euch fallen Lösungsvorschläge in, denn unser DM und ich haben lange darüber nachgedacht und sind zu keiner plausibelen, befriedigenden Lösung gekommen.

Entschuligt den langen Text, aber das musste raus. Wie gesagt bin neu und unsere Gruppe hat auch nur mittelmäßige Erfahrung (DM hat einige Erfahrung als SC, wir sind die zweite Grp, die er mastert, ein anderer SC und ich haben zuammen angefangen, das sind unsere zweiten Charaktere, und die andern drei sind Neueinsteiger/innen).
Danke im Vorraus.
"I just tranferred my consciousness from the lower planes and boy, are my arms tired!"

DU#1229

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Re: Gesinnungsprobleme
« Antwort #1 am: 29. Juli 2008, 00:43:13 »
Ganz ehrlich?
Muss die Gruppe unter sich ausmachen. Ich denke es war vorher klar, wer was spielt. Dann sollte sich der Spieler der Diebin im klaren sein, was das in einer solchen guten Truppe bedeutet.
Daher mein Tipp, wenn die Gruppe unbedingt einen Charakter mit Schurkenfertigkeiten braucht, macht einen Schurken/Kleriker, der später Shadowbane Stalker wird und schon steht er im Auftrag der Kirche und kann sich solche Dinge nichtmehr leisten.

Zum jetzigen Zeitpunkt sollte die Gruppe entscheiden, welchen Weg sie einschlägt. Schurke und Paladin gleichzeitig geht (so wie bei euch) schonmal gar nicht. Mal ganz davon abgesehen, dass der Schurke es mit deinem Umgang der Diebstähle scheinbar auf eine offene Konfrontation in der Gruppe abgesehen hat.

Darigaaz

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Re: Gesinnungsprobleme
« Antwort #2 am: 29. Juli 2008, 10:27:16 »
Die Schurkin der Gruppe will unbeidngt die Gruppe gefährden? Schön, muß sie aber mit klarkommen und die Konsequenzen tragen, so wie es da geschildert ist hat sich jeder ingame absolut richtig verhalten.

Wenn ein Paladin in der Gruppe ist und wenn deutlich ist, daß dieser auch richtig versucht wird, darzustellen, dann war dieses Problem schon bei Erstellung der Charaktere vorherzusehen.

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Lhor

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Re: Gesinnungsprobleme
« Antwort #3 am: 29. Juli 2008, 11:47:38 »
Ich tät den Paladin einfach sein Ding durchziehen lassen.
Mit beiden Spielern die Sache austüfteln (damit nachher keiner weint, man kennt das ja), und in jedem Fall einen der beiden Charas aus der Gruppe hauen und neuen machen lassen.
Da ein Schurke, der sich so verhält ohnehin schwer tragbar ist, auch für eine Gruppe ohne Paladin, würde ich die Schurkin entfernen.

Schurkin in Knast stecken -> NPC draus machen -> neuen Charakter erstellen -> erklären, dass ein Schurke nicht gleich ein kleptomanisch erkrankter Anarchist sein muss -> weiter spielen
„Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.“
Arthur Schopenhauer

Eleonora

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Re: Gesinnungsprobleme
« Antwort #4 am: 29. Juli 2008, 12:19:14 »
Schurkin in Knast und das Gute erobert die Welt? Nee, schlechte Lösung.

Die beiden mal zu einer Art 'Solo-Sitzung' einladen und dann wird ausgespielt:
Jeder versucht den jeweils anderen von seiner Sichtweise zu überzeugen.
Letzen Endes wird es einer von beiden schaffen.
Konsequenzen:
a) Der Paladin wechselt die Gesinnung (und damit die Klasse, wenn Paladine bei euch nur rg sein dürfen)
b) Die Schurkin wechselt die Gesinnung (und eventuell die Klasse)
c) Der Paladin akzeptiert, dass es Menschen gibt, die aus der Not so handeln müssen wie die Schurkin es tut (sein Ziel ist es fortan, dass niemand mehr in solche Not gerät), im Gegenzug schwört die Schurkin, nur dann zu stehlen, wenn es wirklich unablässig ist.
d) Die Schurkin akzeptiert, dass es Menschen gibt, die sich immer an das Gesetz halten und Probleme mit ihren Taten haben, im Gegenzug bietet ihr der Paladin bei gemeinsamer Reise Schutz an, wenn sie sich im Verhalten anpasst.
e) ...

