Autor Thema: Das zweite Gedächtnis  (Gelesen 7823 mal)

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Falkenblut

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Das zweite Gedächtnis
« am: 28. November 2008, 13:35:34 »
Prolog

Das laute Bersten von Holz zerriss die Luft. Ein Knall, als würden 100 Peitschen gleichzeitig geschwungen folgte, und Seilreste zischten über das nasse Deck. Ein Seeman schrie auf, als ihn eines der Seile traf und seinen linken Arm sauber abtrennte. Er taumelte nach hinten und stieß gegen eines der Bordgeschütze. Die ohnehin schon geschwächte Halterung riss entgültig und das Gerät ging mitsamt des verletzten Seemannes laut  krachend über Bord. Lautes Donnern ertönte und die rabenschwarze, sturmgepeitschte Nacht wurde taghell, als ein Blitz im Krähennest einschlug.

Eine kleine, bis auf die Haut durchnässte Gestalt, mit wehendem Kaputzenmantel kämpfe sich über das Deck.
"Jussuf!! JUSSUF!!"
Ein Blitz erhellte einen Augenblick lang die Dunkelheit, und der angesprochene Calimshit drehte sich um. "Ja, Kapitän?"
"Geh und sieh nach der Ladung! Sicher sie! Prüfe, ob die Seile richtig sitzen, und pass auf die Fässer auf!"
"Jawohl, mein Kapitän!".

Jussuf, der mittelgroße Calimshit und erste Maat an Bord kämpfe sich mühsam zur Tür, die auf Umwegen in den Frachtraum führte. Eine eiskalte Woge brach über die Reling und riss den Seeman beinahe von den Füßen, und nur seine katzenhaften Reflexe, dank denen er sich am Türrahmen festhalten konnte, bewahrten ihn davor von Deck gespült zu werden. Bei den Göttern, die Seehexe würde ihn nicht kriegen! Heute nicht! Nicht auf der letzten Fahrt, bevor er mit dem Erlös dieser Fahrt bei seinem Onkel im Seidenhandel einsteigen würde.
Der Calimshit riss die Tür auf, schwang sich durch, und knallte sie hinter sich zu. Er wischte sich eine Haarsträhne aus seinem Gesicht, und merkte, dass er blutete. Anscheinend hatte ihn das zerreissende Seil vorhin doch noch erwischt. Die Wunde schien nicht tief zu sein, und er beschloss sich das später genauer anzuschauen. Er warf einen Blick zu den vier Söldnern, die gerade dabei waren ihr Gepäck festzuhalten und erneut zu sichern.
Dann nahm er eine der Öllampen, ging er nach links, zur nächsten Tür, ging durch sie hindurch und betrat, durch eine Luke, den Frachtraum.

Jorgan, der dritte Maat des Schiffes, sicherte gerade eines der Pulverfässer, hatte jedoch enorme Mühen dabei, da das Schiff viel zu unruhig war, und er keinen Halt fand.
Er eilte zügig zu Jorgan, stellte die Öllampe auf einer der Fischkisten daneben ab und hielt das Sicherungsseil.
"Danke!" keuchte Jorgan, und zog das Sicherungsseil des ersten Pulverfasses fest.
"Los, weiter gehts, die anderen 2 Sicherungsseile sind auch schon enorm lose. Wer hat die befestigt?!"
"Das muss Dariusz gewesen sein, bevor er ins Krähennest geklettert ist!" antwortete Jorgan durch seine zusammengebissenen Zähne. Die Anstrengung der vergangenen Stunden waren Jorgan, dem dritten Maat ins Gesicht geschrieben. Mehrere blaue Flecke und Platzwunden von herumfliegenden Kisten zierten seinen muskulösen, durchtrainierten Körper.

Plötzlich sackte das gesamte Schiff enorm ab, und Kisten flogen herum. Das Sicherungsseil des mittleren Pulverfasses riss mit einem lauten Knall und der dritte Maat wurde sofort davon begraben. Von Deck waren Schreie zu hören, und lautes, wütendes Gebrüll zeugte davon, dass anscheinend auch die Söldner leichte Probleme hatten.
Jussuf stemmte sich mit seinem ganzen Körpergewicht gegen das Fass, um Jorgan Zeit zu verschaffen sich zu befreien.
Dann wurde das Schiff seitlich geschleudert, und der Calimshit merkte, wie er durch die Luft gewirbelt wurde. Ganz langsam, sah er wie er in den durch gerissene Sicherungsseile gesicherten Fischkistenstapel flog. Die Öllampe flog ebenso in Zeitlupe zu Boden. Und zerbrach. Der gesamte Inhalt verteilte sich sofort über den Boden, und begann sofort mit hellem Feuer zu brennen. Jorgan, der gerade wieder zu Bewusstsein gekommen sein musste, schrie auf, als er das Feuer um sich herum und auf ihm bemerkte und versuchte panisch das Pulverfass, das halb aufm ihm lag, von ihm herunter zu bekommen.

Der erste Maat sah das Spektakel, gab seinen Versuch auf sich unter den Fischkisten hervorzuwühlen, und schickte ein Stoßgebet zu den Göttern. Dann wurde es hell und Jussuf hörte aus weiter Ferne einen ohrenzerreissenden Knall...




Im Folgenden wird der Adventure Path "Cold Awakening" aus Sicht des Gnoms Faerl* beschrieben; Alcarin leitet die Kampagne. Es handelt sich hierbei um die Nachfolgekampagne von "Lords of Darkness", in der unsere Gruppe neue Helden spielen.
Zunächst ein paar Hintergründe (weitere Hintergründe werden evtl ergänzt/aktualisiert):

Die Gruppe:
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Die Zeit:
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Allgemein:
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« Letzte Änderung: 28. November 2008, 19:23:01 von Falkenblut »
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Falkenblut

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Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #1 am: 28. November 2008, 13:53:24 »
0: Ein großer Knall

Faerl warf einen Blick um sich und stellte mit Zufriedenheit fest, dass Jorgan, der dritte Maat immer noch den Schlaf des Gerechten schlief. Und das im Dienst... Er konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, als sein Blick über Jorgan schweifte.

Jorgan schlief 3 Tage nach Reisebeginn bei der Nachtwache ein, wurde vom ersten Maat erwischt und musste deshalb seitdem jeden Abend kurz vor Beginn des Abendessens ins Krähennest klettern und dort bis Mitternacht Ausschau halten, und zur Mittagszeit erneut für einige Stunden hoch. Zusätzlich zu seinem normalen Dienst.

Der Gnom schaute auf das Deck des Dreimasters herunter und sah einige Mannschafter Karten spielen. Die Mittagshitze war drückend und der heiße Wind kitzelte Faerls gut gepflegten, haselnussbraunen Vollbart. Die Sonne beleuchtete sein Werk, und das Grinsen des extrovertierten Gnoms wuchs noch weiter an. Vor ihm döste Jorgan, der knapp 2 Schritt große menschliche Seefahrer in seiner grau-blauen Dienstuniform. Dessen sorgfältig getrimmter blonder Vollbart existierte nur noch auf der linken Gesichtshälfte, die Rechte hatte Faerl fast vollständig mit einem Zaubertrick wegrasiert. Nur ein kleines Herz aus Barthaaren auf der Wange erinnerte noch an den einst  stattlichen Vollbart auf der rechten Gesichtshälfte.  Der kleine Scherzbold begutachtete die neue Rasur noch mal kritisch und dankte seinem Lehrmeister innerlich ihm auch die Kunst der Zaubertricks beigebracht zu haben, ohne die sein Leben nur halb so lustig wäre...

Flink und elegant wie eine Katze kletterte er wieder runter.
"Und?"
Phirius grinste zu Faerl rüber und nahm den nächsten tiefen Zug durch seine Pfeife.
"Er wird sich wünschen nie geboren zu sein. Der Narr. Naja, Dariusz wird sich freuen, und es erst mal für sich behalten, das habe ich mit ihm abgesprochen. Es vergrößert den dramatischen Effekt." Faerl grinste genüsslich, dann wurde seine Miene ernster. "Aber wenn Jorgan noch ein mal einschläft verpfeife ich ihn, bei den Garls glitzerndem Kamm! Seinetwegen landen wir noch alle bei den Fischen...Ah, da kommt Dariusz. Dann lassen wir das Schauspiel beginnen..."
"Gut, dann haben wir wenigstens noch etwas zu lachen, bevor der Sturm in ein paar Stunden beginnt." meinte Phirius süffisant grinsend und warf einen Blick zum Krähennest.
"Ach, Phirius. Wir sollten Wetten abschließen: wie lange meinst du wird es dauern, bis das große...Erwachen... kommt?" Faerl betonte das Erwachen. "Ich denke, hören werden wir es ja sobald er es bemerkt. Aber es wäre sicherlich interessant zu wissen wann das der Fall sein wird..."
"Du weisst doch dass DU sowieso nie Glück bei solchen Geschichten hast...Aber gut, sagen wir ein Glas Wein, dass er es erst nach seinem Erholungsschlaf vor dem Sturm bemerken wird?"
"So spät?! Ausgeschlossen! Ich wette dagegen und behaupte, er schon wird innerhalb der nächsten Stunde Amok laufen."

Sie schlugen ein und sahen Dariusz, Jorgans Ablösung, zu, wie er die Takelage katzengleich hochkletterte, und wenige Momente später Jorgan runterhangelte. Unten angekommen streckte sich Jorgan und warf den beiden einen herrischen Blick zu.
"Was gibts denn da zu schauen?! Ihr Söldnerpack habt doch sicherlich noch ein paar Sachen vorzubereiten, oder?"
Der Calimshit runzelte die Stirn.
"Nein Jorgan, wir haben schon alles vorbereitet. Ebenso wie der Rest der Mannschaft. Der Sturm kann kommen..."
Ein freches Schmunzeln huschte über das Gesicht des schlanken großen Söldners, als er seinen Satz fortsetzte:
"Wobei, wenn ich es mir recht überlege, werde ich meine Ausrüstung noch mal überprüfen, ob sie auch so ordentlich ist wie sonst alles und jeder an Deck. Bis später."

