ich bereite gerade eine Burning Wheel Runde vor, in der meine Spielercharaktere es unter anderem mit einem Bösewicht mit einer tragischen Hintergrundgeschichte zu tun bekommen werden. Das schrittweise Aufdecken dieser Geschichte wird hoffentlich ein wichtiger Teil der Kampagne werden. Die Geschichte ist zugegebener Maßen recht ausufernd, ich hoffe aber, dass der eine oder andere sich trotzdem dazu durchringen kann, sie zu lesen. Über Kommentare würde ich mich sehr freuen.
Spoiler (Anzeigen)Fürst Mordekai von Schwarzenfels
Mordekai stammt aus einer alten Adelsfamilie im östlichen Teil des Königreichs, die seit langer Zeit großen Einfluss auf die Politik hat und auch über ein großes Vermögen verfügt. Die Familie residiert auf Burg Schwarzenfels im Zentrum der gleichnamigen Stadt, verfügt aber darüber hinaus über eine beachtli-che Anzahl von Jagdschlössern, Landgütern und anderen Besitztümern. Nach dem Tod seines Vaters vor fünfzehn Jahren trat Mordekai dessen Nachfolge an und erwarb sich zunächst einen Ruf als guter, wenn auch manchmal etwas stürmischer und unbe-sonnener Herrscher. Trotzdem ging es seinen Unter-tanen gut und es herrschte Frieden im Fürstentum.
Vor nunmehr sieben Jahren geschah es, dass sowohl der König als auch seine beiden Söhne bei einem Jagdausflug in königlichen Wäldern bei einem Wald-brand eingeschlossen wurden und elend verbrannten. Zum ersten Mal seit dreihundert Jahren hatte Eram-mar keinen König und wie es das Gesetz verlangte, sollte eine heilige Queste darüber entscheiden, wer der neue König sein sollte.
Zur gleichen Zeit begab es sich, dass im Norden des Königreichs eine schreckliche Bestie, die bekannt war als der Drache vom Jammermoor, die Landbevölke-rung terrorisierte und in Angst und Schrecken ver-setzte. Adelmus, der Erzbischof von Telamôr be-stimmte deshalb, dass die heilige Queste darin beste-hen sollte, dass derjenige, der den Drachen erschlägt und seinen Kopf in die Kathedrale der Aufgehenden Sonne in der Hauptstadt von Erammar bringe, der neue König sein sollte.
Wie das Gesetz es verlangte, waren alle Adligen be-rechtigt, diesem Ruf zu folgen, und auf die heilige Queste zu gehen, und so scharte auch Mordekai seine Getreuen um sich und zog aus, um den Drachen zu erschlagen. Seine Reise führte ihn quer durch das ganze Königreich, am Rande des Gelbaugenforstes entlang und schließlich an den Lauf des Flusses Mythénar, dem die Gemeinschaft nach Norden folg-te, bis sie die von ewigem Nebel bedeckten Lande des Jammermoors erreichten, wo die Luft faulig riecht und eine niederschmetternde Stille selbst die Mutigsten verzagen lässt.
Unter großen Gefahren bahnten sich Mordekai und seine Getreuen einen Weg durch das Moor und er-reichten schließlich die Höhle des Drachen, die sich weit oben auf einer zyklopischen Felsnadel befand, welche himmelhoch und drohend dunkel aus dem Sumpfland hervorstach wie der Finger eines uralten finsteren Gottes, der unter dem moorigen Boden begraben lag. Auf dem Weg hatten schon zwei von Mordekais Begleitern ihr Leben gelassen, als sie in heimtückische Sumpflöcher stürzten, und auch der nun folgende Anstieg über eine schmale, steile und ausgesetzte Treppe an der Flanke der Felsnadel for-derte Opfer unter den Questrittern aus dem Fürsten-tum Schwarzenfels.
Als sie also endlich den Drachenhort erreichten wa-ren nur noch Mordekai selbst, der alte Marschall Torvik Eisenarm und der Zauberer Gumeldas am Leben und fähig sich der Bestie zu stellen. Zu dritt betraten sie die Höhle der Bestie, zogen blank und forderten den Drachen zum Kampf, der in den letz-ten Wochen schon eine kleine Armee von Questrit-tern verspeist hatte, die es gewagt hatte, ihn heraus-zufordern.
