Autor Thema: Stadt in Ketten XI – Asyl (Es ist vorbei!)  (Gelesen 10601 mal)

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Berandor

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« Letzte Änderung: 03. September 2008, 20:44:06 von Berandor »
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Berandor

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Re: Stadt in Ketten XI – Asyl
« Antwort #1 am: 29. August 2008, 09:17:31 »
Stadt in Ketten - was bisher geschah

Die Kampagne “Stadt in Ketten” bespielt die “Shackled City”-Abenteuerreihe aus dem Magazin “Dungeon”. Darin geht es um die düsteren Pläne der Käfigschmiede und des Betrachterfürsten Vlaathu, durch die eine Grenzstadt Tethyrs in Gefahr gerät. Cauldron, so der Name der Stadt, ist in den Kessel eines erloschenen Vulkans erbaut worden.

In Cauldron sind vor sechzehn Jahren die “Schätze Tethyrs” verschwunden, eine berühmte Abenteuergruppe. Die Nachkommen der Schätze begaben sich auf die Suche ihrer Eltern - gerade rechtzeitig, um den Käfigschmieden ein Dorn im Auge zu werden.
Die Kettenbrecher:

Im Augenblick bilden die folgenden fünf Abenteurer die Heldengruppe, welche Cauldron retten kann und muss:

    • Boras Breda: Ein menschlicher Barbar, der mit einer Zweihandaxt kämpft. Boras glaubt an Uthgar, den Barbarengott, und sein Totem ist der Wolf.
    • Dirim Gratur, Richtschwert von Tyr: Wie der Name schon andeutet, ist der Zwerg Dirim ein Kleriker des Gottes Tyr, der für Gesetze und Gerechtigkeit steht.
    • Jørgen von Velbert: Nach anscheinend prophetischen Träumen und der Beschwerde von Fürst Taskerhill bei der Krone wurde der Paladin Jørgen von Velbert nach Cauldron geschickt, um dort nach dem Rechten zu sehen. Er hat sich seitdem öfter mit Dirim angelegt, wenn es um die konkrete Auslegung von Recht und Gerechtigkeit ging.
    • Thamior: Der elfische Bogenschütze ist ein wortkarger Geselle. Thamior ist der Vater von Annastrianna, Helions verstorbener Halbschwester.
    • Thargad: Der schweigsame Assassine führt die Kurzschwerter Funke und Todeshauch mit tödlicher Präzision. Einstmals ein Mensch, ist der Sohn Kheynes inzwischen als »Eisengeborener« wiedererweckt worden.

Basar des Lebens:
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Flutzeit:
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Zenith der Nacht:
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Willkommen im Dämonenschlund:
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Die Prüfung des Rauchenden Auges
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Geheimnisse der Seelenpfeiler
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Schatten über Cauldron
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Cauldron bei Nacht
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Fundament aus Flammen
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Gebrochene Ketten
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Asyl
Jetzt wartet nur noch das wirkliche Problem auf die Kettenbrecher: die Befreiung der Schätze – und Adimarchus, der gefallene Engel. [/list]
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Berandor

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Re: Stadt in Ketten XI – Asyl
« Antwort #2 am: 29. August 2008, 09:17:58 »
Bitte posten Sie woanders, es gibt hier nichts zu sehen.
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Berandor

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Re: Stadt in Ketten XI – Asyl
« Antwort #3 am: 29. August 2008, 10:09:36 »
Tsumimasen

Yorugen no de
wa Dirimu onegashi
hakata yoru

gozaimas le
Ketenoburesha des
ishimasen wa

he nakata ren
so ire tsumimasen
Adimaroshusu
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Berandor

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Re: Stadt in Ketten XI – Asyl
« Antwort #4 am: 29. August 2008, 15:11:41 »
Abschied

Die Kettenbrecher einschließlich dem wieder zum Leben erweckten Jørgen saßen im Schankraum des roten Kumpels zusammen. Pellir hatte gerade etwas auf der Laute vorgespielt, was zumindest entfernt nach Lied geklungen hatte, und damit die düstere Stimmung ein wenig fernhalten können. Nicht mehr.

»Du meinst also, Adimarchus wird dich früher oder später übernehmen«, wiederholte Jørgen.

»Eher früher als später«, sagte Dirim. »Bald. Das hat er gesagt.«

»Also müssen wir ihn vorher finden und töten«, sagte Boras. »Ganz klar.«

»Tolle Idee.« Thargads Stimme war tonlos. »Töten wir Adimarchus, den Dämonenfürsten.«

»Warum nicht?«

Thamior nickte. »Wir könnten es schaffen, glaube ich. Wenn wir müssen. Müssen wir?«

Jørgen sagte: »Das genau ist die Frage. Müssen wir wirklich sofort nach Carceri aufbrechen und Adimarchus stellen? Oder nicht?«

»Ich würde gerne noch etwas warten«, sagte Dirim. »Zeit hier verbringen. Die Ruhe genießen.«

»Das klingt sehr gut«, sagte Thargad. »Ruhe und Frieden, wenn auch nur kurz.«

»Klingt langweilig«, sagte Boras.

Thamior schüttelte den Kopf. »Aber die Zeit haben wir nicht, oder?«

»Vielleicht doch«, sagte Dirim. »Ich werde mich an Tyr wenden.«

»Und was tun?«

»Das Rauchende Auge ist der Zugang, den Adimarchus nutzen will, oder? Also werde ich Tyr bitten, mir das Auge zu nehmen. Ich will es nicht mehr.«

-

In Redgorge gab es keinen Tyrtempel. Nicht einmal einen Schrein, und so hatte sich Dirim einfach in ein Zimmer zurückgezogen und dort mit dem Ritual begonnen. Er wollte um ein Wunder bitten, und so etwas war nicht leichtfertig getan. Vor der Türe wartete Beregard und stellte sicher, dass ihn niemand störte. Dirim versank in einer Trance.

