Autor Thema: Das zweite Gedächtnis  (Gelesen 7830 mal)

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Gerthrac

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Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #15 am: 09. Januar 2009, 15:31:27 »
Recht schmeichelnd beschrieben ^^. Der Kampf war verdammt hart, vor allem der Obergoblin hat mich fast wie ein nasses Handtuch rumgeprügelt.

Falkenblut

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Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #16 am: 14. Januar 2009, 00:21:23 »
Teil 9: Vom Regen in die Traufe

Die Gefährten schauten sich um. Ihr Blick schweifte über die toten Goblins. Nichts rührte sich mehr. Dann eilten sie geschlossen zum Altar. Dorthin, wo sie das Kind zuletzt gesehen hatten.
Er lag seitlich, an den Altar gelehnt. Ein dünner Blutstrom lief ihm aus der Nase. Faerl starrte den kleinen Mensch entsetzt an. Der Junge starrte zurück. Durch den Gnom hindurch. Dann stürzte der Magier vor zum kleinen Mensch.
"Xertas! Kleiner! Komm! Sag etwas!"

Dorgan war ebenfalls sofort zur Stelle. Als er die Bemühungen seines Gefährten sahen, versuchte der Kleriker Glitzergolds vorsichtig Xertas Puls am Hals zu ertasten. Als er keinen spürte, probierte er es erneut. Dann am Handgelenk. Dann sprang er wütend auf und machte zwei schnelle Sprünge zur Leiche eines Goblinzauberwirkers. Er rief laut, zornig und enttäuscht "Verdammt!"  und trat er mit voller Kraft gegen dessen Kopf. Etwas knackte laut und ekelerregend. Einen Herzschlag später gab es ein paar Meter weiter ein Geräusch, als ob eine Melone zerplatzt sei.

"Du solltest vielleicht wenigstens einen Kopf erkenntlich lassen, damit wir einen Beweis haben. Am besten den des Anführers." bemerkte Phirius trocken. Doch auch er sah enttäuscht aus.
Der Diener Glitzergolds, der gerade den nächsten Goblinkopf fliegen lassen wollte hielt ein seiner Trittbewegung inne. Dann ging er langsam zur Leiche des Anführers. Hass und Ekel waren deutlich in seinem Gesicht zu lesen. Dann hört man etwas laut knacken. Dorgan schlug ein zweites Mal mit seiner Axt zu. Jedoch mit weniger Kraft als beim ersten Schlag. Dann blickte er zu seinen Gefährten.
"Durchsuchen wir die Gegend noch kurz, dann brechen wir auf. Ich will diesen Abfall von meiner Axt loswerden!"

---

Die Gefährten liefen trübseelig auf das Tor zu. Durak hatte die Leiche in ein Tuch gelegt und trug sie in seinen Armen. Sein Blick war düster, seine Miene dunkel und hart wie kalte Lava. Er hasste es, wenn jemand gegen seinen Ehrenkodex verstieß. Und der Mord an Zivilisten, erst Recht an Kindern, war eine gravierende Verletzung dieser Regeln.

Es begann leicht zu nieseln, und ein frischer Wind ließ die Gruppe leicht frösteln.
Von den Wachen wurden sie sofort durchgelassen.
Als sie sich jedoch dem Anwesen näherten, merkten sie an der Menschenmenge darum, dass etwas nicht in Ordnung war. Zwei Gardisten fingen die Helden schließlich ab.

"Ihr könnt nicht passieren! Es gab einen Zwischenfall in Sertoks Anwesen und es ist für die Bevölkerung gesperrt. Ebenso wie die nähere Umgebung."
"Wir müssen mit der Dame des Hauses sprechen! Es geht um ihren vermissten Sohn."
"Habt Ihr mich nicht verstanden...Moment. Ihr habt den Sohn gefunden?"
Durak hob kurz das Tuch etwas an, sodass nur die Gardisten und keiner der sonstigen Umstehenden das Gesicht des Jungen erkennen konnten. Ihr Blick war wütend und enttäuscht.
"Kommt mit, der Kommandant wird in dem Fall mit Euch sprechen wollen."

Einer der beiden führte die Gefährten zu einem kleinen, sehr breitschultrigen, braunhaarigen Mann in einer einfachen, schwarzen Uniform, der anscheinend dem Bericht eines leichtgerüsteten, ebenfalls in schwarz uniformierten Gardisten seine Aufmerksamkeit schenkte.
Als er fertig gelauscht hatte gab er ein leises, brummiges "Gut, los!" von sich.

Dann widmete sich der Kommandant den Neuankömmlingen.
"Ohne Gruß. Was gibt es, Hauptgefreiter Leros?"
"Herr Hauptmann! Diese Herren haben Sertoks Jungen gefunden!"
Der Hauptmann musterte die Helden mit seinen stahlgrauen Augen. Er schaute jedem der Gefährten einen Herzschlag lang tief in die Augen. Faerl musste sich zwingen nicht wegzugucken. Ihm war kurz, als sei er ein Buch und jemand würde seine Seiten durchlesen.
Sein Blick schweifte über den vom Tuch bedeckten Jungen in Duraks Armen. Er seufzte leise.

"Ich bin Hauptmann Laodan! Was ist passiert?"
"Durak vom Clan Steinfeuer. Wir konnten nichts mehr tun. Die Goblins wollten ihn opfern. Als wir eingriffen tötete dieser Goblin ihn." Der Erdgenasi deutete auf den abgetrennten Hobgoblinkopf, in dem Dorgans Axt steckte.
"Goblins? Oben? Bei den Ruinen? Schlecht!" Laodan sah gedankenverloren zu einigen vorbeiziehenden Regenwolken. Dann blickte er wieder die Gefährten an. Sein Blick war so kalt wie der beissende Wind.

"Schildert mir die Ereignisse genauer. Und die Hintergründe. Danach entscheide ich weiter."
Durak kam dem sofort nach. Nach knapp fünf Minuten musterte der Offizier die Gruppe erneut.
"Ihr habt euch gut bewährt. Außerdem seid ihr mit vielem vertraut. Ich möchte, dass ihr an unserer Operation teilnehmt, und weihe euch in die Ereignisse der letzten Stunden ein. Einverstanden?"
"Ja." antwortete Durak.
Dorgan, Phirius und Faerl nickten.

"Oben im Anwesen ist seid einigen Stunden eine Geiselnahme. Mehrere Angreifer. Gorak ist unter ihnen. Sie sind keine Anfänger. Ihre Armbrustschützen haben sich gut verschanzt, ein Sturmangriff wäre Selbstmord. Forderungen gab es noch keine. Wir werden dem ein Ende setzen, und zwar heute Nacht! Habt ihr Vorschläge, wie wir vorgehen könnten?"
"Da ein frontaler Angriff schlecht ist könnten wir versuchen die Geiselnehmer abzulenken. Zum Beispiel, indem wir einen Angriff von einer anderen Seite vortäuschen. So verschaffen wir euch die notwendige Zeit einzudringen." schlug Faerl sofort vor.

Durak guckte seinen kleinen Gefährten erstaunt an. Klar, dass der laufende Meter in Sachen Ablenkung nicht schlecht war, aber dass mal etwas brauchbares dabei herauskommen konnte überraschte ihn mild. Dann grinste er innerlich, bei dem Gedanken, es könnte ja auch ein Glückstreffer sein. Doch den Seitenhieb beschloss der Erdgenasi sich für eine passendere Gelegenheit aufzuheben. Nämlich dann, wenn der Winzling mal wieder frech war.
Laodan schien ebenfalls zufrieden zu sein.
"Gut. Kommt mit."

Laodan und die Gefährten eilte zu Geralt - einem kräftigen, knapp 2 Meter großen Mensch mit dunklen, sehr kurzen schwarzen Haaren und einem kantigen, bartlosen Gesicht. Seine tadellose Uniform und sein sauber polierter Brustpanzer unterstrichen den guten Eindruck.
Alle stellten sich vor, dann eilte der Hauptmann weiter. Der Leutnant widmete sich den Gefährten. Man begann sich zu beraten und zu planen.

Schließlich, nach mehreren Stunden und einer kräftigen Mahlzeit, hatte man einen Plan. Durak, Dorgan, Phirius, Geralt und Faerl eilten zum Hauptmann und weihten ihn ein.
Man wollte gegen Mitternacht von der Mauer starten. Zwei Seile sollten durch ein Fenster des Obergeschosses geschossen werden. Dann würden der Leutnant und die Gefährten mithilfe einer Art waagerechten Flaschenzug, der durch das zweite Seil gesteuert werden sollte, in das Gebäude eindringen. Der Illusionist würde den Einbruch mit einem klirrenden Fenster und darauffolgenden Waffengeklirr im Erdgeschoss tarnen.
Anschließend würde man sich Zugang zum Arbeitszimmer verschaffen, wo die Geisel vermutlich gehalten wurde. In der Zwischenzeit würde der Hauptstoßtrupp ein paar Augenblicke später einen frontalen Angriff starten.

Laodan nickte anerkennend.
"Gut. So werden wir es dann machen. Leutnant, Ihr werdet sie begleiten. Beginn ist zwei Stunden nach Mitternacht...also in etwa 6 Stunden. Seid pünktlich!" befahl der leitende Offizier.
Dann drehte er sich um, und marschierte zu einigen Gardisten.

Durak sah dem Hauptmann einen Augenblick hinterher. Dann sah er Geralt kurz an.
"Ihr habt nichts dagegen, wenn wir uns ab jetzt duzen? Das erleichtert alles. Außerdem möchte ich mit Kampfgefährten informell bleiben."
"Natürlich. Du kennst die Truppe. Sag du wie wir vorgehen."
"Gut. Ich gehe als erstes rein und nehme Faerl mit. Kleiner: halte dich gut an mir fest während wir reinschwingen. Dann geben wir euch Deckung. Anschließend kommt Phirius nach. Danach Geralt. Und nimm Dorgan mit. Fragen bisher?"
"Nein, fahr fort." erwiederte der Illusionist.
"Wir bleiben zusammen, wie sonst auch immer. Geralt und ich bilden die Front. Phirius ist unsere mobile Artillerie. Wie bisher. Dorgan bildet die Nachhut und hält uns den Rücken frei. Faerl...du machst das was du auch sonst am besten kannst: außer Reichweite bleiben und Gegner verarschen. Falls möglich das Schlachtfeld teilen."
"Selbst Schuld wer sich von einem Gnom auf den Arm nehmen lässt." antwortete der Scherzbold grinsend. Dann sah er den Erdgenasi ernst an.
"Angenommen wir werden von zwei Seiten angegriffen? Wie teilen wir uns auf?"
"Dann bleiben Geralt und ich vorne. Der Rest kümmert sich um die andere Seite. Weitere Fragen?"
"Wer ist für den Nachschub zuständig? Bei knackigen Kämpfen habe ich immer Hunger." fügte Faerl mit einem ernsten Gesichtsausdruck hinzu.
"Typisch. Hat noch jemand einen sinnvolle Frage?"

Keiner meldete sich. Geralt blickte zufrieden auf.
"Du kennst dich auf deinem Gebiet aus. Anerkennung! Ruhen wir uns die kommenden vier Stunden aus. Wir können ja auch vorher etwas essen." fügte der Leutnant mit einem unwirschen Blick zum Gnom hinzu.
Der Magier grinste. Auf Umwegen kam er anscheinend doch noch zu seiner zweiten Mahlzeit.

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Falkenblut

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Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #17 am: 27. Januar 2009, 13:28:53 »
Teil 10: Einbruch bei Einbrechern (1)

Seit der Taktikbesprechung waren mehrere Stunden vergangen.
Alle warteten auf das Kommando des Hauptmanns. Durak war in die Hocke gegangen. Er sah konzentriert zum Anwesen und ging im Geist alle Teile des Planes durch. Der kräftige Erdgenasi hatte immer und immer wieder nachgedacht und keine Schwachstellen in ihrem Vorhaben entdeckt. Dann spürte der Kreuzfahrer, wie ihn jemand an seiner linken Schulter antippte. Langsam und leise drehte er seinen Kopf in die Richtung und blickte in Faerls Gesicht.

Der kleine Illusionist stand aufgerichtet da und sah ihn an und hob seinen Daumen. Durak ergriff ein Ende eines Seils. Dann kam Faerls Zeigefinger. Nun blickte Faerl runter zum Erdgeschoss des Anwesens und schmunzelte. Etwas klirrte laut und vernehmlich. Zersplittertes Glas. Eine schwere Armbrust mit einem speziellen Bolzen, der ein Seil rüberschießen verursachte zeitgleich das gleiche Geräusch. Dann sah der Gnom konzentriert hinunter und verzog sein Gesicht zu einem grimmigen Lächeln. Einen Augenblick später erschallten Kampfgeräusche aus dem Erdgeschoss, wo er seine Illusion hatte entstehen lassen.

Durak sah das Fenster im Anwesen zerspringen. Der Bolzen mit dem befestigten Seil war also drüben. Er spürte einen Ruck an seinem Seil. Der Flaschenzug war jetzt auch per Armbrust herüber befördert worden. Der Erdgenasi spürte, wie sich jemand an seinen Schultern festhielt. Genau wie besprochen. Dank seiner militärischen Grundausbildung machte ihm das zusätzliche Gewicht des Gnoms nichts aus.
Wie geplant nutzte die Gruppe das Seil und den Flaschenzug, um sich in den Raum des Anwesens zu bringen.

Sie befanden sich in einem Bad. Mit hellgrauem Marmorboden und schneeweissen, unverzierten Marmorwänden, einer Art länglichen Waschbecken und einer brusthohen Sitzgelegenheit - aus Faerls Perspektive. Der Raum war etwa sechs Meter lang, drei breit und sehr sauber, wenn man von den Scherben am Boden absah.

Alle Mitglieder des Einbruchskommandos blickten einander an. Dann öffnete Durak die Tür einen kleinen Spalt. Ein Blick mit seinem Spiegel offenbarte ihm keine Gegner. Leise öffnete er die Eisenholztür komplett und ging, so lautlos wie er konnte, in den etwa 3 Meter hohen Gang. Phirius nutze sofort seine Kräfte und kletterte spinnengleich an der Decke hoch. Geralt lief neben dem muskulösen Erdgenasi. Beide hatten ihre Waffen gezogen.

Als Dorgan und Faerl dann ebenfalls durch die Tür kamen blickte der Erdgenasi zurück und musste unwillkürlich grinsen - der Kontrast zwischen der Gnomengarde, wie er sie insgeheim gerne nannte, und Geralt und ihm war zu köstlich. Dann rückte er weiter vor. Der Kreuzfahrer war aufgezogen wie eine Feder. Er wartete nur noch auf den passenden Moment seine gesamte aufgestaute Energie auf den nächsten Gegner zu entladen.