Ohne den dritten Maat weiter zu beachten marschierte er weg. Der junge Gnom warf ihm noch einen kurzen, mild amüsierten Blick hinterher, drehte sich dann wieder zu seinem verunstaltetem Gegenüber und schaute hoch zu ihm.
"Ich schließe mich meinem Gefährten vorübergehend an, und kann Euch das gleiche auch nur wärmstens empfehlen. Der Gedanke, dass etwas nicht am rechten Fleck ist lässt mir die Haare zu Berge stehen...Ja, bei Garls goldener 3-seitigen Münze, das wäre unerträglich!"
Faerl grinste Jorgan ein letztes Mal frech an und drehte sich dann ebenfalls um und ging in die Söldnerkajüte zu seiner Hängematte. Seine anschließende angekündigte Prüfung seiner Ausrüstung, die er schon längst gepackt hatte, verbrachte er damit von den duftenden Apfelaufläufen seines Heimatortes Rasager, in den westlichen Herzlanden zu träumen...
« Letzte Änderung: 28. November 2008, 16:13:33 von Falkenblut »
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Falkenblut

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Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #2 am: 30. November 2008, 13:01:21 »
Nach ungefähr 3 Stunden wurde draußen die Glocke betätigt. Das Zeichen für die Söldner sich zu sammeln. Borak, ein halborkischer, etwas über 2 Schritt großer Speerkämpfer mit sehr markantem Kiefer und wildem Vollbart lehnte sich gelangweilt auf seine mit Adlerfedern verzierte massive Dunkelstahlwaffe und inspizierte seine geordnet herbeieilende Truppe. Als alle Angetreten waren richtete er sich zu seiner vollen, imposanten Größe auf.
"Winzling! Hast du die Ausrüstung überprüft? Alles so wie es sein sollte?"
"Jajaja, schon alles erledigt."
Faerl schaute hoch zu Borak, der gerade über ihm ragte und ihn drohend ansah. Der eigentlich gutmütige Borak sah gespielt finster zu ihm herunter. "Bei den Göttern, wenn nicht... Meine Angel ist nicht weit weg, und ich hatte schon länger keinen großen Fang mehr. Bei den Göttern, Gnome müssen ein guter Köder sein, wenn mein Vetter Recht hat. Ich hoffe für dich, dass wirklich alles passt!"
Ah, verzeiht, großer Borak...das Einzige das noch nicht passt ist dieser strenge Geruch, der von deinem Bart ausgeht. Bei Garls scharfem Streitkolben, ich bin froh, dass du besser kämpfen als dich waschen kannst!"
Borak gab seinem kleinen Illusionisten spielerisch einen Klaps auf die Brust, der den Gnom nach hinten taumeln ließ und grinste ihn an.
"Ich sollte dich kielholen lassen! Ein laufender Meter ist größer als du...futtert weniger!"

Dann wandte er sich den anderen zu.
"Durak! Ihr wisst, wie die Männer einzuteilen sind?"
Der angesprochene Erdgenasi, ebenfalls ein gut 2 Schritt großer Hühne, in Funktion eines Unteroffiziers in der 10 Mann starken Gruppe, nickte nur. Er redete nicht viel, ließ sich jegliche Emotionen kaum anmerken und sah Borak mit seinem steinernen Blick fest an.
"Alles wie abgesprochen! Jeder weiss Bescheid"
"Ausgezeichnete Arbeit, wie immer! Dorgan! Heilzauber vorbereitet?"
Der Angesprochene nickte. Dorgan, der zweite Gnom der Truppe, und ein Priester Garl Glitzergoldes, hatte sich vom ersten Tag an als solider Heiler und notfalls auch als fähiger Kämpfer erwiesen, der die Zauberwirker - Phirius und Faerl - immer, falls notwendig, beschützte.

"Sehr gut...wie ihr seht, die Wellenberge werden langsam höher. Das heißt uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Ihr werdet alle gleich auf eure Posten gehen. Dorgan, vergiss nicht..."
"AAAAHHHHHHHHH! WER WAR DAS?!"
Der Rest des Satzes ging in einem lauten Wutschrei unter. Jorgan stürmte halbnackt auf Deck und starrte hasserfüllt um sich. Schäumend vor Wut brüllte er:
"NA LOS! WER?! WER WILL BEI DEN FISCHEN BADEN?!"
Die gesamte anwesende Mannschaft auf Deck, die sich gerade die letzten Vorbereitungen für den Sturm traf warf trotz der größer werdenden Wellen einen Blick zu Jorgan. Schallendes Gelächter brauch aus, als die ersten den verunstalteten Bart sahen.

Phirius schaute runter zu Faerl.
"Ich glaube, mein kleiner Freund, dass du mir ein Gläschen Wein schuldest."
"...Glück mit Frauen UND Glück im Spiel...Die Götter meinen es gut mit dir!"
"Das Glück hat nur der Tüchtige. Und als Barbier wirst du das wohl nie haben..."
Jorgan erblickte den Gnom in dem Augenblick. Die Art wie der Gnom grinste sprach Bände, und der Gnom gab sich auch keine Mühe es zu verbergen. Schließlich hatte er vor dem Tobenden nichts zu befürchten, notfalls würde die Truppe ihm beistehen, so viel Respekt hatte er sich schon errungen. Mal davon abgesehen, dass Borak nichts an seine Männer kommen ließ...

Jorgan fixierte den Gnom mit seinem hasserfüllten Blick. Langsam aber mit geradezu greifbarer Gewaltbereitschaft stapfte er auf den Gnom zu, die 15 Schritt Distanz ganz langsam schrumpfend.
"DU! ICH REISSE DIR DIE BEINE RAUS! DU LANDEST BEI DEN FISCHEN!"
"Wenigstens sieht MEIN Bart dabei nicht aus wie der einer goblinischen Hafenhure!"
Jorgan schrie wütend auf, zückte sein Messer und stürmte auf Gnom zu. Und wurde plötzlich, nicht mal mehr 2 Schritt vor seinem Ziel abrupt von etwas aufgehalten. Etwas massivem. Ein Felsbrocken rammte sich von links in seinen Bauch und ein anderer traf sein Schienbein. Die Felsbrocken, Duraks Faust und Boraks Fuß fällten den dritten Maat wie eine morsche, alte Eiche.

Die Tür zur Kapitänkajüte ging plötzlich auf und Jussuf, der erste Maat warf einen Blick heraus..
"Wenn euch der Stress mit dem bevorstehenden Sturm nicht genügt könnt ihr auch noch mal die Fracht überprüfen! Jorgan! Zieh dir deine Uniform endlich an, und überhaupt, was machst du eigentlich?! Wir sprechen uns, wenn das alles hier vorbei ist! Bei Tempus, so kann das nicht weitergehen! Und jetzt ist Ruhe da draußen, macht euch wieder an die Arbeit!"
Mit einem Donnerschlag ließ Yussuf die Tür zuknallen. Jorgan besann sich anscheinend, stand auf und humpelte, ohne die Söldner eines weiteren Blickes zu würdigen wieder in seine Kajüte, um sich anzuziehen...

Eine Stunden später tobte der Sturm mit weiter zunehmender Gewalt und peitschte das Schiff über Wellenberge und durch Wellentäler.
Faerl sah sich unzufrieden und nervös in der Kajüte um. Sein Blick schweifte über Phirius, Dorgan und Durak, die ebenfalls in der Kajüte die Sicherungsseile der schweren Bauteile für die Geschütze erneuern sollten.
Ein lautes Krachen zeugte von berstendem Holz. Durak fluchte laut. Draußen war irgendetwas massives zerborsten. Die vier sahen sich an, sicherten die hölzerne Truhe fertig und kämpften sich Richtung Tür. Auf halbem Weg hob sich der Boden plötzlich und ließ alle nach hinten taumeln. Das folgende Wellental, durch das das Schiff fuhr, schickte Faerl und Dorgan entgültig zu Boden. Dorgan verschwand unter einem über ihn hereinbrechenden Berg von Gepäckstücken und Faerl wurde gegen die Tischkante geschleudert. Der dröhende Schmerz ließ ihn fast würgen, doch er beherrschte sich. Er wurde durch den nächsten Wellenberg ins Gepäck geschleudert und krallte sich instinktiv an seinem Rucksack fest, der an der Wand befestigt war. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass es die anderen anscheinend ähnlich handhabten.

Ein ohrenbetäubender Knall zeriss die Luft und Faerl wurde entgültig schwarz vor Augen.
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Falkenblut

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Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #3 am: 04. Dezember 2008, 10:20:46 »
22. Shez:

Teil 1: Aufgefischt

Dunkelheit. Überall. Sie umgab ihn. Er sah sich um und sah nichts als Schwärze. Langsam hörte er das regelmäßiges Dröhnen - sein Blut pochte in seinem Kopf. Kopfschmerzen. Übelkeit. Panik stieg in ihm hoch.
Wo war er? Wer war er? Und besonders: was machte er hier?
Alles drehte sich, und ihm wurde wieder übel. Er fühlte sich ausgetrocknet - wie ein alter Kanten Brot.

Etwas plätscherte...und seine Erinnerungen kehrten allmählich zurück. Er war Uranel Pinafaerel Skorraerel Wannavarel Uvarrk aus dem Gnomendorf Rasagaer, welches in den tiefsten westlichen Herzlanden lag. Seinen Mitmenschen stellte er sich als Faerl vor, ein gnomischer Jünger der dualen Realität von Sein und Schein. Oder ein Illusionist, wie ihn die weniger bewanderten bezeichneten. Oder ein Chaot, wie ihn manche seiner Kameraden nannten.

Faerls Sinne drehten sich, als ihn ein stechender Schmerz im Kopf und Hals auf seinen enormen, brennenden Durst aufmerksam machten, den er am Wasserfass an der Wand löschte.
Nur am Rand nahm er den ebenfalls trinkenden Titan neben sich wahr, und wie zwei weitere halb verdurstete Gestalten, eine große und eine kleine, auf das Fass zutorkelten, und ebenfalls anfingen zu trinken. Er hielt erst inne, als er ihre Namen vernahm: Durak, Phirius und Dorgan. Seine Gefährten. Oder das, was von ihnen übrig geblieben war.

Die Müdigkeit überwältigte ihn allmählich wieder, und er setzte sich hin.
Was war geschehen? Wo waren der gutmütige, stinkende Borak, und die anderen? Was ist passiert, dass von den Gefährten nur noch 4 übrig blieben? Doch das wusste niemand. Kapitän Borak, ihr Retter, erzählte wenige Stunden nach ihrem Erwachen, wie er sie aus dem Wasser hatte fischen lassen. Sie, etwas brennendes Treibholz, und Teile einiger Masten trieben noch im Wasser. Das Schiff - ein Zwei- bis Dreimaster - muss irgendwie in die Luft gegangen sein. Mehr, wie den Namen des Schiffes wusste er nicht. Sein Angebot, die Gefährten zum Hafenmeister von Baldures Tor, seinem nächsten Hafen, zu bringen, um dort näheres zu erfahren, gab Faerl wenigstens etwas Aufwind.

Und so verbrachten die vier Gefährten die Zeit an Bord mit Arbeiten am Schiff, ausruhend und sich beratend. Doch egal wie sie sich den Kopf zerbrachen, außer dass sie wohl in Memmnon in Calimshan aufgebrochen seien mussten, blieb ihr Gedächtnis eine blanke Seite und die Tage vor der Rettung waren von ihren Gedächtnissen gelöscht.
Schließlich, am 1. Tarsak, nach 10 für Faerl sehr kurzen und dunklen Tagen erreichten sie Baldurs Tor. Und sie waren überwältigt.