Er sah sich von reinem Weiß umgeben, ohne Konturen, ohne Inhalt. Trotzdem hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden, und davon, dass jemand oder etwas darauf wartete, dass er etwas sagte.

»Ich bitte darum, dass mir das Zeichen des Rauchenden Auges wieder genommen wird.«

Er schloss die Augen. Damit, das wusste er, verurteilte er seinen Plan zum Scheitern, Occipitus in den Himmel zu befördern. Er schwächte sich außerdem selbst. Und er würde den Dude verlieren.

Aus dem Weiß schälte sich die Gestalt eines Kriegers, dem eine Hand fehlte und beide Augen. Ein Sinnbild Tyrs. Dirim hatte den mächtigsten Zauber gewirkt, den Sterbliche ohne Gefahr wirken konnten, und damit einen Avatar seines Gottes selbst zu sich geholt.

Tyr sah seinen Diener an. »Nein.« Dirim war verblüfft. »Das Zeichen wird noch benötigt. Deine Bitte ist abgelehnt.«

Dirim neigte den Kopf. »Wie ihr wünscht.«

»Stattdessen«, sagte Tyr, »werde ich anderweitig helfen.«

Das Weiß verblasste und Dirim fand sich im Thronsaal von Occipitus wieder. Die übrigen Kettenbrecher waren ebenfalls hier und sahen mindestens so überrascht aus wie der Dude, der auf dem Thron saß, an den er mit Ketten gefesselt worden war.

»Hey, Boss«, sagte der Dude. »Alles klar? Ich würde ja aufstehen aber…«

»Wer hat dich gefesselt?«, wollte Dirim wissen.

»Hör mal«, meinte der Dude. »Das war echt nicht so geplant. Sie hat gesagt, es würde Spaß machen, und es würde eh keiner erfahren. Und ob ich Angst hätte. Außerdem… so eine heiße Braut, weißt du?«

»Wer?«

Von der Treppe zu den höheren Ebenen kamen Schritte, und dann kam eine schlanke, gut gebaute Frau in den Thronsaal. Ihre feuerroten Haare flammten geradezu vor ihren schwarzen Fledermausflügeln, und ihre Augen glühten so weiß wie frischer Schnee.

»Ich war das«, sagte Celeste.

-

»Ich dachte, wir wären dich los«, sagte Thamior. »Wolltest du nicht verschwinden?«

»Ich bin zurückgekommen.«

»Das sehe ich.«

»Warum?«, wollte Jørgen wissen. »Was willst du?«

»Euch ein Geschäft vorschlagen.« Celeste lächelte. Trotz ihrer dämonischen Gestalt schlug das Herz des Paladins höher.

Jørgen zog eine Grimasse, von sich selbst enttäuscht. »Was willst du?«

Sie schüttelte den Kopf. »Anders herum. Was wollt ihr? Ihr wollt nach Carceri, oder? Habt ihr denn einen Ebenenschlüssel dafür?«

Dirim runzelte die Stirn. »Nein.«

»Und habt ihr Zeit, einen zu suchen?«

»Nein.«

Und wisst ihr überhaupt, wo in Carceri ihr hin müsst?«

»Nein.«

Celeste grinste. »Seht ihr? Und ich kann euch helfen. Ich kann euch einen Ebenenschlüssel geben, geschaffen aus dem Knochen einer Teufelsschnecke, und ich kann euch einen Kontakt nennen, den ihr in Carceri aufsuchen könnt.«

»Noch einmal«, wiederholte Jørgen. »Was willst du?«

»Kurz gesagt: Ich will meinen Sohn.«

Thargad fragte: »Mich?«

»Nein«, sagte sie. »Meinen Sohn. Nicht so ein Ding.« Thargad machte einen Schritt auf sie zu, und sie breitete die Arme aus, als missverstehe sie seine Absicht. »Komm«, sagte sie. »Ich mache aus dir einen richtigen Jungen.«

Thargad stutzte. Er nahm die Hand von den Schwertern. »Wie bitte?«

»Ich gebe dir deinen Körper zurück.«

»Wie?«, fragte Boras.

»Ach, es ist ziemlich langweilig – und kompliziert. Außerdem: was macht das für einen Unterschied?«

»Stimmt«, sagte Thamior. »Die Frage ist vielmehr, ob Thargad es will.«

»Werde ich meinen Freunden auf Carceri helfen können?«, fragte der Schurke.

Celeste schüttelte den Kopf. »Leider nein. Jetzt oder nie.«

Die Kettenbrecher sahen Thargad an. Thargad sah niemanden an, zumindest niemanden, der anwesend war.

»Also«, sagte Jørgen, »wie sieht es aus.«

Thargad drehte den Kopf zu ihm. »Ich will.«

Celeste lachte. »War das jetzt so schwer?« Sie nahm ein langes messerartiges Stück Knochen mit viele Riefen und Schnitzereien hervor und warf es Dirim ebenso zu wie einen Namen: »Byakala. Sucht sie auf, sie weiß, wo Adimarchus ist.«

Dann nahm sie Thargad in die Arme, und gemeinsam verschwanden die beiden.