In diesem Augenblick kam eine drei Mann starke Innenpatrouille um die etwa sieben Meter entfernte Ecke des Ganges.
Durak stürmte sofort vorwärts. Noch bevor der Erste den Mund öffnen konnte, wickelte sich die Eisenkette um dessen Hals. Durak hatte noch im Ansturm diesen Geiselnehmer an der Kette - wie einen Hund. Doch statt anzuhalten stürmte der Erdgenasi weiter, und rammte seine Schulter dem nun gefangenen Gegner ins Brustbein. Der Mann flog durch die Luft. Die Stachelkette, die um seinen Hals gewickelt war, wirkte nun wie ein Galgenstrick. Ein lautes Knacken ertönte. Dann schlug der leblose Körper auf dem Boden auf.

Einen Herzschlag später rannte Geralt los. Da er nicht genug Platz hatte schliff sein Bastardschwert an der Wand entlang und hinterließ Funken und Staub. Duraks linker Gegner sah dass er wohl das Ziel werden würde und machte einen waghalsigen Sprung nach hinten. Es war allerdings schon zu spät dazu. Die gut geführte Klinge des Leutnants machte kurzen Prozess mit ihm.

Der letzte Gegner war geistesgegenwärtiger als seine beiden Kameraden. Er machte einen Sprung nach hinten, rollte sich ab und drehte sich dabei um 180 Grad. Dann drehte er sich um und sprintete außer Sicht.

"ALARM! Eindringlinge im oberen Stock!"

"Verflucht." stellte Durak nüchtern fest und hetzte dem Fliehenden hinterher. Geralt wetzte ebenfalls dem Fliehenden nach. Phirius war ebenfalls schon an der Decke unterwegs und sah dabei wie eine vierbeinige, viel zu schnelle Spinne aus.

"Moment. Hast du das auch gehört?" frage der Illusionist den anderen Gnom.
Dorgan lauschte kurz, dann sah er Faerl an und nickte. Die beiden zogen sich in das Bad zurück. Faerl, der sich deutlich unauffälliger bewegen konnte als sein Gefährte, schaute vorsichtig durch einen schmalen Türspalt den Gang hinunter. Zwei mit gezogenen Rapieren Bewaffnete tauchten auf und näherten sich vorsichtig. Anscheinend hatten sie die Leichen ihrer beiden Kameraden entdeckt und vermuteten einen Hinterhalt.

---

Währenddessen stürmte Durak seinem fliehenden Gegner nach. Dann lieb er stehen. Der helle Aufenthaltsraum, welcher sich fünf Meter vor dem Kreuzfahrer befand, war nicht leer. Zwei Männer mit Kurzschwertern standen darin und grinsten den Erdgenasi selbstsicher an. Die beiden und der Neuankömmling formierten sich zu einem V, welches von Durak wegzeigte.

Geralt tauchte neben Durak auf. Die drei sahen sich verunsichert an. Mit einem Kämpfer hätten sie ein leichtes Spiel gehabt, doch jetzt war ein zweiter anwesend. Das Leben war einfach ungerecht!
Der Hintere machte einen Schritt nach hinten, anscheinend in Richtung eines Fensters, die anderen blieben stehen und schienen noch unschlüssig zu sein.

Der Leutnant grinste. Kampfeslust funkelte in seinen Augen.
"Warte, das könnte..." fing Durak an seinen Gefährten zurückzuhalten. Doch dazu war es schon zu spät. Dieser zückte seine Waffe und stürmte in den Raum, noch bevor der Erdgenasi ihn aufhalten konnte. Man hörte mehrfaches Klicken. Vier Bolzen trafen Geralt, zwei davon durchschlugen seine Rüstung und verwundeten ihn in der linken Seite und an der rechten Schulter.

Der Kreuzfahrer registrierte dies innerhalb eines Herzschlages, nutzte die Nachladezeit der Armbrustschützen und sprang sobald er im Raum war nach links. Hier sah er sich plötzlich drei Armbrustschützen hinter einem umgeworfenen Tisch gegenüber. Seine Stachelkette kreiste, und das Blutbad begann.

Phirius war inzwischen kurz vor der Tür und hatte freie Sicht auf die zwei Männer, die Geralt so geschickt getäuscht hatten. Er musste ihm Zeit verschaffen, sonst würden sie ihn umzingeln. Der Hexer zielte vorsichtig, und schoß seinen giftgrünen Strahl auf den vorderen. Dieser schrie laut und schmerzerfüllt auf konzentrierte sich allerdings weiter auf sein Opfer.

Ein Bolzen von den anderen Schützen durchdrang Geralts Rüstung zwischen den Schulterblättern. Er schrie laut auf. Dann hieb er mit aller Kraft nach seinem bereits verletzten Gegner. Dieser konnte der tödlichen Klinge nicht mehr ausweichen, und sank mit einer Halswunde zu Boden. Doch seine beiden Gefährten hatten die Zeit genutzt und nahmen den Leutnant nun in die Zange.
"Zeit zu sterben, du Narr!" zischte der eine, ein 1,60 Meter großer sehr drahtiger Glatzkopf.
Augenblicklich lieferten sich die drei Kämpfer einen blutigen Kampf auf Leben und Tod.
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Falkenblut

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Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #18 am: 03. Februar 2009, 23:38:33 »
Teil 10: Einbruch bei Einbrechern (2)

Nun drang der Kampfeslärm von Durak, Geralt und Phirius vor in den Gang. Die beiden Neuankömmlinge, eine kleine, zierliche Frau aus den südlichen Gefilden und ein großer, sehr blasser Mann mit langen blonden, verfilzten Haaren, schauten sich an und eilten weiter.

"Ich stoße die Tür auf." Zischte Faerl seinem Gefährten leise zu. Dann blickte er wieder auf seine sich nähernden Gegner. Als er es angemessen hielt warf er sich mit seinem ganzen Körpergewicht in die Tür. Dorgan sprang sofort nach, um den Schwung zu verstärken. Man hörte Holz auf etwas hartes Treffen, dann einen Schmerzschrei.

Der große Blonde hatte nun eine stark blutende, etwas schiefe Nase und tränende Augen.
Dorgan sprang vorwärts und trieb seine Streitaxt tief in dessen Oberschenkel. Faerl hob seine Armbrust und schoß nach der Frau, verfehlte sie allerdings knapp.

Sie drehte sich erschrocken um und rannte den Gang entlang zurück.
"ALARM!"
"Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt." schimpfte der kleine Gnom.

---

"Phirius!" brüllte Durak, als er den Alarmschrei der Frau hörte. Im selben Augenblick ging der letzte seiner ersten drei Gegner zu Boden.

"Was?" rief der Gerufene zurück, und feuerte seinen nächsten Strahl auf einen Armbrustschützen, der den Schuß sofort erwiederte, den Hexer allerdings knapp verfehlte.

"Hilf den Gnomen!" ertönte es vom Erdgenasi, während er seine Stachelkette zückte. Dann stürmte er auf die verbliebenen drei Armbrustschützen.
"In den Kampf!" brüllte der Kreuzfahrer und machte einen waagerechten Schwinger mit seiner Stachelkette. Der Kampf sah nun wesentlich besser für Geralt und Durak aus, aber es würde trotzdem hart werden. Beide bluteten trotz der heilenden und effektiven Unterstützung durch die göttliche Magie des Kreuzfahreres stark.

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Der Calishit eilte den Gang zurück, bis er bei seinen Gefährten ankam. Beide schauten auf den regungslosen blonden Kämpfer am Boden. Dorgan schaute auf seinen gefallenen Gegner.

"Alles klar bei euch Winzlingen?"
"Hast du mir ein belegtes Brot mit Gurken mitgebracht?" kam Faerls Gegenfrage.
"Nein. Vielfraß! Und was sind Gurken?"
"Das...." fing der Illusionist an zu sagen, wurde jedoch vom Kleriker unterbrochen.
"Erklär ihm später was eine Gurke ist. Die Verstärkung scheint kurz vor der Treppe zu sein. Fangen wir sie da ab!" zischte Dorgan und rannte den Gang entlang.
"Gnome" seufzte Phirius theatralisch verzweifelt und rannte an der Decke entlang in Richtung Treppe.
Der Magier sah, wie Dorgan vom Calishit überholt wurde. "Menschen...". Dann setzte er sich ebenfalls zügig in Bewegung.

Sie kamen gerade am Ende des Ganges an. Die Treppe hatte sehr lange und breite Stufen, und war somit leicht begehbar. Bilder von Kapitänen zierten die Wand und eine Rüstung stand auf einer kleinen Ebene nach etwa 10 Stufen. Dort schien die Treppe allerdings nur einen Knick zu machen.
Ein kleiner, schwarzgekleideter, vollbärtiger Mann mit gezogenem Kurzschwert kam um die Ecke. "Da sind sie!" dann rannte er die Treppe hoch. Die südländische Frau von vorhin folgte ihm um die Ecke. Und ein sehr großer, dicker Mann mit ogergleichen Gesichtszügen und einem rostigen Rapier.

Sofort stürmten die Angreifer hoch zu den Gnomen, die jedoch ihren Höhenvorteil durch die Treppe nutzen konnten. Ein brutales Scharmützel begann.

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Durak sah sich um. Geralt fesselte gerade den einzigen noch lebenden, aber bewusstlosen Gegner.
"Kümmer dich um ihn und befrage ihn. Ich schaue nach, wie sich die Gnome schlagen."
Dann rannte er los. Durak bog um die Ecke und sah am anderen Ende des Ganges einen großen, dicken Mann mit einem Rapier nach Faerl stechen. Der Kreuzfahrer blieb unwillkürlich stehen, als er sah, wie das Eisen Faerls Hals durchbohrte. Dann zerplatzte der kleine Gnom und der Kreuzfahrer nahm nun den wahren Illusionisten schräg dahinter wahr.
Eine kleine Streitaxt fuhr dem Angreifer in den Rücken.

Als der Erdgenasi bei seinen Gefährten ankam rührte sich kein Gegner mehr. Die Wunden hielten sich zu seiner Überraschung auch in Grenzen.

Zügig durchsuchten sie die Leichen nach Hinweisen oder nützlichen Gegenständen und rannten dann hoch zu Geralt.
"Sie sind geflüchtet. Ein geheimer Gang im Arbeitszimmer. Anscheinend öffnet man ihn mit einem Buch, aber mehr konnte ich nicht herausfinden. Los gehts, vielleicht erwischen wir sie noch rechtzeitig!"

Dieser führte sie schnell ins Arbeitszimmer. Der Leutnant blickte sich kurz um, griff nach einem Buch, dessen Einband etwas blutverschmiert aussah. Ein Regal drehte sich, und sie blickten in einen Gang.
Dorgan verzauberte seine und Geralts Waffen, sodass sie leuchteten. Dann eilten sie die Treppe herunter.

Nach wenigen Minuten kamen sie in einen grob behauenen, unterirdischen Gang. Sie folgtem ihm. Auch die gefesselte Leiche eines Mannes, der seiner Kleidung nach zu den Geiselnehmern gehört haben könnte, ignorierten sie.

Die Gruppe rannte den Gang weiter entlang und kamen nach wenigen weiteren Minuten zwei Zwergen entgegen, die mit einem Keil Löcher in die Wand schlugen und dann anscheinend kleine Phiolen in die entstandenen Löcher schoben.
Sofort blickten die Zwerge auf, als sie die Gruppe sahen. Beide nahmen je eine Phiole und stürmten sofort auf die Gefährten zu.

Duraks Stachelkette und Geralts Klinge machten jedoch kurzen Prozess mit dem vorderen. Der hintere Zwerg sah dies und schrie laut und wütend auf. Mit einem irren Grinser schlug er mit der Faust, die die Phiole hielt auf die Wand. Ein lautes Krachen ertönte und die beiden Nahkämpfer wurden von einer Explosion zu Boden geworfen und unter herabstürzenden Steinmassen halb begraben. Dorgan konnte ebenfalls nicht mehr rechtzeitig ausweichen.

"Durak! Dorgan! Geralt!" schrie der kleine Illusionist besorgt auf. Er hörte nur ein Klingeln in seinen Ohren. Dann stürmte er vor und begann panisch zu graben und schwere Steinblöcke zur Seite zu wuchten. Dann hatte er eine große Hand zwischen den Fingern. Hastig drückte er weitere Steine zur Seite und konnte Duraks linken Arm und Kopfbefreien.
Mit der Hilfe des kleinen Gnoms konnte sich Durak ganz freiwühlen. In der Zwischenzeit war der Kleriker auch frei. Gemeinsam gruben sie Geralt frei.

Die Gefährten sahen sich an. Sie hatten Schürfwunden, Prellungen und leichte Verbrennungen von der Explosion. Zusätzlich zu ihren vorherigen Verletzungen. Davon abgesehen ging es ihnen jedoch gut. Augenblicklich eilten sie weiter - vielleicht konnte man die getürmten Geiselnehmer ja noch fassen.

Schließlich kamen sie nach mehreren Minuten am Ende des Ganges wieder ins Freie.
Faerl blickte sich kurz um. Ein kleiner felsiger Strand, um sie herum eine Steilküste. Sie waren anscheinend in der Nähe der Goblinhöhle, in der sie Xertas, den kleinen Jungen gefunden hatten. Etwa 100 Meter vor ihnen entfernte sich ein Ruderboot vom Strand.

Durak sah zum Boot. Eine schlanke Gestalt winkte ihnen zu und lachte laut. Eine Zornesader schwoll auf der Stirn des Kreuzfahrers an. Sein Gesicht wurde dunkel. Mehrere Wirbel im Nacken knackten laut.
Faerl dachte lieber nicht darüber nach, was der zornige Erdgenasi jetzt am liebsten mit Gorak anstellen würde.

Die kleine Gruppe sah dem Boot noch kurz nach, dann drehten sie sich um und kehrten in die Stadt zurück, um Bericht zu erstatten.
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Falkenblut

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Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #19 am: 24. Februar 2009, 21:03:08 »
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Teil 11: Reise durch das Nirgendwo

Nach einem längeren Fußmarsch kehrte die Gruppe schließlich nach Baldures Tor zurück. Hauptmann Laodan und ein fremder Feldherr aus Cormyr empfingen die Helden und lauschten ihren Ausführungen.
Faerl und seine Gefährten erfuhren außerdem, dass die Grünmoos tatsächlich in die Luft gegangen sein muss. So, wie es die Gruppe anfangs vermutet hatte.
Schließlich schickte der Kommandant aus Cormyr die Gruppe in den Norden, nach Steinplanke. Dort, so dachte man, würde sich Gorak aufhalten - und die Geisel.



5. Tarsakh

Durak, Dorgan, Phirius und Faerl verließen mit ihrem gesamten Gepäck die Stadt. Der Illusionist warf einen letzten Blick hinter sich und ließ einen Blick über die prachtvollen Gebäude des hinter ihnen liegenden Adelsviertels schweifen. Dann drehte er sich um, und lief weiter. Der kleine Gnom unterdrückte einen Gähner, und schaute am massiven Erdgenasi vorbei gen Norden. Es sah regnerisch aus.