Obwohl Mordekai ein geschickter Schwertkämpfer war und eine verzauberte Klinge führte, die sich seit Generationen im Besitz seiner Familie befand und auch seine Kameraden schon viele Schlachten ge-schlagen hatten, konnten die drei den Drachen vom Jammermoor nicht bezwingen. Zuerst viel Torvik Eisenarm dem giftigen Odem der Bestie zum Opfer, dann biss der Drache Gumeldas mit seinen messer-scharfen Zähnen den Kopf ab. Mordekai lieferte sich anschließend ein wütendes Duell mit dem Ungeheuer und fügte ihm eine ganze Reihe schwerer Verwun-dungen zu. Dann aber versetzte ihm der Drache einen mächtigen Hieb mit seiner Klaue, der ihn quer durch den Hort und über das Felssims schleuderte, über welches die Bestie ihre Behausung zu verlassen pflegte. Mit rasender Geschwindigkeit stürzte Mor-dekai dem Erdboden des Jammermoors entgegen und verlor das Bewusstsein, noch bevor er unten ankam.
Als er wieder erwachte, wusste er nicht, wie lange er bewusstlos gewesen war. Sein ganzer Körper schmerzte fürchterlich, sein Geist war benebelt und er konnte seine Umgebung nur sehr verschwommen erkennen. Es dauerte über eine Woche, bis Mordekai wieder soweit genesen war, dass er erkannte, dass ihn eine Gruppe primitiver Echsenmenschen gefunden und in ihr Dorf gebracht hatten, wo sie ihn nun unter Verwendung von Kräutertinkturen und einfacher Zaubersprüche gesund pflegten. Die Echsenmen-schen wunderten sich über Mordekai und brachten ihm eine Mischung aus Furcht und Verehrung entge-gen, doch der Fürst von Schwarzenfels beachtete sie nicht weiter und brach ohne ein Wort des Dankes auf, sobald er wieder alleine laufen konnte. Die Ech-senmenschen gaben ihm sogar einen Führer mit, der Mordekai einen sicheren Weg durch das Moor wies, doch auch diesem gegenüber zeigte sich der Fürst nicht dankbar. Er hatte nur ein Ziel im Kopf: Er musste so schnell wie möglich eine neue Kampfge-meinschaft zusammenstellen und sich dem Drachen erneut stellen. Die Bestie war schwer verwundet und würde einem zweiten Angriff kaum standhalten.
Er mietete sich deshalb in einer Herberge der Stadt Moorwacht am Rande des Jammermoors ein und schickte einen Eilboten nach Schwarzenfels, um neue Männer anzufordern. Während er in Moorwacht wartete kam nun ein anderer Questritter durch die Stadt, einer junger Recke namens Berengil von Grünhügel, der älteste Sohn einer unbedeutenden Adelsfamilie aus einer entlegenen Provinz des König-reichs. Berengil verfügte nicht über mächtige magi-sche Waffen wie Mordekai (wobei dieser sein Schwert im Kampf mit dem Drachen verloren hatte) und auch seine Kameraden waren keine großen Hel-den wie es Torvik Eisenarm und Gumeldas gewesen waren. Aus diesem Grund fürchtete Mordekai nicht, dass der junge Questritter den Drachen vor ihm zur Strecke bringen könnte, denn auch in ihrem ange-schlagenen Zustand war die Bestie noch immer ein tödlicher Gegner und diese unerfahrenen Kinder würden ohnehin wohl noch nicht einmal die gefährli-che Reise durch das Moor überleben.
Wie sollte er sich mit dieser Annahme täuschen! Zwei Wochen später trafen endlich die angeforderten Krieger in Moorwacht ein und Mordekai drängte zu einem schnellen Aufbruch, und so machte er sich ein zweites Mal auf den Weg durch das Jammermoor zu der Felsnadel an deren Spitze sich der Hort des Dra-chen befand. Die Gemeinschaft kam gut voran, und da Mordekai – nicht zuletzt durch das Wissen seines Echsenmenschenführers – die heimtückischen Stellen inzwischen kannte, kamen alle unbeschadet am Fuße des Felszackens an. Selbst der Aufstieg verlief ohne Zwischenfälle, doch als Mordekai und seine Männer schnaufend den Drachenhort erreichten, fanden sie neben den halb verwesten Leichen von Torvik Ei-senarm, Gumeldas und einigen von Berengils Ge-treuen nur noch den leblosen, enthaupteten Leib des Drachen vor.
Der tapfere Berengil hatte nämlich während des Kampfes Mordekais verzaubertes Schwert zu fassen bekommen, das zwischen den zahlreichen Schätzen gelegen hatte, die der Drache angehäuft hatte (be-sonders in der letzten Zeit, da ein wahrer Sturm auf seinen Hort begonnen hatte und der Drache die angriffslustigen Ritter dutzendweise verspeist hatte). Mit diesem verzauberten Schwert jedenfalls gelang es Berengil, der verwundeten Bestie den Todesstoß zu versetzen und sie schließlich zu enthaupten. An-schließend verließen Berengil und diejenigen seiner Kameraden, die überlebt hatten, den Drachenhort und reisten auf einer anderen Route als Mordekai zurück durch das Jammermoor und nach Moor-wacht, wo sie von jubelnden Menschen empfangen wurden.
