Das ist auch richtig, aber das hineinversetzen in eine andere Rolle ist nicht = Charakterspiel.
Charakterspiel ist das ausspielen der Charakterrolle z.B. auch im Verhältnis zu den anderen Mitspielern oder NSC.
Aber wenn ein Charakter eine Rolle hat, die er ausspielen kann, dann bedeutet dass dann eben doch, dass er Rollen-spielt, oder? Vielleicht versteh ich es auch einfach nicht...
Kann es vielleicht auch sein, dass der Begriff "Rollenspiel" durch Computerspiele einen Bedeutungswandel vollzogen hat?
Ich wollte überzeugten PC-Rollenspielern hier auch wirklich nicht zu nahe treten (bin ja selber einer), aber sicherlich werden mir doch alle zustimmen, dass das feeling von PC-Rollenspielen nur sehr schwer mit dem feeling von P&P-Rollenspielen zu vergleichen ist. Deswegen meine ich auch, dass der Genre-Name "Rollenspiel" bei den PC-Umsetzungen eigentlich unpassend ist; von einer weiteren Unterscheidung des Begriffes Rollen- und Charakterspiel wusste ich bis dato noch garnichts.
Ebensowenig wusste ich, dass schon seit vielen Jahren der Untergang des P&P prognostiziert wurde. Ich glaube auch nicht, dass WoW & Co die Pen&Paper-Spieler abwerben kann. Aber ich frage mich, ob das Pen&Paper-Spiel wirklich gänzlich unbeeinflusst vom MMORPG-Trend bleibt... Und natürlich braucht ein Rollenspiel-Verlag auch jungen Zuwachs. Es stellt sich also die Frage, ob Pen&Paper und PC-Spiele grundsätzlich die gleiche Zielgruppe haben. Ich denke nicht, dass die Wizards die 4E ohne irgendwelche Hintergedanken dieser Art konzipiert haben...
Jedenfalls gibt es viele gute Gründe für ein MMORPG monatlich Geld zu zahlen. Ich bin selber sogar erst durch WoW zum Pen&Paper gekommen, aber ich fürchte, dass dieser Fall recht selten vorkommt.
Das Thema ist wahrscheinlich deshalb so schwierig, weil es eben so viele verschiedene Arten von Rollenspiel gibt, wie Spieler. Aber, Taysal, ich sehe den Unterschied vorallem darin, dass alle MMORPGs aufgrund der beschränkten Möglichkeiten des Mediums PC automatisch weniger "glaubwürdig" und weniger konsequent sind, als Pen&Paper es sein kann (wobei es "glaubwürdig" hier nicht wirklich treffen kann).
Beispiele:
-- In Stormwind steht ein Zwerg mit einem gelben Ausrufezeichen über dem Kopf. Das ist technisch natürlich praktisch, aber würde im Pen&Paper einen unverzeihlichen Stilbruch darstellen.
-- Ein Respawn, bei dem ich sehen kann, wie ein Goblin nach dem anderen aus einer glitzernden Wolke aufploppt und dann sinnlos auf einer Wiese hin und herläuft, ist ebenfalls nicht sehr elegant.
-- Mein Charakter erschlägt zusammen mit einer Gruppe einen bösen Fleischklops im Dungeon XY. Jetzt ist der Unhold für meinen Charakter erledigt, die Hintergrund-Story geht für meinen Charakter weiter, aber für einen Charakter mit niedrigerem Level existiert dieser Klops noch. Wie begegnen sich diese beiden Charaktere jetzt im Spiel?
MMORPGs müssen insofern immer inkonsistent sein, selbst wenn der Großteil der Welt instanziert ist (wie z.B. in Guild Wars).
(Die Immersion, von der Wormy anfangs schrieb, ist für mich deshalb im Pen&Paper grundsätzlich höher.
Trotzdem kann ich immer nur nochmals betonen, dass ich auch weiß, dass es großartige PC-Spiele mit guten Handlungssträngen und schönen Quests gibt.)
P&P ist für mich konsistenter weil immer nur eine Spielergruppe am Tisch sitzt und die Interaktionen der Charaktere mit der Umwelt nur über eine Person abgehandelt werden. D&D ist immer vollständig instanziert, eben weil D&D kein Massive Multiplayer Game ist, kommt es dem Bauern auch nicht seltsam vor; er hat nur eine Abenteurergruppe gesehen. Das ist schließlich Teil des Spielsystems, findest du nicht Taysal?
Aufgrund des umfangreichen Regelwerkes von Pen&Paper-Spielen ist meiner Meinung nach eben nicht immer nur von der Kreativität und dem Improvisationstalent des SL abhängig, wie sehr sich das Würfelspiel vom Computerspiel unterscheidet. Das wird doch allein schon an den Möglichkeiten eines Gespräches zwischen NSC und Spieler-Charakteren klar. Von der höheren Interaktion mit der Umwelt einmal ganz abgesehen.
Darigaaz, ich habe wohl wirklich nicht bedacht, dass es einfach unheimlich viele verschiedene Ansprüche an das Rollenspiel gibt. Die einen mögen das eine, die anderen lieber das andere. Spaß machen muss aber wirklich jedes Spiel, sonst hätte es seinen Zweck verfehlt
Wahrscheinlich ist es also eine Frage der Kompromisse, die ich bereit bin einzugehen. Will ich unkomplizierten und flexiblen Spaß in einer Welt voll von tausenden Spielern, dann setze ich mich an den PC. Die meisten stören sich dann auch nicht an den Abstrichen, die sie gegenüber dem Pen&Paper in Kauf nehmen müssen und genießen umso mehr die Vorteile, welche die MMORPGs mit sich bringen.
(ich gelobe hiermit den Vorschau-Button vor dem Posten eines Beitrages zu nutzen und im Selbstversuch die Lesbarkeit meiner Beiträge zu überprüfen
... Sorry)