Vor ihnen lagen die Trollhügel.
Dahinter sollte sich die Dornenöde ausbreiten - eine einst grüne, schöne Gegend, die durch den Krieg verwüstet worden wurde. Durch Zauber, Rituale und Restmagie hatte sich diese einst harmonische Landschaft in einen verseuchten, lebensfeindlichen und sandigen Landstrich verwandelt.

"Rosige Aussichten" murmelte Faerl leise, und schickte ein Stoßgebet zu seinem Gott.
Dann unterdrückte er einen Fluch, als ihn ein Regentropfen auf der Nase traf. Er zog seine Kapuze über den Kopf. Wenigstens konnte seine Begeisterung nicht noch weiter absinken...



6. Tarsakh

Die Gefährten marschierten einen weiteren Tag durch. Zu Faerls milder Freude sogar ohne Regen. Dafür mit eisigem, schneidenden Wind.
Gegen Abend merkten die Gefährten, dass es allmählich ebener wurde.
Etwas weiter weg sahen sie ein anscheinend verlassenes Gebäude. Dieses stellte sich als gut bewachtes Gasthaus heraus. Man übernachtete auf etwas Stroh, aß älteres Brot und trank Wasser. Dann legte man sich schlafen.



7. Tarsakh

Zum Morgengrauen reisten die Gefährten wieder zügig ab.
Nach einer Stunde wurde der Boden abrupt sandig und die Luft knochentrocken und still.  Innerhalb weniger hundert Meter nahm die Umgebungeinen sandig-braunen Farbton an und es wurde dadurch dämmrig. Also banden sich die Gruppenmitglieder Halstücher vor das Gesicht, um die Atemwege zu schützen. Stündlich hielt Faerl seine Freunde an, um ihnen mit seiner Magie die Halstücher zu reinigen, die Sandtarnung zu erneuern, und damit jeder den brennenden Durst stillen konnte.

Gegen Abend entdeckte Dorgan ein altes Gebäude. Nach einer kurzen, gründlichen aber erfolglosen Suche nach nützlichen Gegenständen und anderen Mitbewohnern entdeckte Dorgan schließlich ein paar Symbole in einer Wand, und erklärte der Gruppe, dass sie sich in einem Waukeen-Tempel befanden.

Faerl legte noch einen Alarm-zauber um die Schlafstätte, damit die Gefährten im Fall eines Überfalls etwas Zeit gewinnen würden. Dann verteilte die Gruppe die Wache und man legte sich zum Schlafen hin.

Großteile der Nacht hörten die Wachhabenden fernes Geheul und rochen einen leicht fauligen Raubtiergeruch. Trotzdem verging die Nacht ohne Zwischenfälle. Es blieb sehr ruhig.



8. Tarsakh

Auch der nächste Tag verlief ruhig und sandig. Als das dämmrige Licht verschwand, kampierte man mit den selben Vorsichtsmaßnahmen wie zur vergangenen Nacht auf einem Hügel. Dieser war zu großen Teilen mit seltsamen Dornenpflanzen übersäht, die jedoch keine identifizieren konnte.

In einem waren sich alle sicher. Nämlich, dass etwas mit den Gewächsen nicht in Ordnung war. Und, dass sie die Dornenebene gefunden hatten.
Man schlief nicht ganz so nah an den zahlreichen Ranken und traf die üblichen Sicherheitsvorkehrungen.

Es wurde stockdunkel, einzig das kleine Feuer, das Durak gemacht hatte, erhellte die nähere Umgebung etwas. Alle außer Phirius, der die erste Wache übernahm, schliefen sofort ein.

Dorgan wachte irgendwann auf. Das Feuer war beinahe heruntergebrannt, und Phirius schien im Sitzen weggenickt zu sein, so still wie er da saß. Der Gnom lief wie in Trance zum Feuer, nahm ein altes Brett, und warf es in die Glut, die sofort aufflammte. Der Hexer schreckte anscheinend auf, warf kurz einen Blick auf seinen kleinen Gefährten, und starrte dann wieder vor sich in das flackernde Licht.
Der Kleriker lief wieder zurück zu seinem Schlafplatz. Er legte sich hin, und sah aus den Augenwinkeln, wie sich rechts etwas bewegte. Er drehte seinen Kopf in die Richtung und sah eine dunkle, dornige Tentakel auf ihn zuschießen. Panisch schrie er auf und rollte sich instinktiv nach links.

Plötzlich spürte der Gnom etwas brennendes auf seiner Wange und in seiner rechten Wade. Irgendetwas war verdammt laut - jemand schrie. Und ein eisiger Schmerz durchzuckte sein Bein. Instinktiv wollte er seinen Mund öffnen um zu schreien, allerdings stellte er dass dieser bereits offen war. Und dass die Schreie von ihm stammten.

Eine zweite Backpfeife traf den Kleriker, dieses mal auf seiner anderen Gesichtshälfte. Durak sah ihn mild besorgt an.
"Alles in Ordnung? Du hast plötzlich losgeschrien. Und dann hast du dich auf das Grünzeug rollen wollen. Kleiner Albtraum."
Dorgan besann sich, und wurde ruhig. Er schaute um sich, und stellte fest, dass alles in Ordnung war. Außer seiner blutenden Wade.
"Aber...hey, ich blute ja wirklich. Oh, das fühlt sich aber komisch an..."
Faerl war sofort zur Stelle. Er schob das Beinkleid hoch genug, bis die Wunde offen vor ihm lag. Dann verteilte er seine zerriebene Pflanze vorsichtig um die blutende Stelle.

"Verbinde es schnell. Das ist dasselbe Grünzeug, dass ich bei den Ruinen fand. Du weisst schon, als Phirius von diesem Ding angegriffen und vergiftet wurde. Geht es dir einigermaßen gut?"
Dorgan verband seine Wunde zügig und schob das Beinkleid über die Stelle. Dann nickte er. Schließlich legten sich alle wieder schlafen, außer Durak. Der übernahm gleich Phirius Wache. Und machte das Feuer größer - das Wolfsgeheul kam ihm gefährlich nahe vor.



9. Tarsakh

Schließlich, als es Morgen sein musste, weckte der Erdgenasi alle auf. Sie packten und machten die Feuerstelle so gut es ging unkenntlich. Dorgans Verletzung schien ausgeheilt zu sein, und sie schritten zügig los.

Nach wenigen Minuten umgab sie erneut ein strenger Raubtiergeruch, dessen Quelle jedoch niemand orten konnte. Schließlich blieb die Gruppe stehen. Faerl empfand den Gestank nahezu betäubend. Durak und Dorgen zogen ihre Waffen.

"Hey, da vorne sind Augen im Sand!" rief Dorgan plötzlich auf. Alle drehten sich wieder in die ursprüngliche Marschrichtung. Und tatsächlich, sie sahen drei  Augenpaare, die sie anzustarrten.

Der Sand um die Augen zitterte, und zwei wolfsähnliche, sandfarbene Gestalten, die so groß wie kleine Pferde waren, erhoben sich an der Stelle. Die mittlere und gleichzeitig größte von ihnen jedoch verschwand im Boden. Die beiden übrigen näherten sich mit leisem Knurren der Gruppe.

"Das sind so etwas wie Schakale, nur dass sie sich wahrscheinlich sehr schnell durch den Sand graben können! Passt also auf den Boden unter euch auf!" rief Faerl seinen Freunden zu, der von solchen ähnlichen Kreaturen bereits gehört hatte.

Dann blickte der kleine Gnom auf das Raubtier, das ihm am nähesten war. Es blickte ihm mit seinen bernsteinfarbenen, funkelnden Augen an und flechtschte Zähne, die so groß und lang wie Gnomenfinger waren. Nur etwas spitzer und gefährlicher. Das Tier war nur noch etwa vier bis fünf Meter vom Illusionisten entfernt. Es duckte sich. Das Fell war gesträubt. Sofort vollführte der Magier seine Gesten. In seinem Geist ließ er vor sich einen Sandgolem entstehen - so groß wie ein Oger. Vielleicht würde der Schakal fliehen.

Um ihn herum setzte Kampflärm ein. Doch ein ungutes Gefühl beschlich ihn, als der Boden unter ihm sich zu regen begann.

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« Letzte Änderung: 24. Februar 2009, 21:06:17 von Falkenblut »
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Falkenblut

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Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #20 am: 13. März 2009, 22:32:43 »
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Teil 12: Von den Sehenswürdigkeiten der Dornenebene

Faerl schoss plötzlich einen guten Meter in die Höhe. Gleichzeitig sackte er etwas in den locker werdenden Boden ein, der von einem großen Schakal hochgehoben wurde. Dann spürte er spitze Zähne in seinem linken Unterschenkel und schrie schmerzerfüllt auf. Der Schakal begann nun ihn wegzuschleifen.

Durak hatte, gemeinsam mit Dorgan, in der Zwischenzeit den ersten Wüstenschakal bezwungen. Plötzlich sah er aus den Augenwinkeln , wie der Magier weggeschliffen wurde. Der kräftige Erdgenasi drehte sich und hieb mit seiner Stachelkette nach dem Tier, so dass sie sich um dessen Hals wickelte.
Dann wurde es von einem giftgrünen Strahl am Rücken getroffen und knickte ein.
Der Kreuzfahrer erlöste das Tier mit einem Ruck seiner Kette. Ein paar silberne Funken flogen von Durak zu Faerl und hüllten ihn kurz ein - seine Wunden schlossen sich augenblicklich.

Phirius hatte das dritte Tier bereits mit seinen Strahlen verletzt. Es drehte sich um und floh.

Die Gefährten sahen sich kurz an, verarzteten die letzten Wunden, und gingen dann weiter. Nach einer halben Stunde kamen sie vor einem verdorrten, toten Baum zum stehen, vor dem ein Wagen stand. Ohne Pferde. Dafür einigen Leichen.
Schnell merkten die Gefährten, dass hier ein sehr brutaler Überfall stattgefunden haben muss. Sie durchsuchten alles, und fanden ein paar zum Teil wertvolle Kleinigkeiten, darunter eine Kette, deren Material Faerl sofort als Adamantit identifizierte. Außerdem entdeckte Dorgan noch Steckbriefe, auf denen sie abgebildet waren. Man folgerte, dass Gorak mehr oder weniger direkt hinter diesem Überfall stecken musste, und es allerhöchste Zeit war, weiterzukommen.

Als Faerls Magen verkündete, dass es ungefähr Mittag sein musste, fanden sie einen knöchernen, zerbrochenen Pfeil, der auf dem Boden lag. Wenige Meter nach diesem Pfeil lag ein weiterer auf dem Boden, gefolgt zwei weiteren.

"Nun? Ideen?" fragte Durak knapp wie immer.
"Ich würde meinen, dass die nicht zufällig hier liegen. Vielleicht ist es eine Art Warnung oder so." antwortete Faerl.
"Geht das vielleicht genauer?" fragte Phirius.
"Mh. Es sieht wie eine Art Richungsangabe aus. Bleibt nur die Frage, ob wir in die Richtung gehen sollen oder ob wir auf keinen Fall dahin sollen." mutmaßte der Illusionist.
"Typisch. Man frage jemanden, ob Wein oder Bier besser zum Braten passt. Ein Gnom würde mir antworten, dass beides passen kann und du würdest mir sagen, man könne ja mischen, wenn man sich für keines entscheiden kann. Gehts noch wirrer?" fragte der Hexer mit einem schiefen Grinsen.
"Ich weiss ja nicht, was ihr Menschen für komische Gepansche trinkt, aber theoretisch kann man beides mischen. Du wirst jedenfalls niemals Gastwirt, außer vielleicht für geschmackstote Orks. Ich würde..." fing der Angesprochene an mit einem schnippischen Unterton zu antworten, wurde jedoch von Dorgan unterbrochen, der mild belustigt grinste.
"...den Rand halten, außer es kommt etwas heraus, das jetzt wichtig ist. Bei Garl, ihr zwei seid wie ein Saal voller angeheiterter Halblinge. Es liegt auf dem Weg, also wissen wir es ja bald!"

Durak schmunzelte innerlich. Allerdings hatte Dorgan Recht: sie mussten vorwärts kommen, und diese Diskussion dauerte für seinen Geschmack ohnehin schon viel zu lang. Der Magier wäre beim Militär jedenfalls untergegangen. Oder seine Einheit...

Der Erdgenasi drehte sich wieder um und ging langsam und bedächtig weiter.
"Finden wir es heraus, folgt mir. Und haltet die Waffen bereit."
Zufrieden stellte er fest, dass sie ihm ohne weitere Diskussion folgten. Wieder wurde er sich bewusst, dass er sich auf jeden seiner Gefährten verlassen konnte. Selbst auf den durchgeknallten Magier.

Langsam schritten sie weiter. Plötzlich sackten jeder von ihnen ein.
"Fallgrube!" schrie Phirius und sprang geistesgegenwärtig nach hinten auf den festen  Boden. Faerl hatte es ebenfalls noch rechtzeitig mitbekommen und konnte ebenfalls in Sicherheit springen. Durak und Dorgan jedoch waren zu langsam. Nur durch ihre Kraft und etwas Geschick konnten sie sich am Rand der Fallgrube festhalten.

Sofort sprangen der Mensch und der kleine Gnom ihren Gefährten zuhilfe, und versuchten sie rauszuziehen. Durak konnte sich mit Phirius Hilfe und seiner eigenen Kraft hochziehen, Dorgan jedoch hatte einen recht kahlen und lockeren Abschnitt am Rand erwischt, und Faerls Kraft genügte auch nicht ihn rauszuziehen. Plötzlich fühlte sich der Kleriker in die Höhe gerissen, und starrte erstaunt in ein sandig-graues Elfengesicht.

"Ihr hättet nicht herkommen sollen! Habt ihr die Pfeile nicht gesehen?" fragte dieser mit ruhiger Stimme.
"Wir wussten nicht, was das genau zu bedeuten. Und wer seid Ihr eigentlich?" entgegnete der Hexer.
"Ich bin Maltin. Und ihr? Wohin wollt ihr eigentlich?"
"Das ist Durak vom Clan Steinfeuer, Dorgan Leuchtfeuer, Phirius, und mich könnt Ihr Faerl nennen. Wir kommen aus Baldures Tor und wollen nach Steinplanke."
"Nach Steinplanke? Dann seid ihr auf dem falschen Weg. Ihr müsst nach Norden, lauft aber momentan gen Osten. Was wollt ihr in Steinplanke?"
"Wir suchen Gorak, einen Mensch, mit dem wir die eine oder andere Angelegenheit zu klären haben."

