Autor Thema: Schreibstil  (Gelesen 1073 mal)

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Dimbel

  • Mitglied
Schreibstil
« am: 30. September 2008, 13:40:06 »
Vorweg: Ich bin mir ein wenig unschlüssig wo ich diesen Beitrag unterbringen soll - Mods, fühlt euch also frei ihn zu Verschieben.

Mir ist es ein Anliegen meinen Schreibstil zu verbessern, da Deutsch nicht meine Muttersprache ist (ich bin Schweizer - und nein Schweizerdeutsch hat nichts mit Hochdeutsch zu tun  wink), fühle ich mich manchmal ein wenig hilflos wenn ich bestimmte Formulierungen so gestalten will dass sie auch wirklich vermitteln wie das Bild in meinem Kopf aussieht.

Hier ein Text zur Beurteilung (stammt aus meinem unregelmässig veröffentlichten Kampagnen-Newsletter an meine Spieler)
Dank dem, welcher sich die Mühe mach ihn zu lesen und mir zu helfen. Wie gesagt, ich bin mir bewusst, dass einige Formulierungen wohl ein wenig plump sind.



"Wann werden diese Ungläubigen endlich begreifen, dass solch' ein
Leben nicht erfüllend sein kann" seuftzt du, als du dich auf das
kleine Fass (welches dem Geruch nach einen guten Essig enthält)
hinhockst.
Du ziehst den heiligen Rächer aus der Scheide an deinem Gürtel und
nimmst ein frisches Leinentuch um ihn vom Orkblut der Vornacht zu
reinigen.
"Endlich wieder in kultiviertem Lande" murmelst du halblaut vor dich
hin - Es erfüllt dich nämlich mit Zufriedenheit endlich wieder ein
fein gewobenes Tuch benutzen zu können um deine wertvolle Waffe zu
pflegen.
Angelehnt and die Mauer des Pferdestalles hörst du wie sich die
Anderen im Innern vergnügen. Deinen Blick hinauf zum rot bevorhangten
Fenster wendest du mit einem Kopfschütteln und leichtem Schmunzeln
wieder deinem Schwert zu.
Du gleitest ab in Erinnerungen, und so manch bitterer Moment
bemächtigt sich deiner Aufmerksamkeit
...all die sinnlos dahingeschlachteten Seelen...
die eigentlich friedlichen Eulenbären welche deine Gefährten kalten
Herzens nieder machten.
Es steigen noch ältere Erinnerungen empor - Bilder von früheren
Schlachten, Schmerz- und Angstverzerrte Gesichter erfüllt von
Todesangst...von Kinder und Frauen gleichermassen wie von tapf'ren
Soldaten.
Du ringst mit den Tränen. Mit zusammengekniffenem Mund und fest
umklammerten Schwertheft harrst du aus bis der Schmerz schwindet.
Ein Geräusch packt dich.
Du bist plötzlich wieder hellwach.
Deine Augen wandern über den schemenhaft zu erkennenden angrenzenden Waldrand.
Blitzschnell saust dein Blick hin und her.
Auf dein Gehör konntest du dich schon immer verlassen....
Du schliesst deine Augen und schickst ein Stossgebet zu Pelor,
denn nie hat dich der Sonnenvater im Stich gelassen.
Durch dein geschärftes Gehör und das durch Pelor verliehene Adlerauge
kannst du eine Gestalt erkennen die zwischen den Büschen hervortritt.
Du springst vom deinem improvisierten Hocker auf, und stösst dir
beinahe den Kopf am tief herunter ragenden Reed-Dach.
Doch da ist es schon passiert.
Fast gleichzeitig wirst du erst am linken und darauf am rechten Arm
gepackt. Du spürst einen harten Schlag am Handgelenk und lässt dein
Schwert zu Boden fallen.
Die beiden Halunken, die sich vom Dach auf dich stürzten hattest du
nicht bemerkt.
Vergeblich versuchst du dich loszureissen, denn obwohl die beiden
vermummten Kerle nicht besonders kräftig anmuten, halten sie deine
Arme mit festem Griff und halten dich so fest dass du dich kaum
bewegen kannst.
Du hörst das langsame applausimitierende Klatschen zweier Hände.
"Bravo mein Lieber" spricht eine wohlklingende Männerstimme. Sie
gehört der Gestalt vom Waldrand, welche nun aus dem Schatten der Bäume
ins klare Mondlicht tritt.
"Beinahe hätte es geklappt" Sie schreitet weiter auf dich zu. Dieses
Gesicht könntest du nie vergessen. "RODAN!" fauchst du - Der
schlitzohrige Hofmagier und Komplize von Emris dem Hochmütigen.
Mit einem Grinsen, das seinesgleichen sucht tritt er bis auf einen
halben Schritt an dich heran und mustert dich herablassend von oben
bis unten: "So, das ist also aus den einst so stolzen Paladinen
geworden... und ich dachte Telmar zu entführen seie leicht! - Nun ja,
dann wird meine Nacht weniger kurz" ohne dich eines weitern Blickes zu
würdigen wendet er sich ab. Hinter ihm kommt ein Assasine zum
vorschein, der dir irgendwie bekannt ist.
Doch du klappst nach seinem Schlag in die Magengrube zusammen und
spürst einen stechenden Schmerz im Hinterkopf, du verlierst das
Bewusstsein.
« Letzte Änderung: 30. September 2008, 13:51:21 von Dimbel »