»Nur noch zu viert«, sagte Thamior.

»Solange ich dabei bin, reicht es«, sagte Boras.

Dirim befreite den Dude von den Ketten. Dann bedeutete er den anderen, seine Arme zu greifen.

»Carceri – wir kommen!«

(Morgen: Carceri)
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Topas

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Re: Stadt in Ketten XI – Asyl (Der Anfang ist gemacht)
« Antwort #5 am: 29. August 2008, 17:28:38 »
Hatte Thargad's Spieler keine Zeit ?
Ist übrigens gemein die Ankündigung für morgen wo ich doch Wochenends keinen Internetzugang habe.
Immense harm is caused by the belief that work is virtuous.
- Bertrand Russel

Berandor

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Re: Stadt in Ketten XI – Asyl (Der Anfang ist gemacht)
« Antwort #6 am: 29. August 2008, 17:33:04 »
Updates: Samstag, Sonntag, Montag, Mittwoch, Freitag (Ende)

Ja, Thargad war nicht da.
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Kylearan

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Re: Stadt in Ketten XI – Asyl (Der Anfang ist gemacht)
« Antwort #7 am: 29. August 2008, 21:24:51 »
Updates: Samstag, Sonntag, Montag, Mittwoch, Freitag (Ende)

Ja, Thargad war nicht da.
Und das war eine schöne Variante, Thargad rauszuschreiben. Ich konnte als Jorgen leicht sagen, dass es nur Thargads Entscheidung sein kann - entweder für die Vergangenheit (seinen Vater) oder seine Zukunft (Leben als Mensch mit Jil).

Kylearan
"When the going gets tough, the bard goes drinking."

Berandor

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Re: Stadt in Ketten XI – Asyl (Der Anfang ist gemacht)
« Antwort #8 am: 30. August 2008, 11:07:58 »
Carceri

Die erste Ebene Carceris heißt Othrys. Othrys ist eine unendliche Felsenwüste, auf der es kein Wasser gibt. Flüsse aus Sand und Bäche aus Kieseln verursachen ein beständiges, schabendes Geräusch, wenn sie durch die zerklüfteten Täler und Kluften fließen. Der Himmel von Othrys ist ständig düster und wolkenverhangen, und es riecht nach Gewitter. Es donnert auch regelmäßig, wenn schwefelnde Blitze zur Erde krachen, aber die Vorfreude auf einen erfrischenden Regen wird niemals erfüllt. Die Luft ist so dicht, dass jeder Atemzug mühselig ist, und durch die höhere Schwerkraft verhält es sich ebenso mit jedem Schritt, den man tut. Selbst erfrischt fühlt man sich wie nach einem Tag harter Arbeit, und auf Othrys sorgen die dämonischen Bewohner eigentlich dafür, dass man niemals erfrischt ist. Hier ist man zudem halb so schnell ermüdet und erschöpft wie sonst.

Wer nach Carceri gelangt, landet niemals dort, wo er hinwollte. Wer dann länger als einen Tag auf der Ebene verbringen will, der sollte sich seiner großen Macht gewiss sein, denn nach dem ersten Tag wird es immer schwerer, die Ebene noch verlassen zu können. Zauber, die normalerweise eine Kreatur auf ihre Heimatebene schicken würde, verursachen hier zudem unvermeidbar einen Rückschlag gegen den Zaubernden und betäuben ihn abhängig von der Macht des Zaubers. Zauber, die Müdigkeit verursachen, entfalten stets ihre vollste Wirkung. Zu allem Überfluss ist Carceri von Bösartigkeit durchdrungen, und gute Kreaturen spüren stets ein Kribbeln in ihrer Magengegend, ein leichtes Unwohlsein, das sie daran erinnert, unerwünscht zu sein.

Dirim ging es prächtig. Zwar loderte sein Auge etwas stärker als sonst, aber er atmete tief ein und aus und war sich keiner Missstände bewusst. Thamior war auch gut dran; zwar spürte er den verderblichen Einfluss der Ebene, konnte ihn aber dank seiner Erfahrung und seiner Ausdauer größtenteils ignorieren. Boras und Jørgen hingegen konnten es kaum erwarten, wieder nach Hause zu kommen.

»Dann lass uns mal Byakala suchen«, sagte Dirim.

Thamior wies auf einen Fleck am Horizont. »Da sind ein paar Dämonen, die Menschen in Ketten gelegt haben. Fragen wir die doch.«

Jørgen wandte sich an Boras. »Das bedeutet, dass einer der Dämonen überleben muss.«

Boras zog eine Schnute.

»Aber wenn er die Frage beantwortet hat«, sagte Thamior, »wird Dirim ihn bestimmt gerne zum Tode verurteilen.«

Das hellte die Stimmung wieder auf. Kurz darauf waren die Kettenbrecher unterwegs zu Byakalas Burg, ein paar befreite Sklaven auf dem Weg in die Fänge der nächsten Sklavenhändler, und die Dämonen, die sich die Gemeinen Grusler genannt hatten, nur noch eine Sammlung von Blut und Leichenteilen in der steinigen Einöde.

-

Endlich standen sie vor Bykalas Behausung. Ein Turm aus zerbrochenen Waffen, Rüstungsteilen und Knochen erhob sich zwanzig Schritt hoch. Der Turm war in einen Schlammsumpf gesetzt worden; eine raue Treppe führte durch den Schlamm zum Eingang hoch, eingezäunt von Speeren mit einem Schädel an der Spitze. An der Spitze des Turms wiederum stand ein schwarzer Kristall wie ein langer Fingernagel in den Himmel.