Bei den Worten knackste es vernehmbar, und Durak spreizte seine Hände wieder. Der Elf schien dies bemerkt zu haben.
"Ihr habt also nichts mit diesen Menschen hier zu tun?"
"Nein. Bringt es bitte auf den Punkt, was wollt Ihr?" sprach der Erdgenasi.
"Wenn Ihr nach Norden wollt werdet Ihr auf Räuber stoßen - dieselben, die den Händler überfallen haben, auf dessen Überreste ihr gestoßen seid. Entweder ihr zahlt  Wegzoll, oder Blut."
"Ich zahle gern mit Banditenblut." meinte der Söldner und schaute Maltin fest in die Augen.
"Nun, falls ihr mit denen fertig werdet ist das gut. Allerdings ist ihr Lager nicht weit weg - und wesentlich gefährlicher. Ihr werdet nicht leicht an ihnen vorbeikommen... Sie bereiten uns seit geraumer Zeit Probleme, und ich denke, dass ihr uns dabei helfen könntet. Würdet ihr uns begleiten? Vielleicht können wir dies im Lager mit der Königin besprechen. Möglicherweise können wir euch dann ebenfalls unterstützen." sprach der Elf
"Gut. Führ uns." sagte Durak.

Eine Stunde zügigen Marschierens später, kamen sie vor einem gut aber unauffällig bewachten, getarnten Höhleneingang an.
Mehrere Gänge und graue, stoische Elfen später, betraten sie eine Art Thronsaal, auf dem eine schlanke, hübsche Elfe mit einem blonden, schulterlangen Zopf saß. Sie hatte, wie Maltin und die anderen, bisherigen Elfen in der Höhle einfache, sandfarbene Leinenkleidung, sowie einen Fellumhang und Fellstiefel an und trug einen Langdolch an ihrem Gürtel. Im Gegensatz zu Maltin und den Wachen jedoch hatte sie keine Lederrüstung und größere Waffe.

Die Gruppe trat vor sie und stellte sich kurz vor. Die Herrscherin betrachtete dabei jeden einzeln, und schien ihnen die Seele zu ergründen. Schließlich stellte sie sich als Shissique vor.

Die Herrscherin erzählte ihnen davon, dass regelmäßig Händler durch die Dornenebene reisen würden. Allerdings müssten sie Wegzoll zahlen, oder die Räuber würden sie ermorden. Außerdem würde sich die Präsenz der Wegelagerer langsam zu einer Bedrohung für ihr Volk entwickeln.

Sie schloss mit den Worten:
"Wir sind nur Jäger und keine Krieger. Wir können uns zwar verteidigen, oder uns verstecken, aber können uns nur mit zu großen Verlusten gegen diese Gefahr wehren. Wir haben leider auch nichts, dass wir euch anbieten könnten, außer unsere Unterstützung, sowie einen Führer nach Steinplanke. Ich denke, ihr stimmt mir zu, dass ihr einen Führer gut brauchen könntet..."
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Falkenblut

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Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #21 am: 21. März 2009, 00:56:31 »
Teil 13: Banditenüberfall (1)

Die Helden sahen sich kurz an und nickten dann.
Schließlich verschwanden Maltin und Faerl, um das Banditenlager auszukundschaften.
 
Faerl berichtete seinen Gefährten schließlich, dass Lager sei rund und hätte einen Durchmesser von rund 100 Metern. In der Mitte brenne ein sehr großes Lagerfeuer, das gute Sichtverhältnisse ermöglichen würde. Außerdem sei es von einer Art zwerggroßen Wall umgeben.
Der Eingang sei dauerhaft von zwei Männern besetzt, und es seien zwei gegenüberliegende, drei Meter hohe Wachtürme vorhanden. Mehrere Hütten um das Feuer könnten rund zwei Duzend Personen beherbergen.

Nach längerem Planen einigte man sich darauf, den Angriff am Morgen - in knapp zehn Stunden - zu starten.
Faerl würde mit einer Illusion einen Großangriff auf den Eingang die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Um dies glaubwürdiger zu machen, würden ihn zwei Elfen begleiten, und Pfeile auf die Räuber schießen.
Durch diese Ablenkung und Spaltung der gegnerischen Streitmacht, hätten es Durak, Dorgan und Phirius leichter mit einem Teil der Banditen fertig zu werden. Faerl würde zu Ihnen stoßen, sobald sein Trick aufzufliegen drohte.

Am nächsten Morgen brachen sie lange vor Dämmerung auf. Als sie schließlich vor dem Lager waren blickte Faerl zu den Wachen.
Dann imitierte er mit einem geisterhaften Geräusch viele Fußstapfen im Sand, und leises Waffengeklirre.

Die Wachen schauten wie geplant auf. Nun vollführte der Illusionist einige Gesten und ließ mehrere, unterschiedlich bewaffnete  und heruntergekommene Zwergen-, Menschen- und Halbelfensöldner aufstehen, und mit Schilden eine zweireihige Formation bilden. Einige seiner Halbelfensöldner in der hinteren Reihe begannen mit Bögen und Armbrüsten auf die Wachen zu schießen. Die Illusion wurde augenblicklich von den beiden Elfen, die Faerl begleiteten, unterstützt. Dann stürmten die Nahkämpfer unter lautem Gebrüll auf die verdutzten Wachen.

"ALARM!"

---

"Das Signal! Los gehts!" zischte Durak zu Dorgan und Phirius.
Augenblicklich rannten die drei los. Im Lauf zog Phirius seine Schriftrolle mit dem Zauber Schlaf und wirkte sie auf die Wache auf dem Turm. Der Betroffene wankte, und der Hexer grinste. Dummerweise blieb der Wächter nicht auf dem Turm, sondern stürzte über die Brüstung. Doch der Calimshit hatte sein Ziel erreicht: er hatte die Schlüsselposition erobert.

Durak und Dorgan waren inzwischen schon beim Wall angekommen. Sie gingen nun vorsichtig darüber, und vermieden es so in dem Graben davor zu stolpern, und in die aufgestellten Krähenfüße und spitzen Pfähle dahinter zu laufen.

Sie kamen auf der anderen Seite an, und sahen, wie sich knapp zwei Duzend Banditen in enganliegender Wüstenschutzausrüstung mit Gesichtsmasken und Kurzschwertern, Dolchen, Rapieren und Säbeln um einen großen, glatzköpfigen, stämmigen Mann mit normaler Kleidung und einem Schreckensstreitkolben und einer kleinen, schmächtigen, maskierten Frau mit zwei Kurzschwertern, versammelten.

Die beiden Anführer wollten gerade mit der Truppe zum Haupttor ausrücken, als ein lauter Alarmschrei von der Stelle kam, wo die Wache vom Turm heruntergefallen war. Anscheinend hatte der Aufprall die Wache geweckt. Alle drehten sich um, und sahen, wie Dorgan und Phirius etwa drei Meter von den Pfählen entfernt stehen blieben.

"Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt. Vor allem weniger zahlreich" stellte Dorgan trocken fest.
"Hör auf zu schimpfen - du klingst schon fast wie Faerl."
Dann sahen beide, wie sich die beiden offensichtlichen Anführer kurz ansahen, und der Glatzkopf mit etwa einem Duzend Wachen zum Haupteingang abzog.
Die Frau blieb mit dem anderen Duzend zurück. Beide Parteien starrten sich kurz an.

"Na los, ihr faulen Hunde! Je eher ihr sie getötet habt, umso eher verteilen wir die Beute!" rief die Anführerin nun, und sofort stürmten drei Räuber vor.

Der vorderste stürmte auf Durak zu, tauchte unter Duraks waagerecht geschwungenem Stachelkettenangriff hindurch, machte einen blitzschnellen Sprung nach vorne, und stach die Klinge seines Kurzschwertes tief in den Oberschenkel des Erdgenasi.
"Hah!" zischte der anscheinend männliche Räuber.

Der Schmerz raubte dem Kreuzfahrer einen Augenblick lang die Sicht. Er sah verschwommen, durch eine Art Schleier, wie sein Gegner triumphierend seinen Schwertarm nun locker vor sich hielt.
Wütend täuschte Durak einen Fußfeger vor. Der Räuber wich  nach hinten aus und vernachlässigte seine Deckung dabei. Sofort ließ der Erdgenasi seine Stachelkette nach vorne schnellen, und traf den Mann mitten im Gesicht.
Der Getroffene wankte nach hinten und schien durch diesen schweren Gegentreffer einen Augenblick lang orientierungslos zu sein - und eine gebrochene Nase zu haben. Dann traf ihn ein giftgrüner Strahl im Rücken, und er hatte sein Leben schon ausgehaucht, bevor sein Körper den Boden berührte.

Dorgan hatte sich inzwischen in einen blutigen Kampf mit den beiden anderen Räubern verwickelt, und nun rückten drei weitere Räuber nach, um den verletzten Erdgenasi zu töten. Der ohnehin schon harte Kampf entwickelte sich nun zu einem mehr als mörderischen Gefecht.

Phirius hatte inzwischen außerdem unauffällig der heruntergefallenen Wache mit zwei seiner Strahlen den Rest gegeben. Er sah, dass seine Freunde inzwischen in harte Kämpfe verwickelt waren, und drei weitere Banditen anscheinend ebenfalls in den Kampf eingreifen wollten. Sorgfältig kniete er sich hin, dabei bedachte sich etwas zu verstecken.
Dann zielte er, und feuerte einen seiner Strahlen ab. Ein lauter Schmerzschrei erfolgte.
Vorsichtig hob er den Kopf und zielte erneut. Der bereits Verletzte brach tot zusammen. Doch dafür hatten ihn nun die beiden anderen Banditen entdeckt.
Schnell jagte er einen weiteren Strahl auf die nun anstürmenden Maskierten.
Wenn sie erst mal im Turm waren, würde es hart werden. Hoffentlich würde Durak diese Ablenkung etwas bringen.

---

Faerl sah inzwischen, wie immer mehr Bewaffnete mit den von ihm erschaffenen Angreifern kämpften. Doch er sah auch, dass dieser Trick nicht mehr ewig funktionieren würde.
Schließlich, als der Kampf wohl etwa eine halbe Minute andauerte, zog der kleine Illusionist eine Schriftrolle hervor. Er überflog sie kurz, und wenige Augenblicke später, erschien ein Pferd aus dem Nichts vor ihm.
"Schießt noch je einen Pfeil ab, und zieht euch dann zurück. Mein Zauber endet bald."

Der Magier hangelte sich am Pferd hoch und ritt im Sichtschutz der Dünen um das Lager herum, bis er vermutete, die Stelle erreicht zu haben, wo seine Kameraden sein mussten. Dort änderte er seine Richtung und ritt direkt auf das Lager zu. Wenige Meter vor einem Wachturm sprang er vom Pferd und entließ es.
Schnell machte er sich mit einem Zauber unsichtbar, und kletterte auf den Wall. Und ihm stockte der Atem.

Drei Räuber lagen bereits regungslos im Sand. Doch um sie herum tobte ein tödliches Gefecht.

Dorgan kämpfe mit zwei Banditen gleichzeitig, schlug sich jedoch noch ganz gut und hatte auch schon zwei von ihnen ordentlich verwundet.
Phirius schoss seine Strahlen vom Turm aus auf die Banditen, die Durak das Leben zur Hölle machten. Das war auch bitter nötig, denn dieser schwankte bereits leicht und blutete anscheinend aus vielen Wunden. Seine drei Gegner bearbeiteten ihn erbarmungslos von allen Seiten.

Eine Frau mit zwei Kurzschwertern schlich plötzlich von der Seite an den Erdgenasi heran, um ihm in die Flanke zu fallen.
Noch bevor der kleine Gnom einen Warnschrei von sich geben konnte, sah er, dass der Kreuzfahrer es anscheinend gemerkt haben musste, denn er schien einen Herzschlag lang inne zu halten und sich zu konzentrieren.

Dann brach Faerls großer Gefährte einfach durch die Gefechtsanordnung seiner Feinde hindurch und stürmte auf einen Räuber, der 3 Meter vor dem großen Lagerfeuer stand und seine Armbrust neu spannte. Sein Kollege, der ebenfalls eine Armbrust in der Hand hielt und anscheinend das eigentliche Ziel dieses Angriffs war, schrie vor Schreck auf. Doch es war schon zu spät. Der Kreuzfahrer rammte seine Schulter in die Brust des Banditen, und katapultierte ihn allein durch die schiere Wucht des Ansturms mitten in die Flammen.

Der Illusionist nutzte den Augenblick der Verwirrung, und zog eine illusionäre, drei Meter hohe Sandwand um die vier Räuber, die Durak umzingelt hatten.
"Teile und herrsche. Genau wie mein Meister gesagt hat...ich habe geteilt, nun seid ihr dran, meine Freunde." murmelte der Gnom leise zu sich selbst und konzentrierte sich weiter.
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Falkenblut

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Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #22 am: 28. März 2009, 14:04:28 »
Teil 14: Banditenüberfall (2)

"Hey, wo kommt der Sand her?!" rief Fiona wütend, und trat mit dem Fuß dagegen.
"Ich weiss nicht. Klettern wir darüber!" schlug ihr Gefährte vor.
"Murion! Du Narr! Der Sand bröckelt doch ab, so kommst du nie hoch!" zischte ein anderer Räuber.

Die Anführerin hatte seit ihrem Tritt seltsamerweise nichts mehr gesagt und starrte auf die Mauer.
"Hey, das Ding ist nicht fest. Man kann durchgreifen. Los Seram, komm mit!"
"Klar. Sand ist Luft." gab dieser mit einem sarkastischen Unterton zurück.
"Halt´s Maul! Wenn du es mir nicht glaubst gehe ich vor und ziehe dich hinterher. Halt dir die Augen zu!" herrschte sie ihn an, und gab ihm, als er eine Hand vor den Augen hatte, einen kräftigen Schubser durch die Wand. Sie grinste innerlich und rannte hinterher..

---

Neben Dorgan taumelte ein Räuber, der sich die Augen zuhielt durch die Wand. Der Kleriker nutzte die Gelegenheit und den Schwung seines neuen Gegners, und hieb mit seiner Streitaxt nach dessen Hals.
Als die Anführerin einen Herzschlag später durch die Wand kam, stolperte sie fast über die Leiche ihres Kollegen.
"Seram! ...friss Sand, du kleine Ratte!"

Augenblicklich entbrannte ein tödliches Duell zwischen Dorgan und Fiona. Und zugleich ein sehr interessantes, da beide sehr gut ausweichen oder parieren konnten.

---

In der Zwischenzeit hatten Phirius und Durak die restlichen Räuber erledigt.
Die Verstärkung konnte von einer dichten illusionären Dornenwand, die Faerl herbeigezaubert hatte, aufgehalten werden. Mit den so häppchenweise durchkommenden Feinden kam der mittlerweile erschöpfte und verwundete Erdgenasi leicht zurecht.
Phirius konnte ihm und dem kämpfenden Gnom mit seinen Strahlen behilflich sein.

Dann, nachdem auch die Anführerin gefallen war, quetschten sich zwei weitere Räuber durch die Dornenwand, die von Dorgan und Durak sofort aufgerieben wurden. Plötzlich flog ein weiterer Räuber durch das Gewächs und landete vor dem verdutzt blickenden Kleriker, der sich allerdings trotzdem auf seinen neuen Gegner stürzte, und von Phirius unterstützt wurde.

Dann durchquerte der glatzköpfige Anführer die Dornen und grinste süffisant zu seinem kämpfenden Untergebenen, dem er anscheinend das mühsame Durchkriechen durch die Dornen erspart hatte. Sein Blick fand Durak, und seine Miene wurde grimmig.