Schiff neben Schiff, soweit das Gnomenauge blickte. Dahinter konnte man eine große Stadt,  erahnen, die vom Krieg und der anderthalb Jahre zurückliegenden Piratenherrschaft deutlich mitgenommen war.
Hier, im Hafen sah Faerl nicht viele Häuser, die vollständig intakt waren. Einige waren nur notdürftig mit Mörtel und Brettern ausgebessert, und manche waren nicht mal notdürftig repariert. Doch auch das menschliche Elend war überwältigend. Zahlreiche Bettler und heruntergekommene Tagelöhner waren zu sehen. Trotzdem ging es sehr geschäftig zu. Entsprechend konnte man den Lärm schon vor dem Hafen erahnen. Der  Fischgestank schlug Faerl entgegen, und ihm war kurzzeitig, als sei er gegen eine Wand gelaufen. Wie sein älterer Bruder, dem er im Kindesalter mit seinem berüchtigtem Stillen Trugbild eine Tür in einer Küchenwand vorgegaukelt hatte. Faerl grinste kurz glückselig als er daran dachte, dass Juranel ihm seitdem nie wieder Apfelkuchen vom Teller geklaut hatte...

Sie legten im Hafen an und sofort ging Merlok, der erste Maat von Bord und organisierte das Entladen des Schiffes. Kapitän Berok ging mit der Gruppe zur Hafenmeisterei, um das Schiff anzumelden, und um die Gruppe dem Hafenmeister vorzustellen. Dieser hatte jedoch keine Zeit, da viel zu viel zu tun war, und bestellte sie zu späterer Stunde.

Sie bedankten und verabschiedeten sich vom Kapitän, der sie bat, ihn auf dem Laufenden zu halten, und machten sich auf den Weg in Richtung Innenstadt.
Nachdem Durak einen Weg für sich und seine Gefährten durch das menschliche Meer des Marktes gebahnt hatte, kamen sie im Aufgespießten Eber an.

Die Gefährten betraten den großen, luftigen Schankraum, und fühlten sich sofort wohl.
"Tymora zum Gruße, edle Herrschaften!" Der Wirt stutze einen Augenblick, als er erkannte, dass die zwei Kinder Bärte hatten und somit wohl Gnome seien mussten. "Was kann ich für euch tun?"
"Ein Zimmer für vier, einen Eintopf, einen Kurzen und ein Bier." bestellte Durak als er den glatzköpfigen, ungefähr 40-jährigen stämmigen Wirt sah.
"Eine Käseplatte und einen Rotwein." orderte Phirius.
"Ebenfalls einen Eintopf bitte. Und ein Bier." wollte Dorgan.
"Für mich bitte auch einen Eintopf. Und einen Krug Milch...aber als Menschenportion bitte, bei Garls 3-seitigem Würfel!" fügte Faerl seiner Bestellung hinzu. Phirius verdrehte die Augen, wollte etwas sagen, entschied sich aber stattdessen lieber dafür die blonde Küchenhilfe, die durch die offene Küchentür zu sehen war, zu begutachten.

Die Gruppe nahm Platz, aß, trank und fing an sich zu beraten. Schließlich, nach einer kurzen aber knackigen Diskussion wie man weiter vorgehen müsste, entschieden sie sich dafür sich zu trennen. Dorgan ging kurze Zeit später in den Tymora-tempel, um an einem ruhigen Ort zu beten, und um dort Informationen einzuholen. Phirius und Faerl beschlossen den Markt heimzusuchen, verlorengegangene Ausrüstungsteile für die Gruppe zu erstehen und die Stadt zu erkunden. Durak begleitete sie zunächst, marschierte jedoch bald zum Hafenmeister.

___

"Grünmoos. Kapitän Goraks Schiff. Muss ein paranoider Mensch sein, der sein Schiff mit dem Dreifachen der üblichen Portion Schießpulver durch die Gegend schickt. Der Mann hat sein Schiff an einen Kapitän Sertok vermietet, dessen eigenes Schiff wohl gesunken ist. Den suchen wir als nächstes auf! Sertok ist momentan mit der Grünmoos unterwegs und ich vermute, dass wir hinter dem Schiff her sind. Alle anderen scheiden relativ sicher aufgrund von Größe, Route und Reichweite aus. Piermeister sind übrigens korrupte, herrische Schweine." ließ Durak am Ende des Abendessens verlauten, sie schwiegen, und durchdachten noch mal das Gesagte.
"Nun, Gorak ist sicher reich. Dann müssen wir ihn am ehesten im hiesigen Adligenviertel suchen." schlug Phirius vor.
"Ich schlage vor, wir sammeln erst mal Informationen über Sertok und Gorak, bevor wir jemanden aufsuchen. Vielleicht in den örtlichen Kaschemmen. Da erfährt man mit etwas Geschick die meisten Sachen." meinte Faerl.
"Das klingt gut, probieren wir es so. Ansonsten können wir ja etwas aufgeputzt ins Adligenviertel gehen, sonst wird das nämlich schwierig. Und noch teurer. Die Wachen fordern nämlich mindestens eine Goldmünze..." sagte Dorgann.
"Eine Goldmünze?!"
"Ja Faerl, eine Goldmünze. Und nein, man kann nicht mit ihnen diskutieren, das habe ich schon probiert, als ich den Tymoratempel dort aufgesucht habe."
"Menschen..."

Durak blickte stoisch auf seinen leeren Teller. Irgendwann, als ihm das scherzhafte Hin und Her, welches sich daraufhin zwischen Phirius und Faerl entwickelt hatte zuviel wurde, stand er auf, und ging schlafen. Dorgan folgte ihm.
Nach einer Weile folgten Phirius und Faerl, die sich anscheinend dem Weintesten zugewandt hatten, und ließen sich beide laut schnarchend in die Betten sinken.
« Letzte Änderung: 05. Dezember 2008, 20:09:57 von Falkenblut »
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Topas

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Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #4 am: 05. Dezember 2008, 12:33:19 »
Ich muss schon sagen, da ist einiges An Schreibtalent in eurer Gruppe. Ich habe Gerthracs Storyhour auch schon gerne gelesen. Jetzt also die Gegenseite?
Immense harm is caused by the belief that work is virtuous.
- Bertrand Russel

Falkenblut

  • Mitglied
Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #5 am: 05. Dezember 2008, 20:07:43 »
Danke für die Blumen :)
Anregungen, Kritik, Spenden usw. sind übrigens gern gesehen :)

Ja, das ist so mehr oder weniger die Gegenseite ;)
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Falkenblut

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Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #6 am: 07. Dezember 2008, 18:25:03 »
Teil 2: Im Trüben fischen

2. Tarsak

"Gibt’s hier eigentlich nur Nutten in dieser Stadt?!" schimpfte Phirius lauthals, als sie in Richtung Eber zurückgingen. Trotz seines guten Aussehens und seines stets gepflegten Äußeren, gepaart mit einer Aura der Unnahbarkeit, war der sonst charmante Calishit von den ganzen Damen des Lokals und der Umgebung etwas säuerlich.
"Sei bloß ruhig, dich hat dieser blonde Wal nicht angegraben!" murrte Durak gereizt.
"Seid lieber froh, dass wir wissen, dass Gorak heute Abend im Eber feiern wird. In Gesellschaft, wie es scheint!"
"Was für ein Trost Faerl..." raunzte Durak, immer noch kochend vor Wut.
"Menschen..." grinste Dorgan süffisant. Schließlich war er es gewesen, der das nicht ganz so leichte Mädel auf seinen "großen, starken und reichen Freund dort" als niemand auf ihn achtete, aufmerksam gemacht hatte, und nun heimlich Garl für seinen gelungenen Scherz pries. Er beschloss angesichts Duraks Wut das lieber für sich zu behalten.
"Allerdings Dorgan...bei Garls kantigen Wagenrädern, sie sind mir immer wieder ein Rätsel. Übrigens, wenn wir nachher ins andere Viertel gehen, solltet Ihr Euch noch entsprechend herausputzen, Effendi Avis ibn Kazmir. Sonst hält der dortige Pöbel euch noch für einen Gemeinen. Denkt an Euer Schnupftuch" grinste Faerl Phirius an und mimte einen hochnäsigen, stocksteifen Edelmann.
"Schnauze, sonst wirst du zum Flaschenöffner degradiert, Kleinvieh..."

Nachdem Durak am Hafen noch eine Kutsche geliehen hatte, und sich alle vier, mit Faerls Hilfe und modisch schrägen Geschmack, als:
   Omar, der große, starke Kutscher,
   Colmarr, den kleinen, exotischen Gnomenleibwächter,
   Fii, den gnomischen Diener und
   Effendi Avis ibn Kazmir, den Stoffhändler für exklusive Kundschaft aus Talumn
verkleidet und herausgeputzt hatten, brachen sie auf.
Die Wachen waren sprachlos, und vergaßen sogar die Goldmünze pro Person zu erpressen. Und so marschierten die Gefährten kurze Zeit später zum Tymoratempel, um dort weitere Informationen einzuholen.

Eine Gruppe junger Adliger unterhielt sich davor, und als Effendi Avis versuchte ihnen Informationen zu entlocken, erntete er nur falsche Informationen und Spott angesichts seiner mangelnden Ortskenntnisse. Faerl sah die Gruppe stinksauer aus der Ferne an. Niemand außer ihm durfte Phirius ungestraft ärgern. Er gab seinem großen Freund einen kurzen, unauffälligen Klopfer ans Knie, nickte ihm Ungutes planend entgegen, und als sie an den feixenden Adligen vorbeiliefen, ließ er einen der Adligen durch ein geisterhaftes Geräusch durch seine Hose laut ausatmen, und ließ seine weiße Hose einen unappetitlichen Braunton annehmen. Sein Opfer floh unter lautem Gelächter aller Umstehenden, und Phirius grinste zufrieden, als sie weiter nach Goraks und Sertoks Häusern suchten.

Am Abend gingen sie dann in die "Zerbrochene Flöte", dem Edellokal des Viertels, um dort von den Gästen Informationen zu entlocken, und vielleicht Gorak zu sehen. Die Villen hatten sie bereits entdeckt, und hofften nun darauf, Details zu erfahren. Doch außer einem Streit zwischen Sertoks Frau und Gorak, welcher wütend das Lokal in Richtung Hafen verließ, kam nichts dabei heraus. Faerl zahlte schließlich zähneknirschend Phirius Zeche von stattlichen 10 Goldmünzen, und sie gingen zurück in den Eber, um dort vielleicht mehr zu erfahren.