Die Kettenbrecher betraten den Turm. Im Inneren sahen sie sich drei Dämonen unterschiedlicher Art gegenüber, die auf unbequemen Steinbänken Platz genommen hatten. In der Mitte dieses Zimmers schwebte eine Lichtkugel. Eine Tür führte aus dem Raum heraus. Sonst war er leer.

Gerade sagte ein dünner Fliegendämon zu seinem bulligen Sitznachbarn: »Sssmir egal was du ssagst. Ich bin jetzs dran.«

Der Bulle neigte seine Hörner auf den Fliegendämonen zu, hielt dann aber inne. alle drei Gesichter wandten sich den Neuankömmlingen zu.

»Das stimmt nicht«, sagte Thamior kühl. »Wir sind jetzt dran.«

Der Bullendämon stand auf. »Ach ja?«

»Ja«, sagte Thamior.

Boras grinste. »Oder hast du was dagegen?«, fragte er hoffnungsfroh.

Der Bulle sah zu seinen Wesensgefährten. Der Fliegendämon tropfte Sekret aus seinem Rüssel, sagte aber nichts. Der dritte Dämon, eine Art Schmetterlingsigel, saß regungslos wie eine Steinstatue. Der Bulle stieß Rauch aus den Nüstern und setzte sich wieder.

Als die Tür aufging, machte keiner der drei Dämonen Anstalten, sich den Kettenbrechern in den Weg zu stellen. Eine Kreatur aus Eiskristallen kam heraus, gefolgt von einem alten, hageren Mann mit Klauen, die bis zum Boden reichten, einem Grinsen, das fast um seinen ganzen Kopf reichte und einer schwarzen Uniform.

»Der Nächste?«

»Wir sind dran«, sagte Thamior und ging voraus.

Der Diener sah sie an. »Alle?«

»Ja«, sagte Dirim.

Der Diener studierte Dirims Auge. »Ich verstehe. Ihr kennt die Kosten?«

»Gleich kennen wir sie.«

»Folgt mir«, sagte der Dienstdämon. Hinter der Tür lag nur eine breite Wendeltreppe, und während sie hochstiegen, sagte er: »Es kostet zweitausend Goldmünzen, um den Kristall berühren zu können. Pro Person.«

»Kristall?«, fragte Boras.

»Darum sind wir nicht hier«, sagte Jørgen.

»Dachte ich mir schon«, gab der Dienerdämon zurück. »Da wären wir.«

Die Treppe öffnete sich in einen runden Raum, ebenso groß wie der Warteraum unten. Am anderen Ende gab es eine Öffnung in der Wand, durch die man zur Außentreppe nach oben zum Kristall kommen musste. An den runden Wänden verteilten sich gemütliche Sitzgelegenheiten. Von der Decke hingen Leichen in mehr oder weniger gegessenem Zustand. Auf dem größten Sitzkissen hatte sich der Schlangenleib einer großen Dämonin zusammengerollt, einer Marilith. Sie trug eine Krone und sonst nichts an ihrem Leib. Fünf schwarze Dämonen mit spitzen Knochenauswüchsen standen Wache und drei weitere, den Kettenbrechern unbekannte Dämonenarten saßen im Raum.

Die Marilith sah Dirim nur kurz an und sagte sofort: »Die Antwort lautet nein.«

»Aber-«

»Nein. Akzeptiert die Antwort, oder kämpft.«

»Glaubt ihr, dass ihr uns töten könnt?«, fragte Thamior.

»Vielleicht nicht. Aber eher lasse ich mich töten, als wieder in Adimarchus‹ Dienste zu treten.«

Dirim hob die Hand. »Moment mal. Das wollen wir gar nicht.«

Die Marilith – Byakala – lachte. »Ach nein? Ihr tragt sein Zeichen und wollt nicht für ihn sein?«

»Wie ihr wohl seht«, sagte Dirim, »haben wir einen Paladin dabei. Das passt doch wohl nicht.«

»Das wäre nicht der erste Paladin in Adimarchus Reihen, auch wenn der letzte in Ketten lag.«

»Das war kein Paladin«, sagte Jørgen düster. »Vergleicht ihn nicht mit mir.«

»Also gut«, sagte Byakala. Sie wedelte mit zweien ihrer Hände. »Was wollt ihr denn nun?«

»Wir suchen das Gefängnis von Adimarchus«, sagte Dirim.

»Damit wir ihn töten können«, fügte Boras hinzu.

Byakala lachte, und ihre Entourage lachte mit. »Adimarchus töten?« fragte sie schließlich, immer noch kichernd.

»Ja«, sagte Dirim.

»Gibt es da ein Problem?«, wollte Thamior wissen.

Byakala hob eine Augenbraue. »Ihr meint das ernst?« Sie studierte die Kettenbrecher. »Hm. Versprecht mir, dass ihr nicht verratet, dass ich euch den Ort verraten habe.«

Jørgen nickte. »Versprochen.«

»Nicht, dass das hilft, sollte er euch foltern. Aber gut. Ich werde euch sagen, wie ihr Adimarchus findet.« Sie lehnte sich vor. »Ganz genau. Und ich drücke euch sogar die Daumen.«

-

Schädelfäule, die Festung des Dunklen Myrkuls und Gefängnis von Adimarchus, lag auf einem großen Hochplateau in der Einöde von Orthrys. Das Plateau war voller Dämonenleichen: Hoffnungsvolle, die sich hier versammelt hatten, um durch Malgario von Carceri entkommen zu können, und die, nachdem sich keine Tore in die Freiheit öffneten, stattdessen gegeneinander gekämpft hatten. Etwaige Überlebende hatten sich wieder verzogen.