"Ihr...ich werde euch zermalmen. STERBT!" brüllte der stämmige Mann, den Faerl auf den ersten Blick mit einem gekleideten, rasierten Bär verwechselt hätte.
 
Dann stürmte er mit überraschender Geschwindigkeit auf den Kreuzfahrer zu. Dieser versuchte den Hieben durch den Schreckensstreitkolben zu entgehen, aber der lange Kampf hatte schon seinen Tribut gefordert, und die geschundenen Gelenke und zerstochenen Gliedmaßen des Erdgenasis wollten nicht mehr so, wie er das wollte. Der erste Schlag traf ihn hart an der Schulter. Dann rammte der Räuber seinem Gegenüber die Spitze seiner Waffe in die Magengrube.

Der Söldner taumelte zurück und hustete Blut. Noch so einen Angriff würde er nicht überstehen, das wusste er. Plötzlich berührte ihn etwas am Oberschenkel.
"Du bist unsichtbar bis du wieder angreifst. Heile dich!" hörte er die vertraute Stimme des Gnoms.

---

Dorgan hatte soeben den letzten Räuber erledigt - nun blieb nur noch der Anführer.  Ein grüner Strahl traf diesen am Arm, doch das schien den Mensch nicht sonderlich zu beeindrucken. Stattdessen grinste er den Gnom böse an.

"Na Kleiner? Angst?"
"Nur vor deinem Mundgeruch." entgegnete der Gnom und stürmte auf den etwas verdutzten Räuber und trieb ihm die Axt in den Oberschenkel.
Doch die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, und ein Hagel von brutalen Hieben  prasselte auf den Kleriker zurück.

Der Kleriker schlug trotz seiner Schmerzen nach dem Schienbein seines Gegenübers, doch dieser wich aus und startete einen erneuten Gegenangriff.
Ein Ende des Schreckensstreitkolbens prallte hart Dorgans Schildarm, und der Gnom merkte, dass sein Arm taub wurde. Dann fühlte er sich in die Luft gehoben und landete einen Herzschlag später wieder hart auf dem Sand - mehrere Meter vom Hühnen weg. Die Schmerzen waren überwältigend, und Übelkeit kochte in ihm hoch.
Auch ihn hatte der vorherige Kampf mit der anderen Anführerin ordentlich mitgenommen.

---

"He du stinkender Haufen Orkmist! Leg dich doch mal mit jemanden deiner Größe!" rief Faerl.  Dann schoss einen Armbrustbolzen in den linken Oberschenkel des Räuberhauptmannes, als er sah, dass der Räuber Dorgans Tracht Prügel fortsetzen wollte.
Diese Entscheidung bereute der kleine Illusionist allerdings zwei Herzschläge später,  als er von einem mörderischen Hieb getroffen wurde, und unspektakulär in eine Zeltwand flog.

---

"Niemand verprügelt die kleine Nervensäge außer mir! Stirb!" zischte eine Stimme links vom Räuberhauptmann. Dann traf ihn etwas hartes, stachliges in der Seite und trieb ihm die Luft aus den Lungen.

Durak war aufgetaucht. Seine größten Wunden hatten sich anscheinend geschlossen, und sein Gesicht war auch nicht mehr so blass.

Augenblicklich entbrannte der harte Kampf zwischen den beiden Kämpfern erneut. In regelmäßigen Abständen wurde der Anführer von Phirius Strahlenangriffen getroffen, doch der Erdgenasi kassierte trotzdem Schläge, dass ihm Hören und Sehen verging.

Als das Gefecht einen Augenblick ruhte, starrten sich beide Kämpfer einen Augenblick unnachgiebig an. Plötzlich machte Durak einen Schritt nach hinten.
"Hehe - ja, ich würde jetzt auch davonrennen. Na los, rette deine wertlose Haut!"

Durak schaute sein Gegenüber stoisch an. Und die Welt schien einen Augenblick lang still zu stehen.

"Nur damit das klar ist: ich laufe nicht weg."
Der Banditenanführer schaute verwirrt, und der kräftige Erdgenasi ließ einen Wirbel knacken.
"ICH NEHME ANLAUF!"
Mit den Worten stürmte der Söldner plötzlich vor und rammte dem Räuberhauptmann seine Schulter in die Brust. Durch die Wucht wurde dieser mehrere Meter durch die Luft geschleudert und landete in einer Reihe von aufgestellten Holzplöcken.

Dann schritt Durak zu der Stelle, wo der Anführer in den Pflöcken lag. Dieser hustete Blut, als er versuchte etwas zu sagen, und schaut nun stumm bittend zum Erdgenasi hoch. Der Söldner steckte seine Kette provisorisch am Gürtel fest und zog sein Schwert. Stumm blickte er dem Sterbenden tief in die Augen, und nickte ihm ein letztes Mal anerkennend zu.
Ein plötzlicher Luftzug wirbelte den Sand um sie auf und ein paar Sonnenstrahlen fielen auf das Gesicht des Hauptmannes. Dann wurde es still.

---
 
Schließlich, nach einer kurzen aber intensiven Suche im Lager, verschwanden die Gefährten wieder. Die Elfen, die kurz danach ebenfalls erschienen waren, halfen ihnen beim Tragen der erbeuteten Waffen und anderen Gegenstände. Und beim Transport der Gefangenen.

Doch die Gefangene war alles andere als gesprächig. Faerl verließ den Raum wütend, als Phirius ihr Folter androhte, und Durak sie finster anstarrte. Als sie sich letztenendes sogar die Zunge selbst abbiss, merkten alle, dass es nichts half. Enttäuscht legten sich alle schlafen um wieder zu Kräften zu kommen.

Am Nachmittag kam Shissique, und man beriet, wie man weiter vorgehen sollte. Das nächste große Problem war nämlich das Hauptlager der Banditen - und das war angeblich wirklich gut befestigt und hatte drei mal so viele Insassen, wie das kleine Außenlager.

Schließlich brachen Phirius und Durak auf, um sich die Situation zusammen mit Maltin genauer anzuschauen. Und was sie sahen, war wirklich erschütternd.
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Falkenblut

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Das zweite Gedächtnis - Update 02.08
« Antwort #23 am: 03. August 2009, 22:37:40 »
Hi Leute!
Nach längerer Pause, Schreibblockaden, Klausurpause (bin noch net durch, konnte heute aber nen Teil auf Rechtschreibung prüfen.) und anderen Pannen gibts heute ein Update seit langem.
Ich bitte eventuelle (kleinere) (Rechtschreib-/Logik-/Sach-/usw)Fehler zu entschuldigen.
Kritik, Verbesserungsvorschläge usw. sind natürlich nach wie vor gern gesehen. Spenden auch ;-)
Und jetzt viel Spaß beim Lesen...
(PS: hab beim Edit nur eben noch die Überschrift hervorgehoben)

Teil 15: Operation Galgenvogel

Sklaven, eingepfercht in einem Holzgitterkäfig am westlichen Rand des Lagers. Und das waren noch die, die das Glück hatten gerade den Schutz der Gitter genießen zu können. Die, die außerhalb waren, mussten sehr hart arbeiten. Spott und böse Scherze von Seiten vieler Räuber schienen fester Bestandteil des Arbeitsprogramms zu sein. Besonders schlimm waren die Sklaventreiber, die die Peitsche und andere Mittel, ohne auch nur einen Wimpernschlag lang zu zögern, einsetzten. Die Leichen zweier erhängter Sklaven neben den Käfigen, sollte anscheinend als Ansporn zu guter Arbeit dienen.

Das Lager selbst befand sich in einem großen, über hundert Meter durchmessenden Kessel, an dessen Rand 2 große steinerne Wachtürme waren. Das Tal selbst war ebenfalls durch ein riesiges Feuer gut erhellt - und Patrouillen waren überall inner- und außerhalb zu sehen.

"Dort, schaut auf den linken der beiden Höhleneingänge in der Nähe der Türme. Das ist ein Tunnel nach Steinplanke. Da müsst ihr durch, wenn ihr in die Stadt wollt.", flüsterte der Elf den beiden Helden zu.
"Das wird schwer." kommentierte Durak still.
"Allerdings - wir brauchen einen Plan - und zwar einen guten!"
"Gehen wir zurück, das müssen wir mit den anderen besprechen - oder gibt es noch etwas, das wir sehen sollten?"
"Denkt an die Wachtürme - und die Sklavenkäfige." erinnerte sie Maltin leise. Dann kroch er zurück und sie folgten ihm sofort.

Zwei Stunden später kehrten alle zurück, und begannen sofort mit Dorgan und Faerl zu überlegen, wie man am besten in den Tunnel käme, um nach Steinplanke zu kommen.

Erst nach mehreren Stunden intensiven Diskutierens, fasste Phirius den wohl vollendeten Plan, wie sie nach Steinplanke wollten zusammen.
Die Gefährten plauderten dann noch leise, bis sich Dorgan zum Schlafen hinlegte. Faerl saß da und spielte mit seinem Brotkanten rum, und das Gespräch wandte sich wieder dem Plan zu.

"...Wir gehen zum Tunnel  runter und erledigen die Wache davor. Faerl, du musst uns Deckung verschaffen. Danach gehen wir rein, und schlagen uns nach Steinplanke durch. Dorgan wird mit einem Stillezauber sicherstellen, dass niemand außerhalb der Höhle unser Vorgehen drinnen hört. Das wird nämlich bestimmt so laut, wie das Schmatzen unseres Gnomes, der nichts als Essen im Dickschädel hat." sagte Phirius mit einem schrägen Blick zum Gnom.
"Erstens habe ich nicht nur Essen im Dickschädel, du vorlauter Goblinkoch. zweitens kann man dieses trockene, harte Brot nur lautstark genießen weil ...".

Das restliche Streitgespräch ging in einem ohrzerreissenden Schnarcher von Dorgan unter. Durak schaute jeden einzelnen Gefährten einen Augenblick lang stoisch an. Dann schüttelte er den Kopf.
"An jedem Adligenhof würdet ihr höchstens als Galgenvögel zur Unterhaltung beitragen." brummte der Erdgenasi trocken. Dann legte er sich hin und drehte seinen Rücken demonstrativ zu ihnen. Kurze Zeit später waren Dorgans Schnarcher auch nicht mehr zu hören, und regelmäßiges, leises Atmen drang zu den Ohren der Streithähne.
Die beiden grinsten sich an und legten sich dann ebenfalls hin.
"Nacht Großer."
"Nacht Dicker."

...

"Los gehts!" flüsterte Durak seinen Gefährten zu. Sofort hasteten sie auf die Klippen zu. Durak und Dorgan befestigten das Seil und kletterten zügig hinunter. Faerl blieb oben. Er sah seine Gefährten auf die Wachen zuschleichen. Er überprüfte mit einem kurzen Blick seine Tarnung zwischen den Büschen am Rand der Klippe. Die Lage war wie erhofft ruhig und entspannt. Noch.

Dann konzentrierte sich der Magier, und ließ vor den Wachen die Illusion eines Höhleneingangs mit zwei davor postierten Wachen entstehen, die sich gelegentlich bewegten.
Die Wachen schauten sich kurz irritiert an, und bemerkten so Durak und Dorgan nicht, die sich von hinten näherten und angriffen.
Wenige schmerzhafte Augenblicke später, zog Durak beide Leichen zum Höhleneingang, während Dorgan das Blut mit frischem Sand tarnte. Der Hexer rannte wie gewohnt die Klippe hoch und holte den Gnom.
"Auf gehts! Denk an Dorgans Stillezauber! Wobei...da kannst nicht mal du etwas versauen." er grinste den empört guckenden Gnom an und wuschelte ihm durch die Haare. Dann hielt sich der Magier am Calishit fest und es ging für Faerl in jeder Hinsicht bergab.

---

Durak lief wie gewöhnlich vorne weg, Dorgan folgte ihm. Danach kam Faerl. Phirius lief wie gewohnt an der Decke oberhalb von Durak und wachte über sie.
Dann, nach wenigen Augenblicken blieb Durak wie angewurzelt stehen. Ein gut gesicherter Wachposten war etwa 20 Schritt vor ihnen...

Sofort zogen sich die Gefährten zurück und Dorgan erläuterte das Vorgehen.
"Der Posten da vorne ist in einer Ausbuchtung, die durch eine Absperrung von der restlichen Höhle getrennt ist. In der Mitte ist eine große Feuerstelle. Die 10-15 Räuber können uns deshalb nicht leicht umzingeln. Ich stürme rein. Dorgan auch. Phirius erledigt in der Zeit die beiden Wachen vor der Absperrung. Danach unterstützt er uns wo nur möglich. Faerl achtet auf eventuelle Verstärkung. Eventuell hat jemand inzwischen gemerkt, dass die beiden Wachen vorm Höhleneingang weg sind. Von da könnten also Feinde kommen! Außerdem passt du auf, dass wir nicht allzusehr umringt werden."
"Teilen und herrschen, wie immer?"
"Ja. Noch Fragen? Nein? Dann los!"
« Letzte Änderung: 03. August 2009, 22:39:21 von Falkenblut »
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Falkenblut

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Das zweite Gedächtnis
« Antwort #24 am: 07. August 2009, 12:45:45 »
So, Klausuren sind vorübergehend vorbei. Endlich wieder etwas mehr Zeit zum Schreiben.
Das Echo hier ist jedenfalls überwältigend ;-) Ein paar Kommentare/Verbesserungsvorschläge wären nicht schlecht, um an der Qualität meiner Texte arbeiten zu können... ;)
Viel Spaß beim Lesen!



Teil 16: Anfang vom Ende

Durak und Dorgan warteten, bis sich Phirius in Position gebracht hat. Faerl warf noch einen Blick in den Gang hinter ihm. Gut, dass der Stillezauber noch eine kleine Weile halten würde.

Dann stürzten Kreuzfahrer und Kleriker zeitgleich los, während der Hexer die erste Wache mit einem Strahl ins Gesicht tötete. Der zweite Räuber sah das und wollte noch laut schreien. Doch Duraks Stachelkette erlaubte nur noch ein ersticktes Gurgeln.

Zwei Männer, die am Feuer saßen und sich leise unterhielten, schreckten auf.

"Alarm!"

Sie sprangen auf, zückten ihre Kurzschwerter und stürmten auf den Erdgenasi zu. Beide verwickelten ihn sofort in ein blutiges Scharmützel. Dorgan wurde von einem weiteren, herbeieilenden Räuber in ein Gefecht verwickelt.

Währenddessen  zielte Phirius auf einen der beiden Gesetzlosen, die Durak inzwischen in die Zange genommen hatten. Plötzlich spürte er einen brutalen Schmerz im rechten Oberschenkel und sah einen Armbrustbolzen darin stecken.
"Argh!"
"Holt ihn von der Decke! Da oben!" hörte er die Übeltäterin, eine kleine Frau mit einer Armbrust, kreischen.