Joni

  • Mitglied
Re: Schreibstil
« Antwort #1 am: 30. September 2008, 16:03:32 »
Hallo, also ich schreibe mal ein paar Anregungen auf, die mir aufgefallen sind, vielleicht
helfen sie dir ja weiter.

Erstmal finde ich dein Beispiel nicht so gut, denn ich würde auch gerne erfahren, um wen oder
was es geht und vor allem, wen du ansprichst. Vielleicht kannst du ja dazu noch was
als Info schreiben oder was anderes posten.
>
>Wann werden diese Ungläubigen endlich begreifen, dass solch' ein
>Leben nicht erfüllend sein kann" seuftzt du, als du dich auf das
>kleine Fass (welches dem Geruch nach einen guten Essig enthält)
>hinhockst.

---> Klammern sind oft Stolpersteine in einem Text. Versuche, sie zu vermeiden.
Kommata tuen hier nicht weh. Noch besser wäre es, das Verb vorzuziehen, damit der Leser
die wichtige Information zuerst erhält - die steckt nämlich meistens im aktiven Verb, in dem Fall ist das "hinhockst". Auch sonst:
Nur Mut, Sätze abzuschließen und die nächste Information im eigenen Satz unterzubringen, statt Sätze zu lang werden
zu lassen mit zuvielen Einschüben. Und generell: Wichtige Informationen nach vorne!!!

Also Beispielsweise so:
"Ein solches Leben kann einfach nicht efüllen", seufzt du. "Wann werden das diese Ungläubigen endlich begreifen?"
Du hockst dich auf das kleine Fass. Dem Geruch nach enthält es Essig.

>Du ziehst den heiligen Rächer aus der Scheide an deinem Gürtel und
>nimmst ein frisches Leinentuch um ihn vom Orkblut der Vornacht zu
>reinigen.

Nach "Leinentuch" fehlt ein Komma wegen des erweiterten Infinitivs ;-). Den kleinen
Fehler machst du noch ein paar Mal im Text.

>"Endlich wieder in kultiviertem Lande" murmelst du halblaut vor dich
>hin - Es erfüllt dich nämlich mit Zufriedenheit endlich wieder ein
>fein gewobenes Tuch benutzen zu können um deine wertvolle Waffe zu
>pflegen.

Schiefes Bild: Damen tragen "fein gewobene" Tücher. Krieger säubern damit keine
noch so wertvolle Waffe.  Außerdem kann man auch in unkultivierte Länder ein
Tuch mit nehmen, um sein Schwert abzurubbeln ;-).