Von dort zog die Gemeinschaft am Flusslauf des Mythénar entlang nach Süden, bestieg in Beolshafen am Silberspiegelsee ein Schiff und reiste damit schließlich hinunter nach Telamôr an der Küste des Meeres der Riesen. In der Kathedrale der Aufgehen-den Sonne übergab Berengil den Kopf des Drachen an den Erzbischof Adelmus und neigte vor dem Geistlichen sein Haupt, der wenig später in der Stadt verkünden ließ, dass Erammar einen neuen König gefunden habe. Auch in alle Provinzen des König-reichs wurden Boten entsandt, so dass schon bald ein jeder von Berengils Sieg über den Drachen vom Jammermoor Bescheid wusste.
Mordekai tobte derweil im Hort des Drachen und trieb seine Kameraden an, sofort wieder nach unten zu klettern und die Verfolgung Berengils aufzuneh-men, der nach Mordekais Meinung dabei war, ihm seinen Triumph zu stehlen.
Doch so sehr Mordekai seine Männer auch antrieb, sie holten Berengil nicht mehr ein. In jedem Ort, den sie erreichten, war er schon vor ihnen gewesen, und überall herrschte festliche Stimmung und man hatte vielerorts bunte Girlanden aufgehängt und die Spiel-leute besangen den Jüngling Berengil in verschiede-nen Variationen alter Drachentöterlieder.
All dies machte Mordekai natürlich rasend, denn er fühlte, dass er derjenige hätte sein sollen, dem diese Heldenlieder galten. Schließlich erreichte er Telamôr gerade noch rechtzeitig, um zu beobachten, wie Be-rengil, die Krone auf dem Haupt und die Insignien des Königreichs in Händen, die Kathedrale verließ und von einer jubelnden Menge in Empfang ge-nommen wurde, die immer wieder rief: „Lang lebe der König!“
Mordekai seinerseits verließ Telamôr gleich nach seiner Ankunft wieder und kehrte nach Schwarzen-fels zurück, wo er sich grämte und den Jüngling Be-rengil verfluchte, der ihm seinen größten Triumph gestohlen hatte. Bei sich schwor der Fürst, dass er sich Berengil niemals beugen würde, und dass er nicht ruhen würde, solange er nicht zu seinem Recht gekommen war.
Berengil selbst hatte derweil herausgefunden, dass das Schwert, dass er in dem Drachenhort gefunden hatte Fürst Mordekai gehörte und verstand, dass er den Fürsten versöhnlich stimmen musste, wenn er sich nicht einen mächtigen Gegner schaffen wollte. Er ließ das Schwert deshalb nach Schwarzenfels übersenden, zusammen mit einer Nachricht, in der er Mordekai den Posten des Reichsmarschalls anbot. Obwohl dieses Amt Mordekai mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet hätte, verhinderte sein Stolz diesen sicherlich weisen Schachzug. Stattdessen schickte er den Boten und das Schwert zurück und ließ die Nachricht übermitteln, dass er sich dieser Ehre nicht würdig glaubte und bot zugleich das Schwert als Geschenk an den jungen Regenten an, dem er alles Gute für die hoffentlich langen Jahre seiner Herrschaft wünschte.
All dies tat Mordekai, um Berengil in Sicherheit zu wiegen und ihm zu beweisen, dass er sein Untertan sei und ihm den Thron nicht neidete. Insgeheim beruhigte Berengil diese Nachricht sehr, denn erstens glaubte er Mordekai in Bezug auf dessen wohlwol-lende Absichten, zweitens spürte er in seinem Her-zen, dass er ohne den Heldenmut des Fürsten nie-mals mit dem Drachen hätte fertig werden können.
So verging die Zeit und während Berengil sich lang-sam aber sich zu einem souveränen König und einem erfahrenen Politiker entwickelte, schmiedete Fürst Mordekai Pläne und labte sich auf abartige Weise an seinem eigenen glühenden Neid gegen den Jüngling, der in Telamôr regierte. Berengil würde noch früh genug herausfinden, dass es mehr brauchte als ein wenig Idealismus und Jugendliche Naivität, um ein Königreich zu führen – König werden, das ist schwer, König bleiben umso mehr.