---

Faerl hörte den Schmerzschrei von seinem Freund und sah die Ursache in der Ecke...neben vier gerade erwachten Räubern, die hastig ihre Waffen suchten, und einer, die ihre Armbrust nachspannte.
Der Illusionist konzentrierte sich, und ließ eine schwarze, massive Wand, um die Feinde herum entstehen. Den Rest müssten seine Freunde meistern...

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Ein lautes Knacken hallte durch den Raum, und einer von Duraks Gegnern ließ den Kopf hängen. Dann sackte er in sich zusammen.
 Der Gesichtsaudruck des Erdgenasis gefror plötzlich.

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"AAAH!" hörte Faerl von der Decke. Blut tropfte ihm vor die Füße, und er ahnte, dass etwas gar nicht gut war.

Unbewusst machte der Gnom einen Schritt nach hinten und verschaffte sich einen neuen Überblick.
Zwei Banditen, die anscheinend vorher in Decken eingehüllt waren und deshalb unbemerkt geblieben waren, hatten sich Kurzbögen geschnappt und seinen Freund anscheinend getroffen.

Außerdem hatten zwei der eingeschlossenen fünf Räuber anscheinend seine Mauer durchbrochen - sowohl körperlich als auch geistig. Nun standen sie hinter dem Kreuzfahrer, dessen Gesichtsausdruck schmerzverzerrt war. Blut strömte aus dessen Rüstung.

Der Illusionist musste handeln. Der Räuber, mit dem Dorgan zu kämpfen hatte, schien schwer angeschlagen zu sein, und stand günstig. Faerl zückte seine Armbrust und zielte sorgfältig.

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Der Kleriker hob seinen Schild, um einen weiteren Schlag seines Gegenübers abzufangen, als dieser plötzlich tot zusammenbrach.
"Unterstütze den Dicken!" hörte er die Stimme des anderen Gnoms und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Schnell drehte sich der kleine Kämpfer um, nutzte den Schwung und trieb seine Streitaxt horizontal in die Hüfte des Banditen, der zwischen dem Erdgenasi und ihm stand.

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Phirius bewegte sich zügig entlang der Decke und suchte hinter einem Stalagtiten etwas Schutz vor den Pfeilen seiner Gegner. Es sah schlecht aus.
Seine Bedrohung bestand aus zwei Bogenschützen. Beide hatten ihn gut getroffen. Blut tropfte nun zusätzlich aus seinen beiden Wunden am linken Oberschenkel, und er hatte starke Schmerzen in der rechten Schulter.
Erschwerend hinzu kam, dass anscheinend zwei weitere Gesetzlose inzwischen ihre Armbrüste fertig gespannt hatten. Nun warteten sie nur noch auf den passenden Augenblick.

Dass die Schlafecke auch so unübersichtlich war - man hatte vorher keinen dieser vier Angreifer sehen können. Der Calishit fluchte.

Steinsplitter und Felsstaub stoben gegen seinen Kopf - ein Armbrustbolzen hatte sich links von seinem Kopf in einen Stalagtit gebohrt. Wütend schoss der Hexer zurück, verfehlte den Übeltäter von gerade eben knapp.
Einer der drei anderen Fernkämpfer unten allerdings nicht. Und erneut jagte Schmerz durch den geschundenen Körper des an der Decke hängenden. Übelkeit machte sich angesichts der massiven Schmerzen in Phirius breit, und er merkte, dass Galle in ihm hochkam.

Noch einen Treffer würde er nicht verkraften...

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Der Kreuzfahrer merkte einen fast betäubenden Schmerz in seinem Rücken. Dann sah er allerdings, dass sein verbliebener, ihm gegenüberstehender Feind plötzlich tot zusammenbrach. Dorgan hatte ihm gut ausgeholfen.

Schnell, aber ohne Hast drehte sich der Söldner nun zu den Feinden hinter ihm um und ließ seinen kalten, emotionslosen Blick über sie schweifen.

"Jetzt werdet ihr sterben." stellte er ruhig und bestimmt fest. Zeitgleich begann er die Stachelkette kreisen zu lassen.

Ein scharfer Geruch stieg dem Genasi in die Nase, und sein ruhiger Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein leichtes Lächeln. Dann schlug er zu....



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Faerl erzeugte einen neuen, schwarzen, illusionären Würfel um die vier Schützen, die seinen großen Freund bedrängten.
Als er mehrere laute Schreckensschreie von innen hörte, konnte er ein Grinsen nicht unterdrücken. Die Nummer würde nie alt werden!
"Trink einen Heiltrank und hilf dem Dicken!" brüllte der kleine Gnom zu seinem großen Freund an der Decke zu.

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Gerold, ein kürzlich zum Patrouillenanführer ernannter Bandit verstand es nicht. Erst kam dieser Überraschungsangriff, und nun befand er sich in einem verhexten, dunklen Raum, den anscheinend ein feindlicher, finsterer Magier um sie gezaubert hatte. Er klopfte weiter an die Wand. Plötzlich merkte er, dass er einen Durchgang entdeckt hatte. Mit aller Willenskraft zwang er sich, durch die Dunkelheit zu schreiten.

Mit einem Jubelschrei im Mund und seinem gezückten Rapier in der linken Hand brach er aus dem vermaledeiten Würfel hervor und rannte fast in Jarrek, einen seiner Gefährten. Dieser ging gerade zu Boden und starrte ihn mit leblosen Augen an.

"Für Tempus!"

Gerold sah eine Streitaxt und eine Stachelkette auf ihn zurasen. Dann wurde alles schwarz.

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Faerls Würfel löste sich nun auf. Durak und Dorgan blickten auf zwei Banditen, die anscheinend gerade dabei waren, in leerer Luft zu tasten. Die Gegenüberstehenden taxierten sich einen kurzen Augenblick lang, bevor die Unterlegenen schnell aber nicht schmerzfrei von ihrem Banditendasein befreit wurden.

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Plötzlich hörten alle einen Kampfschrei, der anscheinend Schmerz wich. Dann rannte eine Fackel auf die Barriere zu, bevor sie von einem Strahl aus weiss-grüner Energie und einer Streitaxt auf Kniehöhe endgültig zu Fall gebracht wurde. Der Ausbruch aus der Illusion des Magiers endete in der spitzen Holzbarriere.

Der Illusionist wusste, das nun drei Banditen in seinem schwarzen Würfel waren. Der eine, der es rausgeschafft hatte, war tot. Ebenso wie alle anderen Gesetzlosen. Er beendete seine Konzentration und lud seine Armbrust nach.

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Phirius war von seinem Heiltrank und Duraks göttlicher Magie wieder gestärkt. Er fühlte sich zwar noch nicht gut, aber seine schlimme Wunde an der Schulter war wieder zu. Nun lauerte er, raubtiergleich, auf das Verschwinden der schwarzen Illusion, die ihn von seiner Rache trennte. Und die würde süß werden...
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Falkenblut

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Das zweite Gedächtnis - Update 18.08
« Antwort #25 am: 18. August 2009, 17:53:01 »
Teil 17: Duraks schlimmster Albtraum


Durak und Dorgan postierten sich um den Würfel herum. Und warteten geduldig.

Dann verschwand die Schwärze, und zwei Banditen mit Kurzschwertern und einer mit einem Kurzbogen blickten auf die wartenden Kontrahenten.

Der Kampf ging in die nächste Runde.

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Faerl wollte eben seine Armbrust abfeuern, als er plötzlich einen harten Schmerz am rechten Schienbein fühlte und merkte, wie er durch die Luft gewirbelt wurde.
Der Aufprall, mit dem der Magier auf dem Boden aufkam, trieb ihm die Luft aus den Lungen.

"Halt!" rief ein schlanker Calishit in einer schwarzen Robe und einem goldenen, überdimensionalen Ohrring. Vier stämmige, große Halborks mit Hellebarden und schwarzen Lederrüstungen standen vor ihnen. Sie hatten Kurzschwerter als Zweitwaffen an ihren Waffengurten.

Einer von ihnen hatte sich anscheinend an den kleinen, unaufmerksamen Gnom herrangeschlichen und ihn zu Fall gebracht.

"Sieh an, wen wir da haben. Ihr habt ganz schön unter meinen Männern gewütet. Mit wem habe ich die Ehre?" fragte der Mann in der Robe mit sarkastischer Höflichkeit.

"Räubern, Wegelagerern und anderen Gesetzlosen werde ich mich nicht vorstellen." stellte Dorgan kategorisch klar.

"Nun Fremde...Ihr habt Euch gewaltsamen Zutritt zu meinem Reich verschafft. Euch kostet die Passage ... mh ... 10 Platinmünzen pro Mann, plus 100 Platinmünzen, für die angerichteten Schäden. Zuzüglich einer Bearbeitungsgebühr von zwei Goldmünzen.Und kein Größenrabatt für die beiden Kurzen." fügte der Anführer mit einem Grinser hinzu.

"Euer Angebot ist äußerst verlockend. Lasst mich darüber nachdenk...nein." stellte Phirius klar.

"Auch gut! Kümmert euch um das Pack." befahl der Anführer mit einem gelangweilten und endgültigen Tonfall.
Dann drehte er sich um und schritt zügig, mit hinter dem Rücken verschränkten Armen wieder den Gang zurück, und verschwand um die Biegung.

Der Räuber, der Faerl zu Boden gebracht hatte hieb sofort mit der Hellebarde nach dem liegenden Gnom.

Dieser hatte damit bereits gerechnet und konnte sich noch rechtzeitig zur Seite rollen.

Mit seiner gesamten Gedankenkraft verbannte der Magier den Kampf, den Lärm und die tödliche Gefahr aus seinen Gedanken, und ließ ein einfaches Bild in seinen Gedanken entstehen, dass er dann mit ein paar schnellen Gesten zu seiner Realität werden ließ.

"Bei Tempus!" keuchte Durak erschüttert. Was er sah, war der mit Abstand größte Albtraum, seit er Faerl kannte. Und das hatte angesichts des manchmal arg ramponierten Nervenkostüms des Erdgenasis einiges zu bedeuten.

Zahllose, kleine, blutende Gnome, die aussahen wie Faerl, saßen im Dreck vor der verdutzten Wache. So viele, dass sie den gesamten freien Raum zwischen der Wand und den Holzbarrieren der Ausbuchtung ausfüllten. Dann öffneten sie alle zeitgleich den Mund, und fingen an die offensichtlich schockierten Wachen auszulachen und wild, unverständlich durcheinander zu quasseln.

Die Gefährten wussten nicht, ob diese erschienen Ebenbilder ihres Illusionisten nun herbeigeschworene Kreaturen aus Fleisch und Blut waren, oder wieder nur Hirngespinste. In jedem Fall war sich niemand so recht sicher, ob er lachen, weinen, oder sich an die Stirn hauen sollte.

Nun standen alle Faerls zeitgleich auf und machten einen Schritt auf die irritierten Wachen zu. Alle machten einen Schritt zurück.

Und dann begann das Blutbad. Alle Wachen fingen an wie von Sinnen auf die laut lachenden und johlenden Faerls einzuprügeln.

Dorgan nutzte den Überraschungsmoment und startete einen blutigen Ausfall auf den nächsten Räuber. Dieser konnte den starken und schnellen Schlägen des Gnoms nichts entgegensetzen...

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Durak nahm neben sich eine Bewegung wahr und bemerkte, wie Dorgan den ersten der drei verbliebenen Räuber mit einer schnellen Bewegung köpfte. Der Erdgenasi ließ seine Stachelkette in einer steigenden Spirale um sich kreisen, bevor sie ein jähes Ende um den Hals des zweiten Gesetzlosen nahm.

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Phirius löste sich mit Mühe von dem blutigen Schauspiel unten. Mehr als hoffen, dass von den hunderten Faerls nicht seiner getroffen wurde, konnte er jetzt nicht.
Der laufende Meter müsste ein paar Momente selbst durchkommen. Der Hexer zielte sorgfältig auf den verbliebenen Armbrustschützen...

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Faerl nutzte das allgemeine Chaos genutzt um etwas Raum zwischen sich und seine Gegner zu bringen. Er wusste, dass diese Illusion in jeder Hinsicht kurzlebig war, und es nur eine Frage der Zeit sein konnte bis...

"Hey! Das ist nur ein billiger Zauber. Der richtige steht dort hinten links, bei den Barrieren!" brüllte der vorderste Leibwächter und zeigte direkt auf den vor Schreck erstarrten Magier und stürmte vorwärts..

Der Illusionist wusste, dass er sie nun aufhalten musste und formte sofort, zügig aber korrekt die komplizierten arkanen Muster und begann sie zu einem Netz zu formen. Spinnengleich wob er innerhalb weniger Sekunden ein Netz, das den gesamten hinteren Teil des Ganges blockierte, drei der vier Leibwächter waren nun in dem Netz verfangen. Ausgezeichnet.
 
Der vierte, der seinen Zauber durchschaut hatte, war nur zum Teil eingesponnen, und dummerweise auch noch in Reichweite. Nicht gut.

Dann traf ihn etwas mit der Wucht eines Stiers.
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"Den laufenden Meter darf nur ich hauen!" brüllte der Hexer, als er Faerls Schmerzschrei hörte und schoss einen seiner Energiestrahlen auf den linken Arm des Halborks.

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Dorgan  bemerkte ebenfalls den Schrei und lief zügig los. Er traf als erstes an der Stelle ein.

Inzwischen hatte sich der Halbork aus dem Netz befreit und Faerl eine weitere, tiefe Wunde im Oberschenkel zugefügt. Der schwer verwundete Gnom krabbelte schnell weiter nach hinten, wobei er eine breite Blutspur hinter sich herzog.
 
Der Kleriker trat nun vor den Gnom und musterte den Halbork mit einem bösen Blick.

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Durak verschwendete keine Zeit und folgte Dorgan.

"Für Tempus!" brüllte er, machte zwei schnelle Schritte vor und ließ seine Waffe kreisen.

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Wenige Schläge der Streitaxt, Stachelkette und Energiestrahlen später taumelte der Leibwächter zurück in das Netz. Ein grün-weisser Energiestrahl beendete alle Schmerzen...

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Die anderen drei Leibwächter versuchten zunächst sich weiter durchzuringen, und zwei schafften es auch fast zeitgleich. Allerdings wurde ihnen der Prozess in ähnlicher Geschwindigkeit gemacht, wenn auch mit größeren Anstrengungen.

Als der letzte versuchte zu fliehen und sich in die andere Richtung durchzuschlagen, wurde er von Phirius Strahlen unerbittlich verbrannt.

Schließlich, als alle Wunden verarztet waren, durchsuchten die Gefährten gemeinsam die Leichen nach brauchbaren Gegenständen.

Schließlich wandten sie sich dem Weitergehen zu.

"Ach, Faerl."Phirius blickte zu seinem sehr kleinen Gefährten.

"Mh?"

"Tu so etwas NIE wieder. Ich werde Tage brauchen, um diesen Albtraum zu verarbeiten.". Der Calishit machte ein Gesicht, als hätte er ein ganz besonders faules Ei gerochen.