Im Eber ging Faerl, nach einer kurzen Rücksprache mit dem Wirt, auf die Bühne, und begann den betrunkenen Pöbel mit seinen Illusionen zu begeistern. Dorgan nutzte die Zeit, während er mit einem Helm umging um zusätzliche Spenden zu kassieren, um ebenfalls noch ein paar Gerüchte aufzuschnappen. Seine Bemühen waren allerdings ohne Erfolg, doch er war trotzdem froh, Garls Wort an den Mann gebracht zu haben - die Stimmung in der Kneipe war mehr als ausgelassen.
Währenddessen schneite Gorak in die Taverne - in Begleitung mehrerer ebenfalls angeheiterter Damen, die ihn offensichtlich anhimmelten. Phirius nutzte die Gelegenheit, und erfuhr in einem Gespräch mit dem Kapitän, seine gute Tarnung als Effendi nutzend, dass der Kapitän wohl tatsächlich sein Schiff an Sertok vermietet haben musste. Und dass Gorak sich anscheinend bester Finanzen erfreute...und dass die Grünmoos anscheinend überfällig war.

---

Am nächsten Tag machten sie sich auf, Sertoks Frau zu besuchen, um vielleicht näheres zu erfahren. Die Gruppe zahlte ihre Goldmünzen, und betraten das Adligenviertel. Sie sprachen mit dem Diener, und wurden von Ilra Gardif, Sertoks Frau erwartet. Kurze Zeit später betraten sie das Sertoks Grundstück. Zwei Kinder spielten weiter hinten an der Mauer, und sie wurden auch sofort in Sertoks sehr edel ausgestattetes Arbeitszimmer gebracht.
Die Dame war von den Vermutungen der Helden erschüttert, und Faerl und Dorgan begannen sich umzusehen, während Phirius und Durak die Dame befragten und versuchten sie zu beruhigen, da beide vom Leid der Frau mitgenommen waren.
Schließlich,  nach einer sehr langen und mehr oder minder erfolgreichen Suche verließen sie das Arbeitszimmer. Und wurden draußen von lautem Kindergeschrei aufgehalten. Laira, die kleine Tochter wurde von ihrer Mutter gehalten...schon die ersten Worte, die die Helden hörten brachten sie zunächst von Gorak weg zu den Ruinen oberhalb der Stadt. Und den wilden Bestien, die anscheinend ihren Bruder Xertas verschleppt hatten.

Sofort machten sich die Helden auf zu den Ruinen. Glücklicherweise hatten sie ihre wichtigste Ausrüstung dabei. Zügig liefen sie den langsam ansteigenden Hügel, ein paar Meilen nach den Toren, hoch. Sie sahen die Ruinen vor sich, sowie ein altes, anscheinend verlassenes Bauernhaus weiter hinten, bei der recht nahen Steilküste.

Mit gezückten Waffen betraten sie die Ruine. Wenn man von Duraks und Dorgans laut klappernden Rüstungen absah, herrschte tiefste Stille. Die Gefährten sahen sich misstrauisch um. Es war viel zu ruhig hier. Im Innenhof vor ihnen war keine Menschenseele zu sehen. Hinten, am Turm, gegenüber des riesigen Loches in der Mauer, bei dem sie standen, befand sich eine Treppe nach unten...Vielleicht war dort etwas. Erneut lauschten sie, merkten jedoch nichts. Dann gingen sie langsam los, Durak voran.

Plötzlich schrie Phirius laut und schmerzerfüllt auf. In seinen Oberschenkel hatte sich ein Pfeil gebohrt. Ein Goblin war jetzt zwischen den Mauerresten, in ungefähr 3 Schritt Höhe zu erkennen. Er grinste boshaft, und sie hörten ein lautes lachen von der gegenüberliegenden Seiten. Von Duraks Rüstung prallte ein weiterer Pfeil ab. Dorgan schaute hasserfüllt zu seinen Erzfeinden. Er umfasste seine Streitaxt fester, und ließ die Knöchel knacken. Der sonst so ruhige, nette Kleriker Garls und Verfechter des Guten sah jetzt alles andere als nett und friedfertig aus.

Die Goblins legten jeweils den nächsten Pfeil auf. Duraks Griff um seine Waffe wurde fester, und er sah grimmig zum Goblin auf der Mauer...
« Letzte Änderung: 07. Dezember 2008, 23:24:44 von Falkenblut »
Lernen durch Schmerz

Gerthrac

  • Mitglied
  • Archivist
Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #7 am: 08. Dezember 2008, 21:07:28 »
Man sollte vielleicht erwähnen, dass wir noch eine Begegnung mit Gorak auf der Straße hatten und die Gruppe schon wusste, dass was faul ist. Alcarin/Gorak kann ein verdammt arroganter Sack sein wenn er will. Ich habe während des Gesprächs mit ihm eine Seite in einem Notizblock vollgeschrieben... wenn die einer scannen und reinstellen könnte wär cool.

Ich wär fast über den Tisch gesprungen.

Falkenblut

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Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #8 am: 10. Dezember 2008, 10:41:23 »
Teil 3: Der blutige Pfad Duraks

"Für Tempus!" Durak stürmte auf den Goblin zu und hieb mit seiner Stachelkette nach ihm. Den an seiner Brustplatte abprallenden Pfeil, den der Goblin nach ihm geschossen hatte, bemerkte er kaum.
Der Goblin sah den Schlag zwar kommen, doch er konnte nicht mehr rechtzeitig zur Seite springen. Duraks Waffe wickelte sich um dessen Bein und zog ihn mit einem Ruck vom Mauerwerk herunter. Noch während der Goblin durch die Luft segelte freute sich Durak über seinen guten Einstieg in den bevorstehenden Kampf. Ein grüner Strahl von knapp links hinter ihm traf den Goblin noch in der Luft und brannte ihm ein Loch in die Brust. Der Goblin war tot, bevor er den Boden berührte.
Durak spürte das gewohnte warme Kribbeln, das sich bei seinen erfolgreichen Manövern im Kampf einstellte, und er lenkte die göttliche Energie in seinen verletzten Freund hinter ihm um. Phirius Wunde verschloss sich sofort wieder, und der Pfeil wurde aus der Wunde herausgepresst und nichts als das Loch im Stoff und Blut darum erinnerte mehr an die Verletzung.
"Danke Durak."
"Kein Problem." antwortete Durak, und ärgerte sich innerlich, dass er nicht schneller zum Goblin gekommen war.

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Faerl sah Dorgan zum anderen Goblin stürmen, nahm seine Armbrust, zielte und schoss. Der Bolzen traf den Goblin in der Seite, doch die Wunde war nicht tief.
Die Wirkung war trotzdem angenehm, zumindest für Dorgan, da der Goblinpfeil, der ihn hatte treffen sollen, nun knapp an seinem Kopf vorbeiging. Dann spritzte Blut, und ein Schmerzschrei schallte durch die Luft, gefolgt von einem dumpfen Schlag. Und einem zweiten Schlaggeräusch, das Faerl an das Holzhacken bei sich zuhause erinnerte. Dorgan kehrte zufrieden zurück.

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Die Gefährten begutachteten sich kurz an. Niemand war mehr verletzt. Faerl wirkte einen Schutzzauber und Dorgan stärkte die Gruppe mit einem Segen Garls.
Durak nickte. "Formation. Mir nach!"

Die Gruppe formierte sich in Schlangenlinie hinter Durak. Nach Durak kam Dorgan, der den beiden Fernkämpfern Deckung geben sollte. Anschließend kam Faerl, gefolgt von Phirius, der seine Größe nutzen konnte und über Faerl hinwegschießen konnte.

Langsam und vorsichtig stiegen sie die Treppe herunter. Sie kamen vor einer Öffnung an, in der zu besseren Zeiten mal eine Tür gewesen sein muss. Durak nahm einen kleinen Messingspiegel aus seiner Tasche, und nutzte ihn, um die Ecke zu spähen. Er steckte ihn weg, hob die Handfläche und winkte zu ihnen. Kein Gegner in Sicht.

Sie betraten das dunkle, durch spärliche Fackeln erleuchtete, feuchte Gewölbe. Ihre leisen Schritte wurden nur durch das gelegentliche Tropfen von Wasser, oder Duraks übliches Rüstungsgeklapper gestört. Sie schlichen den 6 Schritt langen Gang langsam entlang. Am Ende blieben sie stehen, da dort eine Kreuzung war. Geradeaus schien die Luft rein zu sein. Durak spähte wie gewohnt mit seinem Spiegel um die Ecke. Er hob seine Faust, und spreizte drei Finger ab. Drei Gegner.

Er stand langsam, und so leise wie er es vermochte auf, und steckte den Spiegel weg. Dann zählte er mit seinen Fingern bis Drei.

Mit einem gewaltigen Satz sprang Durak um die Ecke, und hieb sofort mit seiner gezückten Stachelkette nach dem überraschten Goblin. Seine waagerecht geschwungene Kette traf den Goblin sauber an der Brust und nagelte ihn an die Wand. Die anderen beiden Goblins schrien laut und erschrocken auf, und zückten ihre rostigen Säbel.

Dorgan sprang hinter Durak hervor, und blockierte die Kreuzung, bereit jedem sich nähernden Goblin den Schädel einzuschlagen.

Phirius machte einen schnellen Schritt, und feuerte einen seiner Strahlen auf den hinteren, rechten Goblin, und hinterließ einen dunklen, kreisrunden Fleck an der grob behauenen Mauer, neben der Fackelhalterung oberhalb des Goblinkopfes. "Verflucht!"

Der mittlere Goblin erholte sich als erstes vom Schreck und stürmte mit einem lauten, durchdringenden "Graaaaar" und erhobenen, rostigem Säbel auf Durak los. Der Schlag prallte jedoch an der fein gearbeiteten Zwergenbrustplatte ab, die Durak in seiner Heimat erhalten hatte.

Der hintere Goblin sprang vor, um Dorgan um einen Kopf kleiner zu machen. Dieser hatte jedoch mit einer derartigen Aktion gerechnet, und versucht seine Streitaxt in den Kopf seines Gegners zu treiben. Womit der Kleriker Garl Glitzergoldes nicht gerechnet hatte, war, dass der kleine Goblin pariert hatte. Womit er auch nicht gerechnet hatte, war ein stechender Schmerz in seinem Rumpf, und einem hämischen "Hrhrhr", das der rechts, schräg hinter ihm erschienene Goblin nun von sich gab. Anscheinend hatten einige Goblins sie bemerkt und sich versteckt. Nicht gut. Für die Goblins.