Mordekai nämlich wusste, das er nicht der einzige war, der Berengil als einen Emporkömmling betrach-tete, der sich unrechtmäßig vorgedrängt hatte, und somit die alten Adelshäuser um ihr Vorrecht auf den Thron betrogen hatte (welches es natürlich in den Gesetzen des Königreichs Erammar nie gegeben hatte, rein formal war Berengils Krönung völlig unan-fechtbar). Dieser verletzte Stolz einiger Fürsten wur-de nun noch dadurch gemehrt, dass Berengil den alten Seilschaften des Königshauses nicht mehr soviel Macht abtrat, wie dies unter seinem Vorgänger der Fall gewesen war. Viele Familien verloren an Einfluss und bei einigen der größten Adelshäuser wuchs die Unzufriedenheit mit der Politik, die der junge König in der Hauptstadt betrieb.
So konnte Mordekai im Lauf von zwei Jahren eine ganze Reihe von Verbündeten gewinnen, und immer öfter trat in Schwarzenfels eine Gruppe von Ver-schwörern zusammen, die ihren Einfluss, ihren Reichtum und ihre militärische Macht vereinen woll-ten, um Berengil zu stürzen. Einige von ihnen hatten handfeste politische Motive wie die Vertreter einiger Adelshäuser. Andere hofften einfach, sie könnten sich in dem erwarteten Chaos eines solchen Um-sturzversuchs bereichern. Wieder andere hatten ganz und gar undurchschaubare Motive und hatten mit dem Königreich Erammar eigentlich nichts zu tun. Mordekai jedoch fragte nicht, warum sich jemand seiner Sache anschloss, und so entstand schließlich ein Kreis von Verschwörern, der neben Mordekai und den anderen Fürsten auch einige Händler ein-schloss, sowie den Anführer einer Räuberbande und einen uralten Vampir, der in einer Schlossruine in den Wolfssteinen hauste.
Als Mordekai beobachtete, wie die Zahl seiner Ver-bündeten stetig wuchs, begann er seinen Neid nicht mehr als solchen wahrzunehmen. Stattdessen war er aufrichtig davon überzeugt, dass er ausschließlich nach Gerechtigkeit strebte und moralisch unangreif-bar war. Diese Gefühlsregung aber ist die gefährlichs-te überhaupt, denn im gleichen Maße, in dem Mor-dekai seinen Neid verkannte, erweckte er die Auf-merksamkeit finsterer Kreaturen, die sich von den Sünden der Menschen ernähren, Dämonen, deren Lebenskraft an den Hochmut, den Zorn und den Neid der Sterblichen gebunden war.
Es war der Dämonenprinz Visceras, der auf Morde-kai aufmerksam wurde und Gefallen am Dilemma des Fürsten fand. Anfangs beobachtete er ihn nur, doch schon bald schickte er ihm in der Nacht schreckliche Träume, in denen er mal Berengil im Zweikampf erschlug und ihn in erhabener Pose vom Thron stürzte, mal musste er in Ketten gelegt beo-bachten, wie der Emporkömmling sich vor seinen Augen mit seiner Frau Mariam vergnügte und ihn verhöhnte und auslachte. Auch Mariam fand gefallen an dem gutaussehenden Jüngling und stimmte in sein Gelächter mit ein, und als sie Berengils Kind zur Welt gebar gab sie es an Mordekai wie an ein Kin-dermädchen und verlangte, dass er mit dem Knaben spiele, während sie mit ihrem glockenhellen Lachen in den Gemächern des Königs verschwand und die Tür von innen verriegelte.
Nun waren all dies nur Träume, doch das Gift der Dämonen ist heimtückisch und entfaltet nur langsam, dafür aber unaufhaltsam seine Wirkung, denn nur wenn der Gepeinigte von seinen Sünden ablässt, kann er die Einflüsterungen des Dämons als solche erkennen und aus seinem Bewusstsein verbannen. Nun wurde Visceras Neid und Zorn gegen Berengil durch diese Träume aber immer größer und zerstöre-rischer, und so wurde er in einen Strudel hinabgeris-sen und langsam aber sicher verlor die Fähigkeit zwischen Traum und Wirklichkeit zu unterscheiden. Der Schleier zwischen den beiden Welten wurde immer dünner und Mordekai immer bitterer, jähzor-niger und paranoider. Auch äußerlich begann er sich zu verändern, er wurde dünner und dünner, das einst dichte, dunkelblonde Haar fiel ihm aus und sein Gesicht verwandelte sich in eine gespenstisch ausge-mergelte hohle Fratze.