"Du hast dein Spiegelbild gesehen?" konterte der Gnom mit einem spöttischen Grinsen.

"Noch schlimmer - dich in wahrscheinlich 100-facher Ausfertigung."

"Ruhe. Nicht dass noch jemand unsere Anwesenheit bemerkt." befahl Durak mit einem trockenen Tonfall.
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Falkenblut

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Das zweite Gedächtnis
« Antwort #26 am: 03. Oktober 2009, 14:28:18 »
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Teil 17: Von Fischen und anderen wohlriechenden Zeitgenossen

Die Gefährten schlichen weiter. Anscheinend befanden sie sich in einer Art Lager- und Aufenthaltsbereich der Räuber. Zwei kleinere Räubergruppen waren schnell aufgerieben, doch wertvolle Gegenstände fanden sie kaum.

Schließlich, nach einer längeren Suche und mehreren unausgelösten Fallen später, blieben sie stehen. Phirius hatte in einem weiter hinten gelegenen Höhlenabschnitt eine Stellung ausgemacht...

"Also Leute. Da vorne ist eine Art Festung. Eine Rampe verläuft mehrere Meter hoch zur Mauer. Außerdem scheinen Teile der Umgebung mit Öl oder so geflutet zu sein - es könnte also heiß her gehen. Die beiden Wachtürme sehen einnehmbar aus, wie es dahinter aussieht konnte ich nicht mehr erkennen. Ich vermute, es ist eine Art Zwischenstopp - wie eine Art Zollstation, wenn ihr mich versteht?" fasste Phirius so kurz wie möglich die Ergenisse seiner Erkundung zusammen.

"Mhh...Am Besten, ich sehe mir das selbst noch mal genauer an..." überlegte Durak laut, erhob sich aus seiner kauernden Haltung, und bewegte sich so leise wie für ihn möglich vor.

Ihm bot sich das gleiche Bild wie Phirius. Aber vielleicht konnte man aus einer geringeren Entfernung mehr erkennen...
"Halt!"

Sofort schnellte der Söldner herum, zog zeitgleich seine Stachelkette und ging in die Hocke. Doch er sah, dass sein jahrelanges, hartes Training ihm hier nichts gebracht hätte. Schräg vor ihm kam ein uniformierter, schwer gerüsteter Mann aus einer kleinen, gut getarnten Ausbuchtung. Der Blick in den Raum hinter ihm, offenbarte ein halbes Duzend Armbrustschützen, sowie einen Mann hinter einem schweren Geschütz. Alle Waffen waren auf den Erdgenasi gerichtet.

"Ihr werdet mir zustimmen, dass ein Angriff töricht wäre, nicht wahr? Ich bin Leutnant Wolfhart. Der Kommandant möchte mit euch reden. Kommt mit, es wird euch kein Leid geschehen, solange Ihr euch ruhig verhaltet."

Der Erdgenasi musterte sein Gegenüber. Sein taktisches Verständnis sagte ihm, dass wohl noch einige Leute im Verborgenen sein mussten, die dieser Offizier nur nicht offen zeigte. Diese Leute konnte er nicht im Alleingang bezwingen.

"Und was genau will er dann mit uns bereden?" fragte er, um etwas Zeit zu gewinnen.
"Ich habe keine Ahnung. Aber seht es mal so: Ihr könnt bedenkenlos mitkommen. Ich hätte Euch schon längst töten können. Und eure Gefährten auch."

"Ich werde mit meinen Gefährten sprechen.  Falls sie zustimmen, sehen wir uns gleich wieder."

"Ihr habt fünf Minuten."

Der Kreuzfahrer blickte dem Leutnant kurz, direkt in die Augen, dann drehte er sich um und kehrte zu seinen Freunden zurück. Sie diskutierten die Lage kurz aus. Schließlich beschlossen sie, trotz aller Bedenken, mitzugehen. Wenn man sie wirklich hätte töten wollen, wäre der Anführer nicht mit nur vier Leibwächtern erschienen...

Der Kreuzfahrer erhob sich, um sich Wolfhart zu stellen, und seine Gefährten nachzurufen, falls die Bedingungen, wie Waffen behalten, akzeptabel waren.

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Sie betraten, in Begleitung einer knapp zwei Duzend starken schwer bewaffneten Ehrengarde, wie der Leutnant es trocken nannte, den sauberen Innenhof der Zwischenstation. Das Treiben war erstaunlich geordnet.

Wolfhart führte sie zum großen Gebäude und betrat es mit der Gruppe. Zwei Wachen kamen noch  mit, der Rest schloss sich anscheinend dem diszplinierten Innenhofleben an.

Nachdem sie durch mehrere spartanisch eingerichtete Gänge geschritten waren kamen sie in eine Art Warteraum an.
Ein blutroter, fein gearbeiteter Teppich lag in der Mitte, zur linken Seite stand ein schwarzes Brokatsofa, das früher sicherlich recht teuer gewesen sein musste. Zwei Räuber lümmelten darauf und spielten irgendeine Art Schach. Die Partie wurde anscheinend aus den Augenwinkeln zweier Wachen beobachtet, die neben der Tür am Ende des Raumes ihren Dienst hatten.

"Gerion, Murak! Bereitschaft hin oder her, hier wird nicht gespielt! Zieht Leine!" befahl der Leutnant in einem barschen Ton. Sofort standen beide auf, und trugen das Brett vorsichtig weg.

"Man wird euch aufrufen, wartet bis dahin ruhig. Bis später." wandte sich der Leutnant an die Gefährten.

Faerl war soeben dabei, einen Wandteppich, der eine Jagdszene auf eine Art Tiger, zu betrachten, als die Tür aufging und ein Hühne von einem Wachmann den Warteraum betrat.

"Ihr könnt reinkommen."

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Wenige Minuten später schritten die Gefährten durch den grob gehauenen Tunnel, der im Hof dieser Zwischenstation war und weiter nach Steinplanke führte. Alle paar Meter war eine Fackel, und erhellte die Umgebug etwas.

"Kaum zu glauben, dass der Anführer nur wollte, dass wir dieser Torra ne Botschaft überbringen." entfuhr es Phirius, als sie unterwegs waren.

"Ja...Schirrod war schon etwas komisch. Aber guten Geschmack hat er ja...habt ihr sein Arbeitszimmer mal genauer betrachtet?" entgegnete Faerl, der immer noch von den gesichteten Sapphiren hin und weg war.

"Nein. Mich hat eher erstaunt, dass er ja anscheinend mit dieser Position hier oben gefangen ist...aber egal. Schauen wir, dass wir voran kommen." bemerkte Durak.

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Die Gefährten kamen einen guten Tag später aus dem Tunnel heraus und waren kurz vom Licht geblendet.

"Endlich wieder unter freiem Himmel. Die ganze Zeit unter Tage ist echt belastend..." stöhnte Phirius.

Schließlich, nach einem weiteren kurzen Marsch, befanden sie sich auf einem Teilabschnitt des Weges runter nach Steinplanke, einem Ort der sich über mehrere Höhlen in Klippen auf fünf Ebenen erstreckte, und unmittelbar am Meer war. Einzelne, nicht immer vertrauenserweckende Hängebrücken verbanden die Ortsabschnitte miteinander, und ermöglichten so den Durchgang, bis zum Hafen, sehr viel weiter unten.

Langsam gingen sie runter, bis sie in der genannten Kaschemme ankamen. Eine nicht ganz dünne, brünette Dame um die 30 lümmelte hinter dem Thresen. Sie wischte sich mit dem rechten Ärmel ihrer ehemals vermutlich weissen Bluse übers verschwitzte Gesicht. Nach calishitischen Parfümen roch sie nicht, stellte sich allerdings als Torra heraus. Phirius schnappte sich die Botschaft von Dorgan und überreichte sie ihr mit angehaltener Luft.

Die Gefährten quetschten die füllige Wirtin so kurz wie möglich über Steinplanke aus. Doch auch eine Goldmünze konnte ihr Gedächtnis betreffend Gorak nicht auffrischen. Ihren Mundgeruch ebenfalls nicht. Überhaupt schien sie nichts wissen zu wollen, wie den Helden sehr negativ auffiel.

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"Was für ein beschissenes Nest!" entfuhr es einem sehr genervten Faerl schließlich. als sie im Angeschwemmten Leichnam, der besseren der beiden Kneipen des Ortes, ein Vierpersonenzimmer bezogen hatten und Speisen bei Boron, dem Wirt, geordert hatten.

"Wir müssen es noch bei anderen Personen probieren. Der Typ muss hier doch bekannt sein! Außerdem hat der Bandit doch auch gesagt, er sei hier gewesen." meinte Phirius.

"Erst verkaufen wir unsere Fundsachen. Es muss hier einen Schmied geben. Vielleicht hat der auch Rüstungen. Ritterrüstungen..." überlegte Durak laut.

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Zunächst probierten sie ihr Glück bei dem örtlichen Schmied Xsyth. Doch dieser erweckte den gleichen, vertrauenserweckenden Eindruck wie Torra.
Und er hatte keine Ritterrüstung, wie Durak verärgert feststellte.

Die Gefährten probierten ihr Glück weiter. Doch niemand wollte so recht wissen, was aus Gorak geworden war.

"Vielleicht müssen wir auch nur ein paar Tage warten. Der Typ ist doch Händler, Pirat oder was auch immer. Vielleicht kommen wir in ein paar Tage an Leute, die mehr von ihm wissen. Oder er kommt sogar selbst." meinte Phirius mit einem Tonfall, der optimistischer war, als er sich eigentlich fühlte.

"Jetzt trinken wir erst mal einen Schluck, hauen uns in die Federn und probieren morgen unser Glück noch mal... Dann nehmen wir uns den Hafen vor.", schlug Dorgan vor.

"Prost darauf.".
Phirius hob sein Glas Rotwein.

Durak wartete nicht groß ab und stürzte seinen Kurzen runter. Wenigstens der Schnaps war in dem guten, fischverpesteten Kaff gut.
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Falkenblut

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Das zweite Gedächtnis - Update 09.10.2009
« Antwort #27 am: 09. Oktober 2009, 19:49:04 »
Teil 18: Von Schwertern und Universalschlüsseln

14. Tarsakh

Ein lauter Möwenschrei weckte Phirius.

"Drecksvieh."

Dann quälte er sich aus dem Bett, wankte zum Fenster, und stellte erstaunt fest, dass das Zimmer einen Balkon hatte. Der voller Möwenkacke und Gräten war. Wütend zischte er laut und vertrieb den kreischenden Störenfried.
Dann setzte er sich hin und fing an geistesabwesend und verschlafen seine Pfeiffe zu stopfen.

"...wasn das fürn Gestank?! Verbrennt hier jemand seine Socken?!" wollte Faerl mit einem lauten Gähner wissen.

"Morgen  Kurzer."

"Morgen Langer...Frühstück?"

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"Also: Phirius und Faerl gehen noch mal zum Schmied und versuchen den Rest zu verkaufen. Du und ich gehen zum Hafenmeister Rhin. Der kann uns vielleicht noch mehr sagen, nachdem er gestern keine Zeit dazu hatte. Nachher treffen wir uns am Markt im Hafen und schauen, was wir nützliches erwerben können..."

"Funktioniert deine Brille eigentlich?" fragte Faerl Dorgan mit einem schrägen Grinser.

"Leider ja - angezogen bist du mir deutlich lieber...du Halblingshirn! Natürlich nicht. Aber...der Händler hat so überzeugend gewirkt...und Magie kann man mit ihr tatsächlich entdecken." entgegnete der andere Gnom mit einem nicht ganz unzufriedenem Schmunzeln.

"Alle fertig? Dann los!" brummte Durak und stand auf.

---

"Nun, wir konnten die restlichen Gegenstände identifizieren, verkaufen und uns vorerst notdürftig neu ausrüsten. Und Xsyth hat ein interessantes Schwert..."

"Habt ihr etwas sinnvolles herausgefunden?" hakte Dorgan nach, als Phirius seinen Handel mit dem Schmied zusammengefasst hatte, als sie sich gegen Mittag wieder im Angeschwemmten Leichnam trafen.

"Nein...der Mensch ist so verschlossen die Schatzkammer eines Kalifen. Aber er weiss etwas, da bin ich mir sicher. Er hat heute so komisch nach hinten geschaut. Dorthin, wo seine Werkstatt sein muss." antwortete Phirius.

"Der Hafenmeister ist zwar hilfsbereit, aber wirklich weiterhelfen konnte er uns auch nicht. Was nun?" erklärte Durak, und warf einen fragenden Blick in die Runde.

"Gehen wir noch etwas in den Hafen, schauen uns dort um. Ansonsten fahren wir morgen mit der Suche fort, so schwer kann das doch nicht sein. Der Kerl muss doch eigentlich bekannt wie ein bunter Hund sein..." schlug Faerl vor. Dann fuhr er leise fort:
"Notfalls schauen Phirius und ich uns heute Abend noch mal bei Xyth um. Außerhalb der üblichen Öffnungszeiten. Der hat etwas zu verbergen...Phirius und ich haben schon besprochen, wie wir vorgehen. Wollt ihr es wissen?"

Durak schüttelte den Kopf und schloss die Augen. Besser er dachte nicht weiter darüber nach. Was er nicht wusste, konnte seine geistige Gesundheit nicht gefährden...

---

"Hörst du etwas?"

"Nein, da drin ist leer...niemand zu hören. Und Licht scheint auch nicht drinnen zu leuchten...hörst du etwas?"

Faerl beugte sich erneut im Schutz der Dunkelheit zum Türschlitz und lauschte.

"Nein...was jetzt?"

"Leise...du schaust nach den Wachen, und ich mache die Tür auf." flüsterte Phirius seinem kleinen Freund leise per Botschaft zu.
"Mhh...das geht nicht auf...warte! Hier ist er! Mein Spezialschlüssel!"

Faerl sah den Calishit fragend an, als dieser sich erhob.
Alle Unklarheiten waren beiseitigt, als der Hexer die Tür mit seiner Schulter und einem ohrenbetäubenden Krachen öffnete.

"Das hat mit Sicherheit niemand bemerkt - am Besten, wir beeilen uns." stellte der Illusionist mit einem schiefen Grinsen fest. Dann folgte er dem Hexer in den Verkaufsraum.

Während Phirius am Objekt seiner Begierde - einem magischen Langschwert -rumdoktorte und es dann wortlos von der Wand nahm, ging der Gnom leise hinter den Thresen und sah sich dort nach Auftragsbüchern um, oder einem Schlüssel zum verschlossenen Hinterraum. Oder einer klimpernden, hoffentlich vollen Kasse. Er sah keines seiner gesuchten Objekte.

"Dort sollten wir nicht rein, wer weiss wie weit Xyth weg ist...nicht dass wir ihm in die Augen sehen, wenn wir den Spezialschlüssel noch mal anwenden. Außerdem finde ich hier keinen Schlüssel zu der Tür."