Schädelfäule selbst war ein achtzig Schritt hoher Bau aus weißem, knochenähnlichen Stein. Wie flehend erhobene Arme bogen sich gewaltige Türme über das Dach hinaus, und von diesen Armen hingen Dutzende von Käfigen mit Skeletten und verfaulten Leichen. An der Spitze der Türme waren große gehörnte Schädel, den Mund zum Schrei erhoben. Ob nun von diesen Schädeln oder aus dem Inneren, jedenfalls wurden die Kettenbrecher von Geheul und Geschrei begrüßt, das Schädelfäule umgab wie Fliegen einen wochenalten Leichnam.

Die Kettenbrecher hatten die Gefahren von Orthrys dank eines Windwandels umgangen. Jetzt schwebten sie über Schädelfäule und sahen sich die Burg genau an. Der Stein war sehr porös und würde sie in verzauberter Form sicher durchlassen. Aber wo? Sollten sie ganz oben eindringen?

»Wir sollten eine niedrigere Ebene nehmen«, sagte Dirim. »Dann können wir uns vor dem großen Kampf noch vorbereiten.«

»Warum gibt es den großen Kampf denn oben?«, wollte Boras wissen.

»Also wirklich«, sagte Thamior. »Der große Kampf ist immer entweder ganz oben im Turm oder ganz unten im Verließ.«

»Warum?«

Der Elf zuckte mit den Schultern. »Genauso könntest du fragen, warum Elfen im Wald und Zwerge in den Bergen wohnen. So ist die Welt nun mal.«

»Ich bin auch für die Mitte«, kam Jørgen zum Thema zurück. »Dann können wir uns auch Slouva vornehmen, die Kerkermeisterin, von der Aleandra Dunessar gesprochen hat. Und die Schätze Tethyrs finden und befreien.«

»Na also«, sagte Dirim. »Das klingt doch nach einem Plan.«

»So klingt ein Plan?«, fragte Thamior zögernd. »Ich weiß ja nicht…«

»Rein, töten, die Schätze befreien, noch mehr Leute töten«, sagte Boras. »Ich finde, es klingt gut.« Und damit flog er voraus.

»War ja klar«, seufzte Thamior. Er vermisste Thargad; dessen Zynismus könnte er jetzt wirklich gut gebrauchen. Dann flog er den anderen hinterher.

(morgen: Schatzsuche)
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DU#1229

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Re: Stadt in Ketten XI – Asyl (auf Carceri)
« Antwort #9 am: 30. August 2008, 11:58:22 »
Ist heute nicht schon morgen?

Berandor

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Re: Stadt in Ketten XI – Asyl (auf Carceri)
« Antwort #10 am: 30. August 2008, 12:46:52 »
Das war gestern
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DU#1229

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Re: Stadt in Ketten XI – Asyl (auf Carceri)
« Antwort #11 am: 30. August 2008, 12:50:25 »
Das war gestern

na dann kanns ja weitergehen...  :D

kilianson

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Re: Stadt in Ketten XI – Asyl (auf Carceri)
« Antwort #12 am: 30. August 2008, 20:34:57 »
Der Plan klingt seeeeeehr vielversprechend.

Endlich mal eine Gruppe die vorausschauend handelt, die Eventualitäten abwägt und mit Bedacht ans Werk geht.

GUTER PLAN!



Weiterschreiben!!!! Bitte!!!!

Berandor

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Re: Stadt in Ketten XI – Asyl (auf Carceri)
« Antwort #13 am: 31. August 2008, 00:58:23 »
Schatzsuche

Das Innere von Schädelfäule war in beinahe ein Dutzend Etagen aufgeteilt. Die untere Hälfte der Etagen bestand jeweils aus einem drei Schritt breiten Rundgang und vier nach außen gestreckten Gängen, wo die Zellen für die Gefangenen waren. Die Mitte des Turmes war offen, sodass ein Schacht von unten bis ganz nach oben führte. In den unteren Etagen trennte nur ein Gitter den Rundgang vom Schacht, sodass man dort hinein und auch auf die entgegengesetzte Seite sehen konnte. In jeder der vier Ecken der Etagen waren Treppen, die nach oben bzw. unten führten.

Als die Kettenbrecher im Rundgang materialisierten, sahen sie Slouva zwei Etagen über ihnen gerade aus einem der Gänge kommen. Slouva war eine riesenhafte alte Frau mit knorriger Haut und langen Klauennägeln, eine Annishexe mit dämonischen Vorfahren. In einer Hand hielt sie eine große Schöpfkelle aus schwarzem Eisen. Außerdem war sie in einen mit Moos besetzten Brustpanzer aus Mithril gekleidet. Sie wurde von zwei Fleischgolems begleitet; einer von ihnen trug einen eisernen Eimer, aus dem grauer Schleim schwappte.

Dies sahen die Kettenbrecher. Sie bemerkten außerdem, dass die Schreie hier im Inneren von Schädelfäule lauter waren als draußen, und dass auch das schummrige Licht ihnen Deckung geben könnte, wenn sie die Kerkermeisterin angriffen. Kurze Untersuchung der Seitenarme enthüllte, dass diese großen Zellen allesamt für nichtmenschliche Kreaturen reserviert waren: andere Dämonen und schlimmeres, die mit in ihr Fleisch eingelassenen Fesseln an die Zellen gekettet waren. Und dann war da noch der Seelenkäfig.