Einen aus der Gruppe ist mies, beide aus der Gruppe ginge, wäre aber unschön.
Nutzt das Konfliktpotential für spannende Abenteuer
(Der böse Obermotz ist noch zu stark für die Gruppe, trägt aber den Schlüssel zum Gefängnis der armen, hilflosen Frauen bei sich - der Pala will sie retten, die Schurkin hat die Möglichkeit dazu...)
Feed me!

Darigaaz

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Re: Gesinnungsprobleme
« Antwort #5 am: 29. Juli 2008, 13:01:18 »
Ist keine schlechte Lösung, Konsequenzen sind eben da, wenn man weiß, daß ein Paladin in der Gruppe ist und meint, trotzdem eine Kleptomanentour durchziehen zu müssen, eigene Schuld, andersrum hätte der Spieler des Pallis ebenfalls darauf achten können, es fehlte an Kommunikation, ingame kann man es aber ohne Metgaming nicht lösen, also Konsequenzen tragen.
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Lhor

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Re: Gesinnungsprobleme
« Antwort #6 am: 29. Juli 2008, 13:41:59 »
Schurkin in Knast und das Gute erobert die Welt? Nee, schlechte Lösung.

Nee, doch! Gute Lösung!!  :thumbup:

Das Böse gewinnt auch nur, wenn sie besonnen handelt. Das hat damit nix zu tun.
Lauf mal als Paladin rum und bekämpf das Böse mit dem Holzhammer wos nur geht ohne nachzudenken, heile jeden wenn er verletzt ist, schwöre alle möglichen Schwüre jedem Bauer der dich darum bittet usw.

Einen Schurken der überall klaut, betrügt, mordet, entführt usw. wos nur geht oder der oben besagte Paladin.
Die kommen halt einfach irgendwann in den Knast oder ins Jenseits.
Und bei dem hier belegten Beispiel wäre es für den Schurken schlicht eine logische Konsequenz. Mehr nicht.

Darum gehts... nicht Böse/Gut Schmarrn
« Letzte Änderung: 29. Juli 2008, 14:07:49 von Lhor »
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Arthur Schopenhauer

Darigaaz

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Re: Gesinnungsprobleme
« Antwort #7 am: 29. Juli 2008, 13:55:15 »
Ausserdem wird eine andere Sache vergessen:

Der Spieler des Paladins will evtl. gar nicht gegen Gruppenmitglieder oder Teamkameraden agieren aber aufgrund der Klasse ist er dazu gewzungen und die Schurkin an sich macht es ihm auch nicht einfacher, alles in allem ein ziemlich asoziales Verhalten seitens der Schurkin und für mich einen Grund, ihr den Sticker ''gruppeninkompatibel'' aufzudrücken.

Der Paladin müsste also die Konsequenzen seines Nicht-Handelns ertragen (fallen---> Verlust der class abilities), was eine eigene Verkrüppelung zur Folge hätte, wenn nicht sogar Ausschluß aus der Kirche, nur damit die Schurkin weiterhin ind er Gruppe bleiben kann...tolle Wurst. Bei mir hieße es:

Entweder die Schurkin passt sich an oder verlässt die Gruppe.
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Drudenfusz

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Re: Gesinnungsprobleme
« Antwort #8 am: 29. Juli 2008, 14:09:48 »
Bin froh das solche Probleme mit 4E der Vergangenheit angehören (da wird der Paladin nicht durch Regeln dazu gezwungen sich mit Mitspielern zu streiten). Um gegensätzliche Charaktere in einer Gruppe zu halten, sind zwei Dinge nötig: äußerer Druck auf die Gruppe im Spiel (mal muß halt zusammenarbeiten, weil man voreinander abhängig ist) und Respekt seinen Mitspielern gegenüber am Spieltisch (also das man sich nicht gegenseitig in die Scheiße reitet). Würde empfehlen, also einfach mal mit beiden Spielern wirklich offen zu sprechen und nach Lösungen suchen, statt einfach weiter zu machen oder einen Charakter rauszuwerfen (Würde zum Beispiel selbst als Spielleiter mal die Idee aufwerfen wie es wohl wäre wenn sich die beiden Charaktere trotz oder gerade aufgrund ihrer Gegensätzlichkeit sich in einander verlieben, so würde man vielleicht die ärgsten Diskrepanzen überbrücken und hätte nebenbei sicher auch noch unterhaltsames Charakterspiel).