Ein weiterer Goblin sprang aus Versteck hervor. Er taumelte jedoch zurück in den Gang, und hinderte so den letzten Goblin daran ebenfalls aufzutauchen. Faerl deutete mit seinen abgespreizten Zeige- und Mittelfinger auf den geblendeten Kontrahenten. Dann lud er die Armbrust mit einer zügigen Bewegung der linken Hand nach.
« Letzte Änderung: 13. Dezember 2008, 17:58:50 von Falkenblut »
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Falkenblut

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Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #9 am: 13. Dezember 2008, 17:36:19 »
Teil 4: Ab durch die Mitte

Durak riss seine Kette mit einem brutalen Ruck aus der Wand, und teilte dabei die Überreste des ersten Goblins. Seinen Schwung nutzend, drehte er sich und vollführte eine schnelle, elegante Drehung und ließ seine Waffe einen tödlichen Halbkreis auf Brusthöhe der Goblins vollführen. Diese hatten jedoch bereits damit gerechnet und duckten sich zügig unter der laut pfeifenden Stachelkette hinweg. Sie schmetterte, ohne einen der Goblins zu verletzen, mit einem lauten Knall in die Wand, und ließ Steinsplitter durch den Gang fliegen.

"Verdammt." stellte Durak fest.
Dann fuhr ihm ein heißer, stechender Schmerz ins Schienbein, knapp unter seinem Knie. Er unterdrückte einen Schrei, und starrte wütend auf seinen kleinen Kontrahenten, der den Augenblick genutzt hatte, und seinen rostigen, alten Säbel nach seinem Bein geschlagen hatte.
Der kräftige Erdgenasi atmete tief ein, zog hart an seiner Stachelkette und schlug damit nach dem Gegner, der ihn soeben verletzt hatte. Dieser ließ sich gerade noch nach hinten fallen, und entging so dem mörderischen Hieb. Trotzdem war nicht gerade sein Glückstag, weil Phirius die Gelegenheit nutzte, und ihn mit seinem smaragdgrünen Strahl die Schulter versengte.

Ein Säbel teilte Luft, prallte jedoch an Dorgans Brustplatte ab.
"Bei Garls scharfer Axt, das hättest du wohl gerne, was?!" zischte der wütende Gnom seinem Kontrahenten entgegen. Dann stieß er den spitzen Kopf seiner Axt nach dem Gesicht seines Gegners. Die kurzzeitige Öffnung seiner Deckung nutzte der andere Goblin sofort aus, und sprang mit gezücktem Säbel nach vorne. Dass dieser Zug nur eine Finte war erkannte Dorgans Gegner erst, als ihm das scharfe Blatt der Axt eine klaffende Wunde im linken Oberarm zufügte.

"Orkische Kloaken!" fluchte Faerl, als er sah, dass seine Freunde zwar überlegen waren, jedoch trotzdem Prügel bezogen. Dann besann er sich auf seinen Lehrmeister zuhause in Rasagaer, und an Dorn Feueramboß, den zwergischen Händler, der das Dorf gelegentlich auf Orkjagd begleitet hatte. Im selben Augenblick grinste der Illusionist, und lies einen Geisterzwerg, mit rostiger, vor Blut triefender zwergischer Kriegsaxt zwischen Duraks und Dorgans Goblins aus der Wand treten, und langsam mit seiner gewaltigen Axt ausholen. Es zeigte Wirkung, und einer von Dorgans Goblins nahm den Kampf ängstlich und zögerlich auf.
Aus den Augenwinkeln nahm der kleine Magier wahr, dass der erblindete Feind wieder seine Sicht wiedererlangt hatte, und sich wieder gesammelt hatte. Schnell tarnte sich Faerl mit einem Spiegelbild und schickte ein Stoßgebet zu Garl.

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Phirius sah die Verstärkung aus dem Gang auftauchen, und schoss einen seiner Strahlen nach den neuen Angreifern, um seinem kleinen laut schimpfenden Freund etwas Luft zu verschaffen. Der Goblin schrie schmerzerfüllt auf und erstickte die aufkeimenden Flammen an seinem Oberschenkel mit seiner freien Hand.
"Höllenfeuer! Brennt!"
Einer der Goblins drehte sich zu Phirius und hieb nach dessen Schienbein. Nur ein schneller, katzengleicher, senkrechter Sprung ließ den eleganten Hexer einer neuen Verwundung entgehen.

Durak konzentrierte sich einen Herzschlag lang. Er sah das von Phirius verwundete, zukünftige Opfer. Der Goblin führte einen schräg geführten Schlag gegen den Oberschenkel des Söldners aus. Dieser trat jedoch zur Seite, und rammte seinen Stiefel in die Seite seines kleinen Angreifers. Er flog mit einem lauten, gellenden Schmerzschrei gegen die Mauer. Durak ließ die Stachelkette kreisen, und der Schmerzschrei verstummte. Ein metallischer Schleier legte sich über ihn, und der Erdgenasi spürte seine Haut noch härter werden.

Dorgan sah den von ihn getroffenen Gegner nach hinten taumeln. Er grinste bösartig, und setzte sofort nach. Nur ein toter Goblin ist ein guter Goblin. Ein Kopf rollte, und der zugehörige Körper taumelte noch einen Schritt weiter. Und brach zusammen. Der Gnomenkleriker lächelte triumphierend, und warf einen Blick nach dem anderen Goblin, der sich einen spannenden Kampf mit einem geisterhaften, böse aussehenden Zwerg lieferte.

Faerl machte einen Schritt nach hinten, und wich einem weiteren Schlag aus. Verfluchtes, stinkendes Pack. Er hätte den Zwerg doch vor sich auftauchen lassen sollen. Plötzlich erstarrte sein Gegner, und riss die Augen weit auf. Etwas Rauch stieg aus seinem geöffnete Mund, und er brach stumm zusammen. Der große Calishit stand hinter ihm, und sah böse auf den Toten herab.

Der letzte Goblin hatte die Gelegenheit genutzt, und sich von hinten an den großen, nun den metallisch glänzenden "Mensch" angenähert. Er grinste böse, als er seinen Krummsäbel schwang, um ihn in dessen Kniekehle zu rammen. Seine Waffe brach am Heft ab, und der Goblin starrte überrascht auf seine zerbrochene Waffe. Unmöglich! Dann spürte er einen heißen, stechenden Schmerz an seinem Rücken. Er drehte sich um und sah den Calishit auf ihn starren. Dann hörte er ein lautes Knacken von irgendwo um ihn herum, und es wurde dunkel.
"Hinterhältiges Pack!" zischte Durak angewidert, als er seine Stachelkette vom Hals des Opfers riss.

Tark sah seinen Kameraden in den Staub gehen, und drehte sich vom Zwerg weg. Gegen diese Übermacht kam er nicht an. Er rannte den Gang hinter, um zu seinen Gefährten in Sicherheit zu gehen. Ein Bolzen flog scharf an seinem Kopf vorbei, und ein heißer Schmerz fuhr plötzlich in seinen Rumpf. Doch der Goblin ignorierte den Schmerz und stürmte weiter. Nur noch zwei Schritte bis zur Biegung. Einer. Er kam in die Biegung, sah am im Raum am Ende des 6 Schritt entfernten, grob behauenen Ganges seine Kameraden stehen. Mit Bögen. Doch ohne Pfeile darin. Ein heißer, stechender Schmerz fuhr ihm in den Bauch. Dann noch einer in den Oberschenkel. Und ein letzter in die Schulter. Ihm wurde kalt, und sein Blick verschwamm. Die Schritte der Eindringlinge nahm er kaum noch wahr. Dann wurde es dunkel.

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Lark legte den nächsten Pfeil auf. Dummer Tark. Einfach in den Hinterhalt zu rennen. Naja, jetzt war Tark tot. Wark würde bald Essen machen. Dann hätte Tark seine letzte Verwendung. Dummer Tark.
Dann gefror Lark der Atem. Ein großer, dicker, schwer gerüsteter Zwerg mit einer rostigen Axt, von der Blut tropfte, stapfte langsam um die Ecke. In den roten, glühenden Augen des Zwerges erkannte Lark alle seine Ängste wieder. Er sah zu Park, seinem Anführer. Der hob seinen Bogen zitternd, und schoß nach der Bestie. Doch der Pfeil ging fehl. Auch Gark verfehlte sein Ziel. Die übrigen sechs Goblins zückten nervös ihre Säbel und Keulen. Lark hob seinen Kurzbogen, zielte auf die Brust des bösen Geistes und schoss. Der Pfeil traf die Schulter. Doch der Zwerg zuckte nicht mal. Dann hob er seine riesige, übel aussehende Axt. Sah sie alle böse, anklagend und grausam an. Und stürmte auf sie zu.
« Letzte Änderung: 17. Dezember 2008, 12:33:03 von Falkenblut »
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Falkenblut

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Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #10 am: 17. Dezember 2008, 12:33:34 »
Teil 5: Die Jagd beginnt

"Los geht’s!" zischte Durak, und stürmte im selben Augenblick dem Geisterzwerg hinterher. Phirius rannte sofort los, gefolgt von Dorgan. Faerl, der die sehr sichere Entfernung lieber mochte, blieb in der Ecke stehen und koordinierte die Bewegungen des Zwerges aus der Ferne.

Der Kreuzfahrer traf als erster am Ort des Geschehens ein. Ein Pfeil prallte an der Schulterplatte seiner Rüstung ab, und er ließ seine Stachelkette kreisen. Sie fuhr um einen Goblinshals. Ein lautes Knacken war zu hören, und zwei Goblins ließen vom Zwerg ab, den ohnehin niemand zu treffen schien. Durak grinste zufrieden. Ein metallischer Schimmer legte sich über seinen Körper und seine Gegner sahen sich verunsichert an. Dann machte er einen mörderischen Fußfeger mit seiner Kette, und seine Gegner sprangen gerade noch rechtzeitig hoch.

Dorgan hatte sich von hinten an einen seiner Erzfeinde angenähert,  und hieb ihm die Axt mit voller Wucht in den Rücken. Man hörte mehrere Rippen brechen, und ein Röcheln schallte durch den Raum. Zwei weitere Goblins wurden auf die Eindringlinge aufmerksam, und ließen vom Zwerg ab. Sie wandten sich dem neuen Feind zu.
"Sterbt, ihr Mörder!" stieß der Gnom hervor, und schlug mit seiner Axt nach dem vorderen der beiden Kontrahenten.

Phirius blieb ungefähr 9 Schritt vom nächsten Goblin entfernt stehen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, und er spürte eine vertraute Hitze zwischen seinen Fingern. Es begann zu knistern. Der Hexer grinste, und schoss seinen grünen Strahl auf sein Ziel. Ein weiterer Schmerzschrei ertönte, als die Hitze Teile der Goblinlederrüstung wegbrannte.