Es war unverkennbar, dass dieser große Käfig als Vorlage für die Seelenkäfige gedient hatte, die von den Käfigmachern für ihr Ritual benutzt worden waren. Dieser Käfig war vielleicht etwas schmaler und länger; die Figur, die in dem Käfig gefangen war, hatte kaum Platz, zu kauern, geschweige denn zu liegen. Diese Figur war Adimarchus.

Der Dämonenfürst kauerte tatsächlich auf dem Boden des Käfigs. Mal schluchzte er anscheinend, dann wieder zuckten seine Schultern in irrem Gelächter, dann sprang er plötzlich auf und schrie gellend. Auch sein Körper veränderte sich ständig, von einer androgynen Engelsform mit purpurner Haut, goldenen Mustern, die auf seinem Fleisch pulsierten und verschwammen, goldenen und anscheinend messerscharfen Flügeln, einem goldenen Brustpanzer und einen ebensolchen Klauenhandschuh hin zu einer dämonischen Form mit aschfarbener Haut, vier schwarzen Tentakeln, die aus seinem Rücken wuchsen und kleine Mäuler am Ende hatten, und einem Zweihänder aus Kohle und Asche. In beiden Formen war er machtlos gegen seine Einkerkerung, und als der Engel versuchte, eine glühende Peitsche zu schwingen, kam auch diese Waffe nicht über die Grenzen des Käfigs hinaus. Neben dem Wahnsinn und der Machtlosigkeit hatten die Formen aber noch etwas gemein: das rechte Auge rauchte und glühte wie ein aktiver Vulkan.

Die Anwesenheit von Adimarchus war die letzte Bestätigung für die Kettenbrecher, dass sie am richtigen Ort waren. Nun galt es also, die Schätze zu finden, sie zu befreien und sich dann den Dämonen vorzunehmen. Jørgen betrachtete Adimarchus eingehend auf der Suche nach einem Zeichen für die Güte, die dieser einst besessen haben musste. Nur unwillig wandte er sich ab und der aktuellen Aufgabe zu, doch da waren Thamior und Boras schon vorausgegangen.

Thamior schlich die Treppe hoch. Er bedeutete Boras, genügend Abstand zu lassen, damit er sich Slouva und ihr Gefolge erst einmal ansehen konnte. Ungesehen und – dank der Schreie nicht verwunderlich – ungehört näherte er sich den dreien. Direkt neben einem Fleischgolem stehend beobachtete er, wie Slouva in Zelle für Zelle einen schmalen Spalt öffnete, mit ihrer Kelle in den Eimer griff und den geschöpften Schleim achtlos durch den Spalt schleuderte. Sie achtete nicht auf Flehen und Betteln der gefangenen Dämonen, kicherte höchstens einmal bei einem besonders gelungenen Schleimwurf. Als sie wieder zurück zum Rundgang kam, zog sich Thamior bis zur Ecke zurück und spannte den Seelenbogen.

Slouva sah erst auf, als der Pfeil bereits in ihrer Brust steckte. Sie brüllte einen Angriffsschrei und zog den Pfeil grunzend heraus. Ihr ohnehin muskulöser Körper spannte sich noch ein wenig mehr an, und dann folgte sie den Fleischgolems, die bereits die Jagd nach Thamior aufgenommen hatten.

Thamior nutzte seine Beweglichkeit, um vor den Golems zurückzuweichen. Während die Kolosse auch Slouva das Fortkommen erschwerten, blieb Thamior in großzügigem Abstand. Jetzt war er an der nächsten Ecke angekommen. Er spannte fünf Pfeile gleichzeitig auf den Bogen, zielte kurz und ließ dann los. Die Pfeile hämmerten in den Golem mit solcher Wucht, dass sie trotz dessen gummiartiger Haut tief eindrangen.

Endlich hatte sich Slouva an den Golems vorbeigequetscht und raste auf den Elfen zu. Thamior blieb an der Ecke stehen. Ein weiteres Gebrüll erklang, und dann tauchte Boras auf der Treppe ins Untergeschoss auf und rannte Slouva entgegen. Die beiden prallten geradezu ineinander. Slouva krallte sich an Boras’ Brust fest. Boras stemmte Slouva in die Höhe und rammte sie in die Gitterwand. Slouva ließ ihn los, und Boras hob Uthgars Zahn auf.

»Weiter auf die Golems«, rief Jørgen, der mit Dirim noch etwas zurück lag. Thamior brauchte allerdings keine Anleitung. Annastrianna erstrahlte im Seelenfeuer. Thamiors Pfeile sprenkelten den Leib des Golems, doch die Kreatur spürte keinen Schmerz. Der Golem griff von hinten nach Boras, der zwar ausweichen konnte, aber der Angriff des Golems riss einige Ranken von Boras’ Rüstung. Boras konnte sich aber nicht darauf konzentrieren, denn Slouva hatte inzwischen die Kelle fallengelassen und griff mit beiden Klauen an. Boras hatte alle Hände voll zu tun, ihre wilden Angriffe abzuwehren oder ihnen auszuweichen.

»Betäubung!«, rief Dirim. Er war zwar noch etwas entfernt, aber nahe genug, um Slouva anvisieren zu können. Die Hexe erstarrte für einen Moment, dann blieb sie halb bewusstlos stehen und schüttelte ihren Kopf, um wieder Klarheit zu bekommen. Boras lachte.