>Angelehnt and die Mauer des Pferdestalles hörst du wie sich die
>Anderen im Innern vergnügen. Deinen Blick hinauf zum rot bevorhangten
>Fenster wendest du mit einem Kopfschütteln und leichtem Schmunzeln
>wieder deinem Schwert zu.

Vorsicht mit Substantivierungen und Partizipien wie "angelehnt" oder "behangten" oder auch dem "leichten Schmunzeln."
Die nehmen nämlich den Schwung aus jedem ansonsten noch so aktiven Verb.
Wie wäre es so:
---> Du lehnst an die Mauer des Pferdestalls. Im Innern vergnügen sich die Anderen. Du blickst
zu den roten Vorhängen, durch das Fenster, schüttelst den Kopf, schmunzelst leicht, widmest
dich wieder deinem Schwert.

Somit erstmal einige Anregungen von mir. Ich finde deinen Stil übrigens nicht schlecht, liest sich ganz gut, sind ein paar
schöne Bilder drin. Aber dran feilen kann man ja immer,deswegen postest du ja auch hier, denke ich :-).


Grüßle Joni
« Letzte Änderung: 30. September 2008, 16:05:45 von Joni »

Dimbel

  • Mitglied
Re: Schreibstil
« Antwort #2 am: 30. September 2008, 21:29:32 »
Genau so ist es...

Vielen herzlichen Dank, damit kann ich arbeiten...

Topas

  • Mitglied
Re: Schreibstil
« Antwort #3 am: 02. Oktober 2008, 19:00:38 »
Viel zu häufig Du, Dich,Dein benutzt, dem Leser ist klar, an wen sich das wendet.

Ich habe hier als Beispiel mal ein paar rausgenommen, sind immer noch genug drin. Außerdem habe ich in paar kleinere kurze Sätze eingebaut. Das hebt das gefühlte Tempo ohne gleich gehetzt zu wirken.

Ein Geräusch! Plötzlich bist du wieder hellwach.
Deine Augen rasen über den angrenzenden Waldrand, der in der Dunkelheit nur schemenhaft zu erkennen ist.
Blitzschnell saust der Blick hin und her. Nichts zu sehen!
Aber auf das Gehör konntest du dich schon immer verlassen....
Du schliesst die Augen und schickst ein Stossgebet zu Pelor; noch nie hat dich der Sonnenvater im Stich gelassen.
Auch diesmal nicht. Durch Pelors Gnade kannst du eine Gestalt erkennen, die zwischen den Büschen hervortritt.
Du springst vom dem improvisierten Hocker auf, und stösst dir beinahe den Kopf am tief herunter ragenden Reet-Dach.
Immense harm is caused by the belief that work is virtuous.
- Bertrand Russel

Nightowl

  • Mitglied
Re: Schreibstil
« Antwort #4 am: 10. Oktober 2008, 00:13:30 »
Du wählst hauptsächlich lange und beschreibende Sätze.
Das ist ok, wenn die Spieler erstmals einen Ort betreten, damit jeder ein Bild bekommt.

Wenn du allerdings Spannung erzeugen willst, gilt folgende Regel:
In der Kürze liegt die Würze!

Schaue dir zum Vergleich einmal den Text von Topas an:
"Ein Geräusch! Plötzlich bist du wieder hellwach."

Das sind teilweise nicht einmal komplette Sätze, führen aber dazu, dass man automatisch die Lesegeschwindigkeit verändert und schon auf den nächsten Satz gespannt ist.

Danach ein langer erklärender Satz und dann "Blitzschnell ... Nichts zu sehen!"

Auch bestimmte Wörter wirken beschleunigend und dann ein kurzer Satz, der aber wieder die Spannung herausnimmt und den man erst einmal setzen lassen muss. Durch die Tempowechsel vermeidest du, dass der Leser in einen Rythmus kommt, der auf die Dauer ermüdend werden kann.
... irgendwo tief in mir, bin ich ein Kind geblieben. Erst dann, wenn ich's nicht mehr spüren kann, weiss ich, es ist für mich zu spät ...
Nessaja