Faerl sah, dass die meisten Gegner seinen Trick bereits durchschaut hatten. Als ein Goblinpfeil seinem Trugbild in die Brust fuhr, ließ er seinen durchsichtigen Freund erstarren. Dann färbten sich die Augen des Zwerges schwarz. Dann der gesamte Kopf. Der Oberkörper, und danach der restliche Körper. Währenddessen verschwammen die Konturen des Zwerges und er begann sich auszudehnen. Und schloss die drei Schützen in der Ecke ein. Der Illusionist lächelte zufrieden. Teile und herrsche - wie zuhause, bei der Beerenweinverteilung, wenn eines der beiden Fässer seltsamerweise verschwindet und nicht mehr auffindbar ist. Faerl lächelte, als er an seinen daraus entstandenen Rausch dachte.

Währendessen lieferte sich Dorgan einen blutigen Zweikampf mit den beiden Goblins. Blutig für seine Gegner. Nach wenigen Herzschlägen lagen beide mit zertrümmerten Schädeln im Staub, und er unterstützte Dorgan mit seinem verbliebenen, bereits verwundeten Goblin, den jedoch Phirius mit einem gut gezielten Fernschuss erlöste.

Dann sahen sie sich an. Und sahen zur schwarzen Mauer, hinter der man mehrere Goblins scharren hörte. Die Gefährten blickten zu Faerl, der etwas näher geschlendert war. Er zuckte mit den Schultern, als er sah, dass sich seine Freunde neuformiert hatten.
Mit einem "Na dann..." löste sein Trugbild auf.
Ein Goblin hatte anscheinend angefangen die schwarze Wand abzutasten und hatte seine Hände gerade erhoben. Der Mittlere trommelte gerade in die leere Luft, anscheinend um das Hindernis wegzuschlagen, und dem letzten Gegner schien das alles gar nicht geheuer zu sein, und er hatte sicherheitshalber die Augen verschlossen.

Durak hob eine Augenbraue, zuckte dann mit den Schultern. Seine Kette kreiste, und der Tastende hörte mit seiner Beschäftigung auf.
Dorgan warf sich, einen lauten Kampfschrei von sich gebend, auf den mittleren Goblin, und Phirius schoss seinen grünen, knisternden Strahl auf den Verbliebenen.

Dann setzte sich der aufgewirbelte Staub, und es legte sich eine unheimliche Stille.
Die Gefährten sahen sich an, und stellten zufrieden fest, dass alle wieder unverletzt waren. Anscheinend hatten der Kreuzfahrer mit seinen heilenden Schlägen und der Kleriker mit seiner Magie ganze Arbeit während des Kampfes geleistet. Anschließend durchsuchten sie die Leichen nach nützlichen Gegenständen, fanden jedoch keine, außer ein paar Kupfer- und Silbermünzen.

Plötzlich hielt Dorgan regungslos inne. "Seid mal kurz still."
Sie lauschten.
Dam dam dada dam dam...
"Trommeln. Leise, aber vernehmbar." mutmaßte Faerl, und nickte Dorgan anerkennend zu.
Sie warteten noch ein paar Augenblicke, aber nachdem sich nichts regte, schlossen sie die Suche ab, und blockierten die Tür, vor der die Goblins sie anscheinend erwartet hatten mit ein paar Leichen. Dann kehrten zur Kreuzung, aus der drei der ersten sechs Goblins erschienen waren, zurück.

Sie wandten sich dieses Mal in den bisher unbekannten Gang, verbliebenen Gang und kamen nach wenigen Metern vor einer Tür, die anscheinend in einen großen Aufenthaltsraum führte, und vor einem großen Steinportal. Durak legte den Kopf schief, betrachtete es, und lockerte seinen Oberkörper mit einer Kreisbewegung seiner Oberarme. Mehrere Wirbel knackten laut.

Dann stemmte der kräftige Söldner sein gesamtes Gewicht gegen den rechten Flügel des großen, steinernen Portals, und drückte es langsam einen Spalt weit auf.
Er trat zurück, nahm seinen Messingspiegel in die Linke, und seine Stachelkette in die rechte Faust. Sie näherten sich dem Spalt, spähten in einen riesigen Raum mit Pflanzen, die ein seltsames, schwarzes Gas bildeten. Dorgan verteilte ein paar Steine, die er vorher zum Leuchten gebracht hatte.

Durak ging vorweg, gefolgt von Faerl, Pirius und Dorgan. Leise schritten sie auf die Gewächse zu. Ein leises, metallisches Klappern ging von Dorgan und Durak aus. Faerl blieb stehen, und zeigte auf die Pflanzen.
"Eine Art Rauchblume...ungewöhnlich. Besonders, dass sie grün sind. Sie müssen irgendwie Sonnenlicht bekommen."
Durak sah sich um. Als einziger konnte er von Natur aus im Dunklen sehen. Am Ende seiner Sichtweite sah er den Beginn einer Öffnung.
"Da ist anscheinend ein Loch in der Decke."
"Das sehe ich mir mal an." teilte der Calishit seinen Gefährten mit, nahm sich einen der Steine, und nutzte seine Mächte um wie eine Spinne an der Wand empor zu klettern.
"Hier oben ist eine Öffnung, aber wie weit sie geht kann ich nicht abschätzen. Oh, und da vorne ist ein Abhang, der dicht bewachsen zu sein scheint. Allerdings irgend ein anderes Gewächs."
Ein leises, aber hörbares Zischen unterbrach ihn.
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Falkenblut

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Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #11 am: 24. Dezember 2008, 13:04:17 »
Teil 6: Fallobst

Phirius drehte sich abrupt um. Wo war es? Wer verfolgte ihn? Verfolgte ihn überhaupt jemand? Panisch sah er sich um. Doch im Lichtkreis seines Leuchtsteines sah er nichts.
"Ähh...habt ihr das auch gehört?" gab er mit einer Ruhe von sich, die er nicht spürte.
"Jaa, da oben muss etwas sein, aber es ist außerhalb meiner Sichtweite. Komm am Besten wieder runter. Beeil dich!" hörte der Calishit die ruhige, dunkle Stimme vom kräftigen Erdgenasi.

Phirius drehte sich noch ein Mal um. Halt. War da nicht eine Bewegung?
"Heda! Stehenbleiben!" gab Phirius von sich, und drehte sich nach der Bewegung. Plötzlich zischte etwas, knapp hinter ihm. Augenblicklich drehte sich der Hexer um. Noch in der Drehung kanalisierte er seine Energien, und formte einen Ball aus grüner, knisternder Hitze.
Und er starrte wieder in die Dunkelheit. Erste Anzeichen von Wahn oder war seine milde Paranoia vielleicht nicht ganz so mild? Er versuchte die Schwärze jenseits des Lichtes zu durchbrechen, konnte es allerdings nicht. Wieder ein leises Zwischen. Vor ihm, irgendwo in der Dunkelheit. Ihm wurde heiß und kalt. Er merkte, dass ihm der Schweiß in Strömen den Körper herunterfloss. Nur noch das Pochen seines Herzens war zu hören. Der Calishit fasste im Bruchteil eines Herzschlages den Entschluss, wieder zu seinen Gefährten zurückzukehren. Er drehte sich rasch um.

Einen winzigen Augenblick lang sah er etwas kleines, haariges mit vielen Beinen auf ihn zurasen. Dann wurde er nach hinten geworfen. Nur ein blitzschneller Instinktiver Griff zur Decke verhinderte, dass Phirius von der Decke stürzte. Dann spürte er einen Stich im Oberschenkel. Irgendwoher kam ein lauter, schmerzerfüllter Schrei. Phirius schlug um sich, und stieß sich dabei von der Decke ab. Noch in der Luft wusste der Calishit, dass er das geringere Übel gewählt hatte: den langen, tiefen Weg nach unten.

---

Faerl sah seinen Freund oben an der Decke. Und wie er sich unsicher umsah. Etwas am Rand des Lichtkreises rührte sich, und der Gnom schrie sofort zu seinem Gefährten hoch, um ihn zu warnen, und schoss mit seiner Armbrust nach diesem kleinen, haarigen Spinnenwesen, das wie eine Kreuzung aus Spinne und Katze aussah. Es sprintete mit einer aberwitzigen Geschwindigkeit auf Phirius zu und sprang ihn an. Dieser drehte sich im gleichen Augenblick um und wurde frontal von der Kreatur zu Boden an der Decke gerissen. Ein unverhältnismäßig großer Stachel fuhr dem Hexer in den Oberschenkel. Dann stieß er sich von der Decke ab und flog zeitlupengleich Richtung Boden. Die Kreatur war sofort weg.

Die Gruppe hatte sich sofort um ihren zu Boden gegangenen Gefährten herum versammelt. Er schien nicht schwer verletzt zu sein. Durak flößte ihm einen Verzögerungstrank ein, warf ihn sich über die Schultern, und trug ihn sofort aus der Ruine heraus, unter den freien Himmel. Dorgan und Faerl gaben ihm dabei Deckung. Unter freiem Himmel sah sich Faerl sofort nach Heilpflanzen um, und kehrte mit einer Pflanze zurück, deren antiseptische Wirkung ihm bekannt war. Der andere Gnom ließ sich die Wirkung und Verarbeitung kurz erklären, und verarztete den Verletzten dann umfassend.

Schließlich, nach viel gutem Zureden, willigte Phirius ein, in die Ruine zurückzukehren. Sie packten wieder alles zusammen, und gingen langsam wieder hinunter.
Unten herrschte absolute Stille, und es war nichts von der eigentümlichen Kreatur zu sehen oder zu hören. Aber außer einigen alten, aber recht wertvoll wirkenden Rüstungen, die sie später holen wollten, fanden sie nichts. Zumindest wenn man von einer fressgierigen Schlingpflanze die Faerl zum Fressen gern hatte, und einer eigentümlichen Illusionswand vor einem Sonnenuhrenrelief, absah.

"Mir reicht es. Außer Spinnenweben, Staub, und Ekelvieh-zeug gibts hier nichts zu holen. Gehen wir zum verlassenen Bauernhaus, vielleicht finden wir dort mehr." gab Phirius schließlich von sich.
Die Gefährten willigten sofort ein, und gingen wieder raus. Ein leises Zischen begleitete sie nach draußen, doch jedes Mal, wenn sie sich umdrehten, sahen sie nichts...

---

"Hey Leute! Hier ist ein Steg nach unten!" hörte man Duraks Stimme.
"Warte, wir kommen!" rief Faerl sofort zurück und schritt zügig über die alten Holzdielen des verstaubten, verlassenen Bauernhauses. Er stieg vorsichtig die Treppe in den Keller herab, und erspähte den kräftigen Söldner am anderen Ende des kurzen, quadratischen Kellerraumes. Ein breites Loch im Boden erklärte das laute Rumoren und Krachen, das das Haus wenige Momente zuvor erschüttert hatte.