Während Mariam sich in Wirklichkeit große Sorgen um ihren Ehemann machte, den sie sehr liebte, wuchs Mordekais Überzeugung, dass sie ihn mit dem König betrog, auch wenn das gar nicht möglich war, weil sie stets in Schwarzenfels weilte, der König aber mehrere hundert Meilen entfernt im Schloss von Telamôr residierte. All dies interessierte Mordekai nicht, denn Visceras Saat des Bösen war in seinem Herzen auf fruchtbaren Boden gefallen und hatte sich wuchernd wie Unkraut auf sein ganzes Bewusst-sein ausgedehnt. Wohin er auch blickte, überall sah er Verrat und Mariam war da nur eine unter vielen, die ihm nur Böses wollten. Als er den Schmerz schließ-lich nicht mehr ertragen konnte, verurteilte Fürst Mordekai seine ihn voller Verzweiflung liebende Ehefrau zum Tode, und befahl, dass der Henker ihr schon am nächsten Morgen auf dem großen Markt-platz von Schwarzenfels den Kopf abschlagen solle.
Ihr Leben konnte sie nur retten, weil es im Umfeld des Fürsten einige gaben, die mit Schrecken schon seit einer Weile die Veränderungen beobachtet hat-ten, die mit Mordekai geschahen und insgeheim spürten, dass die Seele des Fürsten verloren war.
Mariam konnte jedenfalls aus der Stadt entkommen und sollte erst einige Jahre später wieder nach Schwarzenfels zurückkehren. Kaum dass Mariam fort wahr, ging der Dämonenprinz Visceras zur nächsten Stufe seines Plans über, der übrigens kein besonderes Ziel verfolgte, denn allein das Leid, das der Dämon auf Mordekais Seele lud versetzte ihn in eine andau-ernde Euphorie, wie sie bei Menschen wohl nur durch den Genuss starker Rauschmittel oder fleisch-liche Ekstase hervorgerufen wird.
So sandte Visceras nun jedenfalls eine seiner Diener-kreaturen, einen Sukkubus in Mordekais Bett, der ihn noch tiefer in den Abgrund stürzen sollte. Dieser Dämon begegnete Mordekai in Gestalt einer rotlo-ckigen Frau, deren Schönheit mit Worten nicht zu beschreiben war. Listig drängte sich der Dämon unter dem Namen Daliah in Mordekais Leben und setzte Visceras Einflüsterungen fort und überredete Mordekai, dass es an der Zeit war, König Berengil endlich zu stürzen.
Wo Mordekai kurz zuvor noch verzagt und verzwei-felt gewesen war, drangen nun wieder sein Neid und sein Hass auf Berengil an den Tag. Erst hatte der Emporkömmling ihm die Krone und nun auch noch sein Weib geraubt. Mordekai fasste den Entschluss, dass Berengil sterben musste und rief nach einer langen Pause erstmals die Verschwörer wieder nach Schwarzenfels. Bei einer langen Sitzung im Festsaal von Burg Schwarzenfels wurde schließlich beschlos-sen, dass man Erammar mit Krieg und Chaos über-ziehen werde, um Berengil zu stürzen. Aus diesem Grund brach schon bald eine Gesandtschaft von Schwarzenfels in den Gelbaugenforst auf, die mit den dort hausenden Trollen verhandeln sollte, und ihnen eine große Summe Gold bot, wenn sie Krieg über Erammar brächten. Andere Gesandtschaften reisten zu den Riesen der Teufelszacken und wieder andere brachten reichhaltige Gastgeschenke zu den boshaf-ten Kobolden des Dunkeltanns. Der Nebel des Kriegs zog aus den Wäldern ins Land, und in seinem aus Schloss aus Schwefel frohlockte der Dämon Visceras.
Glaubenssätze
1.) Ich bin der rechtmäßige Thronfolger von Erammar und ich werde zu meinem Recht kommen.
2.) Berengil hat mir zuerst die Krone und dann mein Weib geraubt. Der Elende Empor-kömmling muss sterben, genau wie Mariam, die Berengils Konkubine geworden ist.
3.) Der Zweck heiligt die Mittel. Ich werde jede Waffe einsetzen, die sich mir erbietet, wenn es nur meine Ziele fördert – selbst wenn be-sagte Waffe aus dem tiefsten Schlund der Hölle stammt.
Instinkte
1.) Wenn der Name Berengils oder Mariams in meiner Gegenwart erwähnt wird, bekomme ich einen schrecklichen Tobsuchtsanfall und greife den Sprecher wüst an.
2.) Ich bin immer wachsam und versichere mich regelmäßig, dass sich niemand von hinten an mich heranschleicht.
3.) Ich werde mich niemals dem König oder einem seiner Repräsentanten unterordnen.