»Jetzt aber!«, rief er und holte mit der Axt aus. Da packte ihn der Golem von hinten am Nacken und hob ihn hoch. Boras blieb die Luft weg, er strampelte, aber ohne freizukommen. Seine Hand fummelte an der Pranke des Golems, doch dessen Griff war eisern. Boras’ Strampeln wurde langsamer.

Der erste Pfeil zerstörte das Handgelenk des Golems, der zweite den Ellbogen, der dritte stach tief in die Schulter des Umgetüms. Boras fiel auf ein Knie und tat einen tiefen Atemzug, dann sah er dankbar zu Thamior. Der Elf feuerte noch weitere drei Mal, dann kippte der Golem endlich um. Sein Gefährte trat direkt über den leblosen Körper und nahm seinen Platz ein. Thamior unterdrückte einen Fluch und hob erneut den Bogen. Boras aber wartete nicht länger. Ohne erst aufzustehen trieb er die Axt seitwärts in Slouvas Hüfte, zog sie wieder heraus, drehte sich um die eigene Achse und schlug ihr den Kopf ab. Dann war Jørgen plötzlich da und stieß Läuterung wie einen Speer beidhändig in die Brust des Golems. Der, bereits von einigen Pfeilen Thamiors geschwächt, blieb einfach regungslos stehen, auch als Jørgen das Schwert entfernte. Die Kerkermeisterin und ihre Diener waren besiegt.

Die Schatzsuche konnte beginnen.

-

Die obere Hälfte der Etagen war kleiner als unten und wies keine Gänge mehr auf. Stattdessen waren die Zellen auf die Innenseite des Rundgangs eingelassen, wo vorher das Gitter den Blick auf Adimarchus ermöglicht hatte. Diese Zellen waren kleiner und ihre Insassen nicht angekettet, sondern mit Zwangsjacken aus einer lederartigen Haut gefesselt. Jeder Gefangene wirkte so, als habe er den Verstand verloren.

»Sollen wir sie befreien?«, fragte Boras. »Ich meine, wo wir schon hier sind.«

»Mir gefällt auch nicht, dass sie hier sind«, sagte Jørgen. »Aber was für eine Zukunft hätten sie, wenn wir sie rauslassen? Wir können nicht alle heilen, und schon gar nicht wegbringen.«

»Außerdem kennen wir sie nicht«, sagte Dirim. »Carceri ist auch ein Gefängnis. Vielleicht haben sie es ja verdient, hier zu sein?«

»Vielleicht«, sagte Thamior. »Suchen wir einfach die Schätze und denken nicht weiter darüber nach. Wir haben andere Pläne.«

Und so, mit mehr oder weniger schwerem Herzen, setzten sie die Suche fort.

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»Hier ist einer!«, rief Dirim. »Hier ist Boros!«

Der Barbar war wie alle Gefangenen nackt, aber trotz fehlender fauliger Unterhose war die Ähnlichkeit zu Boras unverkennbar: langes, schwarzes und verfilztes Haar, vernarbter Muskelkörper und in den seltenen Momenten, in denen er klar denken konnte, kaum von den Zeiten, in denen er es nicht konnte, zu unterscheiden.

Nach dem ersten Fund folgten die anderen auf dem Fuß: die Schätze Tethyrs hatten nebeneinander liegende Zellen gehabt. Und dann standen sie alle endlich von Zelle und Zwangsjacke befreit vor den Kettenbrechern.

Der einzige, der nicht so aussah, als würde er jeden Moment sterben, war der durchtrainierte und mit Tätowierungen überzogene Kheyne. Der Mann hatte kein einziges Haar am Körper. Der große Raubvogel auf seiner Brust glühte schwach, und seine Wunden schlossen sich langsam, aber stetig. Kheyne wirkte in sich gekehrt, nicht ansprechbar.

Der dritte Mann im Bunde war Horas Lutharia, ein ohnehin schon hagerer Mann mittleren Alters, der nun wie der Überlebende eines Zwangslagers wirkte; nur mehr Haut und Knochen, und seine Haltung war die eines alten Mannes. Sein Haar war weiß wie Schnee. Er plapperte stumm vor sich hin.

Lyanna Dambrodal wies eindeutige Spuren von Misshandlung auf. Ihre Hände und Arme waren frisch gebrochen, zeigten aber auch die Verkrümmungen alter, nicht richtig verheilter Brüche. Ihre Augen blickten starr voraus, ihr Gesicht war zu einer Fratze des Hasses verzerrt.

Schließlich war da noch Branda Gratur. Ihr Körper war der mit den meisten Narben – und das wollte etwas heißen. Schwärende Wunden bedeckten ihre Haut und sie hatte fast keine Zähne mehr im Mund. Trotzdem lächelte sie beständig. Sabber tropfte ihr aus dem Mund.

»Diese verdammten Schweine«, sagte Thamior. »Ich würde Slouva gerne noch mal töten.«

»Oh«, sagte Dirim. »Keine Sorge. Wir sind hier noch nicht fertig.«

»Kannst du nicht endlich etwas tun?«, fragte Boras. »Mach doch was, Dirim. Bitte!«

»Selbst mir fällt es schwer, sie anzusehen«, sagte Jørgen. »Und ich kenne sie nicht einmal. Boras hat Recht. Tu etwas.«

Dirim griff sein heiliges Symbol. Er schloss die Augen, vielleicht auch, um die Feuchtigkeit darin zu vertuschen. »Tyr, wenn du mir je eine Bitte erfüllt hast, dann diese: Heile sie. Heile sie alle!«

Das Symbol begann zu leuchten, erst schwach, dann so hell, dass man nichts sehen konnte. Das Licht erstarb nicht, sondern es verteilte sich, wurde zu fünf kleinen Lichtpunktpaaren, die durch die Augen in die Geknechteten fuhren. Wunden schlossen sich, Knochen richteten sich und gebeugte Rücken streckten sich. Klarheit kehrte in Blicke zurück.