"Bei Khelbens weißem Zauberstab, dass du immer alles kaputt machen musst! Und wie konntest du ahnen, dass unter den Dielen nichts ist?" grinste Faerl den großen Erdgenasi begeistert an.
"Indem ich nicht nur meine Augen benutze. Und wer ist dieser Kelben?" kam Duraks trockene Antwort.
"Ein mächtiger Magier und Auserwählter der Mystra. Man sagt, die Herrin der Magie persönlich wache über ihn, und allein dies habe ihn mehr als ein Mal das Leben gerettet. Was man noch so erzählt erzähle ich jedoch lieber ein anderes Mal, wir sollten schauen, dass wir runterkommen."
"Ich stimme dir zu. Seid ihr bereit? Wie gehts deinem Oberschenkel?" fügte der Kreuzfahrer mit einem Blick zu Phirius hinzu.
"Jaa, geht schon. So lange wir uns nicht trennen und diesem Vieh nicht mehr über den Weg laufen..."

Wenige Minuten später führten mehrere Holzplanken, die anscheinend vor Jahrzehnten in die Wand getrieben worden waren, den weg des runden Schachtes herab. Weder der Boden, noch das gegenüberliegende Ende waren zu sehen. Sie liefen eine Minute, dann noch eine. Zehn Minuten danach waren sie wohl mehrere Male unterhalb des Ausgangspunktes entlang gekommen, jedoch war der Boden immer noch nicht in Sicht. Schließlich ließ Dorgan erneut einen Stein nach unten Fallen, der jedoch schon nach wenigen Sekunden auftraf.

Doch dann standen sie vor einem morschen Stummel, der wohl einst eine Planke gewesen sein musste, und einer kahlen Wand dahinter.
Schließlich banden Dorgan und Durak ihre Seile zusammen, und befestigten ein Ende an einer Planke. Langsam ließ sich Durak herunter. Eine Minute verging. Phirius begleitete ihn die ersten zehn Meter, die zweite Hälfte legte der kräftige Erdgenasi allein zurück.

"Hier unten ist die Luft rein!" schallte es hoch zu Dorgan, der sich prompt am Seil herunterließ. Faerl folge ihm wenige Minuten danach, und Phirius ging danach ein letztes Mal zum Seil hoch, um es loszubinden. Er ließ es herunterfallen. Dann beeilte er sich zu seinen Gefährten zurückzukehren.
Ein leises Zischen durchdrang den Schacht.
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Der Don

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Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #12 am: 27. Dezember 2008, 22:35:39 »
Also ich muss schon sagen, wirklich gut geschrieben und der Spaß bleibt ja bei uns sowieso nie auf der Strecke.

Freu mich schon auf morgen, endlich mal wieder ne längere Session
Wenn Zombies die Welt angreifen...
Wir treffen uns im Baumarkt...

Falkenblut

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Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #13 am: 30. Dezember 2008, 21:40:26 »
Teil 7: Eiskalte Engel

Instinktiv drehte sich Phirius um. Ihm lief eine Gänsehaut den Rücken herunter. Er merkte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Das Kratzen von Klauen auf Stein schabte irgendwo schräg neben über ihn. Der Calishit überdachte seine Möglichkeiten im Bruchteil einer Sekunde und entschied sich für das geringere Übel: den freien Fall aus über 3 Schritt Höhe. Noch während er losliess und sich der Luft übergab, hörte er ein Pfeifen. Der Hexer spürte wie das Kettenhemd unter seinen Gewändern einen Stich zwischen seinen Schulterblättern abfing.

Dem Hexer wurde die Luft aus den Lungen getrieben, als er hart auf dem Boden aufschlug. Die Pflanzen dämpfen den Aufprall nur unwesentlich, und auch sein Versuch, dem Auprall wenigstens etwas Wucht durch Abrollen zu nehmen, scheiterte.
Sterne tanzten in Phirius´ Blickfeld, als er sich aufrichtete.

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Dorgan sah jetzt die kleine Gestalt, die nach seinem Gefährten geschlagen hatte. Er zückte seine Streitaxt. Das kleine katzenhafte Spinnentier ließ sich neben seinem Opfer fallen. Der Kleriker sprang mit gezückter Waffe vor, und trieb sie der Kreatur hart in den Rücken.
Ein lautes Kreischen durchdrang die Höhle.

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Durak sprang vor und ließ seine Stachelkette kreisen. Sie wickelte sich um eines der der acht Beine des animalischen Feindes und riss es mit einem lauten Knacken heraus. Bei Tempus, er hatte einen guten Treffer gelandet.
Dann spürte der Erdgenasi einen Luftzug knapp neben seiner Wange, und sah einen kleinen Bolzen im Hinterleib des Wesens einschlagen.
Anscheinend hatte Faerl beim Zielen einen hellen Moment, dachte der Söldner mild erstaunt. Manche Ereignisse konnten ihn doch noch überraschen.

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Mit einem lauten Kreischer ließ die die Katzen-Spinnen-Kreuzung von Phirius ab. Der rollte sich augenblicklich zur Seite und schoß seinem Angreifer seinen grünen Energieblitz direkt auf dessen kurzzeitig ungedeckten Bauch. Ein Geruch von verbrannter Haut und Haaren schwebte durch die Luft. Phirius grinste, als er sah, dass sich sein Feind umdrehte und auf die Wand zusprang.

Dann wickelte sich mitten in der Luft eine Eisenkette um dessen Hals. Der restliche Körper bewegte sich weiter, und fand Halt am rettenden Felsen, nicht jedoch der Hals und der Kopf. Durak riss die Kette energisch zurück. Ein lautes Knacken erfolgte. Mit einem dumpfen, leisen Schlag klatschte das von der Stachelkette Umschlungene auf den Boden. Einen Herzschlag später folgte der restliche Körper. Eine gift-grüne Lache begann sich an beiden Stellen auszubreiten, und leicht süß-bitterer Geruch kitzelte die Nasen der Gruppe.

"Sieht aus, als hätte Durak mal wieder abgestaubt und von meiner glänzenden Vorarbeit profitiert." stellte Faerl mit einem breiten Grinser fest. Dann wuselte er am verblüfft guckenden Erdgenasi vorbei und klopfte ihm noch mal grinsend an den Oberschenkel. "Phirius, mein kleiner Freund, gehts dir gut?" fügte der Illusionist besorgt hinzu, als er seinen doppelt so großen Gefährten begutachtete.

Durak hatte sich inzwischen wieder gefasst, und warf einen letzten Blick auf die Leiche. "Anscheinend hat unser kleiner Möchtegern-meisterschütze mal ins Schwarze getroffen. Den Tag markiere ich in meinem Kalender, weil jetzt wird es wieder ein paar Jahre dauern, bis er einen Zufallstreffer landet."

Dorgan blickte kurz zum Hexer, stellte keine gravierenden Wunden fest. "Gehen wir weiter, da hinten ist ein abknickender Gang - und ich höre wieder die Trommelgeräusche."
Faerl, dem gerade eine äußerst freche Bemerkung auf der Zunge lag, schluckte diese herunter und schloss sich seinen lauschenden Gefährten an.
Alle hörten die Trommeln. Sie sahen sich wortlos an, und marschierten in der gewohnten Reihenfolge los.

Wenige Meter später kamen sie um die Biegung. Durak lief ein kleines Stück weiter und merkte, dass der Gang vor ihm leicht bergab verlief und anscheinend geflutet war. Bis zu einer Tiefe von etwa einem halben Meter. Er zuckte mit den Schultern und lief weiter.

"Aaaaaaahhhh!"
Der Kreuzfahrer drehte sich um, und sah Faerl schmerzerfüllt auf das Wasser starren, das dem kleinen Gnom wohl etwa bis zum Bauchnabel gehen musste.
"Was ist los? War da etwas? Hast du dich verletzt?" fragte er sofort.
"...viel schlimmer. Kalt. Da frieren einem die Murmeln ein!" gab der Illusionist mit einem verzerrten Gesicht von sich.
"Das waren mehr Informationen als ich haben wollte." gab der Erdgenasi trocken zurück.
"Nur weil bei dir schon alles abgestorben ist ..." fing der Magier mit zusammengebissen Zähnen an zu sagen. In seinen Augen funkelte der Schalk.
"Falls bei dir noch etwas vorhanden ist, das schrumpfen könnte, dann ist es bereits so klein, dass es nicht mehr kleiner werden kann. Und jetzt halt den Rand und geh weiter, sonst heize ich dir ein." sagte Phirius mit einem breiten Grinser.

Faerl wollte gerade eine freche Antwort geben, als Duraks tiefe, barsche Stimme ihn unterbrach: "Wenn du nicht schaust dass du kommst führe ich den Gnomenstock zum Fallentesten ein. Ich brauche nur noch einen 3 Schritt langen Stab und ein Seil, um dich festzubinden. Und jetzt komm endlich." Durak zwinkerte dem verdutzt guckenden Gnom noch mal zu, drehte sich um und watete weiter.
"Seid mal leiser, sie können nicht mehr leise sein. Wobei mir die Wassertiefe auch überhaupt nicht gefällt." fügte Dorgan noch an, während er sich ebenfalls weiter fortbewegte.

Der Gang wurde allmählich breiter und höher. Stalagmiten und Stalagtiten umgab die Gruppe, und angesichts des kristallklarem, funkelndene Wassers war sogar der Magier sprachlos. Schließlich sahen sie flackerndes Licht von einer großen Sandbank in der Mitte der riesigen Höhle. Die Decke, die ungefähr 15 Meter hoch war, war mit mehreren riesigen Stalagtiten verziert, und das regelmäßige Rauschen des Meeres schien sehr nah zu sein.

So leise wie möglich schlichen sie durch das seichter werdende Wasser, und verbargen sich hinter einem sehr breiten Stalagmit, der beinahe die Decke berührte. Faerl nutzte die Gelegenheit und wirkte einen Kommunikationszauber, dank dem es ihnen möglich war leise zu kommunizieren. Dann nutzte Phirius seine Fähigkeit, spinnengleich Wände zu erklimmen, und hangelte sich zügig den Fels hoch, und spähte zum Lagerfeuer.

"Mehrere Goblins, ein menschengroßer Goblin und ein kleiner Junge. Wahrscheinlich Xertas. Ein paar Goblins sind in Gewänder gehüllt. Vielleicht Zauberwirker...ohje, das sieht nach einem Altar aus..." flüsterte der Hexer seinen Gefährten zu.
"Gut, wir schauen, dass wir vielleicht etwas näher an sie herankommen. Dann schlagen wir kurz und hart zu..." begann Durak seine Taktik zu erläutern, als er vom Hexer unterbrochen wurde.
"Verflucht! Sie opfern ihn gleich, der Priester hat gerade ein Messer gezückt!"
"Verdammt! Los gehts!" schnaufte der Erdgenasi wütend. Dann stürmte er um den Stalagmit, und rannte mit voller Geschwindigkeit auf die Feinde zu.