Lhor

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Re: Gesinnungsprobleme
« Antwort #9 am: 29. Juli 2008, 14:17:14 »
Bin froh das solche Probleme mit 4E der Vergangenheit angehören

Auch wenn mich das Spiel nicht dazu zwingt, werde ich trotzdem meinen Charakter spielen. Und wenn ich ein ehrenvoller Krieger bin, stecke ich so eine Schurkin normalerweise auch ins Gefängnis. Die 4ed löst da kein Problem.
3.5 Spieler die auf angereichertes Rollenspiel pfeifen, werden auch auf die Paladin-Grundsätze pfeifen (dann ist der Paladin halt äusserst doof und naiv oder so, oder spielen erst gar nicht sowas aus). Also ist die Ed (in dem Fall) egal.
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Darigaaz

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Re: Gesinnungsprobleme
« Antwort #10 am: 29. Juli 2008, 14:22:12 »
Das hat nix mit 4E zu tun, das liegt am Setting. Tyr ist klar definiert, und damit auch die Handlungsweise des Paladins.
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Eleonora

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Re: Gesinnungsprobleme
« Antwort #11 am: 29. Juli 2008, 14:29:57 »
Warum kommen eigentlich alle Beschwerden nur über die Schurkin?
Mit der Hintergrundgeschichte finde ich sie außerordentlich gut gespielt. Sie muss eben erst noch lernen, dass die Notwendigkeit sich jeden-Apfel-stehlend durchzuschlagen nicht mehr besteht.
Der Pala, der die weltliche Gerichtsbarkeit über die göttliche stellt, würde von mir eher einen Rüffel kriegen. Sie ist schließlich seine Kameradin und anstatt sie einem weltlichen Exekutivorgan zu überstellen hätte er eigentlich mit ihr in einen Tyrtempel gehen und ihr dort die Konsequenzen ihres Handelns deutlich machen sollen.
Denn er ist ein Paladin Tyrs und kein Milizsoldat.
Wenn er also weltliche Gerichtsbarkeit (Stadtwache) über göttliche stellt, dann ist das eher ein Abfallen von seinem Kodex, als wenn er sich vornimmt, sie zu erziehen.
Zumindest mit mir als SL hätte ihm auch jeder Tyr-Kleriker erklärt, dass es, da er sie getroffen hat, wohl seine Prüfung ist, dafür zu sorgen, dass sie auf den rechten Pfad findet.
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Drudenfusz

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Re: Gesinnungsprobleme
« Antwort #12 am: 29. Juli 2008, 14:30:08 »
Bin froh das solche Probleme mit 4E der Vergangenheit angehören

Auch wenn mich das Spiel nicht dazu zwingt, werde ich trotzdem meinen Charakter spielen. Und wenn ich ein ehrenvoller Krieger bin, stecke ich so eine Schurkin normalerweise auch ins Gefängnis. Die 4ed löst da kein Problem.
Mir geht es beim Rollenspiel darum das alle am Tisch Spaß haben, wenn ein Spieler meint seinen Charakter radikal ausspielen zu müssen ist er nicht gruppentauglich...

Lhor

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Re: Gesinnungsprobleme
« Antwort #13 am: 29. Juli 2008, 14:33:35 »
Mir geht es beim Rollenspiel darum das alle am Tisch Spaß haben, wenn ein Spieler meint seinen Charakter radikal ausspielen zu müssen ist er nicht gruppentauglich...

Ja, dann gibst du mir doch Recht!
Die Schurkin ist radikal.
Der Paladin hat sich ja sogar manchmal weggedreht und aus dem Geschehen gehalten, was keineswegs radikalem Verhalten entspricht.
„Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.“
Arthur Schopenhauer

Lhor

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Re: Gesinnungsprobleme
« Antwort #14 am: 29. Juli 2008, 14:41:21 »
@Eleonora
Die Schurkin ist doch nicht gut gespielt. Eher einfallslos.
Beispiele für einfallsloses Charakterspiel:
Schurke=klaut alles, Priester=betet immer, Krieger=dummer Haudruff, Magier=liest immer, Barbar=frisst immer, Mönch=meditiert immer

usw. ist doch nicht gut gespielt. Das ist einfallslos und wird üblicherweise von Leuten, die zum ersten Mal spielen so gehandhabt.

Außerdem beschreibst du den Paladin genau so, wie er eben nicht ist. Er ist kein N.G. Kleriker von Sune oder so, sondern ein Kreuzritter seines Gottes UND der weltlichen Gesetze.
Was meinst du machen die denn mit dem Schurken im Tyrtempel?
"Pfui" sagen und die Beichte abnehmen? Der wird hingerichtet oder für immer weggesperrt oder wateva, je nach Tat(en).
„Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.“
Arthur Schopenhauer