Jetzt hatten sie die Schätze wirklich gefunden.

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»Dirim?« Branda umarmte ihren Sohn und drückte ihn fest. »Es tut gut, dich zu sehen.«

Boros stand eine Armlänge entfernt von seinem Sohn und betrachtete ihn genau. »Du bist groß geworden.«

»Und stark«, sagte Boras stolz. »Aber deine Axt ist kaputt.«

Boros runzelte die Stirn. Dann sagte er: »Darüber reden wir später.«

Thamior stand bei Lyanna Dambrodal. Er hielt den Seelenbogen voraus. »Erinnert ihr euch an Annastrianna? Sie ist hier. In diesem Bogen.«

»In dem Bogen?«, wollte Lyanna wissen.

»Ja«, antwortete Anna. »Hallo, Mutter. Ich war auf der Suche nach dir, als ich starb. Ich sollte in die Klagemauer, aber dann kam ich in den Bogen, und jetzt gibt es einen Himmel, und es ist so schön, dich endlich zu sehen.«

Lyanna lächelte. »Es ist auch gut, dich wenigstens zu hören. Und Helion? Ist Helion nicht da?«

»Natürlich ist er das«, mischte sich Horas ein. »Wahrscheinlich hat der Junge die Aufgabe übernommen, die Ausgänge zu bewachen.«

»Helion ist tot«, sagte Jørgen. »Nach allem, was ich höre, ist er als Held gestorben.«

Lyanna stand reglos da. Dann senkte sie den Kopf und schluchzte. Horas nahm sie in den Arm. »Schon gut. Es ist gut.« Beide erstarrten. Sie taten fast gleichzeitig einen Schritt zurück. Dann sahen sie in unterschiedliche Richtungen.

»Und Thargad?« Kheyne stand etwas abseits.

»Thargad ist in eine Maschine verwandelt worden und gerade mit seiner Mutter, dem Sukkubus,« Jørgen betonte das Wort, »unterwegs, um wieder ein Mensch zu werden, damit er mit einer Assassinin, die er liebt, zusammen sein kann.«

Kheyne nickte. »Aha.« Er wirkte unbekümmert.

Lyanna kam zu Dirim und Branda. »Wenn ich die Umarmung mal stören dürfte?« Sie wies auf sich und die anderen Schätze. »Wenn ich uns so ansehe, fehlt uns etwas.«

»Genau«, sagte Boros. »Waffen.«

Lyanna nickte bestätigend.

»Sprecht für euch selbst«, sagte Kheyne.

»Vielleicht auch ein Zauberbuch«, sagte Horas. »Die wenigen Zauber, die ich auswendig kann, ergeben kein großes taktisches Spektrum.«

»Wollt ihr etwa kämpfen?«, fragte Dirim.

»Natürlich«, sagten die Schätze und Boras im Chor.

»Aber…« Dirim wechselte einen Blick mit Jørgen und Thamior. Beide sahen eindringlich zurück. Wahrscheinlich wäre das ihr Todesurteil, schlecht ausgerüstet und nach zwanzig Jahren Folter gegen mächtige Dämonen zu kämpfen.

Branda nickte. »Ich verstehe. Dies ist nicht die Zeit der Schätze. Dies ist… habt ihr einen Namen?«

»Kettenbrecher«, sagte Dirim.

»Dann ist dies die Zeit der Kettenbrecher.«

»Pah«, machte Boros. »Wir sind noch nicht beim alten Eisen.«

»Wir müssen doch etwas tun können«, sagte Lyanna.

»Wir wollen uns rächten«, sagte Kheyne klar.

»Ihr werdet anderswo gebraucht«, sagte Thamior. »In Cauldron.«

»Genau«, fügte Dirim hinzu. »Cauldron ist voller Dämonen. Wir mussten die Stadt im Kampf zurücklassen.«

»Zurückkommen und Cauldron vor Dämonen beschützen?«, fragte Boros. »Das klingt gut.«

»Wo sind Dämonen?«, fragte Boras verwirrt.

Boros gab ihm eine Kopfnuss. »Hör doch zu, Sohn. In Cauldron.«

Boras rieb sich den Kopf. »Ach so.«

Kheyne studierte Dirims Miene. »Also«, sagte er. »Nach Cauldron?«

Horas nickte. »Wahrscheinlich ist es so am Besten.«

»Aber nicht nackt«, sagte Lyanna.

»Keine Sorge«, sagte Dirim und öffnete das tragbare Loch. »Hier drin haben wir Waffen, Rüstungen und bestimmt auch was zum Anziehen.«

(morgen: Asyl)
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Berandor

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Re: Stadt in Ketten XI – Asyl (die Schätze Tethyrs)
« Antwort #14 am: 31. August 2008, 01:00:30 »
So, und ab morgen (Montag) beginnt dann das richtige Endspiel. 3 Updates noch: Montag, Mittwoch, Freitag. Die Nettigkeiten sind ausgetauscht, es bleibt nur noch die übliche Frage:

Wer stirbt? Einer, keiner, alle? Und wer genau? Wie geht es aus?

Was meint ihr?
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