Phirius hangelte sich blitzschnell den Stalagtit hoch und rannte dann zügig die Decke entlang in Richtung Lagerfeuer. Dorgan schaute kurz genervt den beiden hinterher, zog ein Phiole mit einer durchsichtigen, kristallglaren Flüssigkeit aus seinem Gürtel.
Mit einem "Auf unsere Gesundheit!"  kippte er den Trank herunter, und sprintete unnatürlich schnell vorwärts, um ebenfalls am Kampf teilzunehmen.

"Warum klappen Pläne eigentlich nie?!" schimpfe Faerl wütend, und rannte ebenfalls um den riesigen Stalagmit herum.
"Und ich Narr dachte als Magier würde man wenigstens trocken bleiben..." fügte er noch säuerlich hinzu. Dann sah er das Lagerfeuer der Goblins. Ihm kam eine Idee.

Durak hatte den ersten Goblin erreicht. Er sammelte seine gesamten Kräfte und schwang seine Waffe mit voller Kraft. Sie zischte laut und todbringend durch die Luft.

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Falkenblut

  • Mitglied
Re: Das zweite Gedächtnis
« Antwort #14 am: 04. Januar 2009, 22:20:43 »
Teil 8: Tod von oben

Yurak, der große Anführer der Goblins, sah den riesigen Söldner auf seinen vordersten Ritualwächter zustürmen. Gut, dass er sofort beim ersten Anzeichen von Ärger seine vorderen vier Wächter auf den großen Kämpfer gehetzt hatte. Er sah zur Seite. Seine beiden Schamanen blickten zu den Eindringlingen. Der Häuptling festigte den Druck um den Nacken des kleinen Menschen. Das Gezappel nervte ihn.

"Na los! Angreifen!" befahl er mit seiner barschen, heiseren Stimme. Dann wandte er sich wieder den Eindringlingen zu. Der Hobgoblin nahm nur noch am Rande wahr, wie seine angesprochenen Untergebenen anfingen etwas zu intonieren, und seine zwei anderen Leibwächter ihre Kurzschwerter zückten. Sein Blick hatte sich im großen Angreifer mit der seltsamen Eisenkette festgebohrt.

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"In die Schlacht!" Duraks Bass hallte durch die Höhle.
Dann schlang sich seine Stachelkette um den Hals des vordersten Goblins. Er riss mit einem energischen Ruck an ihr und ließ den Goblin so mehrere Schritte durch die Luft segeln, bevor dessen lebloser Körper auf dem Boden aufschlug.

Der Rest der vier Mann starken Vorhut musterte den riesigen Erdgenasi mit einer Mischung aus Angst und Hass. Der Blick, den der Kreuzfahrer ihnen zurückwarf, konnten sie nicht deuten. Der ganz linke konnte sich auch keinen Reim darauf machen, zuckte kurz mit den Schultern und stürzte dann mit einem lauten Kampfschrei vorwärts. Seine Gefährten folgten ihm augenblicklich. Sofort entbrannte ein blutiger, tödlicher Kampf zwischen den drei Kontrahenten.

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Dorgan war inzwischen bei den Zauberwirkern angekommen. Er hatte bei seinem Ansturm gerade noch vermeiden können, von einem plötzlich auftretendem Feld von peitschenden Ranken festgehalten zu werden.

Mit einem bösartigen Grinsen ließ er seine Streitaxt auf den vorderen Zauberwirker niederfahren. Ein lautes Knacken ertönte, als mehrere Rippen splitterten.

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Phirius hastete entlang der Decke, bis er genau über dem Altar war, der wenige Meter neben dem großen Lagerfeuer aufgebaut war.
Er spürte eine vertraute Hitze in seiner linken Hand entstehen und konnte ein süffisantes Grinsen nicht unterdrücken. Wie er diese plötzlich hochkochende Hitze liebte. Eine Gänsehaut lief dem Hexer über den Rücken.

Dann entlud sich die Energie so schnell wie sie gekommen war. Sie raste als giftgrüner Blitz hinunter. Auf den Zauberwirker, der nicht von Dorgan angegriffen wurde. Ein Schmerzschrei verriet ihm, dass er getroffen hatte.

Dann ließ er es weitere Energieblitze auf die Goblins hageln. Er war der personifizierte Tod von Oben!

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Plötzlich schien etwas im Feuer aufzuknistern. Dann hallte ein lautes Heulen durch den Raum. Es klang, als wäre ein Rudel Wölfe im Lagerfeuer gefangen.

Wenige Augenblicke später loderten die Flammen auf und wuchsen stetig an. Als sie so groß wie ein Oger waren, begannen sich Arme und Beine zu formen. Zwei rubinrote Augen erschienen da, wo anscheinend der Kopf sein musste.

Alle direkt am Kampf beteiligten starrten auf geformten Flammen. Als das Heulen zu hören war hatte sich niemand etwas dabei gedacht. Jetzt allerdings stand ein riesiger Feuerdämon mitten im Schlachtfeld.

"Ihr dürft mir später für die gelungene Vorstellung gratulieren..." hörten die Gefährten Faerls trockenen Ansporn weiterzukämpfen.

Dann machte die vom Illusionisten herbeigezauberte Kreatur einen Schritt vorwärts, und trat unheilverkündend auf die Leibwächter zu.

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Durak beachtete das Flammengeschöpf nicht weiter. Mehrere kleine, bereits fast verheilte Schnittwunden waren über seine Oberschenkel verteilt.
Zwei seiner Gegner wandten sich ihm wieder zu. Ein Goblin jedoch vernachlässigte seine Deckung und stürmte auf den neuen Gegner zu.

Die Strafe für diese Unvorsichtigkeit ließ nicht lange auf sich warten, und bereits nach 3 Schritten peitschte die Stachelkette über den Rücken des Unvorsichtigen.
Augenblicklich entbrannte der Kampf zwischen dem Erdgenasi und seinen beiden verbliebenen Kontrahenten erneut.

Wenige Augenblicke später sackte der erste leblose Körper zu Boden. Die Haut des Erdgenasis begann metallisch zu glänzen, und er blickte seinen verbliebenen Gegner an.
"Komm her zu mir! Komm her zu mir und stirb!" brüllte der kräftige Söldner so laut er konnte.
Die Augen des Goblins weiteten sich etwas, und er macht einen nervösen Schritt nach hinten.

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Faerl sah mit wachsendem Unmut zu seinem Flammenspielzeug. Der Zauberwirker hatte sich gerade eben abgewandt und zog einen Leibwächter hinter sich her, anscheinend um Durak zu bedrohen. Er ließ seinen Dämon einen Schwarzton annehmen. Dann lief ihm ein Grinser über das Gesicht.

Der Dämon zerlief plötzlich wie Butter in der Sonne. In Sekundenschnelle. Die drei Goblins, die zuvor mit ihm beschäftigt waren jubelten. Pechschwarze Schlieren flogen an ihren Füßen vorbei. Das Siegesgebell verstummte. Dann festigten sich die Schlieren, und sie merkten, dass sie in einem Käfig aus massiven, drei Meter hohen schwarzen Mauern gefangen waren.

Ein grüner Blitzstrahl, direkt von der Decke oberhalb der Goblins fuhr in den Kopf des Schamanen. Er zuckte noch kurz, und ging dann zu Boden. Die beiden verbliebenen begannen panisch gegen die Mauern zu trommeln, um einen Weg herauszufinden.

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Yurak schaute unzufrieden auf die Reste seiner Goblins. Sie schlugen sich schlecht. Er knurrte wütend. Mit einer lockeren Bewegung aus seinem Handgelenk schleuderte er den kleinen Mensch gegen den Altar, stülpte sich seine Krallenhand über und zerschlug mit ihr eine giftgrüne Phiole auf dem Altar. Die Krallen auf dem Handschuh verfärbten sich, und er wusste, dass sie jetzt jede geschlagene Wunde grausig verätzen würden.
Dann stürmte er auf den großen Kämpfer mit der Stachelkette zu. Er sollte leiden!

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Durak riss gerade seine Stachelkette aus dem letzten Goblin. Aus den Augenwinkel nahm er wahr, wie Dorgan seinen letzten Gegner mit einem brutalen, waagerechten Schwinger seiner Streitaxt köpfte. Sein zufriedenes Grinsen schwand, als er den Hobgoblin auf sich zustürmen sah. Er schlug nach ihm, doch dieser wich katzengleich dem mörderischen Schlag aus.

Dann fuhren ihm die spitzen Krallen in die linke Schulter. Der Erdgenasi keuchte auf. Der Anführer packte ihn mit der freien Hand am linken Handgelenk und wirbelte den verdutzten Kreuzfahrer über seine Schulter. Der Söldner schlug hart auf dem Boden auf. Die restliche Luft wurde ihm durch den auf seinem Bauch landenden Gegner aus den Lungen getrieben.

Dann spürte er etwas spitzes, scharfes im linken Vorderarm. Dieses kleine Aas hatte ihn gebissen! Wütend versuchte er seinen Kontrahent wegzudrücken, der der war kräftiger als er aussah.

Der Goblinanführer holte mit seinen Krallen aus und trieb sie dem aufbrüllenden Erdgenasi wieder tief in die linke Schulter. Durak keuchte auf. Schwarze Flecken tanzten in seinem Blickfeld. Etwas klingelte, und er spürte, wie sich Zornesadern auf seiner Stirn bildeten.
Keuchend vor Wut stemmte seinen Gegner jetzt mit einem Ruck hoch und schleuderte ihn von sich. Dieser rollte sich ab, und kam knapp 5 Meter entfernt wieder auf die Beine. Beide Kontrahenten richteten sich auf starrten einander hasserfüllt an.

Dann schlug ein Bolzen im rechten Oberarm des Hobgoblins ein. Ein smaragdgrüner Energieblitz von der Decke verbrannte einen halben Herzschlag später den anderen Oberarm. Ein lauter Kampfschrei hallte durch die Höhle, und der Getroffene konnte sich gerade noch umdrehen, um zu sehen, wie ihm eine vor Blut triefende Streitaxt in den Oberschenkel fuhr.
Durak grinste. Auf seine Gefährten war Verlass. Sogar auf den total wahnsinnigen Magier! Er machte drei schnelle Sprünge vor und ließ seine Stachelkette einen tödlichen Halbkreis beschreiben.

Sein Gegner drehte sich im letzten Augenblick um und sah noch kurz das Aufblitzen der Spitze der Stachelkette, bevor sie sich in seinem Gesicht eingrub. Ein lautes Knacken ertönte, und der getroffenen Kopf wurde auf den Rücken geschleudert. Dann ging der Hobgoblin zu Boden.
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