"Wir haben nicht mehr viel Zeit...siehst du nirgends ein Kassenbuch? Ich schau mal mit..."
Phirius stellte sich neben den Thresen und warf einen Blick um die Ecke. Faerl hob ein Kästchen hoch, das verdächtig nach einer Art Kasse aussah. Noch während des Hochhebens kam ihm der Einfall, dass das vielleicht keine so gute Idee war.
Plötzlich klingelte etwas oberhalb der Tür laut, und mit einem Klacken fuhr eine riesige Art Armbrust aus der Decke oberhalb der Tür herunter, die direkt auf die beiden Einbrecher gerichtet war.

"Oh verdammt."

Ein Bolzenhagel prasselte auf den Thresen ein, hinter den sich Phirius gerade noch mit einem Hechtsprung retten konnte.

"Gut gemacht! Pfuscher!" zischte er dem Gnom ins Ohr, während weitere Bolzen vor ihm in das Holz aus dem Thresen schlugen.

"Ups...tschuldigung..."nuschelte Faerl kleinlaut.

Dann hörte es plötzlich auf, und beide rannten zur Tür, um festzustellen, ob Wachen in der Nähe waren. Und tatsächlich, hörten sie in der Nähe Gardisten herbeieilen.

Ohne Zeit zu verschwenden machte der Illusionist beide unsichtbar und hastete mit seinem großen Freund in die Schwärze der Nacht...

---

"Wo ist Faerl? Habt ihr etwas herausfinden können? Ich hoffe, ihr habt keinen Mist gebaut..." plapperte Dorgan los, als sich Phirius mit einem hochroten Kopf auf ihn und Durak zuwankte.

Der Erdgenasi schaute mild genervt zur Decke, und kippte seinen Kurzen runter.

"Die Frage ist wohl eher, wie viel Mist sie gebaut haben..." stellte Durak dann  trocken fest, als der Hexer die Treppe hochstiefelte und anscheinend im Zimmer verschwand. Er wollte aufstehen, als er den Magier den Schankraum betreten sah.

"Schau nicht so unschuldig - was habt ihr angestellt?" fuhr Dorgan dem Illusionist über den Mund, bevor dieser etwas hervorbringen konnte.

"...ähh...fast nichts." antwortete Faerl mit einer unschuldigen Miene, die Dorgan nicht überzeugen konnte. Dann schritt auch er zügig zur Treppe.

Durak ging Richtung Bar, während der Gnom seinem Artgenossen hinterhersah, der ohne zu antworten anscheinend Phirius folgte.

"Ich glaube, wir sollten uns das genauer ansehen..."

"Möglich...ich komme gleich." antwortete Durak wieder stoisch wie eh und je, und ging zum Wirt, um sich vorher noch einen Klaren zu genehmigen. Für die Nerven...

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"Ihr Wahnsinnigen!" entfuhr es Dorgan, als er die Beute betrachtete. Ein leichtes Grinsen huschte ihm über das Gesicht.

"Welcher Teufel hat euch nur geritten?!"

Phirius Zeigefinger zeigte auf Faerl.
"Der da wars!"

"Stimmt doch gar nicht - du hast dir die Klinge geschnappt."

"Und du die Falle ausgelöst."

"Die Wüste hat dir Wohl dein Hirn austrocknen lassen, du pfeifferauchende Giraffe. Du hast die Tür aufgesprengt."

"Schnauze! Beide!"
Durak sah einem genervten Braunbär verblüffend ähnlich und hörte sich entsprechend an.

Nach kurzen weiteren Diskussionen brach der Erdgenasi das Kästchen auf. Doch außer langer Inventarlisten und einem hübschen Federhalter war nichts zu entdecken. Faerl machte ein langes Gesicht. Dann schnappte er sich die Liste, und fing an sie durchzuarbeiten...

Gegen Mitternacht kam ihm die Erkenntnis. In einigen Tagen musste die nächste Lieferung anstehen - vielleicht von Gorakh persönlich...


15. Tarsakh

Langsam schlenderten die Helden über den Markt direkt am Hafen. Faerl konnte noch ein paar Perlen zum Identifizieren erwerben, und zu Duraks Freude auch einen Satz Talis-karten. Die Begeisterung des Erdgenasis sank jedoch wieder rapide, als er mitbekam, was der Gnom mit seinem neu erworbenen Kupferpokal vorhatte.

"...und dann, wenn man trinkt, soll der Becher einen Trinkspruch aufsagen."

"Er sollte dir lieber sagen, wie bescheuert du bist..." bemerkte Phirius.

"Oder dir, dass du keinen Sinn für Kunst hast." konterte der Illusionist.

"Oder euch beiden, dass ihr..."

Dorgans Versuch den aufkeimenden üblichen Wortwechsel zwischen den beiden zu ersticken wurde von einem lauten Knall und Geschrei übertönt. Alle drehten sich neugierig in die Richtung um. Doch außer einen Haufen ihnen entgegenströmender Menschen war nichts zu sehen.

"Los! Das sehen wir uns mal genauer an." rief Durak seinen Gefährten zu, um den allgemeinem Lärm zu übertönen. Dann begann er sich wie ein Wellenbrecher seinen Weg zur Ursache des Lärms zu bahnen.

Sie kamen an. Und was sieh sahen, war höchst fremd und erschreckend...
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Negrim

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Das zweite Gedächtnis
« Antwort #28 am: 12. Oktober 2009, 11:12:55 »
mir gefällts bis jetzt, weiter so :-)

Falkenblut

  • Mitglied
Das zweite Gedächtnis
« Antwort #29 am: 25. Oktober 2009, 20:32:52 »
Danke für das positive Feedback :)


Viel Spaß beim Lesen...


Teil 19: Angriff der Killerkrabben

Sie waren groß wie Kälber, hatten Scheren, die so lang wie Krummsäbel waren und ihre matten, kaminroten Panzer waren dick genug um den Stangen und Knüppel der Hafenleute mühelos zu widerstehen. Drei große Krabben trieben fünf Hafenleute ohne Probleme vor sich her.

Ein ohrenzerreissender Schmerzschrei erschallte, und lies die gaffende Menge, die sich in sicherer Entfernung hinter mehreren umgekippten Wägen verschanzt hatte, aufstöhnen. Eine weitere Krabbe hatte sich unbemerkt von der anderen Seite des Steges genähert und hatte einen Arbeiter von hinten attackiert und ihm den linken Unterschenkel sauber abgetrennt. Der Unglückliche war deshalb in einen Handelskarren voller Schnäpse gekippt. Nun lag er zwischen Scherben, in einer bunt gemischten Schnapspfütze und Blut und lag starr da. Die Krabbe zerlegte ihn weiter - mit der Präzision eines Metzgers...

Durak begutachtete die Szenerie noch einen Augenblick. Die weiterhallenden Schreie schien er nicht mehr wahrzunehmen - dieser Mann war leider verloren. Nun galt es die übrigen Zivilisten zu schützen. Der Erdgenasi fokussierte sich auf die drei Krabben.

"Los Leute. Aber nur mit Waffen." merkte er noch mit einem Blick zu Phirius und Faerl an. Dann spurtete er los und zog im Lauf seine Stachelkette. Kämpfen war keine Handlung sondern eine Lebenseinstellung...

"Auf gehts!" schrie Dorgan, zückte seine Streitaxt und rannte hinterher. Vielleicht waren noch ein paar Arbeiter zu retten...

Phirius sah Faerl an.

"Du kannst mir sagen was du willst, aber die spinnen alle beide..." brummte er seinem kleinen Gefährten zu. Dann rannte er hinterher.

"...stimmt. Aber nicht so sehr wie du, Langer." murmelte der grinsende Illusionist in sich hinein. Dann spannte er seine Armbrust und rannte vor. Geschickt sprang er auf einen umgekippten Stand und verschaffte sich erst mal einen Überblick.

Es sah gut aus. Durak hatte soeben die vorderste der drei Krabben auf der einen Seite mit einem geschickten Schlag seiner Stachelkette auf den Rücken geworfen. Sie zappelte und hieb wütend mit den Scheren, doch wehren konnte sie sich im Augenblick nicht.

Der Kleriker nutzte das sofort aus, sprang von der Seite an sie heran und trieb seine Axt tief in den Unterleib des Tieres. Sie hörte auf zu zucken...

Der Hexer hatte inzwischen die Zeit genutzt und einen Stand nach einer Öllampe und einer Fackel durchforstet. Er schnappte sie sich, und stürmte zu der einzelnen Krabbe, die anscheinend mit ihrem Opfer gerade fertig wurde und schleuderte sie so auf sie, dass die Lampe aufplatzte und das Öl auf dem Panzer verteilte.
Mit einem hämischen entzündete der Calishit die Fackel und warf sie lässig...es wurde hell und heiss. Etwas zischte laut...

...

"Und die Krabben sind einfach so aufgetaucht?" wollte Rhin, der Hafenmeister zum dritten Mal in einer guten viertel Stunde wissen.

Dorgan nickte geduldig, und schilderte ihm zum vierten Mal, wie sie bemerkt hatten, dass die Krabben auf dem Steg waren und die Hafenarbeiter flohen oder erfolglos versuchen gegen die Tiere zu kämpfen.

"Sagt mal - das waren doch Tiefseekrabben. Kommt so etwas hier öfter vor? Vielleicht eine Anomalie in diesen Gewässern? Oder war das jetzt das erste Mal?" wollte Faerl schließlich wissen.

"Nein, das war das erste Mal. Und was ist eine Anomalie?"

"Mhhh...das ist mal eigenartig." brummte der Magier, ohne weiter auf Rhins Frage einzugehen. Zu tief war der Illusionist schon in seinen Gedanken und Lösungsmöglichkeiten zu diesem Rätsel versunken.

"Hafenmeister. Wir haben euren Hafen vorerst gesichert, fünf Arbeiter gerettet und einen weiteren verarztet, der meinte eine auf dem Rücken liegende Krabbe wäre hilflos. Werdet Ihr uns für unsere Aufwendungen entschädigen?" fragte Durak wie gewohnt ohne Umschweife.

Der Hafenmeister schaute auf, überlegte einen Augenblick und reichte dem Erdgenasi dann einen kleinen Lederbeutel.

"Das sollte Euch entschädigen. Aber tut mir einen Gefallen, und haltet Eure Augen hier weiter offen. Nachdem unsere Wachen sich auch hier mal wieder glänzend bewährt haben..."

"...also gar nicht..." merkte Phirius mit einem süffisanten Grinser an.

"...wäre es nett, wenn Ihr euch vielleicht hier in nächster Zeit umsehen könntet. Auch wenn ich hoffe, dass das eine einmalige Geschichte war. Nun entschuldigt mich bitte, ich muss nach meinen Leuten sehen." fuhr Rhin fort, ehe er die Gefährten höflich hinausbat.

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"Irgendwie wirkte Rhin, als hätte er noch etwas auf dem Herzen." stellte Dorgan fest, als sie später im Leichnam saßen, und Krabbensuppe aßen.

"Meinst du?" fragte Phirius eher aus Langeweile und um die Konversation aufrecht zu erhalten, als aus tatsächlichem Interesse.

"Jaa...ist dir nicht entgangen, wie er an der Tür noch kurz gezögert hat, bevor er sie geschlossen hat? Der will noch irgendwas..."

"Meinetwegen. Hauptsache er will uns nicht mit Krabben bezahlen." brummte Durak und nahm einen ordentlichen Zug aus seinem Krug.

"Schauen wir uns doch noch im restlichen Teil der Stadt um - vielleicht gibts noch Händler, die wir noch nicht kennen. Oder wir bekommen etwas über Gorak heraus." schlug Faerl vor.

Die anderen nickten, und beendeten das Mittagessen, das sie sich von Rhins 20 Goldmünzen hatten leisten können. Phirius hob an und prostete seinen Gefährten zu - das Söldnerleben hatte manchmal auch seine positiven Seiten, und wenn es nur der gesponsorte Wein war...


16. Tarsakh

"Irgendwie sind die Stände heute weiter vom Ufer weg." stellte Phirius fest.

"Das hast du ja schnell bemerkt, Langer. Hey, da vorne gibts Tränke. Bis gleich!" jubelte Faerl begeistert.

Durak wollte noch etwas sagen, doch der kleine Gnom war schon längst vorneweg gewuselt und im Gedränge verschwunden. Der Erdgenasi zuckte gleichgültig mit den Schultern, und bahnte sich seinen Weg in Richtung Tränkestand. Phirius und Dorgan folgten dem freigemachten Weg. Schließlich standen alle vier vor dem Stand und begutachteten die Ware kritisch.

Plötzlich änderte sich die Atmosphäre merklich. Das fröhliche Treiben schwang innerhalb weniger Augenblicke komplett um in ängstliche Neugierde. Am Ende der Docks gab es Ärger, wie Durak instinktiv bemerkte. Er richtete sich zu seiner vollen, stattlichen Größe auf und warf einen Blick in die Richtung. Dummerweise waren noch ein paar Stände im Weg.

"Faerl. Ich brauche dich mal kurz als Sichtverlängerung." brummte der Söldner. Dann nahm er Faerl ohne auf eine Antwort zu warten, und hob ihn so hoch wie er konnte.

"Hey Dicker! Ich wollte gerade..." fing der Gnom an aus der luftigen Höhe zu schimpfen.

Mitten im Satz stockte er, und wurde stumm. Er sah, wie ein oder anderthalb Duzend Hafenarbeiter und Händler anscheinend mit langen Stangen auf einen riesigen, krebsroten Stand prügelten. Der sich allerdings bewegte. Drei Arbeiter flogen wie nasse Lappen weg und krachten anscheinend in einen Handelskarren, der durch die Wucht umkippte.
Nun wurden entgültig alle Umstehenden aufmerksam. Und eine Welle aus panischen Menschen begann sich aufzubauen...

"Aus der Krabbe könnte man ja ein Haus bauen..." murmelte Faerl trocken mit einer ordentlichen Portion vorsichtigem Respekt. Dann wandte er sich an Durak.
"Da vorne ist eine riesige Krabbe mit Gefolge. Und Zivilisten! Lass mich runter - wir müssen sofort rüber!" befahl der Gnom ungewohnt ernst.

Phirius hatte etwas rotes aufblitzen sehen und schluckte schwer. Wenn das was er da hinten sah ein Teil der Krabbe war, dann würde das kein Spaß werden.

Der Kreuzfahrer sah seine Gefährten einen Augenblick lang ernst an.
"Das da vorne wird gefährlich - versucht euch zurückzuhalten, aber wenn es nicht mehr anders geht setzt alle verfügbaren Kräfte ein. Los gehts!"

Durak pflügte sich durch die gaffende Menge, bis er am Rand war und freie Bahn auf die Krabbe hatte. Und feststellte, dass noch mehrere kleine Krabben da waren - im Verhältnis zur großen. Er begutachtete das Schlachtfeld mit der standgroßen und den zwei kalbsgroßen Krabben. Dann zog der Söldner seine Stachelkette und grinste grimmig. Wie er den Kampf liebte.
Dann stürmte der Erdgenasi los.

"Ehrlicher Stahl!"
Lernen durch Schmerz